Von der Sicherung der untersten, materiellen Ebene
Jegliches Wirtschaften verfolgt ein einziges Ziel, die Sicherung aller materiellen Aufwendungen zum Leben. Der menschliche Organismus, alles Leben, besteht aus Stoffumsetzung. Dies bedeutet, dass immer Produkte in Edukte umgesetzt werden. Der menschliche Körper ist in übertragenem Sinne nichts anderes als ein Stoff- und Energieumsetzungs-Konverter. Um seine Existenz aufrecht zu erhalten, muss er materielle und geistige Nahrung zuführen, sonst stirbt er.
Die Sicherung dieser Bedingung ist nicht immer gewährleistet, denn in der Natur herrscht zwischen gleichartigen und sogar zwischen fremdartigen Lebewesen und Tierarten ein Konkurrenzverhalten um die Grundvoraussetzungen für Leben. Der Mensch hat deshalb früh angefangen, Nahrung selber zu produzieren. Dies ermöglichte die einfachere Beschaffung von Produkten zur Verwertung im grösseren Umfang, und um die Abhängigkeit von der Umwelt zu reduzieren. Die Weiterentwicklung des Wirtschaftens ist eine logische Konsequenz dieses Vorganges zur
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Sicherung und Herstellung von Vorprodukten zum Lebenserhalt. Was aber in der Betrachtung einer Wirtschaft weniger Sinn macht ist, wenn heutzutage neoliberale Wirtschaftsvertreter behaupten, der Staat, die Willensgemeinschaft aller Bürger, sie nur dazu da, einen Rahmen zu geben für das Gedeihen der Menschen darin, damit diese sich selber unterhalten konnten. Aber was denn nun? Muss sich der Bürger gemäss dieser Definition ohne fremde Hilfe selber erhalten, so, wie ein Tier auf Beutefang geht? Was ist mit Arbeitsteilung, Absicherung, Voraussicht und Kooperation unter Menschen? Haben diese Mechanismen in der neoliberalen Wirtschaft ihre Gültigkeit verloren? Man ersieht bereits aus der merkwürdigen Definition des Neoliberalismus, dass etwas nicht stimmen kann. Die Ansicht über die menschliche Leistungserstellung und Koordinationsfähigkeit in einer gemeinsamen Wirtschaftsbestrebung unter der neoliberalen Betrachtung kann sich nicht festlegen. Es wird doch behauptet und gefordert, der Staat sei dafür da, die Kriminalität zu bekämpfen, das Eigentum zu schützen, das Recht von Besitz zu sichern, usw. Gleichzeit wird gefordert, es müsse jedem alleine überlassen sein oder überantwortet bleiben, sich Nahrungsmittel zu beschaffen und sich durch Leistung etwas zu erwirtschaften. Die Aufgabe des Staates sei es nicht, Armut oder Eigentumslosigkeit zu verhindern. Man ersieht bereits an dieser grundlegenden Betrachtung, dass der Neoliberalismus mit seiner Idee des Wirtschaftens eine Philosophie der Eigentumselite ist. Der Liberalismus und seine Erklärungen sind sozusagen die Legitimierung für die Ausbeutung von Menschen in einem streng arbeitsteiligen und hierarchischen System. Nicht mehr und nicht weniger als dies. Der normale Mensch ist in einer streng arbeitsteiligen Wirtschaft und Gesellschaft dermassen von der Gesellschaft abhängig, dass er niemals in der Lage wäre, sich selbst zu erhalten. Und mit dem arbeitsteiligen Spezialwissen von heute würde doch jeder Mensch in der Wildnis kläglich zugrunde gehen. Nach Vorstellungen des Neoliberalismus muss sich der arbeitende Mensch durch Arbeitsteilung und Spezialisierung in vollständige Abhängigkeit eines Wirtschaftssystems begeben, gleichzeitig, bei Verlust dieser Funktion oder Tätigkeit ohne eigene Absicht, soll er mit diesem Problem alleine dastehen. Mit anderen Worten, er soll auf Gedeih und Verderb abhängig sein von fremdem Eigentum, alle Pflichten für die Eigentumselite übernehmen müssen, selber aber keine Rechte haben, wenn er diese nötig hat um zu überleben. So definiert man Sklaven.
Die Gesellschaft definiert sich durch Kooperation, Solidarität, gegenseitiger Hilfestellung und Hilfenahme, von Arbeitsteilung und von Kräfteausgleich und symbiotischer Leistungserstellung. Die Elite des Eigentums bricht nicht nur den Gesellschaftsvertrag, sondern sie schmarotzt regelrecht von der Arbeitsleistung der ausgebeuteten und entrechteten Mitmenschen, und sie verunmöglicht das Glück und das Gedeihen der Menschen in der Gesellschaft, indem sie alle Grundlagen zur Selbsthilfe verunmöglicht. Menschen, welche von den Sozialwerken leben, falls es diese überhaupt gibt, denn in vielen westlichen, modernen Staaten gibt es diese überhaupt nicht, sind dazu verdammt, aufgrund von reiner Existenzsicherung faktisch dahinzuvegetieren. Sie haben nicht die geringste Chance, ihren Zustand zu verbessern, weder durch Leistung, noch durch Eigeninitiative. Sie können in den meisten Ländern nicht einmal per Notfall zum Zahnarzt, oder sich in ein Spital einweisen lassen. In den USA verfügt der durchschnittliche Bürger noch heute nicht einmal über eine Krankenversicherung. Sie ist nicht obligatorisch, und der durchschnittliche Bürger kann sich eine private Krankenversicherung nicht leisten. Die Eigentumselite will nicht, dass der Bürger die geringsten Sicherheiten für sein Gedeihen hat. Das gesamten Pflichten, die gesamte Verantwortung und alle Risiken werden beim Bürger oder Mitarbeiter belassen, Rechte entstehen daraus keine. Und durch das Umverteilungsprinzip der Finanzgesetze, der Steuergesetze und der Eigentumsrechte wird von jeder Arbeitsleistung praktisch alles hinweg genommen, und nur noch soviel übrig gelassen, dass diese Person, auch wenn sie eine Arbeitstelle hat, im Durchschnitt gerade ihre Existenz sichern kann. Man ersieht bereits an diesen Mechanismen, dass die Elite von allen Menschen derart schmarotzt, dass man dies als Weiterführung des feudalistischen Systems aus dem Mittelalter bezeichnen kann. Neu allerdings so differenziert und so übermahnend, dass sich niemand aus der Schlinge dieses Systems befreien kann. Faktisch hat sich für den durchschnittlichen Bürger die Situation im Vergleich zum Mittelalter nicht verbessert, sondern nur verändert. Der Lebensstandard in Bezug auf die Verfügbarkeit von Materialien wurde nachhaltig verbessert. Im Mittelalter waren die Menschen aber vergleichsweise reich an Eigentum. Ausser, wenn das Haus und der Hof dem König oder der Kirche gehört oder verpachtet wurde. Ansonsten waren es die Fürsten oder Vögte, welche dem
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Bürger praktisch alles hinweg nahmen durch Steuern, durch Nutzniessung, durch Pacht von Landstücken, durch Kreditvergabe und Zinszahlungen, usw. Es gab schon damals viele Möglichkeiten der Bildung eines Sklaventums. Faktisch hat sich seit dieser Zeit rein gar nichts verändert. Der Adel und die Kirche, die damalig Mächtigen in allen Staaten, wurden in der Moderne ersetzt durch das Bürgertum. An der Situation des einfachen Volkes hat sich nichts geändert. Die Behauptung, dass der Mensch der Moderne frei geworden sei durch die Befriedigung aller materiellen Bedürfnisse im Kapitalismus, muss in diesem Kontext betrachtet werden. Seine Situation hat sich nicht verbessert, wenn man es an den Dimensionen des Eigentumsrechtes bemisst, sondern dramatisch verschlechtert. Er ist nach wie vor unfähig, seine Lebenssituation prinzipiell zu verbessern, weder durch Leistung, noch durch Fleiss oder eine andere Leistungserbringung. Wer oben ist und über Eigentum verfügt, lässt andere für sich arbeiten. Und wer unten ist, muss immer für die Oberen leisten. Die Neigung der pyramidalen Struktur und Abhängigkeit durch die Gesetze des Eigentums war im feudalistisch strukturierten Mittelalter im Vergleich nicht weniger steil. Es scheint, also ob alle modernen Weiterentwicklungen von Wirtschaft, Gesellschaft und sogar Politik nicht einhalten konnten, was sie den Menschen versprachen. Aber warum ist das so, denn man könnte doch davon ausgehen, dass jede Innovation und jeder Fortschritt die Gesellschaft besser machen müsste, mit weniger Aufwand Produkte und Dienstleistungen erstellt werden könnten, und eigentlich doch alle davon profitieren müssten? Warum also hat sich die Gesellschaft durch alle diese Errungenschaften doch prinzipiell nicht weiterentwickelt für den Bürger, oder wenn, dann nur für die Interessen und Ziele von Wenigen einer Elite?
Die Antwort darauf ist einfach. Es sind immer noch, gleich wie im Mittelalter und in der Antike, die Eigentumsrechte, welche diese Unterschiede schlussendlich gesetzlich festsetzen, mit fundamentalen Nachteilen und Nachteiligen Auswirkungen für die meisten Bürger. Es reicht eine Erkrankung durch Krebs, um eine ganze Familie oder einen Clan in die Armut zu zwingen. Einmal in der Armut festgesetzt, kommt man daraus nicht mehr heraus. Oder man muss über viele Generationen planen und ganz gezielt aufbauen, um wieder aus der Perspektivenlosigkeit herauszufinden. Die Vertreter des Eigentums haben darauf die Antwort der Chancengleichheit.
Jeder habe die gleichen Chancen, es hänge nur vom Fleiss und der Intelligenz der Menschen ab, ob man aus der Armut finden kann, oder nicht. Diese Behauptung entlarvt sich ebenfalls als Mythos. Denn das Eigentumsrecht ist nicht an Chancengleichheit interessiert, ebenso wenig wie an der Wahrung der allgemeinen Menschenrechte. Die Eigentumsrechte kennen nur das Recht des Stärkeren über den Schwächeren. Und Stärke wird definiert durch das potentielle Vermögen, durch Eigentumsrechte die Arbeitsleistungsrechte von anderen Menschen zu rauben. Es gibt heute unendliche Formen von Abhängigkeiten in Mietsklaventum oder anderen Abhängigkeitsverhältnissen. Sie alle leben zwar nicht von einer Rechtsungleichheit, denn vor dem Gesetze sind tatsächlich alle Bürger gleich, aber sie leben von einer gesetzlich festgelegten Rechtsungerechtigkeit. Denn das Recht, das geschriebene Gesetz, enthält bereits in sich Ungerechtigkeiten. Aber eigentlich sind diese Erkenntnisse, und dass Recht nicht gleich Gerechtigkeit ist, zwischenzeitlich im Bewusstsein von allen Menschen vorhanden. Denn jeder Bürger macht früher oder später in diesem System der Ungerechtigkeit und Abhängigkeit von Fremdeigentum die ungefähr gleichen, schlechten Erfahrungen. Nicht alle wissen, weshalb es für sie so dermassen schlecht ist, aber alle nehmen in Gedanken doch eine bestimmte Form von Ungerechtigkeit als Grund an, welche für sie aus einer Rechtsungleichheit heraus entstehen muss.
Der durchschnittliche Bürger erkennt nicht den wahren Grund, weil für alle Bürger die gleichen Gesetze gelten, aber er merkt bereits instinktiv, dass etwas nicht stimmen kann mit dem Gesetz.
Aber dazu gehört auch nicht viel, denn man ersieht es in der täglichen Praxis. Wenn man arbeiten geht, hat der Unternehmenseigentümer die absolute Befehlsgewalt über die Mitarbeiter, bis hin zur Entlassungsgewalt. Im privaten Bereich geht es weiter mit der Mieteigentumsgewalt. Denn auch dort kann er unweigerlich und ohne grosses Überlegen feststellen, dass er als Mietsklave über sein Wohneigentum nicht frei verfügen kann. Er müsste theoretisch den Wohneigentümer sogar um Erlaubnis fragen, wenn er einen Nagel in die Wand schlagen will, um ein Bild aufzuhängen. Es ist ihm gemäss Mietvertrag verboten, am Fremdeigentum etwas zu ändern. Es gibt tausend Beispiele, um die Abhängigkeit des modernen Menschen von Fremdeigentum aufzuzeigen. Ersieht man alle diese Abhängigkeit, wie sie sind, so ist der moderne Mensch, mehr noch als alle seine
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Vorfahren und Vorgänger, ein Mietsklave, wie es ihn niemals zuvor in der Geschichte gegeben hat.
Mit Ausnahme vielleicht von diktatorischen, monarchistischen oder anderen absolutistischen Systemen, in welchen er niemals über eigenes Eigentum verfügte und alles einer Führerschaft gehörte. In einem solchen Umfeld muss es klar sein, dass kein Mensch überhaupt in der Lage sein kann, selbständig für die Abdeckung der einfachsten materiellen Bedürfnisse zu sorgen. Er ist und bleibt fremdbestimmt, durch die Gesetze des Fremdeigentums und das perfekte, absolutistische und abgeschlossene Mietsklaventum. Solche Menschen sind nicht einmal in der Lage, ohne fremde Hilfe sich die entsprechenden Nahrungsmittel zur Existenzsicherung zu beschaffen. Und genau dieser Umstand wird von der Elite ausgenutzt, um die Bürger zu erpressen, und um sie in ihre Regeln zu zwingen. Die Abhängigkeit ist so übermahnend, dass es keine Alternative gibt. Man muss sich auf Gedeih und Verderb in die Pyramide der noch oben mehr werdenden Freiheiten durch Eigentumsrechte einfügen, und versuchen darin zu überleben.
Eigentlich müsste die Eigentums- und Machtelite ein Interesse daran haben, dass selbst die unterste Schicht und Kaste der Gesellschaft in die Erwerbstätigkeit und Leistungserstellung für die Elite kann eingebunden werden. Da das gesamte System aber nur durch Repression, Zwang, Existenznot, Erpressung und Gewaltandrohung funktioniert, muss man den Bürger oder Arbeitsleistenden dauernd einschüchtern. Durch Androhung von Arbeitslosigkeit, durch Androhung der Streichung von Sozialgeldern, usw. Die Massnahmen, den Bürger in die Pyramide der Gesellschaftsschichten mit Rechtsunterschieden zu zwingen, sind vielfältig. Und das Eigentum der Elite ist vorwiegend in der Wirtschaft und den multinationalen oder internationalen Unternehmungen investiert, in den Immobilien und Grundstücken, in den Staatsbetrieben und über die Privatbanken. Durch diese Allmacht wird künstlich eine Sockelarbeitslosigkeit geschaffen, welche der Staat oder der Bürger nicht in Frage stellen darf. Hierdurch profitieren die Unternehmungen von immer preiswerter Arbeitsleistung noch mehr von der Arbeitsleistung der Menschen. Und durch die Abschöpfung der Arbeitsleistung lässt sich noch mehr Eigentum erstehen, und hierdurch können noch mehr Menschen in das Mietsklaventum getrieben werden.
Ein System, welches umverteilt bis zum Endzustand der absoluten und absolutistischen Diktatur des Eigentums, respektive der Eigentumselite über alle Menschen.
Die Dreistigkeit, mit welcher die Eigentümer auf die Politik der Länder, Nationen, Staaten und Gesellschaften einwirken, ist zwischenzeitlich so ausgeprägt, dass die Verluste und die Unfähigkeit breiter Massen, selbst für die einfachsten, materiellen Grundbedürfnisse nicht mehr aufkommen zu können, nicht mehr ins Gewicht fallen. Hauptsache man kann Angst und Terror unter den Menschen verbreiten, damit diese unter allen Umständen leisten und diese Leistung an die Eigentumselite in der Pyramide der Abhängigkeiten abliefern. Was ich damit ausdrücken will ist folgende: Die Armut, die Hoffnungslosigkeit, der Terror, der Leistungsdruck, die Erpressungssituation, usw, alles ist es künstlich erschaffen, um die Stabilität der Pyramide der Abhängigkeiten zu erhalten, damit die Eigentums- und Machtelite ihre Privilegien nicht verliert.
Diese Erkenntnis ist der Schlüssel für das Verständnis der Ausprägung und Strukturierung des gesamten Gesellschafts- und Wirtschaftssystems. Die Angst der Menschen wird dazu benutzt, die Privilegien der Elite zu stützen und zu sichern. Aus diesem Grund wird heute nicht einmal die unterste Sicherungsebene von allen Ebenen der maslowschen Bedürfnishierarchie durch die Gesetze der Gesellschaft garantiert. Nicht einmal mehr die materiellen Sicherheiten werden in unserer modernen Gesellschaft gesichert. Es ist wohldurchdachte Absicht einer Elite, um ihre Privilegien erhalten zu können, weil sie von den Menschen schmarotzen, und unter normalen Bedingungen von ihnen zur Rechenschaft gezogen würden.
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