Idealisierte Gesellschaften und deren Feindbilder
Es ist geradezu bezeichnend, dass jede bisherige Gesellschaftsform, jede spezielle Form der Struktur von Ordnung sich ihrer eigenen Schwächen bewusst war, und deshalb genau wusste, wo der Feind ihrer selbst zu suchen ist. Und für jede Art von Ordnung musste dieser Feind wieder in einem gänzlich anderen Bereich zu stehen kommen. Für die Weimarer Republik war es vielfach die Zerfallserscheinung von Volk und Sippe, für den Nationalsozialismus waren es Kapitalismus und Bolschewismus, für den Sozialismus der DDR (ehemals Deutsche Demokratische Republik) war es der Kapitalismus, für den Kapitalismus waren es der Kommunismus und der Sozialismus, für die Monarchie war es die Demokratie, usw. Diese Darlegungen könnte man unendlich weiterführen, da jedes gesellschaftliche Ordnungssystem immer denjenigen ultimativen Feind erkannte, welcher das eigene System in Frage zu stellen vermochte, und welches eine Gefahr für die Macht und die Autorität der Führungselite in diesen Systemen darstellte. Und da liegt der springende Punkt. Denn die ganze Kraft und Stabilität einer Philosophie war immer verbunden mit dem Machtzentrum einer Ordnungsgesellschaft. Fehlte die Philosophie, besass die Führung keine Stabilität und Macht mehr. War die Philosophie falsch, würde dieser Umstand fähig sein, den Führungsanspruch, das gesamte Gebilde der Gesellschaftsordnung zu zerstören. Deshalb war und ist es noch heute ideologisch wichtig, dass man sich von allen denjenigen, philosophischen Denkgebäuden dauerhaft entfernt, welche die Ordnung in Frage stellen oder die Systemfehler aufzeigen. Da das Verständnis für die Macht in einer kapitalistischen Eigentumsdiktatur durch Anschauung notgemäss in der Bürgerschaft oder im Volk am wenigsten Verständnis findet, weil sie am wenigsten davon profitieren, so muss die entsprechende Lüge den Menschen mit Gewalt in die Köpfe gehämmert werden, durch dauernde Wiederholungen, und durch ein Belohnungssystem, welches vor allem auf der untersten Stufe einer Gesellschaft zum tragen kommt. Dieser Zustand ist heute nicht anders. In der kapitalistischen Eigentumsdiktatur wird das absolute Eigentum mit dem absoluten Menschenrecht gleichgesetzt. Es ist die schlimmste Lüge des kapitalistisch strukturierten Gesellschaftssystems.
Als Schweizer lebt man in einer so genannten kapitalistischen Demokratieherrschaft, was nichts anderes bedeutet, als dass reiche und mächtige Interessengruppierungen über praktisch alles Eigentum verfügen. Privateigentum ist erlaubt, gilt aber als Handelsware, welche man erstehen und veräussern kann. Dieser Handel hat über die Zeit dazu geführt, dass die meisten Bürger an Wohneigentum längst enteignet und Mieter geworden sind. Es ist rational nachvollziehbar, dass in einer solchen Gesellschaft bei genau diesem Systemfehler darauf geachtet wird, dass niemand auf die Idee kommt, dieses zu hinterfragen. Dieser Systemfehler macht, dass die Demokratie schlussendlich zu einer Plutokratie wird, und die Eigentümer ihre Privilegien erhalten. In Wahrheit kann wegen des Systemfehlers nicht einmal ein grundlegender Standard an Menschenrechten eingehalten werden. Die meisten Menschen sind in diesem System enteignet, handlungsunfähig und machtlos. Bezeichnend ist deshalb, obschon dies natürlich in keiner Statistik akkumuliert und
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wahrhaft durch die Regierung dargestellt wird, dass von ca. 7 Millionen Einwohnern 85-90% nur noch Mieter ohne eigenes Wohneigentum sind, und ca. 1 Million Menschen direkt oder teilweise von den Leistungen der Sozialversicherungen leben. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Tatsachen mehr wiegen, als alle schönen reden über Demokratie, über Freiheit oder Menschenrechte. In den USA sieht es ähnlich aus, wobei mehr Wohneigentum vorhanden ist, die Bevölkerung aber über weniger Bürgerrechte verfügt. Es ist nachvollziehbar, dass eben gerade unsere modernen Gesellschaftsordnungen, und wenn sie auch die einzigen sind, welche bisher noch zu überleben in der Lage waren, so perfekt nicht sind, sondern eigentlich genau so schlecht, wenn nicht noch schlechter, als alle bisherigen Gesellschaftsordnungen. Die Länge der Bestandesdauer einer Gesellschaftsordnung ist nicht ein Mass für deren Erfolg. In unserer Schweizerischen, kapitalistischen Demokratieherrschaft wird jeder 5te Franken Gewinn durch die Banken erwirtschaftet. In der Mehrheit ist dies ausländische Arbeitsleistung, welche über die Banken als Gewinn in die Schweiz transferiert wird. Es gibt gewichtige Gründe, um die Arbeitslosenstatistiken nach unten zu kaschieren, indem man ihre Erhebungen falsch vornimmt.
Und wo das Kapital Eigentum an die reichen und mächtigen Eigentümer umlagert, sind auch die Medien meistens unter Kontrolle von wenigen Eigentümern. Vergleicht man unser Gesellschaftssystem mit demjenigen in ehemals sozialistischen Staaten, so haben wir heute Horden von arbeitslosen und randständigen Menschen, obschon die Schweiz mithin zu den reichsten Ländern der Welt zählt. Und wir haben ganze Legionen von enteigneten und entrechteten Menschen. Das Volk ist nicht in der Lage, dies zu erkennen. Und die Politik in Bern wird gemacht von den Interessengruppierungen aus Wirtschaft und Eigentum. Diese haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Arbeitslosenzahlen durch statistische Betrugsmittel, man kann es nicht anders ausdrücken, auf nur gerade 3% herunterzuschrauben. Die effektiven Zahlen sind ungefähr 5x so hoch. Wie kann es also sein, dass ein Volk, und dies merkt man, wenn man mit Menschen spricht, dies nicht erkennt? Und die Antwort darauf ist ganz einfach. Es sind Propagandamittel, welche von der Regierung, welche zusammengesetzt ist aus den reichsten und mächtigsten Interessengruppierungen, angewendet werden, um den Bürger, genauer genommen den Stimmbürger, absichtlich zu täuschen. Es ist Propaganda, es ist Desinformation, und es sind andersartige Interessen in der Politik, welche den Bürger dumm halten, und darin sehr erfolgreich vorgehen. Aber es gibt noch einen anderen Grund, weshalb sich der Bürger täuschen lässt durch diese Propagandamaschinerie von Interessengruppierungen. Solange ein Arbeitnehmer eine Anstellung hat, wird er sich niemals Gedanken darüber machen, welche Probleme er als Arbeitsloser, Ausgesteuerter, Invalider oder Sozialbezüger lösen muss, und dass er sich eventuell nicht mehr in die Gesellschaft integrieren kann. Die Solidarität des nutzniessenden Bürgers gegenüber dem Not leidenden Bürger ist gleich Null. Dieser Umstand, welcher der Elite längst bekannt ist, und in den propagandistischen Mitteln mit berücksichtigt wird, wird dazu benutzt, den Stimmbürger in eine Meinung zu zwingen, welche auf grundsätzlich falschen Annahmen basiert.
Solange die Mehrheit der Bürger nicht den Preis für das System bezahlt, wird es die Änderung nicht geben. Erst wenn jemand direkt und selber von Lügen, Täuschungen und absichtlichen Irreführungen in der Politik betroffen ist, fängt dieser an zu denken. Ich könnte an dieser Stelle wohl tausende von Beispielen aufzählen, wo der Stimmbürger in den letzten Jahrzehnten durch reines Nichtwissen, Desinteresse, Rücksichtslosigkeit oder durch Propaganda von Interessengruppierungen an der Nase herumgeführt wurde.
Es muss klar sein, dass gerade in solchen Systemen die Wahrheit gescheut wird wie der Teufel das Weihwasser fürchtet, wenn man es denn in einem Sprichwort ausdrücken wollte. In unserem Herrschaftssystem der kapitalistischen Demokratie lügt, betrügt, täuscht, verschleiert, unterminiert, und verschweigt die Regierungsführung, zusammengesetzt aus Interessengruppierungen des Eigentums, alles, was der Wahrheit dient. Und es wird in propagandistischen Kampagnen der Mythos am Leben erhalten, man könne in Demokratien nachhaltig etwas bewirken durch Abstimmungen, und wir seien eine Volksdemokratie. Die Menschen lesen in den grössten Landeszeitungen, wir hätten 3% effektive Arbeitslose, und sie glauben diese irreführenden Angaben. Der Bürger ist deshalb politisch meistens so ungebildet und gegenüber der Demokratie so blindlings vertrauenswürdig, dass er jeder propagandistischen Information, welche von bestimmten Interessengruppierungen aus Wirtschaft oder Eigentum stammt, oder aus den wenigen Nachrichtenagenturen, welche dem Eigentum gehören, Glauben schenken. Sie gehen
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noch nicht einmal davon aus, dass der Staat selbst bestimmt wird durch diese Interessengruppierungen, sondern sie meinen allen ernstes, die Regierung würde die Interessen des Volkes repräsentieren. Als politisch aufgeklärter Bürger kann man über solches Denken, Sprechen und Verhalten nur den Kopf schütteln. In der Schweiz haben schätzungsweise 80-90% noch nicht einmal das politische System verstanden, und wie es funktioniert, wer womit, wann und in welcher Form Macht ausübt, welche Interessengruppierungen an der Regierung beteiligt sind, wie sie beteiligt sind, und wie sie ihre Machtansprüche durchsetzen. Die weitaus grosse Masse des dümmlichen Bürgers geht von der Annahme aus, dass die Regierung, wie immer sie auch zusammengesetzt sei, für die Interessen des Bürgers steht, und in dessen Sinne eine Politik sich einrichtet, und er darauf vertrauen kann. Die politische Ungebildetheit in kapitalistischen Demokratien ist denn auch der Grund, weshalb die Bürger eines Tages alle Freiheiten verlieren werden, und sich fragen werden, was denn passiert sei, respektive wie es denn überhaupt dazu kommen konnte, da wir doch quasi immer über das Stimmrecht alles mitbestimmen konnten. Aber sehen wir der Tatsache ins Auge. Der durchschnittliche, Schweizerische Bürger ist von seiner politischen Entscheidungsgrundlage her betrachtet unmündig, an einer Abstimmung teilzuhaben.
Er interessiert sich weder für die Grundbedingungen und Gesetze zu einer Gesellschaft, noch für gesellschaftliche Probleme, noch versteht er, was passiert, wenn er seine Rechte als Stimmbürger im falschen Sinne wahrnimmt. Genau deshalb ist heute der Grossteil der Bürger an Wohneigentum enteignet. Und genau deshalb leben von 7 Millionen Bürgern ganze 1 Million ganz oder teilweise von den verschiedensten Sozialversicherungen. Genau dies ist die schleichende Folge unmündigen Stimmbürgern, welche nicht einmal grundlegend verstehen, um was es bei Abstimmungen geht. Die Propaganda durch die Interessengruppierungen in der Regierung hat deshalb bisher und über die letzten Jahrzehnte massiv und sehr erfolgreich gewirkt. So erfolgreich, dass der Bürger nicht einmal gemerkt hat, was mit ihm geschieht, und so, dass die neue Generation zwischenzeitlich nicht einmal mehr weiss, wie gut die Bedingungen der letzten Generation waren, im Vergleich zu heute. In den letzten 40 Jahren hat sich, mit wenigen Ausnahmen, alles massiv verschlechtert.
Wer in der Schweiz die Demokratie in Frage stellt, wird gesetzlich geahndet, und jede „unbegründete" Aussage wird unter Strafe gestellt. Das Gesetz ist diesbezüglich raffiniert aufgebaut. Es wird nicht unterschieden zwischen der Betrachtung einer Demokratie als Volksdemokratie und einer Demokratie als Interessendiktatur. Für den Gesetzgeber ist die Kritik an der Demokratie eine Kritik an der Volksdemokratie, mit dem alleinigen Ziel der Errichtung einer Diktatur oder eines faschistischen Systems. Die Wahrheit ist aber eine ganz andere, denn die Demokratien, wie sie sich heute in den westlichen Gesellschaften zeigen, sind geradezu Diktaturen, weil die reichsten und mächtigsten Interessengruppierungen des Eigentums in ihr das fast uneingeschränkte Sagen haben, und nicht etwa das Volk. Insofern befinden wir uns heute in einem genau so gesetzlich faschistoiden System wie in der ehemaligen DDR. Und die Propaganda und alle Desinformationen bestätigen dies jeden Tag von neuem. Aber eben, nur der gebildete, vernünftige und wissende Bürger lässt sich in diesem System nicht täuschen, und weiss, wo die Wahrheit zu stehen kommt. Persönlich sehe ich nach dem Studium des Sozialismus und des Nationalsozialismus, des Kapitalismus und des Kommunismus, in Bezug zu diesen Systemen und als Vergleich, keine prinzipiellen Unterschiede in den Systemfehlern und dem Missbrauchspotential. Und diese Erkenntnis wiegt schwer in meiner Vernunft, denn sie sagt aus, dass sich prinzipiell an der Form der Regierung über Menschen nichts geändert hat, respektive dass unsere Gesellschaft sich nicht weiterentwickelt hat, und dass die Bürger nicht mündiger sind, als in zwischenzeitlich zerfallenen und untergegangenen Gesellschaftssystemen. Nur die Form der Regierung wurde differenzierter, die Propaganda wurde raffinierter, und die Täuschung der Menschen wurde perfektioniert. Eine unschöne Erkenntnis.
In gleichem Masse, wie der Mythos der Demokratie, wird in der Schweiz auch eine Kritik an der diktatorischen Eigentumsrechts-Regierungsform geahndet. Wer die Eigentumsverhältnisse in Frage stellt, oder sich in der Öffentlichkeit diesbezüglich äussert, wird strafrechtlich verfolgt, abgeurteilt und inhaftiert. Es stehen schwere Strafen auf solche Äusserungen in der Öffentlichkeit.
Es gibt also auch bei uns, wie in allen Gesellschaftssystemen zuvor, heilige Kühe, welche man nicht anfassen darf, geschweige denn, dass man in der Öffentlichkeit eine Diskussion anstreben
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darf, um die öffentliche Diskussion anzustossen, und eventuell auf andere Lösungen zu kommen.
Wir sind nicht in einem Staate wie der ehemaligen DDR, oder in einem ehemals kommunistischen Land, sondern wir leben in der Schweiz nach der Wende vom zweiten in das dritte Jahrtausend.
Dennoch sind die Regeln, über welche eine Gesellschaft funktioniert und Verstösse ahndet, nach wie vor die gleichen. Sobald man am Herrschaftssystem der Elite Kritik übt, oder es in Frage stellt, wird man strafrechtlich verfolgt und bestraft. Die Form hat geändert, der Inhalt und Grund für die Strafverfolgung ist gleich geblieben.
Im Sonnenstaat sollte eben genau diese Gesetzmässigkeit der Strafverfolgung oder der Infragestellung des Systems nicht in Verfolgung münden, sondern in die Aufforderung, auf speziell dafür bestimmtem Gebiet für eine alternative Gesellschaftsform seine Arbeitskraft und Leistung zur Verfügung zu stellen. Der Sonnenstaat selber ist nur die Ausgangsbasis für einen Staat, welcher selber nicht an den Gesellschaftsproblemen von Umverteilung und Ausbeutung leidet, weil er alle Machtungleichheiten und Rechtsungleichheiten ausgemerzt hat, und auf dieser Basis allen zukünftigen Gesellschaftsformen eine ideale Plattform anzubieten hat, und wo Neues entstehen kann. Deshalb ist die Form und der Inhalt des Sonnenstaates so auszugestalten, dass er Grundeigentum zulässt und sichert, gleichzeitig aber Besitzsklaventum durch Verhinderung der Ausübung von Eigentumsrechten unterbindet. Natürlich ist es nicht möglich, diese Grundregeln auch in diesem Staate zu ändern, Kritik daran sollte aber jederzeit ermöglichen, im Verbund mit einer Interessengruppierung auf einem abgesonderten Teil des Staatsterritoriums eine neue Gesellschaftsform bilden zu können. Dies war in allen bisherigen Gesellschaftssystemen nirgends der Fall. Alle bisherigen Staatssysteme waren in diesem Sinne totalitär und absolutistisch, und mussten deshalb ihre Form der Diktatur durch Propaganda errichten und durch Unwahrheiten erhalten.
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