Je effizienter die Wirtschaft, desto mehr Arbeitslose
Politiker werden gewählt in dem Versprechen, die Wirtschaft anzukurbeln, damit mehr Arbeitsplätze können geschaffen werden. Die Wahrheit hinter dieser Lüge ist, dass es nicht Ziel und Aufgabe der Wirtschaft ist, neue Arbeitsplätze zu erschaffen, geschweige denn, die alten Arbeitsplätze zu erhalten. Ziel einer Wirtschaft, respektive der Unternehmungen, ist es, die Arbeitsleistung als Aufwandsposten zu betrachten. Ein Aufwandsposten wird nach dem Gesetz der Effizienz gemindert, um den Erfolg zu vergrössern. Deshalb ist jede Unternehmung daran interessiert, mit möglichst wenig Angestellten die für die Unternehmenstätigkeit anfallenden Leistungen zu erbringen. Und die allgemeine Regel ist: Je effizienter und fortgeschrittener eine Wirtschaft oder Volkswirtschaft ist, desto mehr Arbeitslose muss sie „produzieren". Produzieren deshalb, weil man Arbeitslose regelrecht erschaffen muss durch Leistungen des Controlling, der Buchhaltung und anderer, messbarer Massnahmen. Ich erinnere mich an das praktische Beispiel bei meiner Anstellung auf der Bank, bei welcher der Unternehmung McKinsey ein Auftrag zur Optimierung der Arbeitsprozesse erteilt wurde, mit natürlich dem schlussendlichen Ziel des Abbaues von Angestellten. Für jede einzelne Tätigkeit mass ein Angestellter von McKinsey mit der Stoppuhr die Zeit, um in Addition aller Tätigkeiten den wahren Zeitumfang von Abläufen berechnen zu können. Hieraus wurde abgeleitet, welche Zeit ein einzelner Auftrag benötigt, und in Folge davon, wie viele Aufträge ein Leistender täglich abarbeiten musste, damit er voll ausgelastet ist.
Die Tätigkeit wurde also zu einer reinen Fliessbandarbeit degradiert. Zusätzlich geht man dabei von der Grundlage aus, dass ein Angestellter nicht in der Lage ist, seine Arbeitsweise zu optimieren, geschweige denn überhaupt effizient und in stetig verbesserter Aufwandsminderung zu organisieren. Der Ehrlichkeit halber muss ich hier anmerken, dass ich noch niemals einen Mitarbeiter gesehen habe, welcher den Aufwand zur Erledigung erhöht hat, ausser, wenn er mit Aufträgen überschüttet wurde und er durch die Mehrleistung, statt mit Belohnung, mit noch mehr Aufträgen belohnt wurde. Fazit: man muss nicht messen, wie viele Aufträge ein Arbeitnehmer bewältigen kann. Man muss dafür sorgen, dass normale Arbeitsbedingungen ihm dabei helfen, sich selber optimal zu organisieren. Da aber die Unternehmung McKinsey selber nur auf Auftragsbasis Projektarbeiten wahrnimmt, und am Erfolg von Kosteneinsparungen gemessen wird, ergeben sich hieraus Unwahrheiten in der Bemessung und Bewertung von Tätigkeiten und deren Leistungserhebung. Schlussendlich werden in Folge immer Mitarbeiter abgebaut, wo man dies nicht dürfte. Kurzfristig kann diese Consulting-Unternehmung einen Erfolg der Ausgaben oder Aufwendungen verbuchen. Mittel- und langfristig fehlen die Angestellten, um die Arbeit korrekt und Sinn bringend zu erledigen. Hierdurch mindert sich der effektive Unternehmenserfolg massiv.
Ausserdem wird das Arbeitsklima geradezu verpestet. Schlussendlich gibt es mehr Arbeitslose, deren Kosten an die Allgemeinheit überladen werden, also an andere Mitarbeiter und Steuerzahler des Kantons (Arbeitslosenentschädigung). Und die Unternehmung erkennt den Nachteil erst viel später, wenn es oftmals zu spät ist. Ich kann mich an einige Beispiele erinnern, durch welche die Massnahmen von McKinsey die Unternehmung direkt in den Konkurs getrieben haben, weil die Messenden weder das Geschäftsumfeld kannten, noch über die Wichtig von Kernleistungen informiert waren, oder wie wichtig es war, dort mehr Leistung für den Kunden zu erbringen, als es die Abteilung alleine in der Lage war zu erwirtschaften. Aber was genau will ich damit aussagen?
Es geht nicht darum, eine Unternehmung in Misskredit zu führen, sondern aufzuzeigen, dass bei rein analytischer Betrachtung einer Unternehmung man zwar genau beweisen kann, ab wann eine Unternehmung nicht mehr kostendeckend wirtschaften kann. Man kann aber mit den besten analytischen Techniken niemals erklären, warum eine Unternehmung trotzdem und in Folge Konkurs geht. Denn dazu benötigt es mehr, als die rein analytische Fähigkeit des Messens eines wirtschaftlichen Ist-Zustandes.
Ein anderes Beispiel stammt aus dem direkten Umfeld meiner Familie. Ein Unternehmer hat sich in ein Tätigkeitsfeld vorgewagt, in welchem er keine Erfahrungen hatte, und welches für ihn neu und fremd war. Er kam aus einer Produktionswerkstätte, an einem Fliessband wurden Produkte hergestellt, und ihm oblag die Kontrolle der Effizienz. Nun kaufte er sich ein in eine Dienstleistungsunternehmung der Medizinbranche, und verkannte die Wichtigkeit des dauernden Neuzuganges von Patienten für den Unternehmenserfolg. Statt neue Kunden zu suchen, weil ihm
Welt-Erneuerung durch Eigentumsreform
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dies nicht sonderlich lag, fing er an, die gesamten Tätigkeitsfelder der einzelnen Mitarbeiter zu zergliedern und alles bis auf das einzelne Modul herunter zu brechen. Die Vernunft, wenn er sie denn gehabt hätte, hätte ihn erkennen lassen, dass eine Optimierung im kleinen Prozentbereich möglich ist. Dies würde ihm aber nicht helfen, wenn ihm die Hälfte der Patienten fehlen, um das Überleben der Unternehmung zu sichern. Zwischenzeitlich ist die Unternehmung drauf und dran Konkurs zu gehen, nur weil der Eigentümer der Unternehmung die Führungsstärke nicht besass, zu erkennen, wo das Problem der Unternehmung liegt. Er war weder eine Führungsperson, noch hatte er Fähigkeiten als Verkäufer. Er war und blieb alleinig ein Prozess-Optimierer. Und sein Schicksal ist, soviel zeichnet sich jetzt bereits ab, die Unternehmung geordnet in den Konkurs zu führen, nicht aber sie zu retten und zu erhalten. Aber jeder macht, was ihm liegt. Was jemand nicht kann, kann er auch nicht für die Unternehmung einsetzen. Dies am Rande als Beispiel, um zu zeigen, dass auch diesem Eigentümer und Unternehmer schlussendlich nichts anderes übrig bleiben wird, als Mitarbeiter zu entlassen. Die Massnahmen der Optimierung aller einzelnen Tätigkeiten führen schlussendlich zu dieser einzigen Lösung, und nicht in das Bestreben, mehr Kunden zu erhalten, damit die Unternehmung mit geringstem Aufwand überleben kann. Das Arbeitsklima, so habe ich mir erzählen lassen, war bis am Schluss so dermassen vergiftet, dass alle daran dachten zu kündigen. Dies deshalb, weil der neue Eigentümer nicht in der Lage war zu erkennen, wie das Business betrieben wird. Man kann ihm den Vorwurf der falschen Entscheidung machen, sich in eine fremde Unternehmenstätigkeit einzukaufen, wenn er Markt längst übersättigt ist, und alle Unternehmungen nur noch durch Personalabbau überhaupt überleben können. Ein Beispiel aus der Praxis mit vielen Schlüssen und Ableitungen. Und da viele Führungspersonen nicht wirklich über Fähigkeiten verfügen, oder der Markt es ihnen einfach nicht gestattet, eine Unternehmung noch effizienter zu machen, so müssen diese in erster Linie Personal abbauen, um überhaupt einen Erfolg vorweisen zu können. Und am Erfolg werden sie gemessen, am Erfolg, für die Unternehmenseigentümer Arbeitsleistung von den leistenden Mitarbeitern umzuverteilen, damit die Eigentumsrechte weiterhin die Umverteilung von Arbeitsleistung vornehmen können und das pyramidale System der Abhängigkeiten und Umverteilungen weiter funktioniert. Denn eigentlich ist die Idee des Marktes nur dafür geschaffen worden, und nicht, um den Wohlstand des Volkes zu heben, sondern um die Eigentumsrechte der Eigentümer geltend zu machen und wirken zu lassen, damit die Pyramide der Macht nicht ins Wanken gerät. Für den Erhalt der Macht der Eigentümer bezahlt der Leistende in den meisten Fällen und durch die Marktgesetze direkt mit Arbeitslosigkeit und darauf folgender Enteignung durch die Staatsgesetze.
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