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Chinesisches Qi und harmonische Gesellschaftsordnung

Anders als in allen westlichen Gesellschaften, hat man in China eine lange Tradition des Begriffes „Harmonie". Neben z.B. den 5 Begriffen von Liebe, Kraft, Harmonie, Liebe, Gesundheit, ist der Begriff der Harmonie absolut zentral. Man könnte den zentralen Begriff der Wahrheit im Westen damit vergleichen, mit dem Unterschied allerdings, dass in Ostasien der Begriff Wahrheit niemals ausserhalb einer gesellschaftlichen Präsenz bestehen konnte. Die Wahrheit in einer Gesellschaft, das ist die Harmonie. Hieraus ersieht man das fundamental andere Verständnis von Menschen mit einem gänzlich anderen Verständnis von Individuum und Kollektiv. Die Wahrheit des Individuums kann niemals eine andere sein, als diejenige für das Kollektiv. Sind Himmel und Erde verbunden, die göttliche und die menschliche Welt, so kann die Ordnung nicht ins Chaos stürzen, und wird ewigen Bestand haben. Die Idee des atlantischen Reiches ist von der Empfindung her betrachtet sehr ähnlich, egal, wie wir diese ideale Gesellschaftsordnung nun nennen. Es ist die Idee oder die Auffassung, dass die Individualbedürfnisse der Menschen in vollkommener Harmonie sein müssen mit dem Kollektivbedürfnis des Staates. Eine Idee, welche zwar bei uns historisch betrachtet in der Idee von Atlantis schon immer vorhanden war, durch die spezielle Form der Gesellschaftsordnung bisher aber an keiner Stelle jemals konnte verwirklicht werden. Obschon verschiedenartige Versuche dazu unternommen wurden. In Ostasien dagegen war der harmonische Zustand der Gesellschaft, oder die westliche Idee von Atlantis, immer schon fester Bestandteil nicht nur der Glaubenswelt, sondern manifestiert sich in der gesamten Gesellschaftsstruktur. Der Kaiser war immer Sohn des Himmels, er musste die göttliche Ordnung der Schöpfung in der Welt manifestieren. Wenn das Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde unharmonisch wurde, dann führte dies zum Eingang des Chaos in die Welt. Deshalb war es für Chinesen immer schon etwas vom Wichtigsten, die Harmonie in der Gesellschaft zu erhalten. Die Germanen hatten mit ihrer Stammeskultur und Sippenkultur eine sehr ähnliche, sehr natürliche Auffassung der Erhaltung dieser Harmonie. Der Führer war dazu da, Fehden von Interessengruppierungen zu schlichten, Schiedsurteile zu sprechen und gleichzeitig Schutz, Sicherheit, Freiheit, Stabilität, Kooperation und Nachhaltigkeit zu garantieren. In gleicher Art die Funktion des Kaisers. Die göttliche Ordnung oder Harmonie in der Gesellschaft durfte nicht durchbrochen werden durch Partikularinteressen von Interessengruppierungen, so wie dies heute in allen westlichen Gesellschaften die Regel ist. Man muss dies verstehen, um überhaupt zu verstehen, wie ähnlich sich diese beiden, meiner Meinung nach doch sehr natürlichen Betrachtungen von einer Gesellschaftsstruktur, sind. Der schlimmste Alptraum, welche sich Chinesen vorstellen können, ist der Zerfall der göttlichen Ordnung auf der
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Welt, in ihrem harmonischen Reich. Dies aufgrund der Erfahrung aus der Vergangenheit, dass viele Male schon diese Ordnung ins Chaos gestürzt ist, und viele Menschenleben mit sich in den Abgrund gerissen hat. Deshalb denken Chinesen noch heute als Kollektiv, und harmonische Einheit, weil ihr Überleben davon abhängig, dass diese göttliche Ordnung nicht ins Wanken gerät.
Dies ist auch der Grund, weshalb langfristig die ostasiatischen Gesellschaften mit der westlichen Gesellschaftsstruktur nichts werden anfangen können. Sie sind sich instinktiv bewusst, dass der Kampf von Interessengruppierungen gegen Interessengruppierungen den Staat, das Bürgertum, das Kollektiv, die göttliche Ordnung ins Chaos stürzen müssen, und das es keine Vereinbarkeit gibt, obschon uns dies im Westen versucht wird einzureden. Oder vielleicht erkennen wir im Westen den Widerspruch auch, aber wir sind durch die lange Tradition der vielen Kämpfe von Interessengruppierungen, und die dadurch verursache Betrachtung im Individualismus nicht mehr in der Lage, ihn zu empfinden und instinktiv zu erkennen. Unser Verstand redet uns immer ein, eine Harmonie der Gesellschaft sei nur möglich durch gegenseitiges Kräftemessen. Unsere Vernunft und unser Herz aber sagen, dass es ohne kollektive Empfindung für ein Individuum auch keine gut funktionierende, harmonische Staatsordnung geben kann. Was unten stimmt, kann oben nicht falsch sein. Und umgekehrt.
Die Menschen im Westen denken zwischenzeitlich so dermassen individualistisch, ja man könnte sagen egoistisch und auf sich selbst bezogen, dass sie die Empfindung für ein Kollektiv, für den Staat, in welchem sie wohnen und leben, vollständig verloren haben. Dies ersieht man sehr schön an unseren demokratischen Umgangsformen. Der Streit ist die Regel, und diese Regel wird als naturgegeben oder natürlich betrachtet. Wir haben verlernt, in der Dimension des Kollektivs zu denken. Für Chinesen dagegen bedeutet ein Angriff auf die Person, das Individuum, gleichzeitig auch ein Angriff auf das Kollektiv als Ganzes. Und umgekehrt ist für sie ein Angriff auf das Kollektiv auch immer ein Angriff auf die Ehre und Würde des Individuums. In der Empfindung des Herzens, und in ihrem natürlichen Instinkt hat es diese Kluft zwischen Individuum und Kollektiv nie gegeben.
Das Versagen des Kollektivs führt zum Versagen des Individuums, und das Versagen des Individuums stellt die Ziele des Kollektives in Frage. Und es ist keinesfalls so, dass man diese Auffassung aus Ostasien in der Menschheitsgeschichte als älter bezeichnen könnte, oder weniger aufgeklärt. Sondern sie ist ganz natürlich, und sie ist absolut modern und zukunftsgerichtet. Ja wahrscheinlich ist sie der Zeit sogar um hunderttausende von Jahren voraus, verglichen mit den Gesellschaftsregeln, wie sie heute im Westen vorherrschen, wo eigentlich im Hintergrund noch immer die Clans aus der Antike um ihre Vorherrschaft kämpfen, und deshalb ein dauernder Kriegszustand vorherrscht um das Eigentum und dessen Rechte. Man muss es realistisch sehen, vermutlich ist die Auffassung von Staat aus Ostasien der Entwicklung aller westlichen Zivilgesellschaften um ganze Zeitalter voraus. Aber es gibt natürlich auch im Westen Gesellschaftssysteme, oder es hat sie gegeben, in welchen die gleiche Auffassung von Staat und Bürgertum vorhanden war. Das wilhelminische Kaisertum z.B. war ein solches Gesellschaftssystem.
Man muss an dieser Stelle nochmals zurückkommen auf unsere demokratischen Spielregeln, welche wir westlichen Menschen von heute zwischenzeitlich als Normal oder als Standard empfinden. Selber gehöre ich zu den Menschen, welche durch ihr Blut noch verbunden sind mit der germanischen Stammeskultur, und welche über die Bedingungen in unserer heutigen Gesellschaft nur den Kopf schütteln können. In meinem Empfinden verliert jeder Bürger, welcher sich nicht automatisch auch für das Kollektiv einsetzt jede Würde, jeden Stolz, jede Ehre und auch jedes Recht als Bürger. So genannte Demokraten, welche als natürlich ansehen, nur in ihrem eigenen Sinne abstimmen zu gehen, für ihre eigenen Rechte, haben in meinen Augen jede Existenzberechtigung als Bürger mit Bürgerrechten verloren. Mit Verwunderung stellt man dann aber fest, dass diesen Menschen etwas sehr Wichtiges fehlt, nämlich eben dieses kollektive Bewusstsein in einer Gesellschaft. Sie sind in ihren Gedanken von der Gemeinschaft vollkommen isoliert, und empfinden diesen Bruch mit der Gesellschaft, in welcher sie leben, nicht als unnatürlich. Der eine oder andere ersieht in dieser Betrachtung nicht einmal einen Widerspruch, denn er vermeint, dass sich diese beiden Ziele, das Ziel und die Absichten des Individuums und die Erfordernisse und Ausprägungen des Kollektives nicht widersprechen können, oder sogar noch, dass sie erst in der Schleifung durch Kämpfe der verschiedenen Interessengruppierungen
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harmonisch sein können. Das ist aber eine reine Wunschvorstellung, denn Interessengruppierungen kämpfen nicht um Harmonie, sondern um Vormacht. Diese Vormacht der einen Interessen bricht immer alle Vormacht der anderen Interessen, und deren Interessengruppierungen und Menschen, welche dieser Bewegung angehören. Kurz: Die Demokratie kann niemals ein kollektives Bewusstsein ausbilden. Sie ist der Zankapfel, welcher einen unendlichen und manifesten Keil in die Gesellschaft treibt, und dies zur Spaltung und in den Individualismus führt. Der Individualismus ist die Folge der Auffassung, dass der Staat in einer Demokratie alle Bedürfnisse der Bürger befriedigen könne. Aber das ist alles nur ein Wunschtraum, denn in einer Demokratie ist der Staat durch sein eigenes System nicht in der Lage, für die Grundbedürfnisse von allen Menschen zu sorgen. Die Demokratie ist der Keil des Gesetzes, welcher sich in das Fleisch des Kollektivs bohrt, um dort langfristig sein destruktives, zerstörerisches Werk zu vollbringen und irgendwann zu vollenden. Die unharmonische Struktur und die fehlende Solidarität unter den Bürgern ist das genau Abbild dieser politischen Ordnung, in welcher immer die stärkste Interessengruppierung über eine Minderheit ihre Rechte ausübt. Ein Sonnenstaat, in welchem ebenfalls das Individuum mit dem Staate so verbunden ist, dass es zu einer vollständig harmonischen Beziehung kommt, könnte ein solches System niemals zulassen.
Ein Sonnenstaat würde es niemals zulassen können, dass Menschen von anderen Menschen schmarotzen, profitieren, oder sich faktisch und bewiesenermassen bereichern auf Kosten von anderen in diesem Staate. In allen demokratischen, oder besser „scheindemokratischen" Gesellschaftssystemen des Westens ist dies aber heute nicht nur der Fall, sondern es ist die Regel. Deshalb fühlen sich Menschen mit einer Wahrnehmung in kollektiver Hinsicht in den westlichen Gesellschaftssystemen oftmals wie im falschen Film. Sie können nicht glauben, dass es eine Staatsordnung gibt, welche tatsächlich nur Gesetze macht für eine Elite, welche in einem Ringen um die Macht obsiegte. Dies wird von Gottmenschen, mit einer Staatsauffassung, welche weit in die Zukunft reicht, als zutiefst ungerecht und zerrüttend empfunden.
Zumindest in der frühen germanischen Stammeskultur gab es innerhalb von Langhäusern und Wohnweilern auch eine hierarchische Abhängigkeit. Die Führung wurde vererbt. Der Führer dieser Gemeinschaft verstand sich als Gewährleister der göttlichen Ordnung im kleinen Rahmen, und war verpflichtet, mit seinem Leben für diese gerechte, harmonische, friedliche, kooperative und solidarische Ordnung einzutreten. Und nach aussen, im Verbund mit anderen Kleinstgruppierungen, den Sippen, war es sogar seine würdigste Aufgabe, dieses, sein angestammtes Recht der Führerschaft zu vertreten. Es waren sein Schmuck, seine Ehre, sein Stolz und seine Würde, in dieser Welt die Gesetze des Kosmos zu erhalten. Im Thing, der Versammlung der Bürger, wurde Rat gehalten, und jeder Teilnehmer war mit den Grundrechten ausgestattet, welche ebenfalls von dieser kosmischen Ordnung abgeleitet wurden. Die Aufgabe eines Sippenführers hätte es ihm niemals erlaubt, diese Verantwortung, welche auch gleichzeitig ein Grundrecht ausmachte, zu missbrauchen. Denn sonst hätte er seine Stellung innerhalb von Seinesgleichen verloren, und wäre von den eigenen Leuten umgebracht worden. Man muss bei den Germanen den Sippenführer mit Hof und Umfeld vom Kriegsfürsten unterscheiden. Beide aber waren sie bedingungslos an ihre Pflicht gegenüber der Gefolgschaft zu Ihresgleichen gebunden.
Der Führungsanspruch war ausserdem für Kriegsfürsten niemals in der Art von Ausbeutung vorgesehen, sondern durfte nur ausgeübt werden von den besten von allen guten Führern, welche dazu auserkoren wurden. Nur die besten Kriegsfürsten konnten erfolgreich die kosmische Ordnung im Kleinen und für alle Sippen erhalten. Eine demokratische Ordnung für die Sippe mag es im Hintergrund und über die menschlichen Beziehungen sicherlich gegeben haben, in Bezug auf die zu fällenden Urteile und Massnahmen, hatte sie aber keine Funktion, weil sie nur Zwiespalt gebracht hätte in die Gemeinschaft. Insofern also kann man die Germanische Stammeskultur mit der Chinesischen Stammeskultur absolut vergleichen. Es gab in diesen Kulturen traditionell zwar immer ein Übereinkommen der Führerschaft mit dem kollektiven Gruppengedanken, aber eben nicht in Bezug auf eine Entscheidungsfindung. Und genau dies ist der wesentliche Unterschied zu heute. In den modernen Demokratien kann jeder Bürger, ob gebildet oder nicht, über staatstragende Urteile abstimmen, in dem Sinne, dass er hierdurch seine eigenen, egoistischen Ziele und Absichten vor die Bedürfnisse des Kollektivs stellt, und hierdurch die Stabilität und Harmonie der Gesellschaft unterminiert. In der Stammeskultur der Germanen und Chinesen war es ein absolutes Tabu, seine eigenen Interessen vor diejenigen der Gesellschaft, des Kollektivs zu
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stellen, weil man instinktiv wusste, dass dies zum Bruch dieser Kleinstordnung, und zum Bruch der kosmischen Ordnung, führen würde.
Die Demokratie existiert noch nicht lange als Gesellschaftssystem. Und vermutlich wird sie in dieser Form auch nicht lange überleben können. Jeden Tag werden neue Gesetze verankert, welche nicht dem Kollektiv oder dem Bürgertum als Ganzem zugute kommen, sondern immer nur einzelnen Interessengruppierungen daraus, zum Nutzen von Wenigen also, und immer auf Kosten von Minderheiten, welche dafür bezahlen müssen. So kann sich langfristig kein Staat erhalten, kann er keine Stabilität in sich behalten, und kann die Kooperationsfähigkeit und die Stabilität unter den Bürgern nicht gewährleisten. Mit dieser Form einer Demokratie-Kritik macht man sich heute bestimmt keine Freunde. Vermutlich wird uns die Zeit aber schon in den nächsten Jahrhunderten aufzeigen, dass alle Demokratien wieder verschwinden werden. Aus obgenannten, und vielen anderen Gründen.​