Rechtsungleichheit und Destabilisierung der Gesellschaft
Vor der Erschaffung der Idee einer idealen Gesellschaft oder Gesellschaftsordnung benötigt es das Wissen um die Faktoren des Funktionierens. Es müssen vorher fundamentale Fragen beantwortet werden, noch bevor wir über Funktionen sprechen. Was macht den Kern einer Gesellschaft aus?
Welche Ziele verfolgt eine Gesellschaft? Was ist Glück? Was ist Freiheit, und wie kann sie für das Individuum im Kollektiv erhalten bleiben? Was ist ein würdiges Leben? Was ist Gerechtigkeit? Was ist eine gerechte Ordnung? Was sind Solidarität, Harmonie und Kooperation? Welchen Stellenwert haben für den Menschen Wahrheit und Liebe? Welche Bedürfnisse haben Menschen? Was sichert unser Überleben, kurzfristig, mittelfristig und langfristig? Wie muss das Individuum zum Kollektiv stehen? Welche Rechte und Pflichten müssen das Individuum, aber auch das Kollektiv und der Staat haben? Man ersieht daran, dass bereits bei grundlegenden Fragen über eine Gesellschaft das Wissen, die Verantwortung und die Vernunft von vielen Menschen nicht ausreichen, um darauf befriedigende Antworten zu finden. Viele Menschen sind bereits durch die grundlegenden Fragen zu einer Gesellschaft orientierungslos und vollständig überfordert.
Die Antwort der modernen Gesellschaft auf alle diese fundamentalen Fragen ist lapidar: "Jeder kann nach seinen eigenen Vorstellungen glücklich werden". Das ist die Philosophie, welche in
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allen westlichen, modernen Gesellschaften propagiert wird. Das hört sich toll an. Alle Menschen sind glücklich und froh, und alle leben nach ihren eigenen Vorstellungen, weil sie es sich leisten können. Man ersieht, wie unterentwickelt das Bewusstsein der Menschen der Moderne ist, um zu verstehen, dass es sich um eine reine Wunschvorstellung handelt. Es handelt sich um eine Vorstellung von Kindern im Vorschulalter. Alle arbeiten zusammen, alle kooperieren, alle sind wir gemeinsam stark und alle harmonieren miteinander und sind deshalb glücklich und zufrieden. Die Wirklichkeit aber ist so dermassen komplex, dass wir alles, was wir jemals über Gesellschaftsordnungen gelernt oder erfahren haben, über Bord werfen müssen. Berücksichtigt man die Komplexität der verschiedenartigen Menschen ihrer Vorstellungen, und die Tatsache, dass bisher praktisch jede Ordnung einer Gesellschaft langfristig wieder kollabierte, so werden die Probleme derart übermahnend, dass wir bald überhaupt an einer Lösung dieses Problems und seiner Herausforderungen zweifeln. Wir fragen uns nicht mehr, wie die ideale Gesellschaftsform aussehen müsste, sondern ob es diese überhaupt gibt, und wie lange diese Bestand haben kann.
Weitere Fragen sind, ob eine Gesellschaft prinzipiell über immer die gleichen Gesetzmässigkeiten funktionieren kann, ob der Mensch für grössere Gesellschaften und Organisationen gemacht ist, oder ob es seiner Natur widerspricht. Aus diesen Fragestellungen heraus werden wir erkennen, welche Mittel und Wege legitim sind, eine Ordnung rechtens am Leben zu erhalten, und gegen welchen Widerstand von Menschen. Das sind sehr wichtige Fragen. Denn mit Gewalt lässt sich fast alles zusammenhalten. Was aber passiert dann mit Werten wie Freiheit, Selbstverwirklichung, Wohlstand, Harmonie, Zusammenhalt und Kooperation? Die Antworten, welche wir heute, in unserer modernen Gesellschaft darauf erhalten, können meiner Meinung nach langfristig nicht zufrieden stellen oder überhaupt denn funktionieren. Denn wenn jeder nach seiner eigenen Art und Weise glücklich werden kann, dann wohl nur auf Kosten der Allgemeinheit, der Stabilität und Harmonie in einer Gesellschaft. Und wollen wir mehr Harmonie, Stabilität, Sicherheit und Kooperation, dann meistens auf Kosten der Freiheiten. Die Erörterung all dieser Fragen wird somit zu einem hochkomplexen Thema.
Will man eine Aussage gestatten, so ist es die Vermutung, dass unsere heutige Gesellschaft, obschon global nunmehr überall gleich organisiert, ohne Bestand sein wird. Ersehen tun wir dies aus der reinen Tatsache, dass es bisher viele verschiedene Formen der Gesellschaftsordnungen gegeben hat, bisher aber langfristig keine einzige stabil war. Das jetzige System der kapitalistischen Eigentumsdiktatur, in welcher der starke Eigentümer sich Sklaven machen und halten kann, widerspricht fundamentalen Gesetze des menschlichen Zusammenlebens, widerspricht der natürlichen Ordnung von Menschen und ihren Kooperationssystemen. Man kann sogar behaupten, dass bisher keine Gesellschaftsordnung in diesem Ausmass gegen das natürliche System der Kooperation, der Harmonie, der Solidarität und des Ausgleiches unter Menschen verstossen hat. Und der vielleicht noch schlimmere Umstand ist, dass praktisch allen Menschen in der Welt dieses System aufgestülpt wurde, und niemand die Wahl hatte, sich freiwillig in ein alternatives System zu begeben. Dieses System entspricht nicht der freien Willensäusserung und Absicht der Menschen darin. Sie alle wurden in es hinein gesogen oder hineingestossen, mit Gewalt und gegen ihren Wunsch. Diese Staatsordnung der kapitalistischen Eigentumsdiktatur unterstellt alle Menschen den Gesetzen des Eigentums, und entreisst ihnen wichtige Teile der ursprünglichen, natürlichen Menschenrechte. Bereits das Entstehen dieses Systems ist gewaltsam. Noch gewaltsamer ist, wie Menschen, Länder, Völker, Nationen, Gesellschaften und Gruppierungen in dieses hineingezogen werden. Die Regel dazu ist die Annektierung von Eigentum durch Freihandel, durch Finanzregeln und Umverteilungsprinzipien von Zinswirtschaft, Kreditwirtschaft und Schuldwirtschaft, durch die Steuergesetzgebung, durch Privatisierung und Enteignung. Kein Volk hat bisher darüber selber entscheiden können, eine kapitalistische Ordnung zu erhalten oder hätte sie freiwillig abweisen können. Immer wurde der Kapitalismus entweder Gewaltsam oder als Notlösung eingeführt. Die meisten Staaten wurden wirtschaftlich oder militärisch zu einem Beitritt in dieses System des Imperialismus gezwungen. Es gibt nur wenige Staaten aus dem Zusammenbruch des Kommunismus, welche sich freiwillig unter dieses System stellten, tatsächlich aber in vollkommener Unwissen über die darin vorherrschenden Gesetzmässigkeiten der Umverteilung von Arbeitsleistung an die Eigentümer. Die Aussage von ehemals sozialistischen Staaten, dass es sich beim Kapitalismus um astreinen Imperialismus handelt, kommt nicht von ungefähr, und kann nicht von der Hand gewiesen werden. Denn die
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Mittel und Methoden, und die vielen Formen der gewaltsamen Annektierung sind eindeutig erwiesen. Der Erfolg und vor allem die Ausbreitung dieses Systems ist diesem Umstand zuzuweisen. Der Kapitalismus basiert nicht der Freiwilligkeit des Handelns der Menschen darin, nicht auf Wahrheit, nicht auf Kooperation, sondern auf Annektierung und auf geistiger Hirnwäsche der Menschen darin. Es stellt keine Bedingungen, es verleibt ein, annektiert ohne Gegenleistung.
Deshalb ist es für alle Menschen mit vernünftigen Fragen wichtig, die Hintergründe zu erkennen.
Durch welche Regeln diese Gesetze der Annektierung erfolgen, über welche Mechanismen sie die Menschen geistig vergewaltigen, und wie sich dieses System in kleinen Schritten über die gesamte Welt ausbreitet.
Die Antwort darauf ist einfach. Es steckt dahinter eine lenkende Interessengruppierung, welche diese Gesetze zu ihrem Nutzen verwendet, und welche zwischenzeitlich so reich und mächtig ist, dass kein System, keine Gesellschaft und keine Menschen sich ihm mehr erwehren können. Hinter jeder Wirtschaftsordnung, hinter jeder Gesellschaftsregel, hinter jeder Politik steckt schlussendlich eine Interessengruppierungen, welche diese Regeln entweder eingesetzt und errichtet hat, sie benutzt, oder beides zusammen. Diese Interessengruppierungen bestehen nicht erst seit der Neuzeit, sondern seit langer Zeit. Die meisten von ihnen haben ihre Wurzeln in der Antike, und bildeten damals bereits Interessengruppierungen, um ihre Forderungen über andere Menschen besser errichten zu können. Deren Ziele und Absichten gehen wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte der Welt. Die Rechtsungleichheit zwischen den Menschen ist also kein Phänomen der Neuzeit oder Moderne, sondern sie besteht schon immer, seit es Gesellschaften und menschliche Ordnungen gibt, in welchen verschiedene Interessengruppierungen gegeneinander angetreten sind. Wir haben einerseits aus der Vergangenheit zwei Formen von Gesellschaftsordnungen, solche, welche aus der Antike stammen, und solche, welche aufgrund von Ideen aus der Neuzeit stammen, meistens aus der Geschichte der letzten 200 Jahre.
Sozialismus, Kommunismus und Nationalsozialismus sind Gesellschaftsstrukturen aus der Neuzeit, welche die Antiken Gesellschaftssysteme der inhärenten Rechtsungleichheit ersetzen wollten. Gelungen ist es ihnen nicht, und deshalb haben wir heute noch immer das antike Gesellschaftssystem, den Kapitalismus, genauer genommen die kapitalistische Eigentumsdiktatur.
Der Kapitalismus basiert auf Privateigentum und den Marktgesetzen. Dieses System ist ungefähr 4'000 Jahre alt, und wurde errichtet durch eine Elite, welche historisch betrachtet aus den Königsfamilien, Herrscherhäusern und ihren Blutslinien heraus entstand, und mit dem Vorteil, dass bereits alles Staatseigentum und der Handel durch sie annektiert waren. Die Gesetze des Kapitalismus wurden von diesen Menschen geschaffen, um ihre Macht über die Gesellschaft zu erhalten. Es stützt das Recht auf absolutes und tatsächlich bedingungsloses Eigentum, und das Recht auf absolute Freiheit des Handels, und somit das Recht auf Annektierung von fremdem Eigentum durch uneingeschränkten Freihandel. Kapitalismus ist genau genommen das instrumentalisierte System der Herrscher-Eliten aus der Antike. Diese Blutslinien bestehen noch heute, und ihre Gesetze sind zwischenzeitlich weltweit für alle Menschen gültig. Dies ist eine erdrückende Erkenntnis. Hieraus ist erklärt, wie es zur Rechtsungleichheit und den Ungerechtigkeiten in allen so genannt modernen Gesellschaften kommen konnte.
Glücklicherweise wurden mit den sozialistischen und kommunistischen Gesellschaftssystemen neue Formen der Strukturierung von Eigentum und der Verwaltungsmacht ausprobiert. Meistens aber scheiterten sie, indem das gesamte volkswirtschaftliche Eigentum verstaatlicht wurde. Mit diesem Vorgang der vollständigen Verstaatlichung ging die Verfügungsgewalt an eine Beamtenelite, und wurde ebenfalls dem Volke entrissen. Dies ist einer der Hauptgründe, weshalb diese gross angelegten Versuche scheitern mussten. Die Neustrukturierung des Eigentums sollte die Macht einer Eigentumselite entreissen, aber es wurde der Fehler gemacht, dass die eine Elite durch eine neue ersetzt wurde. Es macht schlussendlich keinen Unterschied, ob alles Eigentum von einer privaten Interessengruppierung oder von einer Beamtenschaft verwaltet und somit dem Volk entrissen wird. Das Resultat ist schlussendlich das gleiche. Man hätte das Gegenteil machen müssen, nämlich die Verfügungsgewalt von Eigentum eben gerade beim Volk, dem Bürger, zu belassen, und nicht, es ihm vollständig zu entreissen. Aber wir ersehen daraus, was bisher falsch gemacht wurde, und was wir bei der Errichtung des idealen Sonnenstaates richtig machen müssen, und nicht unterlassen dürfen. Der Nationalsozialismus z.B. machte diesen Fehler nicht, er
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beliess die Eigentumsverhältnisse weitestgehend in privatem Eigentum, bei den verschiedenen Interessengruppierungen. Aber er schaltete übermächtige Interessengruppierungen aus, welche sich Eigentumssklaven für ihren eigenen Nutzen hielten, und verteilte das Eigentum neu und regelmässiger auf die gesamte Bevölkerung. Das Experiment der Umverteilung oder Neuverteilung von Eigentum hat aber nicht lange genug gedauert, um aufgrund der Ergebnisse zu grundsätzlichen Aussagen zu kommen. Hätte das Experiment länger gedauert, hätte man auch dort zusätzliche Neuordnungen einführen müssen, um das neuerdings aus dem Gleichgewicht geratene System des Eigentums und der sich neu einrichtenden Eigentumsabhängigkeiten von Menschen, wieder zu reformieren. Und ob es dann nicht auch innerhalb der Gesellschaft zu Machtkämpfen und Umverteilungsproblemen gekommen wäre, kann mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung mit Eigentumsreform ist im Anbeginn meistens sehr einfach, sie auf Dauer zu erhalten aber ausserordentlich schwierig. Die Interessengruppierungen in einer Gesellschaft verschwinden nicht einfach, sondern bleiben bestehen. Genau deshalb ist es wichtig, dass durch ein starkes, allgegenwärtiges und übermächtiges Grundgesetz das Eigentum ordentlich und gerecht verteilt wird unter alle Bürger, und erst darauf ein System von Verantwortung, von Bestrafung und Belohnung der Initiative gebaut wird. Insofern lassen diese Betrachtungen bereits erkennen, wie ein idealer Sonnenstaat in Annäherung müsste strukturiert sein, um eine grösstmögliche Gerechtigkeit und Rechtsgleichheit zu erstellen. Die Rechtsgleichheit des Bürgers mit Einhaltung und Erstellung von allgemeiner Gerechtigkeit auch in Bezug auf das Eigentum muss als Fundament aller zukünftigen Gesellschaften durch gerechte Regelung allen Eigentums erstellt werden. Einen anderen Weg gibt es nicht. Dieses Thema des Eigentums, und vor allem der vielen Umverteilungsmechanismen muss konsequent angegangen und geregelt werden. Wenn dies nicht möglich ist, dann ist die Idee des idealen Sonnenstaates eine Illusion, dann ist sie nicht verwirklichbar. Es steht und fällt alles mit einer gerechten Neuregelung der Eigentumsverhältnisse für den Bürger. Die Betonung muss hier auf „gerecht" stehen. Die Frage nach einer gesellschaftlichen Gerechtigkeit entscheidet sich bei der Möglichkeit der gerechten Neuordnung von Eigentumsrechten. Alle Gesellschaftssysteme, welche diesem Umstand keine Wichtigkeit beimessen, werden früher oder später zerbrechen, zu Staube zerfallen und sich neu ordnen müssen. Genau das haben wir bisher bei allen Systemen als Grundgesetz betrachten können, bei der stetigen und dauernden Evolution oder Revolution aller bestehenden Gesellschaftssysteme.
Ausser beim Kapitalismus, welcher mit Gewalt die Struktur erhält, und durch eine pyramidale Abhängigkeit und Günstlingswirtschaft ein System des abgestuften Profites und des Nutzens zur Stabilität des Systems aufbaut, unter welchem aber der grösste Teil der Menschen als reine Sklaven von Eigentümern gehalten werden. Die Zukunft muss zeigen, wie wir diesen Systemfehler überwinden können, mit dem Ziel der Errichtung des idealen Sonnenstaates.
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