Kein Risiko für reiche und mächtige Eigentümer
Reiche und mächtige Eigentümer arbeiten einerseits nicht für die Leistung, welche sie selber verkonsumieren. Andererseits tragen sie keines oder ein zu geringes Risiko, welches ihre Abschöpfung von Arbeitsleistung rechtfertigen würde. Somit besitzen Sie beides, das Recht, von der Arbeitsleistung von anderen Menschen zu leben, und das Recht der fast absoluten Sicherheit, ihren Zustand zu erhalten, und jegliches Risiko an andere abzutreten. Der Arbeitsmarkt ist zwischenzeitlich längst kein Markt mehr. Ein Markt ist per Definition der Ort, an welchem sich Angebot und Nachfrage ausgewogen treffen, weil eine Über- oder Unterversorgung durch die Gesetze des Marktes ausgeglichen wird. Der Arbeitsmarkt wird aber durch die Arbeitgeber bestimmt. Es warten in der Schweiz Horden von Menschen auf Arbeitsstellen, welche die Privatwirtschaft und der Staat nicht zur Verfügung stellen können oder wollen. Und der Mietwohnungsmarkt ist kein Markt von Suchenden und Anbietenden mehr, sondern wird längst durch die Vermieter bestimmt. Der Neoliberalismus will alles vermarkten, und prägt selbst den Menschen noch einen Markt-Stempel auf. Selbst kann er aber nicht einmal garantieren, dass der Markt funktioniert, weil in allen bestehenden Demokratien der Markt für lebensnotwendige Dienstleistungen und Waren nicht durch Angebot und Nachfrage definiert wird, sondern durch die Macht der Interessengruppierungen in der Politik. Nicht zuletzt deshalb fühlen sich die reichen und mächtigen Eigentümer in den Demokratien ausserordentlich wohl. Denn hier sind ihre Spezialrechte durch die Interessenpolitik garantiert. Und der einfache Bürger lässt sich durch Inserate-Kampagnen beeinflussen in seiner Meinung, ohne dass der Staat einschreitet und für Gerechtigkeit sorgt. Deshalb ist es kein Zufall, dass in diesen Ländern die Medien meistens von ein paar Wenigen ihr Eigentum genannt werden. In den USA ist, wie könnte es anders sein, dieser Vorgang bis zum Exzess geführt, und praktisch alle Nachrichtenagenturen und Medien- und Verlagshäuser gehören bald den gleichen, wenigen Eigentümern. Derart kann sich die Eigentumselite ihre Meinung im Volke gleich selber machen. Der Mensch wird ganz bewusst zur Konsumware erzogen. Und weil er sich derart verhält, ist er es auch: Der perfekte Konsument ohne Unterscheidungsfähigkeit für seine Rechte und die Fragen über die Würde seiner eigenen Existenz.
In der Schweiz sind es vor allem die Wirtschafts-Interessenverbände, welche bei jeder für sie wichtigen Abstimmung viele Millionen Schweizer Franken investieren, um die Meinung der Bevölkerung für ihren Eigennutz zu beeinflussen. Zusätzlich gibt bei jeder landesweiten
Welt-Erneuerung durch Eigentumsreform
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Abstimmung der Bund, bei kantonalen Abstimmungen der Kanton, eine Weisung oder Beratschlagung heraus. Aber diese setzen sich ebenfalls nicht ab von einer Meinung der Wirtschafts-Lobby. Denn hinter allen modernen Demokratien westlicher Prägung verstecken sich keine Volksdemokratien, sondern bestimmte Formen der Interessendiktatur aus Wirtschaft, Eigentumselite, Banken, Pharmaindustrie und vielen anderen Interessengruppierungen des Eigentums. Der Bundesrat ist keine Vertretung des Volkes, sondern in erster Linie eine Vertretung der reichen und mächtigen Eigentümer, welche ihre Machtansprüche bis in den Bundesrat geltend machen. In den Wandelhallen des Bundeshauses warten die Lobby-Gruppierungen aus Wirtschaft und Industrie wie Geier auf Abgeordnete, um ihnen für die Abstimmungen Ratschläge zu geben und ihre Meinungen zu beeinflussen. Viele Parteien erhalten in der Schweiz direkte Zahlungen aus Wirtschaft, Industrie, von Banken und Pharma, und von vielen anderen Interessengruppierungen des Eigentums. Dies wird nicht als Bestechung angesehen, sondern wegen zeitlicher Verzögerung als Dankeschön für eine Abstimmung, wenn sie in ihrem Sinne vollbracht oder errichtet wurde. Und natürlich hat das keinen Zusammenhang mit irgendwelchen zukünftigen Entscheidungen. Man wird unschwer erkennen, dass es sich um nichts anderes als Bestechungsgelder handelt. Es ist eine bekannte Tatsache, dass keine Partei sich durch Mitgliederbeiträge alleine finanzieren könnte.
Und so benutzt das Eigentum einen Teil der von der arbeitsleistenden Bevölkerung entnommenen Arbeitsleistung, welche in Geld umgewandelt wurde, um damit die Politik nach ihren Vorstellungen selber zu modellieren. Welche Partei wäre nicht dankbar darum, ihre Existenz durch Zahlungen von anderen gesichert zu erhalten, auch wenn diese Interessen den Interessen des Volkes widersprechen. Das ist in diesem Momente nicht von Wichtigkeit. Das ist mit ein Grund, weshalb in den westlichen Demokratien es niemals „Volksdemokratien" gegeben hat. Diese Erfahrung kann erst entstehen, wenn man viele Jahrzehnte in einer direkten Demokratie gelebt hat, und um die Details, die Bedingungen und den Zusammenhang dieser politischen Ordnung Bescheid weiss.
Man kann es auf den einen Nenner bringen, dass die so genannte, idealisierte Demokratie in der Praxis niemals einer „Volksdemokratie" auch nur nahe kommt, sondern darin sich diejenigen Interessen durchsetzen, welche am meisten Macht und Verbindungen mit anderen Interessengruppierungen in sich vereinen. Ausserdem gestattet die Art der Einrichtung und die Finanzierung die Wahrnehmung von Volksinteressen nicht. Faktisch bedeutet dies, dass in Demokratien vor allem das Eigentum bedient wird, und nicht die Bürgerrechte. In Demokratien sind die Gesetze meistens nach dem geringsten Risiko für Eigentümer geordnet, weil diese ihre Interessen frei und ungehindert in der Politik durchsetzen können, und weil Eigentum bedingungslos garantiert wird in der Verfassung. Hierdurch wird auch das Risiko für Eigentümer absolut minimiert und an die Leistenden in einer Gesellschaft überlastet. Die Leistenden verlieren Arbeitsplätze. Den Leistenden wird ein grosser Anteil der Arbeitleistung hinweg genommen. Und die Leistenden tragen auch das ganze Unternehmensrisiko, wenn es zu einer wirtschaftlichen Stagnation oder Rezession kommt. Die Praxis beweist, dass immer mit Entlassungen der Unternehmenserfolg buchhalterisch beschönigt wird, ganz zum Nachteil der Entlassenen und der in der Unternehmung verbleibenden Mitarbeiter. Zusätzlich interessiert es den Unternehmer und Eigentümer nicht, ob er den Arbeitnehmer in die faktische Enteignung durch den Staat schickt, weil er seine Erwerbstätigkeit verliert. Er ist nur daran interessiert, das Risiko an andere zu übergeben, und die Arbeitsleistung anderer Menschen optimal abzuschöpfen und zu annektieren. Das System des Eigentums annektiert alle Rechte, und schiebt die Risiken und Pflichten an andere weiter. Der Staat bietet dem Treiben keinen Einhalt, weil sie niemals eine Bürgerregierung darstellte, sondern historisch betrachtet immer nur die Interessen einer Elite imstande war wahrzunehmen, und dieses auch heute noch tut. Hinter aller Politik und den Gesetzmässigkeiten ihres Handelns wurde mir dieses nach vielen Jahrzehnten immer offensichtlicher. Und ich begann, die Hintergründe zu unserem System noch genauer zu durchforschen nach so genannten Systemfehlern. Was ich gesehen habe, was ich erkennen konnte, es hat mir nicht gefallen. Aber erkennen zu wollen, dazu war ich nun in der Lage. Denn ich gehörte zu denjenigen, die immer und überall den Preis bezahlen mussten. Und die echten Verursacher, ich erkannte diese als über jegliches Risiko erhaben. Sie hatten das Recht, die Pflichten tragen immer die anderen. Das Umverteilungssystem von Arbeitsleistung war eben auch ein Umverteilungssystem von Risiken. Dies hatte ich zwischenzeitlich erkannt, mit allen Folgen, welche sich daraus ergeben.
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