Skip to main content

EINLEITUNG

Die Unerfahrenheit von Kindern
Wehmütig schaut man zurück in die Kindheit. Als Kind kennt man keine Probleme. Und wenn es welche gibt, dann werden sie von den Eltern gelöst. Eine schöne Zeit, mit vielen, wichtigen Fragen, deren Antworten und Lösungen Sinn ergeben. Die Eltern sprechen von Harmonie, von Solidarität und Liebe, von Hilfe und gegenseitiger Unterstützung. Und von einer guten Welt, in welcher alle Menschen glücklich sind und geistig vereint zusammenleben. Die Vorstellung von Kindern über die Welt könnte derjenigen über das Paradies nicht besser entsprechen.

Selber mag ich mich noch gut an die Antworten meiner Mutter auf die Fragen nach der Weiterentwicklung der Gesellschaft erinnern. Es war mir intuitiv bewusst und absolut offensichtlich, dass in spätestens 20 Jahren die Gesellschaft durch Kooperation, Zusammenarbeit und mit gleichen Zielen bereits zu den Sternen fliegen würde. Und dass wir Kinder in dieser zukünftigen Welt einen wichtigen und gesicherten Platz einnehmen würden. Eine andere Vorstellung gab es nicht. Denn wer sollte ein Interesse daran haben, dass es niemals so weit kommen würde? Es war eine geradezu naive Sicht der Dinge, gefördert durch das Wohlwollen der Eltern und Antworten, welche an der Lösung der grossen Probleme und am Erreichen der weiteren Gesellschaftsziele keinerlei Zweifel aufkommen liessen.

Mit dem Fortschreiten des Alters, bereits in jungen Jahren, wurde immer offensichtlicher, dass die Welt, welche man sich vorstellt, gar nicht existierte. Es war eine wichtige, aber tragische Erfahrung. Ein einschneidender Moment im Erkennen der Probleme in der Welt. Denn es stellte sich immer offensichtlicher heraus, dass die Menschen weder willens, noch überhaupt in der Lage waren, diese ideale Welt zu erschaffen. Noch schlimmer, man musste erkennen, dass jeder Mensch andere Wertvorstellungen von einer Welt hatte. Dem einen war es genug, wenn er sich seinen Bauch voll schlagen konnte, eine warme Wohnung hatte, und es ihm gesundheitlich gut ging. Ein anderer wiederum orientierte sich am Konsum, und machte auch nicht Halt vor Alkohol, Drogen oder ausschweifendem Sex. Wiederum andere waren reine Familienmenschen, und schienen über die Zyklen, in welchen die Menschheit für alle Zeiten gefangen schien, niemals hinauszukommen. So stellte sich bald heraus, dass jeder gänzlich andere Vorstellungen besass, wie das Paradies auszusehen hätte. Und ab dem Zeitpunkt zu dieser Erkenntnis wurde die Welt komplexer, undurchschaubarer, und alle möglichen Lösungsansätze für die Probleme der Welt schienen in weite Ferne zu rücken. War es die Naivität des Kindes, welche uns dieses Problem einbrachte? Oder war es die Welt mit seiner Komplexität, oder vielleicht sogar der Mensch selbst, weil sein Wille etwas anderes wollte? Als Kind war man sich dieser Problematiken nicht bewusst.

Der Idealismus der Jugendjahre
Viele Menschen schauen noch heute mit einer gewissen Melancholie zurück. Melancholie, weil die Sehnsucht nach einer Zeit, in welcher die Welt noch in Ordnung war, auch heute ungebrochen ist.

Melancholisch deshalb, weil man zurückblickt in eine Zeit, als noch praktisch der gesamte Lebensweg offen war. Es schien noch alles möglich zu sein, und man träumte seine Träume. Und selbst wer erkannte, dass nicht mehr alles möglich war, hoffte, glaubte noch an sich und die Welt.

Und diese Hoffnung schien unerschütterlich. Egal, welche Probleme kommen mochten, man würde sie alle überwinden. Das gesamte Schulsystem war sozialistisch aufgebaut. Es wurde einem vermittelt, dass es im späteren Leben darum ginge, zusammen am gleichen Strang zu ziehen, die Probleme der Gesellschaft zu lösen und uns hierdurch nachhaltig und sehr schnell in eine glorreiche Zukunft zu befördern, mit neuen Technologien, Innovation, Errungenschaften und einem noch besseren Lebensstandard. Es war toll, das Glück schien vor uns zu stehen. Wir mussten es nur noch erkennen können, um davon zu profitieren. Das war in jungen Jahren.

Bereits nach wenigen Schuljahren aber schien sich eine vollkommen andere Philosophie durchzusetzen, vorbei an den schwachen Schülern, nach vorne, zu den Gewinnern. Es war die Idee, dass jeder so fleissig und initiativ sein sollte, wie es ihm möglich war. Was wir damals noch nicht ahnen konnten, war die Tatsache, dass bereits hier die Selektion für das Leben anfing. Die Lehrer entschieden bereits an dieser Stelle, ob jemand aufgrund seiner Leistungen, und eben weniger aufgrund seiner wahren Fähigkeiten, dereinst Medizin studieren konnte, oder zum Gastarbeiter degradiert wurde. Niemand hat uns als Schüler über diese Wahrheiten aufgeklärt.
Immer wieder wurde uns damals eingebläut, wie solidarisch und harmonisch die Gesellschaft sei, und dass wir eine grosse Willensnation mit gleichen Zielen und Werten seien. Es war eine dreiste Lüge, um es mal so auszudrücken. Vielleicht musste man wirklich erwachsen sein und voll im Leben stehen, um dermassen lügen zu können.

Die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben
Je älter man nun wurde, umso zahlreicher wurden auch die Lügen und Verfehlungen der meist dogmatischen Lehrer, welche einen auf die Welt vorzubereiten versuchten. Auf einmal galt nun nur noch das Recht des Stärkeren über den Schwächeren. Und der Stärkere, das war eigenartigerweise immer der Eigentümer. Er hatte das Recht zur Befehlsgewalt. Es spielte keine Rolle, ob er über spezielles Wissen oder gute Absichten verfügte. Er befahl, und diesen Befehlen musste man Gehorsam leisten, oder ansonsten wurde man denunziert oder rausgeworfen aus der Berufslehre, seiner Anstellung oder der Berufsschule. Der Lehrer und der Eigentümer hatten nun auf einmal prinzipiell Recht, und nicht, weil sie etwas besser verstanden oder die Wahrheit erkannten. Es schien immer offensichtlicher, dass Lügen der Standard waren, und die Menschen der Wahrheit unter dem bestehenden Gesellschaftssystem offensichtlich keine Chance und auch kein Anrecht auf Durchsetzung ihrer Meinung oder ihres Willens hatten. Diese Erfahrung wirkte in mir wie der Urknall zu einer Gesellschaftskritik. Ich fing an zu hinterfragen, weshalb die Lüge so erfolgreich, und weshalb der Hass und die Verfehlungen unter den Menschen verbreitet waren.

Scheinbar gab es irgendwelche Interessenkonflikte, deren die Menschen in der Gesellschaft nicht habhaft wurden, und welche aufgrund eines Systemfehlers zustande kommen mussten. Denn ich glaubte damals an das Gute im Menschen, und eine derart grosse Beeinflussung durch Lüge und Hass konnte ich nur erklären, indem ich äussere Faktoren dafür verantwortlich machte. Ich fing an, diese Faktoren in der Gesellschaft zu suchen.

Der Lehrer musste oftmals seine Autorität unnatürlich erhalten, weil sie nicht auf der Wahrheit gründete. Dem Firmenchef als Eigentümer war die Gesinnung seiner Mitarbeiter gleichgültig. Und es war ihm stets egal, als er anfing, die moralisch verwerflichsten Mitarbeiter als getreue Führungspersonen einzusetzen und demgemäss zu belohnen. Und der Politiker machte komische Versprechungen, welche er niemals würde halten können. Was war, so fragte ich mich, für dies alles der eigentliche Grund? Weshalb waren diese Menschen der Lüge mehr zugetan, als der Wahrheit? Eine Antwort darauf bekam ich erst zu viel späterer Zeit im Leben, wenn ein Mensch durch Lebenserfahrung weiser wird. Es schien so, als ob dieses System für Menschen nicht taugte. Und ich wollte nun genau wissen, wie dieses System funktionierte. Dabei fand ich heraus, dass im Kern der Ungerechtigkeiten immer die Eigentumsverhältnisse stehen, respektive die Art und Weise der Umverteilung von Eigentum. Dies war ein Schlüsselereignis meiner geistigen Erleuchtung über die gesellschaftlichen Verhältnisse. Nach langen Jahren des privaten Studiums von Geld, der Geldwirtschaft und der vielen Arten und Definitionen von Geld als Wert, als Anlage, als Tauschmittel, als Schuldscheine usw., habe ich gemerkt, dass das Geldsystem mit dem Schuld-, Kredit- und Zinssystem zwar umverteilt und himmelschreiende Ungerechtigkeiten erschafft, im Hintergrund der Geldwirtschaft aber immer Eigentumsrechte stehen. Daraufhin habe ich erkannt, dass schlussendlich die Eigentumsrechte es sind, welche Rechte hinweg nehmen oder Forderungen erheben, und nicht das Geld selber. Die auf diese Erkenntnis folgende Suche nach Standardwerken des Eigentums hat zu keinen nennenswerten Ergebnissen geführt. Und ich war mir sicher, dass dies einen Grund haben musste.

Denn wie sich herausstellte, handelte es sich um das Geheimnis des Wirtschaftens überhaupt. Wer Eigentum anreichern konnte, war erfolgreich, wer es verlor, geriet früher oder später in den monetären Bankrott. Es schien also klar, dass der ganze Erfolg nur davon abhing, wie gut man Eigentum, meistens auf ungerechtfertigte Weise, annektieren und akkumulieren konnte. Natürlich musste man aufpassen, dass dies alles innerhalb des gesetzlichen Rahmens geschah, um sich aller Kritik zu entledigen. Und genau so machen es heute die reichen und mächtigen Familienclans, angefangen von den ehemals adligen Stadtbürger-Familienclans im Westen, bis hin zu den Mitgliedern des angelsächsischen Königshauses oder den asiatischen Erbfolge-Königsclans. Und so macht es auch der Geldadel mit seinen Privatbanken. Sie alle haben weder ein von Gott gegebenes Recht, über die Menschen zu herrschen, noch haben sie ihre Führerschaft übernommen durch Zufall, durch Volks-Erwählung oder durch Übernahme von Verantwortung für die Menschen. Sie haben einfach als erste die Ansammlung von Eigentum betrieben und wissen, dass Eigentum immerdar neues Eigentum erzeugt, und man durch die Rechte an diesem Eigentum seine Macht stabil und absolutistisch sichern kann. Kein Bürger würde jemals auf die Idee kommen, dass ihre ganze Legitimation alleinig auf dem Recht des Eigentums über die Menschenrechte basierte. Und falls der Bürger selber einmal zu Eigentum kommen sollte, so müsste man dies durch Besteuerung beschränken, durch Arbeitslosigkeit den Bürger an Eigentum enteignen oder durch Zerstörung der Volksidentität und der Familien einen derartigen Wettbewerb auslösen unter den Eigentumslosen, dass diese sich jedes Stückchen Eigentum gleich wieder gegenseitig entreissen. Die Idee des wirtschaftlichen Marktes war dazu bestens geeignet. Er liess bei Funktionieren fast alle Unternehmungen praktisch nur noch überleben, und dem Bürger ging es schlecht, weil die meisten Menschen durch den starken Wettbewerb ihre Anstellungen verlieren würden. Denn je effizienter eine Wirtschaft sein würde, desto mehr Arbeitslose würde sie erzeugen, und nicht umgekehrt, wie von den Politikern behauptet, um wiedergewählt zu werden. Und somit ergab sich über eine lange Zeit ein genaues Bild dessen, wie die Gesellschaft im Hintergrund strukturiert sein musste. Allerdings wusste ich damals noch nicht Bescheid um viele Interessengruppierungen, welche im Hintergrund existieren und nie in Erscheinung treten. Es war eine Sternstunde in meinem Leben, als ich den grösseren Zusammenhang erkannte, und nun begann zu verstehen, weshalb die ganze Gesellschaft genau so strukturiert war, und nicht anders. Und es dürfte sich auch um ein wichtiges Lehrstück für alle Menschen der Welt handeln. Denn viele Menschen glauben noch heute an das Märchen des Tellerwäschers, welcher zum Millionär wird, und dass man mit genügend Fleiss, Innovation und Ehrgeiz es zu etwas bringen könnte. Für eine solche Wirklichkeit gab es nicht mehr den geringsten Hinweis, keine Bestätigung und auch keine Beweise. Es war alles viel nüchterner, als viele es sich vorstellten. Aber eines nach dem anderen. Zu viele Schritte und Aussagen überfordern den Leser.

Vielmehr soll man jederzeit in der Lage sein, alle Aussagen und Herleitungen zu überprüfen auf den Wahrheitsgehalt. Denn davon lebt schlussendlich die Wahrheitsfindung. Fangen wir deshalb an mit der historischen Herleitung der Eigentumsrechte.​