Fremdes und eigenes Eigentum
Der Fairness halber müssen wir erkennen lernen, dass es durchaus Eigentümer gibt, welche bewusst mit ihrer Macht über Eigentumrechte umgehen, und die Menschen, welchen sie alle Arbeitsleistung rauben, diesen Anteil an Geleistetem versuchen zurückzugeben. Es gibt sie, aber sie sind sehr rar. Um Eigentum gerecht zu verwalten, muss der Eigentümer erkennen, welches Eigentum ihm zufällt aufgrund eigener Leistung, und welches ihm durch fremde Leistung zufällt.
Den Anteil der fremden Leistung muss er an denjenigen zurückgeben, welcher die Leistung vollbracht hat. Man erkennt, dass die Gesetzgebung es dem Eigentümer selbst überlässt, ob er dies tut will, und wenn, in welchem Umfange. Es liegt in der eigenen Verantwortung des Eigentümers, dies zu tun. Genau so, wie es in einem feudalistischen oder diktatorischen System die Entscheidung des Feudalherren oder des Diktators ist, die erbrachte Arbeitsleistung an irgendjemanden nach freiem Willen und Wunsch umzuverteilen oder eben nicht. Da der Kapitalismus aber auf Nutzenoptimierung basiert, kann prinzipiell nicht davon ausgegangen werden, dass ein Eigentümer verantwortungsvoll mit seiner Macht über die Arbeitsleistung umgeht.
Er wird prinzipiell alles nehmen, was ihm möglich ist, und was ihm auf ungerechtfertigte Weise durch das Umverteilungssystem zufällt. Der Druck, zu erkennen, was eigene, und was fremde Arbeitsleistung ist, ist derart gering, dass ein reicher und mächtiger Eigentümer nicht einmal den Unterschied erkennen will. Er denkt sogar, dass er den Gewinn, welcher von der Arbeitsleistung von vielen Menschen herstammt, zu recht als eigen erarbeiteten Gewinn betrachten kann. Ganz allgemein ersehen sich Eigentümer immer als Edelleute, als Ritter in weiss, als die ultimativen Leistenden, welche die Menschheit mit ihren Werken beglücken und sie hierdurch als Göhner bereichern. Die Wahrheit liegt aber ganz wo anders. Denn eher sind sie Raubritter, welche das System dazu benutzen, andere Menschen abzuzocken und auszubeuten, ja sogar noch regelrecht zu versklaven, weil sie ihnen durch das System jeder Möglichkeit berauben, sich aus eigenen Kräften aus dieser Misere zu befreien. Die Raubritter leben von der Leistung anderer Menschen, und erzählen ihnen, dass sie ihres Schutzes bedürften. Dabei müsste man die Menschen gerade vor diesen Raubrittern schützen.
In einer wahren Kulturgesellschaft darf es die Grundlage der gegenseitigen Ausbeutung nicht mehr geben. Oder nur noch dort, wo es um Leistungen für Menschen geht, welche durch das Schicksal selber nicht mehr in der Lage sind, Leistung zu erbringen, und dringend auf Solidarität angewiesen sind. Dies von sich aus zu erkennen, sind Eigentümer nicht in der Lage. Deshalb muss der Staat die Grundlage zur gegenseitigen Ausbeutung und Annektierung von fremder Arbeitsleistung weitgehend unterbinden durch ein starkes Grundgesetz oder eine Verfassung. Das kapitalistische Herrschaftssystem ist dafür aber nicht geeignet. Es ist sogar der Urgrund für die Möglichkeit zur gegenseitigen Ausbeutung, zur Abzockung und zur Versklavung von ganzen Nationen und Erdteilen. Man muss es wahrhaft sehen wollen. Wo Menschen andere Menschen ausbeuten können, weil dieses als gesetzlich verbürgt gilt, kann es niemals eine Kulturnation geben, eine
Welt-Erneuerung durch Eigentumsreform
Seite 17
Willensgemeinschaft von Bürgern in Freiheit, Solidarität, Frieden und Harmonie. Und wir werden es mit Sicherheit erleben, wie der Kapitalismus das Schicksal des Kommunismus erleidet. Wo immer Umverteilungsprobleme existieren, und diese in der Zeit nicht gelöst werden, führt dies über die Kraft der Zeit zur inneren Zerstörung der Gesellschaft. Es handelt sich um ein systemisches Naturgesetz aller Materie, und ist wirksam auch in Bezug auf ganze Gesellschaften, Nationen, Zivilisationen. Der Kapitalismus hat kein Rezept zur Lösung der Umverteilungsprobleme, sondern er ist eine derjenigen Gesellschaftsstrukturen, welche mehr als jedes andere System das Umverteilungsprinzip nachhaltig vergrössern. Frühere Zivilisationen gingen oftmals durch übertragbare Lungenkrankheiten zugrunde. Wahrscheinlicher aber waren sie ebenfalls nicht in der Lage, die Umverteilungsprobleme, verursacht durch Eigentumsrechte, zu lösen. Irgendwann war das ganze Gesellschaftssystem so unharmonisch eingerichtet, und wurde dermassen unsolidarisch unter seinen Bürgern, dass sich die Gesellschaft von innen heraus anfing aufzulösen. Im Anfangsstadium dieses Zustandes nun befindet sich die westliche Welt. Es existiert kein inneres Gesetz des Zusammenhaltes mehr. Und die Nutzenoptimierung kann dieses Vakuum nicht ausfüllen. Die wenigen Menschen, welche als Lichtwesen in allen Zeiten wirkten, können das Desaster nicht mehr aufhalten. Ihr Wirken ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Erst wenn der Zyklus des Zerfalles alles zerstört hat, wirken wieder vermehrt die Kräfte des Aufbauens, der Solidarität, des Zusammenhaltes und der Harmonie. Dies ist die Zeit des Entstehens einer neuen Kultur, bis diese ihrerseits von ihnen heraus zerfällt, weil es wieder Menschen gibt, welche über das System andere Menschen anfangen auszubeuten.
Angenommen, jeder Eigentümer wäre sich seiner Verantwortung darüber bewusst, dass er fremde Arbeitsleistung nicht in eigenes Eigentum umwandeln darf, sondern an den Leistenden zurückgeben müsste, dann wäre alles kein Problem und die Welt wäre um ein Stück besser, weil die Belohnung von Arbeitsleistung stimmen würde, und nur der Staat soviel wegnehmen würde, wie zur Erfüllung von Leistung an Bedürftige und an Staatsleistung notwendig wäre. So differenziert sehen es die Eigentümer nicht, denn das Wirtschaftssystem basiert auf dem Mythos, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, und was er als Gewinn einstreichen kann, ihm gehört, unabhängig davon, woher die Arbeitsleistung zum Gewinn stammt. Und da er sich also bedienen kann, bedient er sich. Egal, ob andere den Preis dafür bezahlen. Das Gesetz gibt ihm Recht. Der Gesellschaftsvertrag zeigt ihm, dass sein Eigentum absolut geschützt wird. Wer als Eigentümer gesetzlich eingetragen ist, hat das Verfügungsrecht über diese angereicherte und in der Materie manifestierte Arbeitsleistung. Eigentlich kann im Kapitalismus jeder jedes Arbeitsleistung abschöpfen und hinweg nehmen, solange er sich an die Gesetze hält. Man erkennt alleinig aufgrund dieser Bedingungen, dass das System auf Raubrittertum beruht, und nicht auf einer Kulturgesellschaft mit einem wahren und gerechten Belohnungssystem. Der Stärkere, also der Eigentümer, bedient sich an der Arbeitsleistung des gesetzlich Schwächeren oder Ungeschützten. So einfach ist der Kapitalismus aufgebaut, und doch so kompliziert, dass ein durchschnittlicher Konsument und Bürger dieses System nicht durchschaut. Oder weil er durch die Möglichkeiten des Konsums dermassen von den wichtigen Fragen abgelenkt wird, dass er nicht mehr versteht oder verstehen will.
No Comments