EIGENTUMS-PROBLEMATIK
Die historischen Gründe der Gesellschaftsstruktur
Als ganz junger, aber bereits kritisch eingestellter Mensch kam ich bei der Vorbereitung auf die Matur-Prüfung beim Studium des Nationalsozialismus auf die Theorien um die Zinsproblematik, die Verschuldungsproblematik und die Kreditproblematik. Es handelte sich für mich damals allesamt um Themen, welche meiner Meinung nach von rechtsradikalen Gruppierungen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgegriffen wurden, also nicht einen Funken Wahrheit in sich enthielten, sondern dazu benutzt wurden, ein absolutistisches System zu reinstallieren. Ich wusste durch das Studium der politischen Gegebenheit, dass mit der Machtergreifung Hitlers ein Teil der Probleme des Deutschen Volkes wollte gelöst sein, durch die Versprechen vor der Machtübernahme aber bereits Folgeprobleme sich abzeichneten. Aber dies ist alles nichts Neues, und von den Historikern längst aufgearbeitet und viele Details sind bekannt. Deshalb braucht es keine weitere Bewertung der damaligen Situation. Was mich persönlich niemals losgelassen hat, ist die Frage um die Zinsproblematik, und um die allgemeinen Probleme in der Geldwirtschaft. Denn es entsprach meiner Ansicht nach keiner natürlichen Ordnung der Verwaltung von erbrachter Arbeitsleistung.
Denn es war nach meinem Ermessen nicht so, dass Geld einer Arbeitsleistung oder Mehrwertschöpfung entsprachen. Vielmehr erkannte ich korrekterweise, dass viele Menschen als Privateigentümer einzig von ihren Rechten lebten, als denn selber Leistungen zu erbringen. Dies machte nach meinem Ermessen keinen Sinn, und verstiess gegen jede Form der gesellschaftlichen Gerechtigkeit. Ich erkannte, dass es wenig Sinn machte, einen Zins für eine Leistung zu erheben, welche als Arbeitsleistung niemals erbracht wurde. Genau das aber machten z.B. die Banken. Darüber hinaus wäre das nicht so schlimm gewesen, habe ich befunden, wenn es sich um Staatsbanken gehandelt hätte, von welchen diese künstlich gezeugte Arbeitsleistung wieder an das Volk zurückfliessen würde. Aber dem war nicht so, denn es handelte sich um Privatbanken. Der alleinige Profiteur der künstlich erzeugten Arbeitsleistung war vorerst der Eigentümer der Bank, welcher den Gewinn abschöpfte, und ihn als Eigentum mitsamt den Eigentumsrechten verwaltete. Dies alles brachte mich in unsagbare Erklärungsnotstände. Ich verstand nicht mehr, weshalb dies so war, was der Vorteil davon sein sollte, und seit wann dies so eingerichtet war. War es geschichtlich betrachtet vielleicht schon immer so? Gab es die Kulturgesellschaft eventuell gar nicht, und sind die modernen Gesellschaften aus den alten Clanstrukturen der Macht des Eigentums heraus entstanden? Ich ging fest davon aus, denn anders konnte ich mir eine solche Menge von Ungerechtigkeiten im Verteilungssystem nicht erklären. Die Zeit des Nationalsozialismus rückte daraufhin in weite Fern. Es ging nun um die Grundlagenerarbeitung über die Geldwirtschaft. Und das einschneidendste, an was ich mich zurückerinnern konnte bei dieser Periode, war die Erklärung der Schuldwirtschaft.
Geld definiert durch Schuldwirtschaft
Es gibt viele Theorien über die Entstehung von Geld. Dabei wurde mir Geld erklärt als reiner Schuldschein, was mir einleuchtete. Denn ich erkannte im Schuldschein die Weiterführung des Tauschhandels. Wenn jemand unbedingt ein Schaf essen wollte, er aber kein eigenes Schaf zum Eintausch hatte und dies auch keinen Sinn gemacht hätte, ist man davon ausgegangen, dass er entweder seine Hühner für das Schaf eintauscht, oder aber seine Kuh. Bei den Hühnern ist das Problem klein, solange man genügend davon hat. Bei der Kuh wird es bereits kompliziert. Denn wenn ich die Kuh mit dem Schaf abtausche, habe ich einen hohen Wert gegen einen tiefen Wert eingetauscht, auch wenn ich nachher in der Lage bin, das Schaf zu essen und die Kuh noch lebt.
Das Eigentumsrecht an der Kuh ist verloren gegangen, respektive an den neuen Eigentümer
Welt-Erneuerung durch Eigentumsreform
Seite 12
übertragen worden. Ich selber habe alle Nutzungsrechte daran verloren. Wenn ich mit dem Tauscher einen Tauschvertrag abmache, kann ich aushandeln, dass er mir ein Papier ausstellt mit seiner Unterschrift, auf welchem steht, dass er mir einen bestimmten Wert schuldet. Dieser Schuldschein ist nichts anderes als Geld. Wenn statt der Schuldner die Nationalbank diesen Schuldschein druckt, dann garantiert der Staat für die Sicherheit und Echtheit des Schuldscheines/Geldes, und dafür, dass dieser gegen andere Leistungen kann eingetauscht werden und einen Wert und eine rechtsgültige Forderung darstellt. Beim nächsten Kauf eines Schafes wird nun entweder die alte Schuld eingelöst, oder aber es wird ein neuer Schuldschein ausgestellt, diesmal für den Geber des Schafes. Auf dem Schuldschein steht, dass ich dem Lieferanten des Schafes ein Schaf schulde, und dieser Wert irgendwann in einen Gegenwert kann eingetauscht werden, solange beide Seiten einverstanden sind. Wenn nun jeder anfangen würde Schuldscheine zu erstellen, dann würde jeder reich und alle könnten sich praktisch alles abkaufen.
Aber schlussendlich würden die Menschen nicht mehr Artikel besitzen, sondern einfach alle Werte untereinander getauscht haben, so dass jeder wieder ungefähr gleich viel besitzt wie vor dem tauschen.
Mir leuchtete ein, dass hinter dem Wert des Schafes eigentlich nicht das Schaf selber stand, sondern die Arbeitsleistung, welche zur Aufzucht des Schafes Bedingung war. Und deshalb war mir auch klar, dass eine Goldmünze die Arbeit der Goldschürfung darstellte, und nicht den Wert des Goldes selbst. Er viel später im Leben musste ich feststellen, weshalb man soviel Gewichtung auf die Schuldscheine oder die Goldmünzen legte. Es ging darum, die Menschen vom eigentlichen Wert der Arbeitsleistung abzulenken, sie in die Abhängigkeit zu führen und schlussendlich in fremdes Eigentum. Denn, soviel hatte ich selbst begriffen, wer keine Kuh und kein Schaf selber produzieren konnte, hatte auch nichts zum eintauschen. So habe ich bald gemerkt, dass der Verlust des Eigentums von Produktionsmitteln zu einer Handlungsunfähigkeit und Abhängigkeit von fremdem Eigentum führt. Genau dies passierte mit uns in den letzten 70 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Sind wir nicht fast alle von Wohneigentümern zu Mietern geworden? Ist nicht bereits die Hälfte der fahrenden Autos geleased, statt denn im Eigentum des Nutzenden? War es Zufall oder Absicht, dass die Menschen die Mittel zur Produktion einbüssten? Meiner Meinung nach nicht. Es musste die logische Konsequenz sein, wenn man Eigentum verliert, wenn jemand anderer über meine eigene Arbeitsleistung entscheiden konnte. Und erst da wurde mir klar, wie in unserer heutigen Gesellschaft es möglich wurde, dass schätzungsweise 50% der Arbeitsleistung an fremde Eigentümer musste abgetreten werden, und wie diese Form von Versklavung geschickt eingerichtet wurde. Und dann wurde mir auch ersichtlich, dass es vom System so eingerichtet wurde, dass in kleinen und kleinsten Schritten immer mehr vom Anteil der eigenen, geleisteten Arbeit abhanden kommen würde, in die Hände des bereits vorhandenen Eigentums, und ausgestattet mit der Macht des Gesetzes und der Umverteilung durch Eigentumsrechte. Erneut ging mir ein Licht auf, und ich verstand, wie dies zu den eklatanten Unterschieden im Eigentum führen konnte. Denn Eigentum schien Eigentum zu rauben. Wer Eigentum hatte, bekam immer noch mehr Eigentum. Und wer keines hatte, blieb für immer Mieter fremden Eigentums. Das Studium über das Zustandekommen von Geld zeigte mir auf, wo, weshalb und wie die ersten Missbräuche des Eigentums stattfanden. Und genau dort fand ich sie in unserer wirklichen Welt wieder. Bei den Eigentumsrechten. Das Geld, so hatte ich herausgefunden, war sozusagen nur der Laufbursche für die Eigentumsrechte und die Umverteilung des Eigentums. Wollte sich ein Herrscher Sklaven machen, musste er nur ihr Eigentum annektieren und sie Besitzer werden lassen. Diese Erkenntnis selber war schon sehr spannend. Es würde mich zu noch vielen, weiteren Eingebungen führen. Aber damals wusste ich dies alles nicht, und ich dachte eher an Ausnahmen durch ganz freche Individuen, welche sich des Systems bedienten, um, vielleicht sogar gerechterweise, ein wenig mehr Eigentum zu haben als andere. Erst viel später begriff ich, dass dies nicht die Ausnahme war, sondern die Regel. Es musste sich um einen Systemfehler handeln, egal, ob dieser erzwungen war oder zufällig in die Welt kam.
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