Eigentum als absolutistisches Gesetz
Natürlich stellte sich irgendwann auch die Frage nach der Unterscheidung von Eigentum, ob es viele verschiedene Formen gab, ob es bestimmte Abhängigkeiten gab, ob es eventuell mehrere Arten geben könnte, usw. Aber es gab immer nur eine Form von Eigentum, und die war absolut, und beherrschte auch absolut. Ähnlich dem Geld, welches universell ist, und nicht auf die Moral des Nutzenden schaut. Geld hat keine Farbe, sagt man. Und Eigentum hat keine Moral, so könnte man sagen. Eigentum ist Eigentum, und wer Eigentum hat, besitzt auch deren Rechte daran. Dies bedeutet, dass in der Wirklichkeit eine Befehlsgewalt im Zusammenhang mit Eigentumsrechten existiert, nach welchen sich alle Besitzer dieses Eigentums richten müssen. Mieter haben keine Entscheidungsbefugnis über die Eigentumsrechte, sie müssen sie alleinig erfüllen. Die Art der Erfüllung ist bedingungslos und absolutistisch. Entweder man erfüllt die Bedingungen des Eigentumsrechtes, oder man verliert die Besitzrechte daran. Eigentum fragt nicht danach, ob jemand gute Absichten hegt, ob er mit und durch dieses Eigentum das Königreich auf Erden erschafft, oder die Hölle. Es fragt nicht nach menschlichen Werten. Und in jeder westlichen Verfassung oder im Grundrecht ist Eigentum absolut verbürgt. Wessen Eigentum in Gefahr gerät, kann die ganze Macht von Polizei, Militär und richterlicher Verfügungsgewalt auf seine Seite zwingen. Deshalb steht an oberster Stelle unter allen Bedingungen der Gesetze nicht das Recht des Menschen auf seine Grundrechte, sondern an oberster Stelle steht immer das Eigentumsrecht. Oder anders ausgedrückt: Das Eigentumsrecht wird als das fundamentalste von allen menschlich-gesellschaftlichen Regeln betrachtet. Und dies ist, meiner Meinung nach, einer der grössten Systemfehler. Wir haben mit dem Eigentumsrecht eine Regel, welche auf die Grundrechte der Menschen keine Rücksicht nimmt.
Nur in der Praxis wird ersichtlich, weshalb das so ist. Denn rein theoretisch klingt es schön und rational, und vielleicht auch vernünftig, wenn man das Recht auf Eigentum als Menschenrecht definiert. Die Schrecken des Kommunismus, als jeder zwangsenteignet wurde, und alles Privateigentum in die Staatsgewalt gezwungen wurde, kennen alle noch, welche den kalten Krieg erlebt haben, oder sich in einem der Länder des Kommunismus aufgehalten haben während dieser Zeit. Schlussendlich hatten die wenigsten Menschen ein Interesse daran, irgend etwas aus Staatseigentum zu verwalten für den Nutzen durch andere Menschen. Es gab dafür eine Belohnung, welche auch bei guter Leistung immer fast die gleiche war. Und von geistiger Belohnung will und kann ein Mensch dauerhaft nicht leben, wenn er keine Chance auf Verbesserung seiner materiellen Grundlage bekommt. Um eine Gesellschaft zu entwickeln, muss einerseits das Problem der Umverteilung gelöst werden. Es muss aber auch ein bestimmtes Mass an Eigentum vorhanden sein, welches man selber verwalten darf. Und es muss Sicherheiten, Freiheiten und Solidarität unter den Bürgern geben. Im Kommunismus gab es nur Sicherheiten.
Die Solidarität hörte bereits dort auf, wo sie über die staatlichen Garantien hinausging. Freiheiten gab es fast keine mehr, denn alles war im Staatsplan bereits enthalten. Was also im Westen durch den so genannten Kapitalismus, treffender aber die „kapitalistische Eigentumsdiktatur", gegeben war, gab es im Kommunismus nicht. Der Staat, das Kollektiv, definierte alles. Das Individuum hatte nicht einmal das Recht auf Eigentum. Im Gegensatz dazu hat man in der kapitalistischen Eigentumsdiktatur das Recht auf Eigentum zwar absolut, aber nur in einer Wachstumsphase.
Denn durch das Umverteilungsproblem durch Schuld-, Kredit- und Zinsproblematik, durch Gesetzgebung, Besteuerung und Besitzsklaventum führt es schlussendlich auch in die Enteignung durch das Staatsrecht. Alle Menschen im Westen, welche durch die künstlich geschaffene Sockelarbeitslosigkeit ihre Anstellung verlieren, bekommen, wenn überhaupt, nur für kurze Dauer Arbeitslosenentschädigung. Danach haben sie keinen Anspruch mehr auf Staatsleistungen.
Besonders in den USA wird dies ersichtlich. Denn dort gibt es unzählige Millionen von Obdachlosen, welche ihr Recht auf Existenz verloren haben, weil sie vielleicht nur ihre Anstellungen verloren. Der Staat sieht sich dort nicht als Verbürger von Grundrechten, von Bürgerrechten und Menschenrechten, sondern er sieht sich nur als Garant für die Ordnung der Staatsstruktur, im speziellen und alleinig für die verbürgten Eigentumsrechte. Der Bürger muss selbst schauen, wie er zu seinem Brot kommt, wie er seine Krankheiten in den Griff bekommt, oder wie er sich Sicherheiten erarbeitet. Den Staat und sein Eigentumsrecht kümmert es nicht, wenn die
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Menschen keine Chance bekommen, wenn sie im Elend sind und sich nicht mehr selber daraus befreien können. Der Staat stellt nur sicher, dass das Gesetz eingehalten wird. Und das oberste Gesetz ist das Recht auf Eigentum. Und deshalb werden auch nur die reichen und mächtigen Eigentümer bedient oder abgesichert durch den Staat. Der Bürger ohne Eigentum und dessen Rechte daran, hat keine Staatsrechte, und deshalb auch keine Bürger- oder Menschenrechte.
In Mitteleuropa ist dies anders, weil hier der Staat durch die Sozialwerke die Existenz sichert.
Darüber hinaus gibt es aber auch keine Sicherheiten. Der Staat kümmert sich weder um Arbeitsplätze, noch darum, dass die Menschen sich wieder in die Gesellschaft integrieren können.
Und wenn es eine Versicherung tut, wie diejenige für die Invaliden, für die Alten, für die Arbeitslosen, dann nur im Ausnahmefall und meistens nur für eine gewisse Dauer, danach aber belässt man die Menschen mit dem Problem alleine. Dies führt dazu, dass im Laufe der Existenz der kapitalistischen Eigentumsdiktatur bisher mehr Menschen durch den Staat enteignet wurden, als dies der Kommunismus jemals in der Lage gewesen wäre zu tun. Im so genannten Westen sind bisher mehr Menschen in die Armut und Enteignung gefallen, als jemals in der Geschichte des Kommunismus. Auch wenn dies die Regierungen der westlichen Staaten nicht gerne hören, so entspricht diese Feststellung doch einer Tatsache. Dies wurde mir dann bewusst, als ich im Land, welches als reichstes der Welt gilt, der Schweiz, selber durch Langzeitarbeitslosigkeit in die Sozialwerke getrieben wurde. Es gab keine Hilfe, von niemandem. Und man verlor alles Eigentum, musste alles verbrauchen und hatte sogar erst dann Anspruch auf Sozialgelder, wenn man alles Eigentum an andere Leute abgegeben hatte. Erst wenn man nur noch ca. 5'000.- CHF Vermögen hat, bekommt man Anspruch auf Anmeldung für die Sozialwerke. Aber nur deshalb, weil man ab dann Gefahr läuft, die Miete nicht mehr bezahlen zu können, und hierdurch das Eigentumsrecht der Immobilieneigentümer nicht mehr kann garantiert werden. Denn das oberste Gebot jedes Gesellschaftsrechtes ist, dem Eigentümer seine Eigentumsrechte zu garantieren und zu erhalten.
Um das Recht des Wirtschaftseigentums zu erhalten, werden im Notfall sogar die Gemeindebürger belastet. Damit auch auf dieser Ebene die Arbeitsleistung vom Bürger an die Wirtschaftseigentümer umverteilt wird. Man muss das System verstehen, um zu erkennen, dass im Kapitalismus immer das Eigentum bedient wird, und alle Bürger durch die Umverteilungsproblematik irgendwann ihr Eigentum verlieren. Viele Immobilien gehören deshalb heute bereits den Privatbanken. Und im Jahre 2013 sind vermutlich ca. 85% der Schweizer bereits derart verarmt, dass sie nicht mehr die Chance auf Wohneigentum haben, sondern in dauerhaftem Mietsklaventum stehen und sich daraus nicht mehr befreien können. Am schlimmsten geht es den vielen Singles, welche exorbitant hohe Wohnungsmietpreise alleine bezahlen müssen, selbst wenn sie eine Arbeit haben. Ende Monat bleibt nichts mehr übrig, weil die Lebenshaltungskosten von Steuern, Krankenkasse, Nahrungsmitteln, öffentlichen Verkehrsmitteln, usw., dermassen teuer sind. Ausserdem muss man Mitglied im Mieterverband sein, um noch über Rechte als Mieter zu verfügen und nicht von den Wohneigentümern irgendwann grundlos gekündigt zu werden und selbst die Mietwohnung zu verlieren. Es ist für viele Schweizer ein unwürdiger Zustand, und dies im offensichtlich reichsten Land der Welt. Der Arbeitsmarkt und der Mietwohnungsmarkt haben seit 1989/1990 gar nie mehr funktioniert, obschon die Politik immer das Gegenteil behauptete. Der Arbeitsmarkt ist seither kein Markt mehr, sondern wird alleinig durch die Produktions- und Dienstleistungseigentümer bestimmt. Und der Mietwohnungsmarkt wird nur noch durch die Mietwohnungseigentümer bestimmt. Von einem Markt kann nicht mehr gesprochen werden. Es sind immer und überall die Eigentümer, welche ihre Regeln dem Bürger aufdiktieren, bis in den letzten Rest von Freiheiten, welche dem Bürger noch sollten gewährt bleiben. Von echten und wahren Freiheiten kann man deshalb nicht mehr sprechen. Das ist die ganze Wahrheit über den Zustand eines Kapitalismus in der Endphase. Das Recht des Eigentums hat niemals Rücksicht genommen auf die generellen Menschenrechte. Aber es geht nicht darum, die Systemfehler aufzuzeigen, sondern zu erklären, weshalb ein System, welches auf Ausnützung des Bürgers durch das Eigentum beruht, langfristig nicht stabil sein kann, und auch nicht funktionieren wird.
Denn jedes Gesellschaftssystem, welches die Probleme der Umverteilung von Eigentum nicht irgendwann in den Griff bekommt, oder nicht einmal prinzipiell für alle garantieren kann, ist zum Scheitern verurteilt. Ganz allgemein ist jedes System instabil, welches nicht auf allen Ebenen wie Finanzen, Eigentum, Menschenrechte, Sicherheit, Stabilität, Freiheit und Solidarität ausgewogen funktioniert, und ist dem Tode geweiht. Der im Westen noch anhaltende Reichtum vieler Staaten
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kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das System des Kapitalismus langfristig nicht funktionieren kann. Man muss kein Finanztheoretiker oder Soziologe sein, um dies zu erkennen.
Man muss nur verstehen, dass jedes aus dem Gleichgewicht geratene System in seiner Existenz gefährdet ist. Kurzum, der Kapitalismus, hinter dem sich eigentlich nur eine absolutistische Form des Eigentumsrechtes versteckt, führt in sich nicht die Stabilität, welche zum dauerhaften Erhalt einer Gesellschaft notwendig wäre. Und wenn der Kommunismus wenigstens noch als System Stabilität und Sicherheit garantieren konnte, so kann mittel- und langfristig der Kapitalismus nicht einmal dieses. Im besten Falle ist er perfekt geschaffen für eine Phase des wirtschaftlichen Aufschwunges mit anfänglich fast unerschöpflichen Investitionen. Sobald eine Stagnation eintritt, verkehrt sich alles ins Gegenteil, und die vermeintlichen Vorteile des Systems zeigen nachhaltig gegenteilige Wirkung. Durch die stete Umverteilung an Arbeitsleistung an die reichen und mächtigen Eigentümer, und die Hebelwirkung von Zins-, Schuld- und Kreditwesen, zusammen mit der Art der Versteuerung, welche einem in Abhängigkeit der Banken treibt, erfolgt faktisch eine Enteignung durch das Staatssystem. Zwar immer nur in kleinen und kleinsten Schritten, aber dauerhaft und nachhaltig, so dass irgendwann 85% der Bürger reine Mietsklaven sind, und nicht einmal mehr über eigenes Wohneigentum verfügen. Dann ist das Auto geleased, also auch in fremdem Eigentum, und die Ferien werden durch Kredite finanziert, um auch dort einen grossen Teil der Arbeitsleistung an die Banken abzutreten, und hierdurch an die Eigentümer der Bankenwerte.
Man muss sich bewusst sein, dass im Kapitalismus, der in Wahrheit eben „kapitalistischen Diktatur des Eigentums" der Eigentümer praktisch immer von der Arbeitsleistung des Arbeitenden schmarotzt, weil er zu keiner Gegenleistung sich verpflichten muss. Es gibt nur wenige Eigentümer, welche sich der Bürgerverantwortung bewusst sind, und fremde Arbeitsleistung zumindest in Teilen wieder an die effektiv Leistenden durch Dienstleistungen oder Warenerzeugung zurückgeben. Die meisten nehmen so viel, wie sie können, und fühlen sich im Recht, weil das Recht ihre absolutistischen Eigentumsrechte nicht nur garantiert, sondern eben als gesetzeskonform verbürgt und schützt. Diese Eigentümer fühlen sich nicht im Unrecht, sondern absolut im Recht. Und sie nehmen, soviel sie eben können. Dass sie durch ihre Eigentumsrechte nicht nur Arbeitsleistungen austauschen, sondern fremde Arbeitsleistung regelrecht und vollkommen legal akkumulieren, und langfristig hierdurch die Stabilität der Volkswirtschaft und der ganzen Gesellschaft unterminieren, interessiert sie solange nicht, wie sie sich durch das Gesetz sicher fühlen, und solange, wie sie nicht Gefahr laufen, von der breiten Masse der verarmten Mitmenschen zur Rechenschaft gezogen zu werden. Der allergrösste Teil der Eigentümer wird erst dann einen Teil des Gewinnes an die wahren Leistenden in der Gesellschaft zurückgeben, wenn sie unter massiven Druck durch die Allgemeinheit geraten, oder Gefahr laufen, ihre Familien oder ihr Leben in Unruhen, Revolutionen oder Protesten der über lange Zeit unterdrückten und enteigneten zu verlieren. Man kann behaupten, dass nur der geringste Teil der Eigentümer für das Eigentum, welches sie besitzen, selber gearbeitet haben. Denn Eigentum zeugt Eigentum, die Rechte an Eigentum verbürgen ihnen unermessliche Gewinne und dauerhafte Abschöpfung oder Annektierung der Arbeitsleistung von anderen Menschen, welche in ihren Unternehmungen angestellt, welche selber vielleicht nur gerade noch ihre Steuern bezahlen können durch den Erlös der Leistung ihrer eigenen Arbeit. Denn das Abschöpfungssystem funktioniert selbst auf der Ebene des Staates. Ja der ganze Staat, so muss man beim Erkennen des Systems herausfinden, ist nur da, um die Eigentümer zu bedienen, und nicht um die Bürgerrechte zu garantieren. Aber diese Erkenntnis muss nicht befremdlich sein, wenn man herausfindet, dass alle modernen Staaten auf dem römischen Recht aufgebaut sind. Und das römische Recht war immer ein Recht der Elite über das Volk, und es verlangte nach immer mehr Annektierungen von fremdem Eigentum. Denn sobald es keine Arbeitsleistungen mehr zu annektieren gab durch das Eigentumsrecht, wäre sogar die Elite dazu gezwungen worden, für ihre Forderungen zu arbeiten. Und das hätten sie nicht gekonnt.
Denn kein Mensch kann dauerhaft ein Mehrfaches konsumieren, als er selber zu leisten in der Lage ist. Ausser, wenn ihm das gesellschaftliche und rechtliche Umverteilungssystem dabei hilft.
Man muss nicht intelligent sein, um zu verstehen, dass vermutlich ca. 50% der eigenen Arbeitsleistung durch die in der Gesellschaft existierenden Umverteilungsmechanismen dem wahrhaft Arbeitsleistenden entrissen und an die reichen und mächtigen Eigentümer überlagert
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wird. Diese Erkenntnis hat sich in meinem Bewusstsein schon sehr früh eingeprägt, weil ich durch den Staat im kapitalistischen System regelrecht enteignet wurde, und zwar ohne eigenes Verschulden. Erkennen und akzeptieren kann der Mensch das erst, wenn er es durch eigene Erfahrung, und am eigenen Leibe, spüren musste. Dies war sozusagen der Urknall des Erkennens, dass dieses System nicht für den Menschen da war, weil es genau genommen auch nicht von den Menschen geschaffen wurde. Sondern es ist dazu da, um eine Elite des Eigentums zu bedienen, und um die restlichen Menschen zu versklaven, indem man Gesetze, Regeln und Umverteilungsprinzipien wirken und walten lässt, welche alle Leistenden regelrecht abzockt und wie Zitronen auspresst. Dieses Umverteilungssystem läuft schon viele Jahrtausende in der westlichen Welt. Solange schon, dass die meisten Menschen es als Naturgesetz betrachten und sich in ihr Enteignungsschicksal fügen. Nach allem, was ich in der Gesellschaft erlebt hatte, erkannte ich dieses sehr schnell. Und ich machte mich auf, nach alternativen, gerechteren und menschlicheren Systemen zu suchen.
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