6. Politische Religion im Kontext staatsphilosophischer Ideen des 19. Jahrhunderts
Nicht nur der Ruf nach Freiheit und Gleichheit trieb europäische Revolutionierende an, sich gegen die gesellschaftspolitische Situation sowie despotische Herrscher aufzulehnen. Zu diesen liberalen Ideen gesellten sich in vielen Ländern die Forderung nach nationaler Souveränität und der Kampf um die Schaffung und Festigung einer nationalen Identität innerhalb des europäischen Staatengefüges. Dass der Begriff Politische Religion auch in Schriften Verwendung fand, die sich mit der Idee der Nation bzw. nationaler Fragen und Themen beschäftigten, konnte bereits anhand zuvor untersuchter Fundstellen - beispielsweise bei Carl Ludwig von Haller - beobachten werden, die anderen Abschnitten der Arbeit zugeordnet wurden. Zum Begriff Politische Religion im Gefüge von Oberbegriffen wie Staat, Nation und Nationalismus[1] wurden bereits einige Untersuchungen veröffentlicht, allerdings befassen sich die Forschenden überwiegend mit der Frage, ob zur Charakterisierung der politischen Ideen der Nation oder des Nationalismus auf den Begriff Politische Religion zurückgegriffen werden könne, ohne dass sie tatsächliche Fundstellen der Begriffsverwendung analysieren und in ihre Überlegungen ein- beziehen.[2] Nur wenige Forschende widmen sich in ihren Studien direkt den zeitgenössischen
Quellen, die den Begriff Politische Religion im Kontext einer Auseinandersetzung mit staatsphilosophischen Ideen oder staatspolitischen Wirklichkeiten, wie beispielsweise zur Nation bzw. zum Nationalstaat, enthalten. Christian Johannes Neddens erwähnt mehrere Autoren des 19. Jahrhunderts (zum Beispiel Ludwig Börne und Karl Gutzkow), die sich des Begriffs innerhalb ihrer Auseinandersetzung zu Themenkomplexen wie Staat und Nation bedienten, und verweist als einer von wenigen Autoren auf die voneinander zu unterscheidenden Semantiken des Begriffs Politische Religion. Allerdings verortet er den Ursprung des neuen Begriffsverständnisses im Sinne eines politischen Bekenntnisses als ein „Kennzeichen voranschreitender Säku-
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[1] Der Begriff des Nationalismus soll hier weit gefasst werden im Sinne eines Konglomerats politischer und politisch-religiöser Ideen und Emotionen die Nation oder nationale Identität betreffend und womit auch Phänomene wie etwa der politische Katholizismus mit einschließen; zum Begriff Nationalismus und zur Nationalismusforschung siehe Christian Jansen, Henning Borggräfe: Nation, Nationalität, Nationalismus (= Historische Einführungen, 1). Frankfurt, New York 2020; Samuel Salzborn (Hg.): Staat und Nation. Die Theorien der Nationalismusforschung in der Diskussion (= Staatsdiskurse, 13). Stuttgart 2011.
[2] Vgl. hierzu etwa Peter Walkenhorst: Nationalismus als „Politische Religion"? Zur religiösen Dimension nationalistischer Ideologie im Kaiserreich, in: Olaf Blaschke, Frank-Michael Kuhlemann (Hg.): Religion im Kaiserreich. Milieus - Mentalitäten - Krisen (= Religiöse Kulturen der Moderne, 2). Gütersloh 1996, S. 503529. Die Frage, ob der Nationalismus als Politische Religion bewertet werden sollte, beantwortet Walkenhorst auf der Grundlage seiner eigenen Perspektive negativ, ohne zeitgenössische Quellen in die Auseinandersetzung einzubeziehen, die den Begriff Politische Religion verwenden. Siehe hierzu auch Thomas K. Kuhn: Das neuzeitliche Christentum und die Genese des Nationalismus als „politischer Religion", in: Georg Pfleiderer, Ekkehard W. Stegemann (Hg.): Politische Religion. Geschichte und Gegenwart eines
Problemfelds. Zürich 2004, S. 131-157; Ulrich Wehler: Nationalismus. Geschichte, Formen und Folgen. München 22001, hier speziell S. 32; Jansen, Borggräfe: Nation, Nationalität, Nationalismus, S. 103ff.
larisierung"[1] erst ins 19. Jahrhundert. Wie in vorausgegangenen Kapiteln gezeigt werden konnte, kam diese Semantik aber bereits am Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge der Französischen Revolution sowie den Debatten um die politische Idee des Liberalismus auf.[2]
Die Suche nach einem nationalen Selbstverständnis bringt unweigerlich eine Abgrenzung von dem Anderen oder Fremden, dem nicht zum nationalen Charakter oder der Nation an sich Zugehörendem. Die Fremdwahrnehmung dient hierbei nicht nur der Exklusion, sondern gleichzeitig auch der Identifikation des Selbst. In seinem 1802 veröffentlichten Versuch über die Ursachen der Verschiedenheit in den Nationalcharakteren widmet der deutsche Philologe August Heinrich Matthiä (1769-1835) seine Aufmerksamkeit unter anderem dem möglichen Einfluss von Religion auf die von dem Verfasser postulierten unterschiedlichen Entwicklungen des na- tional-verbindenden Charakters der Bevölkerungen verschiedener Nationen. Diesen Abschnitt einleitend teilt Matthiä Religionen „in vier Classen [ein], in sinnliche, politische, speculative und moralische Religionen"[3], die er im Einzelnen näher erläutert. Matthiä beschreibt die „politischen Religionen [als] Erzeugnisse des Verstandes und der Klugheit", die dann eingeführt werden, wenn eine Nation zwar zu der Einsicht des Bedarfs nach einer allgemeinen Verfassung gelangt sei, das Volk allerdings noch eine Uneinsichtigkeit gegenüber der Notwendigkeit zeige, „seinen Willen, seine Neigungen und Leidenschaften zur Sicherheit und Ruhe aller unter das allgemeine Gesetz zu beugen."[4] In diesem Rahmen diene die Politische Religion als Mittel zur Beruhigung der Bevölkerung und Sicherung der herrschaftlichen Macht, deren Legitimationsgrund offiziell aus dem „offenbarten Willen der Gottheit" entspringe, wodurch Gesetze als „unmittelbare Befehle Gottes"[5] interpretiert werden.
Da in den meisten Kulturen vor ihrer Selbstfindung und Emanzipation als Nation bereits religiöse Glaubensvorstellungen und Begriffe existent gewesen seien, könne die Ursprungsreligion eines Volkes nicht die Form der Politische Religion haben. Stattdessen gehe die Politische Religion aus der sinnlichen Religion hervor, „deren Begriffe und Meinungen ganz oder
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[1] Neddens: „Politische Religion", S. 313. Kollektivanalysierende Interpretationsmodelle mit religiösem Bezug - wie die Politische Religion - wurden bereits in der älteren Forschung überwiegend in einen engen Zusammenhang mit Theorien zur Säkularisierung gestellt, für deren Genese insbesondere die Werke von Emile Durkheim und Max Weber maßgebend waren. Ihr Paradigma notwendig negativer Auswirkungen von Modernisierungsprozessen auf die gesellschaftliche Bedeutung und soziale Akzeptanz von Religion beherrschte lange Zeit die vornehmlich in der Sozialwissenschaft diskutierten Thesen zur Säkularisierung. Seit den 1980er Jahren wird die Annahme einer Rückläufigkeit von Religion zunehmend kritisiert und das Axiom einer Zwangsläufigkeit von Säkularisierung als kennzeichnendes Moment der Modernisierung mittlerweile mehrheitlich abgelehnt. Siehe hierzu die kurzen Ausführungen zur Säkularisierungstheorie in Anm. 349.
[2] In diesem Abschnitt wird nur eine kleine Auswahl von Quellen vorgestellt, in denen die Begriffe Nation oder Nationalismus im Kontext einer Verwendung des Begriffs Politische Religion zum Vorschein kommen. Die Entscheidung für die folgende Quellenauswahl bedeutet nicht, dass die zu untersuchenden Fundstellen nicht auch anderen Abschnitten dieser Arbeit hätten zugeordnet werden können; gleichzeitig hätten Publikationen, die in vorangestellten oder nachfolgenden Abschnitten dieser Arbeit eingefügt und untersucht werden, ebenso gut diesem Kapitel zugeordnet werden können - so zum Beispiel die abwertende Bezeichnung des politischen Katholizismus durch Adolf von Harnack als Politische Religion.
[3] August Matthiä: Versuch über die Ursachen der Verschiedenheit in den Nationalcharakteren. Leipzig 1802, S. 156.
[4] Ebd., S. 157: „Die politischen Religionen sind Erzeugnisse des Verstandes und der Klugheit. Wenn eine Nation zu dem Grade der Ausbildung gelangt ist, dass sie einer regelmässigen Verfassung bedarf, aber Geis- tes-Cultur noch nicht soweit verbreitet ist, dass jedes einzelne Mitglied die Nothwendigkeit einsieht, seinen Willen, seine Neigungen und Leidenschaften zur Sicherheit und Ruhe aller unter das allgemeine Gesetz zu beugen, so sind die unter der Nation schon herrschenden Religionsbegriffe die einzigen Mittel, die Beobachtung der Gesetze und bürgerlichen Verfügungen zu erhalten, indem der Gesetzgeber diese als durch den offenbarten Willen der Gottheit aufgegeben vorstellt."
[5] Ebd., S. 158.
grösstenteils durch die Sinnlichkeit und Einbildungskraft hervorgebracht"[1] seien. Folglich setze die Politische Religion „immer die andere Art, die Religion der Sinnlichkeit und Einbildungskraft voraus", deren religiösen Begriffen man „politische Maxime[] angeheftet oder untergeschoben" habe. Umgekehrt erhalte „jede sinnliche Religion" notwendigerweise mit der Fortentwicklung des nationalen Bewusstseins „mehr oder weniger eine politische Richtung".[2] So sei etwa die römische Religion sinnlich gewesen, bis sie von dem sagenhaften zweiten König Roms, Numa Pompilius (angeblich 750-672 v. Chr.), gemäß der politischen Zwecke weiterentwickelt und umgestaltet worden sei und sich sukzessive zu einer Politischen Religion umgewandelt habe. Eine ähnliche Entwicklung sei im Judentum zu verzeichnen, dass Matthiä als „beynahe ganz politisch"[3] bewertet.
„Aber auch diese politische Religion war auf die mehr sinnliche Religion Abrahams und seines Stammes gegründet; denn der Jehovah der Juden war ursprünglich nichts weiter als die Gottheit, durch deren Verehrung sich der Stamm Abrahams von andern Stämmen unterschied; die Begriffe von dieser Gottheit waren von menschlichen Neigungen, Fähigkeiten und Kräften abgezogen, und nur durch die leitende Idee von ihrer Ohnmacht erhöht."[4]
Matthiäs Begriff Politische Religion erhält eine negative Wertung, die mit dem Begriff selbst verschmolzen ist. Die Kritik betrifft die Verschmelzung politischer Maxime mit den innerhalb einer Gemeinschaft vorherrschenden religiösen Vorstellungen mit dem Ziel, eine politische Untertänigkeit und Gemeinschaft des Volkes zu schaffen, die ihre Einheit gleichzeitig durch Abgrenzung von anderen Völkern definiere. Die Politischen Religionen können sehr verschieden sein, „einige sind strenger, andere gelinder" in ihrer Wesensform, doch sei es das Judentum, dass „diese politische Absonderung fester gegründet und weiter getrieben"[5] habe als alle andere Glaubenssysteme. Je größer die Abgrenzungen vermittels „jener politischen Religion auf das Verhältnis der Israeliten zu den sie umgebenen Nationen waren", umso größer sei die
Wirkung „auf ihre politische Verbindung unter sich"[6] gewesen. Im Gegensatz dazu habe die Religion der Römer eine recht offene Haltung gegenüber anderen Religionen eingenommen und sich fremder Versatzstücke bedient statt sich abzugrenzen.
„Die Religion der Römer hat daher, als politische Religion, nur auf die innere Subordination und mittelbar auf die Fortdauer des Staates gewirkt."[7]
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[1] Ebd., S. 156. Siehe hierzu auch ebd., S. 158: „Keine Religion kann bey ihrer ersten Entstehung schon diese politische Tendenz haben; um diese zu haben, müssten die Stifter einer solchen schon in dem Augenblicke, da sich die erste Idee von höhern Wesen bey einer Nation entwickelt, das Bedürfniss einer regelmässigen bürgerlichen Verfassung fühlen, und im Stande seyn, das Verhältniss jeder Einrichtung zum öffentlichen Wohl einzusehen; aber die erste Entstehung religiöser Begriffe findet bey jeder Nation schon in ihrem rohesten Zustande statt."
[2] „Diese Art von Religionen setzt also immer die andere Art, die Religion der Sinnlichkeit ein Einbildungskraft voraus, und die politische Klugheit einiger Männer hat nur den durch jene beyden untern Seelenkräfte erzeugten Begriffen politische Maximen [sic] angeheftet oder untergeschoben. Jene sinnliche Religion bekommt nothwendig, sowie die Nation in der Civilisation weiter rückt, mehr oder weniger eine politische Richtung" (ebd., S. 158).
[3] Ebd., S. 159.
[4] Ebd., S. 159f.
[5] Ebd., S. 171.
[6] Ebd., S. 172: „Wenn dieses nun die Wirkungen jener politischen Religion auf das Verhältnis der Israeliten zu den sie umgebenden Nationen waren, so waren die Wirkungen derselben auf ihre politische Verbindung unter sich nicht geringer."
[7] Ebd., S. 173.
Auch für die anderen beiden Klassen der verschiedenen Religionsformen nennt Matthiä Beispiele aus den unterschiedlichen Glaubenssystemen, wobei nur das Christentum als moralische Religion definiert werden könne.[1] Wie anhand der von Matthiä eingebrachten Beispiele zu sehen ist, handelt es sich nicht um eine feststehende Zuordnung von Religionen zu bestimmten Formen, da sich viele Religionen im Laufe der Zeit weiterentwickelten und ihre Form änderten.
Der im Einleitungskapitel bereits erwähnte protestantische Theologe Friedrich Daniel Schleiermacher (1768-1834), ein Schüler des im fünften Kapitel betrachteten Philosophen Johann August Eberhard, hat den Begriff Politische Religion in seiner 1821/22 erstmals erschienenen, zweibändigen Schrift Der christliche Glaube[2] verarbeitet. Sein Religionsbegriff konzentriert sich auf die individuelle emotionale Ebene des Glaubens, ohne jedoch die äußerliche Seite von Religion als einen nach außen gewandten, für andere Personen sichtbaren Ausdruck der Innerlichkeit zu negieren. Innerhalb des zweiten Bandes seiner Ausführungen zur christlichen Glaubenslehre thematisiert er die Lehre vom dreifachen Amt Christi (triplex munus Christi):
„Und so ist Christus [...], auf der einen Seite das Ende aller politischen Religion geworden, deren Wesen darin besteht, daß die Anstalten der Gottesverehrung als Institutionen des bürgerlichen Vereins angesehen und behandelt werden, und deren Begriff auf der Voraussezung ruht, als ob die Religion hätte können von der bürgerlichen Gesezgebung ausgehen, oder wenigstens als eine untergeordnete Bewegung von demselben höheren Impuls, der zuerst den bürgerlichen Zustand hervorbrachte."[3]
Das Phänomen einer Politischen Religion bestehe Schleiermacher zufolge in jenen Glaubensgemeinschaften, die für sich beanspruchen, sich aufgrund weltlicher Gesetze und Ideen zusammengeschlossen und darauf aufbauend eine Religion begründet zu haben, deren sakrales Fundament diesseitige Belange bilden würden. Schleiermacher kritisiert den daraus erwachsenen Anspruch der „bürgerlichen Vereine", religiösen Institutionen übergeordnet zu sein und deren kirchliche Einrichtungen für weltliche Zwecke dienlich machen zu können. Dem stellt er im weiteren Verlauf die „äußere Theokratie" gegenüber, worunter er die „Unterordnung des bürgerlichen Vereins unter die Kirche"[4] versteht.
In einer überarbeiteten zweiten Auflage der Schrift erfährt diese Stelle eine kleine Änderung, ohne jedoch den Inhalt und die wesentliche Aussage zu verändern, dass Jesus Christus den „politischen Religionen sowol als Theokratien [...] durch seine rein geistige Herrschaft des Gottesbewußtseins ein Ende"[5] macht:
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[1] Ebd., S. 160.
[2] Die Schrift Der christliche Glaube wurde von Schleiermacher bereits 1820/21 veröffentlicht und 1830/31 in einer von ihm überarbeiteten Fassung neu herausgegeben (zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte der Schrift s. die Einleitung von Rolf Schäfer in Friedrich Schleiermacher : Der christliche Glaube nach den Grundsäzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt. Zweite umgearbeitete Ausgabe. Zweiter Band. Berlin 1831, S. XI-XXIX); zu Schleiermacher siehe auch Feil: Religio IV, S. 756-801, allerdings behandelt Feil die Verwendung des Begriffs Politische Religion durch Schleiermacher nur in einer sehr knappen Passage am Ende seiner sehr ausführlichen Darstellung zu Schleiermachers Religionsbegriff (ebd., S. 800).
[3] Schleiermacher (a): Der christliche Glaube nach den Grundsäzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt. Zweiter Band. Berlin 1822, § 126, S. 308f.
[4] Ebd., § 126, S. 309.
[5] Schleiermacher (b): Der christliche Glaube, § 105, S. 172: „Beiden also, politischen Religionen sowol als Theokratien, macht Christus durch seine rein geistige Herrschaft des Gottesbewußtseins ein Ende; und je mehr sich sein Reich befestigt und verbreitet, um desto bestimmter sondern sich Kirche und Staat, so daß in der gehörigen äußeren Trennung beider, die freilich unter sehr verschiedenen Gestalten bestehen kann, die Zusammenstimmung beider sich immer vollkommner ausbildet."
„Darum ist das Christenthum weder eine politische Religion noch ein religiöser Staat oder eine Theokratie. Jene sind solche fromme Gemeinschaften, welche als Institutionen eines bestimmten bürgerlichen Vereins angesehen werden und auf der Voraussezung ruhen, die Religion sei von der bürgerlichen Gesezgebung ausgegangen, oder verhalte sich als eine untergeordnete Regung desselben höheren Impulses, welcher zuerst den bürgerlichen Zustand hervorgebracht hat, so daß die Genossen um des bürgerlichen Vereins willen auch zur frommen Gemeinschaft verbunden, und also diese von dem bürgerlichen Gemeingeist und der Vaterlandsliebe beseelt wird, welches nach dem Sinn der Schrift fleischliche Motive sind."[1]
Der von Schleiermacher bereits in der ersten Auflage hergestellte Zusammenhang des Begriffs Politische Religion mit liberal-nationalen Ideen tritt durch die Hinzufügung weiterer nationaler Narrative wie „Vaterlandsliebe" stärker in den Vordergrund. Im Zuge dieser negativ konnotier- ten Verwendung des Begriffs Politische Religion im Sinne einer Sakralisierung der Nation sowie weltlicher Gesetze und deren Erhebung zu einer Religion kritisiert Schleiermacher die fehlende Trennung zwischen Politik und Religion und proklamiert unter anderem einen Laizismus, eine strikte äußere Trennung von Staat und Kirche, so dass die weltliche und religiöse Ebene schlussendlich nur im Inneren eine geistige Einheit bilden können. Schleiermachers Wesensbestimmung des Begriffs Politische Religion ergänzt sich in gewisser Weise auf religionsphilosophischer Ebene mit der Beschreibung Christoph Martin Wielands knapp dreißig Jahre zuvor.
Dieser negativ konnotierten Lesart des Begriffs Politische Religion bei Matthiä und Schleiermacher schließt sich der deutsche Literaturkritiker und Schriftsteller Wolfgang Menzel (1798-1873) in einer überarbeiteten Auflage seiner Monographie Die deutsche Literatur an, in der er den Ursprung der Politischen Religion im Christentum bei Martin Luther verortet:
„Wie man am katholischen Priester das Priesterthum heilig hielt, wenn auch die Person unwürdig war; so hatte Luther die politische Religion eingeführt, die dem Königthum den unbedingten Glauben und Gehorsam sicherte, was auch die Handlungsweise der Könige seyn mochte."[2]
Wie bei Matthiä und Schleiermacher wird von Menzel der Begriff Politische Religion als eine Instrumentalisierung religiöser Begriffe für politische oder allgemein weltliche Ziele bzw. zur Sicherung des unbedingten Gehorsams der Bevölkerung und ihre Unterwerfung unter den
Willen einer diesseitigen Herrschergestalt oder weltlicher Gesetze verstanden. Nach den sogenannten Befreiungskriegen von 1813-1815 habe die Politische Religion Luthers allmählich den Höhepunkt einer Instrumentalisierung und Politisierung von Religion erklommen, indem zunächst national orientierte oder gar national-konservative Schriftsteller wie etwa Karl Ludwig von Haller[3] „schon nicht mehr die Herrschaft aus Gott, sondern das Göttliche aus der Herrschaft" hergeleitet und damit eine Umkehrung der Legitimationsmacht erwirkt hätten.
„Nachher wurde nach der Religion gar nicht mehr gefragt. Es gab nur noch eine politische Religion, den unbedingten Gehorsam gegen die weltliche Macht."[4]
Die Notwendigkeit einer Form des Rekurses auf eine transzendente Ebene, einen Gott oder das Göttliche zur Etablierung und Sicherung einer Politischen Religion sei mit der Zeit verloren
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[1] Ebd., S. 172.
[2] Wolfgang Menzel: Die deutsche Literatur. Zweite vermehrte Auflage. Zweiter Theil. Stuttgart 1836, S. 213. Die zweite Auflage wurde von Menzel stark überarbeitet und erweitert. Der Begriff Politische Religion taucht im Abschnitt Politische Wissenschaften auf, welches in der ersten Auflage von 1828 nicht enthalten war.
[3] Zu Karl Ludwig von Haller siehe Kapitel sechs.
[4] Menzel: Die deutsche Literatur, S. 227.
gegangen, so dass von der Religion losgelöst die Politische Religion ihren Einfluss habe entfalten können.
Ein ehemaliger Schüler Schleiermachers und großer Anhänger des Literaturkritikers Menzel, der deutsche Schriftsteller und Vertreter des Frührealismus Karl Ferdinand Gutzkow (1811-1878), veröffentlichte 1851 sein in der ersten Auflage neunbändiges Mammutwerk Die Ritter vom Geiste, ein Gesellschaftsroman um einen gleichnamigen, fiktionalen Geheimbund in den Jahren nach der Revolution von 1848, der die religiöse, politische und moralische Erneuerung der deutschen Gesellschaft bzw. der deutschen Nation als Ziel verfolgt. Das umfangreiche Werk wurde von Gutzkow selbst als ein „Roman des Nebeneinander" beschrieben mit den Brüdern Siegbert und Dankmar Wildungen als Hauptprotagonisten, deren individuelle und gemeinsame Geschichten zwischen einem Mit- und einem Nebeneinander variieren, ausgeschmückt mit einer unübersichtlichen Anzahl weiterer Figuren und einer Flut an Dialogen.
Gutzkow verwickelt unter anderem den liberal-demokratischen Siegbert in ein politisches Gespräch mit dem royalistisch eingestellten Vikar Oleander über die beste oder günstigste politische Ausrichtung für die Zukunft der deutschen Lande. Hierbei bezeichnet Oleander „den Royalismus [als] eine politische Religion" und setzt hinzu, dass es ein „Unglück aller unsrer Staaten" sei, „daß sie keine politische Religion mehr haben."[1] Oleander grenzt seine Politische Religion von Begriffen wie „Staatsreligion oder Religion überhaupt" ab und definiert den Begriff als „eine moralische Bindekraft des Staates, ein heiliges Joch der Selbstbeherrschung", womit „die mangelhaften Verfassungen und die unvermeidlichen Ausbrüche verwirrter Leidenschaften" abgeschwächt und in geregelte Bahnen gelenkt werde.[2] Der wahrhafte Ausdruck einer Politischen Religion liege „in unbedingtem Royalismus", weswegen Oleander an einer anderen Passage auch von der „geoffenbarte[n] politische[n] Religion des Royalismus" spricht, neben dem „höchstens die Nationalität eine bindende politische Volksreligion" werden könne. Demgegenüber sei ein künstlicher Ersatz, eine vernunftgeleitete „Pflichtlehre ohne Symbolik" zum Scheitern verurteilt; zwar könne sie vereinzelte Anhänger aus den gebildeten Schichten gewinnen, jedoch nicht die von der „pflichtwiderstrebenden Natur" geleiteten Massen unter sich vereinen.[3]
Die Semantik des Begriffs Politische Religion hat bei Gutzkow viele Ähnlichkeiten zum Begriffsverständnis Wolfgang Menzels, da zum Beispiel die weitreichende Bindekraft durch die
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[1] Karl Gutzkow: Die Ritter vom Geiste. Roman in neun Büchern. Siebenter Band. Leipzig 1851, S. 388: „Oleander räumte dies ein, nannte aber den Royalismus eine politische Religion. Wie in der Religion der Eine sich mehr an das Symbol, der Andre mehr an die innere geoffenbarte Wahrheit halte, so wär' es auch in der Politik. Der Glaube, hier und da, wäre die Grenze des uns Möglichen und geistig Erreichbaren... O mein Freund, sagte er ruhig, prüfen Sie doch! Was ist das Unglück aller unsrer Staaten? Kein andres, als daß sie keine politische Religion mehr haben."
[2] Ebd., S. 388f.: „Ich meine hier nichts, was etwa mit Staatsreligion oder Religion überhaupt zusammenhängt. Ich preise nur die Zeiten glücklich, wo die mangelhaften Verfassungen und die unvermeidlichen Ausbrüche verwirrender Leidenschaften gemildert, erträglich gemacht wurden durch jene politische Religiosität, die in unbedingtem Royalismus bestand. Soweit ich den Fürsten Egon zu verstehen glaube, so will er für den bei Seite geworfenen alten Royalismus eine neue politische Religion, d. h. eine moralische Bindekraft des Staates, ein heiliges Joch der Selbstbeherrschung künstlich schaffen."
[3] Ebd., S. 389: „Aber wie alle Vernunft, wenn sie noch so geistreich und weise ist, die Symbolreligionen nicht ersetzen kann, so gibt es auch für die geoffenbarte politische Religion des Royalismus, die ihre weiseren und ihre einfältigeren Bekenner hat, keinen künstlichen Ersatz; denn die Pflichtenlehre, die der Fürst aufstellt, ist eine Chimäre, an der er scheitern wird. Die Pflichtenlehre, ohne Symbolik, kann wol eine philosophische Sekte zusammenbringen, Auserwählte, Gleichgesinnte, aber nicht die dem Zufall preisgegebenen großen Massen, die der Natur, der pflichtwiderstrebenden Natur, folgen. Statt des Royalismus kann höchstens die Nationalität eine bindende politische Volksreligion werden, wie in Amerika, vielleicht sogar, wenn es besser regiert würde, in Frankreich."
Verwendung von Symbolik von beiden Autoren unterstrichen wird. Allerdings kehrt Gutzkow Menzels negative Konnotation im Munde Oleanders, dem Anhänger des Royalismus, ins Positive um, indem er ihn gegenüber seinem Gesprächspartner seine Trauer über den Verlust seiner Politischen Religion bekunden lässt. Statt den Begriff Politische Religion als Polemik zu verwenden, nutzt der Protagonist Oleander ihn zum Ausdruck seiner Befürwortung einer royalistischen Politik. Bemerkenswert ist dabei der Umstand, dass diese Verkehrung der Konnotation zugunsten des Royalismus nicht die tatsächliche politische Haltung des Demokraten Gutzkow widerspiegelt, sondern allein der Romanfigur Oleander zugeschrieben werden kann. Obwohl die Politische Religion in diesem Ausschnitt an mehreren, kurz aufeinanderfolgenden Textstellen auftaucht, verwendet Gutzkow den Begriff an keiner weiteren Stelle seines sehr umfangreichen Romans.
Ein etwas anderes Begriffsverständnis verwendete der französische Schriftsteller Charles Nodier (1780-1844), der die Französische Revolution in seinem Drama Le dernier banquet des Girondins verarbeitete, die fiktionale Darstellung eines historisch nicht überlieferten, letzten gemeinsamen Banketts jener 21 Abgeordneten der Gironde, die vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt wurden und am 31. Oktober 1793 - im Revolutionskalender der „Tag des Pflugs" - unter der Guillotine starben.[1] In dieser an das Abendmahl erinnernden Runde, die dennoch von gelöst wirkenden Gebärden wie Trinksprüchen und Lachen der Todgeweihten begleitet wird, resümieren die Weggenossen unter anderem die erzielten Erfolge der Revolution. Der Girondist Pierre Vergniaud (1753-1793), der sich von dem Revolutionsgedanken als solchem abwendet hat, vergleicht in einer Debatte mit seinen Schicksalsgenossen um den Wert der Revolution diese mit Saturn und prophezeit ihren Anhängern: „Elle devorera tous ses en- fants."[2] In seiner Resignation gegenüber dem Kampf um die politische Durchsetzung der Idee von Freiheit und Gleichheit widerspricht Vergniaud einer Beispielhaftigkeit der amerikanischen Verfassung für eine erfolgreiche Revolution, da er der nordamerikanischen Bevölkerung als ehemalige Kolonisierende das Vorhandensein eines Vaterlandes und damit den Kampf gegen vorherrschende Politik im eigenen Hause abspricht. Der Verfasser legt Vergniaud in dessen Argumentation den Begriff religion politique mit folgenden Worten begleitet in den Mund:
„Il n'y a point de loi fondamentale, il n'y a point de religion politique pour une civilisation expa- triee, car il n'y en a point sans patrie."[3]
Der Begriff religion politique wird in diesem Quellenbeispiel im Gefolge des Begriffs Staatsgrundgesetz erwähnt und im Sinne eines Glaubensbekenntnisses sowie der Verfechtung des nationalen Grundgesetzes betrachtet, das jedoch ohne ein Vaterland, ohne eine über Jahrhunderte gewachsene Nation, nicht existieren könne. Das Vorhandensein eines Vaterlandes, einer die Bürgerinnen und Bürger durch das Blut der Vorfahren an sich bindenden Nation, sei Bedingung
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[1] In einem Vorwort zu Le dernier banquet des Girondins gesteht Nodier den Lesenden, dass die Girondisten „les grandes figures historiques de mon enfance" waren, für deren rhetorischen Stil er nur lobende Worte findet (Charles Nodier: Le denier banquet des Girondins [= Oeuvres completes de Charles Nodier, 7]. Paris 1833, S. 16). Entsprechend ist die Schrift als eine Hommage an die historischen Figuren seiner Kindheit gedacht.
[2] Als Letzter zum Schafott geführt, sprach Pierre Vergniaud, erschüttert von dem Erlebnis der Hinrichtung seiner zwanzig Weggefährten und im Angesicht des eigenen Todes, wohl jene letzten Worte: „La Revolution est comme Saturne. Elle devorera tous ses enfants" (Nodier: Le denier banquet des Girondins, S. 76).
[3] Ebd., S. 81. Eine deutsche Übersetzung des Publizisten August Kaiser (1804-1881) erschien 1836, den Begriff religion politique in seiner deutschen Entsprechung wiedergebend: „Es giebt kein Grundgesetz, keine politische Religion für eine dem Vaterlande entfremdete Civilisation, weil es ohne Vaterland keine gibt" (Charles Nodier: Das letzte Bankett der Girondisten. Aus dem Französischen übersetzt von A. Kaiser. Leipzig 1836, S. 53).
für die Existenz eines wahren Grundgesetzes und damit einer religion politique, eines Glauben an und Kampfes für dieses Grundgesetz. In diesen Kontext gebettet verleiht Nodier dem Begriff religion politique eine Note des Erstrebenswerten und somit - im Gegensatz zu Matthiä und Menzel - eine positive Lesart in Hinblick auf die dem Begriff beigefügte sprachliche Wertung.
Diese neutrale bis sogar positiv konnotierte Lesart des Begriffs Politische Religion findet sich auch in Beiträgen aus dem deutschsprachigen Raum, die sich dem nationalen oder national orientierten Kontext zuordnen lassen. Entsprechend passende Fundstellen konnten sogar in Publikationen gefunden werden, die auf den ersten Blick wenig Aussicht auf eine erfolgreiche Recherche boten. Dazu zählt etwa die Zeitung für die elegante Welt, eine zwischen 1801 und 1859 herausgegebene und viermal pro Woche erschienene literarisch-kulturelle Zeitung, die unter anderem Themen wie Mode und Gartengestaltung behandelte und politische und wirtschaftliche Themen zunächst ausdrücklich ausschloss, sich aber ab 1833 schließlich auch für diese Themenbereiche öffnete.[1] In einer am 7. Mai 1841 veröffentlichten Correspondenz aus Brüssel berichtet der Verfasser unter dem Titel Vier Sprachen und Völker kurz über das Verhältnis der in Brüssel ansässigen Ausländer zu ihrer nationalen Identität und konzentriert sich auf einer komparativen Ebene auf Personen aus England und aus Deutschland:
„Der Nationalstolz des Briten, sein Abschließen gegen alles Fremde ist auch ein Egoismus, aber ein großartiger und daher achtenswerth; aber wie soll man von der Handlungsweise des Deutschen reden, der sich in alle Verhältnisse schmiegt, sein Vaterland, seine politische Religion verleugnet, Sprache und Sitte des fremden Volkes annimmt und seine Nationalität in der zweiten Generation untergehen läßt - wenn er nur reich wird?"[2]
Während Erstere ihre nationale Identität durch ein „festes Zusammenhalten und consequentes Abschließen gegen Außen"[3] zu bewahren versuchen, würden die Deutschen sogar ihre Herkunft, Kultur und Nationalität verleugnen, um ihre Ziele zu erreichen. Ähnlich wie Nodier setzt auch der Verfasser dieses Beitrages den Begriff Politische Religion in eine Reihe mit nationalen Terminologien, wie zum Beispiel Vaterland, und verleiht dem Begriff die Semantik eines weltlichen Glaubensbekenntnisses als gemeinsamen Nenner, als gemeinschaftsbindendes und -sicherndes Element einer Nation auf gesellschaftspolitischer, aber auch moralisch-philosophischer Ebene. Es hat den Anschein, als würde der Begriff Politische Religion in diesem Text im Sinne von Kultur verwendet werden - erste Ansätze dieser Interpretationsmöglichkeit des Begriffs können bereits bei Nodier festgestellt werden.
Gewähren Herrscher in ihrem Machtbereich die Entwicklung liberaler und nationaler Grundgedanken innerhalb der Bevölkerung bzw. wurden monarchische oder anderweitige Machtstrukturen durch neue politische Ideen ersetzt, stellt sich die Frage der Unterrichtung und Erziehung der Bevölkerung innerhalb der neuen politischen Strukturen, um das Volk entsprechend der neuen Politik bilden und lenken zu können. Die Erziehungsfrage gewann daher im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss von Pietismus und Aufklärung in Europa sukzessive an Bedeutung und wurde zunehmend nicht nur als individuell-private, sondern öffentlich-gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen.
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[1] Peter Hasubek: Art. Elegante (Zeitung für die elegante Welt), in: Gutzkow-Lexikon, hrsg. von Editionsprojekt Karl Gutzkow, 2000. Online: https://gutzkow.de/pages/anhang/lexikon/elegant.html [letzter Zugriff: 10.01.2023].
[2] [Anon.]: Vier Sprachen und Völker, in: Zeitung für die elegante Welt, Nr. 89, 7.5.1841, S. 355f., hier S. 356.
[3] Ebd., S. 356.
Die Wichtigkeit der Erziehungsfrage war den liberalen Kräften der Französischen Revolution bewusst, so dass sich die französische Nationalversammlung die Gestaltung des Unterrichts an Schulen und Universitäten auf ihre politische Fahne schrieb und einen ihrer Politik entsprechenden Einfluss zu nehmen versuchte. Daraufhin wurde ein öffentliches Schulsystem etabliert, um alle Kinder ungeachtet des sozialen Standes in den Einflussbereich des Erziehungssystems einbeziehen und den öffentlichen sowie politischen Interessen gemäß formen zu können. In der Folge begann sich die Pädagogik um 1800 als eine wissenschaftliche Disziplin zu etablieren, womit die Unterrichtsfrage allmählich auch in das öffentliche Interesse und die Debatten anderer Staaten Europas einfloss mit dem Ziel, einen Einfluss auf die Bevölkerung entsprechend der jeweiligen politischen Ausrichtungen geltend machen zu können.[1] Auch in Publikationen, die sich pädagogischen Fragen zuwenden, lässt sich der Begriff Politische Religion nachweisen. Allerdings spielt der Begriff in Schriften zu pädagogischen Themen eine untergeordnete Rolle und wird in einer eher abwertenden, negativen Lesart verwendet.
Eine dieser Fundstellen stammt aus einer Publikation des deutschen Reformpädagogen Adolph Diesterweg (1790-1866), der sich für die Verbesserung der Volksschule sowie für eine pädagogische Ausbildung von Volksschullehrern einsetzte und als Anhänger der Ideen von Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) die pädagogischen Grundsätze der Anschauung und Selbsttätigkeit vertrat. Auf die von Ferdinand Stiehl (1812-1878) verfassten und dem preußischen Kulturminister Karl Otto von Raumer (1805-1859) Anfang Oktober 1854 erlassenen drei Preußischen Regulative für das Volksschul-, Präparanden- und Seminarwesen mit dem Ziel, die Jugend in christlicher und vaterländischer Gesinnung und häuslicher Tugend zu erziehen, antwortete Diesterweg mit massiver Kritik, die sich unter anderem gegen die zu starke Betonung der christlichen Erziehung und die Reduzierung der Bildungsinhalte an Volksschulen richtete.
In dem von Diesterweg selbst herausgegebenen Pädagogischen Jahrbuch für Lehrer und Schulfreunde von 1857 beschäftigte er sich mit verschiedenen Beiträgen und Meinungen über die sogenannten Stiehlschen Regulative, die er entsprechend seiner eigenen Haltung zu den drei Regulativen bewertete und kritisierte. In einem Beitrag der Evangelischen Kirchenzeitung werden etwa die pädagogischen Ansätze Pestalozzis scharf als aufrührerisch diffamiert, die Diesterweg gegen die reaktionäre Bildungspolitik des Kultusministeriums verteidigt. So äußert er auch für den Fall einer gegenwärtigen Niederlage im Kampf gegen die Stiehlschen Regulative seine Zuversicht im Glauben daran, dass man zu den „Grundsätzen der Pestalozzischen (modernen) Schule zurückkehren"[2] werde, wenn die negativen Folgen der aktuellen pädagogischen Linie für alle erkennbar werden. Innerhalb der Bildungspolitik der drei preußischen Regulative sei „eine neutrale, unbefangene Erziehung" der Kinder unmöglich, weil dieses Erziehungsmodell den Kindern und Jugendlichen keinen Platz zur freien Entfaltung gebe, sondern sie in eine bestimmte religiöse oder politische Richtung lenken respektive „zu etwas Bestimmten" formen wolle. Hierbei wendet sich Diesterweg allen voran gegen eine Infiltrierung der Erziehung durch politische Grundsätze oder Absichten, womit die „bisherige neutrale und reine deutsche Pädagogik" vergiftet werde:
„Nach ihren Grundsätzen wirkt politische Erziehung ebenso verderblich wie politische Religion.
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[1] Für einen Überblick zur Geschichte der Pädagogik siehe Ralf Koerrenz et al.: Geschichte der Pädagogik. Paderborn 2017; Joachim Detjen: Politische Bildung. Geschichte und Gegenwart in Deutschland. München 22013; zur Erziehungsfrage im Rahmen der Französischen Revolution siehe beispielsweise Adrian O'Connor: In Pursuit of Politics. Education and Revolution in Eighteenth-century France. Manchester 2017.
[2] Adolf Diesterweg: Die drei preußischen Regulative, in: Pädagogisches Jahrbuch für Lehrer und Schuldfreunde, siebenter Jahrgang (1857), S. 145-222, hier S. 183.
Durch letztere verdirbt die Religion, durch erstere der Mensch; in beiden Fällen werden Religion und Mensch nicht als Zweck, sondern als Mittel gebraucht, d. h. depravirt und corrumpirt."[1]
An dieser Stelle verwendet Diesterweg den Begriff in einer deutlich negativen Lesart, indem er das Wirken der Politischen Religion als verderblich charakterisiert. Diesterwegs Semantik des Begriffs Politische Religion im Sinne einer Kritik an der Politisierung von Religion lässt sich mit der von Matthäi oder Wenzel vergleichen, die ebenfalls eine Zweckentfremdung der Religion für weltliche oder politische Ziele harsch kritisierten.
In zahlreichen Schriften des 19. Jahrhunderts wird auch über andere Staaten und Sprachräume im Kontext ihrer nationalen Bewegungen, des nationalen Empfindens oder der Nationsbildung bzw. -entwicklung unter Verwendung des Begriffs Politische Religion diskutiert. Im englischen Sprachraum kann die Verwendung des Begriffs political religion im Kontext nationaler Ideen oder Bewegungen in Schriften belegt werden, in denen unter anderem das Thema politisches Christentum angesprochen oder gar in den Vordergrund gestellt wird. Zum Abschluss dieses Kapitels wird im Folgenden das Augenmerk auf zwei englischsprachige Quellen aus der US-amerikanischen Publikationslandschaft gelegt, die sich in der begrifflichen Interpretation und Konnotation des Begriffs political religion stark voneinander unterscheiden.
In der Propagandaschrift The Devil on Politics lässt die nicht näher bestimmbare Person D. A. Balcom den Teufel höchstpersönlich zu den Lesenden sprechen und seinen Plan beschreiben, die Schreckensherrschaft der alten Welt auf dem amerikanischen Kontinent auszubreiten. Als Ich-Erzähler leitet der Teufel mit einer Darstellung seines Treibens auf Erden seit der Vertreibung der Menschen aus dem Garten Eden ein und berichtet von der Installation einer „form of government, since called Monarchy", in der Nimrod - ein in verschiedenen religiösen Texten meist tyrannisch dargestellter altorientalischer König - als erster Mensch nach den Anweisungen des Teufels regiert habe. Er schildert die Ausweitung seiner Einflussnahme auf nachfolgende Herrscher, um ihr gottloses Handeln und ihren Drang zum Führen von Kriegen durch die Jahrhunderte hindurch zu fördern. Das Papsttum sei gleichfalls seine Erfindung gewesen:
„I was the founder of his empire, and ever acted as his privy consellor, and here I first invented Political Religion: here I was enabled to make a signal display of that system which had been so long fomenting in my teeming brains." [2]
Mit seinem Zutun sei der Papst zu einer Gottheit emporgehoben und auf Erden als Herrscher über Staat und Kirche installiert und die Kirche Jesus Christus schließlich in eine „political church"[3] umgewandelt worden, die mit der weltlichen Herrschaft in einer engen Wechselbeziehung stehe und den Untertanen als anzunehmendes Glaubensbekenntnis (gesetzlich) vorgeschrieben werde. Der Begriff political religion umschreibt eine Instrumentalisierung von Religion und Glaube zur Etablierung repressiver Strukturen, um mithilfe von Mechanismen der Unterdrückung und dem Argument der göttlichen Legitimation weltlich-politische Macht zu gewinnen und zu sichern.
Im weiteren Verlauf wird die Festigung dieser „political religion" und „political church"
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[1] Ebd., S. 185.
[2] D. A. Balcom: The Devil on Politics, or, The History of Political Religion. [o. O.] 1817, S. 5. Im gleichen Jahr erschien die Schrift Confession of the Prince of Darkness, die ebenfalls D. A. Balcom zugeschrieben wird und einige sprachliche Änderungen zur oben genannten Schrift, allerdings ohne inhaltliche Abweichungen aufweist. Es handelt sich hierbei um eine zweite Auflage von The Devil on Politics: D. A. Balcom: Confession of the Prince of Darkness, Concerning his Devices, in Politics and Religion. Leesburg, VA 1817.
[3] Balcom: Devil on Politics, S. 6.
im interkonfessionellen Rahmen auf dem europäischen Kontinent beschrieben, wohingegen er den amerikanischen Kontinent mitsamt seinen europäischen Siedlerinnen und Siedlern und deren religiöse Entwicklung sich selbst überlassen hatte. Da sie den Samen der political religion aus der alten Welt mit sich trugen, schienen die Chancen für die Errichtung der „Political Reli- gion"[1] in den dreizehn Kolonien von Amerika gut zu stehen. Allerdings habe der Teufel das Gegenteil feststellen müssen:
„This was hitherto so called the land of freedom: but I found that Political Religion could soon enslave the people with the galling chain of tyranny, and disperse every appearance of that liberty so much detested by me."[2] [3]
Im Zuge seines Vorhabens, die Konfessionen der US-amerikanischen Menschen per Gesetz zu bestimmen und durch die Gründung einer „political church" seine political religion zu etablieren, sei er vielen Widerständen innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft aufgrund der bereits bestehenden verfassungsrechtlich gesicherten Freiheiten begegnet.
„However [...] I found room to introduce my Political Religion, in part at least [...]."873
Die Verbindung mit dem englischen Possessivpronomen erinnert die Lesenden daran, dass die political religion eine Erfindung des Teufels zur Ausbreitung seiner Tyrannei sei. Mit weiteren Maßnahmen habe der Teufel ihre Etablierung in der amerikanischen Gesellschaft vorantreiben wollen und zunächst einige Erfolge verbucht:
„Here Political Religion began to spread it noxious boughs, and its pernicious roots took strong hold in the teeming soil."[4]
Zur Verwirklichung seiner Ziele habe sich der Teufel dem föderalistischen Flügel innerhalb der politischen Landschaft der US-amerikanischen Staaten bedient - namentlich erwähnt er John Adams (1735-1826), Samuel Provoost (1742-1815) und Timothy Dwight IV. (1752-1817). Diese narrative Verbindung der Föderalisten mit dem Teufel hat ihre Wurzeln im 18. Jahrhundert in föderalistischen Kreisen. Nachdem Föderalisten ihre politischen Gegner als unter dem Einfluss des Teufels stehend diffamiert hatten, kehrten Demokraten - zu denen Balcom augenscheinlich gehörte - diese Polemik zu ihren Gunsten um und beschrieben wiederum die Föderalisten als Agenten des Teufels.[5]
„One circumstance I will here relate; and that is, that my Political Religion had generated a race of deists or infidels, in the following manner. - When the light of erudition burst from the cabinet of science, it discovered my political engine with all its deformity, and so precipitate was the retreat that many made from its presence, that they imperceptibly fell into the gulf of infidelity by renouncing religion itself; for they never found a medium between the holy religion of Jesus Christ and my Political Religion."[6]
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[1] Ebd., S. 10: „And as these colonies were principally settled with emigrants from some country where political religion was prevalent, they brought the seeds with them, which were planted in Virginia, Massachusetts, and Connecticut. [...] However, I soon caused the brow of the New-England fathers to knit in frowns in the obnoxious dissenters: and when I had surveyed the wooden world, and its inhabitants, I found every circumstance relative to them, conspiring to promote my future interest in the establishment of Political Religion."
[2] Ebd., S. 11.
[3] Ebd., S. 15.
[4] Ebd., S. 20.
[5] Siehe hierzu W. Scott Poole: Satan in America. The Devil We Know. Lanham 2009, hier insbesondere das Kapitel „The Devil Is Come Down in Great Wrath": The American Satan in the Colonial and Revolutionary Worlds.
[6] Balcom: Devil on Politics, S. 23f.
Durch diese Lücke im religiösen Bereiche habe der Teufel zwar einige Menschen in seine Gefolgschaft gelockt, dennoch könne er sie in politischen Fragen im Überwiegenden nicht in die von ihm gewünschte Richtung lenken und nennt hier beispielhaft einen der Gründerväter der Vereinigten Staaten, Thomas Paine (1736-1809). Das Hauptziel seiner diskreditierenden Propaganda ist hingegen der demokratische Präsident Thomas Jefferson (1743-1826), dessen in Europa veröffentlichten Notes on Virginia und andere Publikationen im Wahlkampf um das Präsidentschaftsamt 1800 von seiner politischen Konkurrenz als Beleg seiner Gottlosigkeit herangezogen wurden. Entsprechend berichtet der Teufel auch von seinen Intrigen gegen Jefferson, um ihm in aller Öffentlichkeit eine atheistische Haltung zu unterstellen und damit die Tatsache zu verzerren, „that he had only ridiculed political religion."[1] Er bekennt hierin, dass Jefferson in seinen Texten keinen Atheismus propagiert, sondern gegen die gesetzliche Bestimmung einer Religion bzw. Konfession zur Nationalreligion argumentiert habe, um eine Trennung zwischen Religion und Staat innerhalb der amerikanischen Gesellschaft wahren zu können.
Der Begriff political religion wird von Balcom als eine Polemik gegen die politische Gegenseite im föderalistischen Lager verwendet und umschreibt eine enge Verflechtung von politischer und religiöser Ebene, die der Teufel zum Schüren von Rivalitäten und gewalttätigen Auseinandersetzungen erfunden und in die Gemeinschaften verschiedenster Nationen und
Kulturen eingeschleust habe. Als eine Ausdrucksform dieser political religion wird etwa das Papsttum genannt. Die Verbindung mit dem englischen Possessivpronomen „my" definiert klar den Ursprung dieser political religion als Eigenkreation des Ich-Erzählers, also des Teufels.[2]
Ganz anders verhält es sich mit dem Begriff political religion in der Rede The Perpetuation of Our Political Institutions von Abraham Lincoln (1809-1865), die er am 27. Januar 1838 am Young Men's Lyceum in Springfeld, Illinois hielt. Lincoln beginnt mit einer Glorifizierung des politischen Systems der Vereinigten Staaten, wie es von den Gründungsväter initialisiert wurde, und wendet sich den möglichen Gefahren für die amerikanische Zivilisation und für die Aufrechterhaltung der verfassungsrechtlichen Staatsführung zu. Die größte Bedrohung komme laut Lincoln nicht von außen durch eine fremde Nation, sondern liege innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten: Das System der Sklaverei, welches das Regierungssystem von innen zu korrumpieren und stürzen drohe. In der Praxis würden Rechtsverstöße gegen Sklaven oder gar freie, amerikanische Bürgerinnen und Bürger, die festgesetzt und versklavt wurden oder denen man aufgrund ihres abolitionistischen Kampfes Schaden zugefügt habe, meist nicht geahndet. Dadurch würden Übergriffe von gewalttätigen oder gar mordenden Menschenmobs, die das amerikanische Rechtssystem umgehen und schuldige wie unschuldige Personen ohne ein gerichtliches Verfahren bestrafen, weiter an Quantität und Qualität zunehmen. Diese ungebändigten Gewaltausbrüche und Rechtsverletzungen würden unweigerlich in der Vernichtung des amerikanischen Regierungssystems enden. Um diese Gefahr zu bannen, müsse jede amerikanische Person die Gesetze befolgen und dürfe deren Verletzung durch andere Personen nicht tolerieren; jede Person müsse die Ehrfurcht vor dem Gesetz von Geburt an eingeflößt bekommen und verinnerlichen:
„And, in short, let it become the political religion of the nation; and let the old and the young, the rich and the poor, the grave and the gay, of all sexes and tongues, and colors and conditions,
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[1] Ebd., S. 25.
[2] Zur Verbindung mit einem Possessivum siehe den Abschnitt zur Politischen Religion als individuellen (politischen) Glauben.
Lincolns political religion ist semantisch als Oberbegriff im Sinne eines politischen Glaubens oder einer Haltung zu verstehen, der a priori inhaltlich nicht festgelegt ist, aber in dieser Textpassage als Ehrfurcht vor dem Gesetz beschrieben wird, die es innerhalb der amerikanischen Gesellschaft zu fördern gelte. Diese sprachliche Ausgestaltung eines festen (gesellschafts-)po- litischen Glaubens wird durch die Verwendung theologisch-liturgischer Begriffe wie „Religion" und „Altar" ausgeschmückt und religiös aufgeladen. Der Begriff political religion ist folglich positiv konnotiert und wird - im Gegensatz zu Balcoms Textbeispiel - nicht als Polemik verwendet.
Diese Rede von Abraham Lincoln erhält auch in gegenwärtigen Publikationen und Diskussionen eine große Aufmerksamkeit und wird zur Mahnung an die Aufrechterhaltung demokratischer Werte und die Verteidigung der US-amerikanischen Verfassung vor jeglichen Angriffen herangezogen.[1] Aber auch unabhängig von Lincolns Rede stellt die Verwendung des Begriffs political religion im englischsprachigen Raum einen sehr interessanten sprachlichen Schwerpunkt in diesem Themengebiet dar.[2]
Zusammenfassend ist für den Themenschwerpunkt Nation oder Nationalismus keine gravierende Neuerung im Bereich der Begriffsverwendung und des Begriffsverständnisses zu verzeichnen. Die verschiedenen begrifflichen Deutungen und Konnotationen sowie die translinguale Begriffsverwendung, die bereits aus den vorangegangenen Schriften des revolutionären Zeitraums herausgearbeitet wurden, fanden sich auch in den untersuchten Quellen dieses Abschnitts wieder. Wie schon in einigen anderen Quellenbeispielen steht die Konnotation des Begriffs Politische Religion oder deren Entlehnungen in einem engen Zusammenhang mit der semantischen Deutung des Begriffs durch die jeweiligen Verfassenden. Die Interpretation des Begriffs ist hierbei nicht an bestimmte geisteswissenschaftliche Disziplinen oder gar die Herkunft der Autorenschaft gebunden. Da durchaus einander verschiedene politische Ideen als Politische Religion beschrieben werden, wie zum Beispiel Nationalismus und Liberalismus, kann auch nicht per se von einer Abhängigkeit der Konnotation des Begriffs von der politischen Haltung der verfassenden Person gesprochen werden; höchstens in Kombination mit dem individuellen Begriffsverständnis der Politischen Religion lässt sich eine bestimmte konnotative Richtung im Vorfeld erahnen.
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[1] Vgl. zum Beispiel Eli Merritt: The Constitution must be our ,political religion'. Remembering Lincoln's words, in: The Seattle Times, 8.3.2019. Online: https://www.seattletimes.com/opinion/the-constitution- must-be-our-political-religion-remembering-lincolns-words/ [letzter Zugriff: 10.01.2023].
[2] Eine reiche Quelle bieten beispielsweise sowohl für Großbritannien als auch für die Vereinigten Staaten die Sitzungsprotokolle staatpolitischer Institutionen. Aufgrund des thematischen Schwerpunktes und dem Ziel einer ersten, groben Überblicksdarstellung der semantischen Auswüchse der Politischen Religion soll von einer eingehenden und komparativen Untersuchung englischsprachiger Publikationen in dieser Arbeit abgesehen werden - Gleiches gilt für andere nichtdeutsche Sprachräume.
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