1.4.4. Der Begriff Politische Religion im Diskurs um Glaubenshaltun¬gen
Der Begriff Politische Religion fand nicht nur im Rahmen interkonfessioneller Streitigkeiten oder der Polemisierung nichtchristlicher Religionen Anwendung, sondern wurde von einigen Verfassenden innerhalb des christlichen, theologisch-philosophischen Diskursfeldes zur Kritik oder Verurteilung bestimmter religiöser Haltungen innerhalb des Christentums herangezogen. Aus dem ermittelten Quellenmaterial konnten für dieses zweite Hauptkapitel die folgenden drei Diskussionsfelder herausgearbeitet werden: Im ersten Abschnitt wird der Schwerpunkt auf Beiträge zum religiösen Indifferentismus, aber auch Synkretismus und Atheismus gelegt, in denen die Verfassenden an den Begriff Politische Religion zur Polemisierung dieser theologischen Haltungen anknüpfen. Eine gleichfalls negativ konnotierte Verwendung erfährt der Begriff im theologischen Diskurs um religio externa und religio interna, welchem im zweiten Abschnitt Aufmerksamkeit geschenkt wird. Zum Abschluss des zweiten Hauptkapitels wird die Aufmerksamkeit auf die Aufklärung gelenkt, die neue, fundamentale theologische und religionsphilosophische Debatten entfachte, etwa zu religiösen Haltungen oder zu le- gitimatorischen Fragen von Religion im weltlichen Gefüge. Der Fokus liegt hier auf der Auseinandersetzung mit Fragen um Vernunft- und Offenbarungsreligion, in der der Begriff Politische Religion von den Debattenteilnehmenden zur Delegitimation der Haltung der Gegenseite aufgegriffen wurde.
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