Schulen des Buddhismus
Weltweit gibt es heute schätzungsweise 350 Millionen Buddhisten. Sie gehören verschiedenen Schulen an. Im Mittelpunkt steht immer der Buddha, das Schwergewicht wird aber auf unterschiedliche Aspekte seiner Lehre gelegt. Die ursprüngliche buddhistische Mönchsgemeinschaft Sangha entwickelte sich zu einer Vielfalt an Gläubigengemeinschaften weiter. Diese umfassen sowohl die traditionelle, von Mönchen dominierte Theravada-Schule als auch die weiter ausgelegte, in ganz Asien verbreitete Mahayana-Schule.
Erste Meinungsverschiedenheiten darüber, wie man im Einzelnen den Lehren Buddhas folgen solle, traten rund 100 Jahre nach seinem Tod auf einem großen Konzil zutage. Das Herzstück der Theravada („Schule der Älteren“) ist bis heute die Mönchsgemeinschaft der Sangha, die auf Buddhas erste Schüler zurückgeht. Sie ist am stärksten in der Gemeinschaft der Singhalesen in Sri Lanka und Südostasien vertreten. Der Mahayana-Buddhismus (Mahayana bedeutet „großes Fahrzeug“) ist vor allem in Ostasien verbreitet und kennt verschiedene Ausprägungsformen, wie den Amitabha-Buddhismus, den Zen-Buddhismus und den Tibetanischen Buddhismus. Er hat eigene Kategorien gebildet – die drei Yanas oder Fahrzeuge. Das größte ist das zentrale, alltägliche Mahayana. Dann gibt es das stärker traditionelle Hinayana, oft als „schmaler Weg“ bezeichnet; Vertreter dieser Gruppe legen den Schwerpunkt auf Meditation, einfaches Leben sowie persönliche und spirituelle Disziplin. Vajrayana schließlich (wörtlich „Diamantfahrzeug“ oder „unzerstörbares Fahrzeug“) hat insbesondere in Tibet großen Einfluss. Zu dieser farbenprächtigsten der drei Gruppen gehört auch die Tradition des Tantra.
5. Jahrhundert u. Z. Bodhidharma bringt den Buddhismus nach China 7. Jahrhundert u. Z. Hui Neng lehrt den Zen-Buddhismus
Mahayana-Buddhisten beschreiben die Beziehung zwischen den drei Yanas mit einer Metapher. Hinayana ist demnach das Fundament des Palastes der Erleuchtung. Das Mahayana liefert die Wände und den Dachstuhl, und Vajrayana ist sein goldenes Dach. Alle drei sind notwendig, damit das Gebäude seinen Zweck erfüllt, aber das eine zieht den Blick vielleicht stärker auf sich als die anderen.
Das Buddha-Prinzip Zwischen Theravada- und Mahayana-Buddhismus gibt es einen wesentlichen Unterschied, der die Frage von Buddhas Menschsein betrifft. Nach der Lehre des Theravada war Buddha ein weiser Mensch, der anderen zeigte, wie man das Nirvana erlangen kann. Alles, was Buddhisten brauchen, ist sein Vorbild. Mahayana-Buddhisten unterscheiden zwischen dem historischen Buddha und einem „Buddha-Prinzip“, wie man es nennen könnte, einer ewigen Gegenwart, die für alle Menschen offen und Teil aller Menschen ist. Dies entspricht dem Brahman im vedisch-hinduistischen Denken, das den Buddhismus im Laufe seiner Entwicklung stark beeinflusste; es lässt viel stärker zu, dass der Mensch allein durch seine Bemühungen dem Kreislauf des Samsara entkommt und das Nirvana erlangt.
| Bodhidharma Über Bodhidharma gibt es nur wenig gesichertes Wissen, aber es ranken sich viele Legenden um ihn. Er soll im südindischen Staat Kerala geboren und königlicher Herkunft sein, wandte sich aber von seinen Ursprüngen ab und zog als buddhistischer Mönch durch Malaysia, Thailand und Vietnam, bevor er schließlich nach China kam. Er beherrschte die Kampfkunst und hatte eine gespannte Beziehung zu dem Kaiser Wu aus der Liang-Dynastie; es gelang ihm aber, den Buddhismus auf chinesischem Boden heimisch zu machen. Bodhidharma lehrte die Methode der Wandbetrachtung – wenn man eine Wand oder ein kahles Objekt betrachte, konzentriere sich der Geist in der Meditation. Angeblich sah er neun Jahre lang ununterbrochen eine Wand an. Im Buddhismus ist er der 28. Patriarch in einer Linie, die unmittelbar auf Buddha zurückgeht, und der erste Patriarch der buddhistischen Zen-Schule in China. |
8. Jahrhundert u. Z. Padmasambhava kommt nach Tibet 9. Jahrhundert u. Z. Buddhismus gerät in Indien unter Druck 13. Jahrhundert u. Z. Buddhismus stirbt in Indien aus
Die Ausbreitung des Buddhismus Im dritten Jahrhundert v. u. Z. verbreitete sich der Buddhismus unter der Schirmherrschaft des Kaisers Ashoka über ganz Indien und wurde vom Kult einer Elite zur Volksreligion. Jahrhundertelang existierte er neben Hinduismus und Jainismus, aber seit dem 9. Jahrhundert erlebte er parallel zu einer Wiederbelebung des Hinduismus, durch die sich die Grenze zwischen den beiden Religionen verwischte, einen Rückgang. Unter zusätzlichen Druck geriet er im 11. Jahrhundert durch aggressive muslimische Herrscher, und im 13. Jahrhundert war er in seinem Mutterland so gut wie verschwunden. In anderen Regionen Asiens dagegen gediehen seine verschiedenen Schulen nach wie vor. Seit dem ersten Jahrhundert u. Z. hatte sich der Buddhismus entlang der Seidenstraße verbreitet. Der indische Mönch Bodhidharma soll ihn im fünften Jahrhundert in China durchgesetzt haben, wo er sich mit der lokalen Religion des Taoismus vermischte. Dort bildeten sich eigene Mahayana-Schulen, insbesondere der Amitabhaund der Zen-Buddhismus. Eine Blütezeit erlebte der Zen-Buddhismus im 17. Jahrhundert, als der angesehene Lehrer Hui-Neng ihm einen eigenen chinesischen Charakter verlieh.
Zen-Praxis Grundlage des Zen sind zwei Praktiken: die Meditation und das Lernen. Er lehrt, dass Erleuchtung vor allem im gegenwärtigen Augenblick zu finden ist und lehnt mit einem Nachdruck, wie man ihn sonst nirgendwo im Buddhismus findet, Rituale und Intellekt ab, zugunsten einer instinktiven spirituellen Erleuchtung, welche unmittelbar vom Meister auf den Schüler übergeht.
Hui-Neng, 7. Jahrhundert u.Z
Bodhidharma, 5. Jahrhundert u. Z. ‘
In Tibet scheiterten alle Versuche, die lokale Bon-Religion zu verdrängen, bis der König Trisong Detsen im achten Jahrhundert einen indischen Meister in das Land einlud. Padmasambhava, der „aus dem Lotus Geborene“, gehörte zu einer Vajrayana- Schule, die auf das erste Jahrhundert u. Z. zurückging. Nach seiner Lehre, die auch Tantra genannt wird, kann man über alles im Leben zur Erleuchtung gelangen. Entscheidend ist, dass man sich bei der Suche nach spiritueller Erweckung auf die natürlichen Gesetzmäßigkeiten, Wünsche und Energien des Körpers einstellt und ihnen folgt. In einer der vielleicht am häufigsten genannten tantrischen Lehren wird deshalb der Sexualität ein spiritueller Zweck beigemessen, wenn der Einzelne genug Zeit darauf verwendet, sie zu praktizieren.
| Das tibetanische Totenbuch Zu den im Westen bekanntesten buddhistischen Texten gehört das Tibetanische Totenbuch, richtiger „Befreiung durch Hören im Zwischenzustand“ genannt. Der Überlieferung zufolge wurde es von Padmasambhava geschrieben; es beschreibt einen Zustand namens Bardo, der vom Einsetzen des Todes bis zur Wiedergeburt in der nächsten Inkarnation reicht. Das Buch enthält Meditationen, Gebete, Mantras und Hinweise auf die Anzeichen von Tod und Wiedergeburt. Es beschreibt sechs Stadien, darunter eine Zwischenphase, in der man Visionen von Buddha sieht. |
Worum geht es In China blühte der Buddhismus auf
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