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Einleitung – Religion 50 Schlüsselideen

Über Religion hat jeder eine Meinung. Diese kann positiv oder negativ sein, neutral ist sie selten. Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche verkündete in den 1880er Jahren voller Selbstvertrauen, Gott sei tot – er wäre überrascht darüber, dass die Religion auch heute, 120 Jahre später, auf der Weltbühne noch ein höchst lebendiges, weithin diskutiertes Dasein führt. Dieses Buch unternimmt den Versuch, zu den Grundlagen zurückzukehren und ein ausgewogenes Bild davon zu zeichnen, was Religion ist und was sie nicht ist, von ihren Ursprüngen durch ihre gesamte Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen bis zu ihrer Bedeutung in der Welt von heute. Nach Ansicht von Polemikern wie Richard Dawkins, der mit seinem 2007 erschienenen Buch The God Delusion (dt. Der Gotteswahn) viele religionsfeindliche Vorurteile genährt und gestärkt hat, ist eine ganz und gar objektive Darstellung der Religion unmöglich. Damit mag er recht haben, aber ich habe mich auf den folgenden Seiten stets darum bemüht, meine eigenen Gefühle und meine Konfessionszugehörigkeit beiseite zu lassen, um so ein möglichst abgerundetes Bild zu präsentieren. Wenn es eine Aussage über die Religion gibt, die man immer und immer wieder aussprechen muss, dann diese: Ihre verschiedenen Ausprägungsformen auf der ganzen Welt haben mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes. Auf diese gemeinsame Grundlage habe ich mich am Anfang und Ende des vorliegenden Buches konzentriert. Die Abschnitte zwischen den Eingangs- und Schlussüberlegungen beschreiben das Spektrum der Religionen auf der ganzen Welt. Jede Glaubensrichtung wird in ähnlicher Weise vorgestellt:Wir verfolgen ihre Geschichte und Entwicklung, dann betrachten wir die wesentlichen Aussagen ihrer Lehre und fragen, was diese für das Alltagsleben bedeuten. Ich hoffe, die folgenden Seiten werden zu einer faszinierenden Entdeckungsreise werden, ganz gleich, ob Sie noch nichts über Religion wissen oder ob Sie sich mit manchen der beschriebenen Glaubensrichtungen bereits beschäftigt und in einer davon (oder sogar in mehreren) Wurzeln geschlagen haben. Nur wenn man mehr über diese wichtige Kraft, die unsere Welt auch heute noch prägt, weiß, kann man die Klischees überwinden, die so viele Diskussionen über Religion belasten. Es ist nicht mein Ziel, dass irgendjemand am Ende unserer Reise bekehrt ist, aber Sie sollten nach der Lektüre besser dafür gerüstet sein, sich an der nach wie vor laufenden Debatte zu beteiligen.
Peter Stanford