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Das Leben Jesu

Die vier Evangelien im Neuen Testament der Bibel erzählen die Geschichte eines jüdischen Zimmermannssohnes, der im ersten Jahrhundert in Palästina gekreuzigt wurde und dann auf wundersame Weise von den Toten auferstanden sei. Diese Berichte über Taten und Lehre Jesu Christi sind das Fundament des Christentums und haben noch heute große Auswirkungen auf das Leben von schätzungsweise 2,1 Milliarden Christen auf der ganzen Welt, oder, mit anderen Worten, auf ein knappes Drittel der Weltbevölkerung.
Nach der christlichen Lehre war Jesus der Sohn Gottes, der zum Menschen wurde, um die Sünden der Welt zu sühnen. Die Berichte der Evangelisten Markus und Johannes setzen ein, als Jesus bereits erwachsen ist und von seinem Vetter Johannes getauft wird. Die beiden anderen, Matthäus und Lukas, beginnen mit der bekannten Geschichte, die von den Christen jedes Jahr zu Weihnachten erzählt wird: Sie handelt von Jesu Mutter Maria, der jungfräulichen Geburt (Marias Ehemann, der Zimmermann Josef, war demnach nicht Jesu wirklicher Vater) und dem Kind, das im Stall von Bethlehem zuerst von den Hirten besucht wird, später von drei Königen aus dem Morgenland, die von einem Stern an diesen Ort geführt wurden. Der Schwerpunkt liegt jedoch in allen vier Evangelien auf den drei letzten der 33 Jahre, die Jesus dem christlichen Glauben zufolge auf Erden verbrachte. In dieser Zeit verließ er seine Heimat in Nazareth und wanderte durch das Heilige Land, wie es heute genannt wird. Anfangs predigte er in Synagogen, später bei großen Versammlungen unter freiem Himmel. Gleichzeitig sammelte er eine Gruppe von zwölf Aposteln unter Führung des Fischers Simon, dem er den Namen Petrus gab, und eine weitere große Anhängerschaft um sich.
1 u. Z. Jesus wird in Bethlehem geboren 30 u. Z erste öffentliche Predigten

Die vier Evangelien

Die Evangelien überschneiden sich zwar in manchen Berichten, jedes von ihnen enthält aber auch Einzelheiten, die in keinem anderen zu finden sind, und jedes hat seinen eigenen Stil. Am kürzesten ist das Markusevangelium; es bezeichnet Jesus als Mann der Tat und beinhaltet nur wenige sprachliche Ausschmückungen. Es entstand nach heutiger Kenntnis um 70 u. Z. und ist damit auch das älteste Evangelium. Das Matthäusevangelium dagegen wurde gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfasst und widmet der Erklärung von Jesu Taten, die bei Markus nur aufgezählt werden, mehr Raum. Es richtete sich anfangs an ein jüdisches Publikum und stellt Jesus in den Zusammenhang der Propheten, Könige und Patriarchen Israels. Das Lukasevangelium, das längste der vier, hat einen poetischen Tonfall. Es enthält viel mehr Geschichten und Bilder; es entstand nach heutiger Kenntnis zwischen Ende des ersten und Anfang des zweiten Jahrhunderts. Der Text des Johannes enthält ganze Abschnitte, zu denen es in den drei anderen keine Entsprechung gibt; in diesen langen Passagen erklärt Jesus, wer er ist und warum er in die Welt gekommen ist. Das Johannesevangelium ist vermutlich das Werk mehrerer Autoren und wurde auf die Zeit zwischen 100 und 125 u. Z. datiert.


Gleichnisse und Wunder In den Evangelien verwendet Jesus vor allem zweierlei Lehrmethoden: Gleichnisse und Wunder. Seine Gleichnisse sind denkwürdige Geschichten, die auf das bäuerliche Alltagsleben zurückgreifen, das seinem Publikum vertraut war, gleichzeitig aber auch umfassendere ethische Aussagen enthalten. Auf diese Weise vermittelte er seine Botschaft einer Bevölkerung, die größtenteils ungebildet war und deshalb abstrakte theologische Ausführungen nicht verstanden hätte

‚Ohne Jesus Christus wissen wir weder, was unser Leben, noch, was unser Tod ist.

Blaise Pascal, 1662 ‘
33 u. Z. Jesu Kreuzigung 70 u. Z. Entstehung des ersten Evangeliums
Die Wunder Jesu – die Heilung von Kranken und Sterbenden sowie in mindestens zwei Fällen die Erweckung von den Toten, aber auch das Gehen auf dem Wasser, die Austreibung von Dämonen und die Speisung von 5000 Menschen mit wenigen Broten und Fischen – zeigten, dass er größere Kräfte hatte als ein normaler Mensch. Das war für die, die diese Wunder sahen, der greifbare Beweis, dass er tatsächlich der Sohn Gottes war. Seine Taten erinnern an die vielen Geschichten aus dem Alten Testament – bei den Juden als hebräische Schriften bekannt – über Wunderheilungen durch göttliche Eingriffe.
Die Bergpredigt Welche Botschaft Jesus den Gläubigen im Einzelnen vermitteln wollte, wird in den verschiedenen Zweigen der Christengemeinschaft kontrovers diskutiert. Einige Kernelemente sind jedoch unumstritten. In seinen Gleichnissen beschreibt er, wie die Welt sein sollte: Liebe, Teilen, Fürsorge und Mitleid sollten einen höheren Wert genießen. Von diesen Werten spricht er immer wieder, insbesondere in der Bergpredigt, die im Matthäusevangelium drei der 28 Kapitel beansprucht. Sie enthält die Worte des Vaterunser, das regelmäßig von allen Christen gebetet wird, und Jesu Version der Goldenen Regel, wonach man andere so behandeln solle, wie man selbst behandelt werden möchte. Es finden sich dort auch seine Anweisung „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet“ und die Seligpreisungen, deren erste lautet: „Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihrer.“ Mit diesen Worten identifiziert sich Jesus ausdrücklich mit den Randgruppen und Besitzlosen. Der gleiche Eindruck verstärkt sich später in den

Unabhängige Berichte über Jesus

Neben den Evangelien gibt es drei unabhängige historische Quellen, die über Jesu Leben und Tod berichten. Gegen Ende des ersten und Anfang des zweiten Jahrhunderts beschrieben ihn die römischen Historiker Tacitus und Plinius sowie der jüdische Chronist Josephus als religiösen Lehrer, der in Palästina lebte. Unmittelbar im Anschluss an seine Schilderung des großen Feuers in Rom, das sich 64 u. Z. während der Herrschaft des Kaisers Nero ereignete, berichtete Tacitus: „Nero schob die Schuld der Brandstiftung auf eine Klasse, die wegen ihrer Gräuel verhasst war und beim einfachen Volk Christen hieß, und fügte ihnen die raffiniertesten Foltern zu. Christus, von dem der Name herstammt, erhielt die höchste Strafe während der Herrschaftszeit des Tiberius [14–37 u. Z.] von der Hand unseres Procurators Pontius Pilatus.“


‚In jedem Wunder steckt ein heimlicher Tadel an der Welt.

John Donne, 1649 ‘
Evangelien, wo er einem reichen jungen Mann sagt: „Gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben.“
Leiden und Tod Jesu Lehren und seine zunehmende Popularität beunruhigten viele zeitgenössische Angehörige des jüdischen Establishments. Sie sahen in ihm eine Bedrohung für ihre Autorität und taten sich mit der römischen Kolonialmacht zusammen, um ihn zum Tode zu verurteilen. Die letzte Woche seines Lebens verbrachte er den Evangelien zufolge in Jerusalem. Sie begann mit seinem triumphalen Einzug in die Stadt, bei dem die Menschen ihn als Befreier von der Fremdherrschaft feierten. Am Ende standen seine Verurteilung und der Tod am Kreuz – ein Martyrium, das im Christentum als Passion bezeichnet wird. Die Evangelien berichten, Jesus sei drei Tage nach seinem Tod, am Ostersonntag, von den Toten auferstanden. Durch Tod und Auferstehung, so die Lehre, habe er die Sünden der Menschheit auf sich genommen, und nachdem er seinen Auftrag auf Erden an die Apostel übertragen hatte, die zu den ersten Führern der christlichen Kirche werden sollten, fuhr er in Herrlichkeit gen Himmel und kehrte zurück zu seinem Vater.
Worum geht es Jesus Christus istder Sohn Gottes