Die Geburt des Islam
Die Geschichte vom Wachstum des Islam ist bemerkenswert. Im Jahr 610 u. Z. empfing der Prophet Mohammed auf einem einsamen Berggipfel in der Nähe der heiligen Stadt Mekka im heutigen Saudi-Arabien das Wort Gottes. Er starb 632; 100 Jahre später hatte sich der Glaube an seine Botschaft im Westen entlang der nordafrikanischen Küste bis nach Spanien und in der entgegengesetzten Richtung bis in den Himalaja ausgebreitet. Anfangs wurden Allahs Offenbarungen an Mohammed mündlich überliefert, nach seinem Tod jedoch schrieb man sie unter dem Namen Koran nieder – das Wort bedeutet „Lesung“.
Mohammed war von Beruf Kaufmann und arbeitete in Mekka. Die Stadt war zu einem größeren Handelszentrum herangewachsen, und dieser Wandel hatte auch soziale Spannungen mit sich gebracht. Außerdem war sie ein religiöses Zentrum, ein Ziel für Pilgerfahrten oder Haddsch, in das die Araber kamen, um ihre verschiedenen Stammesgötter anzubeten. Sie kannten zwar die jüdische und christliche Tradition mit nur einem Gott und waren ihr gegenüber nicht feindselig eingestellt, sie selbst bevorzugten aber unbestimmtere spirituelle Grundsätze, die der Stammessolidarität oder Muruwa einen heiligen Wert beimaßen. Mohammed glaubte, eine Vereinigung der Religionen werde größeren Frieden und mehr Gerechtigkeit mit sich bringen. Einmal im Jahr zog er sich in eine Höhle außerhalb Mekkas zurück und betete um Anleitung; auch verteilte er Almosen an die wachsende Zahl der Armen und abseits Stehenden in der Stadt. Im Jahr 610, mit 40 Jahren, war er wieder einmal allein in der Höhle und wurde dabei nach seinem eigenen Bericht von einer überwältigenden Macht ergriffen. Anfangs glaubte er, ein Dschinn – ein böser Geist – habe ihn angegriffen, aber in Wirklichkeit war es der
570 Geburt Mohammeds 595 Eheschließung mit Chadidscha 610 Nacht des Schicksals
Engel Gabriel, der von Gott oder Allah die Worte einer neuen, arabischen Heiligen Schrift überbrachte
| Mohammeds Familie Mohammeds erste Ehefrau Chadidscha war älter als er und bei ihrer Heirat eine finanziell unabhängige Witwe. Obwohl Polygamie zu jener Zeit in Arabien die Regel war, nahm Mohammed sich keine weitere Ehefrau, solange sie lebte. Die beiden hatten mindestens sechs Kinder: Zwei Söhne namens Qasim und Abdullah starben im Säuglingsalter; die vier Töchter hießen Zainab, Ruqayya, Umm Kulthum und Fatima. Chadidscha starb 619, im „Jahr der Traurigkeit“, wie Mohammeds frühe Biografen es nannten. Danach heiratete er noch mindestens neunmal, häufig aus politischen oder humanitären Gründen. Die häusliche Sawda zum Beispiel, auch sie eine Witwe, war die Cousine eines lokalen Stammesführers. Seine Lieblingsfrau war nach Ansicht der sunnitischen Muslime Aischa, die erst sechs Jahre alt war, als sie getraut wurden. Nach Mohammeds Tod wirkte sie daran mit, seine Lehren in den Hadithen zu sammeln. Zajnab bint Jahsh, eine weitere Ehefrau, war zunächst mit einem seiner Adoptivsöhne verheiratet, aber die beiden wurden geschieden, so dass Mohammed sie heiraten konnte. Der islamischen Lehre zufolge war der Prophet ein hilfsbereiter Ehemann, der im Haushalt mitarbeitete und seinen Ehefrauen, betrachtet man die Gepflogenheiten seiner Zeit, ein ungewöhnliches Maß an Freiheit zugestand. In seinen letzten Lebensjahren jedoch begrüßten seine Ehefrauen die Besucher von einem Platz hinter einem Wandschirm aus, und sie durften nicht wieder heiraten, falls er vor ihnen sterben sollte. Dies wurde später als Grund genannt, warum alle muslimischen Frauen einen Schleier tragen sollen. |
Nach jener ersten „Nacht des Schicksals“ erlebte Mohammed viele ähnliche Offenbarungen, was häufig ein schmerzvoller Prozess war. Sein Verhalten zeigt jedoch exemplarisch die völlige Hingabe (arabisch Islam), wie sie jeder Mensch gegenüber dem Göttlichen zeigen sollte.
622 Hidschra 630 Verteidigung Mekkas 632 Tod Mohammeds
Tag der Abrechnung Anfangs sprach Mohammed in der Öffentlichkeit nur vorsichtig über seine Erlebnisse, aber als die Nachricht sich verbreitete, fanden Allahs Worte über inneren Wandel, soziale Gleichberechtigung, Einheit, gegenseitigen Respekt und Frieden viele Anhänger. Zu jener Zeit tobte ein Krieg zwischen Persien und Byzanz sowie zwischen den Stämmen der Region, und viele Menschen in Arabien fürchteten um die Zukunft der Menschheit. Mohammeds Anhänger lernten jede neue Offenbarung, die er ihnen brachte, auswendig. Wer lesen und schreiben konnte, schrieb sie nieder. Eine zentrale Botschaft lautete: Es gibt nur einen Gott, nämlich Allah, und die Menschen müssen eines Tages vor ihm Rechenschaft für ihre Taten ablegen. Es werde einen Tag der Abrechnung geben (der arabische Begriff Yawn ad-din bedeutet auch „Augenblick der Wahrheit“).
Hidschra Mohammeds Lehren erwiesen sich als unpopulär, und obwohl er Konfrontationen um jeden Preis zu vermeiden versuchte, wurden er und seine Anhänger in Mekka angegriffen. Man befürchtete, jemand werde ihn ermorden. Manchmal verzweifelte er fast, aber er bezog Kraft aus seinem Glauben an Allah und aus den immer wiederkehrenden Offenbarungen, darunter vor allem eine traumähnliche nächtliche Reise, auf der Gabriel ihn nach Jerusalem entführte. Um den Spannungen in Mekka zu entgehen, zog er 622 mit rund 70 Anhängern und ihren Familien in einer Hidschra (Wanderung, Pilgerreise) nach Medina.
Mohammed, 570–632 ‘
Koran, 99:6–8 ‘
| Die letzte Predigt Mohammed starb am 8. Juni 632 in den Armen seiner Ehefrau Aischa. Seine „letzte Predigt“ hielt er kurz vor seinem Tod vor einer Versammlung von 120.000 Pilgern auf dem Berg Arafat. Eine Kurzfassung dieser Predigt findet sich in den Moscheen auf der ganzen Welt. Er weist darin seine Zuhörer an, Fehden und Kämpfe zu beenden, und predigt Toleranz. „Ein Araber hat keine Überlegenheit über einen Nicht-Araber; ein Weißer hat keine Überlegenheit über einen Schwarzen, auch nicht der Schwarze über den Weißen, außer durch Frömmigkeit und gute Taten.“ |
Die Feindseligkeiten zwischen Mohammed und der Bevölkerung Mekkas eskalierten schließlich zu einem richtigen Krieg. Mohammed war zwar kein Pazifist, er hielt Gewalt aber für das letzte Mittel. Eine Offenbarung befahl ihm, die Gefangenen, die seine Anhänger gemacht hatten, im Gegensatz zur üblichen Sitte nicht zu töten, sondern mit oder ohne Lösegeld freizulassen. Im Jahr 627 konnte er eine Belagerung Medinas durch die Armee von Mekka durchbrechen. Dieses Ereignis wurde zum Wendepunkt. Er kehrte 630 im Triumph nach Mekka zurück. Sein Sieg hatte die Stämme Arabiens vereinigt und auf der Halbinsel sowie darüber hinaus eine Welle von Bekehrungen ausgelöst.
Worum geht es Mohammend war Gottes letzter Prophet
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