Geschichte der Arbeitsverwaltung
Die Arbeitsvermittlung in Deutschland blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, in der sie nicht immer unumstritten war. Eine zentrale Organisation zur Arbeitsvermittlung gab es in Deutschland zunächst nicht, es wurden lediglich regionale Strukturen z. B. durch sogenannte Arbeitsnachweisämter geschaffen. Obwohl bereits im Ersten Weltkrieg seitens des Militärs gefordert, um die Arbeitsprozesse fern der Front zu erhalten, wurde erst am 4. Oktober 1918 das Reichsarbeitsamt geschaffen, welches für Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsschutz, nicht aber für Arbeitsvermittlung zuständig war. Es bestand nur kurz und wurde am 13. Februar 1919 in das Reichsarbeitsministerium umgewandelt, der Vorstand des Reichsarbeitsamtes, Staatssekretär Gustav Bauer, wurde Reichsarbeitsminister. Am 15. Januar 1920 folgte die Errichtung des Reichsamts für Arbeitsvermittlung, seit 1922 in der Reichsarbeitsverwaltung als Mittelbehörde des Reichsarbeitsministeriums organisatorisch eingegliedert. Erster Präsident des Reichsamtes war der Geheime Regierungsrat Dr. Friedrich Syrup. Die Organisationsstruktur war bereits in 13 Landesarbeitsämter und 361 Arbeitsämter als regionale Stellen aufgeteilt. Am 16. Juli 1927 ging dies Amt mit dem Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (AVAVG) in die neu gegründete Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (RAfAuA) über, in deren Aufgaben der Zusammenschluss von Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung festgelegt wurde. Präsident blieb Dr. Friedrich Syrup. Die RAfAuA enthielt Organe der Selbstverwaltung. 1938 wurde sie wieder weitgehend in das Reichsarbeitsministerium eingegliedert und die Selbstverwaltung aufgehoben, 1945 praktisch aufgelöst. Die Nationalsozialisten missbrauchten die Arbeitsvermittlung zur Rekrutierung von Personal für ihre Rüstungsbetriebe.
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148Spiegel Online vom 23. Juni 2013
Erst im Gesetz über die Errichtung einer Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 10. März 1952 wurde wieder die paritätische Beteiligung der Sozialpartner und der Vertreter der öffentlichen Körperschaften, neben Gewerkschaften und Arbeitgebervereinigungen, an der Selbstverwaltung festgelegt. Hier wurde der Grundstock für die heutige Bundesagentur für Arbeit (BA) gelegt. Die B.f.A.u.A. erhielt mit der Verabschiedung des Arbeitsförderungsgesetzes am 1. Juli 1969 einen neuen Namen: Bundesanstalt für Arbeit. Zusätzlich zur Berufsberatung, Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung wurde den Arbeitsämtern die Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung zugewiesen, es trat also die Vorsorge für einen quantitativen und qualitativen Ausgleich von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt in den Vordergrund. 2003 traten die Hartz-I und Hartz-II-Gesetze in Kraft. Ab 1. Januar 2004 ist der gültige Name Bundesagentur für Arbeit. 2004 trat das Hartz-III-Gesetz in Kraft, das den Umbau der Arbeitsverwaltung zu einer „modernen, kundenorientierten Dienstleistungsbehörde“ vorsah. 2005 trat das Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt, kurz Hartz IV genannt, in Kraft.149
Siehe auch
•Arbeitslosenstatistik
•Arbeitsmarkt
•Arbeitsvermittler
•Explorix, Fragebogen der Bundesagentur für Arbeit zur Unterstützung der
Berufsberatung
•Kindergeld (Deutschland), Kinderzuschlag
•Sozialversicherung
•Sozialstaat
•Sozialabbau
•Verfolgungsbetreuung
Vergleichbare Ämter in anderen Ländern:
•Arbeitsmarktservice, Österreich
•Regionales Arbeitsvermittlungszentrum, Schweiz
•Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Belgien
•Pôle emploi, darin aufgegangen ist die ANPE – Agence national pour
l’emploi, Frankreich150151152
•Employment agency, England
149www.arbeitsagentur.de – Kurze Chronik der Bundesagentur für Arbeit
150Pôle emploi website
151Antwort auf Anfrage von Mme Brigitte Gonthier-Maurin im französischen Senat (fr.)
152Gesetzestext zur Schaffung von Pôle emploi (fr.)
Weblinks
•Website der Bundesagentur für Arbeit
•Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit, bei
statistik.arbeitsagentur.de
•Kurzbericht des IAB zum Drei-Säulen-Modell, bei doku.iab.de, (PDF-Datei, 509 kB)
Medienberichte
•„Die generelle Linie war richtig“, BA-Vorstandsvorsitzender Weise zieht positive Zwischenbilanz seiner Arbeit, Interview im Deutschlandradio Kultur, 24. Juni 2006
•Kommunen lehnen Auflösung der BA ab, netzeitung.de, 26. Juni 2005
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