SCHLÜSSEL ZUR MACHT
Geht es um Macht, muss Ihr Ziel sein, zukünftige Ereignisse ein Stück weit zu beeinflussen. Damit stehen Sie vor dem Problem, dass andere Ihnen nicht alle ihre Gedanken, Gefühle und Pläne mitteilen. Indem sie umsichtig darauf achten, was sie sagen, verbergen sie oft den entscheidenden Teil ihres Charakters - ihre Schwächen, Obsessionen und tieferen Beweggründe. Folglich können Sie die Schachzüge der anderen nicht voraussehen und tappen konstant im Dunkeln. Der Trick besteht darin, sie irgendwie auszukundschaften, ihre Geheimnisse und verborgenen Intentionen herauszufinden, ohne dass sie merken, worauf Sie aus sind.
Wenn man argwöhnt, dass Einer lüge, stelle man sich gläubig: da wird er dreist, lügt stärker und ist ent-larvt. Merkt man hingegen, daß eine Wahrheit, die er ver-hehlen möchte, ihm zum Theil entschlüpft, so stelle man sich darüber ungläubig, damit er, durch den Widerspruch provociert, die Ariergarde der ganzen Wahrheit nachrücken lasse.
ARTHURSCHOPENHAUER, 1788-1860
Das ist nicht so schwierig, wie Sie vielleicht denken. Mit einer freundlichen Fassade können Sie heimlich Informationen sowohl über Freunde als auch über Feinde sammeln. Lassen Sie andere Horoskope lesen oder die Tarotkarten befragen - Sie haben konkretere Mittel, die Zukunft vorherzusehen.
Bei der Spionage bedient man sich am häufigsten anderer Menschen. Diese Methode ist einfach und effizient, aber riskant: Mit Sicherheit werden Sie an Informationen gelangen, doch über die Menschen, die die Arbeit für Sie tun, haben Sie wenig Kontrolle. Vielleicht offenbaren sie Ihre Spionage oder wenden sich womöglich gegen Sie. Besser ist es, selbst der Spion zu sein, sich als Freund zu geben, während Sie heimlich Informationen sammeln.
Die Herrscher sehen durch ihre Spione, wie Kühe durch den Geruchssinn sehen, Brahmanen durch die Schriften und der Rest der Menschen durch ihre normalen Augen.
KAUTILYA, INDISCHER PHILOSOPH, 3. JH. V. CHR.
Der französische Politiker Talleyrand war in dieser Kunst äußerst bewandert. Er verfügte über eine verblüffende Fähigkeit, in höflichen Gesprächen anderen Menschen Geheimnisse zu entlocken. Sein ganzes Leben lang sagte man von Talleyrand, er sei ein großartiger Gesprächspartner - in Wirklichkeit sagte er jedoch recht wenig. Niemals sprach er über seine eigenen Gedanken; er ließ andere die ihren preisgeben. Hin und wieder platzte er mit etwas heraus, das ein Geheimnis zu sein schien (in Wirklichkeit hatte er es sich nur ausgedacht), und dann beobachtete er die Reaktionen seiner Zuhörer.
Schenken Sie gesellschaftlichen Ereignissen und harmlosen Begegnungen besondere Beachtung. Bei solchen Gelegenheiten lässt die Wachsamkeit der Menschen nach. Wenn Sie es schaffen, dass die Leute erzählen, können Sie sie dazu bringen, Ihnen Dinge zu offenbaren. Das Brillante an diesem Manöver ist, dass sie Ihr Interesse an ihnen für Freundschaft halten und Sie nicht nur etwas in Erfahrung bringen, sondern sich auch noch Verbündete machen.
Dennoch müssen Sie diese Strategie mit Vorsicht verfolgen. Wenn die anderen den Verdacht hegen, dass Sie unter dem Vorwand der Konversation versuchen, ihnen Geheimnisse zu entlocken, werden sie Sie strikt meiden. Legen Sie die Emphase auf das freundschaftliche Geplauder, nicht auf die für Sie interessanten Gesprächsgegenstände. Ihre Suche nach wertvollen Informationen darf nicht zu offensichtlich sein, sonst werden Ihre sondierenden Fragen mehr über Sie selbst und Ihre Absichten verraten als über die Dinge, die Sie herauszufinden hoffen.
La Rochefoucauld beschrieb einmal einen Spionagetrick, den auszuprobieren sich lohnt: »Aufrichtigkeit findet sich nur bei sehr wenigen Menschen, und sie ist oft die klügste List - man gibt sich aufrichtig, um die Vertraulichkeiten und Geheimnisse des anderen hervorzulocken.« Anders ausgedrückt: Wenn Sie so tun, als würden Sie dem anderen Ihr Herz ausschütten, bringen Sie ihn leichter dazu, seine eigenen Geheimnisse preiszugeben. Legen Sie ein falsches Geständnis ab, und Sie werden ein echtes erhalten. Einen weiteren Trick hat der Philosoph Arthur Schopenhauer herausgefunden: Wenn Sie Menschen, mit denen Sie sich
unterhalten, vehement widersprechen, irritieren Sie sie und regen sie so sehr auf, dass sie ein Stück weit die Kontrolle über das verlieren, was sie sagen. Da sie emotional reagieren, werden sie alle möglichen Wahrheiten über sich selbst preisgeben - Wahrheiten, die Sie später gegen sie verwenden können.
Symbol: das dritte Auge des Spions. Im Land der Zweiäugigen verleiht Ihnen das dritte Auge das Allwissen eines Gottes. Sie sehen weiter als andere, und Sie durchschauen andere besser. Niemand ist vor diesem Auge sicher - außer Ihnen.
Garant: Was also eine kluge Regierung und eine weise militärische Führung dazu befähigt, andere zu besiegen und außerordentliche Leistungen zu vollbringen, ist ihr Vorherwissen. Vorherwissen kann nicht Geistern und Dämonen entlockt werden; es kann nicht durch Berechnungen ermittelt werden. Es muß von Menschen erworben werden, von Menschen, die die Bedingungen beim Gegner kennen - von Spionen. (Die Kunst des Krieges von Sun-tzu, 4. Jh. v. Chr.)
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