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GESETZ 34 HANDLE WIE EIN KÖNIG, UM WIE EIN KÖNIG BEHANDELT ZU WERDEN

WAS HEISST DAS?

Wie man mit Ihnen umgeht, hängt davon ab, wie Sie sich geben: Vulgär oder gewöhnlich zu wirken führt auf lange Sicht dazu, dass die Menschen Sie nicht respektieren. Denn ein König respektiert sich selbst und weckt damit dasselbe Gefühl bei anderen. Handeln Sie fürstlich und im Vertrauen auf Ihre Macht, dann scheinen Sie dazu bestimmt, die Krone zu tragen.

Als Kinder beginnen wir unser Leben im Überfluss, wir erwarten und fordern von der Welt einfach alles. Gewöhnlich bewahren wir uns etwas davon, bis wir erste Ausflüge in die Gesellschaft unternehmen und unsere Karriere beginnen. Doch wenn wir älter werden, setzen uns Rückschläge und Zurückweisungen Grenzen, die sich mit der Zeit immer mehr verfestigen. Wir beginnen, weniger von der Welt zu erwarten, und akzeptieren Einschränkungen, die in Wirklichkeit Selbstbeschränkungen sind. Wir verneigen uns und katzbuckeln und entschuldigen uns sogar für unsere einfachsten Forderungen. Solche schrumpfenden Horizonte können wir nur überwinden, wenn wir uns bewusst zwingen, das Gegenteil zu tun - unsere Fehler herunterzuspielen und die Einschränkungen zu ignorieren, so viel zu fordern und zu erwarten, wie wir das als Kind getan haben. Um das zu schaffen, müssen wir eine bestimmte Strategie verfolgen. Nennen wir sie die Strategie der Krone.
Die Strategie der Krone beruht auf einer einfachen Verknüpfung von Ursache und Wirkung: Wenn wir daran glauben, dass wir zu Großem bestimmt sind, strahlt diese Überzeugung nach außen, genau wie eine Krone um den König herum eine Aura schafft. Diese Ausstrahlung reißt die Menschen um uns mit, die zu der Überzeugung gelangen, dass wir Gründe dafür haben, so selbstbewusst zu sein.
Bei allen grossen Betrügern ist ein Vorgang bemerkenswerth, dem sie ihre Macht verdanken. Im eigentlichen Acte des Betruges unter all den Vorbereitungen, dem Schauerlichen in Stimme, Ausdruck, Gebärden, inmitten der wirkungsvollen Scenerie, überkommt sie der Glaube an sich selbst: dieser ist es, der dann so wundergleich und bezwingend zu den Umgebenden spricht.
FRIEDRICH NIETZSCHE, 1844-1900
Im Verlauf der Geschichte ist es immer wieder Menschen niederer Herkunft gelungen - beispielsweise Theodora von Byzanz, Kolumbus, Beethoven, Disraeli -, sich der Strategie der Krone zu bedienen und so fest an ihre eigene Größe zu glauben, dass dies zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wurde. Der Trick ist ganz einfach: Glauben Sie an sich selbst, und Sie schaffen es. Selbst wenn Ihnen bewusst ist, dass Sie sich ein Stück

weit einer Selbsttäuschung hingeben, müssen Sie wie ein König handeln, dann werden Sie auch wie ein König behandelt.
Die Krone kann den Unterschied zwischen Ihnen und anderen Menschen ausmachen, doch Sie müssen selbst dafür sorgen, dass dieser Unterschied sich manifestiert: Verhalten Sie sich anders, demonstrieren Sie die Distanz zwischen sich selbst und den anderen. Sie können den Unterschied beispielsweise dadurch betonen, dass Sie sich stets würdevoll verhalten, wie auch immer die Umstände sein mögen.
Königliches Verhalten darf nicht mit Arroganz verwechselt werden. Arroganz mag als königliches Vorrecht erscheinen, in Wirklichkeit jedoch verrät sie Unsicherheit. Sie ist das genaue Gegenteil fürstlichen Betragens.
Unter schwierigen Umständen ist Würde in der Tat die Maske der Wahl: Sie wirken, als könne Ihnen nichts etwas anhaben und als hätten Sie alle Zeit der Welt, um zu reagieren. Diese Pose vermittelt ungeheure Macht.
Nie setze man die Achtung gegen sich selbst aus den Augen, und mache sich nicht mit sich selbst gemein. Unsre eigene Makellosigkeit muß die Richtschnur für unsern untadelhaften Wandel seyn, und die Strenge unsers eigenen Urtheils muß mehr über uns vermögen, als alle äußeren Vorschriften. Das Ungeziemende unterlasse man mehr aus Scheu vor seiner eigenen Einsicht, als aus der vor der strengsten fremden Autorität. Man gelange dahin, sich selbst zu fürchten; so wird man nicht Seneka's imaginären Hofmeister nöthig haben.
BALTASAR GRACIÄN, 1601-1658
Um die inneren psychologischen Tricks zur Ausstrahlung einer königlichen Würde zu verstärken, gibt es schließlich auch nach außen gerichtete Strategien, mit deren Hilfe Sie die gewünschte Wirkung erzielen. Zunächst die Kolumbus-Strategie: Stellen Sie immer kühne Forderungen. Setzen Sie Ihren Preis hoch an, und lassen Sie sich nicht beirren. Gehen Sie zweitens - auf würdevolle Weise - immer die hochrangigste Person an. Damit stellen Sie sich unmittelbar auf eine Stufe mit dem Chef, den Sie attackieren. Das ist die David-und-Goliath-Strategie: Indem Sie sich einen großen Gegner wählen, verschaffen Sie sich den Eindruck von Größe.
Machen Sie drittens denen über Ihnen Geschenke. Das ist die Strategie derer, die einen Patron haben: Wenn Sie Ihrem Patron etwas schenken, zeigen Sie damit im Grunde, dass Sie und er gleichrangig sind.
Denken Sie daran: Es ist an Ihnen, Ihren Preis festzusetzen. Wenn Sie weniger verlangen, dann werden Sie auch weniger bekommen. Verlangen Sie jedoch mehr, signalisieren Sie damit, dass Sie eine königliche Summe wert sind. Selbst diejenigen, die auf Ihr Angebot nicht eingehen, werden Sie wegen Ihres Selbstvertrauens respektieren, und dieser Respekt wird sich letzten Endes auf eine Weise auszahlen, die Sie sich noch nicht vorstellen können.
Symbol: die Krone. Setzen Sie sie sich aufs Haupt, und sofort wirken Sie ganz anders: Gelassen, aber Selbstsicherheit ausstrahlend. Zeigen Sie niemals Zweifel, verlieren Sie nie unter Ihrer Krone die Würde, sonst passt Sie Ihnen nicht. Sonst scheint sie für jemanden bestimmt, der ihrer würdiger ist. Warten Sie nicht auf eine Krönung; wirklich große Herrscher krönen sich selbst.
Garant: Jeder sei, in seiner Art, majestätisch. Wenn er auch kein König ist, müssen doch alle seine Handlungen, nach seiner Sphäre, eines Königs würdig seyn und sein Thun, in den Grenzen seines Standes und Berufs, königlich. Erhaben seien seine Handlungen, von hohem Flug seine Gedanken und in allem seinem Treiben stelle er einen König an Verdienst, wenn auch nicht an Macht dar. (Baltasar Graciän, 1601-1658)