GESETZ 36 VERGISS, WAS DU NICHT HABEN KANNST - ES ZU IGNORIEREN IST DIE BESTE RACHE
WAS HEISST DAS?
Wenn Sie ein kleines Problem eingestehen, machen Sie es erst wichtig. Je mehr Aufmerksamkeit Sie einem Gegner zuwenden, desto stärker machen Sie ihn. Ein kleiner Fehler wird oft nur dadurch verschlimmert, dass Sie ihn auszubügeln versuchen. Manchmal lässt man besser alles so, wie es ist. Wenn Sie sich etwas wünschen, das Sie nicht haben können, dann schenken Sie ihm keine Beachtung. Je weniger Interesse Sie zeigen, desto überlegener wirken Sie.
Das Begehren führt oft zu einem paradoxen Effekt: Je mehr Sie sich etwas wünschen, je mehr Sie hinter etwas her sind, desto stärker entzieht es sich Ihnen. Je mehr Interesse Sie zeigen, desto stärker stoßen Sie das Objekt Ihrer Begierde ab. Das liegt daran, dass Ihr Interesse so stark ist - Sie machen damit die anderen verlegen, ja flößen ihnen Furcht ein. Das unbeherrschte Begehren lässt Sie schwach erscheinen, unwert, mitleiderregend.
Sie müssen dem, was Sie wollen, den Rücken kehren, Ihre Geringschätzung und Verachtung zeigen. Das ist die Reaktion des Mächtigen, und sie treibt Ihre Zielobjekte in den Wahnsinn. Ihrerseits reagieren sie nun mit einem Verlangen, um irgendwie auf Sie einzuwirken - vielleicht, um Sie zu besitzen, vielleicht, um Sie zu verletzen. Wenn die anderen Sie besitzen wollen, haben Sie den ersten Schritt der Verführung erfolgreich abgeschlossen. Wenn sie Sie verletzen wollen, haben Sie sie aus der Fassung gebracht und dazu gezwungen, nach Ihren Regeln zu spielen.
Nachdem George Bernard Shaw die ökonomischen Ansichten von G. K. Chesterton in einem Artikel heftig angegriffen hatte, warteten Chestertons Freunde vergeblich auf eine Erwiderung. Der Historiker Hilaire Belloc machte Chesterton deshalb Vorwürfe. »Mein lieber Belloc«, sagte Chesterton, »ich habe ihm geantwortet. Für einen Mann vom Witz eines Shaw ist Schweigen die einzige Schlagfertigkeit, die ihm unerträglich ist.«
THE LITTLE, BROWN BOOK OF ANECDOTES HERAUSGEGEBEN VON CLIFTON FADIMAN, 1985
Verachtung zu zeigen ist das Vorrecht des Königs. Wohin er seine Augen wendet, was zu sehen er beschließt, nur das hat Realität; was er ignoriert, das ist so gut wie tot. Das war die Waffe König Ludwigs XIV. - wenn er jemanden nicht mochte, verhielt er sich, als gäbe es ihn gar nicht, und so wahrte er seine Überlegenheit, indem er die Dynamik der Interaktion kappte. Sie verfügen über dieselbe Macht, wenn Sie die Karte der Verachtung ausspielen und hin und wieder den Leuten zeigen, dass Sie sie nicht brauchen.
Wenn Ignorieren Ihre Macht stärkt, folgt daraus, dass das Gegenteil - Hingabe und Engagement - Sie oft schwächt. Wenn Sie einem armseligen
Feind unangemessen viel Aufmerksamkeit zukommen lassen, sehen Sie armselig aus, und je länger es dauert, solch einen Feind zu vernichten, desto mächtiger wird er.
Eine zweite Gefahr: Wenn Sie einen kleinen Störenfried vernichten oder auch nur verletzen, wecken Sie damit Sympathie für die schwächere Seite.
Ständig sind wir in Versuchung, unsere Fehler wieder wettzumachen, doch je mehr wir das versuchen, umso schlimmer machen wir oft alles. Gelegentlich ist es weiser, sie einfach zu ignorieren. Statt unbeabsichtigt die Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken und es noch dadurch zu verschlimmern, dass Sie öffentlich machen, wie viel Sorge und Verdruss es Ihnen bereitet, ist es oft weit klüger, es mit aristokratischer Verachtung zu strafen, sich nicht dazu herabzulassen, die Existenz des Problems überhaupt anzuerkennen. Diese Strategie können Sie auf verschiedene Weise verfolgen.
Dieserwegen ist es rathsam, Jedem, es sei Mann oder Weib, von Zeit zu Zeit fühlbar zu machen, dass man seiner sehr wohl entrathen könne: das befestigt die Freundschaft; ja, bei den meisten Leuten kann es nicht schaden, wenn man ein Gran Geringschätzung gegen sie, dann und wann, mit einfließen lässt: sie legen desto mehr Werth auf unsere Freundschaft: chi non istima vien stimato (wer nicht achtet wird geachtet) sagt ein feines italiänisches Sprichwort. Ist aber Einer uns wirklich sehr viel werth; so müssen wir dies vor ihm verhehlen, als wäre es ein Verbrechen. Das ist nun eben nicht erfreulich; dafür aber wahr. Kaum dass Hunde die zu große Freundlichkeit vertragen; geschweige Menschen.
ARTHURSCHOPENHAUER, 1788-1860
Erstens können Sie es halten wie der Fuchs mit den Trauben. Wenn Sie sich etwas wünschen, es aber nicht bekommen können, wäre es am schlimmsten, wenn Sie sich darüber beklagen und die Aufmerksamkeit auf Ihre Enttäuschung lenken. Sie festigen Ihre Macht viel besser, wenn Sie so tun, als hätten Sie sich überhaupt nie dafür interessiert.
Zweitens: Wenn Sie von einem Unterlegenen angegriffen werden, lenken Sie die Aufmerksamkeit der Menschen ab, indem Sie klarmachen, dass Sie die Attacke noch nicht einmal bemerkt haben. Wenden Sie Ihren Blick ab oder reagieren Sie freundlich, zeigen Sie, wie wenig Sie dieser Angriff schert. Wenn Sie einen Schnitzer machen, besteht in ähnlicher Weise die beste Reaktion oft darin, den Fehler herunterzuspielen, indem Sie ihn auf die leichte Schulter nehmen.
Merken Sie sich: Auf pedantische, kleingeistige Belästigungen und Irritationen reagieren Sie am wirkungsvollsten mit Verachtung. Lassen Sie niemals durchblicken, dass Ihnen etwas zu schaffen macht - das zeigt nur, dass Sie es als Problem anerkennen. Die Verachtung funktioniert am besten, wenn man sie kalt und ohne jede Regung auftischt.
Symbol: die winzige Wunde.Sie ist nur klein, aber sie irritiert und schmerzt. Sie versuchen alle möglichen Medikamente, Sie jammern, Sie kratzen und pulen am Schorf herum. Ärzte machen alles nur noch schlimmer, weil sie aus der winzigen Wunde ein todernstes Problem machen. Wenn Sie nur die Wunde in Ruhe gelassen, ihr Zeit zum Heilen gegeben und sich so von Sorgen frei gemacht hätten.
Garant: Die Verachtung zu handhaben verstehn... Die Verachtung ist ferner auch die klügste Rache... und von Vielen würden wir nie Kunde erhalten haben, hätten ihre ausgezeichneten Gegner sich nicht um sie gekümmert. Keine Rache thut es dem Vergessen gleich, durch welches sie im Staube ihres Nichts begraben werden. (Baltasar Graciän, 16011658)
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