Die Päpste von P
·Paschalis , Gegenpapst (687), 692/93. Nach dem Tod Papst Kon- ons (2i.9.687) wählte eine röm.
Partei den Archipresbyter Theo- dor, eine andere den Archidiakon P. (Okt. 687). Doch wurde Ser-
gius I. (geweiht i5.i2.687) als Papst anerkannt und P. als Archidiakon abgesetzt, der Zauberei
beschuldigt und in ein Kloster gesperrt, wo er nach fünf Jahren starb, ohne sich unterworfen zu
haben.
Paschalis l. ( 25.i.8i7ii.2.824), hl., Römer; Abt von St. Stephan bei St. Peter. P. wurde noch am
Todestag Stephans IV. (24.i.) zum neuen Papst gewählt und tags darauf geweiht. Ks. Ludwig I. der
neuen Papst gewählt und tags darauf geweiht. Ks. Ludwig I. der
Fromme erhob keinen Einspruch, erneuerte auf päpstl. Bitten den
Freundschaftsbund mit der röm. Kirche und bestätigte 8r7 (Pactum Ludovicianum) den Kirchenstaat. Er
stellte dessen päpstl. Regie- rung unter ksl. Schutz und garantierte seine Unabhängigkeit gegen-
über dem Kgr. Italien. P. krönte 823 Lothar I. erneut zum Kaiser, er mußte nach der Ermordung
zweier hoher päpstl. (frankenfreundl.) Beamter einen Unschuldseid leisten, bestellte Ebf. Ebo von
Reims zum Legaten für den Norden und wandte sich rstreit gegen
die Ikonoklasten (Bilderstürmer des Ostens).
Paschalis ll. ( 13./14.8.1099 21.1.1118), vorher Rainer, · Bieda (Ro- magna), Rom, Engelsburg,
Lateranbasilika; schon als Knabe im Kloster (nicht Cluny), Abt von S. Lorenzo fuori le mura, durch
Gregor VII. Kard.-Priester von S. Clemente. Für den Nachfolger Urbans II. begann die Regierung
erfolgreich (Unterstützung der Kreuzfahrer; Ende des Schismas des Gegenpapstes Clemens III.;
Bedeutungslosigkeit der folgenden Gegenpäpste Theoderich, Al- bert, Silvester IV.). P. erneuerte
1102 das Investiturverbot, den Bann über Ks. Heinrich IV. und unterstützte den Aufstand Heinrichs
V. gegen den Vater. Die radikale Lösung des Investiturproblems im Reich (Vertrag von Sutri, 1111)
erwies sich als undurchführbar; dar- aufhin ließ Heinrich V. den Papst gefangensetzen und erzwang
das Zugeständnis der Investitur sowie die Kaiserkrönung. Unter dem Druck der Gregorianer nahm P.
1112 und 1116 das Zugeständnis zurück, er bannte den Kaiser zwar nicht, bestätigte aber synodale
Bannsentenzen über Heinrich und exkommunizierte den ksl. Gegenpapst Gregor (VIII.). Auf der
Grundlage der Scheidung geistl. und weltl. Rechte bahnte sich trotz schwerer Rückschläge eine
Lösung des Investiturstreites, die d Frankreich
bereits erreicht war, auch im Reich an.
·Paschalis (111.), Gegenpapst (22.4.116420.9.1168), vorher Guido von Crema, hochadeliger Herkunft,
Rom, Rom, St. Peter; Kard.-Priester von S. Callisto. Im Streit Ks. Friedrichs I. Barbarossa mit
Papst Alexander III. wurde P. nach dem Tod des Gegenpapstes Victor IV. (20.4.1164, Lucca), angebl.
auf Betreiben des Kölner Ebf. und Erzkanzlers Rainald von Dassel, doch ohne Wissen des Kai- sers,
am 22.4.1164 gewählt, am 26.4.1164 geweiht, vom Kaiser bald
ützt. Die von Ebf. ald von Dassel vorgenommene Erhebung und Heiligsprechung
Karls des Großen in Aachen (29.12.1165/8.1.1166) wurde von P. gutgeheißen. In ksl. Schutz wurde P.
am 22.7.1167 in Rom (St. Peter) inthronisiert.
Paul l. (29.5.75728.6.767), seit dem 15. Jh. als Heiliger verehrt, aus rom. Adel; Jüngerer Bruder,
Mitarbeiter und Nachfolger Stephans II. P. zeigte seine Wahl dem fränk. Kg. Pippin dem Jünge- ren
an, nicht dem byz. Kaiser. Er setzte die Bündnispolitik seines Bruders mit den Franken konsequent
fort, da er sich dadurch so- wohl eine Konsolidierung des Jungen Kirchenstaat Schutz
vor den Langobarden und Byzantinern versprach.
Paul II. (30.8.146426.7.1471), vorher Pietro Barbo, ‚“ 23.2.1417 Ve- nedig, aus vornehmer, reicher
Kaufmannsfamilie, Rom, St. Peter, von seinem Oheim Papst Eugen IV. zur kirchl. Laufbahn bestimmt;
1440 Kard., Bf. von Cervia, Vicenza, Padua. Sein fürstl. Einkommen aus zahlreichen Pfründen
verwendete P. für Kunstsammlungen und den Bau des röm. Palazzo Venezia. Der Widerruf der
Wahlkapitula- tion, in der u. a. ein Allgem. Konzil in Aussicht gestellt worden war, entfremdete
ihn den Kardinälen. Die Aufhebung des Abbrevi- atorenkollegs an der Kurie und das strenge Vorgehen
gegen die anti- kisierenden Tendenzen der röm. Akademie zogen ihm den glühen- den Haß der
Humanisten und Literaten Roms zu. P. bannte 1466 den böhm. Kg. Georg. Er begünstigte Matthias I.
Corvinus in Un- garn, hielt aber auch mit Ks. Friedrich III. gute Verbindung. Er be- stimmte, daß
ab 1475 alle 25 Jahre ein Hl. Jahr gefeiert werde. Mit seiner Förderung richteten zwei Deutsche die
erste Buchdruckerei in Rom ein. Die dringl. Kirchenreform blieb unerledigt.
Paul III. (13.10.153410.11.1549), vorher Alessandro Farnese, ‚“ Febr. 1468 Canino oder Rom. Nach
humanist. Ausbildung verdankte er seinen Aufstieg Papst Alexander VI., der ein Liebes- verhältnis
mit Alessandros Schwester Giulia gehabt hatte; 1493 Kard. Als Papst war P. eigentüml. zwiespältig:
einerseits stand er in den Traditionen des Renaissancepapsttums, andererseits förderte er
ernsthafte Reformen. So berief er reformeifrige Männer ins Kard.- Kollegium (G. P. Carafa, G.
Contarini, J. Sadoleto, R. Pole, M. Cer- vini, G. Morone u. a.), bildete 1536 eine
Reformkommission, för- derte Ordensreformen (Bestätigung des Jesuitenordens des I. de
Loyola, 1540), organisierte die röm. Inquisition (1542) und eröff- nete endlich das Konzil von
Trient (1545), das P. in schwerem Kon- flikt mit dem Kaiser nach Bologna in den Kirchenstaat
verlegte (1547/48). Zur Türkenabwehr schloß P. 1538 ein Bündnis mit Ks. Karl V., Ferdinand I. von
Österreich und mit Venedig. Er förderte Wissenschaft und Kunst (Michelangelo).
Paul IV. (23.5.155518.8.1559), vorher Gian Pietro Carafa,
· 28.6.1476 Capriglio (bei Neapel), aus neapolitan. Adel, Rom, zunächst St. Peter,1566 S. Maria
sopra Minerva; 1505 Bf. von Chieti, 1505/6 Nuntius in Neapel, 1513 in England, 1515 in Spanien
(starke persönl. Spannungen zum span. Hof), 1524 Mitbegründer des The- atinerordens, 1536 Kard. und
Mitglied der Reformkommission Pauls III., seit 1542 an der Spitze der röm. Inquisition. Seine ent-
schieden rigorist. Politik führte (aus Mißtrauen) zu einem überstei- gerten Nepotismus und verlief
katastrophal (Schreckensregiment der Inquisition; Kritik am Augsburger Religionsfrieden 1555;
erster röm. Index der verbotenen Bücher 1559). Sein gegen die habsburg.- span. Vormacht gerichtetes
Bündnis mit Frankreich wurde gewalt- sam beend sl. Truppen in den
Kirchenstaat
einrückte.
Paul V. (16.5.160528.1.1621), vorher Camillo Borghese, – 17.9.1552 Rom, aus sienes.-röm.
Juristenfamilie, Rom, S. Maria Maggiore; nach Studien in Perugia und Padua Aufstieg in der kurialen
Ämter- laufbahn, 1593 Legat bei Kg. Philipp II. von Spanien, 1596 Kard., 15971599 Bf. von Jesi,
1603 Kard.-Vikar in Rom und Inquisitor. P., strenger Kanonist, wurde als Kompromißkandidat zum
Papst ge- wählt (bei starker span. Einmischung) und hielt an den Herrschafts- ansprüchen des ma.
Papsttums fest. Dies führte zu schweren polit. Konflikten mit Frankreich und England und v. a. mit
der Republik Venedig 16051607 (päpstl. Niederlage trotz Bann und Interdikt, die prakt. wirkungslos
blieben). Im beginnenden Dreißigjährigen Krieg unterstützte der Papst Ks. Ferdinand II. und die
kath. Liga unter Maximilian I. von Bayern. P. führte die kath. Erneuerung energ. weiter, förderte
die Weltmission (v. a. Indien, China, Kanada) sowie Wissenschaften und Künste (Vollendung der
Peterskirche). 1616 wurde Galilei erstmal epotismus begann
der Aufstieg der Borghese.
Paul VI. (21.6.19636.8.1978), vorher Giovanni Battista Montini,
· 26.9.1897 Concesio bei Brescia, Castelgandolfo. 19221954 im päpstl. Staatssekretariat, mit D.
Tardini enger Berater Pius XII., 1954 Ebf. von Mailand, 1958 Kard. Seine wichtigste Aufgabe war
die Weiterführung des von Johannes XXIII. begonnenen 2. Vat. Konzils (19621965), auf dem er für
Reform und Dialog nach innen, den ökum. Dialog mit den christl. Kirchen und die Begegnung mit der
modernen Kultur eintrat. Diesen Zielen dienten auch die erst- mals von einem Papst unternommenen
Reisen in alle Erdteile. P. hielt am röm. Verständnis des Primates fest. Als genauer Kenner der
Kurie führte er einschneidende Reformen durch (u. a. starke Inter- nationalisierung des
Kard.-Kollegiums; Beschränkung des Alters der zur Papstwahl berechtigten Kardinäle auf 8o Jahre).
Er schärfte das Bewußtsein für soziale Verantwortung und suchte im Konzils- auftrag dem Eigenleben
der Völker besser gerecht zu werden (z. B. durch nationale Bischofskonferenzen und Liturgie in der
Volks- sprache), bekam aber die wachsende innerkirchl. Polarisierung («Verrat an der Kirche» oder
«Verrat am Konzil »?) empfindl. zu spüren (Streit um Marxismus und päpstl. Ostpolitik, um «Befrei-
ungstheologie»; Krise der kath. Kirche in den Niederlanden; 1976 Suspension von Ebf. M. Lefebvre).
Einen Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung im Streit um die Enzyklika «Humanae vitae» 1968
zur Geburtenregelung. Der hochgebildete, sensible P. hat un-
ter diesen Spannungen schwer gelitten.
Pelagius 1. (16.4.5563.3.561, 4.3. Beisetzung in St. Peter), aus röm. Stadtadel; begleitete 536
Agapet I. nach Konstantinopel und blieb dort als Apokrisiar (Gesandter) Papst Vigilius. P. war
zugleich Be- rater Ks. Justinians I. und während der Gefangenschaft des Vigilius führend in Rom.
Seit 551 war P. wieder in Konstantinopel, wo er nach dem Tod des Vigilius die Verurteilung der
«Drei Kapitel» (Streit um die Rechtgläubigkeit von drei östl. Theologen in chri- stolog. Fragen)
und das 5. Ökum. Konzil (Konstantinopel, 553) schließl. anerkannte. Daraufhin wurde P. auf Befehl
Justinians I. zum Papst erhoben. Obwohl er sich öffentl. zu den (christolog.) Aussagen des Konzils
von Chalkedon (451) bekannte, wurde P. in Rom und im ganzen Westen vielfach abgelehnt. Seit der
Wahl P.
mußte der Papst vor der Weihe die ksl. Bestätigung einholen.
Pelagius II. ( 26.rr.5797.2.590), Römer got. Abkunft; gewählt und (ohne ksl. Bestätigung) geweiht,
während Rom von den Langobar- den belagert wurde. Seine Regierung war von der Langobardenge- fahr
bestimmt, gegen die er vergebl. byz. und fränk. Hilfe zu gewin- nen suchte. Unter ih
rung der arian. Westgoten
zum kath. Glauben.
Petrus (
seiner Heirat in Kapharnaum; nach Mk 1,1618 rief ihn Jesus als Simon mit seinem Bruder Andreas von
ihren Fischerboten am See Genesaret weg und (als Menschenfischer) in seine Nachfolge. Von Jesus
erhielt er den Beinamen Kepha(s), was ursprüngl. vielleicht so viel wie Edelstein bedeutet und die
Würde des Erstberufenen be- zeichnet. In seiner gr. Version Petros/Petrus (= Fels) wird dieser Name
später auch im Sinne der die Kirche begründenden und tra- genden Funktion des Simon Petrus
verstanden (Mt 16,18). Die Evangelien stellen die Diskrepanz zw. menschl. Unzulänglichkeit (so bes.
die Verleugnung Jesu vor dem Hahnenschrei während der Passion) und Größe der Berufung als
erstgenannter Apostel, Spre- cher des Zwölferkreises und Wortführer beim Messiasbekenntnis (Mk
8,29; Joh 6,69) heraus. Auf seine Initiative hin sammelten sich die nach dem Karfreitag
versprengten und verstörten Jünger bald wieder in Jerusalem und verkündeten in der Kraft des Hl.
Geistes die Botschaft von der Auferstehung des Gekreuzigten, dessen Er- scheinungen sie bezeugten.
Der auferstandene Herr selbst überträgt
P. seine Vollmacht als Hirte (Joh 21,15 ff.), welche die Binde- und
Lösegewalt beinhaltet (Schlüssel des Himmelreiches, Mt 16,19). Der auf P. gegründeten Kirche gilt
die Verheißung bleibender Un- zerstörbarkeit (Mt 16,18: «Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen
Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unter- welt werden sie nicht
überwältigen.»). Paulus, der durchweg den Namen Kephas gebraucht, nennt ihn als ersten
Auferstehungszeu- gen (1 Kor 15,5), erkennt seine Autorität an und nimmt Maß am Apostolat des P.,
wenn er sein eigenes Apostelsein bestimmt. Mit Jo- hannes und dem Herrenbruder Jakobus gehört er zu
den Säulen der Urkirche in Jerusalem (Gal 2,9), wo er im Ringen zw. den juden- und heidenchristl.
Positionen eine vermittelnde Stellung einnahm. Aufgeschlossen für die Heidenmission, verlie ß er
nach einiger Zeit Jerusalem und war u. a. in Antiochien tätig. Seine auf einen Kom-
promiß hinzielende Strategie führte dort zur Auseinandersetzung mit Paulus. Es bestehen heute keine
Zweifel mehr daran, daß P. bis nach Rom gekommen ist und dort unter Ks. Nero das Martyrium erlitten
hat (1 Clem 5). Die herausragende Bedeutung des P. in der frühen Kirche belegen die seine
Verfasserschaft beanspruchenden pseudepigraph. Briefe 1/2 Petr. Während das Neue Testament über das
Schicksal des P. schweigt, gibt es umfangreiche außerbibl. Tradi- tionen. Nach der
Quo-vadis-Legende bewog Christus selbst den abermals schwach werdenden und aus Rom fliehenden P.,
umzu- kehren und dem Martyrium nicht auszuweichen. Um nicht mit sei- nem Herrn, den er mehrmals
nicht hatte kennen wollen, verwech- selt zu werden, bat P., so wird in den Petrusakten überliefert,
mit dem Kopf nach unten gekreuzigt zu werden. Jüngste Ausgrabungen unter dem Petersdom und
archäolog. Forschungen lassen die alte Überlieferung vom Petrusgrab in Rom, zu dem es keine
konkurrie- renden Traditionen gibt, als mit hoher Wahrscheinlichkeit histor. zutreffend erscheinen.
Das Papstamt des röm. Bischofs versteht sich in der Nachfolge des Apostels P. als Garant der
Zuverlässigkeit der kirchl. Verkündigung und als Dienst an der sichtbaren Einheit der Kirche. P.
wird bes. in Rom verehrt (St. Peter) und in der Kunst mit Schlüssel, auf dem Kopf stehendem Kreuz
dargestellt.
( RUDOLF VODERHOLZER)
·Philippus (31.7.768). Nach dem Sturz Konstantins II. wurde der Presbyter Ph., Mönch im röm.
Vituskloster, von der Langobarden- partei unter Waldipert zum Papst erhoben und ohne Bischofsweihe
im Lateran inthronisiert. Er wurde jedoch noch am selben Abend von einer Adelsgruppe um den
Primicerius Christophorus wieder ins Kloster verbracht. Ph. ist weder als Papst noch als Gegenpapst
befriedigend einzureihen.
Pius I. ( 142?155?), hl., wohl kein Märtyrer. In der Sukzessionsliste des Bf. Irenäus von Lyon war
er der 9. Nachfolger des Petrus (nach Hyginus, vor Anicetus); nach dem Murator. Fragment war er ein
Bruder des Hermas. Unter P. traten die Gnostiker Markion, Valen- tinus und Kerdon auf, auch der
«Philosoph und Märtyrer» Justinus.
Pius II. (18.8.145814.8.1464), vorher Enea Silvio Piccolomini,
· 18.1O.14O5 Corsignano (heute Pienza) bei Siena, Ancona. Er war
zuerst beim Konzil von Basel, dann für Ks. Friedrich III. und Papst Eugen IV. tätig und wirkte an
den dt. Fürstenkonkordaten und dem Wiener Konkordat 1448 mit. 1447 wurde er zum Lohn Bf. von
Triest, 1449 Bf. von Siena, 1456 Kard. Seine Hauptaufgabe sah er jetzt und auch später als Papst im
Kreuzzug gegen die vordringen- den Osmanen; ein gemeinsames abendländ. Unternehmen kam nicht mehr
zustande. P. ist einer der bedeutendsten Humanisten sei- ner Zeit, hochbegabt als Dichter (1442
gekrönt), Geschichtsschrei- ber, Geograph und Ethnograph, Verfasser geistvoller Briefe, Reise-
schilderungen und Memoiren.
Pius III. (22.9.18.10.1503), vorher Francesco Piccolomini-Tode- schini, : 1439 Sarteano bei Siena,
seit 1614 SantAndrea della Valle; durch seinen Onkel Papst Pius II. 1460 Ebf. von Siena und Kard.,
1495 Bf. von Pienza, mehrfach im diplomat. Dienst der Kurie.
P. trat 1497 als einziger Kard. der Absicht Papst Alexanders VI. ent-
gegen, Benevent (Kirchenstaat) an den Papstsohn Giovanni Borgia zu vergeben. Große Hoffnungen, die
Ref er auf P. gesetzt
hatten, machte sein früher Tod zunichte.
Pius IV. (25.12.1559 9.12.1565), vorher Giovanni Angelo Medici di Marignano (nicht mit den
Medici von Florenz verwandt),
· 31.3.1499 Mailand, Rom, St. Peter, seit 1583 S. Maria degli An-
geli; kurialer Aufstieg seit Paul III., 1545 Ebf. von Ragusa und Emp- fang der Höheren Weihen. P.
wurde in schwierigem Konklave als Verlegenheitskandidat gewählt. Seine Persönlichkeit war noch ganz
von der Mentalität der Renaissancepäpste geprägt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Paul IV., dessen
rigorose Reformen er milderte (u. a. Machtbeschränkung der Inquisition), bemühte sich P. um gu- tes
Einvernehmen mit Kg. Philipp II. von Spanien und Ks. Ferdi- nand I. Er eröffnete das Konzil von
Trient erneut und brachte es 1562/63 zum Abschluß.
Pius V. (7.1.15661.5.1572), hl., vorher Michele Ghislieri,
· 17.1.1504 Bosco bei Alessandria. Dominikaner streng mönchisch- asket. Gesinnung, 1557 Kard., 1558
Großinquisitor. P. machte sich die Kirchenreform auf der Grundlage des Konzils von Trient zur
Hauptaufgabe und verfolgte sie mit rigoroser Strenge (u. a. Ausbau
Hauptaufgabe und verfolgte sie mit rigoroser Strenge (u. a. Ausbau
der Inquisition). Er publizierte 1566 den «Catechismus Romanus»,
1568 das «Römische Brevier», 1570 das «Missale Romanum». Polit. geriet er in Schwierigkeiten mit
Philipp II. von Spanien und Eng- land (erfolglose Absetzung der Kgn. Elisabeth I., 1570), schloß
aber ein Bündnis mit Spanien und Venedi sieg bei Lepanto
1571 über die Osmanen ermöglichte.
Pius VI. (15.2.177529.8.1799), vorher Giovanni Angelo Braschi,
· 25.12.1717 Cesena, Valence; nach guter Ausbildung 1773 Kard.
P. wurde als Kandidat der Zelanti zum Papst gewählt (21.2.1775 Bi- schofsweihe, 22.2.
Papstkrönung). Sein Pontifikat war anfangs noch mit der Jesuitenfrage belastet, setzte sich aber
vornehml. mit dem im Zeitalter der Aufklärung überall vorherrschenden Staatskirchentum auseinander
(Gallikanismus; Febronianismus; Episkopalismus; Jo- sephinismus; dazu erhebl. Nachwirkung
jansenist. Einflüsse) und stand seit 1789 im Schatten der Frz. Revolution. Den aufgeklärten
Reformkurs Ks. Josephs II. konnte P. auch mit seiner Reise nach Wien 1782 nicht ändern. Auf der
Rückreise fand er in München (Kurfürst Karl Theodor) und Augsburg zwar freundl. Aufnahme, doch
brachten der Münchner Nuntiaturstreit und der Emser Kon- greß (1786 ) bald neue Unruhe. Durch den
Ausbruch der Revolution in Frankreich (1789) und das Vordringen Napoleon Bonapartes in Italien
geriet P. in wachsende Bedrängnis, verlor 1797 im Frieden von Tolentino große Teile des
Kirchenstaates und wurde nach des- sen Besetzung (1798) als Gefangener der Franzosen nach Oberita-
lien, dann nach Valence gebracht, wo er starb (sein Leichnam wurde im Febr. 1802 in die röm.
Peterskirche gebracht). P. war hochgebil- det und lie n ihm
polit. Weitsicht und Wil-
lensstärke.
Pius VII. ( 14.3.180020.8.1823), vorher Luigi Barnaba Chiaramonti,
· 14.8.1742 Cesena; Benediktiner, 1782 Bf. von Tivoli und Kard. P. wurde in den Wirren der frz.
Revolutionskriege (Tod Pius VI.
29.8.1799 als Gefangener der Franzosen in Valence) in Venedig unter österr. Schutz gewählt und ging
im Juli 1800 nach Rom. Unterstützt von Kard.-Staatssekretär Consalvi war er bereit, auf die
Ergebnisse der Revolution bis an die Grenze des Annehmbaren ein- zugehen. Er reorganisierte den
teilweise restituierten Kirchenstaat, schloß 1801 das Konkordat mit Frankreich und wirkte 1804 in
Paris an der Kaiserkrönung (päpstl. Salbung) Napoleons I. mit. Trotzdem
wurde Rom 1808 durch frz. Truppen besetzt, der Kirchenstaat 1809 mit Frankreich vereinigt und P.
gefangengesetzt. Erst 1814 konnte P. nach Rom zurückkehren und bemühte sich daraufhin mit Consalvi
um die Neuordnung des auf dem Wiener Kongreß wiederherge- stellten Kirchenstaates und die kirchl.
Neuorganisation in den durch die Revolutionsepoche erschütterten Ländern.
Pius VIII. (31.3.182930.11.1830), vorher Francesco Saverio Castiglioni, – 20.11.1761 Cingoli
(Ancona), Rom, St. Peter; nach Studien in Bologna 1800 Bf. von Montalto, 18081814 durch Ks.
Napoleon 1. exiliert, 1816 Kard. und Bf. von Cesena, 1821 von Frascati. Als P., Kandidat der
gemäßigten Partei, zum Papst gewählt wurde, war er bereits krank. Während seines kurzen Pontifikats
verurteilte er die Freimaurerei und emanzipierten sich die Katho- liken in Großbritannien, nach der
Julirevolution erkannte er den frz. Kg. Lo rte das
Polizeiregiment im Kir-
chenstaat.
Pius IX. (16.6.1846 7.2.1878), sel., vorher Graf Giovanni Maria Ma- stai-Ferretti, ‚“ 13.5.1792
Sinigaglia; 1827 Ebf. von Spoleto, 1832 Bf. von Imola, 1840 Kard. Wegen begrenzter Zugeständnisse,
v. a. in der Verwaltung des Kirchenstaates, und seiner Sympathie für die natio- nale
Einigungsbewegung Italiens war P. zunächst sehr populär, doch der Mythos vom angebl. liberalen
Papst verging rasch: P. wei- gerte sich, den Kirchenstaat in einen konstitutionellen Staat
umzuwandeln und die it. Interessen im Krieg gegen Österreich zu unterstützen. Die wirtschaftl.
Krise des Kirchenstaates und polit. Unfähigkeit zwangen P., in der Revolution im Nov. 1848 nach
Gaeta zu fliehen; in Rom wurde die Republik ausgerufen. Unterstützt von europ. Mächten, kehrte P.
mit Hilfe frz. Truppen im April 1850 wie- der nach Rom zurück und stellte mit seinem
Kard.-Staatssekretär G. Antonelli das verhaßte Polizeiregiment wieder her. Der it. Minister Graf
Cavour konnte die allgem. Erbitterung leicht für eine nationale Einigung nutzen. Nach Annexion der
Romagna, der Marken und Umbriens (1860) konnte P. mit frz. Hilfe nur noch Rom mit Umge- bung
halten, bis der Dt.-Frz. Krieg die it. Besetzung Roms (20.9.1870) brachte und den Kirchenstaat
auflöste. P. lehnte das it. Garantiegesetz ab und betrachtete sich als «Gefangener im Vati- kan>.
Innerkirchl. baute P. die Hierarchie stetig weiter aus, förderte
die Zentralisierung, stärkte die Neuscholastik in der Theologie und lehnte moderne Ideen strikt ab.
Dadurch geriet die kath. Kirche in wachsende Isolation (pauschale Verurteilung der bürgerl.
Freiheiten im «Syllabus» r864). Die kirchenpolit. und innerkirchl. Spannungen erreichten ihren
Höhepunkt anläßl. des r. Vat. Konzils r869/70, das den Primat mit Einschluß der lehramtl.
Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenlehren definierte. Unter P. entfalteten sich die
Marienfrömmigkeit (Dogma der Freiheit Mariens von der Erb- sünde, r
herrlichung der Person des
Papstes.
Pius X. (4.8.190320.8.1914), hl., vorher Giuseppe Sarto, · 2.6.1835 Riese (Treviso), bäuerl.
Herkunft; 1884 Bf. von Mantua, 1893 Patr. von Venedig und Kard. Da P., der Politik abgeneigt, die
diplomat. Bemühungen Leos XIII. für gescheitert hielt, konzentrierte er sich auf kirchl. Probleme:
er strebte eine rel. Erneuerung von Klerus und Volk an (Kommuniondekrete; liturg. Reformen;
Reinigung des Gregorian. Gesangs; Studienreformen beim it. Klerus) und versuchte, v. a. durch
Abwehr des wirkl. oder vermeintl. «Moder- nismus», die Reinheit der Lehre zu erhalten (Dekret
«Lamentabili» und Enzyklika «Pascendi», 1907; Antimodernisteneid, 1910, abge- schafft 1967). P.
setzte die innerkirchl. Zentralisationsbewegung fort und lehnte demokrat. Ideen in der Politik (u.
a. Verurteilung R. Murris in Italien; Verurteilung der «Action fran;aise») zugunsten
paternalist.-autoritärer Lösungen ab. Auch leitete er die Neukodifi- kation des Kirchenrechts ein.
Seine von Kard.-Staatssekretär R. Merry del Val unterstützte Ablehnung des als Gefahr empfundenen
Fortschritts bewirkte im Streit um Reformkatholizimus, Moder- nismus und kirchl. Integralismus
Verdächtigungen und schwere innerkirchl. Verstörungen. Ähnlich unglückl. erwies sich seine Kir-
chenpolitik: P. ging gegen christl. Demokraten vor, auch kam es zu Spannungen mit Deutschland
(Borromäus-Enzyklika, 1910), Spa- nien, Portugal und v. a. mit Frankreich, die dor r
kirchen-
feindl. Trennung von Kirche und Staat führten.
Pius XI. (6.2.192210.2.1939), vorher Achille Ratti, · 31.5.1857 Desio bei Monza; Präfekt der
Ambrosiana in Mailand und der Vat. Bibliothek, 1919/20 Nuntius in Polen, 1921 Ebf. von d
Kard. Nach dem Ersten Weltkrieg bemühte sich P. um . Frie-
den» und neue kirchl. Konsolidierung, deshalb schloß er (unter- stützt von den
Kard.-Staatssekretären P. Gasparri und E. Pacelli [ Pius XII.]) Konkordate mit Lettland 1922,
Bayern 1924, Polen 1925, Rumänien, Italien und Preußen 1929, Baden 1932, Österreich 1933 und dem
Dt. Reich (unter A. Hitler) 1933 ab. Kirchenpolit. bes. bedeutsam waren die Lösung der seit 1870
offenen «Römischen Frage» durch die Lateranverträge mit Italien 1929 und das Reichs- konkordat.
Während sich mit dem it. Faschismus (unter dem
«Duce» B. Mussolini) seit 1929 ein Modus vivendi einspielte, kam es mit dem NS-Regime in
Deutschland bald nach dem Reichskonkor- dat zu wachsenden Spannungen und zahlreichen kirchl. und
päpstl. Protesten, u. a. 1937 in der Enzyklika «Mit brennender Sorge», die den Nationalsozialismus
scharf anprangerte. Gleichzeitig wurde der Kommunismus in der Enzyklika «Divini Redemptoris» ver-
urteilt. P. erließ zahlreiche programmat. Enzykliken, u. a. über christl. Erziehung, Ehe und
Familie, christl. Gesellschaftsordnung (Sozialenzyklika «Quadragesimo anno», 1931) und förderte die
kath. Weltmission, Kunst und Wissenschaft, verhielt er zur
ökum. Bewegung der nichtkath. Christen ablehnend.
Pius XII. (2.3.1939 9.10.1958), vorher Eugenio Pacelli, · 2.3.1876 Rom, Castelgandolfo; ab 1901
im Staatssekretariat, 1917 Titular- Ebf. und Nuntius in München (mit der Friedensvermittlung Papst
Benedikts XV. betraut), 1920 1929 in Berlin, 1929 Kard., seit 1930 Kard.-Staatssekretär Pius XI.
Nach intensiven, vergebl. Versuchen, den Kriegsausbruch zu verhindern, war P. im Zweiten Weltkrieg
auf polit. Neutralität und die Wahrung von Chancen zur Friedensver- mittlung bedacht und um
humanitäre Hilfe für Kriegsgefangene, Flüchtlinge, Vertriebene, Deportierte und Juden bemüht. V. a.
nach den schlimmen Erfahrungen mit der öffentl. Verurteilung der Ju- denverfolgungen durch den
Episkopat in den Niederlanden (Aug. 1942) glaubte P., durch stille Hilfsmaßnahmen, ohne große
Proteste, den verfolgten Juden mehr helfen zu können. In röm. Klöstern und im Vatikan fanden
ungezählte Juden und andere Verfolgte schützen- des Asyl. Den Weltkommunismus hielt P. für
gefährlicher als den Nationalsozialismus. Die Kirchenregierung führte er streng zen- tralist. und
autoritär. In Enzykliken und zahlreichen Ansprachen äußerte sich P. autoritativ zu polit.,
sozialen, eth. und kirchl. Zeitfra- gen. Die Mariologie führte er durch die Dogmatisierung der
leibl.
Aufnahme Mariens in den Himmel (1950) weiter. Der kath. Bibel- exegese eröffnete er bessere
Arbeitsbedingungen. In der kath. Welt- mission wurde das Programm seiner beiden Vorgänger
zielstrebig fortgeführt, durch Ausbildung einheim. Priester und Bischöfe so- wie durch Errichtung
nationaler kirchl. Hierarchien förderte P. in Asien und Afrika die beginnende Emanzipation von der
europ. Ko- lonialherrschaft; allerdings brachte die Ausbreitung des Weltkom- munismus schwere
Rückschläge. Dem neuen Bild der Weltkirche sollte auch die stärkere Internationalisierung des
Kardinalskollegi- ums dienen. Unter P. gewann das Papsttum hohes moral. Ansehen, doch wurden kath.
Kirche und Kirchenpolitik in der fast u0jährigen Alleinherrschaft auch in die Teilung der Welt in
Ost und West hin- eingezogen und zum Schaden der universalen Aufgaben weitgehend mit dem Westen
identifiziert. Nach dem Tod des Papstes wurde sein Bild v. a. durch Vorwürfe verdunkelt, er habe
selbstherrl. regiert, sich zu bereitwillig mit faschist. Systemen arrangiert und zu den
Judenverfolgungen des Nationalsozialismus geschwiegen. Popula- risiert wurde dieser Vorwurf bes.
durch das Theaterstück «Der Stellvertreter. Ein christliches Trauerspiel» von R. Hochhut (1963 ).
Pontianus (21.7.23028.9.235 [Verzicht]), hl., als Märtyrer gefeiert, Römer, Calixtuskatakombe.
Eine röm. Synode stimmte der (alexandrin.) Absetzung des Theologen Origenes zu. Nach dem rel.
toleranten Ks. Alexander Severus ging Maximinus Thrax, seit März 235 Kaiser, entschieden gegen die
Spitzen der röm. Kirche vor. Er beendete gewaltsam das unter Calixtus 1. entstandene Schisma und
deportierte P. sowie den Gegen-Bf. Hippolyt von Rom nach Sardi- nien. P. verzichtete am 28.9.235
auf sein Amt (das erste gesicherte Datum der Papstgeschichte), sein Nachfolger wurde Anterus. P.
und Hippolyt erlagen bald den Entbehrungen auf Sardinien. Beide wurden an einem 13.8. unter Papst
Fabianus (236250) in Rom bei- gesetzt, P. in der soeben fertiggestellten P
Calixtuskata-
kombe (Grabschrift 1909 aufgefunden).
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