Die Päpste von B
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Benedikt I. (2.6.575 – 30.7.579) (Benedict I (575-579)), Römer. Der nachrichtenarme Ponti- fikat war von schwerster Langobardennot gezeichnet: Rom wurde 579 belagert, und Byzanz konnte die erbetene Hilfe wegen der Perserkriege nur unzureichend leisten.
Benedikt II. (26.6.684 – 8.5.685) (St. Benedict II (684-685)), hl., Römer. Nach der Wahl 683 ver- zögerte sich die Weihe um ein Jahr, da die ksl. Wahlbestätigung in Konstantinopel einzuholen war. Im Zeichen des Friedens zw. Byzanz (Ks. Konstantin IV.) und Rom sollte künftig wieder der byz. Exarch in Ravenna die Papstwahl bestätigen, zugleich wurde (nach dem Monotheletenstreit: Lehre von einem Willen Christi gegen die Ansicht, daß in Christus göttl. und menschl. Wille sei) die Autoke- phalie von Ravenna aufgehoben. B. wirkte für die Anerkennung des 6. Ökum. Konzils (Konstantinopel 680/81) im Westen, bes. in Spanien.
Benedikt III. (29.9.855 – 7.4.858) (Benedict III (855-858)), Römer. Nach dem Tod Leos IV. (17.7.855) wurde B. sogleich gewählt, benötigte aber zur Weihe die Zustimmung Ks. Ludwigs II. Eine einflußreiche Gruppe verweigerte die Anerkennung und erhob mit Unterstützung der ksl. Gegerte die Anerkennung und erhob mit Unterstützung der ksl. Gesandten den von Leo IV. exkommunizierten Anastasius (III.) Bibliothecarius zum Gegenpapst. Dieser ließ B. gefangensetzen, stieß aber auf offene Ablehnung. B., ein gebildeter, versöhnlicher Mann, wurde am 29.9.855 mit Zustimmung der ksl. Gesandten in St. Peter geweiht. Die Wirren boten Ansatzpunkte für die spätere Fabel von der «Päpstin» Johanna. B. ließ gegen Anastasius Milde walten, bemühte sich um Frieden zw. Ludwig II. und seinen Brüdern und konnte die päpstl. Autorität gegenüber dem Patr. Ignatios von Kon- stantinopel, Ebf. Hinkmar von Reims und in England festigen.
Benedikt IV. (Mai/Juni 900 - Juli/Aug. 903) (Benedict IV (900-903)), Römer, zur Partei des Papstes Formosus gerechnet. B. hielt 900 eine Lateransynode ab. Im Febr. 901 krönte er Ludwig III. zum Kaiser, der schon 902 seinem ital. Gegner Kg. Berengar unterlag. Das Papsttum drohte in den wü- sten Parteikämpfen des sog. «Saeculum obscurum» (Dunkles Jahr- hundert) zu versinken.
Benedikt V. (22.[?]5 – .23.6.964 [Absetzung]) (Benedict V (964)), Römer. Nach der Ver- treibung Papst Leos VIII. wurde der gebildete röm. Scholaster und Diakon B. gegen den Willen Ks. Ottos I. von den Römern erhoben, bald aber auf einer von Leo VIII. und Otto I. veranstalteten Late- ransynode abgesetzt, zum Diakon degradiert und bis zu seinem Tod am 4.7.965/66 unter Aufsicht Ebf. Adaldags in Hamburg gefangen gehalten. Die Leiche wurde 988 auf Weisung Ks. Ottos III. nach Rom überführt.
Benedikt VI. (19.1.973 - Juli 974) (Benedict VI (973-974)), Römer. Nach dem Tod Ks. Ot- tos I. erhob sich eine röm. Adelspartei unter Führung der Crescen- tier gegen B. Er wurde im Juni 974 gefangengesetzt und auf Weisung des Gegenpapstes Bonifatius VII. (Franco) erdrosselt.
Benedikt VII. (Okt. 974 – 10.7.983) (Benedict VII (974-983)), Römer, wohl Verwandter des röm. Fürsten Alberich II.; Bf. von Sutri. B. wurde im Beisein eines Gesandten Ks. Ottos II. zum Papst gewählt. Der Gegenpapst Bonifatius VII. (Franco) floh zu den Byzantinern, ohne seinen Anspruch fatius VII. (Franco) floh zu den Byzantinern, ohne seinen Anspruch
aufzugeben, konnte aber nur zeitweise nach Rom zurückkehren. B. regierte im Einvernehmen mit Otto II., stellte zahlreiche Ur den aus, förderte innerkirchl. Reformen und die Slawenmission.
Benedikt VIII. (21.5.1012 – 9.4.1024) (Benedict VIII (1012-1024)), vorher Theophylakt, Sohn des Grafen Gregor von Tusculum, als Laie zum Papst gewählt. Die Tuskulaner lösten die röm. Vorherrschaft der Crescentier ab, die 1012 vergebl. den Gegenpapst Gregor (VI.) gegen ihn erhoben. B. regierte polit. klug und energisch in stetem Einvernehmen mit Heinrich II., den er 1014 zum Kaiser krönte und 1020 in Bamberg aufsuchte (Neuausfertigung des «Privilegium Ottonianum» mit Übereignung des jungen Btm. Bamberg an den Papst). B. errang (mit Genua und Pisa) einen Seesieg über die Sarazenen, befreite das Festland und Sardinien und griff in die unterital. Wirren gegen Byzanz ein. Auf seine Bitten hin stellte der Kaiser auf seinem 2. Ita- lienzug die frühere Lage im wesentl. wieder her. Papst und Kaiser hielten gemeinsam Synoden in Rom und Ravenna 1014, Bamberg 1020 und Pavia 1022 ab, auf denen Priesterehe und Simonie (geistl.«Ämterkauf») verworfen und die Frage nach der Erhaltung des Kir- chengutes diskutiert wurden. Die stärkere Initiative zur Kirchen- reform ging dabei vom Kaiser aus.
Benedikt IX. (21.10.1032 – 1.5.1045) (Benedict IX (1032-1044)) (Benedict IX (1045)), vorher Theophylakt, Neffe sei- ner Vorgänger Benedikt VIII. und Johannes XIX. Mit Hilfe seines Vaters Alberich III. von Tusculum wurde er in jugendl. Alter (nicht als Kind) als Laie zum Papst erhoben, im Urteil der wachsenden Re- formbewegung galt er als wenig würdig. Nach tuskulan. Tradition wahrte er distanziertes Einvernehmen mit Ks. Konrad II., der ihn schützte. Im Sept. 1044 wurde er durch eine Adelsrevolte aus Rom vertrieben, konnte aber im März 1045 den Gegenpapst Silvester III. wieder verdrängen. Am 1.5.1045 trat er die Papstwürde gegen eine erhebl. Geldabfindung an seinen Taufpaten, den würdigen Erzprie- ster Johannes Gratianus ( Gregor VI.), ab. Auf der röm. Synode Ks. Heinrichs III. wurde B. im Dez. 1046 förml. abgesetzt, konnte aber im Frühjahr 1047 und erneut nach dem Tod Clemens II. von Nov. 1047 bis Juli 1048 das Papsttum zurückgewinnen. Ein neuer Versuch im April 1054 schlug fehl. Angebl. in das Kloster Grottaferrata zurück, wo er 1055/56 starb.
·Benedikt IX. (1047 – 1048) Benedikt IX. (Benedict IX (1047-1048))
Benedikt X. ( 5.4.1058 - April 1060 [Absetzung]) (Benedict X (1058-1059)), vorher Bf. Johan- nes von Velletri. B. wurde nach dem Tod Stephans IX. vom röm. Adel unter Führung der Tuskulaner zum Papst erhoben, aber von den Reform-Kardinälen nicht anerkannt; diese wählten im Dez. 1058 in Siena Nikolaus II. B. wurde im Jan. 1059 auf einer Synode in Sutri abgesetzt und exkommuniziert, aus Rom vertrieben und mit normann. Hilfe zur Unterwerfung gezwungen. Die Lateransynode im Apr. 1060 vollzog die förml. Deposition. B. starb nach 1073 un- ter Gregor VII. in einem röm. Kloster.

Benedikt XI. (22.10.1303 – 7.7.1304) (Blessed Benedict XI (1303-1304)), sel., vorher Nikolaus Bocca- sini, · 1240 Treviso, Perugia, S. Domenico; mit 14 Jahren Domi- nikaner, 1296 Generalmagister des Ordens, 1298 Kard., 1300 Kard.- Bf. von Ostia. In den schweren Wirren Bonifatius VIII. mit den Colonna und Kg. Philipp IV. von Frankreich hatte er zum Papst ge- halten und sich als Legat bewährt. Unter Ausschluß der Colonna- Kardinäle einstimmig gewählt, suchte er Frieden mit Frankreich (er erteilte dem König Absolution von etwaigen Zensuren) und den Colonna (Rücknahme der Kirchenstrafen). Als er aus dem unruhi- gen Rom nach Perugia ging, wurden Wilhelm von Nogaret und seine ital. Helfer beim Überfall auf Bonifatius VIII. (Anagni) ex- kommuniziert. Der kurze Pontifikat des offensichtl. engherzigen und ängstlichen B. leitet hin über zur Epoche Clemens V. (Avig- non).

Benedikt XII. ( 20.12.1334 – 25.4.1342) (Benedict XII (1334-1342)), vorher Jakob Fournier, · Sa- verdun (Languedoc), Avignon; Zisterzienser, 1317 Bf. von Pamiers, 1326 Bf. von Mirepoix, 1327 Kard. In Paris theol. gebildet, galt sein Interesse dem Kampf gegen Häresie und unsichere Lehre. Mit dem Baubeginn des Papstpalastes in Avignon fiel die folgenschwere Ent- scheidung gegen eine Rückkehr nach Rom: B. blieb abhängig von Frankreich. Deshalb kam es zum Bruch mit Ks. Ludwig IV. dem Bayern und zum Anwachsen der antikurialen Stimmung in Deutschland. B. mühte sich um Reformen und regierte str grechtl. gesinnt, jedoch als geistl. Autokrat mit inquisitor. Härte.

Benedikt XIII. (28.9.1394 – 26.7.1417 [Absetzung]) (Benedict XIII (1394-1417) – listed as an anti-pope), im Abendländ. Schisma Papst der Avignonreihe, vorher Pedro de Luna, · 1342/43 Illueca, aus aragones. Adel, wahrscheinl. bereits 29.11.1422, nicht erst 23.5.1423 in Pefiiscola; Prof. des Kirchenrechts in Montpellier, 1375 Kard. Bei Ausbruch des Schismas wirkte B. wesentl. für die Anerkennung Clemens VII. durch Frankreich und die span. Rei- che. Als dessen Nachfolger zum Papst gewählt, bestand er bis zum Tod auf seiner Rechtmäßigkeit, die er hoch gebildet und persönl. integer in mehreren Werken verteidigte. Eine persönl. Begegnung mit Bonifatius IX. (Rom), um die Spaltung zu beenden, kam nicht zustande. Von der Univ. Paris zu einer Konzilsentscheidung gedrängt, trennten sich 1398 Frankreich und ein Teil seiner Kardinäle von ihm. Aus der frz. Belagerung in Avignon (13991403) floh B. in die Provence. Er erlangte zwar die Anerkennung Kastiliens und Frankreichs, wurde aber vom Konzil der Kardinäle in Pisa am 5.6.1409 (mit dem röm. Papst Gregor XII.) abgesetzt, was er mit einer Synode in seiner Residenzstadt Perpignan beantwortete. B. floh in den Schutz des Königs von Arag6n nach Spanien. Mehrfache Bemühungen des röm.-dt. Kg. Sigismund und des Konzils von Konstanz zur Einigung blieben erfolglos, da B. seine berechtigten Voraussetzungen zum Rücktritt nicht erfüllt sah. Er wurde durch das Konzil am 26.7.1417 als Schismatiker und Häretiker abgesetzt. Die letzten Jahre verbrachte er vereinsamt, aber ungebeugt in der span. Seefestung Peniscola (bei Valencia). Nach seinem (natürl.) Tod erhielt er noch Nachfolger in Clemens VIII. und dem völlig bedeu- tungslosen Benedikt XIV. B.s Gebeine wurden 1430 in seinen Hei- matort Illueca übertragen.

Benedikt XIII. (29.5.1724 – 21.2.1730) (Benedict XIII (1724-1730)), vorher Pietro Francesco Or- sini, – 1649 Gravina di Puglia; Dominikaner, 1672 Kard., bald Ebf. von Manfredonia, Bf. von Cesena, Ebf. von Benevent. B. war gelehrt und fromm, dabei aber polit. unerfahren. Als Papst war er bereits altersschwach, weltfremd und kompromißbereit bis zur Schwäche. Er bestätigte 1725 die Bulle «Unigenitus» (Jansenistenstreit). Vorwiegend mit seelsorgl. Tätigkeit und Kanonisationen be- schäftigt, überließ er d dem skrupellosen schäftigt, überließ er Kard. Nicola Coscia.
·Benedikt XIV. (12.11.1425 – 1430), vorher Bernard Garnier. Benedikt XIII. (Pedro de Luna) ernannte 1422, kurz vor seinem Tod, vier Kardinäle. Drei von ihnen, die sich in Pefiiscola aufhielten, wählten nach seinem Tod Gil Sanchez Mufioz zum Papst (Clemens VIII.). Der vierte, Jean Carrier, befand sich weit entfernt in der südfrz. Grafschaft Armagnac, wo er als Generalvikar Benedikts XIII. wirkte. Als er wieder mit den drei Kollegen zusammentraf (12.12.1423), er- klärte er nach ausführl. Prüfung die Wahl Clemens VIII. für un- gültig und nominierte Bernard Garnier, Sakristan in Rodez, zum Papst. Er weihte ihn am 12.11.1425 als Benedikt XIV. Die Reste des Schismas verkamen völlig zur Farce, als Jean Carrier mit wenigen Anhängern als Benedikt XIV. oder Benedikt XV. (1430 1433) auftrat. Noch 1467 begegnen in der Region Armagnac einige Anhänger dieser «Päpste».

Benedikt XIV. (17.8.1740 – 3.5.1758 ) (Benedict XIV (1740-1758)), vorher Prospero Lambertini, · 31.3.1675 Bologna; 1727 Ebf. von Ancona, 1728 Kard., 1731 Ebf. von Bologna. B. verband glänzende Begabung, jurist. Ausbildung und freundl. Wesen mit gutem Gespür für polit. Realität und die Erfordernisse der Zeit; deshalb übereinkommen mit Neapel 1741, Spanien 1753, Österreich für Mailand 1757, Anerkennung der preuß. Königswürde, Reformen im kirchl. Bereich, bes. im Kir- chenrecht. Als verfehlt erwies sich seine Entscheidung im Riten- streit (gegen Anpassung in der Weltmission). B. war der bedeutend- ste Papst seines Jh. und einer der gelehrtesten aller Päpste.
·Benedikt XV. · Benedikt XIV. (Benedict XVI (2005- ))

Benedikt XV. (3.9.19142 – 2.1.1922) (Benedict XV (1914-1922)), vorher Giacomo della Chiesa, · 21.11.1854 Genua; seit 1883 im Dienst der Kurie, unter Leo XIII. enger Mitarbeiter des Nuntius und Kard.-Staatssekretärs Ram- polla, deshalb unter Pius X. kaltgestellt, 1907 Ebf. von Bologna, 1914 Kard. Sein Pontifikat stand völlig im Schatten des Ersten Weltkriegs und seiner Folgen. Versuche der Friedensvermittlung scheiterten, doch brachten Bemühungen um Milderung der Lei- den, bes. für Kriegsgefangene, Erfolg. Die Unabhängigkeit des Vatikans wurde von Italien respektiert. England und die Nieder- lande errichteten noch 1914 diplomat. Vertretungen beim Hl. Stuhl. Innerkirchl. trat nach den schweren Verstörungen unter Pius X. (Reformkatholizismus; Modernismus; Integralismus; di- plomat. Fehlgriffe) eine spürbare Beruhigung ein. Am bedeutsam- sten wurden die Einführung des neuen kirchl. Gesetzbuches («Co- dex Iuris Canonici», 1917/18) und die programmat. Abkehr von der Europäis (Enzyklika «Maximum illud», 1919).
Bonifatius I. (29.12.418 – 4.9.422) (St. Boniface I (418-422)), hl. Nach dem Tod des Papstes Zo- simus wählte die Diakonenpartei den Archidiakon Eulalius, die Mehrheit der Presbyter am 28.12. den röm. Presbyter B. Beide wur- den am 29.12.418 geweiht, nach Verbannung des Eulalius (März/April 419) wurde B. mit Hilfe des Ks. Honorius anerkannt. Der hochbetagte, kränkl. B. bem ühte sich erfolgreich um den unter Zosimus schwer gestörten Kirchenfrieden (Appellationsstreit mit der afrikan. Kirche; Wiederherstellung der alten Metropolitanrechte in Gallien). Als Ks. Theodosius II. 421 Illyricum dem Patr. von Konstantinopel unterstellte, erreichte B. mit Unterstützung des Ks. Honorius die Zurücknahme des Edikts. Die erste (ksl.) Papstwahl- ordnung blieb ohne prakt. Bedeutung.
Bonifatius II. (22.9.530 – 17.10.532 [Beisetzung]) (Boniface II (530-532) – should be listed as an anti-pope), Sohn des Goten Sigibald, aber völlig romanisiert; röm. Archidiakon, vom sterben- den Felix III. zum Nachfolger designiert. Die Mehrheit des Klerus erhob den Diakon Dioskur zum Papst, der aber schon am 14.10.530 starb. Nun zwang B. die Gegner zur Rekonziliation, mußte aber den Versuch aufgeben, dem Diakon Vigilius die Nachfolge zu si- chern. B. bestätigte die Beschlüsse der 2. Synode von Orange und suchte den röm. Jurisdiktionsanspruch über Illyricum zu wahren.
Bonifatius III. (19.2. – 12.11.607) (Boniface III (607)), Römer; vorher Apokrisiar (päpstl. Gesandter) in Konstantinopel. B. verbot auf einer Synode in der Pe- terskirche Wahlumtriebe zu Lebzeiten eines Papstes oder Bischofs. Nach dem «Liber Pontificalis » (Papstbuch) hat B. von Ks. Phokas ein Dekret erhalten, worin Rom als Haupt aller Kirchen anerkannt worden ist (g rch» des Patr. von Kon-worden ist (stantinopel).
Bonifatius IV. (25.8.608 – 8.5.615) (St. Boniface IV (608-615)), hl., aus dem Marserland. B. weihte 609 das ihm von Ks. Phokas überlassene Pantheon zur Kirche, die er mit vielen Märtyrerreliquien ausstattete (S. Maria ad Martyres). Eine röm. Synode befaßte sich 610 (im Beisein des Bf. Mellitus von London) mit dem Mönchsleben und der engl. Kirche. Wegen seiner versöhnl. Haltung im Dreikapitelstreit wurde B. vom schlecht in- formierten Abt Columban von Luxeuil (Bobbio) scharf getadelt.
Bonifatius V. (23.12.619 – 25.10.625; Daten umstritten) (Boniface V (619-625)), aus Neapel. Seine bes. Fürsorge (im nachrichtenarmen Pontifikat) galt der jun- gen Missionskirche in England. B. verlieh Justus von Canterbury das ebfl. Pallium, doch ist die Ernennung des Ebf. von Canterbury zum «metropolitanus totius Britanniae» (Metropolit von ganz Bri- tannien) eine spätere Fälschung.
Bonifatius VI. (April 896) (Boniface VI (896)), Römer, Ende April/Anfang Mai 896; von Papst Johannes VIII. wegen Unwürdigkeit als Presbyter amts- enthoben und noch nicht restituiert. B. wurde in den Wirren nach dem Tod des Papstes Formosus ( 4.4.896) von einem aufständ. Volkshaufen erhoben, starb aber schon nach 15 Tagen.
·Bonifatius VII., Papst, verschiedentl. als Gegenpapst gezählt (Juni/Juli 974, Aug. 984 Juli 985) (Boniface VII (974-985)), vorher röm. Diakon Franco Fer- rucci. B. wurde im Juni 974 in einer Revolte der mächtigen Crescen- tier erhoben, er ließ den gefangengesetzten Papst Benedikt VI. in der Engelsburg ermorden, wurde aber schon im Sommer 974 durch einen Gesandten (missus) Ks. Ottos II. aus Rom vertrieben und von einer Synode Benedikts VII. für abgesetzt erklärt. Er floh zu den Byzantinern, kehrte im Sommer 980 zurück und flüchtete im März 981 wiederum mit dem Kirchenschatz vor Otto II. Nach dem Tod des Kaisers usurpierte er mit byz. Hilfe erneut den päpstl. Stuhl, verdrängte im April 984 Papst Johannes XIV., der am 20.8.984 im Kerker ermordet wurde, ehe B. selbst gestürzt wurde und im Juli 985 eines jähen, wahrscheinl. gewaltsamen Todes starb. Schon zeit- genöss. Quellen nennen B. u. a. «erschreckendes Ungeheuer».
Bonifatius VIII. (24.12.1294 – 11.10.1303) (Boniface VIII (1294-1303)), vorher Benedetto Caetani, · um 1235 Anagni. B. wurde in Neapel einstimmig zum Nachfolger Cölestins V. gewählt, auf dessen Rücktritt er als kanonist. Berater maßgebl. Einfluß genommen hatte und dessen administrative Maß- nahmen er sofort außer Kraft setzte (ausgenommen die Kard.-Er- nennungen). Durch sofortige Übersiedlung nach Rom beendete er die Abhängigkeit von Neapel. B. war eine starke Persönlichkeit, hochbegabt, geschäftskundig, aber auch herrschsüchtig, habgierig und verletzend. Die Opposition wuchs rasch, u. a. auch durch die Gefangensetzung des Vorgängers. Seine Politik wurzelt – fassung, daß das Papsttum allen Institutionen der Welt ord
net sei, eine Überzeugung, die (fußend auf Gregor VII. und Inno- cenz III.) Innocenz IV. am schärfsten ausgesprochen hatte. B. erhob nicht eigentl. neue Ansprüche, doch war seine Politik fast durchweg von Mißerfolg begleitet. Zum Verhängnis wurde ihm nach dem Untergang der Staufer der Konflikt mit Frankreich, der neuen Vor- macht Europas. Im Streit mit der mächtigen Familie der Colonna und ihren Kardinälen (Zerstörung von Palestrina; Güterkonfiska- tion) trieb er diese auf die Seite Frankreichs. Im Selbstbewußtsein auch durch das erste «Heilige Jahr» gestärkt (1300), hob er die frü- her anerkannten Priviliegien (u. a. kgl. Klerusbesteuerung) auf und lud die Bischöfe Frankreichs, 1301 auch Kg. Philipp IV., zu einer Synode nach Rom. Dort erließ B. am 18.11.1302 die Bulle «Unam Sanctam», die in scharfer Form die päpstl. Ansprüche artikulierte. Philipp IV. fand die Unterstützung seiner Ständeversammlung. Vor Publikation einer Bannbulle gegen Frankreich wurde B. am 7.9.1303 in Anagni überfallen; nach seiner Befreiung ging er als gebrochener Mann nach Rom, wo er bald starb. Der übersteigerte Machtanspruch des hochma. Papsttums war in B. an den neuen po- lit. Kräften der sich wandelnden Welt geschei ert, der Niedergang der päpstl. Autorität unübersehbar eingeleitet.
Bonifatius IX. (2.11.1389 – 1.10.1404) (Boniface IX (1389-1404)), vorher Pietro Tomacelli, aus neapolitan. Adel, · um 1350 Neapel; durch Urban VI. 1381 Kard., im Großen Abendländ. Schisma als dessen Nachfolger gewählt. B. war eine unbed. Persönlichkeit, aber polit. klug und anpassungsfä- hig. Er brach sofort mit der unglückl. Italienpolitik Urbans VI., unterstützte erfolgreich Kg. Ladislaus von Neapel und wandte sich konsequent gegen dessen Rivalen Ludwig II. von Anjou und damit gegen Frankreich, das Papst Clemens VII. in Avignon unterstützte. Es gelang ihm, die päpstl. Hoheit im schwer zerrütteten Kirchen- staat und in Rom wiederherzustellen und schließl. Italien für den Papst in Rom zu gewinnen. überzeugt von der Rechtmäßigkeit sei- nes Pontifikates, bemühte er sich nicht ernsthaft um die Beilegung des Schismas zusammen mit den Avignon-Päpsten Clemens VII. und dem ihm geistig weit überlegenen Benedikt XIII. Alle Vor- schläge Benedikts XIII. zur Wiedergewinnung der Einheit, auch eine persönl. Begegnung, lehnte er ab. Neben Italien konnte er Deutschland und seiner ganzen Regierung ieren gegenüber geistl. Verantwortung, so auch in Deutschland gegenüber Kg. Wenzel und Kg. Rupert von der Pfalz. Brüder und Nepoten wurden überreich mit Ämtern und Pfründen ausgestattet, das in Avignon entwickelte päpstl. Provisionswesen und Finanzsystem gewinnbringend ausge- baut und in gewaltigem Umfang finanziell genützt, dabei auch der Geldablaß kräftig einbezogen. Gegen die dringenden Vorstellungen einer Gesandtschaft Benedikts XIII. w m Tod B. rasch Innocenz VII. als Nachfolger gewählt.
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