Die Päpste von J
Johanna, angebl. Päpstin. Nach einer im einzelnen stark divergie- renden Legende des 13. Jh. soll ein Mädchen aus Mainz (engl. Her-kunft) in Athen studiert und in Rom wegen seiner Gelehrsamkeit
unter Verheimlichung des Geschlechts 855 ( Benedikt III.) die Papstwürde erlangt haben, nach zweijähr. Regierung während einer Prozession niedergekommen und an Ort und Stelle gestorben und
begraben worden sein. Die Fabel wurde vom 13. Jh. bis Mitte des 16. Jh. meist geglaubt, gelegentl. bis ins 20. Jh. gegen das Papsttum verwendet. Den Kern der Legende bildeten u. a. wohl eine röm. Volkssage, anknüpfend an eine verstümmelte antike Statue, eine mißdeutete Inschrift und die Vermeidung einer für Prozessionen zu engen Gasse. Obwohl die Ungeschichtlichkeit längst erwiesen ist, wird die Fabel heute gelegentl. vom Feminismus aufgegriffen.
Johannes 1. (13.8.52318.5.526), hl., aus Tuszien (Toscana); vorher röm. Diakon. Auf Befehl des Ostgoten-Kg. Theoderich sollte J. bei Ks. Justinus I. zugunsten der arian. Ostgoten Italiens vermitteln. Er kam als erster Papst nach Konstantinopel, wurde geehrt, konnte aber wenig erreichen. Theoderich nahm den Rückkehrenden un- gnädig auf und hielt ihn in Ravenna zurück, wo der altersschwache J. nach wenigen Tagen starb. «Kerkerhaft » oder «Martyrium» sind tendenziöse Legende. Mit Hilfe des Dionysius Exiguus führte J. die alexandrin. Ostertafel in der röm. Kirche ein, die sich dann im Westen durchsetzte.
Johannes II. (2.1.5338.5.535), vorher Mercurius, röm. Presbyter; nahm als erster Papst (wegen des «heidnischen» Namens) eine Na- mensänderung vor. J. wurde nach langem, dem Tod Bonifatius II. folgendem Streit gewählt. Er billigte nachträgl. das Glaubensdekret Ks. Justinians I., wodurch der dogmat. Theopaschitenstreit beendet wurde.
Johannes III. (17.7.56113.7.574), Römer vornehmer Herkunft. J. gelang die Wiedervereinigung der im Dreikapitelstreit getrennten Kirchen Mailands, Ravennas und einiger afrikan. Kirchen. Der nachrichtenarme Pontifikat war überschattet von Wirren nach dem Tod Ks. Justinians I. (565) und vom Eindringen der Langobarden nach Italien (seit 568).
Johannes IV. (24.12.64012.10.642), aus Dalmatien; gewählt im Aug. 640, erst nach ksl. Bestätigung geweiht. J. hielt 641 eine röm. Aug. 640, erst nach ksl. Best ätigung geweiht. J. hielt 641 eine röm. Synode gegen den Monotheletismus (Lehre von einem Willen Christi gegen die Ansicht, daß in Christus göttl. und menschl. Wille sei), verteidigte die Rechtgläubigkeit Papst Honorius I. und versuchte, Christen aus slaw.-awar. Gefangenschaft loszukaufen.
Johannes V. (23.7.6852.8.686), Syrer; röm. Archidiakon, als Dia- kon Mitglied der Legation Papst
Agathos auf dem 6. Ökum. Konzil (Konstantinopel 680/81). J. erreichte die volle Unterwerfung der
Bi- schöfe Sardiniens und erhielt Gunsterweise Ks. Justinians II.
Johannes VI. (30.10.70111.1.705), Grieche. J. konnte sich im byz. Thronstreit ohne offenen Bruch
mit dem Reich behaupten und ver- anlaßte den Langobarden-Hzg. Gisulf von Benevent, der in Kampa-
nien plünderte, zur Umkehr. 704 verhandelte eine röm. Synode in Sachen Wilfrids von York.
Johannes VII. ( 1.3.70518.10.707), Grieche vornehmer Herkunft, gebildet und kunstliebend. Er
erbaute oder restaurierte mehrere röm. Kirchen und unterhielt gute Beziehungen zu den Langobar-
den.
·Johannes (VIII.), Gegenpapst (Jan. 844); röm. Diakon, bemäch- tigte sich nach dem Tod Gregors IV.
des Laterans. Die Adelspartei wählte Sergius II er Strafe schützte und in
ein
Kloster verwies.
Johannes VIII. (14.12.87216.12.882), Römer, Rom, St. Peter; röm. Archidiakon, energischer,
wendiger Politiker. Die Regierung war vom Kampf gegen die Sarazenen (Ummauerung der Paulsbasi-
lika; Flottenbau) und innenpolit. Gegner geprägt. J. krönte 875 Karl den Kahlen, 881 Karl III. zu
Kaisern, ohne Hilfe gegen die sizilian. Sarazenen zu erhalten. J. schützte den Slawenmissionar
Methodius im Streit mit der bayer. Kirche, empfing ihn 880 in Rom und er- laubte die slaw.
Liturgie. Er suchte die päpstl. Jurisdiktion im Stil Nikolaus I. zu wahren, doch geriet das
Papsttum fortschreitend in den Strudel mittelital. Adelskämpfe. J. starb wohl eines gewaltsa- men
Todes.
Johannes IX. (April 898 Mai 900; Daten unsicher), aus Tivoli.
Johannes IX. (April 898 Mai 900; Daten unsicher), aus Tivoli.
Nach dem Tod Theodors II. (Dez. 897) usurpierte Sergius von
Caere, der spätere Papst Sergius III., den päpstl. Stuhl. Nach seiner Vertreibung ließ Ks. Lambert
von Spoleto den würdigen Benedik- tinerabt Johannes von Tivoli erheben. Auf den Synoden von Rom und
Ravenna 898 erneuerte J. die volle Rehabilitierung des Papstes Formosus. Lambert wurde als Kaiser
anerkannt, die Kaiserkrönung Arnulfs für nichtig erklärt. Mit Lamberts Hilfe suchte J. nach den
Wirren der letzten Pontifikate wieder Ordnung zu schaffen, auch die Papstwahl zu sichern. Der frühe
Tod des jungen Kaisers am
15.10.898 (durch einen Jagdunfall) stürzte den Stuhl Petri in neues Unheil. Der Pontifikat J.
wurde von Sergius III. nicht anerkannt.
Johannes X. (März/April 914 Mai/Juni 928), vorher Johannes von Tossignano (Romagna); Bf. von
Bologna, um 905914 Ebf. von Ravenna. Seine Wahl (gegen das Translationsverbot) verdankte J. der
Familie des Adelsherrn Theophylakt, hinter der die spoletin.- tusz. Macht stand. J. einte die
zersplitterten Kräfte Italiens in der schweren Sarazenennot, die durch die einbrechenden Ungarn
ver- stärkt wurde. Der im Dez. 915 zum Kaiser gekrönte Berengar I. konnte den erwarteten Schutz
nicht leisten. J. versuchte, die päpstl. Autorität in der ganzen Kirche zu wahren. Wegen seines
Selbst än- digkeitsstrebens wurde er von Theophylakts skrupelloser Tochter Marozia ge
arb gewaltsam Mitte 929
Marozia ge
im Kerker.
Johannes XI. (Febr./März 931 Dez. 935/Jan. 936), Sohn der röm. Stadtherrin Marozia und
wahrscheinl. Papst Sergius III. Von seiner Mutter erhoben, blieb J. ohne wirkl. Macht. Nach der
Vertreibung Kg. Hugos 932 warf Alberich II., der neue Herr Roms, seine Mutter Marozia und seinen
Halbbruder (?) J. in den Kerker, wo dieser starb.
Johannes XII. (16.12.95514.5.964), vorher Oktavian. Er war der Sohn des mächtigen röm. Stadtherrn
Alberich II. ( 954), der ster- bend die röm. Großen am Petrusgrab hatte schwören lassen, nach dem
Tod des regierenden Papstes Agapet II. Oktavian zu wählen. So wurde der ausschweifende 18jährige
Papst (nach dem Beispiel Jo- hannes II., 535, änderte er als zweiter Papst seinen Geburtsnamen).
Trotz seines skandalösen Wandels ergriff J. jede Gelegenheit, die
Trotz seines skandalösen Wandels ergriff J. jede Gelegenheit, die
päpstl. Autorität in der ganzen Kirche einzusetzen. Von J. und ande-
ren gegen Kg. Berengar und dessen Sohn Adalbert gerufen, kam Ot- to I. der Große nach Rom und
empfing am 2.2.962 die Kaiserkrone, die fortan mit dem dt. König verbunden blieb. Ks. Otto
bestätigte am 13.2.962 Umfang und Rechte des Kirchenstaates, sicherte aber auch das Kaiserrecht bei
der Papstwahl. Da J. bald eine kaiserfeindl. Politik verfolgte, kam Otto I. im Nov. 963 wieder nach
Rom. J. floh mit dem Kirchenschatz; er lehnte es ab, sich auf der ksl. Synode in der Peterskirche
(6.11.963) zu verantworten. Daraufhin setzte ihn die Synode am .12.963 wegen erwiesener Verbrechen
ab und wählte Leo VIII. Nach Ottos Abzug konnte J. Anfang 96 nach Rom zurückkehren und sich mit
wechselndem Erfolg bis zu seinem plötzl. Tod halten.
Johannes XIII. (1.10.965 6.9.972), wohl Vetter Alberichs II. und Bruder des Crescentius de
Theodora; Bf. von Narni. Nach dem Tod Leos VIII. ließ Ks. Otto I. J. wählen. Im Dez. 965 von
aufständ. Rö- mern vertrieben, konnte J. Anfang 966 fliehen und erst im Nov. 966 zurückkehren. Er
regierte, vom Kaiser geschützt, in engem Einver- nehmen mit Otto I., krönte Otto II. und dessen
Gemahlin Theo- phanu und erhob 968 Magdeburg zum Erzbistum mit primatialen Rechten. Mit päpstl.
Hilfe konnten die Cresc ntier ihre Machtstel-
lung im Kirchenstaat entscheidend ausbauen.
Johannes XIV. (Dez. 98320.8.984), vorher Petrus Carrepanova; Bf. von Pavia, Erzkanzler für
Italien. Der würdige und reformfreund- liche J. wurde von Ks. Otto II. erhoben, dessen früher Tod
(1.12.983) ihn seines Schützers beraubte. Der von Byzanz zurück- kehrende Gegenpapst Bonifatius
(VII.) Franco usurpierte mit Hilfe des mächtigen Adelsgeschlechts der Crescentier wieder den
päpstl. Stuhl und ließ Mitte April 984 J. in die Engelsburg werfen, wo dieser an Hunger oder Gift
starb.
Johannes XV. (Aug. 985 März 996), Sohn des röm. Presbyters Leo; durch den mächtigen Patricius
Johannes Crescentius II. zum Papst erhoben. Trotz des Tiefstandes päpstl. Ansehens machte J. seine
Autorität im Streit um das Ebtm. Reims und beim Friedens- schluß England-Normandie geltend. Unter
J. Vorsitz sprach eine Lateransynode 993 Bf. Ulrich von Augsburg heilig (er weis-
Lateransynode 993 Bf. Ulrich von Augsburg heilig (er
bare durch einen Papst legitimierte Heiligsprechung).
:Johannes XVI., Gegenpapst (Febr. 997 Mai 998), vorher Johan- nes Philagathos, Grieche aus
Rossano (Kalabrien); hochgebildet und sprachengewandt, übte bei den Ottonen (Günstling der Ksn.
Theophanu) großen Einfluß, bes. in der Verbindung nach Byzanz, 982 Abt von Nonantula, 988 Ebf. von
Piacenza. Eben von der Brautwerbung für Otto III. aus Byzanz zurückgekehrt, ließ sich der
ehrgeizige Mann von den mächtigen Crescentiern gegen den abwe- senden Gregor V. als Papst
aufstellen. Sein Einfluß reichte kaum über Rom hinaus. Vor dem ksl. Strafgericht floh J. im Febr.
998 aus Rom, wurde aber gefangen, grausam verstümmelt und durch Ot- to II. nach schimpfl. Umzug
eingesperrt. 1001 war er in einem röm. Kloster noch am Leben.
Johannes XVII. (Juni [16.5.?] Dez. [6.11.?] 1003), vorher Sicco, Römer. Nach dem Tod Silvesters
II. von dem Stadtherrn Crescen- tius (III.) erhoben und von diesem abhängig.
Johannes XVIII. (25.12.1003 [Jan. 1004?] Juni [Juli?] 1009), vorher
J. Fasanus, Römer; Kard.-Priester von St. Peter, wie Johannes XVII. von Crescentius (III.) erhoben
und von diesem abhängig. Seine päpstl. Autorität bekundete er in der Wiederherstellung des Btm.
Merseburg (1004), in der Bestätigung des von Kg. Heinrich II. –
Merseburg (1004), in der Bestätigung des von Kg. Heinrich II.
gründeten Btm. Bamberg und durch Schutz des Klosters Fleury.
Johannes XIX. (April/Mai 102420.10.[?]1032), vorher Romanus, aus der Familie der Grafen von
Tusculum. Nach dem Tod seines Bruders, Papst Benedikts VIII., als Laie erhoben, vereinigte J. die
geistl. und weltl. Gewalt Roms in seiner Hand. In der Tradition der Tuskulaner hielt er gute
Verbindung zu Ks. Konrad II., den er 1027 krönte. Abt Odilo von Cluny verbriefte er volle Exemtion.
Johannes XX., in der Papstliste nicht enthalten. Die Lücke ent- stand, weil man vor Johannes XV.
fälschl. einen weiteren Papst J. eingeschoben hatte. Nach Aufklärung des Irrtums gab man den
Päpsten des 10./11. Jh. die ihnen zukommende Ordnungszahl, be- hielt aber für J. XXI. u
äpste die von ihnen selbst
gewählte Zählung bei.
Johannes XXl. ( 8.9.127620.5.1277), vorher Petrus Juliani, genannt Petrus Hispanus, · 1210 /20
Lissabon, Viterbo; Philosoph, Theo- loge und Arzt, lehrte nach medizin. Studien in Salerno
12421252 Medizin in Siena; 1251 Dekan in Lissabon, 1273 Ebf. von Braga und Kard.-Bf. von Tusculum,
Leibarzt Papst Gregors X. Der hochgebil- dete J. residierte als Papst in Viterbo, bemühte sich um
die Vertie- fung der Union von 1274 mit Byzanz und um einen neuen Kreuz- zug. Der bed. Gelehrte ist
eine r des Nominalismus
in Philosophie und Theologie.
Johannes XXII. (1.8.13164.12.1334), vorher Jacques Duese, ‚“ um 1244 Cahors, aus reicher
Bürgerfamilie, Avignon; nach guter ju- rist.-kanonist. Ausbildung 1300 Bf. von Frejus, 13081310
Kanzler Kg. Karls II. von Neapel, 1310 Bf. von Avignon, 1312 Kard. J. wurde nach dem Tod Clemens
V., des ersten Avignon-Papstes, nach langer Sedisvakanz in Lyon gewählt. J. ging nach Avignon und
baute dort den päpstl. Verwaltungsprimat in der Kirche voll aus. Die Verknüpfung der päpstl.
Politik mit dem polit. Ziel der frz. Vor- machtstellung führte zum letzten großen Kampf zw.
Papsttum und Kaisertum im MA. Er entzündete sich im dt. Thronstreit zw. Lud- wig IV. dem Bayern und
Friedrich dem Schönen von Österreich an der Frage der Approbation der Königswahl und der
Reichsrechte in Italien. 1324 sprach J. Exkommunikation und Absetzung über Lud- wig aus. Dieser
verteidigte die Reichsrechte, erhob gegen J. den Vor- wurf der Ketzerei und appellierte 1324 an ein
Allgem. Konzil. Als J. 1321 Ludwig auch alle Reichslehen, selbst sein bayer. Stammland absprach,
zog dieser nach Rom, empfing im Jan. 1328 von Sciarra Colonna die Kaiserkrone und stellte Nikolaus
(V.) als Gegenpapst auf, der ihn nochmals krönte, aber sich 1330 dem Papst in Avignon unterwarf. J.
verurteilte den «Defensor pacis» des Marsilius von Pa- dua (in dem sich bereits die Revolutionen
der Neuzeit spiegelten), Petrus Johannis Olivi und Meister Eckhart. J., zunehmend hart und
starrsinnig, grausam in der Bekämpfung der minorit. Gegner, ver- trat einen extremen Kurialismus,
der in Verbindung mit einem radi- kalen Fiskalismus das Spät-MA im «avignonesischen Stellenbeset-
zungs- und Finanzsystem» prägte und die wesentl. Ursache für die rel. Revolution des 16. Jh.
bildete. Zudem geriet J. seit 1331 wegen
seiner Meinung von der Anscha em Tod in theol.
Konflikt und Ketzereiverdacht.
Johannes XXIII. ( 17.5.141029.5.1415 [Absetzung]), vorher Bal- dassarre Cossa, c um 1370 Neapel,
23.(?)12.1419, Florenz, Bap- tisterium; entstammte einer verarmten Adelsfamilie Neapels und kam
nach bewegtem, krieger. Leben unter Bonifatius IX. an die Röm. Kurie, 1402 Kard. Im Abendländ.
Schisma wurde er in Bo- logna (als 2. Papst der Pisaner Reihe) zum Nachfolger Alexanders V. gegen
Gregor XII. (Rom) und Benedikt XIII. (Avignon) gewählt. Notgedrungen mußte J. dem Vorschlag Kg.
Sigismunds zustimmen, ein Allgem. Konzil nach Konstanz zu berufen. Dort wurde er (nach abenteuerl.
Fluchtversuch, um das Konzil zu sprengen) nach kur- zem Prozeß am 29.5.1415 abgesetzt. Dem Konzil
galt er als unwür- diger, aber nicht als unrechtmäßiger Papst, nach zeitgen öss. Urteil
«groß in weltlichen Dingen, untauglich für alles Kirchliche». Erst
1419 aus dem Gewahrsam des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz
artin V. zu Füßen, der zum Kard.-Bf. von Tusculum ernannte. Er starb bald darauf.
Johannes XXIII. (28.1o.19583.6.1963), sel., vorher Angelo Giu- seppe Roncalli, · 25.11.1881 Sotto
il Monte bei Bergamo; 1925 Titu- lar-Ebf., seitdem im päpstl. diplomat. Dienst (Bulgarien, Türkei,
Griechenland; 1944 Nuntius in Paris), 1953 Kard. und Patr. von Venedig. Sein Ziel war die
zeitgerechte Verkündigung des Evan- geliums (aggiornamento), seine wichtigste Tat die Ankündigung
(25.1.1959), Berufung und Eröffnung (11.1o.1962) des 2. Vat. Kon- zils (19621965). Nach langer
Periode einseitig zentralist. Ausrich- tung der kath. Kirche begann J. ein neues Verständnis des
Papstamtes gegen vielfache Widerstände zu verwirklichen: menschl. Auflocke- rung der vorhandenen
Erstarrung, kollegiale Wertschätzung des Episkopats, Begegnung mit den getrennten christl. Kirchen
und den anderen großen Religionen, Sorge um den Weltfrieden aus Verant- wortungsbewußtsein für die
gesamte Menschheit. Dieser «Öff- nung» und Begegnung des bald sehr volkstüml. Papstes dienten neben
dem Konzil vor allem die Enzykliken «Mater et Magistra» (15.5.1961, mit der Forderung nach sozialer
Gerechtigkeit und Aus- gleich zw. Nationen verschiedener Wirtschaftskraft) und «Pacem in terris» (
11.4.1963, über die Grundlagen eines friedl. Zusammen- lebens der Völker) sowie die Einleitung
einer neuen vat. «Üstpo- litik» durch Kontakte mi führenden Persönlichkeiten auch sozia-
list.-kommunist. Staaten.
Johannes Paul 1. (26.8.28.9.1978), vorher Albino Luciani,
· 17.10.1912 in dem Bergdorf Canale dAgordo bei Belluno, aus armer Arbeiterfamilie, Rom, St.
Peter; nach Ausbildung in der Heimatdiözese Belluno 1935 Priester, dann Kaplan, Religionslehrer,
19371947 Vizeregens und Prof. im Priesterseminar Belluno, dane- ben Studien in Rom, 1954
Generalvikar in Belluno, 1958 Bf. von Vittorio Veneto, 1969 Patr. und Ebf. von Venedig, 1973 Kard.
Er wurde am 26.8.1978 im 4. Wahlgang gewählt. Mit dem Doppelna- men (erstmalig in der
Papstgeschichte) bekundete J.P. die Verbun- denheit mit den beiden Vorgängern. Er lehnte die
Krönung mit der Tiara ab und feierte zur öffentl. Inthronisation am 3.9. auf dem Pe- tersplatz eine
Messe, wo er nur die Mitra gebrauchte und sich das ebfl. Pallium umlegen ließ. In den 33 Tagen
seiner Regierung verließ
J.P. den Vatikanbereich nur zur Besitzergreifung der Lateranbasi- lika, der röm. Bischofskirche.
Außer den üblichen Geschäften ereig- nete sich nichts Besonderes. Die Redlichkeit, Frömmigkeit und
überzeugende Herzlichkeit des «lächelnden Papstes » weckte Stür- me der Begeisterung. Die
Gesundheit Albino Lucianis war von frü- hester Jugend an schwer angeschlagen, was nur wenige
wußten. Der plötzl. Tod durch Herzinfarkt, begleitet von u geschickter Infor-
mationspolitik, führte zu (falschen) Gerüchten.
Johannes Paul II. (gewählt 16.10.1978), vorher Karol J6zef Woj- tya, – 18.5.1920 Wadowice bei
Krakau aus der Familie eines Leut- nants a.D., der erste slaw. und seit Hadrian VI. (1522/23) der
erste nichtit. Papst; wie sein Vorgänger verzichtete er auf die frühere Krö- nungszeremonie und
wurde am 22.10.1978 auf dem Petersplatz in sein Amt als «universaler Hirte der Kirche» eingeführt;
Studium der Philosophie in Krakau; während der dt. Okkupation Polens Fa- brikarbeiter und Studium
im geheimen Priesterseminar Krakaus, eingerichtet von Ebf. Adam Fürst Sapieha; 1946 Priester;
Studien in Rom im Angelicum der Dominikaner (1948 Dr.phil.) und Krakau (1953 Dr.theol.); Seelsorget
ätigkeit, daneben seit 1952 Dozent und Prof. im Priesterseminar an der Univ. Krakau, Prof. für
Ethik an der Kath. Univ. Lublin; 1958 Weih-Bf. in Krakau (dort 28.9.1958 Bi- schofsweihe), 1964
Ebf. von Krakau, 1967 Kard.; seeleneifrig, polit. gewandt, gefährl. Gegenspieler der kommunist.
Regierung. Der Pontifikat ist in Lehre und Disziplin der kath. Überlieferung ver- pflichtet, der
Ökumene aller christl. Kirchen und Gemeinschaften,
auch der Begegnung mit nichtchristl. Religionen, der Erhaltung des Friedens in der Welt und dem
Eintreten für die sozialen Rechte der Armen und Unterdrückten über alle konfessionellen Grenzen
hin- weg. Diesen Zielen dienen, gefördert durch seine außergewöhnl. Sprachkenntnisse, die Folge von
Bischofssynoden in Rom, General- und Privataudienzen, Ansprachen, Verlautbarungen und zahlreiche
Enzykliken, v. a. eine beispiellose Zahl von Heilig- und Seligspre- chungen sowie Reisen in alle
Kontinente. Aus persönl. Erfahrung mit totalitären Regimen verschärfte J. P. im Vergleich zu Paul
VI. den ostpolit. Kurs, was u. a. das poln. Selbstbewußtsein hob und den weltpolit. Umbruch 1989
mit vorbereitete. Am 13.5.1981 wurde
J. P. bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz durch ein Atten- tat lebensgefährl. verletzt.
Sein Verhältnis zum Westen blieb auch in der nachkommunist. Ära nicht spannungsfrei. Wichtige
Ereignisse des Pontifikates waren bisher u. a. die Promulgation der Neufas- sung des Kirchenrechts
(«Codex Iuris Canonici») 1983, die Revision des Konkordats mit Italien 1984, die Offenlegung der
Inquisitions- akten des Vat. Geheimarchivs 1998, die Feierlichkeiten zum Heili- gen Jahr 2ooo, der
am 12.3.2ooo begangene Tag der Vergebung («Er- innern und Versöhnen. Die Kirche und die
Verfehlungen in ihrer Geschichte»), sowie das unerschrockene Ei r eine fried-
liche Lösung im Vorfeld des Irakkriegs 2oo3.
Julius I. (6.2.33712.4.352), hl., Römer; ergriff entschieden Partei gegen den Arianismus in der
Reichskirche, wies die Forderungen der Eusebianer (Bf. Eusebius von Caesarea) zurück und trat für
die Anerkennung der (abgesetzten) Bischöfe Athanasius von Alexan- drien und Marcellus von Ankyra
ein. Dagegen protestierte die
«Kirchweihsynode» von Antiochien scharf. Die erneute Untersu-
chung dieser Streitfälle auf der Synode von Serdica (Sofia, 342 oder
343) brachte keine Einigung, sondern vertiefte die Spaltung zw. den arian. Orientalen und den
Anhängern des Konzils von Nicaea (325) in der westl. Reichshälfte.
Julius II. (1.11.150321.2.1513), vorher Giuliano della Rovere,
· 5.12.1443 Albissola bei Savona, aus dürftigen Verhältnissen; be- günstigt von seinem Onkel Sixtus
IV. 1471 Kard., einflußreich un- ter Innocenz VIII., aber erbitterter Gegner Alexanders VI. (daher
ter Innocenz VIII., aber erbitterter Gegner Alexanders VI. (daher
Flucht zu Kg. Karl VIII. von Frankreich). Als Papst (nicht ohne
Simonie gewählt) sicherte er den durch die Borgia zerrütteten Kirchenstaat als äußere
Machtgrundlage des neuzeitl. Papsttums (u. a. Wiedergewinnung von Perugia und Bologna 1506; der Ro-
magna; Teilnahme an der Liga von Cambrai, 1509). Die Aus- einandersetzungen mit Frankreich führten
dort zur Erneuerung der (gallikan. inspirierten) Pragmat. Sanktion von Bourges (1510) und gegen
ein drohendes Schisma 1511 zur Einberufung des 5. Allgem. Laterankonzils (15121517). J. war eine
überragende Pers önlich- keit, groß als Politiker, Feldherr und Kunstm äzen; er nahm Bra- mante,
Michelangelo, Raffael in seine Dienste und machte Rom zum Mittelpunkt der it. Hochrenaissance (1506
Grundsteinlegung zum Neubau der Peterskirche; Michelangelos Gestaltung seines Grabmals in St.
Peter; Deckenfresken der Sixtin. Kapelle), war aber auch jäh und hart («il Terribile»).
Reformmaßnahmen fehlte die Durchführungskraft, so daß die innerkirchl. Tätigkeit unbedeutend
blieb.
Julius III. (8.2.1550 23.3.1555), vorher Giovanni Maria del Monte,
10. .148 Rom, Rom, St. Peter; jurist. Studien in Perugia und Siena, seit Julius II. im Dienst der
Kurie, 1511 Ebf. von Siponto, 1536 Kard. Mit Marcello Cervini (als Papst Marcellus II., 1555) und
Reginald Pole war J. Legat Pauls III. auf dem Konzil von Trient, das er am 13.12.1545 eröffnete,
künftig stets auf die Wahrung der päpstl. Autorität gegenüber dem Konzil und Ks. Karl V. bedacht;
mit Cer- vini war er führend an der folgenschweren Translation des Konzils nach Bologna 154
beteiligt. Er wurde nach monatelangem Ringen der frz. und ksl. Partei nach 60 Wahlgängen zum Papst
gewählt. J. war von heiterer Lebensart, gütig und freigebig, ein Freund der Künste (Bau der
prächtigen Villa Giulia) und üppiger Feste, in sei- nen Entschlüssen rasch und unberechenbar. Trotz
seiner Schwächen hatte er ein ausgeprägtes Bewußtsein universaler Verantwortung. Die
Wiederherstellung der verlorenen Glaubenseinheit und die ge- meinsame Türkenabwehr betrachtete er
als vordringlichste Aufga- ben. Im Einvernehmen mit Ks. Karl V. berief er das unterbrochene Konzil
zur 2. Sitzungsperiode nach Trient (1551/52), wo auch einige Vertreter prot. Stände erschienen.
Heinrich II. von Frankreich ver- weigerte aber jede Beteiligung, drohte mit dem Schisma und ver-
htslosen polit. Lage endierte J. 1552 das Konzil, weiterhin um Friedensvermittlung
zw. der span.-österr.-habsburg. Macht und Frankreich bemüht und auf kirchl. Reform bedacht
(endgültige Bestätigung des Jesuiten- ordens r550, Förderung röm. Kollegien, darunter das r552
errich- tete Collegium Germanicum). Der äußere Erfolg, die r554 durch Kard. Pole vermittelte
Rekatholisierung Englands unter Kgn. Maria der Katholischen, hielt nicht an. Bei gerechter
Würdigung der polit. Zwangslage wird man J. enger an die Reformpäpste der fo den
Jahrzehnte heranrücken, als dies bisher meist geschehen ist.
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