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Das Personenlexikon zum Dritten Reich I –

Ibrahim, Murad Jussuf.
Pädiater. *27.5.1877 Kairo als Sohn eines ägyptischen Arztes und einer deutschen Mutter. 1917 Ordinarius in Jena, 1918 Leiter der Jenaer Kinderklinik. Laut seinem Kollegen Veil NSDAP-Mitgliedschaft als »Halbaraber« unmöglich, »aber von den Ideen des Nationalsozialismus begeistert und starker Förderer der Partei.« Januar 1943 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse. Am 12.7.1943 Rüge vom Reichsinnenministerium (Linden), da »die Univ.-Kinderklinik in Jena in ihren Krankenblättern immer wieder Einträge »Euthanasie beantragt «, »Die beantragte Euthanasie istnoch nicht bewilligt< macht.« 1947 Ehrenbürger Jenas, Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde, Ehrendoktor der Sozialpädagogischen Fakultät, Begründung: dem Retter der Säuglinge, Berater der Mütter und Wohltäter der Menschheit. 1950 Titel Verdienter Arzt des Volkes, Nationalpreis DDR 1. Klasse. 13.2.1953 Jena. Nach heftigen Auseinandersetzungen 2000/2001 wurden in Jena eine nach Ibrahim benannte Straße und die Universitätskinderklinik umbenannt, Ehrenbürgerschaft erloschen. Lit.: Zimmermann
Ihn, Max.
Krupp-Direktor. *25.1.1890. Leiter der Personalabteilung, Gefolgschaftswesen und Allgemeine Verwaltung. Am 31.7.1948 im Krupp- Prozeß zu 9 Jahren Haft verurteilt, Entlassung Landsberg 1.2.1951. Lit.: Gall
Ilgner, Max.
Wehrwirtschaftsführer. *28.6. 1899 Biebesheim in Hessen. Neffe von Hermann Schmitz, IG Farben. 1924 Prokurist der Cassella (IG Farben). 1934 Vizepräsident des Deutschen Automobil- Clubs, Aufsichtsratmitglied IG Farben, Leiter der Zentral-Finanzverwaltung, im Verwaltungsrat der Stickstoff-Syndikat GmbH (Führerlexikon). 1937 NSDAP. 1938 im Vorstand der IG Farben. Verbindungsmann zum Heereswaffenamt (Borkin). 1939 Geschäftsführer der Buna-Werke Schkopau, beteiligt an Ausbeutung von Chemieunternehmen in besetzten Ländern. Am 30.7.1948 im IG-Prozeß wegen Plünderung und Raub zu 3 Jahren Haft verurteilt, Entlassung 1948. Im Auftrag der Ev. Kirche Deutschlands (EKD) und der westfälischen Landeskirche Planung und Oberaufsicht der Flüchtlingsstadt Espelkamp, 1952 Gründer der Internationalen Gesellschaft für christlichen Aufbau, 1955 Vorsitzender einer Chemiefirmengruppe. 1 28.3.1966 Schwetzingen. Q.: Weiß.
Dllers, Heinrich.
SS-Hauptsturmführer in Himmlers Sicherheitsdienst (SD). *12:5,1908 Braunschweig. 1932 NSDAP. Stellv. Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Paris, zuständig für die letzte Frankreich-Deportation am 18.8.1944. Nach 1945 Senatspräsident Landessozialgericht Niedersachsen (Wandlungsprozesse). Senatspräsident a.D. in Krummhörn. 7 29.12.1986 (BAL).
Hling, Ernst.
T4. * 6.4.1904 Leipzig. Psychiater. Mai 1933 NSDAP, Block- und Zellenleiter. Ende 1938 Oberarzt der (Mord-)Anstalt Brandenburg- Görden, Gauhauptstellenleiter für Propaganda im Rassenpolitischen Amt. Kriegsbeginn bis Oktober 1941 Oberarzt der Luftwaffe. Ab 1.7.1942 Leiter der Städt. Nervenklinik für Kinder Wien-Spiegelgrund (Kindermord), Gauhauptstellenleiter des Rassenpolitischen Amts. Menschenversuche zur Diagnose der tuberösen Sklerose mittels Enzephalographie. Todesurteil 18.7.1946 Volksgericht Wien. } Hinrichtung 30. 11.1946
Innitzer, Theodor.
Kardinal. *25.12.1875 Neugeschrei-Weipert in Böhmen. 1928/29 Rektor der Universität Wien, 1929/30 Sozialminister. 1932 Erzbischof, 1933 Kardinal. Am 21.3.1938, nach dem Anschluß Österreichs, mit dem Salzburger Fürsterzbischof Sigismund Waitz Beteuerung, daß »die tausendjährige Sehnsucht unseres Volkes nach Einigung in einem großen Reich der Deutschen ihre Erfüllung findet.« 1952 Ernennung zum Päpstlichen Legaten. 79.10. 1955 Wien
Ipsen, Gunther.
Soziologe. *20.3.1899 Innsbruck. 1933 Lehrstuhl für Philosophie und Volkslehre der Grenzlanduniversität (gegen den Ungeist jenseits der Grenzen) Königsberg, Autor: Blut und Boden. 1937 Behauptung, Minderheitenschutz sei eine Erfindung der Juden und stelle eine »Kampfordnung gegen den Lebenswillen des deutschen Volkes« dar (Haar, S. 309). 1939 Prof. und Direktor des Psychologischen Instituts der Universität Wien. Nach 1945 zunächst in Goetzens bei Innsbruck. 1951 Abteilungsleiter der Sozialforschungsstelle Dortmund. Prof. z. Wv. 1959 Emeritierung als o. Professor. Mitarbeit am Baltischen Forschungsinstitut Bonn und der Akademie für Raumforschung und Landesplanung. 1962-1965 Lehrauftrag in München, Wohnort Starnberg. 7 29.1.1984 Oberursel
Ipsen, Hans.
Jurist. *11.12.1907 Hamburg. 1933 SA, Scharführer, Sturmrechtsberater und Referent für weltanschauliche Schulung. 1934 Assessor im Hamburgischen Staatsdienst. 1936 Habilitation. 1937 Staatsrat, NSDAP, Kreisfachredner, auch Zellen wart im NS-Rechtswahrerbund, Redner und Lektor für Reichsrechtsamt, Berater des Reichsstatthalters. 1940 Lehrstuhl für Öffentliches Recht der Universität Hamburg, in Staatsverwaltung Hamburg zugleich für Hochschulwesen verantwortlich. 1943 Dekan, zugleich im Reichsjustizministerium Referatsleiter in der Abt. VI (Bürgerliches Recht). 1973 Emeritierung. Ehrenvorsitzender der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer. 72.2.1998 Mölln. Lit.: Krause.
Irmscher, Edgar.
Pflanzengeograph. *17.8.1887 Dresden. Extraordinarius in Hamburg. Am 11.11.1933 auf Unterzeichnerliste Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. 1935-1937 Gauführer NS-Dozentenbund. 1937/38 Leiter der Dozentenschaft. 1942 Lehrstuhl an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. 13.5.1968 Maulbronn. Lit.: Krause
Irrgang, Emil.
SA-Standartenführer. _*10.5.1890 Linderode in der Niederlausitz als Sohn eines Werkleiters. Zahntechniker. 1929 NSDAP/SA, Fraktionsführer im Stadtrat Bielefeld. 1933 Oberbürgermeister (OB) Bottrop, 1935 OB Bocholt, 1939 OB Recklinghausen. Gauamtsleiter für Kommunalpolitik Gau Westfalen- Nord, zuletzt im Range eines NSDAP-Bereichsleiters. Schriftleiter des Zentralblatts Die nationalsozialistische Gemeinde. t 16.12.1951 Northeim. Q.: Hansen.
Isele, Hellmut.
Jurist. *2.3.1902 Konstanz. 1932 Dozent in Kiel. 1933 SA, NSDAP, NS-Rechtswahrerbund (Eberle). 1937 ao. Professor und Direktor des Instituts für Arbeitsrecht in Halle. 1940 Lehrstuhl Hochschule für Welthandel Wien. Akademie für Deutsches Recht. Nach 1945 Ordinarius in Mainz. 7 7.3.1987 Pully/Schweiz
Isenburg, Helene Elisabeth Prinzessin von,
genannt Mutter der Landsberger [Kriegsverbrecher]. *6.4.1900 Darmstadt. Verheiratet mit dem Sippenforscher von Isenburg. Von NSDAP als politisch zuverlässige Heilpraktikerin beurteilt. 1951 Präsidentin der Hilfsorganisation für Nazi-Täter Stille Hil- ‚fe, Sitz Ebenhausen bei München, ab 1954 in Heiligenhaus bei Düsseldorf, zuletzt in Rotenburg/Wümme. Amtsniederlegung am 26.10.1959, danach Ehrenpräsidentin. + 24.1.1974. Lit.: Klee, Persilscheine
Isenburg, Wilhelm Karl Prinz von.
Sippenforscher. *16.1.1903 Darmstadt. 1933 Privatdozent für Erbforschung in Bonn, Autor: Das Problem der Rassereinheit. 1935 Dozentin München, 1936 in Berlin. 1937 ao. Professor in München, 1938 Autor: Sippenkunde. 1947 Ruhestand, Wohnsitz: Ebenhausen bei München. 7 23.11.1956 Mülheim/Ruhr.
Isselhorst, Erich.
SS-Standartenführer (1944) und Oberregierungsrat. *5.2.1906 St. Apold. Im Stab der Einsatzgruppe B, Herbst 1942 formell Führer des Einsatzkommandos (EK) 8 (4 Js 1928/60 GStA Ffm.). November 1942 bis Juni 1943 Führer EK 1, Juli bis Oktober 1943 Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Weißrußland. Todesurteil franz. Militärgericht. f Hinrichtung 23.2.1948. Lit.: Krausnick/Wilhelm.