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Eine kurtze Außlegung deß Fontinleins Bernhardi

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Von

Alberto Beijern
Carmeliter Mönchen
geschrieben.

Expositio
Libri Quarti Chemicæ, seu de
Lapide Philosophico

Bernhardi Comitis
Trevisani.

Oder
Außlegung deß Philosophischen Fontinleins.

Alß ich mich nach vielen Studieren ein wenig befühlet. Darbeij wird angezeiget / daß er endlichen deß vergeblichen Sophistischen sudelns / suchens / und nach speculirens / müde worden / und zu der Philosophischen Erkäntnis dz rechte Fundament gefasset / und zu dem rechten Werck zu schreiten geschickt worden / fort zu fahren / das gülden Büchlein zu gewinnen / das ist / auß dem besten und feinesten Philosophischen Golde den Mercurium gezogen / den in India eingerichtet / und den ersten Theil deß Philosophischen Wercks / das ist / die solution durch Hülff deß humidischen vaporischen Fewers verbracht / da seij er deß Studirens müde worden / und habe in einer Nacht das Fontinlein funden. Die Nacht bedeut das vaporische und Philosophische Fewer / denn wenn ein Ding solviren unnd wachsen soll / saget man / Eij / wann die warmen Nächte kommen / so wird es flugs wachsen / wie die experientz bezeuget / daß die nächtliche Wärme / weil sie mit Feuchtigkeit deß Tawes vermenget / gleich sichtbarlich alle Dinge herfürbringet. Also sagt Bernhardus auch / daß er in einer Nacht / das ist / in den humidischen warmen Fewer dadurch die solution Mercurii geschehen / die Fontinam habe funden. Und sagt weiter / sie seij umbgeben mit einem weissen runden Stein / solches bedeut das Ovum Physicum, mit einem alten holen Eichbaum in der mitten zerspalten / das ist / eine hohe eichene Kugel / in der mitten voneinander geschnitten / darinne das Glaß stehen soll / die muß unten voller Löcher seijn / und oben nit / dardurch das vaporische Fewer zum Glaß wircken kan / und umbmauert / dz ist / der Ofen darinn alles ordentlich stehet. Er hätte gerne geschlaffen / weil er vom Studiren müde gewesen / das ist / ruhen und sich erquicken / und setzte sich beij die Fontinam zu schawen / das ist / wenn die conjunction angehen würde / da sihet er die Fontinam sich oben auffthun / das ist / dz oleum auß der Fontina sich zu gebähren / daß es sich oben auf begint zu samlen. Nun ist alles unten in der Fontina gewesen / also hat sich das unterste hinauff unnd das oberste herunter gelassen / unnd war nichts desto weniger beschlossen / welches darumb ist / damit in dem auff- unnd niedersteigen die Fontina in ihrem Gewicht nit gemindert würde / und sihet also auff der Fontinæ Bewegung / deß auff- und niedersteigens / sonderlich der angehenden Dickung und olietet / und folgends die Fäselein unnd Blätlein / welche er nennet den König im Bade. Daß er weiter den alten Priester fraget von der Fontina Gelegenheit und deß Königes / und dessen Bericht hierauff oder Antwort bekömpt / verstehe also. Weil sich die Fontina auffthut / so muß ja von Anfang der König in der Fontina gewesen seijn unnd wenn die Fontina schon vertrucknet / so behält sie dennoch den Namen / und ist / Sulphur in dem Mercurio Solis verborgen / unnd muß also die Fontina, welche auß ihrem Mercurio kömpt / nohthalben verschlossen seijn / damit in der solution nichts verrieche / welches darnach in der coagulation mangeln würde. Zeiget an die Gestalt der Fontinæ, sie seij klar als fein Silber / von himmlischer Farben / hat das Mercurialische Wasser / damit sie noch stärcker werde / das ist / wenn die solutio Mercurii in sein eigen Wasser und Fontina geschehen / unnd die coagulation und fixation angehet / so muß das Fewer durch die eichene Kugel einen Grad gestärcket werden / zu verhüten die Sonne und ihren Schein / das ist / zu erhalten die truckene Wärme / in dem weissen Steine verborgen oder verschlossen. Die wunderbarliche Natur der Fontinæ, wann sie sich entzündet unnd zürnet / daß sie alles würde durchdringen / bedeut / wann sie Fewerroht wird / welches ein Zeichen ihrer perfection, unnd Vollkommenheit / wo sie aber würde entfliehen / das ist / da das Glaß würde zerbrechen / in der solution, da sie noch volatilis und spiritualisch ist / weren wir alle verlohren / die dabeij stünden / denn es das grösseste und behändeste Gifft ist. Das sichtbarliche Eingehen deß Königes in die Fontinam mag allhier auf zweijerleij Weise verstanden werden / erstlich wann das corpus perfectum Solis zum Mercurio gemacht wird / (per Mercurium) so gehet er in sein eigene Fontinam, das ist / in Mercurium. Zum andern wann dieser Mercurius per se in das ovum Physicum verschlossen wird / unnd in das vaporische Fewer gesetzt / und sich in sein eigen Wasser und Fontinam zu solviren beginnet / denn geschicht solche Veränderung / daß er nimmer so gesehen wird / als er eingehet / denn er wird solviret. Bernhardus redet allhier vom Eingehen im mittel deß Wercks / Da denn der König allererst seinen rechten Namen bekömpt / unnd heist oleum incombustibile, oleum Solis und unser Aurum, non vulgi. Deßgleichen bekömpt auch die Fontina erst ihren rechten Namen / und heist Aqua perrennis, permanens, und unser Mercurialische substantz / welches nach der coagulation unnd fixation Mercurialisch / durchdringend / unnd geistlich bleibet. Wann diß Eingehen deß Königes in die Fontinam geschicht und angehet / kan man wol sehen / aber hernach nicht oder nimmermehr in solcher Gestalt widerumb / denn er hernach nicht widerumb zu Oel wird / sondern viel edler / reiner / höher an Krafft unnd Tugend. Wann der König im Anfang in dz Faß der Philosophen und Fewer gesetzt wird / kan man ihn nicht ehe sehen denn uber hundert und dreissig Tagen / da denn die conjunction nach der geschehen solution angehet / alsdenn fähet er an zu erscheinen. Der Thorhüter / das ist / der laborant erwärmet das Bad stetig zu bewahren seine natürliche Wärme. Diß Bad halte niemand vor dz Balneum Mariæ, sondern vor das selbständige Mercurial Wasser / welches durch die lufftige Wärmbde unsers Fewers stetig erwärmet wird / auff dz der Sulphur in Mercurium angereitzt werde / zu seiner selbst Wirckung / darumb muß es stetig Tag und Nacht ohne aufhören gehalten werden / dz es zu gebürlicher Zeit renovirt werden / biß es gäntzlichen perficiret ist. Wenn nun der König nach hundert und dreissig Tagen / von Anfang der Einsetzung nach der solution wider in seine Fontinam eingehen / das ist / die conjunction wider geschehen will / so ist der König bekleidet mit einem güldenen Tuch am ersten / das ist / das Gold-Oel / das oben uber seinen eigenen Wasser schwimmet / ist güldischer / röhtlicher Gestalt / und Mercurial Wasser / welches die Fontina ist / so klar wie Silber / darinnen soll er eingehen / denn er ist darauß kommen / damit sie sich vereinigen. Darumb so bald diese Vereinigung geschicht / so hat der König sein güldenes Kleid verändert in ein schwartzes sammetes Wammes / in der putrefaction, nach derselbigen / in ein schneeweisses Hembde / nach der putrefaction Abwaschung und calcinirung / und das Fleisch sehr hoch sanguinisch roht / das ist am Ende der gantzen Tinctur. Und geschicht alles in einem Faß / ohn allen Mangel vollkömmlich / wie und zu wz Zeit solche Veränderung deß Kleides / das ist / der Farben deß Königes geschehen / ist in genere gesagt / balde wird es in specie angezeiget. Bernhardus saget weiter / daß zu unser materia nichts frembdes noch anders / denn nur zwo Mercurialische substantzen / auß einer Wurtzel / welcher ist Mercurius Solis, komme. Darauff schmutzlachende geantwortet / wann der König ihme darzu zu kommen vorgesetzt / das ist / wenn er Mercurius Solis werden soll / muß er zuvorn gantz rein seijn / und läst er all sein frembdes Volck / und kömpt keiner / denn er / zur Fontina. Man darff auch keine grosse Arbeit haben / denn nur der Laborant das Bad zu erhitzen / das ist / den Mercurium, durch Regierung deß fimi Equini zeitig zu erwärmen / darumb kömpt er nit zu oder in die Fontinam. Fraget ferner / seijn dann der König und die Fontina gefreundet ? Antwort / sie lieben sich unter einander wunderbarlich. Aber die Fontina zeucht ihn zu sich und er sie nit / denn sie trucknet die Erden / das ist / das Oel / der König schwimmet erstlichen empor / wie oben gemelt ist / darnach fällt er durch sein Wasser unnd Fontinam wider zu Grunde / und wird denn dem andern gleich in der rechten putrefaction / denn sie nemen deß Obersten unnd Untersten Gewalt an sich / darumb sagt Bernhardus, sie ist ihme wie eine Mutter / und man weiß wol / daß der König von der Fontina gemacht ist / und sie hat ihn also gemacht / daß er nun anders ist dann zuvorn / das ist im Anfang / da er zu Mercurio Solis wird. Die Fontina ist ihme wie eine Mutter / denn in der solution hat sie sich auffgethan / und ist die seperation geschehen / darumb muß die conjunction deß Königes und der Königin / das ist / Sulphuris in Mercurio wider geschehen. Sein Volck seijnd die sechs Metallen / so alle im Anfang der Natur in der minera von Mercurio und Sulphure geschaffen seijnd / welche verharren biß der König stirbet / und sie das Königreich so wol kriegen als er. Denn deß Königes Natur ist so fürtrefflich und mächtig / daß er in einem Huij und Augenblick ihme alle Metallen kan gleich machen / und zu Königen gebähren. Unnd er ist älter denn die Fontina, dann sie ist von ihme worden / da nennet er das einen König der Metallen / darauß der Mercurius worden / Erstlich belangende den Mercurium corporis Solis, Zum andern den Mercurium Philosophicum, darauß denn Mercurius Solis kommen und gemacht ist / das ist / Mercurial Wasser / die Fontina genant / welches ist die nechste Materia Lapidis, und nicht gemein Gold / so ist ja der König älter als die Fontina, denn wann kein Gold da gewesen were / so hätt man kein Mercurial Wasser können zu wegen bringen / und der König ist auch zeitiger als keiner unter seinen Volck / denn er ist der erste / auß seiner eigenen Fontina und Wasser vollbracht / darumb er auch sein Volck vollkommen machen und perficiriren kan / darumb dz er erstlichen zu einem unverbrennlichen Oel wird / welches alle seine Unterthanen in warhafftig Gold tingiret / zum andern daß er eine weisse Tinctur wird und unüberwindlich / zum dritten daß er eine rohte Tinctur wird / und ein perfecter Lapis Philosophorum. Wer kan ihn denn uberwinden / dieweil er sich dreijfächtig stärckt ? Derhalben ist er von seinen Unterthanen nicht zu erstechen noch zu töden / und ist diß die Ursach / daß die sechs / im Anfang der Gebährung der Metallen / alle seijnd von der Fontina (aber nicht von der / die jetzt in ovo Physico ist / sondern die vorlängst in der Minera gewesen ist) geschaffen / und daher auß dem Mercurio crudo & minerali alle ihr Gut haben / also wol als er im Anfang seiner Geburt daher auch sein Gut unnd perfection empfangen hat. Weil er aber in seiner perfection wider zurücke bracht ist / und in die Fontin gangen / das ist / Mercurial Wasser worden / und darin sterben / und darauß wider aufferstehen muß / wie ihn denn solch Fontina zu sich zeucht / ihn erwürget und tödet / und vom Tod wider aufferwecket / stärcket unnd erjüngert / daß ihn niemand uberwinden kan / dieses geschicht alles in der putrefaction, in einen Glaß / wie offt gemeldt / darnach gehet er herfür gantz gloriosus, herrlich geziert und clarificirt / und nach der substantz seines Königreichs / das ist / so er zum weissen oder rohten perfect ist / so nimpt ein jeder Unterthan seinen Theil von deß Königes Theil / welches sehr klein ist / also daß ein Theil tausend tingiren kan. Also kommen sie zu solchem Reichthumb / als er hatte in seiner schlechten Regierung / als ein König der Metallen / das ist / sie werden auch vollkommen Gold / wenn der Lapis, der sie tingiret / perfect ist. Item hernach kan man auß ihnen Mercurium Philosophorum machen / welchen obschon die Natur in inen gewircket und generiret / so können sie doch zu solchem Ende nit kommen / noch zu solcher Fruchtbarkeit / unnd Herrlichkeit gereichen ohne die Tödung und Aufferstehung deß Königes. Darumb saget er also / wisse daß der König alleine / ohne jemand seines Volcks / (wiewol daß die Fontina sein Volck lieb hat) nur eingehet in die Fontinam, weil sein Volck solchen Eingang noch nicht verdinet hat / Erstlich weil sie sterblich / auch gebrechlich / kranck / und unrein seijn: Zum andern weil sie / ob sie schon könten purgiret werden / doch nicht reducirt seijn: Zum dritten ob sie schon zum Mercurio reducirt würden / so ist er doch nicht von einem beständigen Wesen: Zum vierdten so seijnd sie in irer Mercurialischen substantz auch nit durch die solution subtiliret / und zu solcher dignitet bracht / weil sie von einem unreinen Samen seijn kommen. Aber dieser König hat es verdienet / denn er ist in seiner Metallheit ein König der Metallen perfect gewesen / und noch mehr ein König durch die reduction / und Widerbringung in Mercurium, allermeist durch die solution und separation / dadurch er zu seiner höchsten und subtilesten Krafft und Reinigung bracht ist / darumb hat er alleine verdienet in die Fontinam sich zu immergiren / und zu ersäuffen / und darauß wider aufferstehen so lange müssen die Unterthanen warten / nemlich / wann der König erstlich nach der conjunction in die Fontinam kommen / sein Rock von feinem Golde geschlagen in Blätter alles bedeckt / außthut / das ist / verstehe nicht Goldblätlein / sondern Fäßlein und Häutlein / die auß der Fontina in seinem eigen Wasser schwimmen / ehe denn alles ertrincket / und gibt den dem Saturno zu verwahren / 40. oder 42. Tage auffs längste / das ist / er wird Bleifarb / das ist das erste Zeichen und Farbe der conjunction und putrefaction, unnd ist prima materia Lapidis. Nach diesem giebts der Saturnus dem Jovi, und Jupiter durch das Gebot deß Königes giebt es der Lunæ, die da ist sein dritter Mann schön blinckende / unnd also ist denn der König in seinem Hembde pur weiß unnd rein / unnd ist der Lapis perfectus zum weissen gemacht. Ferner so gibt es Luna dem Marti, und darnach Mars der Veneri, und Venus der Sonnen / durch den Willen Gottes / jedoch nicht klar / zu verwahren / biß es seine Vollkommenheit unnd Tinctur erreicht / Denn so kömpt der König in seiner Gestalt sehr schön unnd hoch blutrot / und also verwahret die Sonne ihn. Allhier seijn die gradus deß Königs in seiner Wachsung im Glase fein abgezeichnet / wie alles nach einander in seinem Faß mit Farben biß zur Vollkommenheit erscheinen muß / unnd thut also immer nach einander ein Grad den andern in der Feuchtigkeit den Mercurium Solis uberwinden / biß er gäntzlich dominiret / also öffnet sich die Fontina, das ist / die ihme solche Gradus nach einander gegeben hat / damit er zu seinem sanguinischen / hohen / roten / gefärbten Fleisch kommen möge / und sie mit ihrem Könige in Ewigkeit vereiniget bleiben möge. Also hilfft sie ihme von ihren erworbenen Gütern und Lapide Philosophorum seine Unterthanen speisen / so haben sie als denn ihr Begeren / Denn sie werden tingirt in Lunam fixam, biß sie mögen perfect Gold werden. Item zu mercken / wer den rechten Griff nicht weiß / den Lapidem in quantitate zu multipliciren / welches ist seine Fermentation, der wird ubel bestehen und alles verlieren. Den Griff merck also / setze ein Theil der wolbereiten Tinctur zu tausend Theil Gold / gib ihme dreij Tag und Nacht sein gebürendes Fewer / und solches mustu versuchen in Fewers glut / alsdenn tingirt dieser Fermentation ein Theil tausend Theil der andern Metallen / in gut beständig Gold. Frag / was thun sie darnach ? Antwort / wo sie wollen / mögen die sechs den König noch einmal purgiren / das ist / widerumb in sein vaporisch Fewer setzen / So werden widerumb sechs Farben / als schwartz / graw / weiß / braun / gelb / röhtlich / unnd letzlichen roht erscheinen / Dieses geschicht in dreij Monaten / Alßdenn ist die rohte Tinctur gantz vollkommen / unnd alle Metallen in Gold zu tingiren bereit. Warzu dienet dieses ? Antwort / Gott macht eins 10. 100. 1000. und darnach zehenmal alles multipliciret. Das ist / Gott hat dem Künstler eingeben / daß er nach der Fermentation den Lapidem multipliciren kan / daß alßdann ein Theil / darnach er wenig oder viel nimbt 1. 10. 100. 1000. 10000. 100000. 1000000. 10000000. Theil alles multipliciret, das ist / nimmer wider von forne auffs newe anfahen darffst / sondern alles fort unnd fort multipliciret, ohn Ende. Das laß von Gott dem Herren ein Schatz seijn in diesem Jammerthal. Merck / Außpfützen heist trucknen / das geschicht / wann der König die Königin verzehret / das ist / biß das Feuchte vom Trucknen verzehret wird. Also entzündet sich die Fontina, unnd wird der Lapis vollbracht / alsdenn bleibet der zehende Theil mit dem zehenden / das ist / also viel als am Gewichte erstlich ist eingesetzt worden / findet sich widerumb / wie denn auch mir widerfahren ist.

Laus Deo.