Aus dem Vorwort zur 1. Auflage
Dieses Buch ist aus Vorlesungen an den Universitäten Tübingen, Münster und Freiburg hervorgegangen. Es will einen Überblick verschaffen über Begriffe und Grundfragen des Verbrechens, über das Erscheinungsbild der Kriminalität und die Antworten der Gesellschaft auf das Verbrechen. Nach den Absichten des Verfassers soll es sich vorrangig an Studenten der Rechtswissenschaften wenden. Darüber hinaus kann die Einführung auch für angehende Sozialwissenschaftler von Interesse sein. Denn sie unterrichtet über Möglichkeiten und Grenzen sozialwissenschaftlicher Aussagen zu einem Gegenstandsbereich, der Soziologen, Psychologen und Sozialpädagogen ihrer herkömmlichen Ausbildung nach weitgehend fremd bleibt. Eine solche Einführung muß sich allerdings darauf beschränken, nur Grundzüge darzustellen und zur Weiterarbeit anzuregen. Sie kann nicht beanspruchen, den Inhalt eines vielleicht mehrbändigen „Wörterbuchs der Kriminologie“ zu vermitteln, etwa beginnend mit „Abweicher“ und endend mit „Zufallstäter“. Sie will dies auch nicht. Denn entsprechend dem Trend der juristischen Ausbildung folgt sie bewußt der exemplarischen Methode … Aufgrund dieser Auswahl werden in dem ersten Abschnitt Grundbegriffe, Ansätze und deren Wandlungen in einem Allgemeinen Teil der Kriminologie zusammengefaßt … In einem Besonderen Teil werden nach exemplarischer Methode einzelne Fragestellungen und ausgewählte kriminologische Sachverhalte zu vertiefen gesucht. Dabei soll jeweils die Einheitlichkeit des Ansatzes angestrebt werden. Damit ist gemeint, sowohl den Rechtsbrecher als auch die soziale Reaktion wie schließlich die Täter-Opfer-Beziehung mit in die Analyse einzubeziehen. Schließlich beabsichtigt die Einführung auch die Vertiefung kriminalpolitischen Denkens. Sie versteht sich damit traditionell als Beitrag zu einer rationalen Rechtspolitik.
Freiburg, im Januar 1971 Günther Kaiser
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