Die friedfertige Polizistin? Die Praxis der Deeskalation aus der Sicht von Männern und Frauen im Streifendienst
Die Vorstellung, dass Frauen körperliche Gewalt anwenden, besonders innerhalb von Institutionen des staatlichen Gewaltmonopols, ist in unserem Kulturkreis immer noch für viele befremdlich. Dass sich auf dem Gebiet von Gewalt traditionelle Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit noch sehr hartnäckig behaupten, spiegelt sich sowohl in frauenfeindlichen als auch in feministischen Diskursen und Praxen wider. So war und ist die Frage, ob Frauen sich mit Waffen an Konflikten beteiligen oder stattdessen zur Verhinderung gewalttätiger Auseinandersetzungen beitragen sollten, ein wichtiges Thema feministischer Debatten. Während dabei einige die besondere Fähigkeit und Verpflichtung von Frauen zur Verhinderung von Gewalt hervorheben und durch biologistische Zuschreibungen, durch historisch gewachsene Geschlechterverhältnisse oder durch die gesellschaftliche Rolle als Mütter zu begründen suchen, entlarven andere die vermeintliche Friedfertigkeit als „patriarchalen Mythos“. Letztere wenden u. a. ein, dass es viele historische Beispiele gibt, in denen Frauen sehr wohl auch Gewalt anwendeten oder unterstützten. Zudem machen sie darauf aufmerksam, dass der Ausschluss von Frauen von der Waffengewalt diese von bedeutenden gesellschaftlichen Institutionen und Ressourcen (wie Bildung, Arbeit und politische Einflussnahme) fernhält. Nicht zuletzt kritisieren sie am Rückgriff auf die vermeintliche Friedfertigkeit von Frauen, dass solche Argumentationen bestimmte stereotype Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit aufrecht erhalten, mit denen Benachteiligungen von Frauen und gewalttätiges Handeln von Männern legitimiert werden.1
Auch im Zusammenhang mit der Institution Polizei spielen solche Annahmen über die „Friedfertigkeit“ von Frauen eine bedeutende Rolle. In der öffentlichen und polizeiinternen Diskussion um die Notwendigkeit oder Unmöglichkeit weiblicher Polizisten werden solche stereotypen Zuschreibungen als Pro- und Contra- Argumente genutzt. Hier spiegelt sich die Ambivalenz der Polizeiarbeit wider: 1
Wird die Funktion der Polizei als Gewaltanwenderin betont, dann wird um die physische und psychische Dienstfähigkeit der Frauen gestritten. Geht es jedoch um den konfliktschlichtenden, deeskalierenden und dienstleistenden Aspekt der Arbeit, werden die Frauen fast einhellig für die besseren Polizisten gehalten.
Seit den 1970er Jahren erhofften Polizeiführungskräfte durch die schrittweise Aufhebung des Ausschlusses von Frauen aus vielen bundesdeutschen Polizeibereichen positive Effekte hinsichtlich Gewaltvermeidung, Kommunikation, Motivation, Akzeptanz bei der Bevölkerung etc. Bemerkenswert ist, dass diese Aspekte nun in gegenwärtigen Reformbestrebungen für die Polizei an Bedeutung gewinnen. Die bundesweit ähnliche Umorientierung in Richtung „Dienstleistungsunternehmen Polizei“ steht im Kontext allgemeiner Reformen der öffentlichen Verwaltung. In ihnen geht es einerseits um ein neues Verständnis gegenüber den BürgerInnen, die die PolizistInnen im Idealfall wie KundInnen betrachten und an deren Bedürfnisse sie die eigene Arbeit orientieren sollten. Andererseits - und hier liegt der Schwerpunkt der Umgestaltungen - geht es um die verstärkte Berücksichtigung von wirtschaftlichen Aspekten um die knappen finanziellen und personellen Ressourcen besser nutzen zu können.1
Vor diesem Hintergrund sind auch die Überlegungen von Polizeiführungskräften zu sehen, bei denen es um die Anwendung des so genannten Deeskalierenden Einsatzmodells durch StreifenpolizistInnen, das heißt BeamtInnen im Wach- und Wechseldienst, geht. Neben einer Verstärkung von „positiven Inhalten“, wie Auskünfte und Hilfestellungen, soll in eher konfliktgeladenen Situationen das Bemühen um Deeskalation an Bedeutung gewinnen. Damit wird nicht nur angestrebt, das Ansehen in der Bevölkerung zu verbessern, sondern auch organisatorische Gründe sprechen dafür: Durch Vermeidung von Eskalationen wird erhofft, Zeit einzusparen (etwa durch einen geringeren Verwaltungsaufwand und weniger Gerichtstermine), den Personalausfall durch in Einsätzen verletzte, dienstunfähige PolizistInnen zu verringern und Einsätze erfolgreicher durchzuführen. Um dies zu erreichen, sollten die StreifenbeamtInnen ihre Aufträge eher kommunikativ als mit Einsatz physischer Gewalt erfüllen und, wenn möglich, potentiell eskalierende Situationen nicht entstehen lassen.2
In diesem Beitrag werde ich der Frage nachgehen, wie Geschlechterverhält- nisse in der Organisation und der Umgang mit Gewalt verbunden sind und wie sich dies konkret in der Praxis ausgestaltet. Hierbei soll es nicht darum gehen zu zeigen, ob Frauen qua Geschlecht im Vergleich zu Männern friedfertiger sind. Stattdessen geht es eher darum, ob ein bestimmter Umgang mit Gewalt dazu genutzt wird, sich als Mann oder Frau darzustellen und zu fühlen sowie asymmetrische Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen zu (re-) produzieren, zu legitimieren oder auch abzubauen.
Konkret werde ich anhand von Beispielen der Frage nachgehen, welche
Bedeutung Deeskalation und physische Gewalt im Alltag von PolizistInnen des Wach- und Wechseldienstes hat. Lassen sich die oben geschilderten Erwartungen an die Frauen, die Polizeiführungskräfte äußerten, in den Erfahrungen von Streifenpolizistinnen wiederfinden? Oder erscheinen Arbeitsziele wie Kommunikation und Gewaltvermeidung jetzt als „geschlechtsneutral“ und somit auch für Männer relevant? Welche Auswirkungen hat dies für die Stellung der Polizistinnen in der Organisation?
Um diese Fragen beantworten zu können, werde ich einleitend vor dem Hintergrund einiger theoretischer Grundlagen zum Thema „Geschlecht und Organisation“ kurz die Entwicklungen des Integrationsprozesses von Frauen in die Polizei skizzieren. Danach werde ich einige Ergebnisse einer eigenen Untersuchung in Brandenburg vorstellen. Diese zeigen, welchen Stellenwert Gewalt aus Sicht von StreifenpolizistInnen im Alltag hat und wie sie diese aktiv vermeiden (können). An den Beispielen der Zusammensetzung der Streifenteams und den Einsätzen bei familiären Konflikten werde ich erläutern, wie wichtig Gewalt für die Wahrnehmung und Bewertung von Männern und Frauen in der Polizei und Arbeitsteilungen unter weiblichen und männlichen Polizisten ist.
Organisation und Geschlecht
Die folgenden Überlegungen basieren auf Erkenntnissen der Geschlechterfor- schung. Diese hat schon vor Jahren gezeigt, dass nicht davon auszugehen ist, dass es überhistorisch und kulturell unabhängig bestimmte Merkmale gibt, die alle Männer grundsätzlich von allen Frauen unterscheiden. Stattdessen ist das, was Frauen und Männer jeweils ausmacht, kultur-, zeit- und kontextspezifisch verschieden. Zudem ist Geschlecht im Verhältnis zu anderen Ordnungskategorien (wie Alter, Herkunft, Hautfarbe, Bildung etc.) unterschiedlich bedeutsam und kann mehr oder weniger starke Hierarchisierungen der Genusgruppen zur Folge haben. Geschlecht ist nicht etwas Naturgegebenes, sondern wird immer wieder in sozialen Prozessen produziert und für das eigene Selbst, für das Zusammenleben und soziale Strukturen erst bedeutsam gemacht. So wird Geschlecht beispielsweise durch eine bestimmte Art der Kleidung, der Sprache, des Umgangs mit dem eigenen Körper und des Ausführens bestimmter Tätigkeiten erst selbst erlebt und für andere wahrnehmbar.1 Dazu kann eben auch gehören, Gewalt anzuwenden oder sie zu vermeiden.
Doch dies geschieht immer eingebettet in bestimmte Kontexte. Organisationen, wie die Polizei, können dabei eine große Rolle spielen. Sie beeinflussen sowohl die Definition dessen, was als männlich oder weiblich gilt, als auch die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, sie bergen gegenüber der Gesamtgesellschaft ein eigenes Potential zur Herstellung, Stabilisierung oder auch zu Veränderung und Abbau von Asymmetrien in den Geschlechterverhältnissen.
„Geschlecht und Organisation“ ist bereits ein wichtiges Thema der Frauen-
und Geschlechterforschung, an das ich hier anschließen kann.1 Diese Arbeiten zeigen, dass Frauen historisch aus vielen Organisationen und Berufen sowie von bedeutenden Positionen ausgeschlossen waren. Viele Studien lassen erkennen, dass sich die Aufteilung in Männer- und Frauenberufe nicht durch die Arbeitsinhalte erklären lässt, da sie historisch und kulturell unterschiedlich ausgestaltet ist. Statt der Inhalte ist der Status der Berufe ausschlaggebend: Frauenarbeit bedeutet im Allgemeinen weniger Prestige, schlechtere Bezahlung, ungünstigere Arbeitszeiten, unsichere Arbeitsverträge, niedrigere Positionierung in Hierarchien etc.2
Die deutsche Polizei ist in dieser Hinsicht besonders interessant, da hier seit den 1970er Jahren starke Veränderungen stattfinden. Frauen waren zwar seit jeher in der Polizei tätig, beispielsweise als Schreibkräfte, Köchinnen oder Putzfrauen, die mitunter auch Tätigkeiten wie die Durchsuchung von Festgenommenen durchführten.3 Die Arbeit als Polizistinnen in der Schutzpolizei wurde ihnen jedoch in der BRD bis teilweise in die 1990er Jahre - je nach Region und Polizeieinheit zeitlich und inhaltlich unterschiedlich - verwehrt.4 Entscheidend für die Öffnung vieler Bereiche der Polizei für Frauen waren nicht etwa Gerechtig- keits- und Gleichberechtigungsfragen sondern Effizienzabwägungen. Befürchtete Nachwuchsprobleme waren hier die Hauptantriebskraft.5 Das Ende des breiten Frauenausschlusses steht aber auch im Zusammenhang mit allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen, wie der steigenden Frauenerwerbstätigkeit und rechtlichen Veränderungen, die dem Ausschluss und der Diskriminierung von Frauen entgegenwirken sollen.
Die Situation von Frauen in der Volkspolizei der DDR ist meines Wissens nach wissenschaftlich noch weitgehend unerforscht.6 7 In den neuen Bundesländern wurden die Polizeiorganisationen nach dem Ende der DDR sowohl personell als auch strukturell mit Hilfe der alten Bundesländer und nach westlichem Vorbild grundlegend neu organisiert. Seit der Wende gibt es für Männer und Frauen die gleiche Ausbildung und keine offiziellen Beschränkungen für bestimmte Tätigkeiten oder Positionen.11
Trotz rechtlich gleicher Möglichkeiten und erster gleichstellungspolitischer Maßnahmen sind gegenwärtig Frauen in bestimmten Polizeieinheiten und in Führungspositionen noch stark unterrepräsentiert. Doch auch hier sind Veränderungen sichtbar. In der gesamten brandenburgischen Polizei beispielsweise steigt der Frauenanteil seit der Wende kontinuierlich und lag zum Zeitpunkt meiner Untersuchung im Jahre 2001 bei 18,5 %.8 In dem von mir untersuchten Polizeiprä
sidium lag er mit 20,7 % leicht darüber und war speziell im dortigen Wach- und Wechseldienst mit 32,6 % sogar noch höher. In Hinblick auf die Hierarchieebenen ist die Tendenz jedoch ambivalent. Einerseits stieg auf den mittleren Hierarchieebenen der Frauenanteil besonders stark. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei den neu ausgebildeten PolizistInnen, unter denen besonders viele Frauen zu finden sind, der Anteil des gehobenen Dienstes sehr hoch liegt. Andererseits ist der Frauenanteil im höheren Dienst, also auf den oberen Hierarchieebenen, teilweise rückgängig.1
Forschungen zu Organisation und Geschlecht haben auch gezeigt, dass jenseits von offiziellen Verboten andere Mechanismen wirken, die Frauen benachteiligen oder ausschließen. Solche lassen sich auch für die Polizei ausmachen: So sind beispielsweise Merkmale von Arbeitsplätzen, Arbeitszeit- und Laufbahnregelungen, die Organisation der Weiterbildung etc. auf typische männliche Lebenssituationen und Biographien zugeschnitten. Dadurch benachteiligen sie Personen, die Familienangehörige betreuen und pflegen - also meist Frauen.2 In der Polizei als Männerdomäne haben sich zudem männerbündische Strukturen, Umgangsformen und Verhaltensweisen etabliert, die den Frauen die Arbeit erschweren können. Dass Polizistinnen laut einer Studie von 19973 die am häufigsten von sexueller Belästigung betroffene Berufsgruppe ist, ist sicher nur ein besonders eklatanter Ausdruck dessen.
Ein weiterer wichtiger Mechanismus, der zu Benachteiligungen führen kann, ist, dass in Organisationen (oder Teilen dieser) bestimmte Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit konstruiert werden, die Einfluss auf Verhaltenserwartungen und Identitätskonstruktionen haben.4 Gelten hier bestimmte Tätigkeiten, Sprach- und Verhaltensweisen, Mimik etc. als weiblich bzw. männlich, sind die Möglichkeiten, sich als Mann bzw. Frau darzustellen und zu fühlen vorstrukturiert. Dies hat Folgen für die sozial akzeptierten Handlungsmöglichkeiten der Organisationsmitglieder. So legen Untersuchungen (fast) ausschließlich aus Männern bestehender Polizeieinheiten nahe, dass das Drohen mit Gewalt oder deren Anwendung eine wichtige Ressource zur Darstellung und Bestätigung der eigenen männlichen Identität sein kann. Diese Funktion können aber auch andere Aspekte der Polizeiarbeit wie Schutz, Verantwortung oder Gemeindebezug erfüllen.5
Neuere Studien zeigen jedoch zudem, dass Geschlecht nicht immer und in
jeder Situation für die Handlungsmöglichkeiten und die Zuweisung von sozialen Chancen der Organisationsmitglieder relevant ist und sich die Situation von Frauen eher als ambivalent und nicht als durchgehende Benachteiligung beschreiben lässt.1 Gerade in Phasen verstärkten Wandels von Organisationen sind Verschiebungen in den Geschlechterverhältnissen möglich. Verändert sich in der Organisation Polizei das Verhältnis zur Anwendung physischer Gewalt, kann dies weitreichende Folgen haben: Es können sich neue Arbeitsinhalte ergeben, formelle und informelle Arbeitsteilungen zwischen Polizisten und Polizistinnen können sich wandeln, Verschiebungen in den Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen sind möglich und andere Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit können entstehen. Ob es solche Veränderungen in der Praxis wirklich gibt und ob Frauen dabei Status und Handlungsspielraum gewinnen oder verlieren und welche Rolle Geschlecht bei der Verteilung und Ausübung von Arbeit spielt, dies habe ich empirisch erforscht.
Auch im Zusammenhang mit der Institution Polizei spielen solche Annahmen über die „Friedfertigkeit“ von Frauen eine bedeutende Rolle. In der öffentlichen und polizeiinternen Diskussion um die Notwendigkeit oder Unmöglichkeit weiblicher Polizisten werden solche stereotypen Zuschreibungen als Pro- und Contra- Argumente genutzt. Hier spiegelt sich die Ambivalenz der Polizeiarbeit wider: 1
Wird die Funktion der Polizei als Gewaltanwenderin betont, dann wird um die physische und psychische Dienstfähigkeit der Frauen gestritten. Geht es jedoch um den konfliktschlichtenden, deeskalierenden und dienstleistenden Aspekt der Arbeit, werden die Frauen fast einhellig für die besseren Polizisten gehalten.
Seit den 1970er Jahren erhofften Polizeiführungskräfte durch die schrittweise Aufhebung des Ausschlusses von Frauen aus vielen bundesdeutschen Polizeibereichen positive Effekte hinsichtlich Gewaltvermeidung, Kommunikation, Motivation, Akzeptanz bei der Bevölkerung etc. Bemerkenswert ist, dass diese Aspekte nun in gegenwärtigen Reformbestrebungen für die Polizei an Bedeutung gewinnen. Die bundesweit ähnliche Umorientierung in Richtung „Dienstleistungsunternehmen Polizei“ steht im Kontext allgemeiner Reformen der öffentlichen Verwaltung. In ihnen geht es einerseits um ein neues Verständnis gegenüber den BürgerInnen, die die PolizistInnen im Idealfall wie KundInnen betrachten und an deren Bedürfnisse sie die eigene Arbeit orientieren sollten. Andererseits - und hier liegt der Schwerpunkt der Umgestaltungen - geht es um die verstärkte Berücksichtigung von wirtschaftlichen Aspekten um die knappen finanziellen und personellen Ressourcen besser nutzen zu können.1
Vor diesem Hintergrund sind auch die Überlegungen von Polizeiführungskräften zu sehen, bei denen es um die Anwendung des so genannten Deeskalierenden Einsatzmodells durch StreifenpolizistInnen, das heißt BeamtInnen im Wach- und Wechseldienst, geht. Neben einer Verstärkung von „positiven Inhalten“, wie Auskünfte und Hilfestellungen, soll in eher konfliktgeladenen Situationen das Bemühen um Deeskalation an Bedeutung gewinnen. Damit wird nicht nur angestrebt, das Ansehen in der Bevölkerung zu verbessern, sondern auch organisatorische Gründe sprechen dafür: Durch Vermeidung von Eskalationen wird erhofft, Zeit einzusparen (etwa durch einen geringeren Verwaltungsaufwand und weniger Gerichtstermine), den Personalausfall durch in Einsätzen verletzte, dienstunfähige PolizistInnen zu verringern und Einsätze erfolgreicher durchzuführen. Um dies zu erreichen, sollten die StreifenbeamtInnen ihre Aufträge eher kommunikativ als mit Einsatz physischer Gewalt erfüllen und, wenn möglich, potentiell eskalierende Situationen nicht entstehen lassen.2
In diesem Beitrag werde ich der Frage nachgehen, wie Geschlechterverhält- nisse in der Organisation und der Umgang mit Gewalt verbunden sind und wie sich dies konkret in der Praxis ausgestaltet. Hierbei soll es nicht darum gehen zu zeigen, ob Frauen qua Geschlecht im Vergleich zu Männern friedfertiger sind. Stattdessen geht es eher darum, ob ein bestimmter Umgang mit Gewalt dazu genutzt wird, sich als Mann oder Frau darzustellen und zu fühlen sowie asymmetrische Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen zu (re-) produzieren, zu legitimieren oder auch abzubauen.
Konkret werde ich anhand von Beispielen der Frage nachgehen, welche
Bedeutung Deeskalation und physische Gewalt im Alltag von PolizistInnen des Wach- und Wechseldienstes hat. Lassen sich die oben geschilderten Erwartungen an die Frauen, die Polizeiführungskräfte äußerten, in den Erfahrungen von Streifenpolizistinnen wiederfinden? Oder erscheinen Arbeitsziele wie Kommunikation und Gewaltvermeidung jetzt als „geschlechtsneutral“ und somit auch für Männer relevant? Welche Auswirkungen hat dies für die Stellung der Polizistinnen in der Organisation?
Um diese Fragen beantworten zu können, werde ich einleitend vor dem Hintergrund einiger theoretischer Grundlagen zum Thema „Geschlecht und Organisation“ kurz die Entwicklungen des Integrationsprozesses von Frauen in die Polizei skizzieren. Danach werde ich einige Ergebnisse einer eigenen Untersuchung in Brandenburg vorstellen. Diese zeigen, welchen Stellenwert Gewalt aus Sicht von StreifenpolizistInnen im Alltag hat und wie sie diese aktiv vermeiden (können). An den Beispielen der Zusammensetzung der Streifenteams und den Einsätzen bei familiären Konflikten werde ich erläutern, wie wichtig Gewalt für die Wahrnehmung und Bewertung von Männern und Frauen in der Polizei und Arbeitsteilungen unter weiblichen und männlichen Polizisten ist.
Organisation und Geschlecht
Die folgenden Überlegungen basieren auf Erkenntnissen der Geschlechterfor- schung. Diese hat schon vor Jahren gezeigt, dass nicht davon auszugehen ist, dass es überhistorisch und kulturell unabhängig bestimmte Merkmale gibt, die alle Männer grundsätzlich von allen Frauen unterscheiden. Stattdessen ist das, was Frauen und Männer jeweils ausmacht, kultur-, zeit- und kontextspezifisch verschieden. Zudem ist Geschlecht im Verhältnis zu anderen Ordnungskategorien (wie Alter, Herkunft, Hautfarbe, Bildung etc.) unterschiedlich bedeutsam und kann mehr oder weniger starke Hierarchisierungen der Genusgruppen zur Folge haben. Geschlecht ist nicht etwas Naturgegebenes, sondern wird immer wieder in sozialen Prozessen produziert und für das eigene Selbst, für das Zusammenleben und soziale Strukturen erst bedeutsam gemacht. So wird Geschlecht beispielsweise durch eine bestimmte Art der Kleidung, der Sprache, des Umgangs mit dem eigenen Körper und des Ausführens bestimmter Tätigkeiten erst selbst erlebt und für andere wahrnehmbar.1 Dazu kann eben auch gehören, Gewalt anzuwenden oder sie zu vermeiden.
Doch dies geschieht immer eingebettet in bestimmte Kontexte. Organisationen, wie die Polizei, können dabei eine große Rolle spielen. Sie beeinflussen sowohl die Definition dessen, was als männlich oder weiblich gilt, als auch die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, sie bergen gegenüber der Gesamtgesellschaft ein eigenes Potential zur Herstellung, Stabilisierung oder auch zu Veränderung und Abbau von Asymmetrien in den Geschlechterverhältnissen.
„Geschlecht und Organisation“ ist bereits ein wichtiges Thema der Frauen-
und Geschlechterforschung, an das ich hier anschließen kann.1 Diese Arbeiten zeigen, dass Frauen historisch aus vielen Organisationen und Berufen sowie von bedeutenden Positionen ausgeschlossen waren. Viele Studien lassen erkennen, dass sich die Aufteilung in Männer- und Frauenberufe nicht durch die Arbeitsinhalte erklären lässt, da sie historisch und kulturell unterschiedlich ausgestaltet ist. Statt der Inhalte ist der Status der Berufe ausschlaggebend: Frauenarbeit bedeutet im Allgemeinen weniger Prestige, schlechtere Bezahlung, ungünstigere Arbeitszeiten, unsichere Arbeitsverträge, niedrigere Positionierung in Hierarchien etc.2
Die deutsche Polizei ist in dieser Hinsicht besonders interessant, da hier seit den 1970er Jahren starke Veränderungen stattfinden. Frauen waren zwar seit jeher in der Polizei tätig, beispielsweise als Schreibkräfte, Köchinnen oder Putzfrauen, die mitunter auch Tätigkeiten wie die Durchsuchung von Festgenommenen durchführten.3 Die Arbeit als Polizistinnen in der Schutzpolizei wurde ihnen jedoch in der BRD bis teilweise in die 1990er Jahre - je nach Region und Polizeieinheit zeitlich und inhaltlich unterschiedlich - verwehrt.4 Entscheidend für die Öffnung vieler Bereiche der Polizei für Frauen waren nicht etwa Gerechtig- keits- und Gleichberechtigungsfragen sondern Effizienzabwägungen. Befürchtete Nachwuchsprobleme waren hier die Hauptantriebskraft.5 Das Ende des breiten Frauenausschlusses steht aber auch im Zusammenhang mit allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen, wie der steigenden Frauenerwerbstätigkeit und rechtlichen Veränderungen, die dem Ausschluss und der Diskriminierung von Frauen entgegenwirken sollen.
Die Situation von Frauen in der Volkspolizei der DDR ist meines Wissens nach wissenschaftlich noch weitgehend unerforscht.6 7 In den neuen Bundesländern wurden die Polizeiorganisationen nach dem Ende der DDR sowohl personell als auch strukturell mit Hilfe der alten Bundesländer und nach westlichem Vorbild grundlegend neu organisiert. Seit der Wende gibt es für Männer und Frauen die gleiche Ausbildung und keine offiziellen Beschränkungen für bestimmte Tätigkeiten oder Positionen.11
Trotz rechtlich gleicher Möglichkeiten und erster gleichstellungspolitischer Maßnahmen sind gegenwärtig Frauen in bestimmten Polizeieinheiten und in Führungspositionen noch stark unterrepräsentiert. Doch auch hier sind Veränderungen sichtbar. In der gesamten brandenburgischen Polizei beispielsweise steigt der Frauenanteil seit der Wende kontinuierlich und lag zum Zeitpunkt meiner Untersuchung im Jahre 2001 bei 18,5 %.8 In dem von mir untersuchten Polizeiprä
sidium lag er mit 20,7 % leicht darüber und war speziell im dortigen Wach- und Wechseldienst mit 32,6 % sogar noch höher. In Hinblick auf die Hierarchieebenen ist die Tendenz jedoch ambivalent. Einerseits stieg auf den mittleren Hierarchieebenen der Frauenanteil besonders stark. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei den neu ausgebildeten PolizistInnen, unter denen besonders viele Frauen zu finden sind, der Anteil des gehobenen Dienstes sehr hoch liegt. Andererseits ist der Frauenanteil im höheren Dienst, also auf den oberen Hierarchieebenen, teilweise rückgängig.1
Forschungen zu Organisation und Geschlecht haben auch gezeigt, dass jenseits von offiziellen Verboten andere Mechanismen wirken, die Frauen benachteiligen oder ausschließen. Solche lassen sich auch für die Polizei ausmachen: So sind beispielsweise Merkmale von Arbeitsplätzen, Arbeitszeit- und Laufbahnregelungen, die Organisation der Weiterbildung etc. auf typische männliche Lebenssituationen und Biographien zugeschnitten. Dadurch benachteiligen sie Personen, die Familienangehörige betreuen und pflegen - also meist Frauen.2 In der Polizei als Männerdomäne haben sich zudem männerbündische Strukturen, Umgangsformen und Verhaltensweisen etabliert, die den Frauen die Arbeit erschweren können. Dass Polizistinnen laut einer Studie von 19973 die am häufigsten von sexueller Belästigung betroffene Berufsgruppe ist, ist sicher nur ein besonders eklatanter Ausdruck dessen.
Ein weiterer wichtiger Mechanismus, der zu Benachteiligungen führen kann, ist, dass in Organisationen (oder Teilen dieser) bestimmte Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit konstruiert werden, die Einfluss auf Verhaltenserwartungen und Identitätskonstruktionen haben.4 Gelten hier bestimmte Tätigkeiten, Sprach- und Verhaltensweisen, Mimik etc. als weiblich bzw. männlich, sind die Möglichkeiten, sich als Mann bzw. Frau darzustellen und zu fühlen vorstrukturiert. Dies hat Folgen für die sozial akzeptierten Handlungsmöglichkeiten der Organisationsmitglieder. So legen Untersuchungen (fast) ausschließlich aus Männern bestehender Polizeieinheiten nahe, dass das Drohen mit Gewalt oder deren Anwendung eine wichtige Ressource zur Darstellung und Bestätigung der eigenen männlichen Identität sein kann. Diese Funktion können aber auch andere Aspekte der Polizeiarbeit wie Schutz, Verantwortung oder Gemeindebezug erfüllen.5
Neuere Studien zeigen jedoch zudem, dass Geschlecht nicht immer und in
jeder Situation für die Handlungsmöglichkeiten und die Zuweisung von sozialen Chancen der Organisationsmitglieder relevant ist und sich die Situation von Frauen eher als ambivalent und nicht als durchgehende Benachteiligung beschreiben lässt.1 Gerade in Phasen verstärkten Wandels von Organisationen sind Verschiebungen in den Geschlechterverhältnissen möglich. Verändert sich in der Organisation Polizei das Verhältnis zur Anwendung physischer Gewalt, kann dies weitreichende Folgen haben: Es können sich neue Arbeitsinhalte ergeben, formelle und informelle Arbeitsteilungen zwischen Polizisten und Polizistinnen können sich wandeln, Verschiebungen in den Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen sind möglich und andere Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit können entstehen. Ob es solche Veränderungen in der Praxis wirklich gibt und ob Frauen dabei Status und Handlungsspielraum gewinnen oder verlieren und welche Rolle Geschlecht bei der Verteilung und Ausübung von Arbeit spielt, dies habe ich empirisch erforscht.
Deeskalation aus Praxissicht
Die empirische Untersuchung über den Zusammenhang von Organisationsentwicklungen und Geschlechterverhältnissen am Beispiel der Polizei in Brandenburg, auf die ich mich im folgenden beziehen werde, führte ich im Jahr 2001 durch. Sie basierte auf einem akteurszentrierten, organisationssoziologischen Ansatz2 und war qualitativ angelegt. Das von mir gewählte sehr offene Vorgehen bot sich auch deshalb an, weil das Thema Geschlecht und Polizei in Deutschland zum damaligen Zeitpunkt kaum untersucht war.3
Mit Einverständnis der Polizeiführung befragte ich während der Dienstzeit auf 2 Wachen in einer größeren brandenburgischen Stadt insgesamt 5 Frauen und 4 Männer, die sich freiwillig zu einem Gespräch bereit erklärten. Die von mir geführten teilstandardisierten, leitfadengestützten Interviews dauerten zwischen 40 und 90 Minuten und konzentrierten sich inhaltlich auf neuere Polizeientwicklungen am Beispiel von „Bürgernähe“, den Arbeitsalltag und die Zusammenarbeit von Frauen und Männern. Die transkribierten Interviews wertete ich anlehnend an die „Grounded Theory“4 aus.
Die Interviews geben keine Auskunft über die realen Handlungen der Befragten, sie ermöglichen jedoch den Blick auf die die Handlungen anleitenden Einstellungs- und Deutungsmuster, Interessen, wahrgenommenen Handlungsspielräume, Erfahrungen und Selbstreflexionen. Einige Ergebnisse der Analyse dieser Interviews möchte ich nun im Folgenden darstellen.
Die deutschen Polizeiorganisationen sind jeweils länderspezifisch aufgebaut und in sich stark ausdifferenziert.1 Hier werde ich mich auf einen kleinen, relativ homogenen Ausschnitt konzentrieren. Die befragten PolizistInnen gehören der Schutzpolizei an und sind dort speziell im Wach- und Wechseldienst tätig. Die jüngeren haben nach ihrer Ausbildung in der Polizeischule die erste Dienstzeit (bis zu zwei Jahre) in der Bereitschaftspolizei verbracht, die vor allem in Großeinsätzen wie bei Demonstrationen oder Sportereignissen aktiv wird. Die dienstälteste Befragte war schon zu DDR-Zeiten in der Polizei tätig. Die anderen sind Quereinsteiger, haben nach der Wende den Beruf gewechselt um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, und arbeiteten bis zum Zeitpunkt der Interviews nur im Wach- und Wechseldienst.
Der Arbeitsalltag der untersuchten StreifenpolizistInnen ist vor allem durch (meist unspektakuläre) Einsätze im Funkstreifenwagen geprägt. Dabei arbeiten sie in der Regel zu zweit ihnen zugeteilte Aufträge ab oder werden selbständig aktiv. Daneben verbringen sie einige Zeit auf der Wache, um beispielsweise Schreibarbeiten auszuführen.2 Gewalttätige Auseinandersetzungen spielen zwar in den Polizeigesetzen und Vorschriften sowie in der Ausbildung eine große Rolle, sind im Alltag jedoch selten.
Obwohl sich StreifenpolizistInnen am unteren Ende der Polizeihierarchie befinden, also als Befehlsempfängerinnen bei wichtigen Entscheidungen kaum einbezogen sind, ist ihre tägliche Arbeit von viel Autonomie geprägt. Gerade für den Umgang mit der Bevölkerung sind die Kontrollmöglichkeiten der Vorgesetzten äußerst gering.
Das Verhältnis zwischen Polizistinnen und der Bevölkerung stellt sich als sehr ambivalent dar: Einerseits sind sie gefragt als Unterstützung, wenn Bürgerinnen ihr Recht verletzt sehen und/oder Hilfe benötigen, andererseits können die Bürgerinnen selbst durch Polizistinnen als unrechtmäßig Agierende angesehen und in einem bestimmten Rahmen bestraft werden. Die interaktion von Polizistinnen mit nichtpolizeilichen Akteuren ist asymmetrisch, d. h. Polizisten haben in ihr mehr Macht.3 Dies ist auf die ihnen zur Verfügung stehenden polizeispezifischen Ressourcen zurückzuführen. Sie verfügen über kulturelles Kapi- tal4 (in Ausbildung und Praxis erworbene besondere Kenntnisse und Fähigkeiten) und über soziales Kapital, denn sie können gegebenenfalls auf die Hilfe anderer Polizistlnnen und Teilen der Bevölkerung zurückgreifen. Zudem profitieren sie von spezifi schen (materiellen und symbolischen) Kapitalien der Organisation Polizei, sie nutzen deren Ausstattung mit Arbeitsgeräten, Waffen, Räumlichkeiten etc. und haben die Legitimation, in bestimmten Situationen physische Gewalt anzuwenden. Deeskalation bedeutet in diesem Zusammenhang, von „Gewaltanwendung“ abzusehen und stattdessen andere Ressourcen (wie kommunikative
Kompetenz) einzusetzen, um Konflikte zu vermeiden beziehungsweise gewaltfrei zu lösen.
Wahrnehmung von Gewalt
Die Befragten meiner Studie berichten in ihren Erzählungen über den Wach- und Wechseldienst alle von einem sehr gespannten Verhältnis zu Teilen der Bevölkerung und von vielen potentiell eskalierenden Situationen. Offene Gewaltausübung ist in ihren Ausführungen dagegen sehr selten. In den Interviews zeigen sich jedoch große Unterschiede: Gewalt wird von einigen als durchaus wichtig eingeschätzt. So beschreibt sich ein Befragter als durch seine Position als Streifenpolizist nicht selten von Teilen der Bevölkerung bedroht und manchmal gezwungen, Gewalt einzusetzen. Seine im gleichen Aufgabengebiet arbeitende Kollegin, die Dienstälteste meines Samples, sagt dagegen zum Thema Gewaltanwendung: „da habe ich keine Erfahrung, weil ich's ja nie hatte“.
Die unterschiedliche Wahrnehmung von Gewalt legt nahe, nicht nur das Verhalten in Gewaltsituationen zu untersuchen, sondern die Entstehungsbedingungen solcher Situationen genauer zu betrachten und dabei die spezifischen Wahrnehmungen, Interessen und erfahrenen Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen polizeilichen AkteurInnen zu beleuchten.
Alle Befragten sind sich bewusst, dass ihr eigenes Handeln entscheidend zum Gelingen einer friedlichen Interaktion zwischen Polizei und Bevölkerung beiträgt und verweisen auf Kollegen, deren unangebrachtes Verhalten zur Entstehung gewalttätiger Auseinandersetzungen geführt hat. Für die eigene Ablehnung eines solchen Verhaltens sprechen aus Sicht der Befragten einerseits spezifische Gründe in der Position als StreifenbeamtIn, wie der erhöhte Arbeitsaufwand (Schreibarbeiten) und drohende Konsequenzen für die eigene Berufskarriere (durch Dienstaufsichtsbeschwerden). Andererseits sind sie in der Regel auch persönlich an einer freundlichen Interaktion mit dem polizeilichen Gegenüber interessiert.
Ein kurzer Vergleich der Ausführungen des Polizeimeisters Erik L.1 (Mitte zwanzig) und seiner Kollegin, der Polizeiobermeisterin Simone K. (Mitte vierzig), soll nun kurz verdeutlichen, wie trotz gleichem Aufgabengebiet unterschiedliche Sichtweisen auf die Relevanz von Gewalt für den eigenen Arbeitsalltag zustande kommen können. Simone K. antwortete auf meine Frage zum Thema Gewaltanwendung im Dienst:
Körperliche Auseinandersetzungen sind selten. Also ich persönlich habe sie selten gesehen. Wie gesagt, das ist halt eben auch immer so ein bisschen persönlichkeitsabhängig, weil jeder Kollege reagiert anders. Und meine persönliche Erfahrung dazu ist, ich kann den Leuten körperlich nicht viel entgegensetzen, maximal dass ich mit einem Überraschungseffekt irgendwas starten könnte, aber wenn der daneben geht, ist sowieso Sense. Also folge dessen verlasse ich mich lieber auf meine Überredungskunst. Damit komme ich dann auch eher klar.
Hier wird deutlich, dass die wahrgenommenen persönlichen Fähigkeiten sehr entscheidend für das Auftreten der PolizistInnen in potentiell eskalierenden Situationen ist. Simone K. unterstreicht ihr besonderes Können im Bereich des Redens. Auf ihre hohe kommunikative Kompetenz führt sie die Seltenheit körperlicher Auseinandersetzungen zurück. Dagegen ist physische Gewalt für sie keine Handlungsalternative, da sie sich dem körperlich nicht gewachsen sieht.
Auch Erik L. bezeichnet Sprache als das „höchste Gut, was wir als Polizisten haben, weil mit Sprache regelt man alles“. Doch in anderen Interviewpassagen ist zu erkennen, das er auf diesem Gebiet mit Defiziten zu kämpfen hat. So hütete er sich vor Streitgesprächen, denen er sich oft nicht gewachsen fühlt:
Dann hat man viele Streitgespräche auf der Straße wo man im Endeffekt dann sich nach einer gewissen Zeit, wenn man oft gestritten hat, dann lässt man das irgendwann sein. Dann zieht man seine Maßnahmen durch. Weil das bringt nichts. Man zerredet die ganze Sache und im Endeffekt kommt das so, dass einem das Wort im Mund umgedreht wird, beziehungsweise dann die ganze Sache umgedreht wird. Und dann liegt wieder eine Beschwerde hier.
Hier wird ein weiterer Aspekt deutlich, der für Kommunikation und Gewaltanwendung bedeutsam ist. Erik L. zieht seine Maßnahmen durch, geht also keine Kompromisse ein und nutzt stattdessen die ganze ihm in seiner Funktion als Polizist zur Verfügung stehende Breite der Handlungsmöglichkeiten, bis hin zu Gewaltanwendung aus. So berichtet er auf meine Frage nach Gewaltanwendungen im Streifendienst auch von einer gewaltsamen Festnahme eines aggressiven Verkehrssünders.
Demgegenüber erzählt Simone K. nicht nur, dass sie mit „einem mehr oder weniger längeren Gespräch“ fast immer erfolgreich aufgebrachte und gewaltbereite Personen zu Ruhe und Einsicht bringen kann, sondern auch, dass sie zu diesem Zweck auf die vollständige Durchsetzung ihrer Interessen in ihrer Funktion als Polizistin verzichtet. So versucht sie „da 'n gesundes Mittelmaß zu finden zwischen dem, was man erreichen will und zwischen dem Anliegen, was der Bürger hat“.
Während Erik L. Gewalthandeln als Handlungsalternative in Betracht zieht (im Interview sogar nicht ohne Stolz Beispiele dafür erzählt), somit nur bestimmte Kompromisse eingehen muss und Defizite in der Kommunikationsfähigkeit überdecken kann, sieht Simone K. diese Handlungsoption für sich nicht. Stattdes- sen erfährt sie kommunikative Konfliktlösung als erfolgreiche Strategie, zu der sie für sich keine Alternativen sieht.
Auch die anderen Fälle bestätigen, was hier an den beiden Fällen Simone K. und Erik L. exemplarisch dargestellt wurde: Gewaltvermeidung ist eng mit persönlichen Kompetenzen und der Bereitschaft zum Verzicht auf Teile der eigenen Handlungsmacht verbunden. Aufgrund des geringen Umfanges meines Untersuchungssamples lassen sich aber keine statistischen Aussagen darüber machen, ob sich Frauen und Männer in dieser Hinsicht unterschiedlich verhalten. Zwar lassen sich bei den von mir Befragten sehr wohl geschlechtsspezifische Tendenzen
in der Wahrnehmung und im Verhalten vermuten, von typischen Arbeitsweisen „der Frauen“ oder „der Männer“ lässt sich aufgrund starker Unterschiede innerhalb der Genusgruppen jedoch nicht sprechen.
So distanziert sich auch ein älterer Befragter von physischer Konfrontation, in seinen Erzählungen über die eigene Arbeit spielt sie auch kaum eine Rolle. Für andere dagegen ist Gewaltanwendung ein wichtiger Teil des eigenen Berufsverständnisses. Dementsprechend sagt sein etwas jüngerer Kollege, dass es gewalttätige Situationen gibt, „wo dann eben ganz einfach auch mal das Gehirn wegschaltet und ganz einfach man mal rein geht“. Die deutlichsten Distanzierungen gegenüber Gewalthandeln als Handlungsalternative sind zwar bei den befragten Frauen zu finden, dies liegt allerdings nicht immer in der Wahrnehmung der eigenen körperlichen Fähigkeiten begründet. So schätzt sich beispielsweise eine Polizeikommissarin (Mitte zwanzig) als körperlich gleich stark wie ihre männlichen Kollegen ein, distanziert sich jedoch ausdrücklich von Gewalthandlungen: „ich bin hier nicht auf Arbeit, um irgendwelchen Leuten die Fresse zu polieren oder irgendwelche Zwangsmaßnahmen durchzuführen“.
Ebenso lassen sich auch das kommunikative Verhalten und die Kompromissbereitschaft nicht als männlicher oder weiblicher Arbeitsstil pauschalisieren. Alle Befragten betonen, dass es wichtig ist, gute sprachliche Fähigkeiten zu besitzen. Vor allem bei den Männern erscheinen die geschilderten Gespräche jedoch eher standardisiert, einseitig und als unangenehm empfunden. Dennoch gibt es auch Verweise auf männliche Kollegen, die sich gern und geschickt mit der Bevölkerung unterhalten. Kompromisse werden nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern geschildert (auch sie drücken mal ein Auge zu), sie werden jedoch von den Frauen noch stärker betont. Eine jüngere Polizeikommissarin geht in ihrer Einschätzung sogar noch weiter als Simone K.: „Es gibt auch Sachen, wo man einfach sagen muss, ok, dann verliere ich halt. Das muss man auch können, man kann nicht immer gewinnen. Also man muss da auch zurückstecken können“. Diese Aussage zeigt, dass die Unterschiede in der Handlungsmacht zwischen Polizistinnen und Bürgerinnen erheblich relativiert werden. in der interaktion kann es nicht nur zu einer Kompromisslösung kommen, im Ex- tremfall kommen die Interessen der PolizistInnen gar nicht mehr zum Tragen, die PolizistIn verliert.
Es lässt sich also resümieren, dass aus Sicht der Befragten für deeskalierendes Handeln große kommunikative Fähigkeiten, die Bereitschaft zu Kompromissen und Machtverzicht auf Seiten der PolizistInnen nötig sind. Die allgemeinen Erzählungen über Gewaltanwendung lassen neben Gemeinsamkeiten auch tendenzielle Unterschiede zwischen Männern und Frauen erkennen. Im nächsten Schritt soll gezeigt werden, welche Rolle Gewalt für Arbeitsteilungen und geschlechtliche Zuschreibungen, also Erwartungen an die Fähigkeiten und Handlungsweisen von Frauen und Männern spielt. Dies wird besonders bei den Themen Frauenstreifen und Einsätzen bei Familienstreitigkeiten deutlich.
Defizitdiskurs: Frauenstreifen
Reine Frauenstreifen sind in der untersuchten Stadt keine Seltenheit. Trotzdem stellen einige Befragte fest, dass die Vorgesetzen bei der Zusammenstellung der Streifenteams Unterschiede zwischen Frauen und Männern machen. Einige sowohl männliche als auch weibliche InterviewpartnerInnen waren der Meinung, nachts sollten Frauen nicht ohne männliche Begleitung arbeiten. Damit übereinstimmend berichtet der Polizeiobermeister Torsten W. (Anfang 30), der als stellvertretender Wachdienstführer teilweise auch selbst Streifenteams zusammenstellt, dass in der Regel nachts keine reinen Frauenstreifen organisiert werden. Dies begründet er folgendermaßen:
Was wir ungern machen, ist Frauen zusammen fahren lassen, weil da ist wieder das Problem Gewalt. Richtig Gewalt lösen können Männer ein bisschen besser. Ganz einfach weil wir gewalttätig auch werden können, als Frauen. Mit dem Quatschen ist in Ordnung, aber wenn es eben zur Sache geht und die stehen da beide da, kann es natürlich 'n bisschen ärgerlicher aussehen, als wenn ein Mann dazwischen steht Und darum machen wir das ungern. Am Tag ja, am Tag wenn sie normale Aufträge fahren, ist das normal. Und da wie gesagt alles gleichberechtigt. Aber sonst, in der Nacht, machen wir das ungern, weil dort das Gewaltpotential ganz einfach höher ist, durch trinken und so weiter.
Frauen können also, wie hier behauptet wird, anders als Männer, nicht gewalttätig werden. Ihre kommunikative Kompetenz wird zwar durchaus anerkannt, die Wortwahl „Quatschen“ macht jedoch deutlich, dass sie aus Sicht von Torsten W. weniger Wert hat als das Gewalthandeln. In für wichtig erachteten Bereichen, da, wo es zur Sache geht, zählt für ihn die Kompetenz der Männer, also auch seine eigene. Geht es nicht zur Sache, handelt es sich nur um normale Aufträge, können auch zwei Frauen zusammen ihren Dienst verrichten.
Bei dieser Aufgabenzuweisung fällt erstens auf, dass im Umgang mit potentiellen Gewaltsituationen die Fähigkeit zur Gewaltvermeidung (und die dazu notwendigen Kompetenzen) weniger ausschlaggebend sind als die Fähigkeit zur Gewaltanwendung (die bei erfolgreicher Deeskalation gar nicht nötig wäre). Zweitens wenden Torsten W. und seine KollegInnen das individuelle Kriterium Gewaltfähigkeit hier nicht individuell, sondern verallgemeinernd für ganze Gruppen an. Sie nehmen keine Rücksicht darauf, ob der einzelne Mann oder die einzelne Frau diesen Kriterien wirklich entspricht. Die in den Ausführungen weiter oben offensichtlich gewordenen Unterschiede zwischen Frauen und Männern untereinander werden in diesem Kontext nicht beachtet.
Neben der Zusammenstellung der Streifenteams wird, so zwei männliche Befragte, auch bei der Vergabe von Aufträgen durch die Leitstelle, die telefonisch eingegangene Notrufe weiterleitet, auf das Geschlecht der PolizistInnen geachtet. So erklärt Erik L., dass bei einer potentiell eskalierenden Situationen nicht zwei Frauen allein entsandt werden. Stattdessen schickte die Leitstelle, „entsprechende Leute hin wo sie sagen die werden damit fertig“. Wiederum werden Frauen als unfähig für Gewaltanwendungen angesehen. Frauenstreifen werden dadurch abgewertet, dass ihnen ein hoch bewerteter Teil der Polizeiarbeit verwehrt wird.
Eine potentielle Symbolfunktion der Frauenstreife wird so unmöglich gemacht: Dass Frauen auch ohne die Hilfe von Männern als vollwertige PolizistInnen arbeiten können, erscheint in diesem Licht unmöglich.
Am weitesten geht Peter S. mit der Annahme, dass nicht nur Frauenstreifen besondere Aufgaben verwehrt bleiben, sondern dass sogar gemischte Streifen gesondert behandelt werden: „Wenn wir jetzt bestimmte Aufträge kriegen, und der Einsatzbearbeiter der der weiß, na Schlägerei, was weiß ich fünf Mann, dann schickt er eben nicht 'n Wagen wo 'ne Frau mit drauf ist“. Hier wird der an anderer Stelle gelobte deeskalierende Beitrag von Frauen überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen. Stattdessen wird ein Bereich von ,Männerarbeit‘ geschaffen, zu dem Frauen keinen Zugang haben. Ob diese Geschichten den realen Arbeitszuweisungen entsprechen ist an dieser Stelle nicht zu prüfen, ihre symbolische Bedeutung ist jedoch offensichtlich.
Dieser Ausschluss von Frauen aus bestimmten Arbeitsbereichen und der begrenzte Einsatz von Frauenstreifen stößt auf die Zustimmung vieler Frauen. Auch eine junge Polizeikommissarin, die sich selbst durchaus als zur Gewaltanwendung fähig beschreibt, lehnt Frauenstreifen mit den gleichen Stereotypisierungen über Frauen und Männer ab, von denen sie sich selbst jedoch ausschließt. Für sie ist es „besser mit also mit 'nem Mann zu fahren, als mit 'ner Frau, also ich fühle mich dann auch mehr beschützt“. Fraglich bleibt, wie weit sich Frauen diesem Konsens über die verminderte Gewaltfähigkeit von Frauen auch entziehen können.
Positivdiskurs: Arbeitsteilungen bei familiären Konflikten
Neben diesen Ausführungen, in denen es um die Nachteile durch verminderte Gewaltfähigkeit von Frauen geht, finden sich in den Interviews auch Beispiele für besonders positive Einschätzungen der Anwesenheit von Frauen im Polizeidienst, vor allem bei Familienstreitigkeiten.
Einsätze bei familiären Konflikten kommen in den frei erzählten Alltagserzählungen dreier Frauen vor, nicht aber in denen der Männer. Angesprochen auf das Thema Frauen und Männer in der Polizei greifen aber auch drei der männlichen Befragten und eine weitere Frau auf dieses Thema zurück. Dies kann auf Arbeitsteilungen und unterschiedlichen Stellenwert dieser Tätigkeiten für das eigene Berufsverständnis hinweisen.
So wird das polizeiliche Vorgehen in solchen Einsätzen auch sehr unterschiedlich geschildert. Auffällig ist, dass die befragten Männer von Handlungsroutinen berichten, in denen die Rollen von Männern und Frauen relativ starr festgelegt sind. In der konkreten Ausgestaltung sind diese Routinen jedoch teilweise vollkommen gegensätzlich.
Der Polizeiobermeister Peter S. (Mitte 40) schildert die Arbeitsteilung folgendermaßen:
Die Situation haben wir oft, wenn wir jetzt zum Beispiel Ehestreitigkeit haben oder so. Wenn da jetzt ein Kollege und eine Kollegin hinfährt, meistens ist es dann so, dass die Kollegin dann mit dem Mann, dass die den runter holt und ich dann mit der Frau, das trennen wir dann so. Ja, gibt es auch, die Erfahrung haben wir auch schon
gemacht, wenn da eine Frau bei ist, okay, dann machen sich manche Sachen leichter.
Bei Peter S. spricht die Kollegin mit dem Mann, holt ihn runter. Der Ehemann wird also als aggressiver Part angesehen, der durch die Arbeit der Polizistin beruhigt wird. Damit wird versucht, Gewalteinsatz zu vermeiden und die Fallbearbeitung, auch für ihren männlichen Kollegen, leichter zu machen. Unterdessen beschäftigt sich der Polizist mit der Ehefrau.
Anders schildern seine drei Kollegen die Arbeitsteilung. Torsten W. führt aus:
Ja, die Frau redet mit der Frau. Das ist das Einfachste, also, gerade so bei Streit zwischen Mann und Frau, wo wir eigentlich nicht zuständig sind, was rein Zivilrecht. Aber man muss sie ja versuchen zu beruhigen, da redet eben der Mann mit dem Mann und die Frau mit der Frau. Weil es redet sich einfacher. Weil der Mann, der gerade mit seiner Frau gesprochen hat, kann nicht von einer Frau angesprochen werden. Dann oder in seltensten Fällen, dann kriegt er gleich wieder „eh was willst du denn“. Das ist normal. Und das ist schon ganz angenehm, wenn eine Frau da ist, die dann eben die Frau weg nimmt. Weil die öffnet sich dann auch bei einer Frau eher.
Beim Mann, dann sagt sie vielleicht, es war gar nichts. Aber mit einer Frau dann geht das. Das ist schon vorteilhafter. Gerade in solchen Situationen, wo dann also gerade Frauen Geschädigte sind oder Frauen beteiligt sind, sagen wir mal beteiligt sind. Da ist es eigentlich sehr gut, dass eine Frau oder öfters bei ist, das ist schon ganz angenehm, weil sie eben besser untereinander reden können, als wir.
Torsten W. behauptet, dass er eigentlich für Familienstreitigkeiten nicht zuständig sei.1 Auch wenn diese Arbeit nicht in sein Verständnis von Polizeiarbeit passt, kann er sich dieser aber trotzdem nicht entledigen. Wie in der Schilderung von Peter S. wird auch hier kommunikativ versucht zu beruhigen, jedoch nicht nur den Ehemann. Im Gegensatz zu Peter S.‘ Routine sprechen hier die Männer und die Frauen jeweils untereinander. Eine andere Konstellation hält Torsten W. für unpraktikabel, da erstens ein streitender Ehemann die Autorität einer Polizistin selbstverständlich nicht anerkennen würde (Das ist normal). Zweitens wird die Kommunikation mit Frauen als problematisch erfahren. Die Tatsache, so von der Interaktion mit Frauen entlastet zu sein und unter Männern arbeiten zu können, empfindet er als angenehm.
Ähnlich wie Torsten W. schildern auch zwei weitere junge Kollegen die Arbeitsteilung bei familiären Konflikten. Die Gegenwart einer Frau wird als positiv bewertet, weil sie den Männern die Interaktion mit Frauen abnimmt.2 Im Unter
schied zu Torsten W. betonen die beiden jedoch, dass Frauen oft die Opfer solcher Konflikte sind, mit denen besonders sensibel umgegangen werden sollte. Und eben dieses „gefühlsbetonte Eingehen“ wird den Kolleginnen übertragen. Dafür wird den Polizistinnen auch mehr „Verständnis“ und „Einfühlungsvermögen“ zugeschrieben. An anderer Stelle sagt auch Torsten W.:
Eine Frau hat auch eine gewisse weichere Ader teilweise, so dass es geht. Bei uns ist es halt ein bisschen - man ist auch ab und zu weich, aber nicht ganz so doll. Die verstehen denn ab und zu auch den Bürger und dann wird mal Händchen gehalten
und dann ist die Welt in Ordnung. Das sieht immer- für uns ist das, als Mann macht man das nicht so gern.
Obwohl Torsten W. auch in seiner Arbeit Elemente erkennt, in denen er weich ist, verortet er diese Eigenschaft eher bei den Frauen. Trösten und das Aufbringen von Verständnis macht er nicht so gern, denn dies widerspricht seinem Konzept von Männlichkeit.
In der Variante von Peter S. findet diese Art der Selbstdarstellung als „harter“ und emotionsloser Mann kaum Platz, hier steht das Ringen um eine Deeskalation im Vordergrund. Die beschriebenen Regelungen der drei anderen Polizisten ermöglichen es ihnen dagegen, ihre Arbeit als eine Arbeit unter Männern zu präsentieren und sich darin als konform mit ihren Männlichkeitsidealen darzustellen. Dies tun sie, indem sie sich in ihren Geschichten von Frauen als die Anderen und Gefühlvolleren abgrenzen. Da solche „Gefühlsarbeit“ mit Opfern von einigen Befragten als emotional belastend beschrieben wird, würde eine Regelung, die diese Arbeit pauschal den Frauen zuteilt, in der Praxis die Arbeit von Polizistinnen sehr anstrengend machen.1 Zudem werden Männer nicht angehalten, sich wichtige soziale Kompetenzen anzueignen und diese einzusetzen.
Ganz anders wird das Vorgehen in Familienstreitigkeiten von den befragten Polizistinnen geschildert. Auch die Polizeikommissarin Yvonne D. (Mitte zwanzig) schätzt die Möglichkeit einer „Rollenverteilung“, wenn sie mit einem männlichen Streifenpartner zusammenarbeitet. Dies erachtet sie besonders bei „Familienstreitigkeiten zwischen Mann und Frau“ als wichtig. Die Rollenverteilung hängt von zwei Faktoren ab: einerseits von ihrem Kollegen und andererseits von den betroffenen BürgerInnen. Zum ersten Faktor sagt sie, dass es keiner expliziten Aushandlungsprozesse bedarf: „Man muss sich da nicht groß absprechen, man das ist irgendwie drinnen, ich weiß mit dem kann ich so und so mit dem kann ich so und so und der macht lieber so und so und so so geht das“. Während in den
Erzählungen der Männer die Interessen und Fähigkeiten der Kolleginnen keine Rolle spielen, wird die hier erzählte Rollenverteilung von den konkreten Kollegen abhängig gemacht. Neben den Kollegen richtet sich das von Yvonne D. erzählte Vorgehen auch nach den beteiligten BürgerInnen:
Man merkt auch alleine, wenn man schon vor der Tür steht, zu wem wenden sich die Bürger mehr. Es gibt Leute, die sehen dann an dem einen mehr Verständnis als an dem andern. Und dann unterhalten sie sich mit dem halt besser. Dann weiß der andere genau, okay und kümmert sich um die anderen Leute und fertig.
Hier beschreibt sie es als ein potentielles Bedürfnis der BürgerInnen, lieber mit einem Mann oder einer Frau zu sprechen. Dies erleichtert die Kommunikation und die BürgerInnen fühlen sich besser verstanden. Als eine mögliche Konstellation, die besonders zur Deeskalation beitragen kann, beschreibt sie das Gespräch zwischen der Polizistin und dem Ehemann:
Man kann zum Beispiel als Frau diese ganze Spannung nehmen. Wenn man sich mit dem Mann unterhält, kann man den zum Beispiel von seiner Gewaltbereitschaft runterbringen. Wenn man da zum Beispiel einen Mann mit einem Mann gegenüberstellt, kann es schon sein, dass die anfangen, ihre Kräfte da gegenseitig zu messen. Da bist du als Frau dann doch schon ein bisschen, na kannst schon das so ein bisschen runter rücken. Das ist mitunter ganz angenehm.
Yvonne D. beschreibt ihren eigenen deeskalierenden Einfluss, den sie im Umgang mit Männern anwendet, die Gewaltbereitschaft zeigen. Doch die Ursache für Gewaltausbrüche sieht sie nicht nur bei den Bürgern, sondern auch bei ihren Kollegen: Diese beteiligen sich möglicherweise an einem Kräftemessen unter Männern. Damit sagt sie implizit, dass sie sich an solchen Kämpfen nicht beteiligt. Bei der beschriebenen Deeskalation arbeitet Yvonne D. also an zwei Fronten: mit gewaltbereiten Bürgern und Kollegen. An dieser Gewaltvermeidung hat sie eigene Interessen, sie kann ihre Arbeit mitunter ganz angenehm machen.
Auch ihre Kolleginnen beschreiben die Einsätze bei Familienstreitigkeiten als sehr flexibel. Um einen möglichst komplikationslosen Ablauf des Einsatzes zu gewährleisten, richten sie sich nach den Bedürfnissen der BürgerInnen. Da diese Schilderungen sich stark von denen der Männer unterscheiden, jedoch in diesen Situationen Männer und Frauen zusammenarbeiten, wird bedeutend, wer seinen Arbeitsstil in der jeweiligen Situation durchsetzten kann. Yvonne D. ist noch sehr jung, beschreibt sich an anderer Stelle als relativer Neuling und als daran interessiert, von älteren, praxiserfahrenen Kollegen lernen zu können. Auch im obigen Zitat zeigt sich, dass sie sich oft nach ihren Kollegen richtet. Auf den untersuchten Wachen sind die Frauen im Durchschnitt neun Jahre jünger1 und Neulinge haben häufig Schwierigkeiten, sich gegen ältere Kollegen durchzusetzen. Daher ist davon auszugehen, dass Frauen oftmals auch weniger Chancen haben, ihre Interessen und
Arbeitsweisen im Zusammenspiel mit ihren Kollegen zu verwirklichen.1 Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass gemischtgeschlechtliche Teams in bestimmten Situationen von Frauen und Männern als besonders vorteilhaft angesehen werden. Während hier für die Männer Geschlecht immer bedeutend bei der Arbeitsteilung von männlichen und weiblichen StreifenbeamtInnen ist und diese Arbeitsteilung festen Mustern folgt, wird Geschlecht bei den Frauen als ein potentiell einsetzbarer Unterschied angesehen und die Arbeitsteilung eher als flexibel geschildert.
Die Bedeutung des Geschlechts der PolizistInnen bei der Konfrontation mit familiären Konflikten ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass hier die Gefahr eskalierender Gewalt besonders stark wahrgenommen wird. Mit Hilfe der Streifenkollegin können Polizisten also sowohl Gewalt vermeiden, indem sie ihre Kollegin zur Deeskalation einsetzen, als auch Gewalt ermöglichen, indem die Polizistin einen ungestörten Kontakt unter Männern gewährleistet. Frauen sehen hier Möglichkeiten, ihre deeskalierenden Fähigkeiten anzuwenden. Allerdings ist dieser Einsatzbereich von viel ,Gefühlsarbeit‘ mit den Opfern und Gesprächen mit Frauen geprägt. Diese emotional teilweise stark belastende Arbeit übertragen Männern gern ihren weiblichen Kollegen.
Die geschilderten Arbeitsteilungen werden nicht gleichberechtigt zwischen Männern und Frauen vereinbart. Stattdessen scheinen Frauen auch die Interessen ihrer Kollegen zu berücksichtigen, während Männer sich kaum nach ihren Kolleginnen richten. Damit haben Polizistinnen weniger Möglichkeiten, ihre favorisierte Arbeitsweise durchzusetzen.
Fazit
Abschließend fasse ich die hier vertretenen Thesen kurz zusammen: Gewaltvermeidung ist tägliche Praxis der befragten Männer und Frauen. Trotz Erzählungen über Einzelfälle und der teilweisen zentralen Stellung von Gewaltanwendung für das eigene Berufsverständnis, ist Gewaltanwendung im Alltag der Befragten sehr selten. Dies ist jedoch eher auf pragmatische Gründe zurückzuführen als auf fundierte Kenntnisse von und Interesse an von der Polizeiführung anvisierten Veränderungen.
Voraussetzung für Deeskalation ist aus Sicht der StreifenbeamtInnen kommunikatives Geschick, Kompromissfähigkeit und der Verzicht auf autoritäres Auftreten. Die befragten Frauen stellen sich in den Interviews auch tatsächlich als kommunikativer, flexibler und kompromissbereiter dar und werden auch so von ihren Kollegen beschrieben. Jedoch bemühen sich auch männliche Streifenbeamte in unterschiedlichem Ausmaße um friedliche Interaktionen mit der Bevölkerung.
Trotz gewaltfähiger Frauen und Männern, die nicht an Gewaltanwendung interessiert sind, wird Gewaltfähigkeit pauschal Männern und Deeskalation ver
allgemeinernd Frauen zugeschrieben. So wird die Darstellung als männlicher Mann durch einzelne Gewaltanwendungen möglich. Auffällig ist in diesem Zu- sammenhang, dass bei Männern, die ihr eigenes Bemühen um gewaltlose Konfliktlösung herausstellen, Gewalt dann wieder wichtig wird, wenn es um die Abgrenzung und Abwertung von Frauen geht.
In den Interviews wird von informellen und formellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungen berichtet. In den geschilderten Verfahren zur Zusammenstellung der Streifenteams und bei der Auftragsvergabe wird mit dem Verweis auf Gewaltfähigkeit, nicht jedoch auf Fähigkeiten zur Deeskalation, auf das Geschlecht geachtet. Frauen erscheinen hier als defizitäre Polizisten, an deren Einsatzfähigkeit Zweifel geäußert werden, Männer als die qua Geschlecht Fähigeren. Trotz der unterschiedlichen Zuschreibungen von Fähigkeiten zu Männern und Frauen und bei einigen Polizisten erkennbaren Nachholbedarf hinsichtlich kommunikativer Kompetenzen fi ndet sich kein Defizitdiskurs über reine Männerstreifen.
Gemischte Streifenteams werden in bestimmten Situationen sowohl von Polizistinnen als auch von Polizisten als vorteilhaft wahrgenommen. In ihren Geschichten ist auch zu erkennen, dass es ein Bedürfnis der Bevölkerung sein kann, zwischen weiblichen und männlichen Polizeibeamten als AnsprechpartnerInnen wählen zu können. Polizisten in gemischten Streifenteams profitieren in einigen Situationen bewusst von deeskalierenden Kolleginnen, in anderen Fällen nutzen sie die Anwesenheit weiblicher Kolleginnen auch dazu, sich von der unbeliebten und emotional belastenden Arbeit mit Frauen, Kindern und Opfern zu entledigen und „unter Männern“ zu arbeiten und dabei autoritär (und selten auch gewalttätig) auftreten zu können.
Sollten solche Arbeitsteilungen tatsächlich stattfinden, wäre damit ein Prozess wirksam, den man mit Erving Goffman als „institutionelle Reflexivität“1 bezeichnen könnte: Arbeitsteilungen werden als natürliche Folge des Unterschiedes zwischen den Geschlechtern angesehen, wobei sie eigentlich Mittel zur Anerkennung und Schaffung dieses Unterschiedes sind. Indem Frauen und Männern unterschiedliche Aufgaben zugewiesen werden, können sie sich auf unterschiedlichen Gebieten beweisen und sich unterschiedliche Fähigkeiten aneignen. Somit werden Differenzen zwischen Frauen und Männer geschaffen und sichtbar, die dann wiederum geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen legitimieren.
Für den Status von Frauen in der Organisation hat die Zuschreibung von Deeskalation zu Frauen eher negative Auswirkungen. Denn erstens ist diese Zuschreibung meist gepaart mit der Annahme, dass Polizistinnen zur Gewaltanwendung auch nicht fähig wären. In einem Umfeld, in dem noch immer die Vorstellung vorherrscht, dass ein vollwertiger Polizist bereit und fähig ist, Gewalt anzuwenden, bedeutet dies, dass Polizistinnen als zweitklassig angesehen werden. Zum zweiten funktioniert Deeskalation nur durch einen Verzicht auf große Teile der Handlungsmacht als PolizistIn. Wird dies vor allem von Polizistinnen verlangt und ausgeübt, bleiben Machtasymmetrien zwischen Männern und Frauen unangetastet.
Zwar gibt es in den Interviews auch andere Argumente, mit denen Abwertungen und Ausschlüsse von Frauen legitimiert werden (mögliche Schwangerschaften, Elternschaft, geringeres Alter), am bedeutendsten ist hierfür jedoch das Kriterium der Gewaltfähigkeit, dass eigentlich im Alltag nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Überbewertung dieses Kriteriums kann aber nicht nur Frauen, sondern auch Männer diskriminieren, die einem solchen Männlichkeitsideal nicht entsprechen. So stellte eine der Befragten in diesem Zusammenhang fest, bei der Bereitschaftspolizei würden „kleine ältere Männer [...] dann auch nicht so akzeptiert“.
Trotz der Verbindung von Deeskalation mit Weiblichkeit wird die Existenz weiblicher Polizisten keine all zu große Auswirkung auf die Bewertung der Deeskalation im Polizeidienst haben. Denn Polizistinnen werden einerseits von vielen potentiellen Gewaltsituationen ausgeschlossen bzw. meiden diese. Andererseits arbeiten sie hauptsächlich in Begleitung von Männern, wobei nicht zu erkennen ist, dass sie sich dort (auch ihrem oft jüngeren Alters geschuldet) mit ihrem Arbeitsstil durchzusetzen vermögen.
Allein die Anwesenheit von Frauen im Polizeidienst verändert also nicht den polizeilichen Umgang mit Gewalt. Dazu wäre stattdessen nötig, Ungleichbehandlungen zwischen Polizistinnen und Polizisten abzubauen und eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen zu fördern. Zudem wären neben institutionellen auch kulturelle Veränderungen nötig, die eine verstärkte Anerkennung sozialer Kompetenzen und die Abwertung von unnötiger Machtdemonstration bewirken. Dann wären auch für Männer Chancen und Notwendigkeiten da, sich stärker soziale Kompetenzen anzueignen und mit diesen dann physische Auseinandersetzungen zu vermeiden.
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Mit Einverständnis der Polizeiführung befragte ich während der Dienstzeit auf 2 Wachen in einer größeren brandenburgischen Stadt insgesamt 5 Frauen und 4 Männer, die sich freiwillig zu einem Gespräch bereit erklärten. Die von mir geführten teilstandardisierten, leitfadengestützten Interviews dauerten zwischen 40 und 90 Minuten und konzentrierten sich inhaltlich auf neuere Polizeientwicklungen am Beispiel von „Bürgernähe“, den Arbeitsalltag und die Zusammenarbeit von Frauen und Männern. Die transkribierten Interviews wertete ich anlehnend an die „Grounded Theory“4 aus.
Die Interviews geben keine Auskunft über die realen Handlungen der Befragten, sie ermöglichen jedoch den Blick auf die die Handlungen anleitenden Einstellungs- und Deutungsmuster, Interessen, wahrgenommenen Handlungsspielräume, Erfahrungen und Selbstreflexionen. Einige Ergebnisse der Analyse dieser Interviews möchte ich nun im Folgenden darstellen.
Die deutschen Polizeiorganisationen sind jeweils länderspezifisch aufgebaut und in sich stark ausdifferenziert.1 Hier werde ich mich auf einen kleinen, relativ homogenen Ausschnitt konzentrieren. Die befragten PolizistInnen gehören der Schutzpolizei an und sind dort speziell im Wach- und Wechseldienst tätig. Die jüngeren haben nach ihrer Ausbildung in der Polizeischule die erste Dienstzeit (bis zu zwei Jahre) in der Bereitschaftspolizei verbracht, die vor allem in Großeinsätzen wie bei Demonstrationen oder Sportereignissen aktiv wird. Die dienstälteste Befragte war schon zu DDR-Zeiten in der Polizei tätig. Die anderen sind Quereinsteiger, haben nach der Wende den Beruf gewechselt um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, und arbeiteten bis zum Zeitpunkt der Interviews nur im Wach- und Wechseldienst.
Der Arbeitsalltag der untersuchten StreifenpolizistInnen ist vor allem durch (meist unspektakuläre) Einsätze im Funkstreifenwagen geprägt. Dabei arbeiten sie in der Regel zu zweit ihnen zugeteilte Aufträge ab oder werden selbständig aktiv. Daneben verbringen sie einige Zeit auf der Wache, um beispielsweise Schreibarbeiten auszuführen.2 Gewalttätige Auseinandersetzungen spielen zwar in den Polizeigesetzen und Vorschriften sowie in der Ausbildung eine große Rolle, sind im Alltag jedoch selten.
Obwohl sich StreifenpolizistInnen am unteren Ende der Polizeihierarchie befinden, also als Befehlsempfängerinnen bei wichtigen Entscheidungen kaum einbezogen sind, ist ihre tägliche Arbeit von viel Autonomie geprägt. Gerade für den Umgang mit der Bevölkerung sind die Kontrollmöglichkeiten der Vorgesetzten äußerst gering.
Das Verhältnis zwischen Polizistinnen und der Bevölkerung stellt sich als sehr ambivalent dar: Einerseits sind sie gefragt als Unterstützung, wenn Bürgerinnen ihr Recht verletzt sehen und/oder Hilfe benötigen, andererseits können die Bürgerinnen selbst durch Polizistinnen als unrechtmäßig Agierende angesehen und in einem bestimmten Rahmen bestraft werden. Die interaktion von Polizistinnen mit nichtpolizeilichen Akteuren ist asymmetrisch, d. h. Polizisten haben in ihr mehr Macht.3 Dies ist auf die ihnen zur Verfügung stehenden polizeispezifischen Ressourcen zurückzuführen. Sie verfügen über kulturelles Kapi- tal4 (in Ausbildung und Praxis erworbene besondere Kenntnisse und Fähigkeiten) und über soziales Kapital, denn sie können gegebenenfalls auf die Hilfe anderer Polizistlnnen und Teilen der Bevölkerung zurückgreifen. Zudem profitieren sie von spezifi schen (materiellen und symbolischen) Kapitalien der Organisation Polizei, sie nutzen deren Ausstattung mit Arbeitsgeräten, Waffen, Räumlichkeiten etc. und haben die Legitimation, in bestimmten Situationen physische Gewalt anzuwenden. Deeskalation bedeutet in diesem Zusammenhang, von „Gewaltanwendung“ abzusehen und stattdessen andere Ressourcen (wie kommunikative
Kompetenz) einzusetzen, um Konflikte zu vermeiden beziehungsweise gewaltfrei zu lösen.
Wahrnehmung von Gewalt
Die Befragten meiner Studie berichten in ihren Erzählungen über den Wach- und Wechseldienst alle von einem sehr gespannten Verhältnis zu Teilen der Bevölkerung und von vielen potentiell eskalierenden Situationen. Offene Gewaltausübung ist in ihren Ausführungen dagegen sehr selten. In den Interviews zeigen sich jedoch große Unterschiede: Gewalt wird von einigen als durchaus wichtig eingeschätzt. So beschreibt sich ein Befragter als durch seine Position als Streifenpolizist nicht selten von Teilen der Bevölkerung bedroht und manchmal gezwungen, Gewalt einzusetzen. Seine im gleichen Aufgabengebiet arbeitende Kollegin, die Dienstälteste meines Samples, sagt dagegen zum Thema Gewaltanwendung: „da habe ich keine Erfahrung, weil ich's ja nie hatte“.
Die unterschiedliche Wahrnehmung von Gewalt legt nahe, nicht nur das Verhalten in Gewaltsituationen zu untersuchen, sondern die Entstehungsbedingungen solcher Situationen genauer zu betrachten und dabei die spezifischen Wahrnehmungen, Interessen und erfahrenen Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen polizeilichen AkteurInnen zu beleuchten.
Alle Befragten sind sich bewusst, dass ihr eigenes Handeln entscheidend zum Gelingen einer friedlichen Interaktion zwischen Polizei und Bevölkerung beiträgt und verweisen auf Kollegen, deren unangebrachtes Verhalten zur Entstehung gewalttätiger Auseinandersetzungen geführt hat. Für die eigene Ablehnung eines solchen Verhaltens sprechen aus Sicht der Befragten einerseits spezifische Gründe in der Position als StreifenbeamtIn, wie der erhöhte Arbeitsaufwand (Schreibarbeiten) und drohende Konsequenzen für die eigene Berufskarriere (durch Dienstaufsichtsbeschwerden). Andererseits sind sie in der Regel auch persönlich an einer freundlichen Interaktion mit dem polizeilichen Gegenüber interessiert.
Ein kurzer Vergleich der Ausführungen des Polizeimeisters Erik L.1 (Mitte zwanzig) und seiner Kollegin, der Polizeiobermeisterin Simone K. (Mitte vierzig), soll nun kurz verdeutlichen, wie trotz gleichem Aufgabengebiet unterschiedliche Sichtweisen auf die Relevanz von Gewalt für den eigenen Arbeitsalltag zustande kommen können. Simone K. antwortete auf meine Frage zum Thema Gewaltanwendung im Dienst:
Körperliche Auseinandersetzungen sind selten. Also ich persönlich habe sie selten gesehen. Wie gesagt, das ist halt eben auch immer so ein bisschen persönlichkeitsabhängig, weil jeder Kollege reagiert anders. Und meine persönliche Erfahrung dazu ist, ich kann den Leuten körperlich nicht viel entgegensetzen, maximal dass ich mit einem Überraschungseffekt irgendwas starten könnte, aber wenn der daneben geht, ist sowieso Sense. Also folge dessen verlasse ich mich lieber auf meine Überredungskunst. Damit komme ich dann auch eher klar.
Hier wird deutlich, dass die wahrgenommenen persönlichen Fähigkeiten sehr entscheidend für das Auftreten der PolizistInnen in potentiell eskalierenden Situationen ist. Simone K. unterstreicht ihr besonderes Können im Bereich des Redens. Auf ihre hohe kommunikative Kompetenz führt sie die Seltenheit körperlicher Auseinandersetzungen zurück. Dagegen ist physische Gewalt für sie keine Handlungsalternative, da sie sich dem körperlich nicht gewachsen sieht.
Auch Erik L. bezeichnet Sprache als das „höchste Gut, was wir als Polizisten haben, weil mit Sprache regelt man alles“. Doch in anderen Interviewpassagen ist zu erkennen, das er auf diesem Gebiet mit Defiziten zu kämpfen hat. So hütete er sich vor Streitgesprächen, denen er sich oft nicht gewachsen fühlt:
Dann hat man viele Streitgespräche auf der Straße wo man im Endeffekt dann sich nach einer gewissen Zeit, wenn man oft gestritten hat, dann lässt man das irgendwann sein. Dann zieht man seine Maßnahmen durch. Weil das bringt nichts. Man zerredet die ganze Sache und im Endeffekt kommt das so, dass einem das Wort im Mund umgedreht wird, beziehungsweise dann die ganze Sache umgedreht wird. Und dann liegt wieder eine Beschwerde hier.
Hier wird ein weiterer Aspekt deutlich, der für Kommunikation und Gewaltanwendung bedeutsam ist. Erik L. zieht seine Maßnahmen durch, geht also keine Kompromisse ein und nutzt stattdessen die ganze ihm in seiner Funktion als Polizist zur Verfügung stehende Breite der Handlungsmöglichkeiten, bis hin zu Gewaltanwendung aus. So berichtet er auf meine Frage nach Gewaltanwendungen im Streifendienst auch von einer gewaltsamen Festnahme eines aggressiven Verkehrssünders.
Demgegenüber erzählt Simone K. nicht nur, dass sie mit „einem mehr oder weniger längeren Gespräch“ fast immer erfolgreich aufgebrachte und gewaltbereite Personen zu Ruhe und Einsicht bringen kann, sondern auch, dass sie zu diesem Zweck auf die vollständige Durchsetzung ihrer Interessen in ihrer Funktion als Polizistin verzichtet. So versucht sie „da 'n gesundes Mittelmaß zu finden zwischen dem, was man erreichen will und zwischen dem Anliegen, was der Bürger hat“.
Während Erik L. Gewalthandeln als Handlungsalternative in Betracht zieht (im Interview sogar nicht ohne Stolz Beispiele dafür erzählt), somit nur bestimmte Kompromisse eingehen muss und Defizite in der Kommunikationsfähigkeit überdecken kann, sieht Simone K. diese Handlungsoption für sich nicht. Stattdes- sen erfährt sie kommunikative Konfliktlösung als erfolgreiche Strategie, zu der sie für sich keine Alternativen sieht.
Auch die anderen Fälle bestätigen, was hier an den beiden Fällen Simone K. und Erik L. exemplarisch dargestellt wurde: Gewaltvermeidung ist eng mit persönlichen Kompetenzen und der Bereitschaft zum Verzicht auf Teile der eigenen Handlungsmacht verbunden. Aufgrund des geringen Umfanges meines Untersuchungssamples lassen sich aber keine statistischen Aussagen darüber machen, ob sich Frauen und Männer in dieser Hinsicht unterschiedlich verhalten. Zwar lassen sich bei den von mir Befragten sehr wohl geschlechtsspezifische Tendenzen
in der Wahrnehmung und im Verhalten vermuten, von typischen Arbeitsweisen „der Frauen“ oder „der Männer“ lässt sich aufgrund starker Unterschiede innerhalb der Genusgruppen jedoch nicht sprechen.
So distanziert sich auch ein älterer Befragter von physischer Konfrontation, in seinen Erzählungen über die eigene Arbeit spielt sie auch kaum eine Rolle. Für andere dagegen ist Gewaltanwendung ein wichtiger Teil des eigenen Berufsverständnisses. Dementsprechend sagt sein etwas jüngerer Kollege, dass es gewalttätige Situationen gibt, „wo dann eben ganz einfach auch mal das Gehirn wegschaltet und ganz einfach man mal rein geht“. Die deutlichsten Distanzierungen gegenüber Gewalthandeln als Handlungsalternative sind zwar bei den befragten Frauen zu finden, dies liegt allerdings nicht immer in der Wahrnehmung der eigenen körperlichen Fähigkeiten begründet. So schätzt sich beispielsweise eine Polizeikommissarin (Mitte zwanzig) als körperlich gleich stark wie ihre männlichen Kollegen ein, distanziert sich jedoch ausdrücklich von Gewalthandlungen: „ich bin hier nicht auf Arbeit, um irgendwelchen Leuten die Fresse zu polieren oder irgendwelche Zwangsmaßnahmen durchzuführen“.
Ebenso lassen sich auch das kommunikative Verhalten und die Kompromissbereitschaft nicht als männlicher oder weiblicher Arbeitsstil pauschalisieren. Alle Befragten betonen, dass es wichtig ist, gute sprachliche Fähigkeiten zu besitzen. Vor allem bei den Männern erscheinen die geschilderten Gespräche jedoch eher standardisiert, einseitig und als unangenehm empfunden. Dennoch gibt es auch Verweise auf männliche Kollegen, die sich gern und geschickt mit der Bevölkerung unterhalten. Kompromisse werden nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern geschildert (auch sie drücken mal ein Auge zu), sie werden jedoch von den Frauen noch stärker betont. Eine jüngere Polizeikommissarin geht in ihrer Einschätzung sogar noch weiter als Simone K.: „Es gibt auch Sachen, wo man einfach sagen muss, ok, dann verliere ich halt. Das muss man auch können, man kann nicht immer gewinnen. Also man muss da auch zurückstecken können“. Diese Aussage zeigt, dass die Unterschiede in der Handlungsmacht zwischen Polizistinnen und Bürgerinnen erheblich relativiert werden. in der interaktion kann es nicht nur zu einer Kompromisslösung kommen, im Ex- tremfall kommen die Interessen der PolizistInnen gar nicht mehr zum Tragen, die PolizistIn verliert.
Es lässt sich also resümieren, dass aus Sicht der Befragten für deeskalierendes Handeln große kommunikative Fähigkeiten, die Bereitschaft zu Kompromissen und Machtverzicht auf Seiten der PolizistInnen nötig sind. Die allgemeinen Erzählungen über Gewaltanwendung lassen neben Gemeinsamkeiten auch tendenzielle Unterschiede zwischen Männern und Frauen erkennen. Im nächsten Schritt soll gezeigt werden, welche Rolle Gewalt für Arbeitsteilungen und geschlechtliche Zuschreibungen, also Erwartungen an die Fähigkeiten und Handlungsweisen von Frauen und Männern spielt. Dies wird besonders bei den Themen Frauenstreifen und Einsätzen bei Familienstreitigkeiten deutlich.
Defizitdiskurs: Frauenstreifen
Reine Frauenstreifen sind in der untersuchten Stadt keine Seltenheit. Trotzdem stellen einige Befragte fest, dass die Vorgesetzen bei der Zusammenstellung der Streifenteams Unterschiede zwischen Frauen und Männern machen. Einige sowohl männliche als auch weibliche InterviewpartnerInnen waren der Meinung, nachts sollten Frauen nicht ohne männliche Begleitung arbeiten. Damit übereinstimmend berichtet der Polizeiobermeister Torsten W. (Anfang 30), der als stellvertretender Wachdienstführer teilweise auch selbst Streifenteams zusammenstellt, dass in der Regel nachts keine reinen Frauenstreifen organisiert werden. Dies begründet er folgendermaßen:
Was wir ungern machen, ist Frauen zusammen fahren lassen, weil da ist wieder das Problem Gewalt. Richtig Gewalt lösen können Männer ein bisschen besser. Ganz einfach weil wir gewalttätig auch werden können, als Frauen. Mit dem Quatschen ist in Ordnung, aber wenn es eben zur Sache geht und die stehen da beide da, kann es natürlich 'n bisschen ärgerlicher aussehen, als wenn ein Mann dazwischen steht Und darum machen wir das ungern. Am Tag ja, am Tag wenn sie normale Aufträge fahren, ist das normal. Und da wie gesagt alles gleichberechtigt. Aber sonst, in der Nacht, machen wir das ungern, weil dort das Gewaltpotential ganz einfach höher ist, durch trinken und so weiter.
Frauen können also, wie hier behauptet wird, anders als Männer, nicht gewalttätig werden. Ihre kommunikative Kompetenz wird zwar durchaus anerkannt, die Wortwahl „Quatschen“ macht jedoch deutlich, dass sie aus Sicht von Torsten W. weniger Wert hat als das Gewalthandeln. In für wichtig erachteten Bereichen, da, wo es zur Sache geht, zählt für ihn die Kompetenz der Männer, also auch seine eigene. Geht es nicht zur Sache, handelt es sich nur um normale Aufträge, können auch zwei Frauen zusammen ihren Dienst verrichten.
Bei dieser Aufgabenzuweisung fällt erstens auf, dass im Umgang mit potentiellen Gewaltsituationen die Fähigkeit zur Gewaltvermeidung (und die dazu notwendigen Kompetenzen) weniger ausschlaggebend sind als die Fähigkeit zur Gewaltanwendung (die bei erfolgreicher Deeskalation gar nicht nötig wäre). Zweitens wenden Torsten W. und seine KollegInnen das individuelle Kriterium Gewaltfähigkeit hier nicht individuell, sondern verallgemeinernd für ganze Gruppen an. Sie nehmen keine Rücksicht darauf, ob der einzelne Mann oder die einzelne Frau diesen Kriterien wirklich entspricht. Die in den Ausführungen weiter oben offensichtlich gewordenen Unterschiede zwischen Frauen und Männern untereinander werden in diesem Kontext nicht beachtet.
Neben der Zusammenstellung der Streifenteams wird, so zwei männliche Befragte, auch bei der Vergabe von Aufträgen durch die Leitstelle, die telefonisch eingegangene Notrufe weiterleitet, auf das Geschlecht der PolizistInnen geachtet. So erklärt Erik L., dass bei einer potentiell eskalierenden Situationen nicht zwei Frauen allein entsandt werden. Stattdessen schickte die Leitstelle, „entsprechende Leute hin wo sie sagen die werden damit fertig“. Wiederum werden Frauen als unfähig für Gewaltanwendungen angesehen. Frauenstreifen werden dadurch abgewertet, dass ihnen ein hoch bewerteter Teil der Polizeiarbeit verwehrt wird.
Eine potentielle Symbolfunktion der Frauenstreife wird so unmöglich gemacht: Dass Frauen auch ohne die Hilfe von Männern als vollwertige PolizistInnen arbeiten können, erscheint in diesem Licht unmöglich.
Am weitesten geht Peter S. mit der Annahme, dass nicht nur Frauenstreifen besondere Aufgaben verwehrt bleiben, sondern dass sogar gemischte Streifen gesondert behandelt werden: „Wenn wir jetzt bestimmte Aufträge kriegen, und der Einsatzbearbeiter der der weiß, na Schlägerei, was weiß ich fünf Mann, dann schickt er eben nicht 'n Wagen wo 'ne Frau mit drauf ist“. Hier wird der an anderer Stelle gelobte deeskalierende Beitrag von Frauen überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen. Stattdessen wird ein Bereich von ,Männerarbeit‘ geschaffen, zu dem Frauen keinen Zugang haben. Ob diese Geschichten den realen Arbeitszuweisungen entsprechen ist an dieser Stelle nicht zu prüfen, ihre symbolische Bedeutung ist jedoch offensichtlich.
Dieser Ausschluss von Frauen aus bestimmten Arbeitsbereichen und der begrenzte Einsatz von Frauenstreifen stößt auf die Zustimmung vieler Frauen. Auch eine junge Polizeikommissarin, die sich selbst durchaus als zur Gewaltanwendung fähig beschreibt, lehnt Frauenstreifen mit den gleichen Stereotypisierungen über Frauen und Männer ab, von denen sie sich selbst jedoch ausschließt. Für sie ist es „besser mit also mit 'nem Mann zu fahren, als mit 'ner Frau, also ich fühle mich dann auch mehr beschützt“. Fraglich bleibt, wie weit sich Frauen diesem Konsens über die verminderte Gewaltfähigkeit von Frauen auch entziehen können.
Positivdiskurs: Arbeitsteilungen bei familiären Konflikten
Neben diesen Ausführungen, in denen es um die Nachteile durch verminderte Gewaltfähigkeit von Frauen geht, finden sich in den Interviews auch Beispiele für besonders positive Einschätzungen der Anwesenheit von Frauen im Polizeidienst, vor allem bei Familienstreitigkeiten.
Einsätze bei familiären Konflikten kommen in den frei erzählten Alltagserzählungen dreier Frauen vor, nicht aber in denen der Männer. Angesprochen auf das Thema Frauen und Männer in der Polizei greifen aber auch drei der männlichen Befragten und eine weitere Frau auf dieses Thema zurück. Dies kann auf Arbeitsteilungen und unterschiedlichen Stellenwert dieser Tätigkeiten für das eigene Berufsverständnis hinweisen.
So wird das polizeiliche Vorgehen in solchen Einsätzen auch sehr unterschiedlich geschildert. Auffällig ist, dass die befragten Männer von Handlungsroutinen berichten, in denen die Rollen von Männern und Frauen relativ starr festgelegt sind. In der konkreten Ausgestaltung sind diese Routinen jedoch teilweise vollkommen gegensätzlich.
Der Polizeiobermeister Peter S. (Mitte 40) schildert die Arbeitsteilung folgendermaßen:
Die Situation haben wir oft, wenn wir jetzt zum Beispiel Ehestreitigkeit haben oder so. Wenn da jetzt ein Kollege und eine Kollegin hinfährt, meistens ist es dann so, dass die Kollegin dann mit dem Mann, dass die den runter holt und ich dann mit der Frau, das trennen wir dann so. Ja, gibt es auch, die Erfahrung haben wir auch schon
gemacht, wenn da eine Frau bei ist, okay, dann machen sich manche Sachen leichter.
Bei Peter S. spricht die Kollegin mit dem Mann, holt ihn runter. Der Ehemann wird also als aggressiver Part angesehen, der durch die Arbeit der Polizistin beruhigt wird. Damit wird versucht, Gewalteinsatz zu vermeiden und die Fallbearbeitung, auch für ihren männlichen Kollegen, leichter zu machen. Unterdessen beschäftigt sich der Polizist mit der Ehefrau.
Anders schildern seine drei Kollegen die Arbeitsteilung. Torsten W. führt aus:
Ja, die Frau redet mit der Frau. Das ist das Einfachste, also, gerade so bei Streit zwischen Mann und Frau, wo wir eigentlich nicht zuständig sind, was rein Zivilrecht. Aber man muss sie ja versuchen zu beruhigen, da redet eben der Mann mit dem Mann und die Frau mit der Frau. Weil es redet sich einfacher. Weil der Mann, der gerade mit seiner Frau gesprochen hat, kann nicht von einer Frau angesprochen werden. Dann oder in seltensten Fällen, dann kriegt er gleich wieder „eh was willst du denn“. Das ist normal. Und das ist schon ganz angenehm, wenn eine Frau da ist, die dann eben die Frau weg nimmt. Weil die öffnet sich dann auch bei einer Frau eher.
Beim Mann, dann sagt sie vielleicht, es war gar nichts. Aber mit einer Frau dann geht das. Das ist schon vorteilhafter. Gerade in solchen Situationen, wo dann also gerade Frauen Geschädigte sind oder Frauen beteiligt sind, sagen wir mal beteiligt sind. Da ist es eigentlich sehr gut, dass eine Frau oder öfters bei ist, das ist schon ganz angenehm, weil sie eben besser untereinander reden können, als wir.
Torsten W. behauptet, dass er eigentlich für Familienstreitigkeiten nicht zuständig sei.1 Auch wenn diese Arbeit nicht in sein Verständnis von Polizeiarbeit passt, kann er sich dieser aber trotzdem nicht entledigen. Wie in der Schilderung von Peter S. wird auch hier kommunikativ versucht zu beruhigen, jedoch nicht nur den Ehemann. Im Gegensatz zu Peter S.‘ Routine sprechen hier die Männer und die Frauen jeweils untereinander. Eine andere Konstellation hält Torsten W. für unpraktikabel, da erstens ein streitender Ehemann die Autorität einer Polizistin selbstverständlich nicht anerkennen würde (Das ist normal). Zweitens wird die Kommunikation mit Frauen als problematisch erfahren. Die Tatsache, so von der Interaktion mit Frauen entlastet zu sein und unter Männern arbeiten zu können, empfindet er als angenehm.
Ähnlich wie Torsten W. schildern auch zwei weitere junge Kollegen die Arbeitsteilung bei familiären Konflikten. Die Gegenwart einer Frau wird als positiv bewertet, weil sie den Männern die Interaktion mit Frauen abnimmt.2 Im Unter
schied zu Torsten W. betonen die beiden jedoch, dass Frauen oft die Opfer solcher Konflikte sind, mit denen besonders sensibel umgegangen werden sollte. Und eben dieses „gefühlsbetonte Eingehen“ wird den Kolleginnen übertragen. Dafür wird den Polizistinnen auch mehr „Verständnis“ und „Einfühlungsvermögen“ zugeschrieben. An anderer Stelle sagt auch Torsten W.:
Eine Frau hat auch eine gewisse weichere Ader teilweise, so dass es geht. Bei uns ist es halt ein bisschen - man ist auch ab und zu weich, aber nicht ganz so doll. Die verstehen denn ab und zu auch den Bürger und dann wird mal Händchen gehalten
und dann ist die Welt in Ordnung. Das sieht immer- für uns ist das, als Mann macht man das nicht so gern.
Obwohl Torsten W. auch in seiner Arbeit Elemente erkennt, in denen er weich ist, verortet er diese Eigenschaft eher bei den Frauen. Trösten und das Aufbringen von Verständnis macht er nicht so gern, denn dies widerspricht seinem Konzept von Männlichkeit.
In der Variante von Peter S. findet diese Art der Selbstdarstellung als „harter“ und emotionsloser Mann kaum Platz, hier steht das Ringen um eine Deeskalation im Vordergrund. Die beschriebenen Regelungen der drei anderen Polizisten ermöglichen es ihnen dagegen, ihre Arbeit als eine Arbeit unter Männern zu präsentieren und sich darin als konform mit ihren Männlichkeitsidealen darzustellen. Dies tun sie, indem sie sich in ihren Geschichten von Frauen als die Anderen und Gefühlvolleren abgrenzen. Da solche „Gefühlsarbeit“ mit Opfern von einigen Befragten als emotional belastend beschrieben wird, würde eine Regelung, die diese Arbeit pauschal den Frauen zuteilt, in der Praxis die Arbeit von Polizistinnen sehr anstrengend machen.1 Zudem werden Männer nicht angehalten, sich wichtige soziale Kompetenzen anzueignen und diese einzusetzen.
Ganz anders wird das Vorgehen in Familienstreitigkeiten von den befragten Polizistinnen geschildert. Auch die Polizeikommissarin Yvonne D. (Mitte zwanzig) schätzt die Möglichkeit einer „Rollenverteilung“, wenn sie mit einem männlichen Streifenpartner zusammenarbeitet. Dies erachtet sie besonders bei „Familienstreitigkeiten zwischen Mann und Frau“ als wichtig. Die Rollenverteilung hängt von zwei Faktoren ab: einerseits von ihrem Kollegen und andererseits von den betroffenen BürgerInnen. Zum ersten Faktor sagt sie, dass es keiner expliziten Aushandlungsprozesse bedarf: „Man muss sich da nicht groß absprechen, man das ist irgendwie drinnen, ich weiß mit dem kann ich so und so mit dem kann ich so und so und der macht lieber so und so und so so geht das“. Während in den
Erzählungen der Männer die Interessen und Fähigkeiten der Kolleginnen keine Rolle spielen, wird die hier erzählte Rollenverteilung von den konkreten Kollegen abhängig gemacht. Neben den Kollegen richtet sich das von Yvonne D. erzählte Vorgehen auch nach den beteiligten BürgerInnen:
Man merkt auch alleine, wenn man schon vor der Tür steht, zu wem wenden sich die Bürger mehr. Es gibt Leute, die sehen dann an dem einen mehr Verständnis als an dem andern. Und dann unterhalten sie sich mit dem halt besser. Dann weiß der andere genau, okay und kümmert sich um die anderen Leute und fertig.
Hier beschreibt sie es als ein potentielles Bedürfnis der BürgerInnen, lieber mit einem Mann oder einer Frau zu sprechen. Dies erleichtert die Kommunikation und die BürgerInnen fühlen sich besser verstanden. Als eine mögliche Konstellation, die besonders zur Deeskalation beitragen kann, beschreibt sie das Gespräch zwischen der Polizistin und dem Ehemann:
Man kann zum Beispiel als Frau diese ganze Spannung nehmen. Wenn man sich mit dem Mann unterhält, kann man den zum Beispiel von seiner Gewaltbereitschaft runterbringen. Wenn man da zum Beispiel einen Mann mit einem Mann gegenüberstellt, kann es schon sein, dass die anfangen, ihre Kräfte da gegenseitig zu messen. Da bist du als Frau dann doch schon ein bisschen, na kannst schon das so ein bisschen runter rücken. Das ist mitunter ganz angenehm.
Yvonne D. beschreibt ihren eigenen deeskalierenden Einfluss, den sie im Umgang mit Männern anwendet, die Gewaltbereitschaft zeigen. Doch die Ursache für Gewaltausbrüche sieht sie nicht nur bei den Bürgern, sondern auch bei ihren Kollegen: Diese beteiligen sich möglicherweise an einem Kräftemessen unter Männern. Damit sagt sie implizit, dass sie sich an solchen Kämpfen nicht beteiligt. Bei der beschriebenen Deeskalation arbeitet Yvonne D. also an zwei Fronten: mit gewaltbereiten Bürgern und Kollegen. An dieser Gewaltvermeidung hat sie eigene Interessen, sie kann ihre Arbeit mitunter ganz angenehm machen.
Auch ihre Kolleginnen beschreiben die Einsätze bei Familienstreitigkeiten als sehr flexibel. Um einen möglichst komplikationslosen Ablauf des Einsatzes zu gewährleisten, richten sie sich nach den Bedürfnissen der BürgerInnen. Da diese Schilderungen sich stark von denen der Männer unterscheiden, jedoch in diesen Situationen Männer und Frauen zusammenarbeiten, wird bedeutend, wer seinen Arbeitsstil in der jeweiligen Situation durchsetzten kann. Yvonne D. ist noch sehr jung, beschreibt sich an anderer Stelle als relativer Neuling und als daran interessiert, von älteren, praxiserfahrenen Kollegen lernen zu können. Auch im obigen Zitat zeigt sich, dass sie sich oft nach ihren Kollegen richtet. Auf den untersuchten Wachen sind die Frauen im Durchschnitt neun Jahre jünger1 und Neulinge haben häufig Schwierigkeiten, sich gegen ältere Kollegen durchzusetzen. Daher ist davon auszugehen, dass Frauen oftmals auch weniger Chancen haben, ihre Interessen und
Arbeitsweisen im Zusammenspiel mit ihren Kollegen zu verwirklichen.1 Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass gemischtgeschlechtliche Teams in bestimmten Situationen von Frauen und Männern als besonders vorteilhaft angesehen werden. Während hier für die Männer Geschlecht immer bedeutend bei der Arbeitsteilung von männlichen und weiblichen StreifenbeamtInnen ist und diese Arbeitsteilung festen Mustern folgt, wird Geschlecht bei den Frauen als ein potentiell einsetzbarer Unterschied angesehen und die Arbeitsteilung eher als flexibel geschildert.
Die Bedeutung des Geschlechts der PolizistInnen bei der Konfrontation mit familiären Konflikten ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass hier die Gefahr eskalierender Gewalt besonders stark wahrgenommen wird. Mit Hilfe der Streifenkollegin können Polizisten also sowohl Gewalt vermeiden, indem sie ihre Kollegin zur Deeskalation einsetzen, als auch Gewalt ermöglichen, indem die Polizistin einen ungestörten Kontakt unter Männern gewährleistet. Frauen sehen hier Möglichkeiten, ihre deeskalierenden Fähigkeiten anzuwenden. Allerdings ist dieser Einsatzbereich von viel ,Gefühlsarbeit‘ mit den Opfern und Gesprächen mit Frauen geprägt. Diese emotional teilweise stark belastende Arbeit übertragen Männern gern ihren weiblichen Kollegen.
Die geschilderten Arbeitsteilungen werden nicht gleichberechtigt zwischen Männern und Frauen vereinbart. Stattdessen scheinen Frauen auch die Interessen ihrer Kollegen zu berücksichtigen, während Männer sich kaum nach ihren Kolleginnen richten. Damit haben Polizistinnen weniger Möglichkeiten, ihre favorisierte Arbeitsweise durchzusetzen.
Fazit
Abschließend fasse ich die hier vertretenen Thesen kurz zusammen: Gewaltvermeidung ist tägliche Praxis der befragten Männer und Frauen. Trotz Erzählungen über Einzelfälle und der teilweisen zentralen Stellung von Gewaltanwendung für das eigene Berufsverständnis, ist Gewaltanwendung im Alltag der Befragten sehr selten. Dies ist jedoch eher auf pragmatische Gründe zurückzuführen als auf fundierte Kenntnisse von und Interesse an von der Polizeiführung anvisierten Veränderungen.
Voraussetzung für Deeskalation ist aus Sicht der StreifenbeamtInnen kommunikatives Geschick, Kompromissfähigkeit und der Verzicht auf autoritäres Auftreten. Die befragten Frauen stellen sich in den Interviews auch tatsächlich als kommunikativer, flexibler und kompromissbereiter dar und werden auch so von ihren Kollegen beschrieben. Jedoch bemühen sich auch männliche Streifenbeamte in unterschiedlichem Ausmaße um friedliche Interaktionen mit der Bevölkerung.
Trotz gewaltfähiger Frauen und Männern, die nicht an Gewaltanwendung interessiert sind, wird Gewaltfähigkeit pauschal Männern und Deeskalation ver
allgemeinernd Frauen zugeschrieben. So wird die Darstellung als männlicher Mann durch einzelne Gewaltanwendungen möglich. Auffällig ist in diesem Zu- sammenhang, dass bei Männern, die ihr eigenes Bemühen um gewaltlose Konfliktlösung herausstellen, Gewalt dann wieder wichtig wird, wenn es um die Abgrenzung und Abwertung von Frauen geht.
In den Interviews wird von informellen und formellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungen berichtet. In den geschilderten Verfahren zur Zusammenstellung der Streifenteams und bei der Auftragsvergabe wird mit dem Verweis auf Gewaltfähigkeit, nicht jedoch auf Fähigkeiten zur Deeskalation, auf das Geschlecht geachtet. Frauen erscheinen hier als defizitäre Polizisten, an deren Einsatzfähigkeit Zweifel geäußert werden, Männer als die qua Geschlecht Fähigeren. Trotz der unterschiedlichen Zuschreibungen von Fähigkeiten zu Männern und Frauen und bei einigen Polizisten erkennbaren Nachholbedarf hinsichtlich kommunikativer Kompetenzen fi ndet sich kein Defizitdiskurs über reine Männerstreifen.
Gemischte Streifenteams werden in bestimmten Situationen sowohl von Polizistinnen als auch von Polizisten als vorteilhaft wahrgenommen. In ihren Geschichten ist auch zu erkennen, dass es ein Bedürfnis der Bevölkerung sein kann, zwischen weiblichen und männlichen Polizeibeamten als AnsprechpartnerInnen wählen zu können. Polizisten in gemischten Streifenteams profitieren in einigen Situationen bewusst von deeskalierenden Kolleginnen, in anderen Fällen nutzen sie die Anwesenheit weiblicher Kolleginnen auch dazu, sich von der unbeliebten und emotional belastenden Arbeit mit Frauen, Kindern und Opfern zu entledigen und „unter Männern“ zu arbeiten und dabei autoritär (und selten auch gewalttätig) auftreten zu können.
Sollten solche Arbeitsteilungen tatsächlich stattfinden, wäre damit ein Prozess wirksam, den man mit Erving Goffman als „institutionelle Reflexivität“1 bezeichnen könnte: Arbeitsteilungen werden als natürliche Folge des Unterschiedes zwischen den Geschlechtern angesehen, wobei sie eigentlich Mittel zur Anerkennung und Schaffung dieses Unterschiedes sind. Indem Frauen und Männern unterschiedliche Aufgaben zugewiesen werden, können sie sich auf unterschiedlichen Gebieten beweisen und sich unterschiedliche Fähigkeiten aneignen. Somit werden Differenzen zwischen Frauen und Männer geschaffen und sichtbar, die dann wiederum geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen legitimieren.
Für den Status von Frauen in der Organisation hat die Zuschreibung von Deeskalation zu Frauen eher negative Auswirkungen. Denn erstens ist diese Zuschreibung meist gepaart mit der Annahme, dass Polizistinnen zur Gewaltanwendung auch nicht fähig wären. In einem Umfeld, in dem noch immer die Vorstellung vorherrscht, dass ein vollwertiger Polizist bereit und fähig ist, Gewalt anzuwenden, bedeutet dies, dass Polizistinnen als zweitklassig angesehen werden. Zum zweiten funktioniert Deeskalation nur durch einen Verzicht auf große Teile der Handlungsmacht als PolizistIn. Wird dies vor allem von Polizistinnen verlangt und ausgeübt, bleiben Machtasymmetrien zwischen Männern und Frauen unangetastet.
Zwar gibt es in den Interviews auch andere Argumente, mit denen Abwertungen und Ausschlüsse von Frauen legitimiert werden (mögliche Schwangerschaften, Elternschaft, geringeres Alter), am bedeutendsten ist hierfür jedoch das Kriterium der Gewaltfähigkeit, dass eigentlich im Alltag nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Überbewertung dieses Kriteriums kann aber nicht nur Frauen, sondern auch Männer diskriminieren, die einem solchen Männlichkeitsideal nicht entsprechen. So stellte eine der Befragten in diesem Zusammenhang fest, bei der Bereitschaftspolizei würden „kleine ältere Männer [...] dann auch nicht so akzeptiert“.
Trotz der Verbindung von Deeskalation mit Weiblichkeit wird die Existenz weiblicher Polizisten keine all zu große Auswirkung auf die Bewertung der Deeskalation im Polizeidienst haben. Denn Polizistinnen werden einerseits von vielen potentiellen Gewaltsituationen ausgeschlossen bzw. meiden diese. Andererseits arbeiten sie hauptsächlich in Begleitung von Männern, wobei nicht zu erkennen ist, dass sie sich dort (auch ihrem oft jüngeren Alters geschuldet) mit ihrem Arbeitsstil durchzusetzen vermögen.
Allein die Anwesenheit von Frauen im Polizeidienst verändert also nicht den polizeilichen Umgang mit Gewalt. Dazu wäre stattdessen nötig, Ungleichbehandlungen zwischen Polizistinnen und Polizisten abzubauen und eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen zu fördern. Zudem wären neben institutionellen auch kulturelle Veränderungen nötig, die eine verstärkte Anerkennung sozialer Kompetenzen und die Abwertung von unnötiger Machtdemonstration bewirken. Dann wären auch für Männer Chancen und Notwendigkeiten da, sich stärker soziale Kompetenzen anzueignen und mit diesen dann physische Auseinandersetzungen zu vermeiden.
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