Hödur und Wali
Hödur Odins Sohn ist blind.
Er ist der Gott des Winters und gebietet über Frost und Schneesturm. Wenn seine Herrschaft beginnt so hat alles Schöne auf Erden ein Ende: Gras und Blumen verwelken das Laub fällt von den Bäumen und die lustiges Vogelstimmen verstummen.
Sein Geselle ist Hräswelg ein Riese in Adlergestalt. Dieser sitzt hoch im Norden an der Stirn der Erde und auf Hödurs Wink erhebt er sich und schlägt mit den Flügeln. Dann ächzt und stöhnt es in den Lüften eisige Nordstürme heulen grauschwarze Wolken jagen über Midgard hin und in dichten Flocken wirbelt Schnee ohne Maß zur Erde nieder. Alle Gewässer erstarren zu Eis und still wird’s im weiten Raume der Welt wie im Reiche der Toten.
Götter und Menschen scheuen Hödurs Herrschaft und der blinde Ase hat nur wenig Freunde. Allen zum Abscheu aber ist er geworden seit Baldur durch seine Hand gefallen ist. Wohl war er nicht schuld an des guten Gottes Tode denn er wollte nicht was er tat; aber das vergossene Blut schrie um Rache und Hödur muße getötet werden.
Wali der junge Frühlingsgott schickte den finstern Winterbeherrscher hinab in das Reich der Hel. Und keine Zeit gönnte sich Wali ehe er das Werk der Rache vollbracht hatte. Nicht kämmte er sein Haar noch wusch er sich Hände und Haupt bis Baldurs kostbares Blut gesühnt war; so erheischte es Sitte und Pflicht.
Einst aber wenn nach dieser Welt voller Schuld und Fehle droben in Himmels Höhen eine neue Götterstadt sich erheben wird dann werden Baldur und Hödur Arm in Arm auf dem grünen ldafelde wandeln und aller Haß und Hader wird für immer ausgelöscht sein.
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