Skip to main content

Die Götterversammlung

Die Götterversammlung (Teil I – Teil III)

Der Fürst des Ortes Ucareo hatte eine junge Frau.

Da kam einst die Göttin Cueravahperi die Mutter aller irdischen Götter und entführte die Frau geradeswegs aus ihrem Hause. Sie trug sie ein Stück auf dem Wege nach Mexiko und dann wieder zurück auf dem Wege nach Araro und setzte sie daselbst nieder. Dann band sie eine Kalebassenschale die sie an ihrem Rocke trug los nahm Wasser wusch die Schale und tat ein wenig Wasser nebst einem weißen Samen hinein. Daraus machte sie einen Zaubertrank den sie der Frau zu kosten gab und mit dem sie ihr die Sinne verrückte.

Dann sprach sie zu ihr:
‚Auf! Es ist nicht meine Sache dich weiter fortzuführen; dort steht jener der es tun wird. Ich will dir nichts Böses tun dich nicht opfern und auch der der dich hinbringen wird soll dir nichts Böses tun. Achte gut auf das was an dem Orte gesprochen werden wird wo er dich hinbringt denn dort wird eine Ratsversammlung abgehalten werden und du sollst alles was du hörst dem König Tsiuangua mitteilen.‘

Da ging die Frau auf dem Wege weiter und traf einen weißen Adler mit einer großen Warze auf der Stirn. Der Adler pfiff und sträubte seine Federn und machte große Augen und es heißt er sei der Gott Curicaveri gewesen. Er begrüßte sie und hielt sie willkommen und die Frau tat desgleichen. Da sprach der Adler:
‚Steig auf meine Flügel und fürchte dich nicht herunterzufallen.‘
Als sie hinaufgestiegen erhob sich der Adler mit ihr in die Lüfte und brachte sie pfeifend nach einem Berge bei dem eine heilte schwefelhaltige Quelle war.

Es war bereits um die Zeit der Morgendämmerung als er mit ihr am Fuße dieses hohen Berges anlangte der Xanuuata Hucahtsio heißt. Er trug sie hinauf und die Frau sah dort alle niederen Götter des Landes sitzen. Sie waren alle schwarz geschminkt; die einen trugen bunte Baumwollbinden um den Kopf die anderen Mützen andere wieder Kränze aus Klee; einige waren kahl geschoren und andere wiederum in sonstiger Art und Weise frisiert.

 

 

Sie hatten vor sich viele Sorten von dunklem und weißem Agavewein Fruchtwein und Honigwein und brachten alle ihre Geschenke darunter viele Früchte einem anderen Gotte dar der der Götterbote war Curita Kaheri hieß und von allen mit ‚Großvater‘ angeredet wurde. Der Frau war es als befänden sich alle in einem großen Hause.
Da sprach der Adler zu ihr:
‚Setz dich her und du wirst hören was gesprochen wird.‘

Die Sonne war aufgegangen da wusch sich der Gott Curita Kaheri sein Haupt mit Seife. Sein Haar war ungeflochten da er für gewöhnlich eine bunte Baumwollbinde um den Kopf gelegt hatte und er trug hölzerne Pflöcke in den Ohren ein Zänglein am Halse und eine Schulterdecke aus dünnem Baumwollgewebe. Sein Bruder Tiripame Quarencha war bei ihm. Alle waren schön anzusehen. Da begrüßten die Götter Curita Kaheri und seinen Bruder und Curita Kaheri antwortete:
‚Seid ihr alle gekommen? Seht zu daß keiner vergessen ist weil ihr ihn nicht gerufen habt.‘
Die Götter versicherten es seien alle gekommen; und er sagte zu ihnen:
‚Sind auch die Götter zur linken Hand gekommen?‘ Jene bejahten. Da sprach Curita Kaheri:
‚Mein Bruder möge sagen was zu sagen ist. Ich will ins Haus gehen.‘ Und Tiripame Quarencha fuhr fort:
‚Kommt alle heran zu mir ihr Götter zur linken und zur rechten Hand. Mein Bruder ging nach Osten wn die Mutter der Götter Cueravahperi wohnt und hielt sich einige Tage bei ihr auf. Dort waren anwesend unser Neffe Curicaveri die Göttin Xaratanga und die Götter Urendequa Vecara und Querenda Angapeti.

Alle versuchten der Mutter Cueravahperi ihr Vorhaben auszureden aber dem was sie vorbrachten wurde kein Glauben geschenkt und alle ihre Einwände wurden zurückgewiesen. Schon ist nämlich ein neues Menschengeschlecht entstanden das zur Erde kommen soll; daß Cueravahperi dies geschehen lasse wollten die Götter verhindern aber sie wurden nicht erhört.

 

 

‚Erstgeborene Götter und ihr Götter zur linken Hand! Macht euch darauf gefaßt Schlimmes zu erdulden. Wenn es von den höheren Göttern so bestimmt ist – wie können wir dem widerstreiten? Wir wissen nicht was es ist. lm Anfang aller Dinge war die Bestimmung getroffen worden daß niemals zwei von uns Göttern zusammengehen sollten ehe das Licht käme damit wir uns nicht gegenseitig töteten und so die Gottheit verlören und weiter war vereinbart worden daß die Erde mit einem Male zur Ruhe kommen daß sich dies zweimal wiederholen und dann für ewige Zeiten so bleiben sollte. Das hatten wir Götter unter uns vereinbart und jetzt wissen wir nicht welche neuen Anordnungen getroffen sind.

‚Erstgeborene und Götter der linken Hand! Geht jetzt alle heim laßt den Wein den ihr hier habt stehen zerbrecht alle eure Krüge denn fortan wird es nicht mehr so sein wie bisher da es uns gut ging. Laßt von den Menschenopfern ab und nehmt keine Opfergaben mehr an. Denn in Zukunft wird alles anders sein. Die Pauken werden nicht mehr erdröhnen zerbrecht sie alle. Tempelpyramiden und Scheiterhaufen werden nicht länger errichtet werden und der Rauch der heiligen Feuer wird nimmermehr emporsteigen. Alles wird öde und verlassen daliegen denn schon kommen andere Menschen auf die Erde die überallhin bis zu den Grenzen der Erde zur rechten und zur linken Hand und bis ans Ufer des Meeres vordringen werden. Überall wird innerhalb der Grenzen der Erde derselbe Gesang ertönen nicht fürderhin verschiedene Gesänge wie bisher. Und du Frau die du hier bist und uns gehört hast mach dies den Menschen bekannt und melde es dem König Tsiuangua.‘

Alle Götter der Ratsversammlung antworteten daß sie allen seinen Worten zustimmten. Dann trockneten sie ihre Tränen die Versammlung wurde aufgehoben und die Erscheinung verschwand. Die Frau aber fand sich am Fulle eines Eichbaumes sitzend wieder und bemerkte als sie sich umwandte an jenem Orte nichts weiter als einen großen Felsen. Da ging sie durch den Wald nach Hause und erzählte was sie gesehen und gehört hatte.