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Viertes Kapitel Polen als Instrument der englischen Kriegstreiberei

A. Die Auswirkungen der Einkreisungspolitik
Briten über die Haltung Polens.
Kampagne zur Ausrottung der deutschen Minderheit.
Nr. 349.
Das Außenministerium an den deutschen Botschafter in Warschau.

Ministerialerlass.​
Berlin, 27. März 1939.​

Einer Pressemitteilung des Deutschen Passamtes in Bromberg zufolge kam es am 26. März gegen Mittag in Bromberg zu deutschfeindlichen Demonstrationen, organisiert von der Westpolnischen Föderation, deren verrufener Ruf wohlbekannt ist, an der etwa 10.000 Menschen, insbesondere Paramilitärs, teilnahmen Organisationen aus Bromberg, unter anderem Bahn- und Postmitarbeiter. Während dieser Demonstration wurden zwei Reden gehalten, die voller hasserfüllter Vorwürfe sowohl gegen das Reich als auch gegen die deutsche Minderheit in Polen waren. Die Demonstranten riefen: „Nieder mit Hitler", „Wir wollen Danzig", „Wir wollen Königsberg". Nach Angaben des Passamtes gelang es der polnischen Polizei mit großer Mühe, deutsches Eigentum vor den Ausschreitungen der randalierenden Menge zu schützen.
Darüber hinaus wird berichtet, dass in der Woiwodschaft Thorn lebende Minderheitendeutsche immer häufiger Misshandlungen ausgesetzt sind. Insbesondere der vom Westbund und anderen Organisationen systematisch vorbereitete Boykott der Deutschen hat in den letzten Tagen bisher ungekannte Ausmaße angenommen. Bei dieser Gelegenheit versuchten die polnischen Behörden zwar, Ausschreitungen gegen Einzelpersonen zu verhindern, sie duldeten jedoch eindeutig Boykottakte als solche.
Angesichts der bereits mehrfach vorgebrachten Beschwerden gegen das Vorgehen der Westföderation gegenüber der polnischen Regierung bitte ich Sie, offiziell gegen die jüngsten Boykottakte zu protestieren.

P. O.:​

Bergmann.
N<> 350.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Telegramm.​
Thorn, 28. März 1939.​

Am 25. März gegen 20 Uhr wurde der gesellige Abend der örtlichen Liniewo-Gruppe, der im Haus des deutschen Staatsbürgers Klatt stattfand, von polnischen Bewohnern des besagten Dorfes aufgelöst und das Mobiliar in den Räumlichkeiten zerstört. Dabei wurden das Führerbild, die Fahnen und die Reichswappen in Stücke gerissen. Die Polizei war nirgends zu finden.
Die Proteste richteten sich an den Woiwoden. Wir forderten die Bestrafung der Täter und die Gewährung von Schadensersatz.
Graf.
Nr. 351.
Mitteilung des Direktors der politischen Abteilung des Außenministeriums.

Berlin, 29. März 1939.​

Gemäß den erhaltenen Anweisungen bat ich den polnischen Botschaftsrat, zu mir zu kommen und ihn zu den im Telegramm unseres Generalkonsulats in Thorn vom 28. August* erwähnten Vorfällen sowie zum Boykottaufruf zu befragen. von einigen polnischen Vereinen gegen die deutsche Minderheit in Polen ins Leben gerufen. Bezüglich der aus Thorn gemeldeten Vorfälle teilte ich Prinz Lubomirski die Einzelheiten auf der Grundlage des erhaltenen Berichts mit.
inzwischen von Thorn, und ich habe ihm erklärt, dass wir, obwohl unsere Botschaft in Warschau bereits die Anweisung erhalten hatte, zu diesem Thema offiziell bei der polnischen Regierung zu protestieren1, nicht umhin konnten, die polnische Botschaft in Berlin darauf aufmerksam zu machen Empörung löste diese Vorfälle in offiziellen Kreisen Berlins aus. Die Bundesregierung sieht die Notwendigkeit, eine sofortige Untersuchung und strenge Strafen gegen die Angreifer zu fordern.
Ebenso ist es unglaublich, dass polnische Zeitungen den besagten Boykottaufruf veröffentlichen können. Ich erinnerte mich an das Treffen zwischen dem Reichsminister des Auswärtigen und dem polnischen Botschafter am 27. Cornant1 und machte Fürst Lubomirski auf die schwerwiegenden Folgen aufmerksam, die solche Vorfälle für die deutsch-polnischen Beziehungen zwangsläufig haben werden. Der polnische Botschaftsrat, der von den oben genannten Vorfällen offenbar noch nichts wusste, versicherte mir mehrfach, dass diese „Straßenpolitik" von seiner Regierung nicht toleriert werde und versprach, mir dies unverzüglich zu melden. in Warschau. Er versuchte, das Verhalten der Polen mit dem Hinweis auf die in Polen herrschende allgemeine Nervosität zu entschuldigen, schien aber persönlich davon überzeugt zu sein, dass dieser Zustand behoben werden müsse.
Fiirst von Bismarck.
Nr. 352.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Telegramm.​
Warschau, 30. März 1939.​

Nachdem ich es auf den Tisch gelegt habe, in meinem Interview mit Außenminister Beck am 28. März. Aufgrund der schwerwiegenden Vorfälle, die sich in Pommern, insbesondere in Liniewo und Bromberg, ereignet haben, habe ich heute bezüglich derselben Vorfälle beim stellvertretenden Minister Graf Szembek förmlich Protest eingelegt. Während ich förmlich protestierte, und zwar insbesondere gegen die Verletzung des Führerporträts und die Verstöße gegen deutsche Embleme, forderte ich eine Untersuchung und Strafen gegen die Schuldigen. Graf Szembek, der bisher nur eine deutlich abgeschwächte Version der Vorfälle kannte, versprach mir eine sofortige Untersuchung.
Moltke.
Nr. 353.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Telegramm.​
Thorn, 30. März 1939.​

Am 29. März um 21 Uhr überfielen etwa 40 Polen das Gasthaus des Reichsnationalen Schnakenberg in Jablonowo. Drei Gäste, Angehörige der deutschen Minderheit, wurden beim Verlassen des Gasthauses angegriffen; Einer von ihnen wurde schwer verletzt. Wir konnten verhindern, dass die Angreifer das Gasthaus betreten. Der Gartenzaun wurde abgerissen; Als Waffen dienten Holzlatten. Echte Bombardierung des Hauses mit Steinen. Die rechtzeitig vor dem bevorstehenden Angriff gewarnte Polizei war abwesend und hat bisher nichts unternommen.
Heute habe ich beim Vize-Woiwoden offiziell protestiert und eine sofortige Untersuchung gefordert.
Graf.
Nr. 354.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Bericht.​
Thorn, 30. März 1939.​

Die jüngste Verschärfung der Feindseligkeit gegenüber der deutschen Minderheit in Pommern spiegelt sich in einer wachsenden Boykottbewegung, heftiger Verfolgung und zahlreichen Übergriffen wider. Besonders deutlich ist der Wirtschaftsboykott in den Orten Graudenz und Bromberg zu spüren und hat nach Angaben von Angehörigen der deutschen Minderheit bereits zu erheblichen Schäden geführt

Deutsche Händler. In Bromberg riefen verschiedene polnische Militärverbände zu einem radikalen wirtschaftlichen und kulturellen Boykott der deutschen Minderheit und zur Beseitigung deutscher Einflüsse in Film und Presse auf.
Bei den Demonstrationen, die in den letzten Tagen stattfanden und oft von Polizisten begleitet wurden, waren immer wieder Forderungen wie „Schlagt die Deutschen raus" und „Danzig und Flatow müssen gehört werden" zu hören. Rückkehr nach Polen. Hier und da wurden von den Deutschen Fensterscheiben eingeschlagen, an denen sich auch Beamte, etwa Bürgermeister, beteiligten. Ein solcher Bürgermeister antwortete auf die Einwände eines Deutschen, dass er es nicht tun könne, aber dass er solche Demonstrationen nicht selbst provoziert habe, sondern dass der Befehl von oben käme. Öffentlich verhandelten die Honoratioren in Berlin und Warschau, und heimlich gaben sie Plünderungs- und Massakerbefehle.

Für den Generalkonsul:​

Graf.
Nr. 355.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 31. März 1939.​

Seit mehreren Monaten setzt sich die polnische Presse in den westlichen Provinzen dafür ein, die öffentliche Meinung gegen die Deutschen zu schüren. Mal werden harte Maßnahmen gegen die deutsche Minderheit in Polen gefordert, mal wird zum Boykott deutscher Waren und deutscher Geschäfte aufgerufen, mal werden Generalangriffe gegen Angehörige der deutschen Minderheit und die Politik des Reiches gestartet. Die antideutsche Feindseligkeit, die insbesondere seit der Krise vom September letzten Jahres ständig zugenommen hat, hat, offensichtlich im Zusammenhang mit der Entwicklung der politischen Lage in Europa, zu einer Explosion geführt. Die Presse bringt ihre deutschfeindlichen Gefühle vorbehaltlos zum Ausdruck und es vergeht kaum ein Tag, an dem in den Posener Zeitungen nicht der eine oder andere mehr oder weniger aggressive Artikel oder abwertende Kommentar gegenüber der deutschen Minderheit veröffentlicht wird. Obwohl die Ausschreitungen in Posen nur etwa eine Woche dauerten, kann von einem Nachlassen der germanophoben Stimmung keine Rede sein. In der Stadt Posen herrschte scheinbar Ruhe; zumindest haben die Angriffe im Allgemeinen aufgehört; Andererseits wurden einige Fenster einer deutschen Bank, deutscher Buchhandlungen und eines evangelischen Pfarrhauses zerbrochen. Das Generalkonsulat steht weiterhin unter verstärktem Polizeischutz. Doch in unserer Stadt und auf dem Land werden neue Ausschreitungen gemeldet; die Fenster deutscher Kaufleute waren zerbrochen; die deutschen Inschriften waren mit einer Farbschicht überzogen; Häuserwände wurden verschmutzt und Versammlungen der Angehörigen der deutschen Minderheit gestört. Teilweise wurden sogar Boykottdemonstrationen gebildet. Diese feindselige Haltung hat sich sogar auf die kleinsten Dörfer ausgeweitet.
Walthcr.
Nr. 356.
Das Außenministerium an den deutschen Botschafter in Warschau.

Ministerialerlass.​
Berlin, 2. April 1939.​

Die in den jüngsten Berichten des Generalkonsulats Thorn gemeldeten Vorfälle zu zahlreichen Ausschreitungen gegen Angehörige der deutschen Minderheit anlässlich der polnischen Kommunalwahlen sind ein weiterer Beweis für die systematisch geführte Diffamierungskampagne gegen die deutsche Minderheit. Sie lassen uns auch erkennen, dass diese Hetzkampagne nicht nur von unverantwortlichen Elementen ausgeht, sondern von Beamten der polnischen Polizei weitgehend geduldet und sogar von bestimmten Organen der Stadtverwaltung aktiv unterstützt wird.
Ich bitte Sie, die polnische Regierung unter Berufung auf die deutsch-polnische Minderheitenerklärung* dringend aufzufordern, endlich radikale Maßnahmen zu ergreifen, um weitere Ausschreitungen gegen die deutsche Minderheit in Polen zu verhindern. Dabei werden Sie nicht umhin zu betonen, dass solche Auswüchse die deutsch-polnischen Beziehungen unweigerlich ernsthaft gefährden müssen.

P. O.:​

Schliep.
Nr. 357.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
• Posen, 4. April 1939.​

In den letzten 10 Tagen wurden mehrere Angehörige der deutschen Minderheit belästigt. Ebenso schoss eine Bande von Verrückten am 24. des letzten Monats auf die Mitglieder einer Posaunenkapelle in Zerniki, Bezirk Wongrowitz; Zum Glück verfehlten diese Schüsse ihr Ziel. Dann, am 27. des letzten Monats, wurden ein Mann namens Hoffmann und eine Frau namens Schmalenberger aus Zabczyn von einer Bande junger Burschen geschlagen und Thomas und Thiede aus der deutschen Minderheit wurden mit Steinen angegriffen, um nicht ernsthaft verletzt zu werden . Darüber hinaus wurden am 24. des vergangenen Monats in Gollantsch, Bezirk Wongrowitz, Mitglieder des Vereins christlicher Jugend und junger Mädchen von einer Bande angegriffen und misshandelt.
Der Mann namens Zasche, aus der deutschen Minderheit, aus Wollstein, wurde am 28. des vergangenen Monats von polnischen Rekruten, die er in seinem Auto nach Wollstein fuhr, geschlagen und misshandelt.
Darüber hinaus wurden bei vielen Deutschen in der gesamten Woiwodschaft Fenster eingeschlagen, etwa in Margonin, Waldthal bei Samotschin und Lipiagora im Kreis Kolmar, in Schokken und Gollantsch im Kreis Wongrowitz sowie in Klecko, Kreis Gnesen; außerdem wurden hier die Fensterläden der Geschäfte mit Teer beschichtet; Auch die Boykottkampagne gegen deutsche Firmen ging weiter. Im Bezirk Wollstein beispielsweise trugen die vom Westmärkischen Bund eingerichteten Posten dazu bei, Polen vom Einkaufen in deutschen Geschäften abzuhalten; Im Bezirk Wongrowitz zeichnete sich der Zwiazek Polski dla handlu i przemyslu (Polnischer Verband für Handel und Industrie) durch seine Teilnahme an der Boykottaktion aus.
Walther.
Nr. 358.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, 4. April 1939.​

In den letzten Tagen gab es einen öffentlichen Aufruf, der ausdrücklich zum Boykott des deutschen Handels und Handwerks aufrief. Der von zehn verschiedenen paramilitärischen Verbänden unterzeichnete Aufruf verkündet unter anderem folgende Forderungen:
1 „Alle Polen, die in deutschen Geschäften einkaufen oder deutsche Gasthäuser besuchen, werden stigmatisiert und ihre Namen öffentlicher Rache ausgesetzt.
2" In Haushalten dürfen Waren deutscher Herkunft nicht konsumiert werden.
3° Hausfrauen können auf dem Markt keine Waren von deutschen Bauern kaufen.
4° Polen können keine deutschen Zeitschriften mehr abonnieren.
5° Alle polnischen Unternehmen sind verpflichtet, ausschließlich polnische Jugendliche und Arbeitnehmer zu beschäftigen.
6 „Staatliche und kommunale Beamte und Arbeitnehmer sowie alle Angestellten und Arbeitnehmer privater Unternehmen müssen im Verkehr mit Personen deutscher Staatsangehörigkeit ausschließlich die polnische Sprache verwenden.
7" Alle Aufschriften und Schilder in deutscher Sprache werden entfernt.
8° Polen können die Dienste deutscher Banken nicht mehr in Anspruch nehmen.
9" Wir werden uns bemühen:
die Aufhebung der Regelung zu erreichen, nach der Deutsche Gebäude erwerben und Lizenzen erhalten können,
um zu verhindern, dass ein deutsches Unternehmen Aufträge für Lieferungen erhält, die für den Staat oder autonome Verwaltungen bestimmt sind,
die postalische Vertriebsgenehmigung für Veröffentlichungen der deutschen Presse und deutscher Verlage in Polen einzuschränken,
ein Verbot der Vorführung deutscher Filme in Polen zu erreichen.

10° Wir fordern die Übergabe überflüssiger deutscher Kirchen.
11° Wir fordern die Auflösung überzähliger deutscher Schulen, sowohl öffentlicher als auch privater, in Polen.
Der Berichterstatter der Botschaft machte den Delegierten des Außenministeriums in der polnischen Regierungskommission1 darauf aufmerksam, dass die fragliche Berufung eine unbestreitbare Bestätigung der deutschen Sichtweise zum Thema schädliche Auswirkungen allgemeiner antideutscher Art darstelle Propaganda zum deutsch-polnischen Wirtschaftsverkehr.
Darüber hinaus werde ich beim Außenministerium vorstellig werden, was die politische Seite der Angelegenheit betrifft.
von Moltke.
Nr. 359.
Der deutsche Generalkonsul in Danzig im Außenministerium.

Bericht.​
Danzig, 13. April 1939.​

In vielen Orten Pomerelias, nahe der Grenze zu Danzig, haben sich die antideutschen Ausschreitungen in jüngster Zeit deutlich verschärft. Die Nervosität unter den Angehörigen der deutschen Minderheit wächst immer weiter, so dass um Ostern herum eine ziemlich große Zahl von Minderheitsdeutschen aus Pommern – wir sprechen von etwa 100.000 Menschen – Zuflucht suchten und die Grenze bei Danzig überquerten.
Wie ich außerdem aus einer zuverlässigen Quelle erfahre, fuhren polnische Banden, die von anderswo herkamen, in den ersten Apriltagen in Autos durch verschiedene Orte im ehemaligen Bezirk Berent. Diese Schlägertrupps belästigten die deutsche Bevölkerung, drangen in deutsche Bauernhöfe ein und zerstörten Möbel. Die deutsche Bevölkerung ist hier und dort so verängstigt, dass sie den wertvollsten Teil ihres Besitzes bereits begraben hat, dass sie es nicht mehr wagt, sich tagsüber auf der Straße oder auf dem Feld zu zeigen und dass sie die Nächte dort verbringt Angst, angegriffen zu werden, fernab der Bauernhöfe in improvisierten Verstecken. Die einheimische polnische Bevölkerung gibt an, Waffen zu besitzen.
von Janson.
Nr. 360.
Der deutsche Geschäftsträger in Warschau im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Warschau, 18. April 1939.​

Aufgrund der schwerwiegenden Ausschreitungen gegen Angehörige der deutschen Minderheit während der polnischen Kommunalwahlen habe ich gemäß den erhaltenen Anweisungen1 formelle Erklärungen an das Außenministerium, an den stellvertretenden Direktor der Westsektion, Herrn Kunicki betonte, dass diese Vorfälle einen erheblichen Angriff auf die Wahlfreiheit darstellten, die den Angehörigen der deutschen Minderheit im Grundgesetz garantiert sei. „Dabei habe ich eine ganze Reihe besonders schwerwiegender Fälle erwähnt, mich dabei auf die umfangreiche Dokumentation gestützt, die uns hier vorliegt, und insbesondere darauf hingewiesen, dass an diesen Vorfällen sogar polnische Polizei- und Kommunalbeamte beteiligt waren.
Abschließend habe ich die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die polnische Regierung diese Vorfälle untersuchen wird, die im eklatanten Widerspruch zur deutsch-polnischen Minderheitenerklärung stehen. Herr Kunicki versprach, diese Untersuchung durchzuführen und mich über die Ergebnisse zu informieren.
Kriechpflanze.
Nr. 361.
Der Generalkonsul von Deutschland in Thorn im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Thorn, 18. April 1939.​

Seit dem Bericht vom 8. April, in dem ich eine Auflistung aller dem Generalkonsulat in jüngster Zeit bekannt gewordenen Vorfälle über Angriffe auf Angehörige der deutschen Minderheit, Schäden an deutschem Eigentum usw. übermittelt habe, ist die Situation aktuell hat sich nicht nennenswert verändert, wenngleich vielleicht eine Entspannung eingetreten ist. Diese Lockerung kann jedoch keine Illusion darüber erwecken, dass die Feindseligkeit der Polen gegenüber den Deutschen nach wie vor außerordentlich stark ist und dies auch aufgrund der ununterbrochen andauernden Treffen der Fall ist. Dies führte dazu, dass in mehreren Städten meines Bezirks die Schilder und Aufschriften von Geschäftshäusern erneut mit Teer bestrichen und Fenster mit Steinen eingeschlagen wurden. Darüber hinaus werden deutsche Arbeitnehmer aufgrund des Drucks, den die polnischen Verbände auf die Unternehmensleitung ausüben, immer wieder entlassen und zur Aufgabe ihrer Arbeitsplätze gezwungen. Darüber hinaus geht die Misshandlung der Minderheitsdeutschen weiter.
Es ist nahezu unmöglich, alle dem Generalkonsulat zur Kenntnis gebrachten Fälle im Detail aufzulisten. Ebenso geht die Boykottkampagne weiter.
Die antideutschen Provokationen sind, wie wir bereits mehrfach hervorgehoben haben, das Werk der Westmark-Föderation, die keine Gelegenheit auslässt, die Deutschen anzugreifen. Dieser Westmarschverband veranstaltet nun erneut, genauer gesagt in der Zeit vom 15. bis 22. April 1939, eine Propagandawoche, in der in allen Städten und sogar Dörfern Pommerns mit vielen Reden gegen Deutschland propagiert wird. Übertragungen von T. S. F. und Prozessionen mit Lautsprechern.
von Kiichler.
Nr. 362.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​

Kattowitz, 22. April 1939.
In jüngster Zeit stoßen wir immer häufiger auf systematische Bestrebungen, das deutsche Element in der Bevölkerung zu verunglimpfen. Neben der in diesem Bezirk beobachteten Propaganda gegen die Stärke und Macht der deutschen Armee, die eindeutig vom Militär inspiriert ist, ist in diesem Zusammenhang auch die Verbreitung von Nachrichten zum Thema einer angeblichen Hungersnot in Deutschland erwähnenswert. Gleichzeitig geht eine schamlose Kampagne gegen alle deutschen Minderheiten weiter. Nach den uns vorliegenden Informationen werden Beschlüsse, die auf die Ausrottung der deutschen Minderheit aus Oberschlesien abzielen, häufig auf Versammlungen politischer Vereinigungen gefasst. Die Folge ist eine überraschende und in den letzten Tagen stetig zunehmende Zahl von Ausschreitungen gegen isolierte Deutsche, bei denen vor allem polnische Jugendliche zum Vorschein kommen.
Eine Nudel.
Nr. 363.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​

Kattowitz, 24. April 1939.
Der Angriff auf das Volksbundheim in Chorzow erwies sich als einer der bislang schwersten Ausschreitungen der letzten Wochen. Am Abend des 21. April drang eine ziemlich große Bande von Raufbolden, bewaffnet mit Latten, Knüppeln usw., in das Gebäude des Volksbund-Foyers ein, wo Mitglieder des Deutschen Jugendverbandes genau ihren üblichen Gesang wiederholten. Bei dieser Gelegenheit kam es zu schweren Beschimpfungen und Beleidigungen,

an dem sich später auch der Pöbel beteiligte. Offensichtlich ließ der Schutz durch die Polizei zu wünschen übrig. Bei der anschließenden Vernehmung auf dem Revier beteiligten sich die Polizeibeamten sogar an Ausschreitungen gegen das Reich und den Führer.
Darüber hinaus beeile ich mich, Sie unter den vielen anderen begangenen Exzessen auf eine Reihe bestätigter Fälle aufmerksam zu machen:
Am 18. April wurde Joachim Polarek, ein Angehöriger der deutschen Minderheit, in Bismarckhütte auf der Schwelle seines Hauses von einer Terroristenbande angegriffen und belästigt. Am nächsten Tag wurden Peter Kordys und Richard Mateja aus Kattowitz, Angehörige der deutschen Minderheit, in Begleitung ihrer Frauen in der Nähe der Ferrum-Kolonie von einer Gruppe von vierzig Männern, hauptsächlich aus Aufständischen, angegriffen und misshandelt. Frau Kordys geht davon aus, dass ihr Mann über die Grenze geflüchtet ist. Mateja, der auf der Stelle bewusstlos blieb und schwer verletzt blieb, wurde am 24. April in das Gerichtsgefängnis in Kattowitz transportiert. Den vorliegenden Informationen zufolge müssen seine Verletzungen so schwer sein, dass die Polizei seine Freilassung verweigert.
Dann wurde der Lehrer Czauderna von der deutschen Schule in Ligota auf dem Heimweg mit seiner Verlobten angegriffen und belästigt. Laut Diagnose des Arztes waren Leber und Nieren betroffen.
Der deutsche Minderheitsbürger Herbert Lippok aus Lipiny wurde am 19. April auf der Straße von Hubertushütte nach Chropaczow von 5 Zivilisten angegriffen, wobei sein Fahrrad völlig kaputt ging.
Am 20. April wurden drei junge deutsche Mädchen auf der Straße von Krakau beleidigt, als sie von einer Gesangsprobe des St.-Cäcilien-Chors zurückkehrten, weil sie Deutsch gesprochen hatten. Zwei junge Mädchen konnten sofort flüchten, das dritte wurde jedoch mehrfach geschlagen.
Am selben Tag wurde Gunter Stockel, ein Angehöriger der deutschen Minderheit, auf dem Wojciechowskiego-Boulevard in Zalenze von Mitgliedern der „Mloda Polska"1 angegriffen. Nach längerem Widerstand gelang ihm die Flucht.
Dann riss noch am selben Tag eine etwa vierzigköpfige Bande das Schild am Haus des Deutschen Kulturbundes in Kattowitz, rue du Théâtre, ab und demolierte es. Das Gleiche geschah im Büro der Kulturliga in der Rue de la Gare. Am nächsten Tag schlugen Unbekannte die Fenster des Eichendorff-Gymnasiums in Königshütte ein.
Was die Angehörigen der deutschen Minderheit anbelangt, so wurde in den Sitzungen des Aufständischen Bundes1 und der Föderation der Marken des Westens mehr oder weniger deutlich erklärt, dass das deutsche Element unterdrückt, ja sogar ausgerottet werden müsse.
Durch diese Propaganda ist die Situation der Angehörigen der deutschen Minderheit vor allem auf dem Land und in Kleinstädten sehr schwierig und gefährlich geworden. Aufgrund der Ereignisse der letzten Tage ist zumindest klar, dass es den polnischen Behörden nicht gelungen ist, die deutsche Bevölkerung wirksam vor Terroranschlägen exaltierter Chauvinisten zu schützen.
Eine Nudel.
Nr. 364.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Kattowitz, 28. April 1939.​

Ich beeile mich, Ihnen hiermit in übersetzter Form einen Aufruf an die Mitglieder des „Bunds ehemaliger Freiwilliger der polnischen Armee" zu übermitteln, der in der Stadt Wielopole bei Rybnik ausgehängt wurde.
Sektionskommandant Woznica ist, wie ich erfahre, Beamter der Steuerverwaltung in Rybnik, während Szweda als Krankenpfleger in der örtlichen Irrenanstalt arbeitet und sich durch diverse Exzesse gegen Deutsche bereits einen schlechten Ruf erworben hat.
Eine Nudel.
Annektieren.
Befehl Nr. 3/39 an die Mitglieder der Liga ehemaliger Freiwilliger der polnischen Armee in dieser Stadt! 1° Ab diesem Tag ist das Hören von Sendungen deutscher Radiosender nicht mehr gestattet. 2° Jedes Mitglied der Sektion ist verpflichtet, dem Komitee unverzüglich mit den Deutschen sympathisierende Personen zu melden; Menschen, die Sendungen deutscher Radiosender hören; Personen, die Teil deutscher Unternehmen sind; Deutschsprachige Menschen; die Orte, an denen diese Menschen arbeiten; Menschen, die sich deutschlandfreundlich äußern, sowie Menschen, die falsche Nachrichten verbreiten.
3° Die oben genannte Reihenfolge ist unbedingt einzuhalten.

           
 
 
 
           


Nr. 365.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Kattowitz, 6. Mai 1939.​

Ich beehre mich, hiermit eine mir zur Verfügung gestellte Kopie1 der vom deutschen Volksbund gesammelten umfangreichen Unterlagen über die in den letzten Wochen begangenen Ausschreitungen gegen Angehörige der deutschen Minderheit usw. vorzulegen. Die Sammlung enthält, geordnet nach den verschiedenen regionalen Gruppierungen des Volksbundes, Berichte über Ausschreitungen gegen Menschen, Angriffe auf deutsches Eigentum, willkürliche Entführungen usw. Diese Sammlung enthält außerdem in der polnischen Presse veröffentlichte antideutsche Aufrufe, Pressemitteilungen der polnischen Presse über antideutsche Demonstrationen, eine Aufzeichnung von Zeitungsbeschlagnahmungen sowie Maßnahmen gegen Privatschulen und den Deutschen Schulverein in der Woiwodschaft Schlesien oder dagegen bestimmte Lehrer und Schulkinder.
Aufgrund ihrer großen Zahl und der Gefahr, die eine wiederholte Vernehmung der deutschen Minderheit für diese Angehörigen der deutschen Minderheit mit sich bringen würde, ist eine Überprüfung der verschiedenen, vom deutschen Volksbund bereits sorgfältig ermittelten Fälle durch das Generalkonsulat nicht möglich . Personen in Frage.
Ansonsten hat sich die Gesamtsituation nicht wesentlich verändert. Möglicherweise ist die Zahl der Belästigungen in den letzten Tagen etwas zurückgegangen. Andererseits ist die Zahl der Fälle schwerwiegender Bedrohungen sowie Angriffe auf Eigentum deutlich gestiegen. In nahezu allen Bezirksteilen kam es in den letzten Tagen immer wieder zu Fällen von eingeschlagenen Fensterscheiben in Wohnungen und Büros von Angehörigen der deutschen Minderheit und zu schweren Beleidigungen auf der Straße, auch in den größten Stadtbezirken.
Wir können keinen Rückgang der Exzesse erwarten, solange die Behörden die Ligen nicht am Wahlkampf hindern. Solange die polnische Presse und die Ligen ständig zu spontanen Übergriffen gegen die angeblichen Provokationen der Deutschen aufstacheln, müssen wir mit weiteren schwerwiegenden Vorfällen rechnen. Generell hat man den Eindruck, dass die deutsche Bevölkerung, insbesondere auf dem Land, zutiefst eingeschüchtert ist.
Noldeke.
Nr. 366.
Der deutsche Konsul in Lodz im Außenministerium.

Bericht.​
Lodz, 8. Mai 1939.​

Terrorismus, der durch Ausschreitungen der polnischen Bevölkerung gegen die Deutschen in der Woiwodschaft Lodz ausgeübt wird und zu zahlreichen Schlägereien und Zusammenstößen führt, die oft zu schweren Körperverletzungen führen, begleitet von Drohungen, Beleidigungen, Boykotten, Sachbeschädigungen, Verhaftungen und Schikanen Alle Arten, auch Brandstiftungen, gehen unerbittlich weiter. Es besteht kein Zweifel, dass in der polnischen Bevölkerung die Absicht vorherrscht, die deutsche Minderheit auszurotten, sofern sie sich nicht völlig polieren lassen will.

In den Schulen hetzen Lehrer polnische Kinder unentschuldbar gegen deutsche Kinder auf oder gewähren deutschen Kindern zumindest keinen Schutz. Fast überall werden deutsche Kinder auf dem Schulweg angegriffen. Sie werden beleidigt und nicht selten von anderen Kindern geschlagen oder gesteinigt. Wir hören sogar fünfjährige Kinder, die beleidigende Lieder gegen die Deutschen singen, und der Text dieser Lieder ist oft mit Flüchen gegen den Führer übersät. Vielerorts sind Eltern daher gezwungen, ihre Kinder zur Schule zu begleiten, um sie vor Übergriffen zu schützen.
Auf dem Land wurden Häuser deutscher Bauern in Brand gesteckt. So gingen zuletzt in der Nacht vom 26. auf den 27. April gleichzeitig die Höfe der deutschen Bauern Rudolf Albrecht und Julius Hein in Rokitnica im Bezirk Lask in Flammen auf. Es besteht kein Zweifel, dass es in Brand gesteckt wurde. Während der Verbrennung erklärten die polnischen Bauern: „Gut gemacht, die Hitleristen sollten verbrannt werden; Am besten wäre es, sie ins Feuer zu werfen. »Wir konnten nur das Vieh retten.
Den Polen von allen Seiten wurde befohlen, den Deutschen kein Land und kein Vieh mehr abzukaufen, da sie bald fliehen und ihren gesamten Besitz aufgeben müssten.
Die deutsche Minderheit ist hier äußerst besorgt und befürchtet neue, noch schwerwiegendere Auswüchse, wenn die von der Regierung, den polnischen chauvinistischen Organisationen und der Presse geduldete Kampagne zur Aufstachelung des brutalen Mobs ungehindert weitergeht.
von Berchem.
Nr. 367.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, den 8. 1939.​

Seit etwa einer Woche sehen wir an mehreren Aushängen an den Hauptstraßen eine geografische Karte, auf der bestimmte Reichsgebiete mit kleinen Fähnchen markiert sind. Das so abgegrenzte Gebiet umfasst ganz Ostpreußen sowie die Städte Beuthen, Oppeln, Gleiwitz, Breslau, Stettin und Kolberg.
Daneben hing ein Plakat mit der Aufschrift auf Polnisch: „Wir suchen keinen Krieg!" Aber wenn uns der Krieg aufgezwungen würde, würden wir die alten polnischen Provinzen beanspruchen, in denen Polen lebten. »
Diese Karte erweckt überall das größte Interesse. Wir beobachten ständig Zusammenkünfte von Menschen, die sich zu den neuen Perspektiven äußern, die sich für Polen daraus ergeben.
von Moltke.
Nr. 368.
Das Auswärtige Amt an den Deutschen Botschafter in London.

Ministerialerlass.​
Berlin, le 11 mai 1939.​

Seit geraumer Zeit nehmen die Belästigungen der deutschen Minderheit in Polen, insbesondere in den ehemaligen preußischen Provinzen, in allen Lebensbereichen aufgrund einer unerbittlichen Diffamierungskampagne, die von den trotz schwerwiegenden Folgen systematisch durchgeführten Diffamierungskampagnen immer weiter zu und wiederholte Proteste der deutschen Regierung. Aus der Haltung der Organe der polnischen Regierung muss geschlossen werden, dass sie weder ernsthaft bereit zu sein scheinen, einzugreifen, noch in der Lage zu sein, dieser Entwicklung ein Ende zu setzen. Da die Minderheitenzeitungen in Polen durch strenge Zensurmaßnahmen daran gehindert wurden, detailliert über diese antideutschen Ausschreitungen zu berichten, sind die Berichte der deutschen Konsularvertretungen in Polen neben den Nachrichten der DNB vorerst die einzigen Quellen Informationen. Verlässliche Informationen, die es uns ermöglichen, die tatsächliche Situation der deutschen Minderheit in Polen einzuschätzen.
Nachfolgend senden wir Ihnen Kopien einer bestimmten Anzahl solcher Meldungen zu deutschfeindlichen Vorfällen und Maßnahmen zu, die wir in Zukunft ununterbrochen übermitteln werden. Bitte lesen Sie es und nutzen Sie diese Dokumentation in der Ihnen angemessen erscheinenden Weise mit der Regierung von London1.

P. O.:​

Wörmann.

N" 369.
Anfrage von Delegierten der deutschen Minderheit
an den Präsidenten der Polnischen Republik.

Der 12. 1939.​

Im Namen der deutschen Minderheit in Polen richten wir an Sie, Herr Präsident, in Ihrer Eigenschaft als ein- und unteilbarer Träger öffentlicher Gewalt die Bitte, der deutschen Minderheit freundlicherweise die Achtung und Ausübung der in der Verfassung garantierten Rechte zu gewährleisten und Gesetze des Landes. Wir sind zu diesem Schritt gezwungen, weil unsere fast unzähligen schriftlichen und mündlichen, durch zwingende Beweise untermauerten Vorwürfe an die Regierung erfolglos geblieben sind, und in Erinnerung an die Worte, die Sie, Herr Präsident, an den Unterzeichner gerichtet haben 5. November 1937, anlässlich des zwischen der polnischen und der deutschen Regierung geschlossenen Abkommens über die den jeweiligen Minderheiten vorbehaltene Behandlung*. Sie betonten damals die Notwendigkeit, das nationale Gewissen auf beiden Seiten zu respektieren, als Voraussetzung und wichtigste Bedingung für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Polen und Deutschen.
Die Situation der deutschen Minderheit war schon immer schwierig. Spannungen, die aus weltpolitischen Ereignissen entstanden sind, haben seit mehreren Wochen leidenschaftlichen, unverhohlenen Hass geschürt und sich in unzähligen Gewalttaten gegen die deutsche Minderheit und ihre verschiedenen Mitglieder niedergeschlagen. Wir haben von der Regierung die mündliche Zusicherung erhalten, dass sie antideutsche Ausschreitungen missbilligt und Anweisungen zur Verhinderung von Provokationen und Ausschreitungen gegeben hat. Doch wirksamen Schutz fand die deutsche Minderheit nicht. Es ist extrem gefährdet. Die Zahl der arbeitslosen Deutschen ist erschreckend hoch. Vor allem in Industriegebieten wächst sie weiter. Sozialpolitische Organisationen verweigern den Deutschen den Schutz. Sie sind nahezu vom Arbeitskreislauf ausgeschlossen.
Was die Bodenreform anbelangt, so war der Anteil des deutschen Grundbesitzes weitaus höher als der des polnischen Grundbesitzes, während die Gewährung von Land zur Besiedlung durch Deutsche streng genommen eine überraschende Ausnahme darstellte. Der Deutsche kann nicht einmal den Besitz von Land durch direkte Erbschaft beanspruchen.
Aktivitäten, die die kulturellen, intellektuellen, wirtschaftlichen und persönlichen Beziehungen sowie die Beziehungen zum Mutterland begünstigen, werden behindert. Das nationalsozialistische Glaubensbekenntnis wird als schädlich für die Staatssicherheit diffamiert. Germanophobe Elemente machen es katholischen Deutschen schwer, wenn nicht unmöglich, ihre religiösen Pflichten in ihrer Muttersprache auszuüben, ohne dass die Polizei ihnen den geringsten Schutz gewährt. Im Hinblick auf die protestantischen Kirchen, insbesondere die Vereinigte Evangelische Kirche Oberschlesiens und die Evangelische Kirche Augsburgs, wurden den Deutschen alle Rechte entzogen, obwohl sie in der protestantischen Bevölkerung die weitaus größere Mehrheit stellten. •
An deutschen öffentlichen Schulen sind polnische Lehrer in einem Ausmaß beschäftigt, das diesen Schulen ihren deutschen Charakter nimmt. Für die Rekrutierung von Deutschlehrern gibt es keine deutsche Regelschule. Das System der deutschen Privatschulen steht vor den unterschiedlichsten Schwierigkeiten. Die Schließung deutscher Privatschulen, insbesondere in Wolhynien, beraubt die deutsche Minderheit ihrer wichtigsten Instrumente der geistigen Kultur. Der Schlesische Sejm hat über die Landesgesetze hinausgehende Sonderregelungen erlassen, nach denen die Erlaubnis zur Eröffnung einer neuen privaten deutschen Schule verweigert und der Besuch privater deutscher Schulen verhindert wird. In der Woiwodschaft Schlesien werden Sprachprüfungen ohne gesetzliche Grundlage durchgeführt. Deutsche Eltern, die sich weigern, ihre Kinder auf polnische Schulen zu schicken, müssen mit hohen Geldstrafen oder Gefängnisstrafen rechnen. Die Frage der Schulbücher für deutsche Privatschulen bleibt trotz jahrelanger Bemühungen ungelöst. Es kommt häufig vor, dass Lehrern die Erlaubnis zum Unterrichten verweigert wird. Die Schulinspektion wird ausschließlich von Polen durchgeführt. Die für die Schulaufsicht zuständigen Behörden zeigen kein Verständnis für den besonderen Charakter der deutschen Schule und berücksichtigen ihn in keiner Weise.
Eine Bündelung unserer deutschen Jugend in einem kompakten Verband im Hinblick auf Bildungs- und Kulturaktivitäten scheiterte bisher am Widerstand der Obrigkeit. Gerade in dem Alter, in dem sie den Zugang zu Bildung am besten haben, sind unsere deutschen Kinder völlig sich selbst überlassen.
Zu all diesen hier kurz zusammengefassten Punkten liegen der Regierung seit mehreren Jahren ausführlich dokumentierte Schriftsätze und Anfragen vor. Die Regierung wird sorgfältig über die Missstände der deutschen Minderheit informiert. Seit der Verkündigung der Verfassung vom 17. März 1921 sind die Delegierten der deutschen Minderheit in der Regierung und in den Versammlungen vertreten
Als Gesetzgeber forderte er vergeblich die Verkündung von Gesetzen zur Anwendung des Artikels 1091. Der beispielhafte Grundsatz des Artikels 109 verblieb im Zustand eines platonischen Postulats. Die aktuellen Verhältnisse sind auf das Fehlen einer klaren Rechtsordnung für die deutsche Minderheit zurückzuführen.
Die deutsche Minderheit ist von der Überzeugung geprägt, dass die ihr vorbehaltene Behandlung im Widerspruch zur Verfassung und in vielen Fällen auch zu den Absichten des Gesetzgebers steht.
Aus Verantwortungsbewusstsein sowohl gegenüber der Polnischen Republik als auch gegenüber unserer deutschen Staatsangehörigkeit sehen wir uns als das Recht und die Pflicht, Sie, Herr Präsident, direkt zu informieren und Sie aufzufordern, dafür zu sorgen, dass die in der Verfassung garantierten Rechte der Republik Polen eingehalten werden Deutsche Minderheit und die diskriminierungsfreie Anwendung von Gesetzen, die allein auf dem Gesetz beruhen.
Bitte akzeptieren Sie, Herr Präsident, den Ausdruck unseres tiefen Respekts

Im Namen der deutschen Minderheit:​

Erwin Hasbach, Rudolf Wiesner,

Senator. Diplom Ingenieur.​

Nr. 370.
Der deutsche Konsul in Lodz im Außenministerium.

Bericht.​
Lodz, 15. Mai 1939.​

Am vergangenen Samstag, dem 13. Mai, und am vergangenen Sonntag, dem 14. Mai, kam es in der Stadt Tomaschow-Mazowiecki (rund 42.000 Einwohner, darunter rund 3.000 Deutsche) zu sehr schweren Ausschreitungen, die man als Pogrom der Deutschen bezeichnen kann wodurch das Leben vieler Deutscher völlig zerstört wurde. Der Schädel des Deutschen Schmiegel wurde aufgespalten und eine Frau, deren Namen ich noch nicht erfahren konnte, wurde auf der Flucht auf einem Feld bewusstlos geschlagen. Schmiegels Sohn wurde schwer verletzt, als er aus einem Fenster im zweiten Stock eines Hauses geschleudert wurde.
Die Ausschreitungen begannen am Samstag, dem 13. Mai. Wenige Tage zuvor hatte der mit der Regierungspartei eng verbundene „Verband Polnischer Berufsverbände" in großen Werbeaufrufen eine „Demonstration gegen die Deutschen" für Samstag, den 13. Mai, angekündigt. Diese Demonstration begann mit Reden vom Balkon eines Gebäudes, in dem die oben erwähnte Union, die Regierungspartei OZON und ihre Jugendorganisation „Mloda Polska" („Junges Polen") ihre Büros hatten. Diese vor großem Publikum gehaltenen Reden waren gespickt mit Spott über Deutschland. Es wurde erklärt, dass die Polen in Deutschland sehr schlecht behandelt würden, dass ihnen Arme und Beine gebrochen würden, dass ihre Schulen und Kirchen unterdrückt würden und ähnliches. Als der Mob ausreichend erregt war, verteilten die Anführer der Demonstration Formulare an verschiedene verdächtige Elemente, die unter dem Druck des Mobs von den Fabrikdirektoren die sofortige Entlassung aller Deutschen und die Unterzeichnung von Formularen mit dieser Erklärung forderten. Genau das wurde getan. Unter der Drohung des Mobs mussten sich die Betriebe zum Gehorsam erklären und die deutschen Arbeiter wurden aus den Fabriken vertrieben. Danach begann die Menge, alle deutschen Geschäfte und Privathäuser vollständig und systematisch abzureißen. In rasender Wut zerstörte die Bevölkerung fast den gesamten deutschen Privatbesitz. Die Deutschen wurden wie Wild gejagt; Sie flohen aufs Land und kehrten erst im Morgengrauen zurück. Viele wurden mit Messern und Knüppeln grausam verletzt.
Im Tagesverlauf am Sonntag kehrte zunächst wieder Ruhe ein. Am Abend jedoch gingen die Ausschreitungen mit aller Macht weiter und der Mob zerstörte sämtlichen deutschen Privatbesitz, der am Vortag noch intakt gewesen war. Vor allem ist festzuhalten, dass die Polizei gemeinsam mit den Demonstranten marschierte und nichts unternahm, um Leben und Eigentum der Deutschen zu schützen. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass diese Exzesse mit Zustimmung der Regierung, sogar auf deren Befehl hin, stattfanden. Nachdem die Terroranschläge nun vorüber sind, zirkulieren Polizeipatrouillen, um ihr Gesicht zu wahren, mit aufgepflanzten Bajonetten durch die Straßen der Stadt.
In Lodz wurden am Samstagabend die Fenster der Ruppert-Buchhandlung in der Rue de Pétrikau, wo deutsche Zeitschriften und Bücher verkauft werden, sowie die Fenster des Associa-Büros eingeschlagen.

Gewerkschaftsvereinigung (übrigens ohne politische Färbung) deutscher Arbeitnehmer. Dann, am gestrigen Sonntag, kam es im Kino „Stylowy" während der Vorführung des deutschen Films „Im Land der Liebe" zu Ausschreitungen, bei denen die Terroristen das Publikum zum Verlassen des Saals zwangen und beim Verlassen des Kinos mit Holzlatten einschlugen , mit Nägeln bewaffnet, Menschen auf der Flucht.
Da auf den ersten Blick kein Grund zu der Annahme besteht, dass es einen Waffenstillstand gegen Terrorakte gibt, wird die Lage von den Einheimischen als sehr kritisch eingeschätzt. Aus diesem Grund entscheiden sie sich zunehmend für die Auswanderung und den Verkauf ihrer Gebäude, da sie ihre Existenz in Polen in Gefahr sehen. Wir haben Angst vor den Polen, die in völliger Scham vor keiner Brutalität zurückschrecken und von der einheimischen deutschen Bevölkerung viel mehr gefürchtet werden als die schlimmsten Terroristen des alten russischen Regimes.
von Berchem.
Nr. 371.
Der deutsche Konsul in Lodz im Außenministerium.

Bericht.​
Lodz, 18. Mai 1939.​

Eine beträchtliche Anzahl von Tomaschow-Deutschen gaben gegenüber dem Konsulat Erklärungen zu den am 13. und 14. dieses Jahres begangenen Ausschreitungen und den ihnen zugefügten Schäden ab. Sie bitten uns, ihnen die Auswanderung nach Deutschland zu erlauben. Die Gesamtzahl der Verletzten geht in die Tausende, da bis auf eine sehr kleine Zahl fast alle Deutschen Opfer des Pogroms wurden. Auch in den Dörfern rund um Tomaschow, in denen deutsche Bauern leben, sind uns sehr schwere Sachschäden bekannt.
Im Tomaschow-Krankenhaus liegen rund zehn schwerverletzte Deutsche.
von Bcrchem.
N*» 372.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Kattowitz, 19. Mai 1939.​

Ich beeile mich, Ihnen eine neue Sammlung* von mehr als 100 Fällen von Exzessen gegen Angehörige der deutschen Minderheit zuzusenden. Dabei handelt es sich vor allem um Festnahmen, Strafen, Hausbesuche, Drohungen, Freiheitsberaubungen, Übergriffe und die Beschlagnahmung deutscher Zeitungen, antideutsche Provokationen sowie, in einem nicht unerheblichen Teil, erneute Ausweisungen von in der Industrie beschäftigten Angehörigen der Minderheit Firmen.
Noldekc.
Nr. 373.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 23. Mai 1939.​

Auf Beschluss des Schulrats wurden die privaten Grundschulen Gnesen, Birnbaum und Wollstein geschlossen.
Das ist in diesem Fall:
die 7-Klassen-Grundschule in Gnesen-Gniezno,
mit 209 Schülern,
die 4-klassige Grundschule in Wollstein-Wolsztyn,
mit 102 Schülern,
die 4-klassige Grundschule in Bimbaum-Miçdzychôd mit 102 Schülern.
Walther.

Nr. 374.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, den 22. 1939.​

Die Spannungen der letzten Wochen haben auch Auswirkungen auf die deutsche Minderheit in Wolhynien. Die Wolhyniendeutschen befinden sich zwar in einer günstigeren Lage als die deutschen Minderheiten der Westprovinzen, zumindest in dem Sinne, dass sie den Boykottkampagnen und den in den Westprovinzen üblichen Exzessen nicht ausgesetzt sind von polnischen Staatsangehörigen, die in Wolhynien nur eine winzige Minderheit bilden. Auf polnischer Seite gelten nach wie vor die Ukrainer als unversöhnliche Gegner des polnischen Staates als Hauptgegner, was zu unzähligen Verhaftungen und Belästigungen der ukrainischen Bevölkerung führt. Allerdings wurde die Haltung der Behörden auch gegenüber den Deutschen in Wolhynien immer rigoroser.
Die germanophobe Haltung der Schulbehörden kommt von Tag zu Tag brutaler zum Ausdruck. So geht die Schließung deutscher Schulen vorerst in einem solchen Tempo weiter, dass die völlige Zerstörung des deutschen Schulsystems nur eine Frage weniger Wochen ist. Allein in den letzten Tagen wurden fünf deutsche Schulen in den Städten Rozysce, Bryscze, Harardze, Adamow und Ludwikow geschlossen. Dadurch wurde 400 weiteren Kindern der deutschen Minderheit die deutsche Bildung verwehrt. Darüber hinaus wurden einer ganzen Reihe von Lehrern Treuezertifikate verweigert, so dass sie ihren Beruf künftig nicht mehr ausüben können.
Für den Ernst der Lage der deutschen Minderheit in Wolhynien ist schließlich die Tatsache charakteristisch, dass auch hier in den letzten Monaten die illegale Auswanderung in das Reich trotz des langen Weges, der vor uns liegt, zugenommen hat.
Ebenso ist man an den Nachrichten interessiert, die die Botschaft kürzlich von einem vertrauenswürdigen Mann über die Gemeinde Kostopol im Osten Wolhyniens erhalten hat. Allein aus der Gemeinde Kostopol waren zuletzt 250 Familien ausgewandert, nachdem sie ihre Grundstücke versteigert hatten. Ein großer Teil dieser Auswanderer konnte jedoch nicht nach Deutschland gelangen. Diese unglücklichen Menschen wurden von den polnischen Behörden an die Grenze zurückgeschickt, so dass sie nach der Rückkehr nach Wolhynien völlige Verarmung erlitten. Auch mehrere junge Menschen wurden beim Versuch, die Grenze zu überqueren, von polnischen Soldaten erschossen, die die Grenze bewachten. Allein aus der Gemeinde Kostopol erfuhr unser Vertrauter von fünf solchen Fällen.
von Moltke.
Nr. 375.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 25. Mai 1939.​

Am 12. dieses Jahres protestierte Senator Hasbach in Warschau im Ministerium für öffentliche Bildung gegen die Tatsache, dass deutschen Studenten in Posen der Besuch des Unterrichts verweigert wurde: Der Vizeminister versprach lediglich, Maßnahmen zu ergreifen Universität Posen.
Insgesamt waren 40 Studierende der deutschen Minderheit in Posen von dieser Maßnahme betroffen und verloren damit zumindest für dieses Jahr den Nutzen ihres Studiums.
Walther.
Nr. 376.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Kattowitz, 30. Mai 1939.​

Leider hat sich die Situation auch in den letzten zwei Wochen nicht verbessert. Ich beeile mich, Ihnen eine neue Sammlung* von insgesamt 48 Vorfällen vorzulegen. Ich möchte hinzufügen, dass die deutsche Minderheit von den anhaltenden Ausschreitungen naturgemäß außerordentlich eingeschüchtert ist, so dass es heute kaum noch einen Angehörigen der deutschen Minderheit gibt, der auf der Straße Deutsch sprechen könnte. Dennoch kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Angehörige der deutschen Minderheit, auch mitten auf der Straße, und in jüngster Zeit kam es immer wieder zu schweren Ausschreitungen. Bei den Tätern handelt es sich meist um Mitglieder der sogenannten Liga Junger Aufständischer.
Nr. 377.
Der deutsche Konsul in Teschen im Außenministerium.

Telegramm.​
Teschen, 2. Juni 1939.​

Das Deutsche Volksheim in Karwin wurde am 30. Mai auf Beschluss der Landesregierung unter polnische Sequestrierung gestellt. Genossenschaften wurden durch die Ernennung polnischer Kommissare polonisiert.
108 Reichsangehörige mit 256 Aktien, 114 deutsche Minderheitsangehörige mit 179 Aktien.
Das neue Foyer-Gebäude wurde vor zwei Jahren fertiggestellt. Es ist ein Hauptgebäude mit einem schönen Erscheinungsbild, das auch eine Turnhalle, ein Theater, große Tagungsräume und Restaurants sowie einen Sportplatz umfasst. Gesamtwert: 160.000 Zloty; Dieses Heim galt für große Teile der deutschen Minderheit in der Olsa-Region als Zentrum.
Damerau.
Nr. 378.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, 6. Juni 1939.​

Auf der Eröffnungssitzung des Wirtschaftsrats für Pommern, die am 3. dieses Jahres in Thorn stattfand, hielt der Vizepräsident des Polnischen Rates, Herr Kwiatkowski, eine Rede, die am 4. dieses Jahres von der gesamten Presse wiedergegeben wurde Jahr, „eine auffällige Art und mit Manschetten im richtigen Verhältnis." Die inoffizielle „Gazeta Polska" veröffentlichte es unter dem Titel „Lasst uns ruhig, aber mit Ausdauer arbeiten, das Schwert an unserer Seite!" Pomerelia ist und bleibt Polens Kommunikation mit der Außenwelt.
Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass sich ein Mitglied der polnischen Regierung an einer gegen Deutschland gerichteten Propaganda beteiligt und versucht, die Feindseligkeit gegenüber Deutschland zu verschärfen. Es ist nicht weniger überraschend, dass sich nun sogar der Vizepräsident des Rates an die Spitze dieser Bewegung stellt.
Ebenso wurde in einer Rede, die nur einen Tag später, am 4., anlässlich der Einweihung einer Gedenktafel zum Gedenken an Pilsudski in Ciechocinek vom Minister für Sozialfürsorge, Herrn Koscialkowski, gehalten wurde, die These vertreten, dass Der Besitz Pommerns stellt die unabdingbare Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung und den politischen Wohlstand Polens dar. In diesem Sinne ging Herr Koscialkowski in seinem Vortrag sogar noch weiter und bezeichnete „für den Fall, dass der Kampf Polen aufgezwungen wird", als Ziel dieses siegreichen Kampfes „die Rückkehr der im Grunde polnischen Provinzen, die längst hätte sein sollen." Teil Polens.
von Moltke.
N" 379.
Der deutsche Konsul in Teschen im Außenministerium.

Bericht.​
Teschen, 6. Juni 1939.​

Nach der bereits in Presse und Rundfunk gemeldeten Beschlagnahmung des Schulheims Oderberg und der per Telegramm mitgeteilten Entdeutschung des Deutschen Heims in Karwin* haben wir nun am 6. Juni 1939 einen polnischen Konkursverwalter eingerichtet auch bei der Deutschen Volksbank in Teschen.
Das in ausgezeichnetem Zustand befindliche Gebäude der Volksbank hat einen Wert von rund 400.000 Zloty. Die Volksbank war das letzte deutsche Geldinstitut im gesamten Kreis.
Auch die enteignete Schulvilla in Oderberg war die einzige ihrer Art. Es verfügte über moderne Internatseinrichtungen für insgesamt 60 Internatsschüler. Das Gebäude wurde ca. neu errichtet. hat. D. vor etwa 7 Jahren und stellte in runden Zahlen einen Wert von 160.000 Zloty dar.
Die vom Konsulat erhobenen Proteste gegen das deutsche Heim in Karwin blieben aus der Woiwodschaft bislang unbeantwortet.
von der Damerau.

Nr. 380.
Der Generalkonsul von Deutschland in Thorn im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Thorn, 7. Juni 1939.​

Die Maßnahmen der polnischen Behörden gegen die deutsche Minderheit und das deutsche Handwerk dauern an. Vor wenigen Tagen wurde die alte Adler-Apotheke in Thorn, die hier seit zwei Generationen in den Händen der deutschen Familie Heininger war, geschlossen, und fast gleichzeitig wurde die privilegierte Hampel-Apotheke in Culm geschlossen. . Auch in Graudenz wurde die Einstellung des Betriebs der Kronenapotheke, der einzigen noch auf dem Gelände vorhandenen deutschen Apotheke, angeordnet.
Es versteht sich von selbst, dass es sich hierbei um eine seit langem vorbereitete Maßnahme gegen deutsche Apotheken handelt.
Auch im Bereich der Konzessionen für Gastwirte wurden jüngst erneut zwei Entzuge erlassen, und zwar hinsichtlich des Verkaufs von alkoholischen Getränken und Tabak.
Parallel zu diesen antideutschen Maßnahmen folgten, wie bereits erwähnt, Kongresse, Versammlungen und andere Sitzungen patriotischer Verbände, die entweder für sich genommen bereits den Charakter einer germanophoben Demonstration hatten oder in deren Verlauf Redner auftraten Fast ausnahmslos aggressiv gegen Deutschland Stellung nehmend.
Auch der Woiwode von Pommern, Minister Wladislaw Raczkiewicz, äußerte sich im antideutschen Sinne. Er nutzte die Gelegenheit der Verleihung der Auszeichnungen, um zu verkünden: „Wir müssen das Ödland räumen, das die Räuber uns hinterlassen haben." » Obwohl dieses Treffen hinter verschlossenen Türen stattfand, reicht die Veröffentlichung dieser Rede aus, um zu erkennen, dass es schwierig ist, wenn der erste Beamte der Provinz eine so provokative Rede gegen Deutschland hält (weil es nur um „Deutschland" gehen kann). verhindern, dass die Bevölkerung Exzesse begeht.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die deutsche Minderheit unter solchen Umständen und nach den andernorts berichteten Ausschreitungen, Angriffen und Übergriffen hier in einer verzweifelten Lage befindet. Diese Verzweiflung kommt am deutlichsten darin zum Ausdruck, dass der Strom der Auswanderung, vor allem der Auswanderer ohne Aufenthaltserlaubnis, nicht versiegt.
Es ist verständlich, dass sich die deutschen Besitzer in grenzenloser Verzweiflung befinden, aufgrund der ständigen Belästigungen, Angriffe und Übergriffe durch die Polen in der Umgebung, die sie manchmal dazu zwingen, nachts wach zu bleiben, wie sie befürchten, zusätzlich zu den Einbrüchen die Fenster, dass ihre Farm in Brand gesteckt wird. Diese Verzweiflung lässt sie alles vergessen und lässt nur den einzigen Wunsch zurück: „Flucht aus dieser Hölle, um in den Schoß des Reiches zurückzukehren." »
von Küchler.
Nr. 381.
Der deutsche Konsul in Lodz im Außenministerium.

Bericht.​
Lodz, 7. Juni 1939.​

Zweifellos hatten wir seit den Vorfällen in Tomaschow1 und Konstantynow2 nichts mehr von Massenangriffen oder Ausschreitungen des Pöbels gegen die Deutschen gehört. Es scheint, dass die polnischen Behörden solche Aufsehen erregenden Ereignisse aus propagandistischen Gründen als unerwünscht empfanden. Dennoch geht der Kampf gegen die deutsche Minderheit mit der Aufnahme und Unterstützung der polnischen Behörden in allen Teilen des Kreises weiter. Jeden Tag melden wir dem Konsulat Einzelheiten, die keinen Zweifel daran lassen, dass wir durch Drohungen, Einschüchterungen, von den Behörden provozierte Arbeiterentlassungen und Streitereien aller Art unermüdlich auf den Ruin und die Demoralisierung der deutschen Minderheit hinarbeiten.
Drohungen gegen Angehörige der deutschen Minderheit, begleitet von Mord, Folter usw., sind in allen Teilen der Woiwodschaft durch Wiederholung an der Tagesordnung. Ebenso sind Schäden an deutschem Eigentum und die Plünderung dieses Eigentums (Holzdiebstahl, Entwurzelung von Obstbäumen, Vergiftung von Hunden usw.) auf dem Land an der Tagesordnung, ohne dass die Polizei etwas dagegen unternimmt Aussagen der Opfer, ernsthafte Bemühungen, die Täter zu ermitteln oder zu bestrafen.
Die unaufhörlichen Morddrohungen führten zu großer Nervosität bei Angehörigen der deutschen Minderheit, auf abgelegenen Bauernhöfen und sogar in einigen Dörfern mit starker deutscher Besiedlung. Noch immer schlafen ganze Familien in den Wäldern und auf den Feldern, weil sie nächtliche Angriffe von Schlägerbanden auf das Haus fürchten. In verschiedenen Dörfern versammeln sich nachts deutsche Familien; Während die Frauen und Kinder schlafen, wechseln sich die mit Knüppeln und Mistgabeln bewaffneten Männer ab, die Wache halten. Das ausgeprägte Gefühl der permanenten Bedrohung hat den Trend zur Abwanderung ganzer Dörfer in den letzten Wochen deutlich verstärkt. Die Bauern sind bereit, ihre Waren zu lächerlich niedrigen Preisen zu verkaufen, was die Polen zwangsläufig dazu anspornt, den Terrorismus, den sie betreiben, fortzusetzen, weil die polnische Bevölkerung hofft, das von den Deutschen verlassene Land billig oder kostenlos in Besitz nehmen zu können. In vielen Fällen verließen bedrohte Landwirte einfach ihre Grundstücke und überquerten die „grüne Grenze". In jüngster Zeit wurden die polnischen Grenzkontrollen jedoch so stark verschärft, dass die Gefahr, wegen „illegaler Auswanderung" verhaftet und hart bestraft zu werden, sehr groß geworden ist. Es scheint, dass Hunderte Menschen der deutschen Minderheit bereits in polnischen Gefängnissen sitzen, weil sie versucht haben, die Grenze ohne Erlaubnis zu überqueren.
Die deutsche Industriebevölkerung leidet zunehmend unter Arbeitslosigkeit. Dies ist vor allem auf die systematische Verdrängung deutscher Minderheiten zurückzuführen, die von Arbeitsplätzen vertrieben werden. Die Unternehmer werden auf ein Zeichen der Behörden, auf Druck ihrer Lieferanten und Kunden sowie durch Drohungen des polnischen Teams, selbst der Schurken, gezwungen, ihre deutschstämmigen Arbeiter sofort zu entlassen. Selbst deutschstämmige Fabrikbesitzer konnten sich den Forderungen der aufständischen Polen nicht entziehen. Polnische Ligen aller Art verabschieden immer wieder Resolutionen, in denen die Behörden aufgefordert werden, alle Deutschen von ihren Arbeitsplätzen zu verweisen und gleichzeitig zum Boykott deutscher Unternehmen aufzurufen.
Der von den Polen verhängte Boykott betraf vor allem kleine deutsche Händler und Ladenbesitzer. Das Konsulat hat von Fällen erfahren, in denen der monatliche Umsatz von Kleinhändlern auf 10 % bis zu 10 % des Normalniveaus zurückging. Diesen Deutschen bleibt nur noch ein Ausweg: ihre Auswanderung zu beschleunigen, denn die Fortsetzung ihres Handels kommt einem täglichen Kapitalverlust gleich.
So setzt der polnische Chauvinismus den Kampf gegen den Germanismus mit allen Mitteln und auf allen Gebieten fort. Wenn dieser Feldzug nicht in absehbarer Zeit beendet wird, wird die unausweichliche Konsequenz die völlige Vernichtung der deutschen Minderheit im Bezirk Lodz sein.
von Berchem.
Nr. 382.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, 15. Juni 1939.​

Gemäß den erhaltenen Anweisungen habe ich gestern den stellvertretenden Minister Graf Szembek besucht. Ich protestierte energisch gegen die mehrfachen Verbrechen, denen der Führerkanzler ausgesetzt war, und forderte die Bestrafung der Schuldigen. Dabei habe ich nicht nur auf die Anlagen Ihres Ordens zurückgegriffen, sondern auch auf die in Theatern und Konzertsälen aufgetretenen Vorkommnisse der Verbrennung von Strohpuppen, die den Führer darstellen, hingewiesen, gegen die wir bereits protestiert haben mehrfach, aber auch gegen andere Propaganda, die in letzter Zeit nicht einmal vor der Schulschwelle Halt macht. Gemäß den erhaltenen Anweisungen habe ich darauf hingewiesen, dass alle diese Vorfälle nur durch die Trägheit der polnischen Behörden – trotz der wiederholten Interventionen der Botschaft und der Konsulate – und durch die bisher gezeigte unverständliche Nachsicht erklärt werden können Polnische Seite in dieser Hinsicht.
Graf Szembek entgegnete zunächst zu den Flugblättern, die er als grobe und vulgäre Beleidigung des Führers bezeichnete, dass die polnische Regierung bereits eingegriffen und die Beschlagnahme dieser Flugblätter angeordnet habe. Ich entgegnete, dass die Beschlagnahmung in einem solchen Fall nicht genügen könne, solange, wenn einem Händler lose Blätter weggenommen würden, diese trotzdem unbemerkt in einer anderen Straße verkauft würden, was schon aus der Tatsache hervorgeht, dass diese Flugblätter nicht verkauft wurden nur in Kattowitz und anderen Städten Oberschlesiens, aber auch in Lodz und Warschau. Nur Strafverfolgung und strenge Strafen, sagte ich, können zu einem Ergebnis führen und ich fügte hinzu, dass ich auf diesem Punkt beharren müsse, da die polnische Regierung auch über ausreichend verfügt rechtliche Mittel zur Gewährleistung der Repression.

Graf Szembek versuchte dann, mich abzulenken, indem er mich auf die Haltung der deutschen Presse aufmerksam machte. Er las mir eine Passage aus dem Artikel in der „Deutschen Diplomatischen und Politischen Korrespondenz" vom 12. Juni vor, indem er sie einem Bündel Presseausschnitten entlehnte, die offensichtlich zu diesem Zweck erstellt worden waren, wo er insbesondere die Tatsache kritisierte, dass Dirschau und Graudenz wurden als deutsche Städte bezeichnet. Er wagte sogar zu behaupten, dass solche Annexionsziele in der polnischen Presse nicht zum Ausdruck kommen würden. Ich konnte ihm antworten, dass nicht nur, und das fast täglich, die polnische Presse, sondern ganz aktuell auch eine Ministerrede (Herr Koscialkowski), die er scheinbar ignorierte, ohne Widerwillen revisionistische Ziele geäußert hatte. Darüber hinaus lehnte ich jeden Vergleich der deutschen Presse mit den Tiraden der polnischen Zeitungen ab und wies auch darauf hin, dass es bei den soeben dargelegten Beschwerden nicht um Presseangelegenheiten im Allgemeinen ging, sondern um Beleidigungen und Vergehen gegen das deutsche Staatsoberhaupt dem man in der deutschen Presse absolut nichts Vergleichbares entgegensetzen könnte.
Im weiteren Verlauf des Interviews versuchte Graf Szembek immer wieder, das Thema meiner Vorwürfe als bloße Presseangelegenheit zu behandeln. Andererseits machte ich ihn noch einmal darauf aufmerksam, dass mein heutiges Eingreifen nichts mit allgemeinen Pressebeschwerden zu tun habe, und drängte auf eine Untersuchung und Bestrafung der Schuldigen, wobei ich feststellte, dass dies in allen von mir vorgelegten Fällen, unter anderem auch in In mehreren Karikaturen wurden die charakteristischen Merkmale des Straftatbestands der Missachtung vereint. Als ich dem Grafen Szembek schließlich mein Erstaunen darüber zum Ausdruck brachte, dass er für diese offensichtlichen Fragen so wenig Verständnis bei ihm fand, gab er nach und erklärte, er wolle die ganze Angelegenheit einer neuen Prüfung unterziehen.
von Moltke.
Nr. 383.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 16. Juni 1939.​

Durch Erlass des Woiwoden vom 15. dieses Jahres wurde der Verein „Evangelisches Hospiz: Herberge in der Heimat" in Posen aufgelöst und am selben Tag auch die Liegenschaften des Vereins, des Evangelischen Hospizes und der übrigen Vermögen, wurden einem polnischen Insolvenzverwalter übergeben.
Das große Gebäude, Allée du Maréchal Pilsudski 19, gegenüber der Deutschen Provinzialgenossenschaft, der Universität und dem Schloss gelegen, stellt, allein schon durch seine günstige Lage und den guten Zustand des Gebäudes, eine Immobilie von großem Wert dar, die sich auf ca das beschlagnahmte Inventar auf mehrere Hunderttausend Zloty. Besondere Bedeutung kommt ihm vor allem deshalb zu, weil es das letzte Haus ist, das der deutschen Minderheit in der Stadt und Provinz Posen für ihre kulturellen Zwecke zur Verfügung stand. In diesem Gebäude befindet sich das Evangelische Hospiz mit rund 30 Zimmern und 50 Betten, das einzige deutsche Hotel, das bis dahin in Posen existierte. Im Anbau des Gebäudes befand sich der große Saal, der rund 400 Personen Platz bot, weitere Räume wurden von den Posener Deutschen Vereinen genutzt, die dort ihre Tagungen abhielten. Es war sogar der einzige große Raum, da das Deutsche Haus zu Beginn dieses Jahres unter Zwangsvollstreckung gestellt worden war. So setzte das Deutsche Theater nach der Schließung des Deutschen Hauses seine Aufführungen hier fort. Im Hospizraum fanden große Versammlungen und Feste der deutschen Minderheit, Sitzungen der Landessynode und Nationalfeiertage deutscher Staatsangehöriger statt. Diese Räumlichkeiten wurden auch vom Männergesangsverein, dem Bach-Verein, dem Evangelischen Kreis junger Männer, dem religiösen Kreis junger Mädchen und der Jugendgruppe genutzt. Im selben Gebäude befand sich die „Auberge au pays natal". Die Unterkünfte wurden vom Lehrlingsverein, dem Freundeskreis der jungen Mädchen für die Unterbringung junger Mädchen auf Reisen sowie dem Sozialwerk für Mitarbeiter genutzt. Der Kurator entließ zum Monatsende alle im Haus und insbesondere im Hospiz beschäftigten Mitarbeiter, so dass eine beträchtliche Zahl deutschstämmiger Familien und Einzelpersonen ihren Verdienst verlor. -Brot. Auf der Straßenseite befinden sich im selben Gebäude die Buchhandlung des Evangelischen Kreises, eine Filiale der Deutschen Industrie- und Handelsbank sowie eine ganze Reihe von Geschäften, denen die Räumung der Räumlichkeiten innerhalb der 3-Tages-Frist angeordnet wurde .
Mit der Beschlagnahmung des Hospizes wollten die polnischen Behörden der deutschen Minderheit bewusst einen schweren Schlag versetzen. Da jedoch gleichzeitig die Spielbank Bromberg, das Herrengesangheim Lodz und das Deutsche Haus in Tarnowitz geschlossen wurden, handelt es sich zweifellos um eine großangelegte Kampagne gegen die deutsche Minderheit.
Walther.

Nr. 384.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 19. Juni 1939.​

Ich lege Ihnen eine neue Liste von 25 Fällen vor, aus der die Vielfalt der Misshandlungen gegenüber Deutschen, Reichsangehörigen oder Teilen der deutschen Minderheit hervorgeht.
In letzter Zeit erreichen uns immer häufiger Meldungen, dass Angehörige der deutschen Minderheit sowohl auf dem Land als auch in Posen selbst mit Beschimpfungen angesprochen werden wie „Wenn jetzt Krieg ausbricht, werden wir euch alle hängen."
Walther.
Nr. 385.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, 19. Juni 1939.​

Die Lage der deutschen Minderheit hat sich in den letzten Wochen deutlich verschlechtert. Die Diffamierungskampagne hat Ausmaße angenommen, die ich in den langen Jahren meiner Tätigkeit hier noch nicht beobachten konnte.
Am Dienstag, den 13., wandte sich Senator Hasbach an den Ratspräsidenten, um auf diesem Wege noch einmal zu versuchen, die Lage zu verbessern. Unmittelbar danach wurde der deutschen Minderheit jedoch mit der Enteignung des Deutschen Hauses in Bromberg der bisher schwerste Schlag versetzt. die Schließung und Beschlagnahmung des Deutschen Hauses in Lodz, des Evangelischen Hospizes in Posen und des Deutschen Hauses in Tarnowitz. Bezüglich der zahlreichen Schließungen deutscher Organisationen in Wolhynien warten wir noch auf weitere Informationen.
Selbstverständlich werde ich bei meinem nächsten Besuch im Außenministerium auch auf diese äußerst schwerwiegenden Maßnahmen der Behörden hinweisen. Allerdings bezweifle ich, dass ich aufgrund der in jüngster Zeit gesammelten Erfahrungen auch nur die geringste Neigung verspüren werde, eine Änderung der Haltung gegenüber der deutschen Minderheit herbeizuführen. Schon bei meinem letzten Gespräch mit Graf Szembek, von dem ich in meinem Bericht vom 15. Juni* gesprochen habe, habe ich auf die extreme Verschlechterung der allgemeinen Lage hingewiesen und besonders auf die außerordentlich schwierige Lage der Minderheit hingewiesen. Ich habe sogar mein Erstaunen darüber zum Ausdruck gebracht, dass sich die Behörden angesichts der bereits bestehenden Feindseligkeit der Bevölkerung gegenüber den Deutschen, die immer wieder Anlass zu neuen Vorfällen gibt, durch rigorose Verwaltungsmaßnahmen auch an der Unterdrückung der Minderheit beteiligen.
Graf Szembek sprach mit mir über die Beschlagnahmung des polnischen Hauses in Ratibor, worauf ich antwortete, er könne nicht ignorieren, dass es sich in diesem Fall nur um eine Vergeltungsmaßnahme gegen die Beschlagnahmungen der deutschen Häuser in Karwin und Oderberg handele; und dass wir bestens darauf vorbereitet wären, die Sequestrierung in Ratibor aufzuheben, wenn auf polnischer Seite die Schließung der Karwin- und Oderberg-Heime gemeldet würde. Ich fügte hinzu, dass wir uns in einer schwierigen Situation befänden und dass hinsichtlich der weiteren Entwicklung nur äußerste Befürchtungen bestehen könnten. Auf meine Frage, ob er es nicht für angebracht halte, die gefährliche Politik der inneren Behörden zu beflecken, antwortete Graf Szembek nur mit einem resignierten Schulterzucken. Zweifellos hat er mir gegenüber sein Bedauern über die rapide Verschlechterung der Situation zum Ausdruck gebracht, aber er hat keine Initiative gezeigt, um im Einklang mit meinen Vorschlägen eine schrittweise Abschaffung der Anti-Minderheiten-Maßnahmen herbeizuführen.
Es ist wirklich ein bedauerliches Symptom, dass selbst Graf Szembek, ein Mann, auf dessen gute und kluge Gesinnung wir immer zählen konnten, um mögliche Schwierigkeiten zu beseitigen, nun offensichtlich keine Möglichkeit mehr sieht, diese gefährliche Entwicklung zu vereiteln. . Es ist schwer zu entscheiden, ob es in diesem Fall der schlechte Wille des Außenministeriums ist, das sich weigert, einzugreifen, oder ob dieses nicht in der Lage ist, den nationalistischen Tendenzen des Militärs entgegenzutreten. In meinen bisherigen Berichten habe ich immer wieder betont, dass die Situation von Außenminister Beck in den letzten Monaten unendlich komplizierter geworden ist und militärische Kreise einen größeren Einfluss erlangt haben. mehr auf die polnische Außenpolitik. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich diese Situation in irgendeiner Weise geändert hat.
von Moltke.

Nr. 386.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
„Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Kattowitz, 22. Juni 1939.​

Ich beehre mich, hiermit eine Kopie einer weiteren Sammlung von Fällen von Exzessen gegen Angehörige der deutschen Minderheit für das gesamte polnische Staatsgebiet einzureichen. Diese Sammlung wurde von der Jungdeutschen Partei zusammengestellt und von Herrn Wiesner am 19. März an den Präsidenten des Polnischen Rates geschickt1.
Eine Nudel.
Nr. 387.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Bericht.​
Thorn, 23. Juni 1939.​

Auf Befehl des Woiwoden von Pommern vom 20. Juni wurde dieser Heer, der sogenannte Johanniterorden, gemäß Artikel 26, Absatz 4 des „Vereinsgesetzes" für „nicht" erklärt -gesetzlich vorhanden".
Der Johanniterorden ließ 1894 in Dirschau ein Pomerelia-Krankenhaus und in Briesen ein weiteres Krankenhaus errichten. Diese beiden Krankenhäuser wurden am 21. März von den Liquidatoren übernommen. Die deutschen Johanniterinnen aus dem Dirschauer Krankenhaus mussten noch am selben Tag dieses Institut verlassen und wurden durch polnische katholische Schwestern aus 8' Vincent ersetzt.
Die polnische Presse in diesem Bezirk begrüßte diesen erneuten Diebstahl deutschen Eigentums mit Genugtuung, ohne sich die Mühe zu machen, ihn auch nur im Geringsten zu begründen.
von Küchler.
N» 388.
Der deutsche Konsul in Lodz im Außenministerium.

Bericht.​
Lodz, 24. Juni 1939.​

Bezüglich der Vorfälle, die sich am 22. und 23. dieses Jahres in Pabianice ereigneten, erhielt ich die folgende authentische Version:
Am späten Nachmittag des 22. versammelte sich eine Menschenmenge vor der Deutschen Turnhalle. Es waren sehr viele Mitglieder der Regierungspartei O.Z.N. anwesend. Diese Menschenmenge verlangte Zutritt zu dem Raum, in dem einige Angehörige der deutschen Minderheit turnten. Da ihnen der Zugang verweigert wurde, rissen die Angreifer die Eingangstür ein und schlugen mehrere Fenster ein, damit die Menschenmenge eintreten konnte. Im Raum selbst wurden einige Alltagsgegenstände zerstört; einige kleinere Utensilien, wie Geschirr etc., wurden gestohlen. Von oben auf der Bühne wurden polnisch-chauvinistische Reden gehalten. Der Mann namens Keil, aus der deutschen Minderheit, Sohn des gleichnamigen Buchhändlers in Pabianice, der sich in der Turnhalle aufhielt, wurde bedroht und musste über einige Zäune flüchten. Die Menge schloss sich ihm jedoch an und schlug ihn.
Nach dem Abriss der Schule begab sich die Menge zum Oratorium der Bruderschaft. Das Oratorium wurde von oben bis unten zerstört. Alle deutschen Psalmen und anderen Werke, darunter auch deutsche Bibeln, wurden von der Menge in Stücke gerissen.

Für den Konsul:​

von Triitzschler.
Nr. 389.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Kattowitz, 26. Juni 1939.​

In jüngster Zeit beginnen die polnischen Behörden offenbar systematisch damit, auch die letzten verbliebenen deutschen Arbeiter und Angestellten aus den Fabriken dieser Stadt zu vertreiben. In großen Industriebetrieben wurden sogenannte Nationalkomitees gegründet, die sich aus Mitgliedern der Polnischen Westmark-Föderation und anderen antideutschen Verbänden zusammensetzten. Aufgabe dieser Gremien ist es, die Mannschaftslisten der einzelnen Fabriken sorgfältig zu prüfen, die Namen der noch beschäftigten Deutschen zu notieren und diese der Fabrikleitung mitzuteilen, um deren sofortige Ausweisung zu fordern. Die nationalen Komitees, die mit den polnischen Behörden sozialpolitischer Organisationen zusammenarbeiten, sind verpflichtet, den Ausschluss aller Teammitglieder zu fordern
1° Teil deutscher Organisationen sind,
2. ihre Kinder auf eine deutsche Schule schicken oder schicken lassen,
3° deutsche Gottesdienste besuchen oder Mitglieder deutscher Volksbibliotheken sind,
4° sind polnischen Gewerkschaften angeschlossen, müssen aber aufgrund ihres Verhaltens anderswo und aufgrund ihrer Vergangenheit zur deutschen Minderheit gezählt werden.
Das Ausmaß dieser neuen Entlassungswelle, die insbesondere für die kommunale Lagebeurteilung charakteristisch ist, lässt sich noch nicht im Detail abschätzen. Auf jeden Fall wird erneut das Leben Hunderter deutscher Menschen gefährdet sein.
Eine Nudel.
Nr. 390.
Das Außenministerium an den deutschen Botschafter in Warschau.

Telegramm.​
Berlin, 26. Juni 1939.​

Als Vergeltung für die polnischen Aktionen gegen das Evangelische Hospiz in Posen, den Casinoverein in Bromberg und den Männergesangverein in Lodz beabsichtigen wir, das Polenhaus in Buschdorf, Kreis Flatow, zu schließen. Die Schließung dieses Hauses, in dem viele Kurse, praktische Unterweisungen usw. stattfinden, würde einen erheblichen Verlust für die polnische Minderheitenarbeit bedeuten. Nach Auffassung des Innenministeriums müssen wir auch mit Ausschreitungen seitens der aufständischen deutschen Grenzbevölkerung rechnen, wenn die Schließung nicht bald erfolgt.
Bitte teilen Sie mir telegraphisch Ihre Meinung zu den Repressalien im Allgemeinen und den geplanten Maßnahmen gegen das Polnische Haus in Buschdorf im Besonderen mit.
Wörmann.
N» 391.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Telegramm.​
Warschau, 27. Juni 1939.​

Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass sich die Polen durch deutsche Vergeltungsmaßnahmen von späteren Feldzügen abhalten lassen, die sie eventuell für notwendig erachten. Im Gegenteil – wie der Fall Ratibor* gezeigt hat – werden sie unsere Repressalien ausnutzen und sie als Vorwand benutzen, um gegenüber Ausländern die weiteren Maßnahmen zu rechtfertigen, die sie gegen die deutsche Minderheit ergreifen werden.

Aus diesem Grund haben Repressalien in der gegenwärtigen Situation keinen Sinn mehr; sie betreffen nur den jetzt vollkommen klaren Aspekt des gnadenlosen, einseitigen Kampfes der Polen gegen die deutsche Minderheit.
Im konkreten Fall Buschdorf besteht Grund zur Befürchtung, dass die Schließung des Polnischen Hauses in diesem Ort die gleichen bedauerlichen Auswirkungen haben könnte wie die Maßnahme gegen das Polnische Haus in Ratibor. Ich werde zwar der Empörung der Grenzbevölkerung gerecht, bin aber geneigt zu glauben, dass die Interessen der mit aller Macht kämpfenden deutschen Minderheit in Polen Vorrang vor allen anderen Erwägungen haben müssen.
Moltke.
Nr. 392.
Die Deutsche Botschaft in Warschau im Ministerium
für polnische Außenpolitik.

Minutennotizen.​
Warschau, 27. Juni 1939.​

Die Deutsche Botschaft beehrt sich, im Auftrag ihrer Regierung das Außenministerium auf folgenden Vorfall aufmerksam zu machen:
Laut einer Pressemitteilung der „Gazeta Pomorska", Nr. 116 vom 20./21. Mai, sprach Oberstleutnant Switalski anlässlich des Empfangs der Bischöfe Dr. Okoniewski und Dominik, die nach Graudenz kamen, um die dortigen Kirchen zu besichtigen: eine Begrüßungsansprache im Namen der polnischen Armee, in der er unter anderem vom Deutschen Reich als „unserem Nachbarn" und „Feind" sprach, „der uns ständig bekämpft". » Dann bemerkte er unter Bezugnahme auf die am 17. Mai im Reich durchgeführte Volkszählung, dass „die Verfolgung unserer Brüder von einer heftigen Offensive gekrönt sein wird" und schloss seine Rede mit folgenden Worten: „Betet gemeinsam mit uns." , genau heute, an diesem Volkszählungstag, damit unsere Brüder dem Schock standhalten können, damit die Zeit ihrer Prüfungen verkürzt wird und um den Himmel um ein Wunder zu bitten, einen zweiten Grunwald1, der sie aus der Knechtschaft erlöst und uns garantiert ausreichend Ruhe. »
Die deutsche Botschaft hat die Ehre, im Namen ihrer Regierung gegen diese germanophobe Rede eines Vertreters der polnischen Armee während eines offiziellen Empfangs zu protestieren, in der unter anderem Ansprüche auf deutsches Territorium geäußert wurden.
Nr. 393.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Bericht.​
Thorn, 3. Juli 1939.​

Am Freitag, den 30. Juni, fand in Gdingen die wichtigste Jahrestagung der Polnischen Landwirtschaftsgesellschaft Pommerns in Anwesenheit des Landwirtschaftsministers Herrn Poniatowski, des Woiwoden Pommerns, Minister Raczkiewicz und vieler anderer führender Persönlichkeiten statt. Minister Poniatowski, der bei dieser Veranstaltung sprach, erklärte, dass die Kampagne zur Aufteilung großer Ländereien in Pommern in naher Zukunft mit größerer Intensität als je zuvor fortgesetzt werde. Daraufhin wurde eine Resolution angenommen, die unter anderem die schnellstmögliche Aufteilung des deutschen Besitzes in Pommern, die Ausweisung der für Polen gewählten Deutschen sowie die Verabschiedung eines Gesetzes über den Verlust der Staatsangehörigkeit forderte. Polnisches Recht und die Beschlagnahmung des Vermögens polnischer Staatsangehöriger, Flüchtlinge in Deutschland.
von Küchler.
Nr. 394.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, 5. Juli 1939.​

Wie ich bereits mehrfach darauf hingewiesen habe, hat sich die Unterdrückung der deutschen Minderheit im religiösen Bereich weiter verschärft. Da sich das deutsche Element nun in seiner überwiegenden Mehrheit zum Protestantismus bekennt, zielte die polnische Politik darauf ab, die Organisation der deutschen evangelischen Kirche so weit wie möglich zu lähmen. In diesem Zusammenhang führten die Vorfälle dazu, dass Pfarrer Kleindienst aus Wolhynien, ein verdienstvoller und wegen seines unerschütterlichen Glaubens allgemein geschätzter Mann, seines Amtes enthoben und schließlich aus seinem Heimatland ausgewiesen wurde, in dem seine Familie zwei Jahrhunderte lang gelebt hatte . Die Versuche der Botschaft, die Rücknahme dieser Maßnahme zu erreichen, die nicht nur bei den Wolhyniendeutschen, sondern auch bei der gesamten deutschen Minderheit in Westpolen viel „böses Blut" verursacht hat, blieben leider erfolglos.
Auch in jüngster Zeit kommt es immer häufiger zu Gewalttaten gegen die evangelische Kirche und ihre Verteidiger.
Dies geht aus den 17 Fällen hervor, die in der beigefügten Mitteilung aufgeführt sind und durch Zeugenaussagen untermauert werden.
von Moltke.
Beachten.
1° Am 2. März wurden das große Buntglasfenster der Christus-Kirche in Posen sowie das Fenster des Büros des örtlichen Superintendenten in Stücke gerissen.
2° Am 12. März wurde Pfarrer Diestelkamp aus Wisseck von 15 oder 20 jungen Verrückten angegriffen, die ihn von seinem Motorrad warfen und ihn schrecklich misshandelten. Die Polizei, die Zeuge dieses Angriffs war, griff nicht ein.
3° Im März wurden im Schokken-Pfarrhaus 22 Fenster zerbrochen.
4° Am 29. März demonstrierte eine aufrührerische Menschenmenge vor dem Presbyterium von Kruschwitz und schlug 21 Fenster ein.
5. Am 31. März wurden Superintendent Assmann aus Bromberg und ein Kirchenvorstandsmitglied Quade aus Labischin mit Steinen geschlagen.
6° Am 15. April wurde Pfarrer Ortlieb aus Neubarkoschin auf der Straße schrecklich misshandelt, bewusstlos geschlagen und mit Absätzen ins Gesicht geschlagen.
7° In der Nacht vom 18. auf den 19. April wurden 63 Fenster im Presbyterium und im Oratorium von Lonkorss zerbrochen.
8° Am 19. April wurde Pfarrer Schenk aus Hallkirch durch Steine verletzt.
9° Am 28. April wurden auf dem Friedhof Neulaube bei Lissa Gräber zerstört.
10° Am selben Tag wurde das Presbyterium von Zirke angegriffen.
11° Am 2. Mai wurde der Katechet Lenz zwischen Schubin und Klein-Salzdorf von seinem Fahrrad geworfen und schrecklich misshandelt. Sein Fahrrad und seine Aktentasche wurden gestohlen.
12° In der Nacht vom 3. auf den 4. Mai wurde die Briesener Kirche von unbekannten Schlägern geschändet.
13° Am 7. Mai wurde der Gottesdienst in Rakot von einer Menge Randalierer unterbrochen, die die Kirche betraten; Am Himmelfahrtstag wurde die Tür derselben Kirche von polnischen Schlägern zugenagelt.
14° Am 24. Mai wurde das Buntglasfenster des Altars der Kirche in Rheinsberg in Stücke gerissen.
15° Am 24. Mai wurde Pfarrer Schenk aus Hallkirch auf dem Weg aufs Land erneut mit Steinen getroffen.
16° Am 2. Juni wurden im Pfarrhaus von Staykowo 16 Fenster zerbrochen.
17° Am 5. und 6. Juni wurde das Hohensalzaer Presbyterium angegriffen. Kommissar Diestelkamp wurde durch einen Steinwurf am Kopf verletzt.
Nr. 395.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 10. Juli 1939.​

Die Offensive der polnischen Behörden gegen das deutsche Genossenschaftsregime hat weiter an Intensität gewonnen. Diese Maßnahmen richten sich vor allem gegen deutsche Molkereigenossenschaften. So wurden in jüngster Zeit drei große Molkereigenossenschaften auf Anordnung der Polizei geschlossen, darunter auch am 6. dieses Jahres die nach modernen Erfordernissen ausgestattete Großmolkerei in Posen. Grund für die Schließung war, dass eine Untersuchung aus hygienischer Sicht Mängel in der Gestaltung der Molkerei ergeben hatte. Dieser Vorwand ist umso überraschender, da jeder weiß, dass es sich bei der Posener Molkerei um einen sehr gut ausgestatteten Betrieb handelt, der modernsten Anforderungen gerecht wird.
Auch die Molkerei Wollstein wurde geschlossen, da der Versuch der Polen, durch die Aufnahme polnischer Mitglieder eine Mehrheit zu erreichen, erfolglos blieb.
Alle diese Maßnahmen stehen im Einklang mit polnischen Bestrebungen und neigen dazu, durch Schikanen und oft falsche Auslegung der Gesetze die Unternehmen und Organisationen der deutschen Minderheit zu zerstören. Auf diese Weise sind in den letzten Jahren rund 60 Molkereigenossenschaften an die deutsche Minderheit verloren gegangen.
Walther.
Nr. 396.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Bericht.​
Thorn, 10. Juli 1939.​

Der Kampf auf Leben und Tod, den die polnischen Behörden gegen das deutsche Element in dieser Stadt führen, hat eine bis dahin unbekannte Heftigkeit erreicht. Es richtet sich gleichermaßen gegen die wirtschaftliche Existenz des Einzelnen wie gegen die der deutschen Organisationen. Es ist anzumerken, dass sich die polnischen Behörden mittlerweile nicht einmal mehr darum kümmern, eine rechtliche Rechtfertigung für ihre Ausschreitungen gegenüber deutschen Minderheiten zu finden. Ich füge diesem Bericht eine Liste mit 65 neuen Fällen bei.
Die übermittelten Listen können keinesfalls als vollständig angesehen werden, da dem Generalkonsulat in der Regel nur ein Teil der tatsächlich begangenen Übergriffe zur Kenntnis gelangt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die meisten Deutschen, die durch Anschläge oder andere Maßnahmen geschädigt werden, Angst davor haben, deutsche Verbände oder das Generalkonsulat zu informieren.

Für den Generalkonsul:​

Graf.
Nr. 397.
Der deutsche Botschafter in Warschau im Außenministerium.

Bericht.​
Warschau, 11. Juli 1939.​

Nach der Ermordung des Reichsbürgers Alois Sornik habe ich gemäß den mir erteilten Weisungen beim Grafen Szembek, dem Vertreter des Außenministers, eindringliche Vorwürfe gemacht. Graf Szembek, der die Einzelheiten des Verbrechens genau kannte, teilte mir mit, dass es sich hierbei nicht um eine politische Angelegenheit handele und dass die bisher beim Außenministerium eingegangenen Informationen ergeben hätten, dass Eifersucht das Motiv für das Verbrechen sei. Mord. Andererseits wies ich darauf hin, dass, wenn persönliche Beweggründe in der Angelegenheit eine Rolle spielten, die Schwere des Verbrechens zweifellos und vor allem auf die von der polnischen Regierung geduldete ungezügelte und systematische Germanenfeindlichkeit zurückzuführen sei. Graf Szembek erkennt am Ende, dass der Täter von der derzeit in Polen herrschenden Germanophobie sicherlich nicht unbeeindruckt geblieben ist.
Zu diesem Thema erwähnte ich die in jüngster Zeit unerträglich gewordene Verfolgung des deutschen Elements in der Verwaltungsgerichtsbarkeit der Woiwode Grazynski (Oberschlesien), die mit Recht als Totengräber der Entente bezeichnet werden kann. Deutsch-Polnisch. Ich fügte hinzu, dass ich den Eindruck habe, dass es sinnlos sei, die Gespräche über das Thema Minderheiten fortzusetzen, da auf polnischer Seite der Wunsch bestehe, miteinander auszukommen,
Auf meine in meinem letzten Interview mit ihm zum Ausdruck gebrachte Entscheidung1 folgte am nächsten Tag die Schließung der Deutschen Häuser in Posen2, Lodz, Bromberg und Tamowitz, und zwar in einer Weise, die leider keinen Raum für Unklarheiten lässt.
Wie bei meinem Interview am 14. Juni1 nahm Graf Szembek meine Bemerkung mit resigniertem Schweigen auf. Dieses Gespräch bestätigt auch einmal mehr, dass in der gegenwärtigen Lage die Hoffnung auf eine Lösung der Minderheitenfragen mit der polnischen Regierung enttäuscht ist. Es war schon immer schwierig, Minderheitenfragen im Außenministerium zu diskutieren. Wie die täglich steigende Zahl von Gewalttaten gegen die deutsche Minderheit beweist, fühlt sich die polnische Regierung durch den Blankoscheck Großbritanniens derzeit so stark, dass sie es nicht mehr für nötig hält, sich bei der Behandlung an deutschen Interessen zu orientieren von Minderheiten. Und doch sollte Polen verstehen, dass die deutsch-polnischen Beziehungen dadurch auf eine fast unerträgliche Weise beeinträchtigt werden.
von Moltke.
Nr. 398.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 12. Juli 1939.​

Zum Ende dieses Schuljahres waren folgende deutsche Grundschulen geschlossen: 1° Karmin, Kreis Jarotschin, 53 Schüler, 2° Strzalkowo, Kreis Wrcschen, 45 Schüler, 3° Zatom Nowy (Neuzattum), Kreis Birnbaum, 22 Schüler, 4° Mcchnacz, Birnbaum-Kreis, 19 Schüler, 5° Strzyzewo-Smykowe (Striesen), Gnesen-Kreis, 32 Schüler, 6° Zdziechowa (Zechau), Gnesen-Kreis, 43 Schüler, 7° Grebocin (Gramtschen), Kreis von . Thorn, 46 Kinder, 8° Czempin, Kreis Kosten, 22 Kinder, 9° Daleszynek, Kreis Birnbaum, 19 Schüler, 10° Gnesen, 209 Schüler, 11° Wollstein, 81 Schüler, 12° Miedzychod (Birnbaum), 102 Schüler , 13° Gniew (Mewe), Kreis Dirschau, 48 Kinderf.
Walther.
Nr. 399.
Der deutsche Konsul in Teschen im Außenministerium.

Bericht.​
Teschen, am 13. Juli 1939.​

Die Woiwodschaft Kattowitz hat jegliche Tätigkeit des Deutschen Theatervereins in Teschen verboten. Sie begründete diesen Einwand damit, dass die Tätigkeit des besagten Unternehmens die öffentliche Sicherheit und den Grenzschutz gefährde. Ob die Begründung dieser Maßnahme nur ein Vorwand ist, bedarf keiner weiteren Stellungnahme.
Zu den Vermögenswerten des Unternehmens gehören das Theatergebäude, ein Geschäft, ein Wohnhaus und eine reiche Sammlung an Bühnenzubehör. Wenn man bedenkt, dass das Theater 600 Zuschauern Platz bietet und dass es sich um ein Gebäude in ausgezeichnetem Zustand handelt, kann das Kapital des Unternehmens auf 500.000 Zloty geschätzt werden.
Dieser neue Angriff auf die Interessen des deutschen Elements hier ist außerordentlich schwerwiegend und bedauerlich. Das Theater wurde einst mit Geldern der deutschen Minderheit und von einem deutschen Architekten erbaut. Es stellt ein wichtiges kulturelles Zentrum, wenn nicht sogar das wichtigste der deutschen Minderheit in der Olsa-Region dar. Und vor allem war es das letzte Theatergebäude in Polen im Besitz der Deutschen. Die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung hier ist natürlich sehr groß.

Für den Konsul:​

Ehrenhauss.
Nr. 400.
Der deutsche Konsul in Lemberg im Auswärtigen Amt.

Bericht.​
Lemberg, 15. Juli 1939.​

Im Juni ergriffen die polnischen Behörden harte Maßnahmen gegen die deutschen Organisationen in Wolhynien. Wirtschaftlich traf die Schließung vieler deutscher Genossenschaften die Deutschen. Besonders brutal war das Vorgehen der polnischen Polizei gegenüber deutschen Organisationen; Diese Organisationen werden mit den gleichen Mitteln bekämpft wie die politischen oder wirtschaftlichen Konzerne der Ukrainer. Meistens geht die polnische Polizei genauso vor: Die Anführer der Ortsgruppen werden so lange misshandelt, bis sie sich schriftlich zur Auflösung der Ortsgruppe verpflichten. Der Anführer der örtlichen Harazdze-Gruppe in der Nähe von Luck wurde besonders grausam misshandelt. Ähnliche Tatsachen wurden mir in folgenden deutschen Siedlungen in Wolhynien zur Kenntnis gebracht: Wicentowka, Stanislawka, Stary Zapust, Podhajce und Ochocin.
Seelos.
Nr. 401.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Bericht.​
Thorn, 20. Juli 1939.​

Ich möchte Ihnen eine neue Liste der Ausschreitungen gegen die deutsche Minderheit zusenden. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass sich die gelistete Zahl von ca. 200 Fällen auf Ereignisse zwischen dem 5. und 20. Juli beschränkt.

Für den Generalkonsul:​

Graf.
Nr. 402.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Bericht.​
Kattowitz, 24. Juli 1939.​

In Oberschlesien dauern die Ausschreitungen gegen die deutsche Minderheit an. Vom 1. bis 20. Juli wurden mehr als 30 Angriffe gegen die deutsche Minderheit verübt, außerdem wurde von einer ganzen Reihe von Misshandlungen, eingeschlagenen Fensterscheiben und Verhaftungen berichtet. Hausdurchsuchungen durch die Polizei haben in letzter Zeit zugenommen.

Für den Generalkonsul:​

Schüllcr.
Nr. 403.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.
Bericht.

Thorn, 25. Juli 1939.​

Besonders aktiv war die militärische Beteiligung an den Ausschreitungen gegen die deutsche Minderheit. So wurden am 2. Juli zwei Angehörige der deutschen Minderheit in Schanzendorf, Kreis Bromberg, nach einer erfolglosen Durchsuchung ihrer Wohnung von einem Beamten angewiesen, auf der Straße zu knien, das Gesicht dem Zaun zugewandt. Die Soldaten misshandelten sie so, dass Blut aus Nase, Mund und Ohren dieser unglücklichen Menschen strömte. Passanten, die zufällig zur Kirche gingen, wurden vom Beamten angewiesen, die Deutschen anzuspucken. Mir liegt eine ganze Reihe von Berichten vor, aus denen hervorgeht, dass polnische Patrouillen Angehörige der deutschen Minderheit festgenommen haben. Wenn die polnischen Soldaten bei dieser Gelegenheit bemerken, dass die Angehörigen der Minderheit die polnische Sprache nicht perfekt beherrschen, greifen sie fast immer zu Drohungen und Übergriffen.

Für den Generalkonsul:​

Graf.
Nr. 404.
Der deutsche Konsul in Teschen im Außenministerium.

Bericht.​
Teschen, am 28. Juli 1939.​

Es konnte davon ausgegangen werden, dass die Massenentlassungen von Arbeitern und Angestellten, die Reichsangehörige waren oder der deutschen Minderheit angehörten, zumindest vorübergehend an Intensität verloren hatten. Es ist nicht so. Wir entlassen weiterhin regelmäßig Menschen. Schon jetzt wird aus der Gesamtheit der Berichte deutlich, dass es in allen Bezirken schwierig sein dürfte, einen leitenden Angestellten zu finden, der Reichsangehöriger oder der Minderheit angehöriger ist und dessen Entlassung nicht erhalten hat. Wir können mit Fug und Recht befürchten, dass im Herbst in unserer Region kein Angestellter oder Arbeiter mehr beschäftigt sein wird, der der Minderheit angehört.
Der am häufigsten genannte Grund für die Beurlaubung, wenn ein solcher Grund nicht auf die Zugehörigkeit zur Minderheit zurückzuführen ist, ist, dass die Betroffenen ihre Kinder auf deutsche Schulen schicken. Was die Mentalität der polnischen Behörden hier deutlich kennzeichnet, ist die Tatsache, dass diejenigen, die aus dem oben genannten Grund entlassen wurden, keine Arbeitslosenentschädigung erhalten, weil die Entlassung „auf ein Verschulden selbst der betroffenen Person" zurückzuführen ist.

Für den Konsul:​

Ehrenhauss.
Nr. 405.
Der deutsche Konsul in Teschen im Außenministerium.

Telegramm.​
Teschen, am 3. August 1939.​

Auf Anordnung der Behörden wurde heute die Deutsche Schule in Alexanderfeld bei Bielitz geschlossen. Die Schule wurde von 155 Kindern besucht. Es existierte 70 Jahre lang.
Der Bielitzer Wirtschaftsschule mit 220 Schülern wurde mitgeteilt, dass eine baldige Schließung geplant sei.
Damcrau.
Nr. 406.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Telegramm.​
Kattowitz, 8. August 1939.​

Nach sehr vertraulichen Informationen stehen die Deutschen hier am Vorabend eines neuen, gegen sie gerichteten Angriffs in Form zahlreicher Verhaftungen. Unsere Informationen basieren auf Daten aus unterschiedlichen, aber konsistenten Quellen aus polnischen Polizeikreisen. An einer Stelle hätten wir einen Stapel bereits unterzeichneter Haftbefehle gesehen.
Eine Nudel.
Nr. 407.
Der deutsche Konsul in Lemberg im Auswärtigen Amt.
Bericht.

Lemberg, 9. August 1939.​

Die kraftvolle deutsche Minderheit, die sich in den letzten 150 Jahren in Galizien angesiedelt hat und deren Zahl etwa 55.000 Menschen beträgt, hat in den letzten fünfzig Jahren viele Krisen überstanden. Die gegenwärtige Krise ist jedoch die tiefste, denn sie ist nicht nur materieller Natur, sondern bedroht die Grundfesten des deutschen Lebens. Seit etwa drei Monaten wird für die Deutschen jede ethnische Betätigung immer schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich.
Mehrere deutsche Schulen wurden bereits im Juni 1939 geschlossen; Ich nenne hier nur die privaten katholischen Grundschulen Angelowka und Pöchersdorf sowie die evangelischen Schulen Kaltwasser und Rosenberg. Anderen Grundschulen wird das gleiche Schicksal im kommenden September, zur Eröffnung des Schuljahres, widerfahren.
Seit mehreren Monaten werden deutsche Angestellte und Arbeiter offizieller und privater polnischer Institutionen systematisch entlassen. In einer Papierfabrik, deren Besitzer Angehörige der deutschen Minderheit sind, entschied die Staroste offiziell, dass dort zu viele Deutsche beschäftigt seien. Wir sehen daraus, dass auch in deutschen Unternehmen die deutsche Arbeit begrenzt ist. Nach und nach werden der 2. und der 3. Sohn der Bauern keine Möglichkeit mehr haben zu arbeiten.
In Dörfern mit gemischter Bevölkerung standen die Deutschen ständig unter dem feindseligen Druck der Polen. Sollten sich die deutsch-polnischen Spannungen verschärfen, müssen sie mit dem Schlimmsten rechnen, sogar mit Bränden und Todesfällen. Fast die gesamte Stadt Schönthal wurde vor einigen Wochen durch einen von Kriminellen verursachten Brand verwüstet. An einem anderen Ort versuchten sie, die Ernte zu verbrennen.
Die deutsche Jugend Galiziens verzweifelt an der Zukunft, weil sie systematisch durch Verhaftungen, Schikanen und Übergriffe unterdrückt wird. Dies erklärt, warum seit etwa zwei Monaten die Massenauswanderung junger Menschen begann und in einigen deutschen Kolonien, beispielsweise der Josefsberg-Kolonie, fast alle jungen Menschen der Bewegung folgten.
Seelos.
N» 408.
Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Bericht.​
Thorn, 10. August 1939.​

Wie skrupellos der Kampf gegen das deutsche Element weitergeführt wird, werden wir an der Lektüre des beigefügten Rundschreibens des Obersteuerinspektors von Graudenz erkennen, der alle polnischen Steuerbeamten auffordert, das Eigentum der deutschen Minderheit mit allen Mitteln zu reduzieren.

Für den Generalkonsul:​

Graf.
Annektieren.
Höhere Einsicht in Beiträge von Graudenz.
Nr. 1 – 155/39/vertraulich.

Graudenz, 14. Juli 1939.​

An die Beitragsempfänger der Oberinspektion Graudenz.
Angesichts der ständigen Verschlechterung der schlechten Beziehungen zwischen der deutschen Minderheit und dem polnischen Staat ist es notwendig geworden, das Eigentum der deutschen Minderheit in Polen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu reduzieren.
Zu diesem Zweck fordert die Steuerinspektion die Steuereintreiber auf, in dieser Richtung im Hinblick auf alle Minderheiten in ihrem Zuständigkeitsbereich zu handeln.
Hier einige Vorschläge hierzu:
Bei der Festsetzung der Steuerbemessungsgrundlage, bei der Erklärung der Umsätze und Einkünfte der Steuerpflichtigen, bei der Nichtanerkennung von Steuerermäßigungen, bei der Verweigerung jeglicher Zahlungserleichterung, bei der Nichtgewährung von Ratenzahlungen für Zahlungsrückstände.

Überlegene Beitragsprüfung:​

Eine Klausel,

Leiter der 1. Sektion.

Nr. 409.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Telegramm.​
Posen, 12. August 1939.​

Die Deutsche Gesellschaft der Volksbibliotheken in Posen wurde mit allen ihren Regionalgruppen und Dienststellen in der Woiwodschaft Posen und Pommern durch die Burg Staroste Posen aufgelöst. Die Räumlichkeiten wurden versiegelt und die Bankkonten gesperrt. Die Leitung der Verwaltung übernimmt kommissarisch ein polnischer Kurator. Grund: Vorhandensein von in Polen verbotenen Zeitschriften. Dieser Grund ist unerheblich, da die gefundenen Kopien aus der Zeit vor dem Entzug der Vertriebserlaubnis auf dem Postweg stammen.
Das Arbeitsamt wurde auf Anordnung der Polizei geschlossen. Die Wohnungssuche ist noch nicht abgeschlossen.
Walther.
N<> 410.
Mitteilung eines Beamten der politischen Abteilung des Ministeriums
Auswärtige Angelegenheiten.

Berlin, 16. August 1939.​

Vizekonsul Schüller vom Deutschen Generalkonsulat in Kattowitz teilte uns gerade telefonisch Folgendes mit:
Die Befürchtungen des Generalkonsulats vor drohenden Verhaftungen von Angehörigen der deutschen Minderheit1 2 bestätigten sich. Uns wurde mitgeteilt, dass am Montag und Dienstag in großem Umfang Hausdurchsuchungen bei Angehörigen der Minderheit durchgeführt wurden; Bei diesen Durchsuchungen wurden viele Deutsche – schätzungsweise hundert – festgenommen, darunter viele Leiter deutscher Organisationen, sofern sie nicht bereits geflohen waren.
Schliep.
Nr. 411.
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Posen im Außenministerium.

Bericht.​
Posen, 15. August 1939.​

Die theologische Schule der Vereinigten Protestantischen Kirche Polens wird auf Anordnung des Ministers für Religion und öffentliche Bildung vom 11. dieses Monats ab dem 1. Januar 1940 geschlossen.
Der angebliche Vorwand für die Schließung ist, dass diese Schule ihrem Engagement nicht nachgekommen sei, da die meisten Lehrer nicht über die erforderlichen naturwissenschaftlichen Fähigkeiten verfügten.

Für den Generalkonsul:​

Matuschka.
Nr. 412.
Der Generalkonsul Deutschlands in Kattowitz im Ministerium
Auswärtige Angelegenheiten.

Telegramm.​
Kattowitz, 16. August 1939.​

Die bereits angekündigte Aktion der polnischen Behörden1 ist seit dem 14. August Realität. Zahlreiche Hausdurchsuchungen und Festnahmen insbesondere bei Mitgliedern der Jungdeutschen Partei und des Volksbundes sowie bei Mitgliedern der Arbeitergewerkschaften. Die Zahl der Festnahmen wird auf etwa 200 geschätzt. Schließung der Redaktionen deutscher Zeitungen, Gewerkschaften etc. Nahezu luftdichte Grenzschließung. Nach den Flüchtlingen wird weiterhin gesucht. Verstärkte Überwachung und Bewaffnung im Grenzgebiet. •
Nr. 413.

Der deutsche Konsul in Teschen im Außenministerium.​
Telegramm.​
Teschen, am 17. August 1939.​

Die Verhaftungen gehen weiter. Die Liste der festgenommenen Personen folgt. Polizeistreifen, insbesondere in Oderberg, beunruhigen die Bevölkerung.
Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir, dass die zahlreichen Festnahmen dazu dienten, den Besitz von Geiseln zu sichern. Seit dem 15. Im August ist der Verkehr zwischen Grenzbevölkerungen vollständig unterbrochen. 8.000 bis 10.000 Arbeitnehmer sind Opfer dieser Maßnahmen.
Damerau.
Nr. 414.

Der deutsche Konsul in Teschen im Außenministerium;​
Bericht.​
Teschen, am 18. August 1939.​

Am 15. August 1939 wurden in Bielitz offiziell geschlossen: der Turnverein, der Deutsche Gesangsverein, der Wandervogel und der Lehrlingsverein.
Fünf Alkohollizenzen wurden entzogen. Bei den Durchsuchungen wurden mehrere T.S.F.-Geräte beschlagnahmt.
von der Damerau.
Nr. 415.
Mitteilung eines Beamten der politischen Abteilung des Ministeriums
Auswärtige Angelegenheiten.

Berlin, 20. August 1939.​

Das Außenministerium hat im letzten Monat ununterbrochen von den deutschen Konsulaten in Polen Berichte über die grausame Behandlung der deutschen Minderheit durch die Polen erhalten, deren Begeisterung ständig wächst und deren Fanatismus völlig skrupellos geworden ist . Im Anhang werden 38 besonders schwerwiegende Fälle vorgestellt, bei denen die auffallende Analogie der Begleitumstände zu den an Angehörigen der deutschen Minderheit verübten Grausamkeiten auffällt. In diesem Zusammenhang fragen wir uns zu Recht, inwieweit die Behörden diese Auswüchse tolerieren oder fördern. Aufgrund der Zusicherungen, die kompetente polnische Kreise immer wieder an unsere Botschaft in Warschau weitergeben, nämlich dass die polnische Regierung alle ihre Befugnisse einsetzt, um die Verfolgung der Deutschen zu verhindern, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die polnischen Behörden dies tun Sie tun alles, was in ihrer Macht steht, um Ausschreitungen gegen das deutsche Element zu fördern, um auf diese Weise auch die kriegerischen Bestrebungen des polnischen Volkes aufrechtzuerhalten.
Bcrgmann.
Annektieren.
1° Am 2. April versammelten sich 8 Mitglieder des Deutschen Sportklubs in Kl. Komorsk, Kreis Schwetz, wurden auf dem Bauernhof von Herrn Pankratz, einem Angehörigen der deutschen Minderheit, von Polen angegriffen, die sie mit Knüppeln und Dreschflegeln schlugen. Ein zusammengebrochener Deutscher wurde in die Mistgrube geworfen. Herr Pankratz wurde so schlecht behandelt, dass der Arzt feststellte, dass er sechs Wochen lang arbeitsunfähig war. Am nächsten Tag wurde Herr Pankratz von der Polizei festgenommen.
2° Am 17. April 1939 wurde Herr Fritz Pawlik, ein Angehöriger der deutschen Minderheit aus Ciszowieco, von einer Gruppe Polen unter der Führung des Polen Malcharek geschlagen und verletzt. Er wurde so schwer verletzt, dass die Polizei ihn bewusstlos zum Haus seiner Eltern transportieren musste. Obwohl er am nächsten Tag immer noch bewusstlos war, weigerten sich die polnischen Behörden, ihn ins Krankenhaus einzuweisen.
3° Am 19. April 1939 wurden die beiden Angehörigen der deutschen Minderheit, Herr M. Peter Kordys und Richard Mateja, von etwa vierzig Aufständischen angegriffen. Die beiden Deutschen wurden so schlecht behandelt, dass Kordys blutüberströmt floh, während Mateja schwer verletzt am Boden liegen blieb. Er wurde von der Polizei in das dem Gericht angegliederte Gefängnis verlegt, ohne dass ein Arzt für den Verletzten gerufen wurde.
4° Am 23. April 1939 wurde der inzwischen alte und schwerhörige Redakteur der „Kattowitzer Zeitung", der Invalide Cofalka, in Chorzow von Aufständischen angegriffen und blutig geschlagen. Als Folge dieses Unfalls wurde Cofalka auf einem Ohr völlig taub.
5° Am 27. April wurden Herr M. Hermann und Emile Mathies aus Liebenwalde, Kreis Schwetz, in ihrem Haus angegriffen. Einer hatte mehrere Zähne und einen gebrochenen Unterkiefer, während der andere bewusstlos auf dem Boden liegen blieb.
6° Am 28. April 1939 wurde der Angehörige der deutschen Minderheit, Herr Fritz Kôppke, aus Zbiczno, Kreis Straßburg, von Soldaten der Reserve angegriffen und so schwer geschlagen, dass er sich zwei Rippen brach. Er blieb wochenlang im Bett, was zu seiner Arbeitsunfähigkeit führte.
7° Am 30. April wurden in Piaski, Kreis Schwetz, mehrere junge Deutsche der Minderheit angegriffen. Der Mann namens Eckert, der der deutschen Minderheit angehörte, wurde so misshandelt, dass er bewusstlos auf der Stelle liegen blieb. Dem Minderheitsdeutschen Oswald Frey aus Schönreich wurden mehrere Zähne gebrochen.
8° Am 3. Mai wurde Herr Franz Hybiorz aus Bijasowice, ein Angehöriger der deutschen Minderheit, von etwa zwanzig polnischen Reservisten angegriffen und mit Knüppeln so weit geschlagen, dass er bewusstlos auf der Straße liegen blieb.
9° Am 4. Mai erhielt Herr Ehrenfried Heiber, Angehöriger der deutschen Minderheit, am Bahnhof Bismarckhütte einen Schlag von hinten mit einem stumpfen Gegenstand. Der Schlag war so heftig, dass er zusammenbrach und das Bewusstsein verlor. Ergebnis: eine Wunde von 10 cm Länge und 1 cm Breite. Die Polizei weigerte sich, einen Bericht über den Angriff zu verfassen.
10° Am 5. Mai wurde der Schüler Rauhut vom Deutschen Gymnasium in Bromberg von mehreren Polen angegriffen, die ihm mit einer Flasche so heftig auf den Kopf schlugen, dass die Flasche zerbrach und Rauhut mit schweren Schnittwunden am Körper zusammenbrach Kopf. Als es ihm gelang, aufzustehen, wurde er von Passanten, die ihre Zustimmung zum ersten brutalen Angriff zum Ausdruck gebracht hatten, erneut niedergeschlagen.
11. Am 9. Mai wurden die Angehörigen der deutschen Minderheit, Herr M. Richard Fandrey aus Neukirchen, Kreis Schubin, und der Bauer Damrau von rund dreißig Polen angegriffen, die sie mit Steinen und Stöcken so weit schlugen, dass ihr Gesicht, beschädigt, war nicht wiederzuerkennen.
12° Am 12. Mai betrat der Aufständische Valentin Jendrzejak das Haus von Robert Robotta, einem Angehörigen der deutschen Minderheit, in Kattowitz; er schnappte sich einen Stuhl und schlug damit auf Robotta ein; Letzterer erhielt einen Schlag auf den Arm; Ergebnis: ein gebrochenes Handgelenk. Der Pole schlug weiterhin auf den wehrlosen Deutschen ein und trat ihm in den Unterbauch und in die Hüfte. Robottas Tochter wollte die Polizei im Lebensmittelgeschäft Poloczek rufen; Der Kaufmann widersprach dem und sagte, dass die Polizei nur den Polen zur Verfügung stünde.
13° Am 14. und 15. Mai wurden Hunderte Angehörige der deutschen Minderheit in Tomaschow, Konstantynow und anderen Orten der Woiwodschaft Lodz angegriffen; Ihr Haus wurde geplündert und zerstört. Bei diesem Angriff wurde ein Angehöriger der Minderheit getötet, zehn weitere wurden so schwer verletzt, dass ihre Genesung zweifelhaft ist, und viele weitere wurden leicht verletzt.
14° Am 16. Mai 1939 verübte der Aufständische Léo Kravczyk in Kattowitz einen Angriff auf Frau Adelheit Cichy, eine Angehörige der deutschen Minderheit. Er trat ihr in die Leistengegend und versuchte, sie von der Treppe des Hauses zu stoßen. Madame Cichy erlitt zahlreiche Verletzungen am Kopf, am Oberschenkel, im Leistenbereich und an der Hand.
15° Am 18. Mai wurde der Angehörige der deutschen Minderheit, Herr Paul Enders aus Luck, ohne Angabe von Gründen festgenommen. Während seiner Vernehmung, bei der es um seine Mitgliedschaft in der sogenannten „Jungdeutschen Partei" ging, erhielt er Schläge ins Gesicht und Tritte in den Bauch. Am 20. Mai wurde er gefesselt nach Rowno gebracht, wo er am 25. Mai freigelassen wurde.
16° Am 24. Mai wurde der Angehörige der deutschen Minderheit, Herr Erhard Ossadnik aus Kattowitz, von vier uniformierten Polen angegriffen, weil er auf der Straße mit einem Bekannten Deutsch gesprochen hatte. Er erlitt zahlreiche Verletzungen an der linken Gesichtshälfte und hatte vier gebrochene Schneidezähne.
17. Am 27. Mai wurde der Angehörige der deutschen Minderheit, Herr Josef Mazur aus Kobior, von einer größeren Gruppe Polen angegriffen. Er wurde mit einem Knüppel geschlagen, so dass er das Bewusstsein verlor. Der Arzt stellte zahlreiche Prellungen und Schnittwunden an Kopf, Gesicht und Ohren sowie zahlreiche blaurote, mit geronnenem Blut bedeckte Streifen an Brust, Rücken und Gesäß fest.

18° Am 29. Mai wurde der Landarbeiter Albert Krânk aus Kzywka auf den Feldern von zwei Polen angegriffen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren. Er erlitt Stichwunden und andere Schläge auf seinen Penis und den linken Hoden, Schläge, die so schwer waren, dass er im Lessen-Krankenhaus behandelt werden musste.
19° Am 29. Mai 1939 wurde Herr Stühmer, aus Neudorf, Kreis Briesen, Angehöriger der deutschen Minderheit, von Polen verhaftet und getötet, als er die Grenze überqueren wollte. Die Eltern erkannten die schrecklich verstümmelte Leiche im Graudenzer Krankenhaus.
20° Am 1. Juni 1939 wurde Herr Johann Burdzik aus Giszowiec-Myslowice, der der deutschen Minderheit angehörte und früher ein arbeitsunfähiger Bergmann war, von einem Aufständischen angegriffen. Er wurde zunächst an der Kehle gepackt, dann in die Schlucht auf der Straße geworfen und mit einem Stock schwer verletzt. Als der Aufständische versuchte, seinem Opfer die Augen aus dem Kopf zu reißen, trennten sich Passanten von ihm. so dass Burdzik blaue Flecken am Auge, zahlreiche Prellungen und Wunden im Gesicht und am Körper sowie zwei abgebrochene Zähne davontrug.
21" Am 2. Juni wurde Theodor Stehr, ein Angehöriger der deutschen Minderheit aus Konstantynow, von einem Polen angegriffen. Als er sich wehren wollte, schlugen ihn vier weitere angelaufene Polen mit einer Rippe so weit, dass er zusammenbrach Er erlitt einen Bruch und weitere Verletzungen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.
22° Am 5. Juni wurde Herr Wilhelm Kübel, Angehöriger der deutschen Minderheit, Träger der Zeitung „Kattowitzer Zeitung", aus Kostuchna, seines Zeitungsbündels beraubt. Als er versuchte, an dieses Paket zu gelangen, wurde er von anderen Polen niedergeschlagen und anschließend getreten. Die Polizei griff nicht ein.
23° Am 6. Juni wurden die Angehörigen der deutschen Minderheit, Herr M. Georg Kindler aus Bykowina und Bernhard Harmada aus Nowa-Wies, von Polen angegriffen; Kindler wurde mit einer Flasche so heftig in den Rippenbereich geschlagen, dass die Flasche zerbrach. Harmada. Ein großer Kriegsveteran, der zudem ein steifes Bein hatte, wurde mit einer Bierflasche, einem Knüppel und einem Stock so stark geschlagen, dass sein Körper mit Wunden und Prellungen übersät war.
24° In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1939 wurde der Cafébesitzer Anton Podszwa aus Trzyniec, ein Angehöriger der deutschen Minderheit, von Unbekannten erschossen, was ihm das Leben kostete.
25° Am 15. Juni wurde der deutsche Staatsbürger Alois Sornik von hinten vom polnischen Forstarbeiter Onufrak aus Zielona angegriffen, der ihm einen so heftigen Schlag auf den Kopf versetzte, dass er wenige Tage später starb.
26° Am 17. Juni wurde Herr Fritz Reinke aus Tonowo, Kreis Znin, Angehöriger der deutschen Minderheit, von zwei polnischen Dienern von hinten angegriffen und niedergeschlagen, die ihn mit Latten von einem Zaun schlugen. Die Polen schlugen weiterhin so heftig auf das am Boden liegende Opfer ein, dass es zahlreiche tiefe Wunden und Prellungen an Kopf, Gesicht, Schultern, Armen und Händen davontrug: Reinke erlitt zumindest anfangs eine Arbeitsunfähigkeit.
27° Am 17. Juni wurde Herr Hans Zierott, ein Angehöriger der deutschen Minderheit, aus Oberausmass, Kreis Kulm, von drei Männern angegriffen, die ihm befahlen zu sagen: „Hitler ist ein Schwein". Als er sich weigerte, zwang er sie, diese Worte zu sagen, während er ihr das Messer an die Kehle hielt. Zierott ist ein verkrüppelter Mann, der sich nicht verteidigen kann.
28° Am 20. Juni 1939 wurden die Angehörigen der deutschen Minderheit, M.M.Vôlpel, Dilk und Sawadski. Mitglieder des Lenkungsausschusses der Partei „Junges Deutschland", der Ortsgruppe Harazdze, Kreis Luck, wurden eingeladen, sich beim Polizeikommissar zu melden. Vôlpel erhielt Schläge, die seine Unterlippe spalteten; Der Polizist trat ihm daraufhin mehrmals in den Unterleib und zog ihn an den Haaren, bis er eine Austrittserklärung aus der Partei unterzeichnete und am nächsten Tag gemeinsam mit seinen Freunden die spontane Auflösung der gesamten Ortsgruppe forderte. Kurz darauf gab die polnische Presse bekannt, dass in Wolhynien lokale Parteigruppen aus Meinungsgründen aufgelöst würden.
29° Am 22. Juni wurde Frau Lucie Imiolcyk, eine Angehörige der deutschen Minderheit aus Chorzow, in ihrem Flur von zwei Nachbarinnen, den Polinnen Maciejkowiak und Wietrzniak, angegriffen; Sie erhielt heftige Schläge, obwohl sie ein 14 Monate altes Kind auf dem Arm trug. Schließlich wurde sie zu Boden geworfen und ihr die Haare ausgerissen. Als sie den Vorfall der Polizei meldete, wurde sie unter dem Vorwurf der Beleidigung der Polin Maciejkowiak festgenommen.
30° Am 2. Juli wurde Luise Sprenzel, eine Angehörige der deutschen Minderheit, die mit dem Fahrrad in Richtung Zytna, Kreis Rybnik, fuhr, von zwei Aufständischen angegriffen und so heftig an der Schläfe getroffen, dass sie von ihrem Fahrrad geschleudert wurde blieb bewusstlos am Boden liegen.
31° Am 7. Juli 1939 wurde der Angehörige der deutschen Minderheit, Herr Julius Saeftel, aus Szopienice, Kreis Myslowice, schwer kriegsbeschädigt, einarmig und behindert, von 5 Polen verfolgt, die ihm ins Gesicht schlugen, und zwar so anlässlich der Beerdigung eines deutschen Minderheitsangehörigen. Diese Beerdigung war von Polen gestört worden.
32° Am 8. Juli 1939 betrat der Pole Kaczmarek das Haus von Margarete Plichta, einer Angehörigen der deutschen Minderheit aus Tarnowskie, nachdem er die Tür mit einem Hammer eingeschlagen hatte. Mit diesem Werkzeug bewaffnet, stürmte er auf sein Opfer zu und schlug mit einem Hammer auf ihn ein, um ihm die Waffe wegzunehmen, die er aufgrund seiner Notwehr ergriffen hatte, und verletzte dabei seine Hand schwer. Dann packte er sie am Hals und drohte, sie zu töten. Wenn er sein Opfer im Stich ließ, dann deshalb, weil sie um Hilfe gerufen hatte.
33° Am 23. Juli drangen drei polnische Soldaten in das Haus der deutschen Minderheit, Herrn Ewald Banek, aus Sypiory, Kreis Schubin, ein und verlangten Essen und Getränke. Nachdem sie sie kostenlos erhalten hatten, beleidigten sie die anwesenden Familienmitglieder und schlugen sie. Banek erlitt durch Bajonette schwere Verletzungen an der linken Schulter und am rechten Arm. Unterdessen drangen polnische Soldaten in das Haus von Arthur Pahlke, einem Angehörigen der deutschen Minderheit, ein und versuchten, Frau Pahlke zu vergewaltigen. Pahlke, der seine Frau verteidigen wollte, wurde brutal misshandelt.
34° Am 6. August brach eine Bande junger Polen die Eingangstür des Anwesens des 72-jährigen August Mundt, eines Angehörigen der deutschen Minderheit aus Bialezynek, auf. Sie verletzten Mundt am Auge und am Unterkiefer; Sie schlugen seinen Sohn Wilhelm mit Knüppeln und Steinen, bis er bewusstlos zusammenbrach. Sie misshandelten auch den in Mundts Diensten stehenden Landarbeiter Karl Jesser.
35° Am 9. August drang die Polizei in das christliche Hospiz in Kattowitz ein, wo gerade eine Versammlung von Mitgliedern des Deutschen Volksbundes stattgefunden hatte. Die bewaffneten Polizisten schlugen mit Knüppeln und Gewehrkolben auf die 18 Angehörigen der deutschen Minderheit ein und schleiften sie zur Polizeiwache. Nachts, als sie über den Zweck des Treffens befragt wurden, wurden sie so misshandelt, dass sie am nächsten Morgen, als sie freigelassen wurden, mit blauen und roten Flecken und Streifen übersät waren. Einer von ihnen hatte einen ausgerenkten Arm, ein anderer verlor nach Schlägen auf den Kopf vorübergehend sein Gehör.
36° Am 14. August wurde der Angehörige der deutschen Minderheit, Herr Thomalla aus Karwin, aufgrund unbegründeter Verleumdung verhaftet. Während seiner zweitägigen Sicherungsverwahrung erhielt er weder Essen noch Wasser. Während seiner Verhöre wurde er mit Schlägen und Schlägen mit einem Knüppel geschlagen, wodurch er das Bewusstsein verlor. Als er am 16. August freigelassen wurde, war sein Geist sehr beunruhigt.
37° Etwa Mitte August wurden in Oberschlesien zahlreiche Angehörige der deutschen Minderheit unter dem Vorwand des Hochverrats verhaftet. .M. Rudolf Wilsch, aus der deutschen Minderheit Laurahütte stammender Kreisleiter der Partei „Junges Deutschland", wurde während des Verhörs regelrecht geschlagen. Unter Androhung einer Einquartierung oder ähnlicher Folter wurde er gezwungen, die zu Unrecht gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zu gestehen.
38° Mit der Absicht, ihnen Geständnisse abzupressen, erlitten der Reichsangehörige Herr Jäger, die deutsche Minderheit Grant, Frau Kiesewalter und Neudam sowie andere Reichsangehörige oder Angehörige der deutschen Minderheit in polnischen Gefängnissen die schlimmste Behandlung . Ihnen wurden zum Beispiel brennende Flüssigkeiten in die Geschlechtsteile gespritzt, ihnen wurden Rippen gebrochen oder sie wurden mit elektrischem Strom gefoltert; Nach einem längeren Aufenthalt in heißen Räumen bekamen sie Salzwasser als Getränk. Herr Schienemann, ein Angehöriger der deutschen Minderheit, der derzeit noch in Sieradz inhaftiert ist, hat einen völlig zerstörten Körper und die gegen ihn angewandten inquisitorischen Verfahren führten dazu, dass er fast alle Zähne verlor.
Nr. 416.
Mitteilung eines Beamten der politischen Abteilung des Ministeriums
Auswärtige Angelegenheiten.

Berlin, 23. August 1939.​

Laut einer Mitteilung des Reichsinnenministeriums wurden bis zum 21. August rund 70.000 Flüchtlinge der deutschen Minderheit in Polen in den für die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehenen Lagern gesammelt. In dieser Zahl sind rund 45.000 Flüchtlinge aus dem polnischen Oberschlesien und der Olsa-Region enthalten. Dagegen sind in dieser Zahl weder die Flüchtlinge enthalten, die sich auf dem Territorium Danzigs aufhielten, noch alle diejenigen, die, ohne ein Flüchtlingslager zu durchlaufen, in Deutschland bei Verwandten oder Bekannten Zuflucht finden konnten.

Nr. 417.

Der Generalkonsul Deutschlands in Thorn im Außenministerium.

Bericht.​


Thorn, 28. August 1939.​


Von einem vertrauenswürdigen Mann aus Usdau, auf dessen Aussage man voll und ganz vertrauen kann, erhielt ich heute den folgenden Bericht:

„In Usdau sollte vor acht Tagen eine polnische Demonstration unter dem Motto „Erntefest mit Klingenwaffen" stattfinden, die aufgrund der Enthaltung der deutschen Bevölkerung nur eine mehr als begrenzte Teilnehmerzahl zusammenbrachte.

„Letzten Sonntag glaubten die Polen, es sei an der Zeit, sich an der deutschen Bevölkerung zu rächen. Bei den Evakuierungsmaßnahmen wurde der Großteil der Angehörigen der deutschen Minderheit wie eine Herde zusammengetrieben und mangels Transportmitteln zu Fuß ins Landesinnere getrieben. Wer wegen des beschleunigten Marschtempos zurückblieb, wurde mit Gewehrkolben angefeuert.

Eine schwangere Frau, die nicht mehr weitergehen konnte, wurde von der Begleitperson so heftig geschlagen, dass sie eine Fehlgeburt erlitt und starb.

Eine andere Frau musste ihre gerade vierjährige Tochter mitnehmen. Beide erhielten einige Schläge mit Gewehrkolben; Das Kind wurde so schwer am Kopf verletzt, dass es seine Reise nicht fortsetzen konnte. Die Mutter versuchte daraufhin, das Kind zu tragen; Ihr Gehen war so stark eingeschränkt, dass sie das beschleunigte Tempo des Rennens nicht mehr halten konnte. Unter Beleidigungen, die sich nicht reproduzieren lassen, riss ein Soldat der Eskorte ihr hastig das Kind weg und tötete es. Gegenüber seinen Komplizen begründete er sein Verhalten mit den Worten: „Sonst würde die Hündin später neue deutsche Schweine zur Welt bringen." »

Zweifellos wurden Angehörige der deutschen Minderheit in eines der zahlreichen Konzentrationslager verschleppt.

von Küchler.