Skip to main content

Warum der Mythos verführerisch ist

Warum sollte eigentlich irgendjemand wollen, dass so etwas wie ein „Staat" und eine „Regierung" existiert? Die Motive machtbesessener Menschen sind klar: Es gibt ihnen einen einfachen, angeblich legitimen Mechanismus an die Hand, durch den sie andere gewaltsam beherrschen können. Aber warum wollen alle anderen, die beherrscht werden, dass es eine „Regierung" und einen „Staat" gibt?

Die Gedankengänge der Staatsgläubigen beginnen mit normalen, nachvollziehbaren Sorgen und sie enden mit einer irrsinnigen „Lösung". Für den Durchschnittsmenschen befinden sich Milliarden von Menschen auf der Welt, von denen viele dumm oder feindselig sind. Natürlich wollen sie vor diesen Menschen und den vielen bösen Dingen, die sie ihnen möglicherweise antun, geschützt werden. Die meisten Staatsgläubigen begründen damit ganz offen die Notwendigkeit eines „Staats". Man könne den Menschen nicht vertrauen, weil es in der Natur des Menschen liegt, zu stehlen, andere anzugreifen, etc. Staatsgläubige behaupten oft, dass die Gesellschaft ohne eine herrschende Autorität zusammenbricht. Der „Staat" muss Regeln aufstellen und durchsetzen, um das zu verhindern. Konflikte würden auf Blutvergießen hinauslaufen, es würde nur wenig bis gar keine Zusammenarbeit mehr geben, der Handel würde vollkommen zum Erliegen kommen, es ginge nach dem Prinzip „jeder ist sich selbst der Nächste" und die Menschheit würde sich zurückentwickeln bis hin zum Höhlenmenschen oder es entsteht eine Art Endzeit-Szenario.

Staatsgläubige und Anarchisten diskutieren zwar gerne über die Frage, ob der Mensch an sich gut und vertrauenswürdig ist und deshalb keine Herrscher benötigt oder ob er an sich schlecht und nicht vertrauenswürdig ist und dass man deswegen einen „Staat" braucht, um ihn unter Kontrolle zu halten. Das eigentliche Problem ist aber, dass der Glaube an die „Autorität" vollkommen irrational ist. Ob der Mensch gut oder schlecht ist, spielt keine Rolle.

Die häufigste Begründung dafür, warum ein „Staat" notwendig sein soll - dass Menschen schlecht sind und deshalb unter Kontrolle gehalten werden müssen -, macht sozusagen zufällig den Irrsinn des Staatsglaubens deutlich. Angenommen die Menschen sind tatsächlich so einfältig, dumm und bösartig sind, dass man nicht darauf vertrauen kann, dass sie selbständig das Richtige tun. Wie soll sich dann die Situation durch eine Teilmenge genau dieser einfältigen, dummen und bösartigen Menschen verbessern? Einer Teilmenge, der die gesellschaftliche Erlaubnis erteilt wird, alle anderen gewaltsam zu beherrschen? Warum sollte irgendjemand auf die Idee kommen, aus einer Gruppe gefährlicher Monster zivilisierte Menschen zu machen, indem er sie neu organisiert?

Die Antwort macht die religiöse Natur des Glaubens an die „Autorität" deutlich. Autoritätsgläubige wollen nicht nur eine andere Organisationsweise der Menschen, sondern die Beteiligung irgendeines übermenschlichen Wesens. Dieses Wesen soll Rechte und Fähigkeiten haben, die menschliche Wesen nicht haben. Diese sollen dazu verwendet werden, die ganzen nicht vertrauenswürdigen Menschen auf Linie zu halten. Die Staatsgläubigen behaupten ständig, dass die Menschen so fehlerbehaftet sind, dass sie beherrscht werden müssen. Wenn das so ist, dann muss ihrer Meinung nach irgendetwas anderes als Menschen die Herrschaft ausüben. Unabhängig davon, aus welcher Perspektive man die Phänomene „Regierung" und „Staat" untersucht, bestehen diese am Ende immer und ausschließlich aus Menschen. Zu sagen, dass ein „Staat" und eine „Regierung" nötig seien, weil Menschen nicht vertrauenswürdig sind, ist irrational und unsinnig.

Was die Gläubigen wirklich von einer „Regierung" wollen, ist eine riesige unüberwindbare Macht, die dazu eingesetzt wird, Gutes zu tun. Aber es gibt keinen politischen oder irgendeinen anderen Zaubertrick, der Gerechtigkeit für alle herstellen kann. Nichts und niemand kann garantieren, dass die „Guten" gewinnen oder dass die Unschuldigen respektiert und geschützt werden. Die Staatsgläubigen bestehen auf einen übermenschlich mächtigen magischen Erlöser, der die Menschheit vor sich selbst retten soll - aber dieser existiert nicht. Zumindest auf diesem Planeten sind es die Menschen, die an der Spitze stehen. Es gibt nichts über ihnen, das sie beherrscht und aus ihnen Eigentum macht. Und sich so ein übermenschliches Wesen einzubilden, bedeutet weder, dass es real ist, noch dass es dazu beiträgt, die Situation zu verbessern.