TEIL 1 DIE GEFÄHRLICHSTE ALLER RELIGIONEN
Das Wichtigste am Anfang
Die gesamte Menschheitsgeschichte ist bis zum heutigen Tag von unzähligen menschenverachtenden Gräueltaten durchzogen. Millionen Menschen fragen sich, warum. Die meisten von ihnen wollen es aber nicht wirklich wissen. Sie glauben, dass dieses Wissen dazu führt, dass alles erneut geschieht.
Viele denken, dass es hauptsächlich Gier, Hass oder andere negative menschliche Eigenschaften sind, die für die Gewalt, die Diebstähle, Überfälle und Morde auf der Welt verantwortlich sind. Für den Großteil des Leids gibt es aber nur eine einzige Ursache: Einen allgegenwärtigen irrationalen religiösen Glauben. Die Gläubigen sehen das natürlich völlig anders. Die meisten werden die Inhalte dieses Buches kaum akzeptieren und erst recht nicht vernünftig und in Ruhe darüber nachdenken. Die Kernaussage dieses Buches ist einfach:
Der religiöse Glaube an die „Autorität" einschließlich aller Vorstellungen von „Staat" und „Regierung" ist irrational und voll von Widersprüchen. Er ist unvereinbar mit Zivilisation und Moral. Er ist der gefährlichste, zerstörerischste religiöse Glaube, der jemals existiert hat. Der religiöse Glaube an die „Autorität" ist der größte Feind der Menschheit. Und er ist sehr viel stärker und mächtiger als der bloße Zwang zu Ordnung und Gerechtigkeit.
Nahezu jeder Mensch ist im Glauben daran aufgewachsen, dass es anständig sei, einer „Autorität" zu gehorchen - zumindest in den allermeisten Fällen. Die „Gesetze" seien die Grundlage der Zivilisation und daher habe man sie zu respektieren und einzuhalten. Die Menschen sind sehr sorgfältig darauf konditioniert, Gehorsam mit „gut" gleichzusetzen. Deshalb klingt allein das Hinterfragen der „Autorität" für die meisten Leute so, als würde man den Unterschied zwischen „gut" und „böse" aufheben wollen. Als solle man sämtliche Verhaltensstandards, ja sogar jede Moral über Bord werfen. Das ist es nicht, worum es hier geht. Im Gegenteil.
Der religiöse Glaube an die „Autorität" muss ein Ende finden, weil es so etwas wie „richtig" und „falsch" gibt. Der Umgang mit anderen Menschen sollte sich nach dem Ziel richten, ein moralisches Leben zu leben. Respekt vor der „Autorität" und Menschlichkeit schließen sich gegenseitig aus, auch wenn ständig das Gegenteil behauptet wird. Erst wenn die „Autorität" nicht mehr respektiert wird, kann Menschlichkeit entstehen.
Angeblich sei die „Autorität" notwendig, um eine friedliche zivilisierte Welt zu ermöglichen. In der realen Welt entsprechen aber die Folgen des religiösen Glaubens an die „Autorität" dem genauen Gegenteil. In jedem beliebigen Geschichtsbuch ist nachzulesen, dass die größten Ungerechtigkeiten und Zerstörungen nicht durch Menschen hervorgerufen wurden, die sich „gegen Gesetze verstoßen haben". Zu den Katastrophen kam es, weil die Menschen Gesetzen der „Regierungen" gehorcht und sie durchgesetzt haben. Das Ausmaß und die Brutalität der Verbrechen, die im Namen der „Autorität" begangen wurden, sind um ein Vielfaches schlimmer als die Verbrechen, die trotz der „Autorität" begangen wurden.
Die Gräueltaten, die autoritäre Regimes weltweit im Verlauf der gesamten Geschichte begangen haben, sind offensichtlich. Trotzdem wird Kindern beigebracht, dass Frieden und Gerechtigkeit durch autoritäre Kontrolle entstehen und dass sie moralisch dazu verpflichtet seien, die „Regierung" ihres Landes zu respektieren und ihr zu gehorchen. „Zu tun, was einem gesagt wird" und „sich an die Spielregeln zu halten" wird damit gleichgesetzt, ein guter und anständiger Mensch zu sein, obwohl das genaue Gegenteil davon richtig ist: Ein guter Mensch zu sein bedeutet, seinem eigenen Gewissen zu folgen, selbst zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und die persönliche Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen,.
Es ist so wichtig, dass die Leute das verstehen, weil die größte Gefahr des religiösen Glaubens an die „Autorität" nicht von den Machthabern der „Regierung" ausgeht, sondern von denjenigen, die von diesen beherrscht werden. Ein Einzelner, der andere beherrschen will, ist keine Bedrohung für die Menschheit. Das ändert sich, wenn viele andere glauben, dass die Herrschaft durch diesen Einzelnen rechtmäßig sei, weil „Gesetze" oder eine „Regierung" den Anschein der Rechtmäßigkeit erwecken.
Der kranke Geist eines Adolf Hitler war für sich gesehen keine Bedrohung für die Menschheit. Es waren Millionen von Anhängern, die Hitler als „Autorität" gesehen haben und sich deswegen verpflichtet fühlten, seinen Befehlen zu gehorchen und sie umzusetzen. Das katastrophale Ergebnis des Dritten Reichs spricht für sich. Das Problem ist also nicht, dass schlechte Menschen an die „Autorität" glauben. Das Problem ist, dass gute Menschen an sie glauben und am Ende Gewalt, Ungerechtigkeit, Unterdrückung oder Mord befürworten oder sich sogar selbst daran aktiv beteiligen.
Der Autoritätsgläubige beschwert sich oft darüber, dass die „Autorität" immer wieder außerhalb und innerhalb seines eigenen Landes großes Leid verursacht. Aber er besteht weiterhin auf einen „Staat" bzw. eine „Regierung", die Gutes bewirken soll. Er bleibt weiter bei seiner Vorstellung, dass die „Autorität" das Einzige sei, was Frieden und Gerechtigkeit herstellen kann.
Der „Staat" sei die Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft - so die weitverbreitete Annahme. Er organisiere eine gemeinschaftliche Verteidigung und garantiere ein friedliches, zivilisiertes Miteinander bei dem sich alle gegenseitig unterstützen. Diese Annahme ist falsch, weil der „Staat" das alles nicht garantiert, sondern verhindert und zerstört. „Regierungen" behaupten ständig, sie würden im Interesse der Menschen und des Allgemeinwohls handeln, aber in der Realität passiert das genaue Gegenteil. „Regierungen" haben immer gegen die Interessen der Menschheit gehandelt. Die „Autorität" ist alles andere als eine gute Idee, die manchmal nicht funktioniert. Das Konzept der „Autorität" an sich ist durch und durch unmenschlich und ausgesprochen zerstörerisch.
Für die meisten Menschen ist so eine Behauptung schwer zu verkraften. Sind die „Regierung" und der „Staat" nicht ein essenzieller Bestandteil der menschlichen Gesellschaft? Sind sie nicht die Voraussetzung für die Zivilisation, weil sie uns unperfekte Menschen dazu zwingen, uns friedlich und ordentlich zu verhalten? Sind es nicht die allgemeingültigen „Regeln" und „Gesetze", durch die wir Konflikte auf zivilisierte Art und Weise lösen, miteinander Handel treiben und generell auf faire gewaltfreie Art und Weise miteinander interagieren? Sind wir ohne die „herrschenden Gesetze" und ohne den allgemeinen Respekt vor der „Autorität" nicht doch nur ein Haufen dumme gewalttätige Monster, die in ewigen Konflikten und im Chaos leben würden?
Ja, das wurde uns ständig erzählt. Und nein, nichts davon ist wahr. Es ist aber außerordentlich schwierig und unbequem, seinen eigenen Geist von Lügen zu befreien, die unendlich oft wiederholt werden, und die Wahrheit aus dem schier undurchdringlichen Dickicht aus Unwahrheiten wieder ans Licht zu holen.
Überblick
Um vollständig zu verstehen, warum der religiöse Glaube an die „Autorität" tastsächlich die gefährlichste Religion der Menschheitsgeschichte ist, führt Sie dieses Buch durch verschiedene Phasen:
In Teil I geht es um den Begriff der „Autorität". Dieser muss zu Beginn klar definiert werden, um die „Autorität" anschließend objektiv analysieren zu können.
In Teil II wird gezeigt, dass das Konzept der „Autorität" verhängnisvoll falsch ist. Das was jeglicher „Regierung" zugrunde liegt, ist vollkommen unvereinbar mit Vernunft und Moral. Es wird deutlich, dass eine „Regierung" in Wirklichkeit ein rein religiöser Glaube ist - ein Glaube an ein übermenschliches, übernatürliches Wesen, das niemals existiert hat und niemals existieren wird. Diese Behauptung ist gewagt
und Sie werden sie nicht sofort akzeptieren. Die umfangreichen Beweise und logischen Argumente folgen.
In Teil III geht es um die Zerstörungskraft und Gefährlichkeit des Glaubens an die „Autorität" einschließlich des Glaubens an den „Staat" und an die „Regierung". Ein Schwerpunkt sind die schlimmen Folgen des religiösen Glaubens an die „Autorität" für die Wahrnehmungen und die Handlungen verschiedener Gruppen. Folgen, die wiederum buchstäblich zu Milliarden von aggressiven und unmoralischen Gewalttaten führen, begangen durch Menschen, die im Grunde genommen gutmütig und friedlich sind. Tatsächlich begeht jeder, der an „Regierungen" glaubt, diese Taten. Die große Mehrheit erkennt das allerdings nicht und stellt sich deshalb nicht dagegen.
Zum Schluss, in Teil IV, geht es um einen Einblick in ein Leben ohne den Glauben an die „Autorität". Die Annahme, dass es ohne eine „Regierung" zu Chaos und Zerstörung kommt, wird widerlegt. Es würde sich zwar einiges ändern, vieles würde aber auch gleich bleiben. Der religiöse Glauben an die „Autorität", den „Staat" und die „Regierung" trägt weder zu einer friedlichen Gesellschaft bei, noch ist er eine notwendige Voraussetzung. Stattdessen ist er bei weitem die größte Hürde für Gemeinschaft, Kooperation und friedliche Koexistenz. Wahre Zivilisation kann nur ohne den religiösen Glauben an die „Autorität" existieren.
Identifikation des Feindes
Um einen Zugang zum Begriff der „Autorität" zu bekommen und diesen zu bewerten, beginnen wir mit einer klaren Definition.
Von früher Kindheit an wird uns gelehrt, uns dem Willen der „Autorität" unterzuordnen. Wir müssen den Anordnungen jener folgen, die in Positionen der Macht und Kontrolle sind. Von Beginn an wird ein Kind - implizit oder explizit - danach beurteilt, wie gut es gehorcht. Zuerst seinen Eltern, dann seinen Lehrern und dann den „Gesetzen" der „Regierung". In der Gesellschaft gilt deshalb, dass ein gehorsamer Mensch gleichzeitig ein anständiger Mensch sei.
„Gute" Menschen tun, was ihnen die „Autorität" anordnet. Dadurch geraten die Vorstellungen von Moral und Gehorsam in den Köpfen vollkommen durcheinander. Jeder Angriff auf die Vorstellung von „Autorität" entspricht auf einmal einem Angriff auf die Moral. Jede Andeutung, dass „Regierungen" nicht rechtmäßig sind, führt zur Unterstellung, dass sich jeder sich wie ein skrupelloses wildes Tier verhalten solle, für das nur das Recht des Stärkeren gilt.
Das Glaubenssystems des Durchschnittsmenschen besteht aus einem Durcheinander aus vagen, oft in sich widersprüchlichen Konzepten und Annahmen. Begriffe wie Moral und Gehorsam, Gesetz und Gesetzgebung, Führer und Bürger werden zwar gerne benutzt, wurden aber niemals vernünftig untersucht. Der erste Schritt, das Wesen der „Autorität", der „Regierung" oder des „Staates" zu verstehen ist, zu definieren, was das alles bedeutet. Was ist eine „Regierung"? Was sind ihre Merkmale?
Eine „Regierung" sagt den Leuten zunächst, was sie tun sollen. Das alleine reicht aber noch nicht aus, um sie zu definieren. Alle möglichen Menschen und Organisationen sagen anderen, was sie tun sollen. In der Werbung heißt es oft: „Tu dies!" und „Tu das!". Ein Pfarrer sagt das gleiche zu seiner Gemeinde.
Eine „Regierung" befiehlt. Sie macht nicht einfach nur Vorschläge oder gibt Empfehlungen. Anders als in der Werbung und in den Predigten eines Pfarrers steht hinter den Befehlen der „Regierung" eine Strafandrohung. Wird nicht gehorcht, indem zum Beispiel gegen „das Gesetz verstoßen" wird, wird gewaltsam bestraft.
Räuber, Erpresser und andere Verbrecher tun zwar genau das gleiche und setzen ihre Befehle auch mit Gewalt durch. Sie werden aber trotzdem nicht als „Regierung" bezeichnet, weil ihnen eine weitere Eigenschaft fehlt: Die (scheinbare) Rechtmäßigkeit. Eine „Regierung" beruft sich auf ein Recht, Befehle zu erteilen und diese gewaltsam durchzusetzen. Diese Befehle werden „Gesetze" genannt und sich nicht an
diese „Gesetze" zu halten, wird als „Verbrechen" bezeichnet.
„Regierungen", „Staaten" und alle anderen Erscheinungsformen der „Autorität" können also mit dem Begriff „Herrschaftsrecht" umschrieben werden. Das entspricht nicht nur der Möglichkeit, andere gewaltsam zu beherrschen. Diese Möglichkeit hat bis zu einem gewissen Grad fast jeder. Sie ist das angebliche moralische Recht, andere gewaltsam zu beherrschen.
Der Unterschied zwischen einer Verbrecherbande und einer „Regierung" liegt in der Wahrnehmung durch die Menschen, die beherrscht werden. Hausfriedensbrüche, Diebstähle, Erpressungen, Überfälle und Morde, die von gewöhnlichen Verbrechern begangen werden, hält fast jeder Mensch für unmoralisch, ungerechtfertigt und kriminell. Die Opfer gehorchen zwar den Tätern, aber sie tun das nicht aus dem Gefühl einer moralischen Verpflichtung heraus, sondern aus reiner Angst. Wenn die Opfer der Verbrecherbande das Gefühl hätten, dass sie sich wehren können, ohne sich dadurch in Gefahr zu bringen, dann würden sie es tun. Und zwar ohne das geringste Schuldgefühl. Der gewöhnliche Verbrecher ist für sie kein rechtmäßiger Machthaber. In ihrer Wahrnehmung sind sie keine „Autorität". Die Beute der Verbrecher wird nicht als „Steuer" bezeichnet und seine Befehle sind keine „Gesetze".
Die Anordnungen und Befehle der Menschen in der „Regierung" werden hingegen von den meisten Adressaten dieser Befehle ganz anders wahrgenommen. Das Verhalten des „Gesetzgebers" und der „Regierung" wird als gültig und legitim, „legal" und gut angesehen. Die meisten folgen diesen Befehlen, indem sie „sich an das Gesetz halten" und ihr Geld abgeben, indem sie „Steuern bezahlen". Sie tun das aber nicht nur, weil sie Angst vor einer Bestrafung bei Zuwiderhandlung haben, sondern sie tun es vor allem aus dem Gefühl heraus, zu diesem Gehorsam verpflichtet zu sein.
Niemand ist stolz darauf, sich von einer Verbrecherbande ausrauben zu lassen. Aber viele sehen es als anständig und rechtschaffen an, wenn sie sich als „gesetzestreue Steuerzahler" bezeichnen können. Es kommt ausschließlich darauf an, wie derjenige, der gehorcht bzw. gehorchen muss, diejenigen wahrnimmt, die ihnen die Befehle erteilen. Wenn sie als „Autorität" wahrgenommen werden, also als rechtmäßige Herren, dann haben sie folgerichtig auch das moralische Recht dazu, diese Befehle zu erteilen. Im Gegenzug sind die Adressaten der Befehle moralisch dazu verpflichtet, diesen Befehlen zu gehorchen. Sich mit Stolz als „gesetzestreuen Steuerzahler" zu bezeichnen ist das gleiche, als würde man damit angeben, der „Regierung" treu ergeben zu gehorchen.
Damals haben manche Kirchen das Recht beansprucht, Ketzer und andere Sünder zu bestrafen. In der heutigen westlichen Welt entspricht das Konzept der „Autorität" und der „Regierung" der Rolle der damaligen Kirchen einschließlich ihrer Würdenträger. Die Begriffe „Autorität" und „Regierung" können als Synonyme verwendet werden, da der eine Begriff stets den anderen impliziert: Die „Autorität" leitet sich aus den „Gesetzen" ab, die von der „Regierung" geschaffen wurden und die „Regierung" ist die Organisation, der man als „Autorität" das Recht auf Herrschaft zuschreibt.
Es ist wichtig, zwischen einer Handlung zu unterscheiden, die sich aus einer Situation ergibt und einer Handlung, die einem Befehl entspricht, dessen Verbindlichkeit davon abhängt, wer ihn erteilt hat. Nur letzteres ist die „Autorität", um die es in diesem Buch geht. Bei der Verwendung des Begriffs der „Autorität" wird hier oft nicht klar genug unterschieden.
Wenn beispielsweise jemand behauptet, dass er dazu „autorisiert" sei, einen Straßenräuber davon abzuhalten, eine alte Frau zu überfallen oder einen Einbrecher von seinem Grundstück zu vertreiben, dann nimmt er für sich keine speziellen Rechte in Anspruch, die andere nicht haben. Er sagt einfach, dass er glaubt, dass bestimmte Situationen es rechtfertigen, Befehle zu erteilen oder Gewalt anzuwenden.
Im Gegensatz dazu geht es bei einer „Regierung" darum, dass bestimmte Leute einige spezielle Rechte auf Herrschaft haben. Es geht um die weit verbreitete Ansicht, dass manche Leute das moralische Recht dazu haben, andere zu beherrschen, und zwar in Situationen, in denen die meisten anderen Leute dieses Recht
nicht hätten. Dieses Recht wird aus Wahlen oder anderen politischen Ritualen hergeleitet. Nur der „Regierung" und den Menschen, die diese „Regierung" bilden wird das Recht zugestanden, „Gesetze" zu beschließen. Nur sie ist dazu ermächtigt, „Steuern" einzutreiben. Nur sie darf Kriege führen, bestimmte Angelegenheiten regeln, Lizenzen für verschiedene Aktivitäten vergeben usw.
Mit dem „Glauben an die Autorität" ist in diesem Buch Folgendes gemeint: Die Vorstellung davon, dass manche Menschen das moralische Recht dazu haben, andere gewaltsam zu beherrschen und die logische Konsequenz daraus, dass alle anderen moralisch dazu verpflichtet sind, zu gehorchen.
Ob es sich um „Autorität" handelt, hängt immer von der Wahrnehmung ab. Wenn der Befehlsempfänger glaubt, dass der Befehlsgeber das Recht dazu hat, Befehle zu erteilen, dann sieht der Befehlsempfänger den Befehlsgeber als „Autorität". Wenn der Befehlsempfänger die Befehle nicht für rechtmäßig hält, dann wird der Befehlsgeber nicht als „Autorität" angesehen, sondern einfach nur als Tyrann oder Verbrecher. Der Glaube an die „Autorität" betrifft zwar alle möglichen Lebensbereiche. Der gemeinsame Nenner ist aber immer die wahrgenommene Rechtmäßigkeit der Herrschaft.
Jedes „Gesetz" und jede „Steuer" (auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene), jede Wahl, jeder Wahlkampf, jede Lizenz und Erlaubnis, jede politische Debatte oder Bewegung - also alles, was mit der „Regierung" und dem „Staat" zu tun hat beruht auf der Annahme, dass bestimmte Leute das moralische Recht haben über andere zu herrschen. Es spielt keine Rolle, auf welche Art und Weise diese Annahme entstanden ist und in welchem Ausmaß die Herrschaft stattfindet - von den Verordnungen in einer Kleinstadt bis hin zu einem „Weltkrieg".
Es geht hier nicht um den Missbrauch der „Autorität" oder um die Beschreibung einer „guten Regierung" als Gegenteil einer „schlechten Regierung". Es geht vor allem um eine Untersuchung des Grundprinzips der „Autorität". Eine „Autorität" kann absolut, bedingt oder limitiert sein und sie kann unterschiedlich große Schäden anrichten. Das aber ändert nichts am dahinterliegenden Grundprinzip.
Der US-Verfassung liegt beispielsweise die Vorstellung zugrunde, zumindest theoretisch eine „Autorität" zu erschaffen, deren Recht auf Herrschaft eng begrenzt ist. Trotzdem begründet sie eine „Autorität", die das Recht hat, Dinge zu tun, die dem Durchschnittsbürger nicht gestattet sind. Dazu zählt zum Beispiel, „Steuern" zu erheben und bestimmte Dinge zu „regulieren". Obwohl die US-Verfassung nur das Recht auf Herrschaft in bestimmten Bereichen erteilt, ist auch in ihr eine „Autorität" durch eine herrschende Klasse vorgesehen. Wenn die „Autorität" kritisiert wird, muss die „Autorität" der US-Verfassung ebenso Gegenstand der Kritik sein, wie die „Autorität" eines totalitären Diktators.
(Der Begriff „Autorität" wird manchmal in Zusammenhängen verwendet, die nichts mit dem Thema des Buches zu tun haben. Ein Experte gilt zum Beispiel oft als „Autorität". Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es oft eine „Autorität", allerdings ohne dass irgendein Recht auf Herrschaft im Spiel ist. Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellten wird ebenfalls häufig so gesehen als gäbe es einen „Boss" und einen „Untergebenen". Ein Arbeitgeber kann zwar seine Angestellten stark dominieren und sie mit harter Hand führen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er sie zur Arbeit zwingen oder sie bei Ungehorsam einsperren kann. Die Zusammenarbeit zu beenden, indem er den Angestellten feuert, ist im Grunde genommen die einzige Möglichkeit, die er hat. Der Angestellte hat seinerseits die gleiche Möglichkeit durch die Kündigung. Das gleiche gilt für andere Beziehungen, bei denen eine „Autorität" akzeptiert wird. Für das Verhältnis zwischen Handwerksmeister und seinem Lehrling, zwischen einem Kampfsport-Meister und seinem Schüler oder zwischen einem Trainer und dem Athleten, den er trainiert. Solche Beziehungen entstehen aus gegenseitigen freiwilligen Vereinbarungen, bei denen beide Seiten die Möglichkeit haben, die Vereinbarung wieder aufzulösen. In solchen Situationen gestattet es ein Mensch einem anderen, ihn zu leiten, um von seinem Wissen und Können zu profitieren. Solche Formen der „Autorität" - wenn sie überhaupt als „Autorität" bezeichnet werden können - sind in diesem Buch nicht
gemeint, wenn von der gefährlichsten aller Religionen die Rede ist.)
Es gibt keine Regierung
Die meisten Leute glauben, dass „Staaten" und „Regierungen" notwendig seien. Gleichzeitig geben sie aber selbst zu, dass es oft zu Korruption und Missbrauch kommt. Sie wissen, dass die „Regierung" häufig ineffizient, unfair, unvernünftig und repressiv ist, aber sie glauben trotzdem, dass die sie Macht für Gutes einsetzen kann. Das Problem ist nicht, dass schlechte „Regierungen" die „Autorität" missbrauchen. Das Problem ist, dass das Konzept der „Autorität" selbst vollkommen irrational ist und sich selbst widerspricht. Aber das verstehen sie nicht.
Die „Autorität" ist nur ein religiöser Glaube, ohne jegliche Logik und Vernunft. Ein Glaube, der durch ständige sektenhafte Indoktrination erzeugt wurde. Unabhängig von Ausmaß und Verwendung der „Autorität" existiert diese nicht und sie kann auch nicht existieren. Milliarden von Menschen können dieses nicht realisieren und diese fehlende Einsicht hat sie dazu gebracht, Dinge zu glauben und zu tun, die vollkommen zerstörerisch sind. So etwas wie eine gute „Autorität" kann es nicht geben. Tatsächlich gibt es die „Autorität" selbst ebenfalls nicht. Das klingt seltsam, lässt sich aber sehr einfach beweisen.
So etwas wie eine „Regierung" oder einen „Staat" gibt es nicht. Sie haben niemals existiert und sie werden auch niemals existieren. Die Politiker sind real. Die Soldaten und Polizisten, die den Willen der Politiker durchsetzen, sind ebenso real. Die Gebäude, in denen sie sich aufhalten, sind real und auch die Waffen, die sie einsetzen, sind sehr real. Aber ihre angebliche „Autorität" ist es nicht. Und ohne diese „Autorität", also ohne das Recht zu tun, was sie tun, sind sie nichts anderes als eine Verbrecherbande. Der Begriff der „Regierung" beinhaltet Legitimität - er bedeutet die Ausübung von „Autorität" gegenüber bestimmten Menschen oder an bestimmten Orten. Die Menschen nennen die Befehle der „Regierung" „Gesetze", und sich nicht an diese „Gesetze" zu halten, nennen sie „Verbrechen" usw.
Durch die Sprache und die Begrifflichkeiten manifestiert sich das Recht der „Regierung" auf Herrschaft und umgekehrt resultiert daraus eine Verpflichtung der Beherrschten, zu gehorchen. Ohne das Recht auf Herrschaft, also ohne „Autorität", gibt es keinen Grund eine bestimmte Gruppe als „Regierung" zu bezeichnen. Alle Politiker und ihre Söldner wären genau das gleiche wie ein riesiges organisiertes Verbrechersyndikat. Ihre „Gesetze" wären genauso „rechtmäßig" wie die Drohungen von Räubern und Erpressern. Und genau das ist es, was im Kern jede „Regierung" darstellt: Eine unrechtmäßige Bande aus Räubern, Erpressern und Mördern, die sich als rechtmäßige „öffentliche" Institution tarnt.
(Die Begriffe „Regierung" und „Autorität" werden in diesem Buch in Anführungszeichen gesetzt, weil es kein tatsächliches Recht auf Herrschaft geben kann und Regierungen und Autoritäten deshalb eigentlich nicht existieren. Innerhalb dieses Buches beziehen sich diese Begriffe nur auf die Menschen und die Gruppen von Menschen, bei denen gemeinhin die Illusion besteht, dass sie ein Recht auf Herrschaft haben.)
Jede Diskussion um „legal" und „illegal", wer die Macht haben sollte, welche „Innenpolitik" gemacht werden sollte, wie die „Regierung" mit verschiedenen Themen umgehen sollte und jede andere beliebige politische Diskussion ist vollkommen irrational und reine Zeitverschwendung. Alles ist aus der falschen Grundannahme abgeleitet, dass ein Mensch das Recht dazu hat, einen anderen zu beherrschen und dass „Autorität" deshalb existieren kann. Die ganzen Auseinandersetzungen über die Art und Weise, wie die „Autorität" eingesetzt werden sollte und was „Regierungen" tun sollten, sind ebenso nützlich wie eine Diskussion darüber, welche Rolle der Weihnachtsmann für Weihnachten spielen soll. Nur ist die „Autorität" sehr viel gefährlicher als der Weihnachtsmann. Tatsächlich handelt es sich bei der „Autorität" um die größte Bedrohung, mit der die Menschheit jemals konfrontiert wurde. Um diese Gefahr zu bannen ist es nicht notwendig, die Natur des Menschen zu ändern, Hass in Liebe zu verwandeln oder irgendwelche anderen grundsätzlichen Veränderungen im Universum vorzunehmen. Stattdessen reicht es, nur eine einzige irrationale Lüge, an die nahezu jeder glaubt, als Lüge zu erkennen und anschließend loszuwerden. Im
übertragenen Sinn wären die meisten Probleme auf dieser Welt über Nacht verschwunden, wenn jeder im übertragenen Sinn den Glauben an den Weihnachtsmann aufgibt.
Jede Idee und jeder Lösungsvorschlag, der von der Existenz einer „Regierung" abhängt, ist von vorneherein ungültig. Das schließt alles ein, was in irgendeiner Form mit Politik zu tun hat. Es ist so, als wenn zwei Menschen sachlich über die Frage diskutieren, ob Atomenergie oder Wasserkraft besser für die Energieversorgung ihrer Stadt geeignet seien und plötzlich jemand vorschlägt, Energie mit einem Zauberspruch zu generieren. Alle würden ihn auslachen, weil reale Probleme nicht durch Zauberei gelöst werden können. Und trotzdem konzentrieren sich heutzutage alle Diskussionen über soziale Probleme darauf, welcher Zauberspruch die Menschheit retten wird. Alle politischen Diskussionen beinhalten als falsche Grundannahme die Vorstellung, dass es so etwas wie eine rechtmäßige „Regierung" geben soll. Diese Vorstellung wird nicht hinterfragt, weil sie so oft von allen wiederholt wurde, dass jeder an sie glaubt.
Das Problem mit weit verbreiteten falschen Annahmen ist, dass sie weit verbreitet sind. Sobald die überwiegende Mehrheit an etwas glaubt, erscheint es vernünftig. Wie lächerlich und unlogisch es eigentlich ist, spielt keine Rolle. Weiterhin daran zu glauben ist einfach und sicher, während das Hinterfragen unbequem und sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist. Für die unglaublich zerstörerische Kraft des religiösen Glaubens an die „Autorität" gibt es unzählige Beweise, die die Menschheitsgeschichte überdeutlich geprägt haben. Und trotzdem haben es bis heute nur wenige Leute geschafft, die Grundannahme auch nur im Ansatz in Frage zu stellen. Und auch wenn sie davon überzeugt sind, erleuchtet und weise zu sein, stolpern die Menschen von einer Katastrophe in die nächste. Wegen ihrer Unfähigkeit, die gefährlichste aller Religionen loszuwerden: den religiösen Glauben an „Autorität".
Ableger des Aberglaubens
Im religiösen Glauben an die „Autorität" gibt es viele Begriffe, die den Anschein erwecken sollen, dass es rechtmäßig sei, dass eine Gruppe eine andere gewaltsam beherrscht. Hier einige Beispiele:
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