Vom Ende Leviathans
Die Globalisierung bringt drei wesentliche Herausforderungen für alle entwickelten Gesellschaften des Westens mit sich, die einen fundamentalen Wandel erzwingen werden: Der Nationalstaat wird erschüttert; der Sozialstaat wird gefährdet; die Arbeitsgesellschaft löst sich auf. Dem Inhalt der Globalisierung - digitale Revolution, weitgehend unabhängige globale Märkte und Unternehmen, zunehmende Verlagerung von Macht weg vom Nationalstaat hin zur globalisierten Wirtschaft - und seinen umstürzenden Folgen wird sich kein Land, keine Volkswirtschaft und kein Kontinent entziehen können, wohl aber wird ihre gegenwärtige Form, wie sie von den USA ausgehend entwickelt wurde, nicht für alle Länder gleich tauglich sein. Auch Europa wird seinen eigenen Weg und seine eigene Form des Wandels für das 21. Jahrhundert entwickeln müssen. Die einzig verbleibende offene Frage ist dabei nicht, ob Europa sich der Globalisierung anpassen muss, denn allen Ernstes gibt es dazu keine Alternative, sondern allein wie dieser Anpassungsprozess sich vollziehen und vor allem wie und durch wen er gestaltet wird. Erneut sei also die Frage aufgeworfen: Gibt es eine europäische Alternative zum nordamerikanischen Weg in eine globalisierte Weltwirtschaft, der eben nicht die soziale Desintegration zuspitzt, sondern vielmehr auch unter den Bedingungen der Globalisierung an einem erneuerten Sozialstaat festhalten kann? Diese für den Gang der näheren und weiteren Zukunft alles entscheidenden Fragen stehen in den kommenden Jahren in Europa zur praktischen Beantwortung an.
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