TEIL III B) DIE FOLGEN FÜR DIE VOLLSTRECKER
Befehl und Gehorsam
Die „Gesetzgeber“ erteilen die Befehle und andere führen sie aus. Abermillionen von normalerweise anständigen und zivilisierten Menschen verbringen den ganzen Tag damit, andere zu schikanieren, zu bedrohen, zu belästigen, sie herumzukommandieren, zu drangsalieren und auf andere Weise zu unterdrücken. Ihre Opfer haben niemandem etwas getan. Aber weil die Handlungen der „Gesetzeshüter“ als „legal“ angesehen werden und weil sie glauben, dass sie im Namen der „Autorität“ handeln, glauben sie auch, keinerlei Verantwortung für ihre eigenen Handlungen übernehmen zu müssen.
Es ist sogar noch schlimmer: Sie sehen nicht einmal, dass ihre eigenen Handlungen ihre eigenen Handlungen sind. Sie reden und handeln, als hätte irgendein unsichtbares Wesen, das „Gesetz“ oder „Regierung“ heißt, Macht von ihrem Körper und ihrem Geist ergriffen. Sie sagen Dinge wie: „Hey, ich mache die Gesetze nicht. Ich sorge nur dafür, dass sie eingehalten werden. Ich habe nichts damit zu tun.“
Sie reden und handeln als wäre es für sie unmöglich, irgendetwas anderes zu tun, als sich hilflos dem Willen einer Macht namens „Autorität“ unterzuordnen. Für ihre Handlungen sind sie daraufhin genauso wenig verantwortlich wie eine Puppe für das verantwortlich ist, was der Puppenspieler mit ihr macht. Bei der Ausübung ihres „Amtes“, also wenn sie willenlos und vollkommen besessen vom übernatürlichen Wesen namens „Autorität“ sind, verhalten sich die „Gesetzeshüter“ so, wie sie sich als Privatpersonen niemals verhalten würden. Sie tun Dinge, die sie selbst als Privatperson ohne eine „Autorität“ als unzivilisiert, gewalttätig und bösartig betrachten würden. Es gibt unterschiedlichste Beispiele überall auf der Welt, zu jeder Zeit. Hier einige davon:
Ein Soldat erschießt einen vollkommen Unbekannten. Dessen einziges Vergehen war es, in einer militärisch besetzten Zone die Ausgangssperre zu missachten. Eine Gruppe schwer bewaffneter Männer tritt die Haustür von jemandem ein, zerrt ihn davon oder erschießt ihn vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder. Sein Vergehen: Er hat Pflanze angepflanzt, die die Politiker verboten haben. Ein Bürokrat ordnet ein paar Akten, die eine Finanzinstitution anweist, im Rahmen einer „Besteuerung“, tausende von Dollars von einem Bankkonto abzubuchen. Ein anderer Bürokrat schickt bewaffnete Schlägertruppen, weil er herausgefunden hat, dass jemand auf seinem eigenen Grund und Boden mit Einverständnis seiner Nachbarn, aber ohne Zustimmung der „Regierung“ durch eine „Baugenehmigung“ auf sein Haus um ein zusätzliches Geschoss aufgestockt hat. Ein Verkehrspolizist stoppt einen Autofahrer und erpresst ihn zur Zahlung einer „Geldbuße“, weil er nicht angeschnallt war. Ein Sicherheitsbediensteter des Flughafens wühlt grundlos in den persönlichen Gegenständen eines Passagiers herum. Ein „Richter“ schickt bewaffnete Schlägertypen los, um jemanden wochen-, monate- oder jahrelang in einen Käfig einzusperren, weil er ohne eine schriftliche Erlaubnis der Politiker, die sie „Führerschein“ nennen, herumgefahren ist oder weil er als Erwachsener eine kurzfristige freiwillige sexuelle Beziehung mit einem anderen erwachsenen Menschen ohne die Erlaubnis der Politiker eingegangen ist.
Es gibt Millionen weiterer Beispiele dafür wie Menschen aggressive Handlungen begehen, zu denen es ohne eine angebliche „Autorität“ nicht kommen würde. Die meisten Fälle von Diebstahl, Überfall und Mord geschehen nur, weil die „Autorität“ irgendwen dazu angewiesen hat, jemanden zu bestehlen, anzugreifen oder zu töten. Die Menschen, die solche Befehle umsetzen, würden solche Verbrechen niemals in eigenem Namen begehen. Für das Finanzamt arbeiten zum Beispiel 100.000 Leute. Wie viele von ihnen haben andere Menschen schikaniert, erpresst und bestohlen, bevor sie Mitarbeiter des Finanzamts wurden? Wenn überhaupt welche, dann nur sehr wenige. Wie viele Soldaten sind herumgelaufen und haben Menschen drangsaliert, bedroht oder ermordet, die sie nicht einmal kannten, bevor sie zum Militär gegangen sind? Wenn überhaupt welche, dann nur sehr wenige. Wie viele Polizeibeamte sind regelmäßig herumgefahren, um friedliche Menschen anzuhalten, zu verhören und zu entführen, bevor sie Polizeibeamte wurden? Sehr wenige. Wie viele „Richter“ haben Menschen, die niemandem etwas getan haben, in Käfige stecken lassen, bevor sie angefangen haben, beim „Gericht“ zu arbeiten? Wahrscheinlich kein einziger.
Wenn solche aggressiven Handlungen „legal“ werden und im Namen der „gesetzlichen Vollstreckung“ stattfinden, dann betrachten die Ausführenden sie als rechtmäßig und legitim. Auch wenn sie klar sehen, dass genau die gleichen Taten unmoralische Verbrechen sind, sobald sie in eigenem Namen begangen werden. Manche Rädchen im Getriebe der „Regierungs“- Maschine sind kleiner, so wie die Bürokraten auf den untersten Ebenen und manche sind größer, so wie die bewaffneten Söldner. Sie haben aber zwei Dinge gemeinsam. Einerseits tun sie anderen Dinge an, die sie in eigenem Namen niemals tun würden und andererseits weisen sie jede Verantwortung von sich, solange sie in der Rolle des „Gesetzeshüters“ sind. Das wird vor allem dann deutlich, wenn die Korrektheit und Anständigkeit ihrer Handlungen in Frage gestellt wird und sie daraufhin antworten: „Ich mache nur meinen Job“. Übersetzt heißt das: „Ich bin nicht persönlich für meine Handlungen verantwortlich, weil das Anordnungen der „Autorität“ sind.“
Die betroffenen Personen sind buchstäblich nicht dazu in der Lage, den Anordnungen der „Autorität“ nicht zu gehorchen. Als Folge ihrer autoritären Indoktrination lässt das ihre Psyche einfach nicht zu. Die meisten Menschen wissen zwar, was richtig und was falsch ist, aber wenn die Anordnung von einer „Autorität“ kommt, Falsches zu tun, dann tun sie es auch. Die Ergebnisse der psychologischen Experimente von Dr. Stanley Milgram in den 1960er Jahren zeigen dieses überdeutlich.
Die Milgram-Experimente
Quelle: KI-Governance und der agentische Staat (The Reese Report - Deutsch)
Die Milgram-Experimente wurden durchgeführt, um die Bereitschaft einfacher Menschen zu ermitteln, unbekannten Menschen auf Anordnung einer „Autorität“ Schmerzen zuzufügen. In Dr. Milgrams Buch „Das Milgram-Experiment: Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität“ sind die Experimente und die daraus gezogenen Erkenntnisse vollständig beschrieben. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Die Probanden wurden gefragt, ob sie an einem Test zur menschlichen Erinnerungsfähigkeit teilnehmen wollten. Unter Aufsicht eines Wissenschaftlers, in der Rolle der „Autorität“, wurde der Proband, genannt „Schüler“, an einen Stuhl geschnallt und mit Elektroden verkabelt. Eine weitere Person, genannt „Lehrer“ und der eigentliche Proband, wurde vor eine Schalttafel gesetzt, mit der dem Schüler Elektroschocks verabreicht werden konnten. Dem Lehrer wurde gesagt, dass das Ziel des Versuchs sei, anhand von einfachen Fragen zu prüfen, ob die Bestrafung durch Elektroschocks bei falschen Antworten das Erinnerungsvermögen des Schülers beeinflusst. Das eigentliche Ziel war aber, die Bereitschaft des Lehrers auszuloten, unschuldigen unbekannten Menschen Schmerzen zuzufügen, nur weil eine „Autorität“ ihn dazu aufforderte, den Test durchzuführen. Die Schalter am Elektroschockgerät waren mit Spannungswerten bis 450 Volt beschriftet. Die Lehrer sollten bei falschen Antworten die Spannung der Elektroschocks schrittweise erhöhen. In Wirklichkeit erhielten die Schüler aber keine Elektroschocks. Sie waren Schauspieler. Ab bestimmten Spannungswerten begannen sie vor Schmerzen zu schreien und zu protestieren, klagten über Herzbeschwerden, forderten, den Test abzubrechen und riefen um Gnade. Schließlich reagierten sie überhaupt nicht mehr, um Bewusstlosigkeit oder den Tod vorzutäuschen. Zusätzlich waren an den Schaltern der oberen Spannungswerte entsprechende Warnhinweise angebracht.
Die Ergebnisse des Experiments schockierten selbst Dr. Milgram: Eine deutliche Mehrheit von fast zwei Dritteln der Probanden steigerte die Stärke der Elektroschocks bis zum maximal möglichen Wert. Obwohl sie davon ausgehen mussten, diesen ihnen vollkommen unbekannten Menschen unerträgliche Schmerzen zuzufügen und ihnen möglicherweise tödliche Stromschläge zu verabreichen. Trotz der Schmerzensschreie, trotz der Rufe um Gnade, trotz der vorgespielten Bewusstlosigkeit oder dem vermutlichen Tod der Opfer. Dr. Milgram fasste die Ergebnisse wie folgt zusammen:
„Mit betäubender Regelmäßigkeit unterwarfen sich gute Menschen der Autorität und führten Handlungen aus, die gefühllos und hart waren... Ein beträchtlicher Anteil der Menschen tut, was ihnen gesagt wird. Unabhängig vom Inhalt und ohne Gewissensbisse, so lange die Anordnungen von einer rechtmäßigen Autorität kommen.“
Besonders bemerkenswert ist, dass den „Lehrern“ bei den Experimenten weder Strafen angedroht noch Belohnungen versprochen wurden. So zeigten die Experimente nicht, dass eine gewöhnliche Person jemandem Schmerzen zufügen würde, nur um „seinen eigenen Hals zu retten“ oder um irgendeinen Vorteil daraus zu schlagen. Stattdessen zeigten die Ergebnisse, dass die meisten Menschen Unschuldigen unerträgliche Schmerzen zufügen oder sogar ihren Tod ausschließlich deshalb in Kauf nehmen, weil die Anweisung weiterzumachen von jemandem kommt, den sie als „Autorität“ sehen. Dieser Punkt kann nicht oft genug betont werden: Es gibt einen speziellen Glauben, der gute Menschen dazu bringt, schlechte Dinge zu tun, sogar erschreckend üble Dinge. Auch die Grausamkeiten in Hitlers Drittem Reich waren nicht das Ergebnis von Millionen von schlechten Menschen, sondern von einer sehr kleinen Gruppe wirklich bösartiger Menschen, die die Position der „Autorität“ erhalten hatten. Millionen gehorsamer Menschen, setzten ihre Pläne um, weil ihnen das dieses Ding namens „Autorität“ so angeordnet hatte. Hannah Arendt schrieb ein Buch über Adolf Eichmann, dem höchsten Bürokraten Hitlers, der gelegentlich als Architekt des Holocaust bezeichnet wird. Über ihn schrieb sie den Satz „die Banalität des Bösen“ und meinte damit, dass das meiste Böse nicht das Ergebnis von persönlicher Bösartigkeit oder von persönlichem Hass ist, sondern nur das Ergebnis von blindem Gehorsam. Von Individuen, die ihren eigenen freien Willen und ihr Urteilsvermögen zugunsten einer blinden Unterwerfung unter eine imaginäre „Autorität“ aufgeben.
Interessanterweise fühlten sich viele Leute von Ahrendts Buch und von Dr. Milgrams Experimenten angegriffen. Der Grund dafür ist einfach: Menschen, die darauf konditioniert wurden, die „Autorität“ zu respektieren, wollen die Wahrheit nicht hören. Sie halten blinden Gehorsam für eine Tugend und sehen in der Kooperation mit der „Autorität“ eine Voraussetzung für die Zivilisation. Dass tatsächlich bösartige und hasserfüllte Menschen eine weitaus geringere Bedrohung der Menschheit darstellen als die Menschen, die im Grunde genommen gut sind, aber an die „Autorität“ glauben, ist für sie kaum nachvollziehbar. Jeder, der sich ernsthaft mit den Ergebnissen von Dr. Milgrams Experimenten auseinandersetzt, kann die Fakten nicht ignorieren. Die zusammenfassende Schlussfolgerung, die man aus den Milgram-Experimenten ziehen kann ist, dass die meisten Menschen dazu bereit sind, absichtlich anderen Menschen Schmerzen zuzufügen, wenn ihnen das durch etwas angeordnet wird, was von ihnen als „Autorität“ wahrgenommen wird. Daneben aber gibt es eine Reihe weiterer bemerkenswerter Erkenntnisse aus Milgrams Arbeit:
- Viele der Probanden litten unter Stress, Schuldgefühlen und seelischen Qualen, während sie den anderen Schmerzen zufügten. Trotzdem machten sie weiter. Das zeigt, dass sie nicht einfach nur gemeine Sadisten waren, die nur auf die nächstbeste Gelegenheit warteten, um anderen wehtun zu können. Es bereitete ihnen keinerlei Freude. Das zeigt vielmehr, dass die Leute wussten, dass sie etwas Falsches taten und sie taten es trotzdem, weil es ihnen die „Autorität“ so sagte. Manche Probanden protestierten, flehten um die Erlaubnis, damit aufhören zu dürfen, zitterten unkontrolliert, weinten sogar und trotzdem machten die meisten weiter bis zum Ende des Experiments. Die Schlussfolgerung könnte nicht offensichtlicher sein: Der Glaube an die „Autorität“ bringt gute Menschen dazu, üble Dinge zu tun.
- Einkommen, Bildung, Alter, Geschlecht und andere demografische Merkmale hatten scheinbar keinerlei Einfluss auf die Ergebnisse. Statistisch gesehen gehorchte eine reiche, gebildete, junge Frau genauso bereitwillig der autoritären Anordnung, jemand anderen zu verletzen, wie ein armer männlicher Arbeiter, der weder lesen noch schreiben konnte. Die einzige Gemeinsamkeit aller, die bis zum Ende des Experiments weitermachten war offensichtlich, an die „Autorität“ zu glauben. Die Schlussfolgerung ist logisch unausweichlich: Unabhängig von allen anderen Faktoren, macht der Glaube an die Autorität aus guten Menschen Handlanger des Bösen.
- Wenn dieses Experiment einem durchschnittlichen Menschen beschrieben wird, ohne ihm vorab die Ergebnisse zu sagen, schätzt er, dass das Mitleid und das Gewissen der meisten Menschen sie daran hindern wird, bis zum Ende des Experiments fortzufahren. Professionelle Psychiater prognostizierten, dass nur ungefähr einer von 1.000 bis zum Ende des Experiments gehen würden. In der Realität waren es ungefähr 65 Prozent. Wenn ein durchschnittlicher Mensch befragt wird, ob er bis zum Ende des Experiments gegangen wäre, dann besteht er normalerweise darauf, dass er das nicht getan hätte. Trotzdem tut es die Mehrheit. Das Ergebnis ist beunruhigend, aber unbestreitbar: Nahezu jeder unterschätzt das Ausmaß, in dem der Glaube an die „Autorität“ dazu benutzt werden kann, gute Menschen dazu zu bringen, Böses zu tun. Nicht nur andere Menschen werden in dieser Hinsicht unterschätzt, sondern auch die eigene Person.
- Dr. Milgram stellte weiterhin fest, dass manche Testpersonen ausgerechnet ihre Elektroschock-Opfer für ihren eigenen blinden Gehorsam verantwortlich machten. Sie glaubten also, dass sie an ihrem Leid selbst schuld waren. Eine vollkommen verdrehte Logik. Immer wieder greifen Polizeibeamte unschuldige Zivilisten tätlich an, Soldaten terrorisieren oder ermorden Zivilisten, Gefängniswärter foltern Gefangene. Die Ergebnisse der Milgram-Experimente im Hinterkopf, ist es nicht weiter verwunderlich, dass anschließend dem Opfer die Schuld gegeben wird. Dabei spielt es keine Rolle, wie sehr die autoritären Aggressoren die Wahrheit und Logik verdrehen müssen, um das zu erreichen.
In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen rechtfertigten die Nazis ihre Verbrechen damit, „nur Befehle ausgeführt zu haben“. Sie wurden trotzdem verurteilt. Viele Soldaten, Polizisten, Steuereintreiber, Bürokraten und andere Repräsentanten der „Autorität“ benutzen aber immer noch genau diese Rechtfertigung. Wenn die Moral ihrer Handlungen in Frage gestellt wird, heißt es „Ich habe die Gesetze nicht gemacht. Ich führe sie nur aus.“ Menschen verletzen andere absichtlich und behaupten, dass sie nicht persönlich verantwortlich seien, nur weil sie Befehle ausführen.
In Milgrams Experimenten passierte das ebenso wie bis heute in unzähligen Fällen des Machtmissbrauchs. In den Milgram-Experimenten fragten verschiedene Probanden sogar wortwörtlich, ob die Versuchsleiter für das, was passierte verantwortlich seien oder sie selbst als Ausführende. Wenn die Versuchsleiter die Verantwortung übernahmen, setzten die meisten von ihnen das Experiment ohne weitere Diskussion fort. Sie glaubten, für alles, was ab diesem Zeitpunkt passieren würde, nicht mehr persönlich verantwortlich zu sein. Das reichte dazu aus, ihr Gewissen zu beruhigen. Der Glaube an die „Autorität“ ermöglicht guten Menschen demnach, moralisches Denken von unmoralischem Handeln zu trennen und sie von jedem Gefühl der persönlichen Verantwortung für ihr Handeln zu befreien.
5. Als die Testpersonen selbst über die Stärke der Stromstöße entscheiden mussten, die sie zur „Bestrafung“ falscher Antworten einsetzten, gingen sie nur sehr selten über 150 Volt hinaus. Das war der Punkt, an dem der angebliche Empfänger der Elektroschocks behauptete, dass er nicht mehr weiter mitmachen wollte. Fast alle Probanden gingen bis zu diesem Spannungswert. Es muss in diesem Zusammenhang betont werden, dass sich die Schockempfänger zwar beschwerten, sie aber nicht verlangten, das Experiment abzubrechen. Die logische Schlussfolgerung der Schockgeber lautete bis zu diesem Zeitpunkt: Der Schockempfänger war mit der Situation und mit seiner Teilnahme am Experiment einverstanden. Von den wenigen Schockgebern, die das Experiment vorzeitig beendeten, brachen viele ab, als der Schockempfänger sagte, dass er aufhören wolle. Das ab nicht mehr vorhandene Einverständnis mit der Situation kann als „Grenze der Freiheit“ gesehen werden. Hätte der Schockgeber ohne Einverständnis des Schockempfängers das Experiment fortgesetzt, so hätte es sich um initiierende Gewalt gehandelt. Exakt das ist es, was Libertäre ablehnen.
Unglücklicherweise hält sich nur eine kleine Minderheit in der Bevölkerung an die „Grenze der Freiheit“. Auch diese Erkenntnis aus den Experimenten ist erschreckend deutlich: Die meisten, die im Namen einer „Autorität“ anderen Elektroschocks verabreichen, obwohl die Schockempfänger sagen: „Ich will das nicht mehr“, würden ihnen weitere Schmerzen zuzufügen, auch wenn die Schockempfänger im Todeskampf schreien. Weil die meisten Menschen böse sind? Nein. Weil sie dazu konditioniert wurden, das zu tun, was ihnen gesagt wird und weil sie die gefährlichste aller Religionen verinnerlicht haben: den religiösen Glauben an die „Autorität“.
Es ist bemerkenswert, dass nicht einmal Dr. Milgram selbst seinem eigenen religiösen Glauben an die „Autorität“ entfliehen konnte. In einem Nebensatz und ohne weiteren Kommentar meinte er: „Wir können keine Gesellschaft ohne irgendeine Form der Autorität haben.“ Einer seiner schwachen Verteidigungsversuche, anderen Gehorsam gegenüber einer „Autorität“ vermitteln zu müssen lautete: „Gehorsam ist oft rational. Es ist sinnvoll, den Anweisungen des Arztes zu befolgen, Verkehrsschilder zu beachten und das Gebäude zu verlassen, wenn die Polizei vor einer Bombendrohung warnt.“ Keines dieser Beispiele benötigt oder rechtfertigt tatsächlich einen Glauben an die „Autorität“. Ärzte erteilen keine „Befehle“. Sie sind „Autoritäten“ weil sie sich in der Medizin auskennen, aber nicht weil sie das Recht haben, andere zu beherrschen. Ebenso wie bei den anderen Beispielen ist der Hauptgrund, auf die Verkehrsschilder zu achten oder ein Gebäude bei einer Bombendrohung zu verlassen nicht, dass es eine gute Sache ist, einer „Autorität“ zu gehorchen, sondern weil anderenfalls Verletzung oder Tod drohen. Wenn irgendjemand, der nichts mit einer „Autorität“ zu tun hat, in einem Theater eine Bombe unter seinem Sitz hervorziehen würde, sie hochhält, so dass alle sie sehen können und sagt: „Eine Bombe! Schnell raus hier!“, würden alle anderen einfach ruhig sitzenbleiben, weil diese Person nicht als „Autorität“ gilt? Natürlich nicht. Wenn die „Regierung“ das Gesetz abschaffen würde, das regelt, welche Straßenseite zu befahren ist, würden die Leute anfangen, wild durcheinander zu fahren? Natürlich nicht. Sie würden weiterhin auf der rechten Seite fahren, weil sie keine Unfälle verursachen wollen. Auch wenn sogar Dr. Milgram denkt, dass der Glaube an die „Autorität“ manchmal notwendig und gut sei, kann er diese Behauptung nicht mit vernünftigen Argumenten belegen. Wenn jemand das erlebt, was Dr. Milgram miterlebt hat und immer noch unfähig dazu ist, seinen religiösen Glauben an die „Autorität“ aufzugeben, dann verdeutlicht das die Macht der „Autorität“.
Nachdem Dr. Milgram seine Forschungsergebnisse veröffentlichte, reagierten viele bestürzt und schockiert beim Anblick des Ausmaßes, in dem normale Menschen dazu bereit sind, Schmerzen und den Tod unschuldiger fremder Menschen in Kauf zu nehmen, wenn ihnen durch eine als solche wahrgenommene „Autorität“ angeordnet wird. Ähnliche Tests, die seit Dr. Milgrams Experimenten durchgeführt wurden, führten zu ähnlichen Ergebnissen, was manche Leute immer noch schockiert. Für jeden, der sich einmal genauer angesehen hat, was menschliche Wesen in ihrer Kindheit erleben, sollten die Ergebnisse aber nicht weiter überraschend sein.
Die Erziehung zu blindem Gehorsam
Das angebliche Ziel von Schulen ist, Lesen, Schreiben, Mathematik und andere Fähigkeiten zu vermitteln. Aber die tatsächliche Lektion der „Bildungs“-Einrichtungen ist weitaus effektiver als jedes nützliche Wissen oder jede nützliche Fähigkeit. Sie ist die Vorstellung davon, dass Unterordnung und blinder Gehorsam gegenüber einer „Autorität“ eine gute Sache sei. Allein die Umgebung, in der die Mehrheit der Menschen die Jahre verbringen, in denen ihr Gehirn sich am stärksten verändert, spricht schon Bände. Als Schüler verbringen sie die meiste Zeit ihres Lebens in einer Welt, in der...
... sie Bestätigung, Lob und Belohnungen dafür erhalten, dort zu sein, wo sie die „Autorität“ haben will und dann dort zu sein, wenn ihnen die „Autorität“ sagt, dort zu sein. Ihnen drohen Missbilligung, Vorwürfe und Bestrafung, wenn sie woanders sind. Das betrifft an erster Stelle den Zwang, in die Schule gehen zu müssen.
... sie Bestätigung, Lob und Belohnungen bekommen, wenn sie das tun, was ihnen die „Autorität“ sagt. Ihnen drohen Missbilligung, Vorwürfe und Bestrafung, wenn sie etwas anderes tun oder das, was die „Autorität“ ihnen sagt, nicht schaffen. ... sie Bestätigung, Lob und Belohnungen bekommen, wenn sie dann reden, wenn ihnen die „Autorität“ ihnen sagt, zu reden und genau das sagen, was ihnen die „Autorität“ sagt. Ihnen drohen Missbilligung, Vorwürfe und Bestrafung, wenn sie zu anderen Zeitpunkten reden oder anders bzw. gar nicht über ein Thema reden, das die „Autorität“ ihnen vorschreibt oder wenn sie es nicht schaffen.
... sie Bestätigung, Lob und Belohnungen bekommen, wenn sie das wiederholen, was die „Autorität“ für wahr und wichtig erklärt – auch wenn es falsch und unwichtig ist. Ihnen drohen Missbilligung, Vorwürfe und Bestrafung, wenn sie verbal oder in einem schriftlichen Test den Meinungen jener, die behaupten, die „Autorität“ zu sein, widersprechen oder auf andere Art und Weise über das Thema zu denken oder zu schreiben als die, die ihnen die „Autorität“ vorschreibt.
... sie Bestätigung, Lob und Belohnungen bekommen, wenn sie der „Autorität“ sofort alle Probleme oder persönliche Konflikte erzählen und ihnen drohen Missbilligung, Vorwürfe und Bestrafung, wenn sie diese Probleme oder Konflikte eigenständig lösen.
... sie Bestätigung, Lob und Belohnungen bekommen, wenn sie die Regeln der „Autorität“ befolgen, unabhängig davon, wie willkürlich diese sind. Ihnen drohen Missbilligung, Vorwürfe und Bestrafung, wenn sie gegen die Regeln verstoßen. Diese können alles Mögliche beinhalten: welche Kleidung anzuziehen ist, wie die Haare geschnitten sein müssen, welchen Gesichtsausdruck man haben soll, wie man auf einem Stuhl zu sitzen hat, was auf dem Tisch zu sein hat, in welche Richtung man zu sehen hat und welche Worte zu benutzen sind.
... sie Bestätigung, Lob und Belohnungen bekommen, wenn sie andere Schüler, die die „Regeln“ missachtet haben, bei der „Autorität“ anschwärzen. Ihnen drohen Missbilligung, Vorwürfe und Bestrafung, wenn sie das nicht tun.
Die Schüler sehen klar und deutlich, dass es in ihrer Welt zwei verschiedene Klassen von Menschen gibt: die Herren („Lehrer“) und die Untergebenen („Schüler“). Sie sehen, dass sich die Regeln für anständiges Verhalten der einen Gruppe drastisch von den Regeln für die andere Gruppe unterscheiden. Die Herren tun ständig Dinge, die sie ihren Untergebenen nicht erlauben: Andere herumkommandieren, durch Bedrohung beherrschen, ihnen das Eigentum wegnehmen usw. Dieser andauernde und offensichtliche Widerspruch zeigt den Untergebenen, dass die Herren einen anderen moralischen Standard haben als die Untergebenen. Die Untergebenen müssen alles genau das tun, was ihnen die Herren sagen und nichts anderes, während die Herren so gut wie alles tun dürfen.
Dass die Herren ihren Untergebenen regelmäßig (durch die sogenannte „Prügelstrafe“) körperliche Schmerzen zugefügt haben, ist noch nicht lange her. Sie haben zugeschlagen, wenn die Untergebenen nicht sofort und ohne Widerspruch das getan haben, was sie ihnen angeordnet haben. Gleichzeitig haben sie erklärt, dass es vollständig inakzeptabel für die Untergebenen sei, jemals körperliche Gewalt einzusetzen – auch zur Selbstverteidigung und vor allem zur Selbstverteidigung gegen die Herren. Zum Glück sind die Zeiten der Prügelstrafe vorbei. Aber obwohl die Gewalt nicht mehr körperlich angewendet wird, hat sich das Prinzip der autoritären Herrschaft durch Bestrafung nicht geändert.
Im Klassenzimmer kann die „Autorität“ die Regeln willkürlich verändern. Sie kann eine gesamte Gruppe für das bestrafen, was ein einzelner Schüler getan hat. Einzelne oder alle Schüler jederzeit verhören oder durchsuchen. Die „Autorität“ unterliegt keinerlei Verpflichtung, die Regeln für die Schüler bzw. ihr Verhalten zu rechtfertigen oder zu erklären. Es spielt keine Rolle für die „Autorität“, ob ein Schüler seine Zeit lieber anderswo verbringen würde und sich mit anderen Dingen oder Gedanken beschäftigen will. Die „Noten“, wie der Schüler behandelt wird, die Reaktionen, die er schriftlich oder verbal oder anderweitig bekommt – das alles hängt nur von einem einzigen Faktor ab: seiner Fähigkeit und Bereitschaft, seine eigenen Bedürfnisse, sein Urteilsvermögen und seine Entscheidungen zuliebe der „Autorität“ zu unterdrücken. Wenn er es tut, gilt er als „gut“. Wenn er es nicht tut, gilt er als „schlecht“.
Diese Form der Indoktrination entstand nicht zufällig. In den Vereinigten Staaten, und in den meisten anderen Teilen der Welt, wurde das Schulsystem nach dem Vorbild des preußischen „Bildungssystems“ entwickelt. Dieses entstand mit der expliziten Zielsetzung, Menschen zu Werkzeugen der Herrschaftskaste zu machen. Einfach zu steuern und bedingungslos gehorsam – vor allem für militärische Zwecke. Johann Fichte, einer der Entwickler des preußischen Systems, beschrieb damals als Ziel dieser Methode: Der Schüler sei so zu „formen“, dass er „einfach nicht anders kann“ als das zu wollen, was die Autorität von ihm will. Damals wurde offen zugegeben, dass das System ein Instrument der psychologischen Versklavung der Bevölkerung durch die Herrschaftskaste ist. Exakt diese Funktion hat es noch heute. Weltweit und auch in den Vereinigten Staaten.
Die meisten Menschen tun alles, was ihnen die „Autorität“ sagt, weil sie dazu konditioniert wurden. Dabei spielt es keine Rolle, ob das, was von ihnen verlangt wird, moralisch oder rational ist. Jede autoritäre „Beschulung“ (und autoritäre Kindererziehung) hämmert ununterbrochen nur eine einzige Botschaft in die Köpfe der jungen Menschen: Ihr Erfolg, ihre Gutherzigkeit und ihr Wert als menschliches Wesen hängen davon ab, wie gut sie der „Autorität“ gehorchen. Das gilt auch für die moderne Version der „Autorität“, die vorspiegelt, besonders fürsorglich und aufgeschlossen zu sein.
Wen wundert es noch, dass die meisten erwachsenen Menschen ständig nach einer „Autorität“ suchen, die ihnen sagt, was sie zu denken haben, anstatt eigene logische Schlussfolgerungen aus Fakten zu ziehen? Wen wundert es noch, dass die meisten erwachsenen Menschen eingeschüchtert gehorchen, ohne Fragen zu stellen, wenn sie von einem Mann mit einem Abzeichen angebellt werden – auch wenn sie nichts Falsches getan haben? Wen wundert es noch, dass sich die meisten erwachsenen Menschen willkürliche Befragungen und Durchsuchungen durch die „Gesetzesvollstrecker“ gefallen lassen? Wen wundert es noch, dass viele erwachsene Menschen zur nächstbesten „Autorität“ rennen, um irgendwelche Probleme oder Konflikte zu lösen? Wen wundert es noch, dass die meisten erwachsenen Menschen jedem beliebigen Befehl einer „Autorität“ gehorchen, auch wenn er irrational, unfair oder unmoralisch ist? Ist das angesichts der vielen Jahre, in denen sie sorgfältig dazu konditioniert wurden, sich genau so zu verhalten tatsächlich noch überraschend?
Dr. Milgrams Experimente haben recht deutlich gezeigt, dass unsere moderne aufgeklärte Gesellschaft hauptsächlich Menschen hervorbringt, die Größenwahnsinnigen als unverantwortliche und denkunfähige Werkzeuge dienen, nur weil diese behaupten, ein Recht auf Herrschaft zu haben. Das gilt auch für die guten alten USA, dieser angeblichen Bastion der Freiheit und Gerechtigkeit. Wenn Menschen gezielt darauf trainiert werden, sich demütig dem Monster namens „Autorität“ zu unterwerfen, wenn ihnen beigebracht wird, dass es wichtiger sei, zu gehorchen als selbst zu entscheiden – dann sind Erpressung, Unterdrückung, Terrorismus und Massenmorde auf Anordnung irgendeiner selbsternannten „Autorität“ nicht weiter überraschend. Die großen Katastrophen der gesamten Menschheitsgeschichte lassen sich durch eine einzige einfache Formel erklären: Ein paar bösartige Herrscher + viele gehorsame Untertanen = flächendeckende Ungerechtigkeit und Unterdrückung.
Die Erschaffung von Monstern
Das psychologische Experiment an der Universität Stanford von 1971 sollte an dieser Stelle zumindest kurz erwähnt werden. Es wurde eine Gefängnissituation simuliert, in der einige Dutzend Studenten die Rollen von Gefangenen und Wärtern spielten. Das Experiment musste nach nur sechs Tagen vorzeitig abgebrochen werden, weil jene, denen die Rolle der „Autorität“ (Wärter) übertragen wurde, damit angefangen hatten, die Gefangenen erschreckend kaltblütig und sadistisch zu misshandeln. Die Misshandlungen durch die „Wärter“ gingen deutlich über das hinaus, was die Leiter des Experiments zur Demütigung und Erniedrigung der Gefangenen vorgesehen hatten. Das zeigt nicht nur, dass individuell bösartige oder sadistische Neigungen signifikant zu solchen Misshandlungen beitragen, sondern vor allem auch, dass die meisten Menschen solche Neigungen nur dann ausleben, wenn sie in einer Position der „Autorität“ sind. Diese Position vermittelt ihnen den Glauben, die Erlaubnis zu haben, sich so zu verhalten.
Das gleiche Phänomen kann bei allen Arten von Machtmissbrauch beobachtet werden: Bei einem Bürokraten im Machtrausch, einem Soldaten oder Polizisten, der gerne Zivilisten schikaniert oder angreift oder jedem anderen „Offiziellen“, der gerne Macht über andere ausübt. Alle diese Fälle zeigen, wie eigentlich gute Menschen durch den religiösen Glauben an die „Autorität“ zu Werkzeugen der Unterdrückung und Ungerechtigkeit werden können. Zusätzlich sorgt dieser Glaube dafür, dass alles, was potenziell an Böswilligkeit, Hass, Sadismus und Machtgier vorhanden ist, an die Oberfläche tritt und dramatisch verstärkt wird.
Durch den religiösen Glauben an die „Autorität“ werden durchschnittliche Menschen zunächst zu reinen Handlangern des Bösen werden. Arendt beschreibt das als die „Banalität des Bösen“. Im weiteren Verlauf werden diese Menschen persönlich böse, indem sie die Überzeugung entwickeln, dass sie das Recht oder sogar die Pflicht hätten, andere Menschen zu misshandeln und zu unterdrücken. Das zeigt sich am Verhalten von Soldaten, Polizisten, Anwälten, Richtern und sogar einfachen Bürokraten. Jeder, dessen Job es ist, anständige Menschen zu schikanieren, zu nötigen, zu bedrohen, zu unterwerfen und zu beherrschen, wird früher oder später zu einem kaltherzigen, wenn nicht sogar ausgesprochen sadistischen Menschen. Man kann sich nicht ständig wie eine Bestie verhalten, ohne selbst irgendwann zu einer zu werden.
Eine weitere Eigenschaft des religiösen Glaubens an die „Autorität“ ist, dass er nicht nur dazu führt, dass anderen Menschen Leid zugefügt wird, sondern dass es für dieses Leid keine Grenzen gibt. Das belegen unzählige Fälle des unbegrenzten Machtmissbrauchs. Menschen, die niemals einen anderen unschuldigen Menschen in eigenem Namen unterdrücken würden, werden „Polizeibeamte“ und erhalten dadurch das „Recht“, andere bis zu einem gewissen Grad zu unterdrücken. Dennoch gehen sie in vielen Fällen weit über die „gesetzlich erlaubte“ Unterdrückung hinaus. Manche entwickeln sich zu regelrecht machtbesessenen, sadistischen Bestien. Das gleiche gilt vermutlich in noch stärkerem Ausmaß für Soldaten. Viele ehemaligen Soldaten leiden unter schwerwiegenden emotionalen Traumata. Dabei ist es vielleicht nicht so entscheidend, was sie erlebt haben, sondern was sie getan haben. Die hohe Selbstmordrate stützt diese These. Sich den eigenen Tod zu wünschen ergibt dann mehr Sinn, wenn man selbst etwas Schreckliches getan hat und faktisch selbst zu etwas Schrecklichem geworden ist.
Der religiöse Glaube an die „Autorität“ kann Menschen dazu bringen, üble Dinge zu tun, deren Ausmaß keine Grenzen kennt. Der Grund dafür ist einfach: Abgesehen von eventuellen „technischen“ Grenzen, muss ein Handlanger der „Autorität“ das Grundprinzip verinnerlicht haben, dass er als Repräsentant der „Autorität“ über den gewöhnlichen Leuten steht und das Recht hat, sie gewaltsam zu beherrschen, um seinen Job zu machen. Es wird ihm beigebracht, dass sein Dienstabzeichen und seine Position ihn zum rechtmäßigen Herrscher über alle anderen „durchschnittlichen“ Menschen machen. Wenn er einmal von dieser Lüge überzeugt ist, dann ist zu erwarten, dass er den normalen Bürger verachtet und ihn mit Geringschätzung behandelt. Aus den gleichen Gründen behandelt ein Sklaventreiber seine Sklaven nicht als menschliche Wesen, sondern als Eigentum. Gefühle und Meinungen sind ihm genauso wichtig wie die Gefühle seines Nutzviehs oder seiner Möbel.
Es spricht Bände, dass viele moderne „Gesetzesvollstrecker“ schnell aggressiv oder sogar gewalttätig werden, wenn ein Durchschnittsbürger mit ihm einfach nur so redet wie mit jedem anderen Menschen, anstatt sich dem „Beamten“ gegenüber wie ein unterwürfiger Untergebener zu verhalten. Diese Reaktion ist genau die gleiche – und hat die gleiche Ursache – wie die Reaktion eines Sklaventreibers gegenüber einem „dreisten“ Sklaven, der mit ihm redet, als sei er gleichwertig. Es gibt viele Videos von polizeilichen Gewaltexzessen im Internet, die zeigen, wie angebliche Repräsentanten der „Autorität“ durchdrehen und gewalttätig werden, nur weil jemand mit ihnen wie mit erwachsenen Menschen redet und sich nicht wie ein Untertan verhält. Die staatlichen Söldner bezeichnen die mangelnde Bereitschaft, vor ihnen zu kriechen, als „Aufsässigkeit“. Auf Augenhöhe wie gewöhnliche Sterbliche behandelt zu werden, empfinden sie als respektlos gegenüber ihrer angeblichen „Autorität“.
Jeder, der nicht damit einverstanden ist, durch die „Gesetzeshüter“ festgehalten, befragt oder durchsucht zu werden, wird von den Söldnern als Querulant angesehen, der niedere Absichten verfolgt. Die „mangelnde Kooperationsbereitschaft“ macht die autoritären Vollstrecker so aggressiv, weil sie wie gewöhnliche Sterbliche behandelt werden, obwohl sie sich als höhere Wesen sehen. Angenommen ein Fremder ohne Dienstausweis hält jemanden fest, stellt ihm vorwurfsvolle Fragen und fragt in einem Befehlston, ob er seine Taschen, sein Auto und sein Haus durchsuchen kann. Die angesprochene Person würde sich höchstwahrscheinlich weigern und aggressiv reagieren. „Sie wollen in meinen Sachen herumwühlen? Was glauben Sie, wer sie sind?“ Sobald aber ein Dienstausweis im Spiel ist, dann reagieren die „Beamten“ beleidigt, wenn die Menschen, die von ihnen aufdringlich und unberechtigt schikaniert werden, die „Kooperation“ verweigern und sich nicht durchsuchen lassen wollen. Obwohl die „Beamten“ den vierten und fünften Zusatz zur US-Verfassung genau kennen, in dem ausdrücklich festgelegt ist, dass niemand die „gesetzliche“ Pflicht hat, Fragen zu beantworten oder Durchsuchungen zuzustimmen. „Mangelnde Kooperationsbereitschaft“, also sich nicht ohne Grund jeder willkürlichen Anordnung der Vollstrecker zu unterwerfen, ist für die „Polizei“ ein Hinweis darauf, ein Krimineller und Staatsfeind zu sein. Aus der Sicht der „Gesetzesvollstrecker“ würde nur ein verabscheuungswürdiges niederes Wesen jemals die Repräsentanten der „Autorität“ genauso behandeln wie jeden anderen Menschen.
Die meisten dieser Leute haben das anders gesehen, bevor sie angefangen haben, als „Gesetzesvollstrecker“ zu arbeiten. Das autoritäre Training hat sie dazu konditioniert, andere Menschen als Untergebene zu behandeln. Ab dem Zeitpunkt ihrer Anwesenheit versuchen sie deshalb alles und jeden zu dominieren. Sie entscheiden, wo ihre Untergebenen sich aufzuhalten haben, was sie zu tun haben, wann sie reden dürfen usw. Alleine die Tatsache, dass jemand glaubt, das Recht dazu zu haben, alle anderen herumkommandieren zu dürfen, ist schon schlimm genug. Zusätzlich glauben die Vollstrecker aber, dass sie alles tun müssen, um alle Anwesenden der „Autorität“ zu unterwerfen – Drohungen, Einschüchterungen und offene Gewalt eingeschlossen. Ihnen wurde beigebracht, jeden als Verbrecher zu sehen, der sich nicht sofort und ohne zu fragen ihrem Willen unterwirft. Sie bezeichnen das als „Widerstand gegen die Staatsgewalt“. Sobald die Vollstrecker irgendwo eintreffen, durchsuchen und entwaffnen sie alle Anwesenden. Wer die Leute sind, was los ist und ob die Leute „legal“ bewaffnet sind, spielt keine Rolle. Das geschieht mit dem Ziel, sofort ein großes Machtungleichgewicht zu schaffen, in dem nur die „Gesetzesvollstrecker“ die Möglichkeit haben, allen anderen gewaltsam ihren Willen aufzuzwingen. Man stelle sich vor, wie ein normaler Bürger, der weder die Situation, noch die darin verwickelten Leute kennt, als erste Reaktion dafür sorgt, selbst bewaffnet zu sein und alle anderen nicht.
Die „Gesetzesvollstrecker“ sind darauf trainiert, sich wie unterdrückerische Größenwahnsinnige zu verhalten und alle anderen wie Vieh zu behandeln. Durch den Gewöhnungseffekt halten sie es irgendwann für vollkommen normal, sich anderen gegenüber geringschätzend, respektlos und feindselig zu verhalten. Unabhängig davon, wie gut oder böse jemand am Anfang auch sein mag – ihm die „Autorität“ über andere in die Hände zu legen, wird die schlechtesten seiner Eigenschaften zutage fördern.
(Anmerkung des Autors: Mehrere ehemalige Polizeibeamte haben mir persönlich erzählt, dass sie ihren Job und ihre angebliche „Autorität“ aufgegeben haben, nachdem sie bemerkt haben, dass sie sich langsam in Monster – einer von ihnen verwendete genau dieses Wort – verwandelten.)
Viele „Gesetzeshüter“ bemühen sich zwar tatsächlich, „nette Jungs“ zu sein und versuchen zumindest, andere mit Respekt zu behandeln. Aber am Ende können sie andere nicht als Gleiche behandeln und gleichzeitig „Gesetzeshüter“ sein. Sie können freundlich sein und sich sogar entschuldigen, indem sie beispielsweise sagen: „Entschuldigen Sie, aber ich muss Sie fragen...“, aber ihre Aufgabe bleibt es, andere gewaltsam zu beherrschen und zu nötigen. Nicht nur jene, die tatsächlich etwas ausgefressen haben, sondern alle. Ein Polizist kann anderen nicht auf Augenhöhe entgegentreten, ohne seine Arbeit zu machen. Polizeibeamte halten Autos an, durchsuchen Wohnungen, verhaften und verhören andere Leute oder wenden körperliche Gewalt gegen sie an. Eigentlich sollte das nur dann geschehen, wenn Sie das Gefühl haben, dass es rechtens sei, diese Dinge selbst zu tun. Und zwar ohne irgendein Abzeichen oder ein „Gesetz“, das ihnen das erlaubt. Die Polizisten wären aber schnell arbeitslos, wenn sie so entscheiden und handeln würden.
Das gleiche gilt für „staatliche“ Anwälte, Gutachter, Richter und sonstige „Regierungsangestellte“. Sie würden sofort ihren Job verlieren, wenn sie sich weigern, ein „opferloses Verbrechen“ zu untersuchen, den „Täter“ zu verfolgen oder zu verurteilen. Zu entscheiden, ob moralisch richtige oder falsche „Gesetze“ zu vollstrecken sind, ist nicht Aufgabe der Handlanger der „Autorität“. Auch moralisch falsche „Gesetze“, die sehr häufig vorkommen, müssen von der gesamten Maschinerie der autoritären „Gesetzesvollstreckung“ durchgesetzt werden. Auch wenn es dazu führt, unschuldige Menschen zu erpressen und zu unterdrücken. Sie unterscheiden nicht zwischen wirklichen Kriminellen, die unschuldigen Menschen Gewalt androhen oder antun und unschuldigen Menschen.
Manche von ihnen tun den ganzen Tag nichts anderes als Gewalt zu initiieren. Zum Beispiel die „Finanzbeamten“, die Anti-Drogen-Einsatzkommandos oder die Zollbeamten. Es ist unmöglich, für die „Regierung“ zu arbeiten, ohne sich gleichzeitig unmoralisch und aggressiv zu verhalten. Ein „Gesetzesvollstrecker“ und ein moralischer Mensch zu sein, ist ein unvereinbarer Gegensatz. Es gibt „Gesetzesvollstrecker“, die sich sehr höflich bei ihrer Arbeit verhalten und die wirkliche Verbrecher jagen – also Menschen, denen andere tatsächlich zum Opfer fallen. Aber auch diese „Gesetzesvollstrecker“ sind berufliche Aggressoren, die die Menschen dem Willen der Politiker durch Androhung und Anwendung von Gewalt unterwerfen. Wenn diese Leute ihre Nächsten nicht ohnehin schon ein Stück weit hassen und verachten, dann werden sie diese abfällige Haltung ihren Opfern gegenüber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit der Zeit entwickeln. Der Glaube an die Rechtmäßigkeit der Sklaverei wird dazu führen, dass auch der einst netteste und freundlichste Sklaventreiber irgendwann damit beginnt, den Menschen, die er für sein rechtmäßiges Eigentum hält, üble Dinge anzutun. Wie selbstverständlich wird er seine Opfer bis zu einem gewissen Grad verachten und sich ihnen gegenüber geringschätzend verhalten.
Der religiöse Glaube an die „Autorität“ gibt den Handlangern die Illusion, das Recht zu haben, ihre „Untergebenen“ zu beherrschen. Wer einmal dieser Illusion verfallen ist, richtet große Schäden an, die nach oben keine Grenzen kennen. Das geschieht nicht nur bezogen auf die einzelne Person, sondern auch in einem größeren gesellschaftlichen Maßstab. Die meisten Diskussionen und Schriften, die zur Ratifizierung der US-Verfassung führten, drehten sich um die Begrenzung der Macht der US-Regierung und um die Dinge, die sie nicht tun darf. In der Bill of Rights ist zum Beispiel aufgelistet, was der US-Regierung per Verfassung verboten ist. Der neunte und der zehnte Verfassungszusatz garantieren theoretisch sogar, dass der „Regierung“ alles verboten ist, was die Verfassung nicht ausdrücklich „erlaubt“. In der Realität werden die in der Bill of Rights festgeschriebenen Rechte allerdings von den Bundesbeamten jeden Tag und in jedem einzelnen Bundesstaat mit Füßen getreten. Eine Ausnahme ist (noch) der dritte Verfassungszusatz, der es verbietet, Soldaten in privaten Häusern und Wohnungen unterzubringen. Jemandem das Recht zu geben, über andere zu herrschen, „aber nur innerhalb bestimmter Grenzen“ wird früher oder später darauf hinauslaufen, dass die Herrschaft in der Realität ohne jegliche Grenzen ausgeübt wird. Das gilt sowohl für die einzelne Person als auch in größerem Maßstab auf nationaler oder internationaler Ebene.
Eine „begrenzte Regierung“ gibt es nicht und kann es auch nicht geben. Wenn jemand von anderen als rechtmäßiger Herrscher anerkannt ist und glaubt, dass er selbst das moralische Recht hat, zu herrschen, gibt es nichts „über“ ihm, was seiner Herrschaft Grenzen setzen könnte. Innerhalb einer „Regierung“ kann es sein, dass jeweils höhere „Autoritäten“ die niedrigeren „Autoritäten“ begrenzen. Aber eine autoritäre Hierarchie als Ganzes wird immer nach grenzenloser Herrschaft streben.
Warum sollte sie auch anderes tun? Warum sollte ein Herr jemals seine eigenen Interessen den Interessen seiner Sklaven unterordnen? Die Verfassung ist ein perfektes Beispiel dafür: Sie ist ein Stück Pergament, das der Herrschaft durch einen kleinen ausgewählten Personenkreis angeblich enge Grenzen setzt und offensichtlich vollkommen versagt hat. Diese Leute sind deutlich über diese Grenzen hinausgegangen und haben etwas erschaffen, das zum mächtigsten autoritären Imperium der Geschichte geworden ist. Und das Problem kann nicht dadurch gelöst werden, dass ein anderer ausgewählter Personenkreis, zum Beispiel ein System aus Gerichten und Anwälten, innerhalb des Herrschaftssystems eingerichtet wird, das angeblich dem ausgewählten Personenkreis an der Spitze der Hierarchie Grenzen setzen soll. „Gewaltenteilung“, „Kontrollmechanismen“ und „ordentliche Verfahren“ sind bedeutungslos, wenn die Herrscher und deren Kontrolleure Teil des gleichen autoritären Systems sind.
Die Dämonisierung des Opfers
Die Teilnehmer der Milgram-Experimente dachten, sie würden unschuldigen Unbekannten Elektroschocks verabreichen. Den Schockempfängern wurde nicht unterstellt, böse Menschen zu sein oder dass sie irgendetwas Unmoralisches getan hätten. Ein durchschnittlicher Mensch ist also tendenziell dazu bereit, vollkommen unschuldigen Menschen im Namen der „Autorität“ zu misshandeln. Wenn es um jemanden geht, von dem er glaubt, dass er es verdient, wird er ihm die Schmerzen ohne zu zögern und wesentlich bedenkenloser zufügen.
Das US-Militär und vermutlich auch viele andere Militärs haben genau untersucht, wie die Hemmschwelle der Soldaten so weit gesenkt werden kann, dass sie auf Befehl töten können. Eine der effektivsten Methoden ist es, diejenigen, auf die sie schießen sollen, zu dämonisieren und zu entmenschlichen. In modernen Kriegen füttern die „Regierungen“ beider Seiten ihre Soldaten mit ständiger Propaganda, die darauf abzielt, „den Feind“ als eine Gruppe herzloser, bösartiger, sadistischer, unmenschlicher Monster erscheinen zu lassen. Ironischerweise wird das zur selbsterfüllenden Prophezeiung, weil solche Propaganda beide Seiten zu Gruppen herzloser Monster macht, die eifrig versuchen, die Feinde auszurotten, die sie nicht als Menschen sehen.
Die gleiche Methode wird bei der „Gesetzesvollstreckung“ angewendet. Die Handlanger der „Regierung“ greifen wesentlich bedenkenloser zu Unrecht und Unterdrückung, wenn ihre Opfer entmenschlicht und dämonisiert werden. Allein die Begriffe, die von den Herren, ihren Vollstreckern und von allen anderen verwendet werden, sind bereits eine sehr effektive Form der Gedankenkontrolle und Manipulation. Sie führen zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität und zu einer entsprechend negativen Anpassung des Verhaltens. Die Begriffe verstärken das Gefühl, dass es eine gute Sache sei, der „Regierung“ zu gehorchen und dass Ungehorsam eine Sünde sei.
Was tatsächlich passiert ist, dass eine kleine Gruppe von Menschen einen Befehl erteilt und die Vollstrecker alle anderen dazu zwingt, zu gehorchen, indem sie Ungehorsam bestrafen. Das entspricht dem, was jede Mafia, jede Verbrecherbande, jeder Schulhofschläger und jede „Regierung“ tut. Wenn die „Regierung“ es tut, gibt es nur einen einzigen Unterschied: Sie droht ihren Opfern nicht nur, sondern indoktriniert ihre Vollstrecker und die breite Öffentlichkeit. Die Botschaft von gewöhnlichen Schlägern ist in der Regel direkt und ehrlich: „Tue, was ich sage oder es gibt Schläge!“ Die Botschaft der „Regierung“ beinhaltet dagegen eine Reihe psychologischer Tricks und Techniken der Gedankenkontrolle, die dazu führen, dass die staatlichen Söldner das Gefühl der Rechtmäßigkeit entwickeln, wenn sie andere unterdrücken.
Die Machthaber der „Regierung“ nennen sich „Gesetzgeber“, die das Recht haben, die Gesellschaft zu „regieren“. Sie nennen ihre Befehle „Gesetze“ und diejenigen, die nicht gehorchen, sind „Kriminelle“. Die Schläger der Mafia sind dagegen einfach nur bezahlte Verbrecher. Nicht so die Schläger der „Regierung“, die die Gesellschaft vor den unzivilisierten „Gesetzesbrechern“ schützen. Diese bezeichnen sich als rechtschaffene „Gesetzeshüter“.
Eine solche Propaganda erfolgreich zu betreiben, ist eine langwierige Sache. Es kommt dabei nicht nur darauf an, die autoritären Vollstrecker dazu zu bringen, Gewalt gegen unschuldige Menschen anzuwenden, sondern sie müssen sich auch noch stolz dabei fühlen. Die autoritäre Indoktrination hat bei ihnen dazu geführt, dass sie davon überzeugt sind, für „Gerechtigkeit“ zu sorgen, indem sie „Kriminelle“ verfolgen und „Recht und Ordnung“ zum Wohle der Gesellschaft herstellen. Tatsächlich aber sorgen sie mit Gewalt dafür, dass alle den Politikern gehorchen. Unabhängig davon wie unmoralisch, willkürlich, asozial, unwirtschaftlich oder geradezu idiotisch ihre Befehle auch sein mögen.
Der Begriff „Gesetzeshüter“ wirkt vollkommen anders als „Handlanger der Politiker“. Er bedeutet aber genau das gleiche. Wenn es gelingt, die „Gesetzeshüter“ davon zu überzeugen, dass ihre Gewaltanwendung eine gerechte und anständige „Durchsetzung des Rechts“ sei, dann verzerrt das ihre Wahrnehmung so stark, dass sie Freude und Stolz dabei empfinden, wenn sie ihren Mitmenschen den Willen der Herrscherkaste aufzwingen. Es gibt so viele Beispiele dafür, wie es „Gesetze“ gibt. Sie zählen alle zu einer von zwei Kategorien: Verbote, bei denen Politiker von ihren Untertanen verlangen, bestimmte Dinge zu unterlassen und Forderungen, bei denen Politiker von ihren Untertanen verlangen, bestimmte Dinge zu tun. Um das zu erklären, je ein Beispiel.
Das erste ist das Marihuanaverbot: Die Herrscher verbieten ihren Untertanen, Marihuana zu besitzen. Dieses Verbot wird zum „Gesetz“ erklärt und jeder, der dagegen verstößt, gilt als „Krimineller“. Die Herrscher stecken dann riesige Geldsummen in ihre Söldner und bezahlen die Vollstreckung des „Gesetzes“. Diese Geldsummen werden durch verschiedene weitere „Gesetze“ von ihren Untertanen erpresst. Sie fließen in Gewehre, Panzerfahrzeuge, Gefängnisse usw. mit dem einzigen Ziel, jeden ins Gefängnis zu stecken, der bei einem Verstoß gegen dieses „Gesetz“ erwischt wird.
Betrachten wir nun die Perspektive des „Polizeibeamten“. Er hat die Pflicht, das „Gesetz“ zu vollstrecken, wenn er mitbekommt, dass jemand Marihuana an einen Kunden verkauft. Angenommen der „Beamte“ betrachtet die Situation rein objektiv und ohne den religiösen „Aberglauben“, der seine Wahrnehmung verzerrt. Er würde sofort erkennen, dass seine „Arbeit“ nicht nur unmoralisch ist, sondern zugleich auch völlig idiotisch und heuchlerisch. Sein „Job“ besteht nämlich darin, jemanden körperlich anzugreifen, um ihn für eine lange Zeit in einen Käfig einzusperren, obwohl er niemanden betrogen hat und niemandem Gewalt angetan hat. Bevor dieser Polizist auftauchte, haben alle Beteiligten – der Produzent, der Händler, der Verkäufer, der Käufer und der Nutzer – friedlich und freiwillig miteinander interagiert. Wenn der Beamte jemals Alkohol konsumiert hat, hat er außerdem etwas getan, was moralisch gesehen identisch mit dem ist, was die „Verbrecher“ getan haben. Trotzdem kommt er sich wie ein mutiger, rechtschaffener, anständiger „Gesetzeshüter“ vor, wenn er an einem paramilitärischen, bewaffneten Einsatz teilnimmt, in das Haus des „Gesetzesbrecher“ eindringt und diesen von seinen Freunden und seiner Familie trennt. Danach geht der „Beamte“ nach Hause und trinkt vielleicht ein Bier. Natürlich würde er nicht gerade freundlich reagieren, wenn ihn jemand mit Gewalt daran hindern würde.
Der einzige Unterschied, der eigentlich gar kein Unterschied ist, besteht darin, dass Politiker einen Befehl erteilt haben, der die eine bewusstseinsverändernde Substanz (Marihuana) betrifft und die andere bewusstseinsverändernde Substanz (Alkohol) eben nicht. Der „Beamte“ glaubt am Ende wirklich, dass eine bewusstseinsverändernde Substanz gut, bekömmlich und nach amerikanischen Gepflogenheiten gut sei, während die andere Substanz dubios, unmoralisch und „kriminell“ ist und sogar gewaltsame Übergriffe gegen die „Täter“ und Entführungen rechtfertigt.
Das zweite Beispiel ist die Grundsteuer: Die Herrscher erlassen ein „Gesetz“, in dem festgelegt ist, dass jeder Untertan zwei Prozent des Wertes seines Grundstücks jährlich an die Herrscher abzuliefern hat. Diese Forderung wird einfach „Grundsteuer“ genannt und zum „Gesetz“ erklärt. Jeder, der sie nicht bezahlt, ist ein „Krimineller“ und „Steuerhinterzieher“. Die Herrscherkaste baut dann eine Berufsgruppe auf, die sich „Finanzbeamte“ nennt. Diese suchen die „kriminellen Steuerhinterzieher“ auf und erpressen unter Gewaltanwendung das Geld von ihnen oder vertreiben sie von ihren Grundstücken. Die Grundstücke werden anschließend beschlagnahmt und der Herrscherkaste übergeben.
Wenn das jemand ohne die ganze Autoritätspropaganda tun würde, dann wäre es Erpressung: „Zahle jedes Jahr eine Menge Geld oder ich werde verhindern, dass du in Ruhe in deinem eigenen Haus leben kannst.“ Nur sehr wenige Menschen – darunter auch die „Finanzbeamten“ – wären dazu bereit, sich an so einer Erpressung zu beteiligen. Aber wenn genau das gleiche „rechtmäßig“ ist, wird der Durchschnittsmensch die „Arbeit“ der Schläger als Teil der Erpressung akzeptieren und sogar jeden verachten, der sich dagegen wehrt. Diejenigen, die verhindern wollen, beraubt zu werden, werden als „gierige Steuerhinterzieher“ gesehen, die sich um ihren „gerechten Anteil“ drücken wollen. Und diejenigen mit der Aufgabe, das Eigentum von solchen „Steuerhinterziehern“ gewaltsam einzutreiben, tun das in der Regel mit einem Gefühl der Rechtschaffenheit. Sie glauben wirklich, dass die „Autorität“ des „Gesetzes“ unmoralische Handlungen wie Diebstahl, Erpressung und Nötigung in etwas verwandeln kann, das gerecht und legitim ist. So rauben sie die Menschen massenhaft aus, fühlen sich gut dabei und empfinden Verachtung für ihre Opfer.
Die gläubigen Staatsopfer erklären oft, dass Besteuerung kein Raub sei, weil die „Regierungen“ die Einnahmen für Beiträge zum „Gemeinwohl“ nutzen. So würden die Menschen einfach nur für Waren und Dienstleistungen bezahlen, die sie bekommen. Das hat mit den tatsächlichen Verhältnissen nichts zu tun.
Ein einfaches Beispiel veranschaulicht den Doppelstandard: Angenommen, ein Fremder kommt zu jemandem nach Hause und sagt, er hätte seinen Rasen gemäht oder irgendeinen Gegenstand bei ihm hinterlassen. Und nun verlangt er 1.000 Dollar, obwohl der andere einer solchen Vereinbarung nie zugestimmt hat. Das wäre offensichtlich Erpressung und er wäre nicht dazu verpflichtet, die 1.000 Dollar zu zahlen, auch wenn der Rasen tatsächlich gemäht oder ein Gegenstand vor der Tür abgestellt worden wäre. Niemand hat das Recht, einem anderen ohne seine ausdrückliche Zustimmung irgendwelche Güter oder Dienstleistungen zukommen zu lassen und anschließend von ihm eine Gegenleistung zu erpressen. Eine Gegenleistung über deren Umfang auch noch der Erpresser selbst bestimmt. Genau das ist es aber, was ausnahmslos jede „Regierung“ tut.
Wenn die Ziele der autoritären Aggression erfolgreich dämonisiert und entmenschlicht sind, gibt es für das Ausmaß an Gewalt und Ungerechtigkeit, das die Handlanger der „Autorität“ wildfremden Menschen antun, keine Grenzen mehr. Viele hoffen, dass das Gewissen der amerikanischen Soldaten und der „Gesetzeshüter“ Grenzen setzt. Viele Beispiele aus der Praxis beweisen jedoch das genaue Gegenteil.
Eines der bekanntesten ist das Massaker von My Lai während des Vietnam-Krieges. US- Soldaten ermordeten nicht nur hunderte unbewaffneter Zivilisten, hauptsächlich Frauen und Kinder, sondern vergewaltigten und folterten viele von ihnen. Und manche Soldaten freuten sich offen über das Leid und den Tod ihre Opfer, wie sie selbst sagten. Amerikanische Soldaten haben das getan. Wegen ihres religiösen Glaubens an die „Autorität“, in Verbindung mit der Dämonisierung und Entmenschlichung ihrer Opfer. Die Soldaten selbst bestätigten das. Viele rechtfertigten ihre Taten damit, nur Befehle ausgeführt zu haben. Andere gaben offen zu, die Vietnamesen nicht als Menschen gesehen zu haben. Es sollte in diesem Zusammenhang auch erwähnt werden, dass es einzelne amerikanische Soldaten gab, die versucht haben, das Massaker zu stoppen. Ohne Erfolg. Das Massaker von My Lai ist zwar eines der bekanntesten Beispiele für Kriegsverbrechen durch amerikanische Soldaten, aber es ist bei weitem nicht das einzige. Auch zahlreiche andere Beispiele für den Sadismus amerikanischer Soldaten kommen nach und nach ans Licht.
In den Milgram-Experimenten machten einige Testpersonen verbal oder durch ihr Verhalten deutlich, dass sie sich schlecht dabei fühlten, unbekannten fremden Menschen Schmerzen zuzufügen. „Gesetzesvollstrecker“ und Soldaten, denen zuerst beigebracht wurde, einen „Feind“ zu verachten, gehorchen autoritären Anordnungen dagegen mit großem Eifer. Es scheint ihnen regelrecht Freude zu bereiten, ihren Opfern Schmerzen zuzufügen oder sie zu töten. Dieses zeigen auch deutlich die Bilder aus dem Foltergefängnis im irakischen Abu Ghraib. Amerikanische Soldaten und Soldatinnen folterten ihre Opfer nicht nur körperlich und psychisch, sondern sie empfanden dabei Freude und Vergnügen, sie leiden zu sehen. Sie posierten fröhlich vor der Kamera, während sie die Gefangenen demütigten, schlugen, folterten und vergewaltigten. Die Bush- und die Obama-Regierung verhinderten, dass weitere Fotos dieser Folterungen veröffentlicht wurden. Aus Angst vor Imageschäden des Militärs bei den Amerikanern und bei anderen. Diese Fotos beweisen, dass auf Anordnung der höchsten Regierungsebenen gefoltert wurde. Wichtiger aber ist die eindeutig sichtbare sadistische Freude der Personen, die auf Befehl der „Autorität“ anderen Menschen Schmerzen und Leid zugefügt haben. Jemand, den sie als „Autorität“ wahrgenommen haben, hat ihnen gesagt, dass es anständig und rechtschaffen sei, den „Feind“ zu hassen und ihm weh zu tun. Und sie haben es mit Freude getan.
Die gleiche innere Haltung und Mentalität wird bei verschiedenen „Gesetzesvollstreckungen“ deutlich. So beispielsweise beim Überfall auf Ruby Ridge 1992 und beim Angriff, der Pattsituation und dem anschließenden Massaker bei Waco in Texas 1993. In keinem der beiden Fälle ging die „Autorität“ gegen jemanden vor, der tatsächlich irgendwem Schaden zugefügt oder irgendwen bedroht hat. Stattdessen kam es in beiden Fällen zu paramilitärischen Angriffen auf Grundlage der Behauptung, „illegale“ Waffen zu besitzen. Am Ende des Vorfalls in Waco waren 80 Menschen tot. Männer, Frauen und Kinder, die zuvor psychisch und körperlich gefoltert wurden, unter anderem durch Schlafentzug und den Einsatz von Tränengas.
Die Opfer wurden gegenüber den „Gesetzesvollstreckern“ und der Öffentlichkeit dämonisiert und die Aggressoren der „Regierung“ strotzten vor Verachtung für ihre Opfer und vor Freude beim Gedanken daran, sie zu töten. Die gleiche grundsätzliche innere Einstellung kann in dutzenden von Videos beobachtet werden, in denen es um „Polizeigewalt“ geht. Sie zeigen Polizisten, die friedliche Menschen, die nicht einmal Widerstand leisten, mit Begeisterung schikanieren oder sogar körperlich angreifen. Das veranschaulicht die innere Überzeugung der „Gesetzeshüter“, dass jeder andere unter ihnen steht und dass sie als Beauftragte der „Autorität“ das Recht dazu haben, von jedem anderen wie höhere Wesen behandelt werden zu müssen. Jeder muss vor ihnen niederknien und ohne zu fragen ihren Befehlen gehorchen. Das gleiche Verhaltensmuster zeigen „Finanzbeamte“ und andere Bürokraten.
Es spielt keine Rolle, ob der religiöse Glaube an die „Autorität“ tatsächlich sadistische Tendenzen hervorruft oder ob er nur welche freisetzt, die schon vorhanden sind. Der religiöse Glaube an die „Autorität“ verwandelt Millionen durchschnittliche anständige Menschen in Bestien und sadistische Handlanger des Bösen. Es reicht aus, sie von jeder Verantwortung für ihre eigenen Handlungen freizusprechen, ihnen zu befehlen, anderen zu schaden und ihnen zu erzählen, dass sie nicht nur die Erlaubnis dazu haben, sondern dass das sogar eine gute Sache sei. Der religiöse Glaube an die „Autorität“ setzt alles andere, was Menschen normalerweise veranlasst, sich zivilisiert und friedlich zu verhalten, mit Leichtigkeit außer Kraft. Ob es sich um individuelle Wertvorstellungen handelt, um mündlich überlieferte Prinzipien oder religiöse Überzeugungen oder einfach nur um die Sorge davor, was andere über einen denken oder mit ihm tun könnten. Zusammengefasst ist, jemandem Respekt und Gehorsam gegenüber einer „Autorität“ beizubringen der effektivste Weg, Menschlichkeit und Anstand auszuschalten.
Die Effekte der Dienstmarke
Diejenigen, die nach der Pfeife einer angeblichen „Autorität“ tanzen, wollen dieses normalerweise nicht wahrhaben. Wenn ein Soldat seine Paradeuniform anlegt, in einer Formation marschiert oder in ein Militärfahrzeug einsteigt, wenn ein Polizist seine Uniform anzieht und in das Auto einsteigt, auf dem in großen Buchstaben „Polizei“ steht, wenn ein gewöhnlich gekleideter „Gesetzeshüter“ – zum Beispiel des FBI, des Finanzamts, der US- Marshalls oder irgendeiner anderen Organisation – seine „Dienstmarke“ zeigt oder seinen „offiziellen“ Titel benennt, sagt er damit etwas Spezielles aus, was folgendermaßen zusammengefasst werden kann:
„Ich handle nicht wie ein denkfähiges, verantwortungsvolles, eigenständiges menschliches Wesen und sollte auch nicht wie ein solches behandelt werden. Ich bin nicht persönlich verantwortlich für meine Handlungen, weil ich nicht nach meinem eigenen freien Willen oder nach meinen eigenen Maßstäben für richtig und für falsch handle. Stattdessen handle ich als Werkzeug von etwas Übernatürlichem, als etwas mit dem Recht, andere zu beherrschen und zu kontrollieren. In dieser Eigenschaft darf ich Dinge tun, die dir verboten sind. Ich habe Rechte, die du nicht hast. Du musst das tun, was ich dir sage, meinen Befehlen gehorchen und mich als deinen Vorgesetzten behandeln, weil ich nicht nur ein gewöhnliches menschliches Wesen bin. Ich bin etwas Höheres. Durch meinen blinden Gehorsam und meine Loyalität gegenüber meiner Herrscher bin ich Teil eines übermenschlichen Wesens geworden, das ‚Autorität‘ heißt.“
Jeder Gesetzesvollstrecker der Welt ist diesem bizarren, mystischen, sektenhaften Glauben verfallen. Es ist äußerst gefährlich, wenn sich jemand einbildet, dass die grundlegenden Regeln, die festlegen, was richtig und was falsch ist, für ihn nicht gelten. Soldaten und „Gesetzesvollstrecker“ stellen normalerweise ihre „offiziellen“ Uniformen mit großem Stolz zur Schau. Tatsächlich aber zeigen sie öffentlich, dass sie einem wahnhaften Glauben verfallen sind, dass ihre Wahrnehmung vollständig verzerrt und verrückt ist und dass sie das verraten haben, was sie zu Menschen macht: ihren freien Willen und ihre persönliche Verantwortung. Jeder, der im Namen der „Autorität“ handelt, hat die vollkommen lächerliche Lüge akzeptiert, dass Positionen, Dienstmarken und Ämter grundlegend verändern, welche Verhaltensweisen moralisch und welche unmoralisch sind. Diese Vorstellung ist offensichtlich verrückt, wird aber nur selten als Verrücktheit erkannt, weil auch die Opfer der Vollstrecker dieser Wahnvorstellung unterliegen.
Üble Handlungen aus guten Absichten
Es ist wichtig zu verstehen, dass die meisten Menschen, die „Gesetzeshüter“ und Soldaten wurden, für Gerechtigkeit kämpfen wollten. Entgegen ihrer guten Absichten werden sie aber wegen ihres Glaubens an die „Autorität“ dazu benutzt, Unschuldigen zu schaden und die Täter zu schützen. Wenn ein Polizeibeamter das „Gesetz vollstreckt“ und ein Soldat Befehle ausführt, verschwinden alle seine persönlichen Werte und guten Absichten spurlos. Sie werden durch die Absichten der Befehlsgeber ersetzt. Ohne die Propaganda der Soldatenrekrutierung, bei der junge Männer und Frauen dazu aufgefordert werden, für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen, ist die eigentliche Aufgabe eines Soldaten, Menschen im Auftrag des Herrschers zu töten. So einfach ist das. Wie viele Amerikaner würden aus eigener Überzeugung in ein fremdes Land reisen und Menschen töten, die sie gar nicht kennen? Sehr wenige. Wie viele Amerikaner würden aus eigener Überzeugung in einem fremden Land annehmen, dass sie das Recht dazu hätten, von Tür zu Tür zu gehen, fremde Menschen mit vorgehaltener Waffe zu verhören, in ihre Häuser einzudringen und sie zu durchsuchen, weil sie glauben, dass sich möglicherweise richtig böse Leute darin befinden? Sehr wenige. Das sind Handlungen, die fast jeder Mensch nach eigenem moralischen Empfinden als falsch ansehen würde. Aber wenn jemand freiwillig zu einer autoritären Armee geht, dann schaltet er absichtlich sein eigenes Urteilsvermögen und Gewissen aus, um das tun zu können, was ihm gesagt wird.
Manchmal wenden Soldaten rechtmäßige Gewalt an, um beispielsweise Aggressoren und Angreifer abzuwehren. Normalerweise sind sie allerdings selbst die Aggressoren und Angreifer. Anders könnte das Militär einer „Regierung“ auch gar nicht funktionieren. Eine Armee mit Soldaten, die von Tür zu Tür gehen und jeden Hauseigentümer um Erlaubnis bitten, das Haus zu betreten, wäre eine absurde Vorstellung. Die Situation wird einfach „Krieg“ genannt und schon denken die Staatsgläubigen, dass die üblichen menschlichen Verhaltensregeln nicht mehr gelten. Die Soldaten begehen Hausfriedensbruch und rechtfertigen diesen damit, dass er notwendig sei. Sie bestehlen die Menschen, sie schüchtern sie ein, bedrohen sie, greifen sie an, verhören sie, foltern und ermorden sie. Und sie tun das sogar Menschen an, die sie als Verbündete betrachten.
Ein Beispiel einer groß angelegten Aggression und Unterwerfung war die militärische Invasion und Besetzung des Irak durch die Söldner der US-„Regierung“. Sie erfolgte angeblich zur Verteidigung des irakischen Volkes. Sie führte zwar zur Beseitigung eines Regimes führte, war mindestens aber ebenso unmoralisch wie das auf Einschüchterung und Mord aufgebaute Regime von Saddam Hussein. Das angeblich Böse des Feindes dient oft als Rechtfertigung für autoritäre Unterwerfung. Extreme Gewalt gegen Unschuldige wurde bisher in der gesamten Geschichte immer als „Kampf für die Freiheit“ bezeichnet. Oder als „Kampf gegen die Ungerechtigkeit“. Bis heute hat sich nichts daran geändert.
Bevor die Nazis Polen überfielen, führten sie zuerst eine Reihe von Operationen unter falscher Flagge und Propaganda-Aktionen durch, die als „Operation Himmler“ bekannt sind. So konnten sie den Überfall als rechtmäßigen Akt der Selbstverteidigung verkaufen. Tatsächlich aber richtet sich die Gewalt autoritärer Armeen niemals ausschließlich gegen die Aggressoren der anderen Seite. Auch wenn die Schuld des feindlichen Regimes offensichtlich ist und der Krieg im Sinne einer Verteidigung rechtmäßig erscheint. Die Strukturen und Methoden hierarchischer Armeen führen immer zu unschuldigen Opfern. Das ist kein Zufall sondern volle Absicht. Durch das untrennbar mit dem Patriotismus verbundenen Rudelverhalten ist das unvermeidbar.
Im Zweiten Weltkrieg betrachteten die amerikanischen Soldaten „die Krauts“ und „die Japsen“ pauschal als ihre Feinde, anstatt jeden Einzelnen als Feind zu sehen, der tatsächlich Gewalt gegen unschuldige Menschen verübte. Für den einzelnen Soldaten war es dadurch nicht nötig, die eigene Wahrnehmung und das eigene moralische Empfinden als Maßstab an seine Handlungen anzulegen. Anders können autoritäre Befehlsketten nicht funktionieren. Die meisten Menschen, die „Krauts“ (Deutsche) oder „Japsen“ (Japaner) waren, hatten selbstverständlich nichts mit dem Konflikt zu tun. Abgesehen davon, dass sie ihn durch ihre „Steuern“ finanzieren mussten, worauf später ausführlicher eingegangen wird. Das Militär der „Regierung“ und ihre Propaganda zielen stets darauf ab, eine allgemeine Kategorie von Menschen zu dämonisieren, anstatt sich ausschließlich auf die Einzelpersonen zu konzentrieren, die tatsächlich Gewalt initiieren haben. Egal um welche Seite es sich im Krieg handelt. Ganze Bevölkerungsgruppen werden dazu gebracht, sich gegenseitig zu unterdrücken oder auszurotten. In keinem Krieg zwischen „Nationen“ kann es keine „gute Seite“ geben.
Neben der Gewalt gegen andere Soldaten setzt das Militär immer auch Gewalt gegen unschuldige Menschen ein. Wohl zu den abscheulichsten Beispielen zählen die Atombombenabwürfe auf Nagasaki und Hiroshima, die bei weitem schlimmsten terroristischen Einzeltaten und Massenmorde der Menschheitsgeschichte. 200.000 unschuldige Menschen mussten sterben – rund 70 Mal mehr als beim Angriff auf das World Trade Center am 11. September 2001. Die Ziele wurden offen zugegeben: Ein ganzes Land in Angst zu versetzen und dem Volk Schmerzen und Todesopfer zuzufügen, um die eine Herrscherkaste dem Willen einer anderen Herrscherkaste zu unterwerfen. Ironischerweise passt das perfekt zum Begriff des „Terrorismus“, wie ihn die US-„Regierung“ definiert: Unter „Terrorismus“ sind Handlungen zu verstehen, die darauf abzielen, die „Zivilbevölkerung einzuschüchtern und zu unterwerfen“ oder „die Politik einer Regierung durch Einschüchterung und Zwang zu beeinflussen“ (vgl. Section 2331, Title 18 des United States Code). Selbstverständlich gilt diese Definition nicht, wenn solche Handlungen „legal“ sind und/oder von „Regierungen“ selbst begangen werden. Schließlich sind sie dann ja „legitim“ und „gerecht“.
Nebenbei bemerkt ist die Existenz von Atomwaffen ausschließlich das Ergebnis des religiösen Glaubens an die „Autorität“. Anders als bei anderen Waffen ist es unmöglich, sie nur zur Verteidigung einzusetzen. Der einzige Grund, warum die Atombombe überhaupt erfunden und hergestellt wurde war, weil es in der autoritären, nationalistischen Rudelverhaltensphantasie möglich und rechtens ist, Krieg gegen ein ganzes Land zu führen und tausende von Menschen mit einem Schlag auszurotten.
Mitglied einer „staatlichen“ Armee zu sein setzt voraus, sich an menschenverachtenden Handlungen beteiligen zu wollen. Egal ob direkt oder indirekt und unabhängig von irgendwelchen guten Absichten. Warum? Ganz einfach: Nach seiner eigenen Wahrnehmung und Urteilsfähigkeit zu handeln, sich an das eigene Gewissen zu halten und nach dem eigenen Gefühl für richtig und falsch zu entscheiden, ist vollkommen unvereinbar mit der Beteiligung an jeglichem „staatlichen“ Militär. Das tragische Ergebnis von Kriegen ist, dass beide Seiten immer falsch liegen. Sie gehen gewaltsam gegen Unschuldige vor. Gleichzeitig liegen beide Seiten jedes Krieges immer richtig, wenn sie jeweils die andere Seite beschuldigen, Gewalt gegen Unschuldige zu initiieren. So lange es also Soldaten gibt, die dazu bereit sind, sich einer angeblichen „Autorität“ zu unterstellen und auf Befehl andere Menschen sogar zu ermorden, gibt es keinen langfristigen Frieden. Kein Kämpfer für irgendeine „Regierung“ oder „für sein Land“ kann Freiheit und Gerechtigkeit erreichen. Eine Herrscherkaste kann ihrem Wesen nach niemals für Freiheit und Gerechtigkeit stehen. Sie würde anderenfalls aufhören zu existieren. Das Einzige, was die Soldaten der „Regierung“ jemals erreichen können ist Unterdrückung und Herrschaft. Wie gut ihre Absichten und wie mutig ihre Handlungen sind, spielt dabei keine Rolle.
Ironischerweise behauptet das US-Militär, dass amerikanische Soldaten das Recht und die Pflicht hätten, jeden Befehl zu verweigern, den sie als „illegal“ oder unmoralisch ansehen. Das geschieht vermutlich, um das an sich bösartige Wesen jedes „staatlichen“ Militärs zu verschleiern und einen vermeintlichen Unterschied zwischen den eigenen Söldnern und denen anderer tyrannischer Regimes zu suggerieren. Trotz dieses angeblichen Rechts landet jeder Soldat bei Befehlsverweigerung vor dem Kriegsgericht. Obwohl dieses Prinzip für sich gesehen eigentlich in Ordnung wäre, ist es Teil des Konzepts der „Autorität“. Es zählt zu den perfiden Methoden, die Menschen zu denkunfähigen, gehorsamen Soldaten des Regimes machen. In einer Kampfsituation entspricht nahezu alles, was jedes „staatliche“ Militär tut, aggressivem Terrorismus. Fast jeder Befehl an einen Soldaten ist ein unmoralischer Befehl. Ob es das Eindringen in das Grundstück von jemand anderem ist, die Sprengung einer Brücke, die Sperrung einer Straße, die Entwaffnung von Zivilisten, die Verhaftung unschuldiger Menschen, die Verhöre oder die Ermordung vollkommen unbekannter Menschen.
Das Opfer einer Aggression hat das Recht, den Aggressor, egal ob er in eigener Sache oder im Namen der „Autorität“ handelt, zu stoppen. Und zwar mit dem Maß an Gewalt, das dazu nötig ist. In vielen Situationen ist es als vollkommen gerechtfertigt, auf Soldaten – einschließlich amerikanischer Soldaten – zu schießen. Jemanden deswegen zu töten, weil dieser sich selbst gegen Aggressoren verteidigt, ist Mord, auch wenn die Aggressoren US-Soldaten sind. Nahezu jeder Soldat begeht routinemäßig unmoralische, aggressive Handlungen, weil er glaubt, dass das durch die Befehle der „Autorität“ irgendwie in Ordnung geht. Wenn ein Soldat das Recht und die Pflicht der Gehorsamsverweigerung bei unmoralischen Befehlen wirklich ernst nehmen würde, dann wäre das Erste was er tun würde, den Militärdienst zu quittieren.
Auch wenn sie es mit den besten Absichten tun, werden jene, die als Söldner für die „Regierung“ handeln, immer Teil einer Maschinerie sein, die in einem ungleich größeren Ausmaß systematische Gewalt gegen Unschuldige einsetzt als dass sie diese Unschuldigen verteidigt. So gesehen begeht nahezu jeder Soldat im Einsatz Handlungen, die verteidigende Gewalt gegen ihn rechtfertigt. Trotzdem wird jeder, der Widerstand gegen ihre aggressiven Handlungen leistet, als „feindlicher Kämpfer“ bezeichnet, als „Aufständischer“ oder als „Terrorist“. Die amerikanischen Befehlshaber tun dieses ebenso wie alle anderen Invasoren und Eroberer. Selbstverteidigung gilt dann als Todsünde, wenn sie gegen die aggressive Gewalt im Namen der „Autorität“ gerichtet ist. Entsprechend regen sich viele amerikanische Autoritäre sich maßlos darüber auf, wenn jemand wahrheitsgemäß sagt, dass viele Tausende von Menschen weltweit gute Gründe haben, auf amerikanische Soldaten zu schießen.
Ein Mensch, der niemandem etwas getan und niemanden bedroht hat, der einfach nur zu Hause ist und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmert, hat das Recht dazu, sich und seine Familie gegen schwer bewaffnete Verbrecher zu schützen, die seine Tür eintreten, mit Maschinengewehren auf ihn zielen und ihn und seine Familie bedrohen und schikanieren. Mit allen Mitteln, die dazu notwendig sind, einschließlich der Tötung der bewaffneten Eindringlinge. Der ganz normale Amerikaner würde sich vollkommen im Recht fühlen, wenn er durch ausländische Söldner auf diese Weise überfallen wird und er würde alles dafür tun, um sich gegen die Angreifer zu verteidigen. Aber seinen amerikanischen Mitbürgern, die sich einer „Autorität“ unterwerfen und sich einem Rudelverhalten hingeben, jubelt er zu, wenn sie solche Überfälle selbst in einem fremden Land begehen. Er „unterstützt die Soldaten“ wenn sie Hauseigentümer ermorden, die versuchen, sich gegen solche verbrecherischen Aggressionen zu wehren.
Militärische Handlungen der „Autorität“ sind niemals reine Verteidigung. Kriegserklärungen der „Regierungen“ dienen niemals dazu, Unschuldige zu verteidigen oder die Freiheit zu bewahren, auch wenn das noch so oft behauptet wird. Wenn sich eine „Regierung“ an Kriegen beteiligt, dann tut sie es nur, um ihr Territorium, das von ihr beherrscht wird, zu sichern oder zu erweitern. Die Herrscherkaste kann ihrem Wesen nach die Freiheit der eigenen Untertanen nicht anstreben und erst recht nicht die Freiheit der Untertanen anderer Herrscher. Am Ende heißt es immer, dass die toten Soldaten ihr Leben für ihr Land gegeben haben. In Wirklichkeit waren sie nur Ressourcen, die die Tyrannen für Revierstreitigkeiten mit anderen konkurrierenden Tyrannen verbraucht haben. Um die Tatsache zu verbergen, dass „Regierungen“ niemals Kriege wegen Gerechtigkeit oder Freiheit führen, werden die Menschen mit Propaganda über Heldentum und aufopferungsvollen Patriotismus gefüttert. Die Tyrannen tun dieses zum eigenen Machterhalt. Eine objektive Betrachtung der Geschichte macht das offensichtlich.
Ein Beispiel ist das Vorgehen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Dieses war zwar anscheinend gerechtfertigt und führte zum Sieg über den drittschlimmsten Massenmörder in der Geschichte (Adolf Hitler). Aber es führte gleichzeitig zum allerschlimmsten aller Massenmörder der Geschichte (Josef Stalin). Die Alliierten übergaben ihm nahezu halb Europa. Das Ziel der meisten amerikanischen Soldaten, die in den Krieg zogen, wollten ohne Zweifel die Guten vor den Bösen schützen. Aber ihre Befehlshaber strebten nur nach autoritärer Eroberung und nach Macht. Und so blieb vom mutigen Einsatz der Soldaten am Ende auch nicht mehr übrig als das.
Mit viel Phantasie könnte man auf den Gedanken kommen, dass das Ziel der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg war, sich selbst zu verteidigen, weil „die nationale Sicherheit“ auf dem Spiel stand. Aber bei den meisten Operationen des US-Militärs spielte eine direkte Bedrohung der Vereinigten Staaten keine Rolle. Mehr als 30.000 Amerikaner starben im Koreakrieg. Niemand konnte sich vorstellen, dass Nordkorea in die USA einmarschiert. Mehr als 50.000 Amerikaner starben im Vietnamkrieg. Es war unvorstellbar, dass die Nordvietnamesen in die USA einmarschieren. Ebenso unvorstellbar war es, dass irakische oder afghanische Armeen in die USA einmarschieren. Die Rechtfertigung für solche Konflikte war immer irgendetwas Diffuses wie „der Kampf gegen den Kommunismus“ oder noch Absurderes, wie einen „Krieg gegen den Terror“ führen zu müssen, wobei terroristische Aktionen hauptsächlich von den US-Streitkräften durchgeführt wurden und immer noch werden.
Die traurige Ironie an der Sache ist, dass die amerikanische Herrscherkaste die einzige Terroristenbande ist, die dazu fähig ist, das amerikanische Volk zu erobern und zu unterwerfen. Es gelingt ihr durch den Anschein der Rechtmäßigkeit, den sie bei ihren Opfern erzeugt. Die gigantische Militärmaschinerie und ausnahmslos alle Kriegsspiele, für die sie genutzt wurde, hat die meisten externen Bedrohungen erst erschaffen. Von einem tatsächlichen Schutz der amerikanischen Öffentlichkeit kann keine Rede sein. Und nach wie vor werden die selbst erschaffenen Bedrohungen als Vorwände benutzt, um die Unterdrückung des eigenen Volkes zu rechtfertigen. Unter anderem durch Maßnahmen, die mit dem Orwell’schen Neusprechbegriff „Patriot Act“ bezeichnet wurden.
Der allseits bekannte Autoaufkleber, auf dem steht: „Wer seine Freiheit liebt, dankt einem Veteran“ ist ein typischer Ausdruck des Rudelverhaltens. Es entsteht durch die staatsverherrlichende Propaganda, die die Herrscherkaste ihren Untertanen kontinuierlich verabreicht, um sie weiterhin als Bauernopfer in ihren sadistischen und zerstörerischen Spielen zu missbrauchen. Auch wenn ein Sklaventreiber kämpft, um einen anderen Sklaventreiber am Diebstahl seiner Sklaven zu hindern, so ist er noch lange kein Verbündeter der Sklaven.
Viele Veteranen haben ihr Leben riskiert. Sie sind durch die Hölle gegangen und haben andere Menschen, möglicherweise auch Unschuldige, verletzt oder getötet. Sie sind teils mit schweren körperlichen und emotionalen Traumata aus ihren Einsätzen zurückgekehrt. Selbstverständlich werden sie nur äußerst ungern zugeben, dass sie das alles letztlich nur in Kauf genommen haben, um Bauernopfer in einem kranken Spiel von Größenwahnsinnigen zu sein.
Immerhin haben auch einige der berühmtesten militärischen Persönlichkeiten in der Geschichte inzwischen bestätigt, dass „Regierungen“ Kriege nicht für ein edles Ziel führen, sondern um Macht und Profit daraus zu schlagen. Major General Smedley Butler, der zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 1940 der am höchsten ausgezeichnete Marine der Geschichte war, schrieb ein Buch mit dem Titel „Krieg ist ein schmutziges Geschäft“. Darin kritisiert er den militärisch- industriellen Komplex und sagt, dass Krieg „zum Wohle von sehr wenigen auf Kosten von sehr vielen durchgeführt wird“. Er geht sogar so weit, das Militär als „Service“ von „Schlägern“, „Gaunern“ und „Gangstern“ zu bezeichnen. Ähnlich drückte es General Douglas MacArthur aus als er sagte, dass militärische Expansion durch eine „künstlich erzeugte Psychose der Kriegshysterie“ angetrieben wird. Und er sagte: „Die Mächte halten uns in einem Zustand ewiger Angst – sie halten uns in einem unendlichen Sturm aus patriotischer Leidenschaft und dem Geschrei über einen gravierenden nationalen Notstand gefangen. Immer droht ein schreckliches Übel uns aufzufressen, wenn wir nicht blind hinterher rennen und die Unsummen an Geld zusammenraffen, die von uns verlangt werden. Doch im Rückblick ist es noch nie zu solchen Katastrophen gekommen. Sie scheinen nie real gewesen zu sein.“
Krieg ist so gesehen nur Betrug und Abzocke einer Herrscherkaste. Mit Gräueltaten, die in den Regimes von Stalin, Mao, Hitler, Lenin, Pol Pot und vielen anderen ungeheure Ausmaße erreichten. Die Herrscherkaste hält sich dabei aus den blutigen Kämpfen und massenhaften Bauernopfern in der Zivilbevölkerung schön heraus und beobachtet alles aus sicherer Entfernung. In Kriegen geht es nie um Ideale und Prinzipien. Sonst hätte die US-„Regierung“ zum Beispiel keine Tyrannen wie Manuel Noriega oder Saddam Hussein installiert, um anschließend Kriege gegen sie zu führen. Ein noch offensichtlicheres Beispiel dafür, dass es im Krieg nicht um Prinzipien geht, ist die Tatsache, dass Josef Stalin und seine Sowjetunion zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Erzfeinde der Vereinigten Staaten waren. Bis zum Ende des Krieges wurde der psychopathische Massenmörder „Uncle Joe“ durch die Propagandisten der US-„Regierung“ „Uncle Joe“ genannt und galt als edler Verbündeter. Stalins Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die zu Abermillionen von Toten führten, blieben seinerzeit in den USA weitgehend unerwähnt. Vor diesem Hintergrund ist es absurd zu behaupten, dass die US- „Regierung“ beschlossen hatte, sich am Zweiten Weltkrieg wegen moralischer Prinzipien zu beteiligen oder um das Böse zu besiegen.
In herkömmlichen Kriegen sehen konkurrierende Herrschergruppen, einschließlich der amerikanischen, fröhlich dabei zu, wie sich ihr Fußvolk gegenseitig zu Tausenden abschlachtet. Interessant ist vor allem aber auch, was nicht geschieht: Es war lange offizielle Politik vieler „Regierungen“, darunter auch der US-„Regierung“, die ausländischen „Herrscher“ als Hauptverantwortliche für den Krieg direkt anzugreifen und zu töten. Die moralischste, vernünftigste und die kostengünstigste Verteidigungsmethode gegen den Angriff durch eine „Regierung“ ist die Ermordung jener, die die Befehle dazu erteilen. „Regierungen“ ins Fadenkreuz zu nehmen, statt ihre gesetzestreuen Handlanger, würde der Menschheit am meisten dienen. Die gewalttätigsten Konflikte wären schnell beendet und gleichzeitig würde eine deutliche Abschreckungswirkung dafür sorgen, dass die Größenwahnsinnigen es gar nicht erst zu solchen Konflikten kommen lassen. Trotzdem gibt es zwischen den meisten Tyrannen einen offenen gegenseitigen Nichtangriffspakt. Aber mit dem Leben der Untertanen zu spielen, ist gleichzeitig vollkommen in Ordnung.
Immer und immer wieder marschieren unzählige Soldaten auf die Schlachtfelder, um sich gegenseitig zu töten, während die wirklichen Feinde der Menschheit – die Herrscher auf beiden Seiten – außerhalb der Gefahrenzone bleiben. Voll von guten Absichten wird das Blut von Soldaten vergossen. Das Blut von tapferen Vollstreckern der „Regierung“, die ihren Befehlen treu ergeben bis zum bitteren Ende gehorchen, die ihrem Wesen nach niemals dazu beitragen können, echte Freiheit und Gerechtigkeit zu herzustellen. Auf beiden Seiten tragen die „Regierungen“ die größte Verantwortung für die Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Wenn es einem Soldaten gelingt, das zu erkennen und er daraufhin gezielt gegen sie vorgeht, wird er als Verräter und Terrorist verfolgt und bestraft.
Stolz darauf, Verbrechen zu begehen
Die Aufgabe von allen „Gesetzesvollstreckern“ vom einfachen Bürokraten bis zum Soldaten ist es, den Willen der Herrscherkaste mit Gewalt durchzusetzen. Trotzdem glauben die meisten von ihnen daran, dass sie alles „im Dienste der Menschen“ tun. Dass jemand einem anderen „dient“, indem er Gewalt gegen ihn anwendet, ist selbstverständlich vollkommen lächerlich. Die „Gesetzesvollstrecker“ kommen niemals auf die Idee, dass sie Teil eines unmoralischen und unzivilisierten Systems aus Aggression und Gewalt sind. Vom einfachsten Bürokraten bis zum Auftragsmörder – die meisten staatlichen Handlanger rechtfertigen ihre Handlungen damit, dass sie „nur ihre Arbeit tun“ und dass sie für ihr Handeln und dessen Folgen keinerlei persönliche Verantwortung tragen.
Das ist der Hauptgrund für den Niedergang der Menschheit. Unrecht in großem Ausmaß ist nicht auf individuelle Gier, Bosheit oder Hass zurückzuführen. Es folgt daraus, einfach zu tun, was von einem verlangt wird, nach dem Prinzip „Befehl und Gehorsam“. Es wird von Menschen begangen, die einfach nur „ihre Arbeit tun“. Als direkte Folge des religiösen Glaubens an die „Autorität“. Der Schaden, der durch diejenigen entsteht, die einfach nur gehorchen, ist genauso real und genauso zerstörerisch wie der Schaden, der entstehen würde, wenn jeder Einzelne von ihnen diesen Schaden aus eigener Bosheit anrichten würde. Wenn eine alte Dame von einem bewaffneten Straßenräuber ausgeraubt wird, unterscheidet sich das weder moralisch noch praktisch gesehen von einem Raubüberfall durch einen gut gekleideten, gut ausgebildeten „Finanzbeamten“. Ebenso wie es moralisch und praktisch gesehen irrelevant ist, ob eine irakische Familie von Saddam Husseins Soldaten oder von Soldaten der US-„Regierung“ getötet wird. Es gibt keinen moralischen und praktischen Unterschied bei der Einschränkung der persönlichen Entscheidungsfreiheit durch Verbrecher oder durch die „Polizei“.
Der einzige Unterschied ist, dass sich die Verbrecher der „Autorität“, in ihrem wahnhaften Glauben an das übernatürliche Wesen namens „Regierung“ weigern, die persönliche Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen. Ihr Glaube an die gefährlichste aller Religionen verhindert, das Böse als das Böse zu erkennen. Sie werden zu allem Überfluss auch noch stolz darauf sein, ihren Herren und Gebietern treu ergeben zu sein. Und das, obwohl sie Tag für Tag unschuldigen Menschen Not und Leid zufügen. Nur weil ihnen beigebracht wurde, dass das Böse nicht mehr böse ist, sondern sich in Gutes verwandelt, sobald es „Gesetz“ genannt wird.
Wenn es nur eine einzige Todsünde geben kann, dann ist es der blinde Gehorsam gegenüber der „Autorität“. Als Handlanger für eine „Regierung“ zu arbeiten, grenzt an geistigen Selbstmord, schlimmer noch als jeder körperliche Selbstmord. Jeder „Vollstrecker“ schaltet seinen freien Willen und die eigene Fähigkeit ab, beurteilen zu können, was menschlich und was unmenschlich ist. Er „tötet“ gewissermaßen seine eigene Menschlichkeit ab und lässt gleichzeitig seinen Körper unversehrt, so dass er von den Tyrannen als Unterdrückungsinstrument gegen andere missbraucht werden kann. Ein „Gesetzeshüter“ zu sein bedeutet, sich bereitwillig von einem Menschen in einen Roboter zu verwandeln. In einen Roboter, der dann an ein paar Verbrecher übergeben wird, um ihn dazu zu benutzen, die Menschheit zu beherrschen und zu unterwerfen. Die Uniform eines Soldaten oder die Dienstmarke eines „Gesetzeshüters“ sind keine Gründe, Stolz zu sein. Ihre Träger sollten vor Scham im Boden versinken, weil sie die eigene Menschlichkeit verraten und sich zu Handlangern der Unterdrücker degradieren lassen.
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