TEIL 1 DIE GEFÄHRLICHSTE ALLER RELIGIONEN
Das Wichtigste am Anfang
Die gesamte Menschheitsgeschichte ist bis zum heutigen Tag von unzähligen menschenverachtenden Gräueltaten durchzogen. Millionen Menschen fragen sich, warum. Die meisten von ihnen wollen es aber nicht wirklich wissen. Sie glauben, dass dieses Wissen dazu führt, dass alles erneut geschieht.
Viele denken, dass es hauptsächlich Gier, Hass oder andere negative menschliche Eigenschaften sind, die für die Gewalt, die Diebstähle, Überfälle und Morde auf der Welt verantwortlich sind. Für den Großteil des Leids gibt es aber nur eine einzige Ursache: Einen allgegenwärtigen irrationalen religiösen Glauben. Die Gläubigen sehen das natürlich völlig anders. Die meisten werden die Inhalte dieses Buches kaum akzeptieren und erst recht nicht vernünftig und in Ruhe darüber nachdenken. Die Kernaussage dieses Buches ist einfach:
Der religiöse Glaube an die „Autorität“ einschließlich aller Vorstellungen von „Staat“ und „Regierung“ ist irrational und voll von Widersprüchen. Er ist unvereinbar mit Zivilisation und Moral. Er ist der gefährlichste, zerstörerischste religiöse Glaube, der jemals existiert hat. Der religiöse Glaube an die „Autorität“ ist der größte Feind der Menschheit. Und er ist sehr viel stärker und mächtiger als der bloße Zwang zu Ordnung und Gerechtigkeit.
Nahezu jeder Mensch ist im Glauben daran aufgewachsen, dass es anständig sei, einer „Autorität“ zu gehorchen – zumindest in den allermeisten Fällen. Die „Gesetze“ seien die Grundlage der Zivilisation und daher habe man sie zu respektieren und einzuhalten. Die Menschen sind sehr sorgfältig darauf konditioniert, Gehorsam mit „gut“ gleichzusetzen. Deshalb klingt allein das Hinterfragen der „Autorität“ für die meisten Leute so, als würde man den Unterschied zwischen „gut“ und „böse“ aufheben wollen. Als solle man sämtliche Verhaltensstandards, ja sogar jede Moral über Bord werfen. Das ist es nicht, worum es hier geht. Im Gegenteil.
Der religiöse Glaube an die „Autorität“ muss ein Ende finden, weil es so etwas wie „richtig“ und „falsch“ gibt. Der Umgang mit anderen Menschen sollte sich nach dem Ziel richten, ein moralisches Leben zu leben. Respekt vor der „Autorität“ und Menschlichkeit schließen sich gegenseitig aus, auch wenn ständig das Gegenteil behauptet wird. Erst wenn die „Autorität“ nicht mehr respektiert wird, kann Menschlichkeit entstehen.
Angeblich sei die „Autorität“ notwendig, um eine friedliche zivilisierte Welt zu ermöglichen. In der realen Welt entsprechen aber die Folgen des religiösen Glaubens an die „Autorität“ dem genauen Gegenteil. In jedem beliebigen Geschichtsbuch ist nachzulesen, dass die größten Ungerechtigkeiten und Zerstörungen nicht durch Menschen hervorgerufen wurden, die sich „gegen Gesetze verstoßen haben“. Zu den Katastrophen kam es, weil die Menschen Gesetzen der „Regierungen“ gehorcht und sie durchgesetzt haben. Das Ausmaß und die Brutalität der Verbrechen, die im Namen der „Autorität“ begangen wurden, sind um ein Vielfaches schlimmer als die Verbrechen, die trotz der „Autorität“ begangen wurden.
Die Gräueltaten, die autoritäre Regimes weltweit im Verlauf der gesamten Geschichte begangen haben, sind offensichtlich. Trotzdem wird Kindern beigebracht, dass Frieden und Gerechtigkeit durch autoritäre Kontrolle entstehen und dass sie moralisch dazu verpflichtet seien, die „Regierung“ ihres Landes zu respektieren und ihr zu gehorchen. „Zu tun, was einem gesagt wird“ und „sich an die Spielregeln zu halten“ wird damit gleichgesetzt, ein guter und anständiger Mensch zu sein, obwohl das genaue Gegenteil davon richtig ist: Ein guter Mensch zu sein bedeutet, seinem eigenen Gewissen zu folgen, selbst zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und die persönliche Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen,.
Es ist so wichtig, dass die Leute das verstehen, weil die größte Gefahr des religiösen Glaubens an die „Autorität“ nicht von den Machthabern der „Regierung“ ausgeht, sondern von denjenigen, die von diesen beherrscht werden. Ein Einzelner, der andere beherrschen will, ist keine Bedrohung für die Menschheit. Das ändert sich, wenn viele andere glauben, dass die Herrschaft durch diesen Einzelnen rechtmäßig sei, weil „Gesetze“ oder eine „Regierung“ den Anschein der Rechtmäßigkeit erwecken.
Der kranke Geist eines Adolf Hitler war für sich gesehen keine Bedrohung für die Menschheit. Es waren Millionen von Anhängern, die Hitler als „Autorität“ gesehen haben und sich deswegen verpflichtet fühlten, seinen Befehlen zu gehorchen und sie umzusetzen. Das katastrophale Ergebnis des Dritten Reichs spricht für sich. Das Problem ist also nicht, dass schlechte Menschen an die „Autorität“ glauben. Das Problem ist, dass gute Menschen an sie glauben und am Ende Gewalt, Ungerechtigkeit, Unterdrückung oder Mord befürworten oder sich sogar selbst daran aktiv beteiligen.
Der Autoritätsgläubige beschwert sich oft darüber, dass die „Autorität“ immer wieder außerhalb und innerhalb seines eigenen Landes großes Leid verursacht. Aber er besteht weiterhin auf einen „Staat“ bzw. eine „Regierung“, die Gutes bewirken soll. Er bleibt weiter bei seiner Vorstellung, dass die „Autorität“ das Einzige sei, was Frieden und Gerechtigkeit herstellen kann.
Der „Staat“ sei die Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft – so die weitverbreitete Annahme. Er organisiere eine gemeinschaftliche Verteidigung und garantiere ein friedliches, zivilisiertes Miteinander bei dem sich alle gegenseitig unterstützen. Diese Annahme ist falsch, weil der „Staat“ das alles nicht garantiert, sondern verhindert und zerstört. „Regierungen“ behaupten ständig, sie würden im Interesse der Menschen und des Allgemeinwohls handeln, aber in der Realität passiert das genaue Gegenteil. „Regierungen“ haben immer gegen die Interessen der Menschheit gehandelt. Die „Autorität“ ist alles andere als eine gute Idee, die manchmal nicht funktioniert. Das Konzept der „Autorität“ an sich ist durch und durch unmenschlich und ausgesprochen zerstörerisch.
Für die meisten Menschen ist so eine Behauptung schwer zu verkraften. Sind die „Regierung“ und der „Staat“ nicht ein essenzieller Bestandteil der menschlichen Gesellschaft? Sind sie nicht die Voraussetzung für die Zivilisation, weil sie uns unperfekte Menschen dazu zwingen, uns friedlich und ordentlich zu verhalten? Sind es nicht die allgemeingültigen „Regeln“ und „Gesetze“, durch die wir Konflikte auf zivilisierte Art und Weise lösen, miteinander Handel treiben und generell auf faire gewaltfreie Art und Weise miteinander interagieren? Sind wir ohne die „herrschenden Gesetze“ und ohne den allgemeinen Respekt vor der „Autorität“ nicht doch nur ein Haufen dumme gewalttätige Monster, die in ewigen Konflikten und im Chaos leben würden?
Ja, das wurde uns ständig erzählt. Und nein, nichts davon ist wahr. Es ist aber außerordentlich schwierig und unbequem, seinen eigenen Geist von Lügen zu befreien, die unendlich oft wiederholt werden, und die Wahrheit aus dem schier undurchdringlichen Dickicht aus Unwahrheiten wieder ans Licht zu holen.
Überblick
Um vollständig zu verstehen, warum der religiöse Glaube an die „Autorität“ tastsächlich die gefährlichste Religion der Menschheitsgeschichte ist, führt Sie dieses Buch durch verschiedene Phasen:
In Teil I geht es um den Begriff der „Autorität“. Dieser muss zu Beginn klar definiert werden, um die „Autorität“ anschließend objektiv analysieren zu können.
In Teil II wird gezeigt, dass das Konzept der „Autorität“ verhängnisvoll falsch ist. Das was jeglicher „Regierung“ zugrunde liegt, ist vollkommen unvereinbar mit Vernunft und Moral. Es wird deutlich, dass eine „Regierung“ in Wirklichkeit ein rein religiöser Glaube ist – ein Glaube an ein übermenschliches, übernatürliches Wesen, das niemals existiert hat und niemals existieren wird. Diese Behauptung ist gewagt und Sie werden sie nicht sofort akzeptieren. Die umfangreichen Beweise und logischen Argumente folgen.
In Teil III geht es um die Zerstörungskraft und Gefährlichkeit des Glaubens an die „Autorität“ einschließlich des Glaubens an den „Staat“ und an die „Regierung“. Ein Schwerpunkt sind die schlimmen Folgen des religiösen Glaubens an die „Autorität“ für die Wahrnehmungen und die Handlungen verschiedener Gruppen. Folgen, die wiederum buchstäblich zu Milliarden von aggressiven und unmoralischen Gewalttaten führen, begangen durch Menschen, die im Grunde genommen gutmütig und friedlich sind. Tatsächlich begeht jeder, der an „Regierungen“ glaubt, diese Taten. Die große Mehrheit erkennt das allerdings nicht und stellt sich deshalb nicht dagegen.
Zum Schluss, in Teil IV, geht es um einen Einblick in ein Leben ohne den Glauben an die „Autorität“. Die Annahme, dass es ohne eine „Regierung“ zu Chaos und Zerstörung kommt, wird widerlegt. Es würde sich zwar einiges ändern, vieles würde aber auch gleich bleiben. Der religiöse Glauben an die „Autorität“, den „Staat“ und die „Regierung“ trägt weder zu einer friedlichen Gesellschaft bei, noch ist er eine notwendige Voraussetzung. Stattdessen ist er bei weitem die größte Hürde für Gemeinschaft, Kooperation und friedliche Koexistenz. Wahre Zivilisation kann nur ohne den religiösen Glauben an die „Autorität“ existieren.
Identifikation des Feindes
Um einen Zugang zum Begriff der „Autorität“ zu bekommen und diesen zu bewerten, beginnen wir mit einer klaren Definition.
Von früher Kindheit an wird uns gelehrt, uns dem Willen der „Autorität“ unterzuordnen. Wir müssen den Anordnungen jener folgen, die in Positionen der Macht und Kontrolle sind. Von Beginn an wird ein Kind – implizit oder explizit – danach beurteilt, wie gut es gehorcht. Zuerst seinen Eltern, dann seinen Lehrern und dann den „Gesetzen“ der „Regierung“. In der Gesellschaft gilt deshalb, dass ein gehorsamer Mensch gleichzeitig ein anständiger Mensch sei.
„Gute“ Menschen tun, was ihnen die „Autorität“ anordnet. Dadurch geraten die Vorstellungen von Moral und Gehorsam in den Köpfen vollkommen durcheinander. Jeder Angriff auf die Vorstellung von „Autorität“ entspricht auf einmal einem Angriff auf die Moral. Jede Andeutung, dass „Regierungen“ nicht rechtmäßig sind, führt zur Unterstellung, dass sich jeder sich wie ein skrupelloses wildes Tier verhalten solle, für das nur das Recht des Stärkeren gilt.
Das Glaubenssystems des Durchschnittsmenschen besteht aus einem Durcheinander aus vagen, oft in sich widersprüchlichen Konzepten und Annahmen. Begriffe wie Moral und Gehorsam, Gesetz und Gesetzgebung, Führer und Bürger werden zwar gerne benutzt, wurden aber niemals vernünftig untersucht. Der erste Schritt, das Wesen der „Autorität“, der „Regierung“ oder des „Staates“ zu verstehen ist, zu definieren, was das alles bedeutet. Was ist eine „Regierung“? Was sind ihre Merkmale?
Eine „Regierung“ sagt den Leuten zunächst, was sie tun sollen. Das alleine reicht aber noch nicht aus, um sie zu definieren. Alle möglichen Menschen und Organisationen sagen anderen, was sie tun sollen. In der Werbung heißt es oft: „Tu dies!“ und „Tu das!“. Ein Pfarrer sagt das gleiche zu seiner Gemeinde.
Eine „Regierung“ befiehlt. Sie macht nicht einfach nur Vorschläge oder gibt Empfehlungen. Anders als in der Werbung und in den Predigten eines Pfarrers steht hinter den Befehlen der „Regierung“ eine Strafandrohung. Wird nicht gehorcht, indem zum Beispiel gegen „das Gesetz verstoßen“ wird, wird gewaltsam bestraft.
Räuber, Erpresser und andere Verbrecher tun zwar genau das gleiche und setzen ihre Befehle auch mit Gewalt durch. Sie werden aber trotzdem nicht als „Regierung“ bezeichnet, weil ihnen eine weitere Eigenschaft fehlt: Die (scheinbare) Rechtmäßigkeit. Eine „Regierung“ beruft sich auf ein Recht, Befehle zu erteilen und diese gewaltsam durchzusetzen. Diese Befehle werden „Gesetze“ genannt und sich nicht an diese „Gesetze“ zu halten, wird als „Verbrechen“ bezeichnet.
„Regierungen“, „Staaten“ und alle anderen Erscheinungsformen der „Autorität“ können also mit dem Begriff „Herrschaftsrecht“ umschrieben werden. Das entspricht nicht nur der Möglichkeit, andere gewaltsam zu beherrschen. Diese Möglichkeit hat bis zu einem gewissen Grad fast jeder. Sie ist das angebliche moralische Recht, andere gewaltsam zu beherrschen.
Der Unterschied zwischen einer Verbrecherbande und einer „Regierung“ liegt in der Wahrnehmung durch die Menschen, die beherrscht werden. Hausfriedensbrüche, Diebstähle, Erpressungen, Überfälle und Morde, die von gewöhnlichen Verbrechern begangen werden, hält fast jeder Mensch für unmoralisch, ungerechtfertigt und kriminell. Die Opfer gehorchen zwar den Tätern, aber sie tun das nicht aus dem Gefühl einer moralischen Verpflichtung heraus, sondern aus reiner Angst. Wenn die Opfer der Verbrecherbande das Gefühl hätten, dass sie sich wehren können, ohne sich dadurch in Gefahr zu bringen, dann würden sie es tun. Und zwar ohne das geringste Schuldgefühl. Der gewöhnliche Verbrecher ist für sie kein rechtmäßiger Machthaber. In ihrer Wahrnehmung sind sie keine „Autorität“. Die Beute der Verbrecher wird nicht als „Steuer“ bezeichnet und seine Befehle sind keine „Gesetze“.
Die Anordnungen und Befehle der Menschen in der „Regierung“ werden hingegen von den meisten Adressaten dieser Befehle ganz anders wahrgenommen. Das Verhalten des „Gesetzgebers“ und der „Regierung“ wird als gültig und legitim, „legal“ und gut angesehen. Die meisten folgen diesen Befehlen, indem sie „sich an das Gesetz halten“ und ihr Geld abgeben, indem sie „Steuern bezahlen“. Sie tun das aber nicht nur, weil sie Angst vor einer Bestrafung bei Zuwiderhandlung haben, sondern sie tun es vor allem aus dem Gefühl heraus, zu diesem Gehorsam verpflichtet zu sein.
Niemand ist stolz darauf, sich von einer Verbrecherbande ausrauben zu lassen. Aber viele sehen es als anständig und rechtschaffen an, wenn sie sich als „gesetzestreue Steuerzahler“ bezeichnen können. Es kommt ausschließlich darauf an, wie derjenige, der gehorcht bzw. gehorchen muss, diejenigen wahrnimmt, die ihnen die Befehle erteilen. Wenn sie als „Autorität“ wahrgenommen werden, also als rechtmäßige Herren, dann haben sie folgerichtig auch das moralische Recht dazu, diese Befehle zu erteilen. Im Gegenzug sind die Adressaten der Befehle moralisch dazu verpflichtet, diesen Befehlen zu gehorchen. Sich mit Stolz als „gesetzestreuen Steuerzahler“ zu bezeichnen ist das gleiche, als würde man damit angeben, der „Regierung“ treu ergeben zu gehorchen.
Damals haben manche Kirchen das Recht beansprucht, Ketzer und andere Sünder zu bestrafen. In der heutigen westlichen Welt entspricht das Konzept der „Autorität“ und der „Regierung“ der Rolle der damaligen Kirchen einschließlich ihrer Würdenträger. Die Begriffe „Autorität“ und „Regierung“ können als Synonyme verwendet werden, da der eine Begriff stets den anderen impliziert: Die „Autorität“ leitet sich aus den „Gesetzen“ ab, die von der „Regierung“ geschaffen wurden und die „Regierung“ ist die Organisation, der man als „Autorität“ das Recht auf Herrschaft zuschreibt.
Es ist wichtig, zwischen einer Handlung zu unterscheiden, die sich aus einer Situation ergibt und einer Handlung, die einem Befehl entspricht, dessen Verbindlichkeit davon abhängt, wer ihn erteilt hat. Nur letzteres ist die „Autorität“, um die es in diesem Buch geht. Bei der Verwendung des Begriffs der „Autorität“ wird hier oft nicht klar genug unterschieden.
Wenn beispielsweise jemand behauptet, dass er dazu „autorisiert“ sei, einen Straßenräuber davon abzuhalten, eine alte Frau zu überfallen oder einen Einbrecher von seinem Grundstück zu vertreiben, dann nimmt er für sich keine speziellen Rechte in Anspruch, die andere nicht haben. Er sagt einfach, dass er glaubt, dass bestimmte Situationen es rechtfertigen, Befehle zu erteilen oder Gewalt anzuwenden.
Im Gegensatz dazu geht es bei einer „Regierung“ darum, dass bestimmte Leute einige spezielle Rechte auf Herrschaft haben. Es geht um die weit verbreitete Ansicht, dass manche Leute das moralische Recht dazu haben, andere zu beherrschen, und zwar in Situationen, in denen die meisten anderen Leute dieses Recht nicht hätten. Dieses Recht wird aus Wahlen oder anderen politischen Ritualen hergeleitet. Nur der „Regierung“ und den Menschen, die diese „Regierung“ bilden wird das Recht zugestanden, „Gesetze“ zu beschließen. Nur sie ist dazu ermächtigt, „Steuern“ einzutreiben. Nur sie darf Kriege führen, bestimmte Angelegenheiten regeln, Lizenzen für verschiedene Aktivitäten vergeben usw.
Mit dem „Glauben an die Autorität“ ist in diesem Buch Folgendes gemeint: Die Vorstellung davon, dass manche Menschen das moralische Recht dazu haben, andere gewaltsam zu beherrschen und die logische Konsequenz daraus, dass alle anderen moralisch dazu verpflichtet sind, zu gehorchen.
Ob es sich um „Autorität“ handelt, hängt immer von der Wahrnehmung ab. Wenn der Befehlsempfänger glaubt, dass der Befehlsgeber das Recht dazu hat, Befehle zu erteilen, dann sieht der Befehlsempfänger den Befehlsgeber als „Autorität“. Wenn der Befehlsempfänger die Befehle nicht für rechtmäßig hält, dann wird der Befehlsgeber nicht als „Autorität“ angesehen, sondern einfach nur als Tyrann oder Verbrecher. Der Glaube an die „Autorität“ betrifft zwar alle möglichen Lebensbereiche. Der gemeinsame Nenner ist aber immer die wahrgenommene Rechtmäßigkeit der Herrschaft.
Jedes „Gesetz“ und jede „Steuer“ (auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene), jede Wahl, jeder Wahlkampf, jede Lizenz und Erlaubnis, jede politische Debatte oder Bewegung – also alles, was mit der „Regierung“ und dem „Staat“ zu tun hat beruht auf der Annahme, dass bestimmte Leute das moralische Recht haben über andere zu herrschen. Es spielt keine Rolle, auf welche Art und Weise diese Annahme entstanden ist und in welchem Ausmaß die Herrschaft stattfindet – von den Verordnungen in einer Kleinstadt bis hin zu einem „Weltkrieg“.
Es geht hier nicht um den Missbrauch der „Autorität“ oder um die Beschreibung einer „guten Regierung“ als Gegenteil einer „schlechten Regierung“. Es geht vor allem um eine Untersuchung des Grundprinzips der „Autorität“. Eine „Autorität“ kann absolut, bedingt oder limitiert sein und sie kann unterschiedlich große Schäden anrichten. Das aber ändert nichts am dahinterliegenden Grundprinzip.
Der US-Verfassung liegt beispielsweise die Vorstellung zugrunde, zumindest theoretisch eine „Autorität“ zu erschaffen, deren Recht auf Herrschaft eng begrenzt ist. Trotzdem begründet sie eine „Autorität“, die das Recht hat, Dinge zu tun, die dem Durchschnittsbürger nicht gestattet sind. Dazu zählt zum Beispiel, „Steuern“ zu erheben und bestimmte Dinge zu „regulieren“. Obwohl die US-Verfassung nur das Recht auf Herrschaft in bestimmten Bereichen erteilt, ist auch in ihr eine „Autorität“ durch eine herrschende Klasse vorgesehen. Wenn die „Autorität“ kritisiert wird, muss die „Autorität“ der US-Verfassung ebenso Gegenstand der Kritik sein, wie die „Autorität“ eines totalitären Diktators.
(Der Begriff „Autorität“ wird manchmal in Zusammenhängen verwendet, die nichts mit dem Thema des Buches zu tun haben. Ein Experte gilt zum Beispiel oft als „Autorität“. Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es oft eine „Autorität“, allerdings ohne dass irgendein Recht auf Herrschaft im Spiel ist. Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellten wird ebenfalls häufig so gesehen als gäbe es einen „Boss“ und einen „Untergebenen“. Ein Arbeitgeber kann zwar seine Angestellten stark dominieren und sie mit harter Hand führen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er sie zur Arbeit zwingen oder sie bei Ungehorsam einsperren kann. Die Zusammenarbeit zu beenden, indem er den Angestellten feuert, ist im Grunde genommen die einzige Möglichkeit, die er hat. Der Angestellte hat seinerseits die gleiche Möglichkeit durch die Kündigung. Das gleiche gilt für andere Beziehungen, bei denen eine „Autorität“ akzeptiert wird. Für das Verhältnis zwischen Handwerksmeister und seinem Lehrling, zwischen einem Kampfsport-Meister und seinem Schüler oder zwischen einem Trainer und dem Athleten, den er trainiert. Solche Beziehungen entstehen aus gegenseitigen freiwilligen Vereinbarungen, bei denen beide Seiten die Möglichkeit haben, die Vereinbarung wieder aufzulösen. In solchen Situationen gestattet es ein Mensch einem anderen, ihn zu leiten, um von seinem Wissen und Können zu profitieren. Solche Formen der „Autorität“ – wenn sie überhaupt als „Autorität“ bezeichnet werden können – sind in diesem Buch nicht gemeint, wenn von der gefährlichsten aller Religionen die Rede ist.)
Es gibt keine Regierung
Die meisten Leute glauben, dass „Staaten“ und „Regierungen“ notwendig seien. Gleichzeitig geben sie aber selbst zu, dass es oft zu Korruption und Missbrauch kommt. Sie wissen, dass die „Regierung“ häufig ineffizient, unfair, unvernünftig und repressiv ist, aber sie glauben trotzdem, dass die sie Macht für Gutes einsetzen kann. Das Problem ist nicht, dass schlechte „Regierungen“ die „Autorität“ missbrauchen. Das Problem ist, dass das Konzept der „Autorität“ selbst vollkommen irrational ist und sich selbst widerspricht. Aber das verstehen sie nicht.
Die „Autorität“ ist nur ein religiöser Glaube, ohne jegliche Logik und Vernunft. Ein Glaube, der durch ständige sektenhafte Indoktrination erzeugt wurde. Unabhängig von Ausmaß und Verwendung der „Autorität“ existiert diese nicht und sie kann auch nicht existieren. Milliarden von Menschen können dieses nicht realisieren und diese fehlende Einsicht hat sie dazu gebracht, Dinge zu glauben und zu tun, die vollkommen zerstörerisch sind. So etwas wie eine gute „Autorität“ kann es nicht geben. Tatsächlich gibt es die „Autorität“ selbst ebenfalls nicht. Das klingt seltsam, lässt sich aber sehr einfach beweisen.
So etwas wie eine „Regierung“ oder einen „Staat“ gibt es nicht. Sie haben niemals existiert und sie werden auch niemals existieren. Die Politiker sind real. Die Soldaten und Polizisten, die den Willen der Politiker durchsetzen, sind ebenso real. Die Gebäude, in denen sie sich aufhalten, sind real und auch die Waffen, die sie einsetzen, sind sehr real. Aber ihre angebliche „Autorität“ ist es nicht. Und ohne diese „Autorität“, also ohne das Recht zu tun, was sie tun, sind sie nichts anderes als eine Verbrecherbande. Der Begriff der „Regierung“ beinhaltet Legitimität – er bedeutet die Ausübung von „Autorität“ gegenüber bestimmten Menschen oder an bestimmten Orten. Die Menschen nennen die Befehle der „Regierung“ „Gesetze“, und sich nicht an diese „Gesetze“ zu halten, nennen sie „Verbrechen“ usw.
Durch die Sprache und die Begrifflichkeiten manifestiert sich das Recht der „Regierung“ auf Herrschaft und umgekehrt resultiert daraus eine Verpflichtung der Beherrschten, zu gehorchen. Ohne das Recht auf Herrschaft, also ohne „Autorität“, gibt es keinen Grund eine bestimmte Gruppe als „Regierung“ zu bezeichnen. Alle Politiker und ihre Söldner wären genau das gleiche wie ein riesiges organisiertes Verbrechersyndikat. Ihre „Gesetze“ wären genauso „rechtmäßig“ wie die Drohungen von Räubern und Erpressern. Und genau das ist es, was im Kern jede „Regierung“ darstellt: Eine unrechtmäßige Bande aus Räubern, Erpressern und Mördern, die sich als rechtmäßige „öffentliche“ Institution tarnt.
(Die Begriffe „Regierung“ und „Autorität“ werden in diesem Buch in Anführungszeichen gesetzt, weil es kein tatsächliches Recht auf Herrschaft geben kann und Regierungen und Autoritäten deshalb eigentlich nicht existieren. Innerhalb dieses Buches beziehen sich diese Begriffe nur auf die Menschen und die Gruppen von Menschen, bei denen gemeinhin die Illusion besteht, dass sie ein Recht auf Herrschaft haben.)
Jede Diskussion um „legal“ und „illegal“, wer die Macht haben sollte, welche „Innenpolitik“ gemacht werden sollte, wie die „Regierung“ mit verschiedenen Themen umgehen sollte und jede andere beliebige politische Diskussion ist vollkommen irrational und reine Zeitverschwendung. Alles ist aus der falschen Grundannahme abgeleitet, dass ein Mensch das Recht dazu hat, einen anderen zu beherrschen und dass „Autorität“ deshalb existieren kann. Die ganzen Auseinandersetzungen über die Art und Weise, wie die „Autorität“ eingesetzt werden sollte und was „Regierungen“ tun sollten, sind ebenso nützlich wie eine Diskussion darüber, welche Rolle der Weihnachtsmann für Weihnachten spielen soll. Nur ist die „Autorität“ sehr viel gefährlicher als der Weihnachtsmann. Tatsächlich handelt es sich bei der „Autorität“ um die größte Bedrohung, mit der die Menschheit jemals konfrontiert wurde. Um diese Gefahr zu bannen ist es nicht notwendig, die Natur des Menschen zu ändern, Hass in Liebe zu verwandeln oder irgendwelche anderen grundsätzlichen Veränderungen im Universum vorzunehmen. Stattdessen reicht es, nur eine einzige irrationale Lüge, an die nahezu jeder glaubt, als Lüge zu erkennen und anschließend loszuwerden. Im übertragenen Sinn wären die meisten Probleme auf dieser Welt über Nacht verschwunden, wenn jeder im übertragenen Sinn den Glauben an den Weihnachtsmann aufgibt.
Jede Idee und jeder Lösungsvorschlag, der von der Existenz einer „Regierung“ abhängt, ist von vorneherein ungültig. Das schließt alles ein, was in irgendeiner Form mit Politik zu tun hat. Es ist so, als wenn zwei Menschen sachlich über die Frage diskutieren, ob Atomenergie oder Wasserkraft besser für die Energieversorgung ihrer Stadt geeignet seien und plötzlich jemand vorschlägt, Energie mit einem Zauberspruch zu generieren. Alle würden ihn auslachen, weil reale Probleme nicht durch Zauberei gelöst werden können. Und trotzdem konzentrieren sich heutzutage alle Diskussionen über soziale Probleme darauf, welcher Zauberspruch die Menschheit retten wird. Alle politischen Diskussionen beinhalten als falsche Grundannahme die Vorstellung, dass es so etwas wie eine rechtmäßige „Regierung“ geben soll. Diese Vorstellung wird nicht hinterfragt, weil sie so oft von allen wiederholt wurde, dass jeder an sie glaubt.
Das Problem mit weit verbreiteten falschen Annahmen ist, dass sie weit verbreitet sind. Sobald die überwiegende Mehrheit an etwas glaubt, erscheint es vernünftig. Wie lächerlich und unlogisch es eigentlich ist, spielt keine Rolle. Weiterhin daran zu glauben ist einfach und sicher, während das Hinterfragen unbequem und sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist. Für die unglaublich zerstörerische Kraft des religiösen Glaubens an die „Autorität“ gibt es unzählige Beweise, die die Menschheitsgeschichte überdeutlich geprägt haben. Und trotzdem haben es bis heute nur wenige Leute geschafft, die Grundannahme auch nur im Ansatz in Frage zu stellen. Und auch wenn sie davon überzeugt sind, erleuchtet und weise zu sein, stolpern die Menschen von einer Katastrophe in die nächste. Wegen ihrer Unfähigkeit, die gefährlichste aller Religionen loszuwerden: den religiösen Glauben an „Autorität“.
Ableger des Aberglaubens
Im religiösen Glauben an die „Autorität“ gibt es viele Begriffe, die den Anschein erwecken sollen, dass es rechtmäßig sei, dass eine Gruppe eine andere gewaltsam beherrscht. Hier einige Beispiele:
„Regierung“
„Regierung“ ist der Begriff für eine Organisation oder Gruppe von Menschen, über die gemeinhin die Vorstellung besteht, dass sie das Recht auf Herrschaft hätte. Viele andere Begriffe bezeichnen Teile der „Regierung“, die die angebliche Rechtmäßigkeit der herrschenden Klasse verstärken. Beispiele sind „Präsident“, „Kongressabgeordneter“, „Richter“ und „Gesetzgebung“.
„Gesetz“
Die Wahrnehmung der Begriffe „Gesetz“ und „Gesetzgebung“ ist eine andere wie ihre eigentliche Bedeutung. „Drohungen“ und „Befehle“ sind treffendere Ausdrücke. Die Wahrnehmung hängt davon ab, ob diejenigen, die die „Gesetze“ machen und durchsetzen, auch das Recht dazu haben.
Wenn eine Verbrecherbande ein Stadtviertel beherrscht und andere schikaniert, dann werden ihre Befehle nicht als „Gesetze“ bezeichnet. Aber wenn eine „Regierung“ Befehle durch die „Gesetzgebung“ erteilt, werden diese Befehle im Allgemeinen als „Gesetze“ bezeichnet. In Wirklichkeit ist jedes autoritäre „Gesetz“ ein Befehl, der unter Androhung und Anwendung von Gewalt durchgesetzt wird. Es ist egal, ob es sich dabei um „Gesetze“ gegen Mord oder gegen Bauen ohne Baugenehmigung handelt. Sie sind keine Vorschläge oder Empfehlungen, sondern Befehle, die gewaltsam durchgesetzt werden. Übliche Drohungen sind die Enteignung (Strafzahlungen) oder Entführung (Verhaftung) und Freiheitsberaubung (Gefängnisstrafe).
Was bei normalen Bürgern als „Erpressung“ bezeichnet wird, heißt „Besteuerung“, wenn es von Menschen durchgeführt wird, bei denen die Vorstellung besteht, dass sie das Recht auf Herrschaft hätten. Was normalerweise als Erpressung, Raub, Entführung und andere Übergriffe angesehen wird, wird zu „Regulierung“ und „Strafverfolgung“, sobald die Täter im Namen einer „Autorität“ handeln.
Der Begriff „Gesetz“ im Sinne allgemeiner Gesetzmäßigkeiten des Universums ist etwas völlig anderes. Gesetze der Physik oder Mathematik haben zum Beispiel nichts mit dem Konzept der „Autorität“ zu tun. Diese Gesetze entsprechen dem „Naturgesetz“, das nicht durch eine „Gesetzgebung“ gesetzt werden muss. Ausgangspunkt des Naturgesetzes ist, dass es Standards für richtig und falsch gibt, die dem Wesen der Menschheit innewohnen. Sie hängen nicht von irgendeiner menschlichen „Autorität“ ab. Diese Standards haben faktischen Vorrang gegenüber jeder menschlichen „Autorität“. Dieses Konzept wird inzwischen in vielen Diskussionen häufiger thematisiert, aber in den USA wird der Begriff „Gesetz“ nicht in diesem Kontext verwendet. Und auch in diesem Buch ist mit „Gesetz“ etwas anderes gemeint.
„Verbrechen“ und „Kriminalität“
Die Begriffe „Verbrechen“ und „Kriminalität“ beschreiben ein Verhalten, das davon abweicht, was im „Gesetz“ steht. Der Satz „ein Verbrechen begehen“ hat eine negative Bedeutung. „Das Gesetz zu brechen“ erweckt den Eindruck, dass „Gesetzesverstöße“ moralisch falsch sind. Das setzt die Rechtmäßigkeit des Befehls voraus, dem anschließend nicht gehorcht wird.
Wenn Schutzgelderpresser einen Ladeninhaber bedrohen, würde ihn niemand als „Verbrecher“ ansehen, wenn er sich dagegen wehrt. Aber wenn das gleiche im Namen der „Regierung“ geschieht und die Schutzgelderpressung mit „Gesetz“ und „Besteuerung“ umschrieben wird, dann wären die Opfer, die sich gegen die Erpressung wehren in den Augen der meisten Menschen „Verbrecher“.
Die Begriffe „Verbrechen“ und „Verbrecher“ geben für sich gesehen keine Auskunft darüber, welches „Gesetz“ nicht beachtet wurde. Es ist ein „Verbrechen“ langsam an einer leeren Kreuzung über Rot zu fahren und es ist gleichermaßen ein „Verbrechen“, seinen Nachbarn umzubringen. Vor hundert Jahren war es ein „Verbrechen“, einem Sklaven das Lesen beizubringen, im Deutschland der 40er Jahre war es ein „Verbrechen“, Juden vor der SS zu verstecken, in Pennsylvania ist es ein „Verbrechen“, in oder auf einem Kühlschrank im Freien zu schlafen.
Ein „Verbrechen zu begehen“ und ein „Verbrecher“ zu sein bedeutet, den Befehlen von Politikern nicht zu gehorchen. Diese Begriffe klingen offensichtlich negativ, weshalb die meisten Menschen nicht als „Verbrecher“ bezeichnet werden wollen. Und wenn sie andere Menschen so nennen, dann tun sie das, um sie herabzuwürdigen.
„Gesetzgeber“
Der Begriff „Gesetzgeber“ ist ein seltsames Paradoxon. Die „Gesetzgeber“ werden als etwas wahrgenommen, was das Recht hat, Befehle zu erteilen, „Steuern“ zu erheben, bestimmte Verhaltensweisen zu vorzuschreiben und bei Zuwiderhandlung Gewalt anzuwenden. Dieses Recht existiert aber nur dann, wenn zuvor ein „Gesetzgebungsverfahren“ stattgefunden hat. Dem „Gesetzgeber“ wird das Recht zu herrschen zugestanden, aber nur nachdem er bestimmte politische Rituale durchgeführt hat. Nur dann hat der „Gesetzgeber“ das angebliche Recht, Befehle zu erteilen und andere dafür zu bezahlen, diese Befehle zu vollstrecken. Das geschieht in Situationen, in denen normale Einzelpersonen kein solches Recht haben. Man stellt sich also ernsthaft vor, dass Moral für die „Gesetzgeber“ etwas anderes ist als für jeden anderen Menschen.
Normale Menschen finden es unmoralisch, Geld unter Androhung von Gewalt von anderen zu erpressen. Wird aber genau das gleiche von „Politikern“ getan, die die Erpressung als „Besteuerung“ bezeichnen, ist Erpressung auf einmal vollkommen in Ordnung. Andere zu beherrschen und sie zu bestimmten Handlungen zu zwingen, gilt unter normalen Menschen als Bedrohung, Nötigung und Körperverletzung. Wenn diese Taten von Politikern begangen werden, heißen sie auf einmal aber „Regulierung“ und „Strafverfolgung“. Die Politiker werden „Gesetzgeber“ genannt anstatt „Verbrecher“ und „Täter“, weil ihren Befehle ein „Gesetzgebungsprozesses“ vorangegangen ist und diese Befehle deshalb als rechtmäßig angesehen werden. Sie werden als „Autorität“ betrachtet und ihre „gesetzgeberischen“ Befehle zu befolgen, gilt als moralischer Imperativ.
„Gesetzeshüter“
Eine der häufigen Erscheinungsformen der „Autorität“ sind die „Gesetzeshüter“ oder „Polizisten“. Diese sind keine normalen Menschen, sondern Repräsentanten der „Autorität“. Das Verhalten der „Gesetzeshüter“ und die Reaktionen von Menschen, die mit ihnen zu tun haben zeigen, dass die üblichen moralischen Maßstäbe für sie nicht gelten.
Angenommen, ein normaler Bürger könnte einen Autofahrer wegen eines kaputten Bremslichts zum Anhalten zwingen und einen Haufen Geld von ihm erpressen. Der Fahrer würde ausrasten. Er würde das als Erpressung, Schikanierung und möglicherweise auch als Überfall und Freiheitsberaubung ansehen. Wenn jemand aber genau das gleiche tut und sagt, dass er im „staatlichen“ Auftrag handelt, wenn er das Auto mit Blaulicht verfolgt, den Fahrer stellt und ein „Bußgeld“ wegen des kaputten Bremslichts von ihm kassiert, dann halten die meisten das für vollkommen rechtmäßig.
Menschen mit Dienstausweisen und Uniformen werden von anderen nicht als normale Menschen wahrgenommen. Sie sind der bewaffnete Arm der „Autorität“. Die Qualität ihrer „polizeilichen Maßnahmen“ und die Rechtmäßigkeit ihrer Handlungen werden nach anderen Maßstäben beurteilt als das Verhalten ganz normaler Menschen. Für sie zählt nur, wie gut sie „das Gesetz“ vollstrecken. Es spielt keine Rolle, ob ihr Verhalten den allgemein üblichen Maßstäben für richtig und falsch entspricht. Mit Sätzen wie: „Ich habe das Gesetz nicht gemacht. Ich sorge nur dafür, dass es eingehalten wird.“ geben sie das auch offen zu. Sie erwarten, dass ihr Verhalten nur danach beurteilt wird, wie gut sie den Willen des „Gesetzgebers“ durchsetzen. Ob sie sich generell wie zivilisierte vernünftige Menschen verhalten, ist egal.
„Länder“ und „Nationen“
Die Begriffe „Gesetz“ und „Verbrechen“ sind Derivate der „Regierung“ und der „Autorität“. Zahlreiche weitere Begriffe existieren ebenfalls nur durch den religiösen Glauben an die „Autorität“ oder sie wurden vollkommen verzerrt. Die Begriffe „Land“ und „Nation“ sind weitere Beispiele für solche Begriffe. Die Grenze, die um ein „Land“ herum gezogen ist, definiert das geografische Gebiet, in dem eine spezielle „Autorität“ das Recht auf Herrschaft beansprucht.
Andere Gebiete unterscheiden sich davon nur dadurch, dass andere Autoritäten die Herrschaft beanspruchen. Geografisch abgegrenzte Gebiete sind real. Aber der Begriff „Land“ bezieht sich nicht nur darauf. Er bezieht sich immer auf eine politische „Jurisdiktion“ (ein weiterer Begriff aus der Welt des Glaubens an die „Autorität“). Leute, die „ihr Land lieben“, können nicht beschreiben, was das bedeutet. Mit „Land“ ist objektiv betrachtet nicht ein Ort oder die Leute oder irgendein abstraktes Prinzip oder Konzept gemeint. Ein „Land“ ist nur ein Gebiet, auf dem eine bestimmte Verbrecherbande das Recht auf Herrschaft beansprucht. „Ein Land zu lieben“ ist daher ein ziemlich seltsamer Ausdruck. Er beschreibt eigentlich nur eine psychologische Abhängigkeit von den Untertanen, die von der gleichen herrschenden Klasse beherrscht werden. Das entspricht ganz und gar nicht dem, was die meisten Leute sich unter nationaler Loyalität und Patriotismus vorstellen. Die Leute identifizieren sich vielleicht einer bestimmten Kultur oder einem bestimmten Ort und fühlen sich hingezogen zu den Menschen, die dort leben. Der Begriff „Land“ beschreibt allerdings einfach nur den Bereich, in dem eine bestimmte „Regierung“ das Recht auf Herrschaft beansprucht. Dadurch sind auch die „Grenzen“ definiert und es sind wiederum diese „Grenzen“, die ein „Land“ definieren.
Versuche, das Irrationale zu rationalisieren
Menschen, die sich selbst für gebildet, geistig offen und fortschrittlich halten, möchten sich nicht eingestehen, dass sie Sklaven eines Herren oder die Unterdrückten einer herrschenden Klasse sind. Deshalb wird viel Aufwand betrieben, um das eigentliche Wesen der „Regierung“ zu verschleiern und zu rationalisieren. Unmengen an Wortakrobatik und irreführenden Begriffen und Mythen wurden erschaffen, um die Herrschaftsbeziehung zwischen den „Regierungen“ und ihren Untertanen zu verstecken. Diese Mythen werden bereits den Kindern gelehrt, um sie zu „Staatsbürgern“ zu machen. Das meiste davon ist vollkommen unlogisch und widersprüchlich. Nachfolgend sind einige der am weitesten verbreiteten Mythen beschrieben, die durch allgegenwärtige Propaganda das Wesen der „Autorität“ verschleiern sollen.
Das „Einverständnis der Regierten“
In der modernen Welt wird die Sklaverei fast überall verurteilt. Dennoch ist die Beziehung zwischen einer als solchen empfundenen „Autorität“ und dessen Untertan der Beziehung zwischen einem Herren (Besitzer) und einem Sklaven (Besitz) sehr ähnlich. Diejenigen, die an eine „Autorität“ glauben, wollen das nicht zugeben und sind darauf konditioniert, falsche Zusammenhänge auswendig zu lernen und immer wieder zu wiederholen. Diese wurden dazu geschaffen, die tatsächliche Situation zu verbergen. Ein Beispiel hierfür ist der Ausdruck „Einverständnis der Regierten“.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie Menschen interagieren können: freiwillig in gegenseitigem Einverständnis oder unfreiwillig durch Ausübung von Gewalt und Zwang durch eine Einzelperson oder durch eine Gruppe von Menschen. Diese beiden Möglichkeiten – freiwilliges Einverständnis und Herrschaft – schließen sich gegenseitig aus. Wenn jemand einen Menschen gegen dessen Willen mit Gewalt zu etwas zwingt, kann keine „Zustimmung“ und kein „Einverständnis“ des Betroffenen vorliegen. Die eine Seite beherrscht oder „regiert“ die andere. Wenn „regiert“ wird, gibt es kein Einverständnis.
Manche behaupten, dass ein Einverständnis dadurch vorliegt, dass eine Mehrheit oder „das Volk“, sein Einverständnis dazu gegeben hat, „regiert“ zu werden. Ob Einzelpersonen einverstanden sind oder nicht, soll keine Rolle spielen. Das aber stellt das Konzept des Einverständnisses auf den Kopf. Niemand kann sich im Namen eines anderen ohne dessen ausdrückliche Zustimmung mit etwas einverstanden erklären. Egal ob es sich dabei um Einzelpersonen, Gruppen oder die „Mehrheit“ handelt. Wenn A im Namen von B ohne dessen Zustimmung C das Recht einräumt, B zu berauben, so gibt es kein Einverständnis von B.
Genau diese in sich vollkommen widersprüchliche Vorstellung ist die Grundlage des religiösen Glaubens an die „Demokratie“: Eine Mehrheit kann angeblich ihr Einverständnis im Namen einer Minderheit geben, beherrscht zu werden. Die Betroffenen sind alles andere als „einverstanden“. Auch wenn jemand dumm genug ist, zu sagen: „Ich bin einverstanden damit, dass du mich gewaltsam beherrschst“, gibt es in dem Moment, wenn ein Befehl erteilt wird, offensichtlich kein „Einverständnis“ mehr. Vor diesem Zeitpunkt gab es kein „Regieren“ – nur freiwillige Kooperation. Die Widersprüchlichkeit wird offensichtlich, wenn man es wie folgt ausdrückt: „Ich bin damit einverstanden, dass du mich zu etwas zwingst, egal, ob ich damit einverstanden bin oder nicht.“
In Wirklichkeit gibt es niemanden, der denjenigen an der „Regierung“ wirklich alles erlauben würde. Deshalb fügen die Autoritätsgläubigen mit dem „impliziten Einverständnis“ ein weiteres Element hinzu, um ein „Einverständnis“ herzustellen, wo es gar keines gibt: Sie behaupten, dass allein die Tatsache, in einer Stadt, einem Bundesland oder einem Land zu leben, dafür ausreicht, dass man mit allen Regeln „einverstanden“ ist, die darin gelten. Mit den Regeln, die von den Menschen festgelegt wurden, die behaupten, das Recht dazu zu haben, über diese Stadt, das Bundesland oder das Land zu herrschen. Autoritätsgläubige empfehlen Menschen, die diesem angeblichen impliziten Einverständnis widersprechen, die Stadt, das Bundesland oder das Land zu verlassen. Wer bleibt, stimme zu, von den Herrschern auf dem Gebiet innerhalb des Geltungsbereichs ihrer Regeln beherrscht zu werden.
Obwohl dieses ununterbrochen wiederholt wird, widerspricht es jedem gesunden Menschenverstand. Es ist genauso absurd wie wenn ein Fahrraddieb einen Fahrradfahrer an einem Dienstag anhält und zu ihm sagt: „Weil du an einem Dienstag hier in diesem Stadtviertel herumfährst, erklärst du dich damit einverstanden, dass du mir dein Fahrrad geben musst.“
Ein Mensch kann für einen anderen nicht entscheiden, womit dieser einverstanden ist oder nicht. Eine Vereinbarung und ein Einverständnis gibt es nur dann, wenn zwei oder mehr Menschen freiwillig einander zustimmen, einen Sachverhalt gemeinsam zu regeln. Einfach nur irgendwo geboren zu sein bedeutet nicht, sich mit irgendetwas einverstanden erklärt zu haben. In seinem eigenen Haus zu leben, das in irgendeinem Gebiet steht, das irgendein König oder Politiker zu seinem Reich erklärt hat, hat nichts mit Einverständniserklärung zu tun.
Jemand, der das Recht dazu hat, die Regeln festzulegen und durchzusetzen, die für eine bestimmte Sache oder einen bestimmten Ort gelten, ist definitionsgemäß der Eigentümer dieser Sache oder des Ortes. Dieser Eigentümer hat das exklusive Recht, zu entscheiden, was mit seinem Eigentum geschieht. Der Eigentümer eines Hauses hat das Recht dazu, andere nicht hineinzulassen. Er hat auch das Recht, Besuchern zu sagen, was sie tun dürfen und was sie zu unterlassen haben, wenn sie sich im Haus aufhalten. Wenn jemand sagt: „wenn du in meinem Auto mitfahren willst, dann darfst du nicht rauchen“ oder „du kannst nur reinkommen, wenn du deine Schuhe ausziehst“, dann ist das eine vollkommen andere Angelegenheit als zu versuchen, anderen Leuten vorzuschreiben, was sie mit ihrem Eigentum tun dürfen.
Wenn also ein Autoritätsgläubiger einem anderem, der den Befehlen der Politiker nicht gehorchen will, nahelegt, das Land zu verlassen, dann steckt dahinter die Annahme, dass alles innerhalb des „Landes“ Eigentum der Politiker sei. Ein Hauseigentümer ist nicht Eigentümer seines Hauses, wenn er vor der Wahl steht, den Politikern zu gehorchen oder zu verschwinden. Auch nicht wenn er das Haus aus eigener Kraft errichtet oder über Jahre hinweg abbezahlt hat. Sein Haus ist einschließlich der Zeit und Lebensenergie, die er in das Haus investiert hat, Eigentum der Politiker. Wenn die Zeit und Lebensenergie eines Menschen einem anderen gehört, dann ist er definitionsgemäß Sklave dieses anderen Menschen. Das „implizite Einverständnis“ bedeutet demnach, dass jedes „Land“ eine riesige Sklavenplantage ist und dass alles darin einschließlich der Menschen das Eigentum der Politiker ist. Und diese benötigen selbstverständlich keinerlei Einverständnis der Sklaven, um mit ihnen zu machen, was sie wollen.
Kein Staatsgläubiger kann erklären, woher Politiker das Recht haben, sich einseitig und exklusiv zu Eigentümern an tausenden von Quadratkilometern Land einschließlich der darauf bereits lebenden Menschen zu erklären und dementsprechend das Recht auf Herrschaft und Ausbeutung zu beanspruchen. Das wäre ebenso verrückt wie zu sagen: „Ich erkläre hiermit, dass Nordamerika mein rechtmäßiges Eigentum ist, also muss jeder, der hier lebt, das tun, was ich sage. Verschwinde, wenn dir das nicht passt!“
Es gibt auch ein praktisches Problem mit dieser „gehorche oder verschwinde“-Einstellung. Zu verschwinden würde einfach nur bedeuten, dass der Einzelne sich in einem anderen „Land“, also auf einer anderen Sklavenplantage wiederfinden würde. Am Ende ist jeder auf der Erde ein Sklave, der sich nur noch aussuchen darf, welchen Herren er dienen soll. Demnach gibt es keine Freiheit. Mit dem immer wieder unterstellten „Einverständnis“ hat das überhaupt nichts zu tun.
Der Glaube daran, dass die Politiker Eigentümer von allem und jedem sind, zeigt sich besonders deutlich bei den „Einwanderungsgesetzen“. Wenn Menschen eine Erlaubnis eines Politikers dafür benötigen, einen Fuß ins Land zu setzen und das Übertreten einer unsichtbaren Linie zwischen verschiedenen Besitztümern als „Verbrechen“ gilt, dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass das gesamte Land Eigentum der Politiker ist. Wenn es Menschen nicht gestattet ist, einen „illegalen Einwanderer“ zu beschäftigen und mit ihm Handel zu treiben, wenn ihm nicht einmal erlaubt ist, ihn nach Hause zu sich einzuladen, dann hat dieser Bürger Eigentum an nichts und den Politikern gehört alles.
Das „implizite Einverständnis“ steht auch im Widerspruch zur Realität. Wenn jemand mit bestimmten Regeln einverstanden ist, müssen ihm diese nicht durch „Vollstrecker“ gewaltsam aufgezwungen werden. Vollstreckt wird nur, wenn jemand nicht mit etwas einverstanden ist. Jeder, der Augen im Kopf hat, kann deutlich sehen, dass eine „Regierung“ ständig gegen den Willen vieler Menschen handelt. Angesichts der unzähligen Polizisten, Kommissare, Regulierer, Grenzschützer, Drogenpolizisten, Staatsanwälte, Richter, Soldaten und die ganzen anderen „Vollstrecker“ des „Staates“ und seiner „Regierung“ ist es vollkommen lächerlich zu behaupten, dass die „Regierung“ mit dem „Einverständnis“ der „Regierten“ handelt. Den Machthabern ist es egal, ob die Betroffenen mit deren „Gesetzen“ einverstanden sind oder nicht. Die Befehle der Politiker werden durchgesetzt. Wenn nötig mit roher Gewalt und mit oder ohne Einverständnis des Einzelnen.
„Wir sind die Regierung“
Eine der bizarrsten und wahnsinnigsten, aber sehr weit verbreiteten Behauptungen ist, dass „wir das Volk die Regierung sind“. Bereits Kindern wird beigebracht, diesen Unsinn zu verinnerlichen, obwohl jedem vollkommen klar ist, dass die Politiker Befehle erteilen und Regeln aufstellen und jeder andere unter Strafandrohung gehorchen muss. Es gibt eine herrschende Klasse und eine Klasse der Untertanen, die sich überdeutlich voneinander unterscheiden: Die eine Gruppe verlangt riesige Geldsummen, die andere Gruppe zahlt. Die eine Gruppe sagt der anderen, wo sie leben und arbeiten darf, was sie essen und trinken darf, welche Fahrzeuge sie fahren darf, für wen sie arbeiten darf, welchen Beruf sie ausüben darf usw. Die eine Gruppe nimmt sich Billionenbeträge von dem, was die andere Gruppe verdient. Die eine Gruppe besteht vollständig aus Parasiten, während die andere Gruppe so gut sie kann den gesamten wirtschaftlichen Wohlstand produziert. Es ist vollkommen offensichtlich, wer die Befehle erteilt und wer zu gehorchen hat. Wer gehorchen muss, ist beim besten Willen nicht die „Regierung“ und man benötigt eine ordentliche Portion Selbstbetrug, um irgendetwas anderes zu glauben.
„Die Regierung dient uns“
Weit verbreitet ist auch die Behauptung, dass die „Regierung“ für uns „arbeitet“. Sie „dient uns“ angeblich. Das hat nicht das Geringste mit der Realität zu tun. Es handelt sich nur um ein Mantra, das in sektenhafter Verblendung bis zur Besinnungslosigkeit wiederholt wird. Eine Lüge, die absichtlich in die Menschheit einprogrammiert wurde, um ihre Wahrnehmung zu verzerren. Die meisten Menschen hinterfragen diesen offensichtlichen Unsinn nicht einmal. Kaum jemand fragt sich, warum „die Regierung“ für uns arbeitet und wir gleichzeitig nicht entscheiden dürfen, wieviel wir unseren Angestellten bezahlen. Warum entscheidet unser „Angestellter“ darüber, was er für uns tut? Warum bestimmt unser „Angestellter“ wie wir zu leben haben? Warum verlangt unser „Angestellter“, dass wir ihm gehorchen, und zwar unabhängig davon, wie willkürlich seine Befehle sind und warum schickt er Bewaffnete zu uns nach Hause, wenn wir nicht gehorchen?
Eine „Regierung“ kann uns unmöglich dienen, sonst wäre sie keine „Regierung“. Wer andere herumkommandiert und ihnen ihr Geld wegnehmen kann, ist nicht deren Diener. Und wenn er das nicht tut, dann handelt es sich nicht um eine „Regierung“. Die „Regierung“ ist eine Organisation, die das Recht dazu hat, die Untertanen gewaltsam durch „Gesetze“ zu beherrschen und dadurch ist der weit verbreitete Ausdruck, dass sie „dem Volk dient“, vollkommen lächerlich. Es ist absurd zu glauben, dass ein Herrscher der Diener der Beherrschten ist. Trotzdem gilt dieser unauflösbare Widerspruch in der „Staatslehre“ als nicht zu hinterfragendes Dogma.
„Die Regierung repräsentiert uns“
Die sogenannte „repräsentative Regierung“ ist eine Lüge, die noch weiter verbreitet ist. Sie dient dazu, das Herrschaftsverhältnis zwischen der „Regierung“ und dem Volk zu verschleiern. Dahinter steckt die Behauptung, dass die Menschen durch die Wahl in Machtpositionen, „ihre Anführer wählen“ und dass die „Amtsinhaber“ ausschließlich den Willen des Volkes repräsentieren. Auch das ist in sich widersprüchlich und hat nichts mit der Realität zu tun. Die sogenannten „repräsentativen Regierungen“ handeln ständig gegen den Willen ihrer Untertanen. Sie erhöhen die „Steuern“, führen Kriege, lassen sich bestechen usw.
Jedem Steuerzahler fallen sofort viele Beispiele für Dinge ein, die gegen seinen Willen von seinem Geld bezahlt werden: Geschenke an große Konzerne, Zahlungen an bestimmte Einzelpersonen, „Regierungshandeln“, das individuelle Rechte verletzt oder das verschwenderische, korrupte, ineffiziente Bürokratiemonster der „Regierung“. Die Behauptung, dass das alles würde dem Willen des Steuerzahlers entsprechen, ist absurd.
Auch rein theoretisch ist so etwas wie eine „repräsentative Regierung“ gar nicht möglich, weil „die Regierung“ nicht das Volk als Ganzes repräsentieren kann, so lange sich nicht jeder Einzelne genau damit einverstanden erklärt. Die Menschen und ihre Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich. Egal was die „Regierung“ tut, sie wird deshalb immer gegen den Willen von zumindest ein paar Menschen handeln. Selbst wenn die „Regierung“ genau das tun würde, was eine Mehrheit ihrer Untertanen will (was ohnehin niemals vorkommt), würde sie nicht allen Menschen dienen. Sie würde Minderheiten den Willen von Mehrheiten aufzwingen.
Darüber hinaus kann jemand, der einen anderen repräsentiert nicht mehr Rechte haben als derjenige, den er repräsentiert. Wenn zum Beispiel jemand kein Recht dazu hat in das Haus seines Nachbarn einzubrechen und ihm seine Wertsachen zu stehlen, dann hat er auch nicht das Recht dazu, einen Repräsentanten hinzuschicken, der das gleiche für ihn tut. Jemanden zu repräsentieren bedeutet, in dessen Namen an seiner Stelle zu handeln. Ein echter Repräsentant kann nur das tun, wozu derjenige, den er repräsentiert, berechtigt ist. Im Fall der „Regierung“ sind die Menschen, die angeblich repräsentiert werden, zu nichts berechtigt, was die Politiker tun: „Steuern“ erheben, „Gesetze“ erlassen, usw. Ein normaler Mensch hat kein Recht, seine Entscheidungen seinem Nachbarn aufzuzwingen, ihm zu sagen, wie er sein Leben zu leben hat und ihn zu bestrafen, wenn er nicht gehorcht. Wenn demnach eine „Regierung“ so etwas tut, dann repräsentiert sie niemanden außer sich selbst.
Interessanterweise berufen sich viele Menschen ständig auf eine „repräsentative Funktion“ der „Regierung“, die sie durch Wählerstimmen erhalten haben soll. Obwohl sie aber gewählt haben, verweigern sie jede persönliche Verantwortung für das, was die von ihnen gewählten „Repräsentanten“ tun. Wenn die von ihnen gewählte Person, ein „Gesetz“ erlässt, das Schaden anrichtet oder zur Erhöhung der „Steuern“ führt oder einen Krieg nach sich zieht, empfinden die Wähler nie die gleiche Schuld oder Scham, die sie empfinden würden, wenn sie persönlich solche Dinge getan oder jemanden damit beauftragt hätten. Diese Tatsache zeigt, dass nicht einmal der überzeugteste Wähler an das Konzept einer „repräsentativen Regierung“ glaubt und dass er Politiker nicht als seine Repräsentanten ansieht. Die Begrifflichkeit stimmt nicht mit dem überein, was real passiert.
Das einzige Ziel solcher Wortspiele ist es, die Tatsache zu verschleiern, dass die Beziehung zwischen der „Regierung“ und ihren Untertanen genau die gleiche ist wie die zwischen einem Herren und seiner Sklaven. Der eine Herr mag seine Sklaven weniger brutal schlagen als der andere. Der andere erlaubt seinen Sklaven, etwas mehr von dem zu behalten, was sie produzieren. Wieder ein anderer versorgt sie vielleicht besser. Aber nichts davon stellt das Verhältnis von Herren und Sklaven in Frage. Derjenige mit dem Recht zu herrschen, ist der Herr und derjenige mit der Pflicht zu gehorchen, ist der Sklave. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, auch nicht wenn das mit noch so viel rhetorischen Tricks umschrieben wird. Zum Beispiel durch Euphemismen wie „repräsentative Regierung“, „Einverständnis der Regierten“ und „Wille des Volkes“.
Eine „Regierung des Volkes, vom Volk und für das Volk“ kann es nicht geben, auch wenn sich das durch die politische Rhetorik noch so toll anhört. Eine Herrscherklasse kann die Beherrschten weder repräsentieren, noch ihnen dienen. Genauso wenig wie ein Herr seine Sklaven repräsentieren oder ihnen dienen kann. Seine einzige Möglichkeit wäre, damit aufzuhören, ihr Sklavenhalter zu sein und sie freizulassen. Eine Herrscherklasse kann nur zum Diener der Beherrschten werden, indem sie damit aufhört, eine Herrscherklasse zu sein und indem sie von jeder Herrschaft die Finger lässt. Eine „Regierung“ kann Menschen nicht dienen, solange sie eine „Regierung“ ist.
„Rechtsstaat“
Ein weiteres Beispiel für eine irrationale Annahme der Staatsgläubigen ist die Vorstellung von einem „Rechtsstaat“. Dahinter steckt die Annahme, dass das Recht einfacher Menschen schlecht sei, weil es jenen dient, die mit niederen Absichten nach Macht streben. Der „Rechtsstaat“, so heißt es in der Theorie, garantiere hingegen ausschließlich objektive, vernünftige und für alle gleichermaßen geltende Regeln. Einmal wirklich objektiv und vernünftig darüber nachgedacht, ist schnell klar, wie absurd diese Vorstellung ist. Obwohl das „Gesetz“ oft als eine Art heiliges, unfehlbares, natürliches und universelles Regelwerk wahrgenommen wird, ist das „Gesetz“ in Wirklichkeit nur eine Ansammlung von Befehlen, die von den Menschen in der „Regierung“ geschaffen und durchgesetzt werden. Einen Unterschied zwischen „Rechtsstaat“ und „Rechtsmensch“ würde es nur geben, wenn die „Gesetze“ des „Rechtsstaates“ von etwas anderem als Menschen geschaffen worden wären.
Die geheime Zutat
Staatgläubige versuchen, die Existenz einer herrschenden Klasse namens „Regierung“ mit vernünftigen, legitimen, nützlichen Dingen zu rechtfertigen. Sie erklären diese Dinge dann zur Grundlage des „Staates“. Sie behaupten: „Wenn die Menschen sich organisieren, um ein gemeinsames Verteidigungssystem zu errichten, dann nennt man das Staat.“ Oder es heißt: „Ein Staat entsteht, wenn Menschen gemeinsam entscheiden, wie Dinge wie Straßen, Handel und Eigentumsrechte funktionieren sollen.“ Oder sie sagen: „Wenn die Menschen ihre Ressourcen bündeln, um Dinge gemeinsam zu tun, anstatt dass jeder Einzelne alles für sich alleine macht, dann ist das ein Staat.“
Nichts davon entspricht der Realität. Solche Annahmen dienen dazu, den „Staat“ als natürlichen, rechtmäßigen und nützlichen Teil der Menschheit darzustellen. Aber alle diese Annahmen ignorieren den wahren Kern des „Staates“. Der „Staat“ hat nichts mit Organisation, Kooperation oder gemeinsamen Übereinkünften zu tun. Unzählige Gruppen und Organisationen – Supermärkte, Fußballmannschaften, Autohersteller, Bogenschützenvereine usw. – handeln kooperativ und zum gemeinsamen Vorteil. Sie werden aber nicht „Staat“ genannt, weil sie kein Recht auf Herrschaft beanspruchen und auch nicht von sich behaupten, dass sie ein solches Recht hätten. Das ist die geheime Zutat, die die „Autorität“ ausmacht: das angebliche Recht dazu, andere gewaltsam zu beherrschen.
„Regierungen“ entstehen nicht einfach so aus Supermärkten oder Fußballmannschaften und auch nicht aus Menschen, die sich organisieren, um sich gemeinsam und gegenseitig zu verteidigen. Es gibt einen großen Unterschied zwischen „Wie können wir uns effektiv verteidigen?“ und „Ich habe das Recht, dich zu beherrschen!“
In der Staatslehre wird behauptet, dass der „Staat“ und die „Regierung“ Ergebnisse zivilisierter und organisierter Menschen sind. Tatsächlich aber sind sie ausschließlich Ergebnisse des Märchens, dass es jemanden geben muss, der „das Sagen hat“. Ohne den religiösen Glauben an die „Autorität“ würde keine Kooperations- oder Organisationform jemals zu einer „Regierung“ werden. Zu einem rechtmäßigen Herrscher zu werden, setzt eine drastisch verzerrte allgemeine Wahrnehmung von Dienstleistungen voraus. Dabei ist es egal, um welche Art der Dienstleistung es sich handelt – Lebensmittelversorgung, Wohnungsbau, Information, Schutz oder sonst etwas. Eine Organisationsform kann nicht wundersamerweise zu einer „Regierung“ werden, ebenso wenig wie ein Angestellter eines Sicherheitsdienstes wundersamerweise zum König werden kann.
Diese falschen Vorstellungen von einer Dienstleistung führt zu einer weiteren Behauptung der Staatsgläubigen: Dass eine Beseitigung der „Regierung“ dazu führen wird, dass Verbrecherbanden die Herrschaft übernehmen würden und dadurch eine neue Form von „Regierung“ entstehen würde. Die gewaltsame Ausübung von Herrschaft wird aber nicht automatisch als das Handeln einer „Regierung“ angesehen. So lange der neuen Verbrecherbande nicht das Recht zu herrschen zugeschrieben wird, so lange wird sie auch nicht als „Regierung“ betrachtet. Eine moderne Bevölkerung zu unterwerfen – vor allem wenn sie bewaffnet ist – setzt tatsächlich einzig und allein voraus, dass die Herrschaft als rechtmäßig wahrgenommen wird.
Heutzutage würde die Herrschaft mittels bloßer Gewalt über eine größere Menge an Menschen ungeheure Ressourcen erfordern (Waffen, Spitzel, Söldner usw.) – so viele, dass das es aussichtslos wäre. Die Horrorvorstellung von brutalen Verbrecherbanden, die ein Land unterwerfen, passt zwar in die Kinos, aber in einem Land mit einem Kommunikationsnetz und Waffen wird es nicht dazu kommen. Die einzige Möglichkeit, eine größere Bevölkerung heutzutage zu unterwerfen, besteht darin, dass die Herrschaftsanwärter die Bevölkerung davon überzeugen, dass sie das moralische Recht dazu hätten, sie zu beherrschen. Das gelingt nur, wenn die Vorstellung von einer „rechtmäßigen Autorität“ in die Köpfe der Opfer eingehämmert wird und diese daraufhin davon überzeugt sind, es mit einer rechtmäßigen und korrekten „Regierung“ zu tun zu haben. Sobald das gelingt, ist kaum noch Gewalt nötig, um an die Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten. Wenn das Regime dagegen jemals den Anschein der Rechtmäßigkeit in den Augen seiner Opfer verliert, oder wenn es diesen Anschein nie erreicht, wird rohe Gewalt nicht dazu ausreichen, die Macht zu erhalten und zu sichern.
Verbrecherbanden und beliebige andere Organisationen können nicht zu „Regierungen“ werden, so lange die Menschen nicht glauben, dass irgendwer das Recht hätte, sie zu beherrschen. Wenn sich die Menschen vom religiösen Glauben an die „Autorität“ befreien, dann brauchen sie dementsprechend keine Revolution, um frei zu sein. „Regierungen“ werden daraufhin einfach verschwinden, weil der einzige Grund, warum sie überhaupt existieren, der religiöse Glaube an die „Autorität“ im Kopf der Staatsgläubigen ist. Die Politiker und ihre Söldner, die ihre Drohungen wahr machen, sind zwar sehr real. Aber ohne den Anschein der Rechtmäßigkeit werden sie als machtbesessene Verbrecherbande angesehen und nicht als „Regierung“.
Manche, unter ihnen auch Thomas Jefferson in der Unabhängigkeitserklärung, behaupten, dass es möglich und wünschenswert sei, eine „Regierung“ zu haben, die nichts anderes tut als die Rechte des Individuums zu schützen. Aber eine Organisation, die sich nur darauf beschränkt, wäre keine „Regierung“. Jeder Einzelne hat das Recht, sich und andere gegen Angriffe zu verteidigen. Auch wenn das im Rahmen einer sehr großen und gut organisierten Form geschieht, so wäre das ebenso wenig ein „Staat“ wie ein großer Lebensmittelhersteller ein „Staat“ wäre. Damit eine Organisation ein „Staat“ ist, muss sie per Definition etwas tun dürfen, wozu andere Menschen nicht das Recht haben. Eine „Regierung“ mit den gleichen Rechten wie jeder andere ist keine „Regierung“, genauso wenig wie der Durchschnittsmensch auf der Straße eine „Regierung“ ist.
Die Notwendigkeitsausrede
Eine häufige Ausrede der Staatsgläubigen ist, dass die Menschheit eine „Regierung“ brauchen würde. Die Gesellschaft benötigt angeblich einen Anführer. Irgendwer müsse verantwortlich sein, sonst gäbe es Chaos und blutige Auseinandersetzungen. Aber eine bloße Notwendigkeit, egal ob real oder nur in der Vorstellung, kann kein Fabelwesen real werden lassen. Ein Recht zu herrschen wird nicht Realität, nur weil es angeblich für eine friedliche Gesellschaft gebraucht wird. Niemand würde behaupten, dass der Weihnachtsmann real ist, weil wir ihn dazu brauchen, damit Weihnachten funktioniert.
Wenn die „Autorität“ nicht existiert und nicht existieren kann, wie im Folgenden noch belegt wird, dann ist die Aussage, dass wir sie „bräuchten“, nicht nur sinnlos, sondern offensichtlich auch unwahr. Wir können nicht einfach etwas durch die Kraft der Gedanken herbeizaubern, das dann tatsächlich real ist. Wenn man ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springt, wird die Tatsache, dass ein Fallschirm „notwendig“ ist, nicht dazu führen, dass plötzlich ein Fallschirm entsteht. Ebenso wenig ist es möglich, dass ein Mensch auf diese Weise das Recht erhält, über einen anderen zu herrschen. Auf der anderen Seite kann dadurch unmöglich die Pflicht entstehen, sich unterwerfen zu müssen. Die Behauptung, dass die Notwendigkeit dazu führt, dass etwas real entsteht, ist schlicht und einfach falsch.
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