TEIL II DIE WIDERLEGUNG DER AUTORITÄT
Das Ende des Mythos
Immer mehr Menschen glauben heute, dass eine „Regierung“ nicht notwendig sei und dass die Gesellschaft in der Praxis sehr viel besser ohne sie zurecht kommen würde. Andere sagen, dass die Gesellschaft ohne eine Staatsgewalt die einzige moralische Option ist, weil dadurch die Initiierung von Gewalt gegen unschuldige Menschen nicht unterstützt wird – und zwar unabhängig davon, was besser „funktioniert“. Diese Argumente haben beide ihre Berechtigung und beides ist erstrebenswert.
Es gibt aber einen grundsätzlicheren Punkt, der solche Diskussionen in Frage stellt: Eine „Autorität“ kann nicht existieren. Unabhängig davon, ob sie moralisch ist oder nicht und ob sie „funktioniert oder nicht“. Das ist keine Wunschvorstellung, sondern es ist die Beschreibung der Realität. Wenn eine „Autorität“ nicht existieren kann – so wie später noch logisch hergeleitet wird – ist jede Debatte darüber sinnlos, ob wir sie „brauchen“ oder wie gut sie funktioniert.
Dementsprechend ist der Gegenstand dieses Buches nicht, dass die „Regierung“ abgeschafft werden sollte, sondern dass eine „Regierung“ im Sinne einer rechtmäßigen herrschenden Klasse nicht existiert und nicht existieren kann. Die Unfähigkeit, dieses zu erkennen, führt zu unermesslichem Leid und zu großer Ungerechtigkeit. Selbst die meisten, die „Staat“ und „Regierung“ als riesige Bedrohungen der Menschheit ansehen, sprechen von ihnen, als würden sie tatsächlich existieren. Sie erwecken den Eindruck, als gäbe es eine Wahl zwischen einem „Staat“ oder der Abwesenheit eines „Staats“. Diese Wahl gibt es nicht. Der „Staat“ ist logisch unmöglich.
Das Problem ist nicht der „Staat“, sondern der Glaube an den „Staat“. Jemand, der beispielsweise realisiert, dass es keinen Weihnachtsmann gibt, würde nicht in den Krieg ziehen, um ihn abzuschaffen oder vom Nordpol zu vertreiben. Er hört einfach nur damit auf, an ihn zu glauben. Der Unterschied ist nur, dass der Glaube an den Weihnachtsmann keinen größeren Schaden anrichtet, während der Glaube an das mystische Monster namens „Autorität“ zu unvorstellbarem Leid, zu Unterdrückung und Ungerechtigkeit führt.
Die Kernbotschaft ist nicht, dass eine Welt ohne eine „Autorität“ erschaffen werden soll. Sie lautet, dass Menschen gewöhnlich die Tatsache nicht akzeptieren, dass es die „Autorität“ nicht gibt. Eine Welt ohne „Autorität“ ist das, was schon immer existiert. Den Menschen würde es wesentlich besser gehen und sie würden sich sehr viel rationaler, moralischer und zivilisierter verhalten, wenn sie diese Tatsache verstehen würden.
Warum der Mythos verführerisch ist
Warum sollte eigentlich irgendjemand wollen, dass so etwas wie ein „Staat“ und eine „Regierung“ existiert? Die Motive machtbesessener Menschen sind klar: Es gibt ihnen einen einfachen, angeblich legitimen Mechanismus an die Hand, durch den sie andere gewaltsam beherrschen können. Aber warum wollen alle anderen, die beherrscht werden, dass es eine „Regierung“ und einen „Staat“ gibt?
Die Gedankengänge der Staatsgläubigen beginnen mit normalen, nachvollziehbaren Sorgen und sie enden mit einer irrsinnigen „Lösung“. Für den Durchschnittsmenschen befinden sich Milliarden von Menschen auf der Welt, von denen viele dumm oder feindselig sind. Natürlich wollen sie vor diesen Menschen und den vielen bösen Dingen, die sie ihnen möglicherweise antun, geschützt werden. Die meisten Staatsgläubigen begründen damit ganz offen die Notwendigkeit eines „Staats“. Man könne den Menschen nicht vertrauen, weil es in der Natur des Menschen liegt, zu stehlen, andere anzugreifen, etc. Staatsgläubige behaupten oft, dass die Gesellschaft ohne eine herrschende Autorität zusammenbricht. Der „Staat“ muss Regeln aufstellen und durchsetzen, um das zu verhindern. Konflikte würden auf Blutvergießen hinauslaufen, es würde nur wenig bis gar keine Zusammenarbeit mehr geben, der Handel würde vollkommen zum Erliegen kommen, es ginge nach dem Prinzip „jeder ist sich selbst der Nächste“ und die Menschheit würde sich zurückentwickeln bis hin zum Höhlenmenschen oder es entsteht eine Art Endzeit-Szenario.
Staatsgläubige und Anarchisten diskutieren zwar gerne über die Frage, ob der Mensch an sich gut und vertrauenswürdig ist und deshalb keine Herrscher benötigt oder ob er an sich schlecht und nicht vertrauenswürdig ist und dass man deswegen einen „Staat“ braucht, um ihn unter Kontrolle zu halten. Das eigentliche Problem ist aber, dass der Glaube an die „Autorität“ vollkommen irrational ist. Ob der Mensch gut oder schlecht ist, spielt keine Rolle.
Die häufigste Begründung dafür, warum ein „Staat“ notwendig sein soll – dass Menschen schlecht sind und deshalb unter Kontrolle gehalten werden müssen –, macht sozusagen zufällig den Irrsinn des Staatsglaubens deutlich. Angenommen die Menschen sind tatsächlich so einfältig, dumm und bösartig sind, dass man nicht darauf vertrauen kann, dass sie selbständig das Richtige tun. Wie soll sich dann die Situation durch eine Teilmenge genau dieser einfältigen, dummen und bösartigen Menschen verbessern? Einer Teilmenge, der die gesellschaftliche Erlaubnis erteilt wird, alle anderen gewaltsam zu beherrschen? Warum sollte irgendjemand auf die Idee kommen, aus einer Gruppe gefährlicher Monster zivilisierte Menschen zu machen, indem er sie neu organisiert?
Die Antwort macht die religiöse Natur des Glaubens an die „Autorität“ deutlich. Autoritätsgläubige wollen nicht nur eine andere Organisationsweise der Menschen, sondern die Beteiligung irgendeines übermenschlichen Wesens. Dieses Wesen soll Rechte und Fähigkeiten haben, die menschliche Wesen nicht haben. Diese sollen dazu verwendet werden, die ganzen nicht vertrauenswürdigen Menschen auf Linie zu halten. Die Staatsgläubigen behaupten ständig, dass die Menschen so fehlerbehaftet sind, dass sie beherrscht werden müssen. Wenn das so ist, dann muss ihrer Meinung nach irgendetwas anderes als Menschen die Herrschaft ausüben. Unabhängig davon, aus welcher Perspektive man die Phänomene „Regierung“ und „Staat“ untersucht, bestehen diese am Ende immer und ausschließlich aus Menschen. Zu sagen, dass ein „Staat“ und eine „Regierung“ nötig seien, weil Menschen nicht vertrauenswürdig sind, ist irrational und unsinnig.
Was die Gläubigen wirklich von einer „Regierung“ wollen, ist eine riesige unüberwindbare Macht, die dazu eingesetzt wird, Gutes zu tun. Aber es gibt keinen politischen oder irgendeinen anderen Zaubertrick, der Gerechtigkeit für alle herstellen kann. Nichts und niemand kann garantieren, dass die „Guten“ gewinnen oder dass die Unschuldigen respektiert und geschützt werden. Die Staatsgläubigen bestehen auf einen übermenschlich mächtigen magischen Erlöser, der die Menschheit vor sich selbst retten soll – aber dieser existiert nicht. Zumindest auf diesem Planeten sind es die Menschen, die an der Spitze stehen. Es gibt nichts über ihnen, das sie beherrscht und aus ihnen Eigentum macht. Und sich so ein übermenschliches Wesen einzubilden, bedeutet weder, dass es real ist, noch dass es dazu beiträgt, die Situation zu verbessern.
Die Religion des „Staates“
Der „Staat“ ist weder ein wissenschaftliches Konzept noch ein rationales soziologisches Konstrukt. Er ist erst recht keine logische und praktische Methode der gesellschaftlichen Organisation und Kooperation. Der Glaube an den „Staat“ baut nicht auf rationalen Gründen auf. Er baut auf Gläubigkeit auf. In Wirklichkeit ist der Glaube an den „Staat“ eine Religion, die aus einer Reihe dogmatischer Lehren besteht. Irrationale Doktrine, die auf dem Gegenteil von Beweisen und Logik basieren und die von den Gläubigen systematisch auswendig gelernt und ständig wiederholt werden.
Ebenso wie in anderen Religionen gibt es bei der Religion des „Staates“ einen Gott, der als übermenschliches, übernatürliches Wesen, das über den Sterblichen steht und Gebote für die Gefolgschaft erlässt. Die Gebote niemals in Frage zu stellen, ist höchste moralische Verpflichtung. Die Gebote zu brechen, wird als Sünde betrachtet und „sich nicht an die Gesetze halten“ genannt. Pflichtbewusst und selbstgerecht werden die Untreuen und Sünder, die „Kriminellen“, bestraft. Dabei werden mit großem Stolz der Kadavergehorsam und die Unterwürfigkeit gegenüber ihres Gottes (als „gesetzestreuer Steuerzahler“) zur Schau gestellt. Die Sterblichen betteln bescheiden ihre Herren um Gefälligkeiten an und fragen sie um Erlaubnis, bestimmte Dinge zu tun. Empörende Gotteslästerung ist es, wenn ein Vertreter des niederen Fußvolks selbst entscheidet, an welche der „Staats“-Gott-„Gesetze“ er sich hält und welche er ignoriert. Die Doktrin lautet: „Du kannst versuchen, die Gesetze zu ändern, aber so lange es Gesetze sind, müssen wir uns alle an sie halten!“
Das Religiöse des Glaubens an die „Autorität“ wird in bestimmten Situationen besonders deutlich sichtbar. Zum Beispiel wenn sich die Menschen versammeln, voller Stolz ihre Hände auf die Brust legen und in religiöser Art und Weise ihr Vertrauen und ihre ewige Treue auf eine Fahne schwören. Kaum jemand merkt, dass der Treueschwur auf ein System der Unterdrückung und autoritären Kontrolle erfolgt. Im übertragenen Sinn wird dadurch versprochen, blind zu gehorchen und sich wie loyale Untergebene ihrer Herren zu verhalten, anstatt das moralisch Richtige zu tun. Der Treueschwur besteht ausschließlich aus Unterwerfungsgesten. Als wäre es ein ehrenvolles und großartiges Ziel, sich unter die Knute des „Staats“ und der „Regierung“ zwingen zu lassen.
Der Schwur, die Geisteshaltung und die Emotionen, passen universell zu jedem tyrannischen Regime der Geschichte. In den USA wird die Treue zur „Republik“ geschworen. Hinzu kommen viele andere patriotische Rituale, Lieder und die religiöse Verehrung von zwei Pergamentpapieren namens „Unabhängigkeitserklärung“ und „US-Verfassung“. Das alles zeigt, dass der „Staat“ nicht als praktische Notwendigkeit betrachtet wird. Er hat die Funktion eines Gottes, der zu ehren und zu preisen ist und dem gehorcht werden muss. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Glauben an den „Staat“ und dem Glauben an andere Götter ist heutzutage, dass die Menschen tatsächlich an den Gott namens „Staat“ glauben. Der Glaube an die anderen angeblichen Götter besteht im Vergleich dazu nur noch aus hohlen Ritualen und halbherzig nachgeplapperten Bekenntnissen. In ihrem Alltag ist der „Staat“ der Gott, den sie wirklich anbeten, um sie vor Unglück zu bewahren, um ihre Feinde zu bestrafen und sie mit allerlei Wohltätigkeiten zu bedenken.
Die Gebote des „Staats“-Gottes sind es, die von den Menschen am meisten respektiert und beachtet werden. Die Gebote des „Staates“ stehen stets über den Lehren der niederen Götter. Beispiele sind „bezahle deinen Anteil“ (Besteuerung) im Vergleich zu „du sollst nicht stehlen“ oder „vaterländische Pflicht“ (Militärdienst) im Vergleich zu „du sollst nicht töten“.
Die Politiker sind die Hohepriester der Religion des „Staates“, die Sprecher und Repräsentanten der „Regierung“, die das heilige „Gesetz“ von oben herab verkünden. Diese sagen sogar ganz offen, dass es den Leuten gestattet ist, die Religion auszuüben, die sie möchten, so lange das nicht gegen die „Gesetze“ der obersten Religion verstößt, also gegen die Diktate der sogenannten „Regierung“.
Der durchschnittliche Mensch wird sich vielleicht etwas darüber aufregen, wenn jemand die Existenz des Gottes, an den er glaubt, in Frage stellt. Regelrecht aggressiv und feindselig wird er hingegen reagieren, wenn jemand eine Gesellschaft ohne „Staat“ vorschlägt. Das zeigt, welcher Religion die Menschen tiefer emotional verbunden sind und an welche Religion sie tatsächlich stärker glauben. Der Glaube an den „Staat“ sitzt sogar so tief, dass sie nicht einmal erkennen, dass es ein Glaube ist. Ein Glaube ist das genaue Gegenteil von einer sorgfältigen rationalen Betrachtung unter Einbezug von Logik und Beweisen. Deshalb reagieren Staatsgläubige auf die Idee einer staatenlosen Gesellschaft („Anarchie“) mit Beleidigungen, Weltuntergangsszenarien und emotionalen Wutausbrüchen, anstatt den „Staat“ ruhig und vernünftig mit sachlichen Argumenten zu verteidigen. Der Glaube an den „Staat“ ist durch und durch eine religiöse Überzeugung, die nur durch ständige Indoktrination erzeugt werden kann. Für die Staatsgläubigen ist ihr Gott, der „Staat“, ihr Erlöser und Beschützer, Lehrer und Meister. Die Nachricht, dass er eigentlich gar nicht existiert und niemals existiert hat, sehen sie als existenzielle Bedrohung.
Politik hat einen offensichtlichen religiösen Charakter. Die Gebäude der „Regierung“ und ihrer „Ministerien“ gleichen häufig Kathedralen oder Tempeln, die traditionellen Kostüme und Rituale, der Luxus und Pomp bei Eröffnungen und anderen „staatlichen“ Zeremonien, die Art und Weise, wie die Mitglieder der Herrscherkaste behandelt und beschrieben werden (z.B. als „Herr Bundesminister“ oder „euer Ehren“) – das alles verleiht dem „Staat“ eine Aura der göttlichen Heiligkeit. Die vielen religiösen Symbole und Rituale weisen sehr viel stärker auf eine Religion hin als auf eine praktikable Methode, um Gesellschaften zu organisieren. Die Staatsgläubigen erhoffen sich vom „Staat“, ein weiser, neutraler, allwissender und allmächtiger „Entscheider der letzten Instanz“ zu sein, der die falschen, kurzsichtigen und selbstsüchtigen Launen der Menschen überwindet und ersetzt. Unfehlbar, gerecht und fair. Die Vorstellung mag zwar angenehm sein, irgendeine moralisch überlegene, allmächtige Gottheit zu haben, die die Unschuldigen schützt und Ungerechtigkeit verhindert. Aber so etwas gibt es nicht und kann es nicht geben. Es gibt hingegen viele Gründe, warum es vollkommen dämlich ist, den „Staat“ als Lösung für menschliche Unzulänglichkeiten zu betrachten.
Ein Beispiel: Der Staatsgläubige will, dass der „Staat“ objektive Regeln für zivilisiertes Verhalten durchsetzt. Genauer betrachtet will er aber seine eigene Auffassung von Gerechtigkeit und Moral durch die „Autorität“ durchsetzen lassen. Dabei erkennt er nicht, dass der Einzelne nicht mehr entscheiden kann, was als moralisch oder gerecht gilt, sobald eine „Autorität“ ins Spiel kommt. Die „Autorität“ wird das Recht beanspruchen, das an seiner Stelle zu tun. Staatsgläubige haben schon unzählige Versuche unternommen, etwas Allmächtiges für das Gute zu schaffen, indem sie irgendwelche Menschen zu Herrschern gemacht haben. Und immer wieder passiert das gleiche: Kurz nachdem der Herrscher seinen Thron bestiegen hat, sinkt sein Interesse an den Sklaven auf Null.
Das ist mit allen Staatsgläubigen passiert, egal, wie verschieden ihre Überzeugungen und Pläne waren. Die Sozialisten behaupten, der „Staat“ sei notwendig, um Vermögen „gerecht“ zu verteilen. Objektivisten behaupten, der „Staat“ sei unverzichtbar, um die Rechte des Individuums zu schützen. Konstitutionalisten behaupten, dass der „Staat“ notwendig sei, um die in der Verfassung festgelegten Aufgaben umzusetzen. Menschen, die an die Demokratie glauben behaupten, dass der „Staat“ dazu nötig sei, den Willen der Mehrheit zu realisieren. Viele Christen behaupten, dass der „Staat“ dazu nötig sei, die Gebote Gottes durchzusetzen usw. Und jedes Mal werden sie alle enttäuscht, weil die „Autorität“ ihren Plan immer wieder ändert und nur den Interessen der Menschen an der Macht dient. Sobald die Machthaber „im Amt“ sind, interessiert sich keiner mehr dafür, wofür die Machthaber „ins Amt“ gebracht wurden. Das war bisher bei jeder „Regierung“ in der Geschichte so.
Sobald die Menschen einen Herrscher erschaffen, haben sie per Definition nicht mehr das Sagen. Etwas anderes zu erwarten, ist absurd. Auch ohne die vielen historischen Beispiele. Zu erwarten, dass der Herr dem Sklaven dient – zu erwarten, dass Macht einzig und allein nur zum Wohl der Beherrschten eingesetzt wird und nicht zum Wohl der Herrscher – ist vollkommen lächerlich.
Noch verrückter ist, dass die Staatsgläubigen behaupten, dass die Ernennung von Herrschern der einzige Weg ist, der Unvollkommenheit des Menschen zu begegnen. Für Staatsgläubige ist die Welt voll von Fremden mit fragwürdigen Motive und einer dubiosen Moral und sie haben Angst vor dem, was diese Menschen tun könnten. Das ist zwar für sich gesehen eine sehr gut nachvollziehbare Sorge. Aber daraufhin einer Auswahl exakt dieser Menschen mit fragwürdigen Motiven, unglaublich viel Macht zu geben und ihnen zu erlauben, alle anderen zu beherrschen, ist Wahnsinn. Das alles in der Hoffnung, dass irgendein Wunder dazu führt, dass diese Leute ihre Macht nur für das Gute verwenden. Staatsgläubige vertrauen anderen demnach nicht, gute Nachbarn zu sein, aber sie vertrauen ihnen gleichzeitig darin Herrscher mit unbegrenzter Macht zu sein.
Komischerweise glaubt fast jeder Staatsgläubige, dass Politiker unehrlicher, korrupter, hinterhältiger und egoistischer sind als die meisten anderen. Gleichzeitig behauptet er aber steif und fest, dass die Zivilisation nur fortbestehen kann, wenn diesen hinterhältigen Leuten sowohl die Macht als auch das Recht gegeben wird, alle anderen zu beherrschen. Die einzige Chance, sich vor den Fehlern der menschlichen Natur zu schützen, sei, manche dieser fehlerbehafteten Menschen zu Göttern zu machen, die das Recht haben, über die Menschheit zu herrschen. Meist sind es auch noch die allerschlimmsten von ihnen, in die sie die Hoffnung setzen. Unbegrenzte Macht nur für Gutes zu nutzen und für friedliche Gesellschaft, ist aber noch nie in der Menschheitsgeschichte passiert.
(Persönliche Anmerkung des Autors: Ich sage alles das als ehemals tief religiöser Staatsgläubiger. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich selbst die in sich widersprüchlichen und irrsinnigen Rationalisierungen des Staatsglaubens nicht nur akzeptiert, sondern sogar selbst verbreitet. Ich selbst konnte aus meiner eigenen autoritären Indoktrination nicht einfach und schnell ausbrechen. Es ging nur sehr langsam, in kleinen Schritten und mit großem intellektuellem Wehgeschrei. Ich sage das nur, damit klar ist, dass ich meine eigenen ehemaligen Glaubenssätze genauso angreife wie die anderer Leute, wenn ich von der „Autorität“ als etwas vollkommen Irrationales und Irrsinniges spreche.)
Eine weitere große Sorge von Staatsgläubigen ist, dass verschiedene Menschen verschiedene Überzeugungen, Sichtweisen und moralische Prinzipien haben. Sie fragen deshalb zum Beispiel: „Was ist, wenn es keine Regierung gibt und jemand denkt, dass es in Ordnung ist, mich umzubringen und mir meine Sachen zu stehlen?“ Richtig, wenn es unterschiedliche Sichtweisen gibt – so wie das schon immer war und wie das immer sein wird –, dann führt das zu Konflikten. Die autoritäre „Lösung“ besteht darin, ein paar Regeln zu erlassen, die ausnahmslos jedem aufgezwungen werden. Stattdessen könnte jeder für sich selbst entscheiden, was richtig ist und was er tun sollte. Die Staatsgläubigen hoffen, dass die „Autorität“ die richtigen Regeln erlassen und durchsetzen wird, aber sie erklären nie, wie und warum das geschehen soll. Die Dekrete der „Regierung“ werden auch nur von Menschen niedergeschrieben. Normalerweise auch noch von ausgesprochen machtgierigen und korrupten Menschen. Warum sollen ihre „Regeln“ besser sein als die „Regeln“, die jeder Einzelne für sich selbst festlegen würde?
Der Glaube an den „Staat“ führt nicht dazu, dass sich alle einigen. Er schafft nur die Voraussetzungen dafür, dass persönliche Differenzen extrem eskalieren können, indem sie zu Kriegen und zu massenhafter Unterdrückung ausgeweitet werden. Ebenso wenig ist es garantiert, dass eine „Autorität“ einen Streit so schlichtet, dass die „richtige“ Seite gewinnt. Staatsgläubige behaupten, dass der „Staat“ fair, vernünftig und rational in Situationen entscheidet, in denen Individuen nicht dazu in der Lage sind. Sie sind der Illusion verfallen, dass die „Autorität“ übermenschliche Fähigkeiten habe und deswegen vertrauenswürdiger sei als normale Sterbliche.
Die Geschichte beweist das genaue Gegenteil. Eine falsche Moralvorstellung einer Einzelperson oder einer kleinen Gruppe führt möglicherweise zur Ermordung eines Menschen oder vielleicht von einem Dutzend. Die gleiche falsche moralische Überzeugung einiger weniger Menschen kann aber zur Ermordung von Millionen von Menschen führen, wenn diese eine Person oder die kleine Gruppe die Maschine namens „Staat“ kontrolliert. Die Staatsgläubigen wollen zwar, dass ihre eigenen Vorstellungen von „guten Regeln“ des Zusammenlebens durch eine zentrale „Autorität“ allen anderen aufgezwungen werden, aber das erkennen sie nicht. Sie können es sich nicht vorstellen, dass das auch von selbst passieren kann. Durch ihr Streben nach dem allmächtigen „guten Menschen“, der alle retten soll, erschaffen die Staatsgläubigen einen allmächtigen schlechten Menschen nach dem anderen. Immer und immer wieder bauen sie ein gigantisches und unaufhaltsames Staatsmonster auf und hoffen, dass dieses die Unschuldigen beschützt. Nur um am Ende festzustellen, dass dieses Monster eine weitaus größere Bedrohung für die Unschuldigen darstellt, als die Bedrohungen, gegen die es sie ursprünglich schützen sollte.
Paradoxerweise sprechen sich Staatsgläubige tatsächlich für die Legitimation des Bösen aus, wenn sie versuchen, Gerechtigkeit zu garantieren. Tatsächlich führt der Glaube an die „Autorität“ ausschließlich zum Anstieg unmoralischer Gewalt innerhalb einer Gesellschaft. Das ist kein bedauerlicher Zufall oder Nebeneffekt einer grundsätzlich guten Idee. Es ist eine sehr einfach logisch nachvollziehbare Folge des Glaubens an die „Autorität“.
„Autorität“ ist unmoralische Gewalt
Manchmal ist physische Gewalt gerechtfertigt und manchmal nicht. Über die konkreten Situationen kann man diskutieren. Trotzdem wird es generell anerkannt, dass aggressive Gewalt, also die Initiierung von Gewalt gegen einen anderen Menschen oder auch angreifende Gewalt unmoralisches Unrecht ist. Zu dieser Form von Gewalt zählen neben Diebstahl, Raub und Mord auch indirektere Formen von Aggressionen, wie Vandalismus und Betrug.
Gewaltanwendung zur Verteidigung Unschuldiger gilt dagegen gemeinhin als gerechtfertigt und ist moralisch akzeptiert. Sie gilt sogar als anständig und rechtschaffen. Die Rechtmäßigkeit solcher Gewalt ist durch die Situation definiert, in der sie angewendet wird und nicht durch die Person, die sie anwendet. Anders ausgedrückt kann Gewalt, die von jedermann rechtmäßig ausgeübt werden kann, als „gute Gewalt“ bezeichnet werden. Jede Gewalt, die nicht jedermann rechtmäßig anwenden kann gilt als „schlechte Gewalt“. (Der Leser kann an dieser Stelle seine eigenen Maßstäbe anlegen. Die Schlussfolgerungen bleiben unverändert.)
Die Handlanger der „Autorität“ haben scheinbar das Recht, Gewalt in beliebigen Situationen anzuwenden und sich dabei nicht nur auf Situationen zu beschränken, in denen jeder das Recht dazu hätte. Wenn also jeder das Recht auf Anwendung „guter Gewalt“ in den entsprechenden Situationen hat und „das Gesetz“ die Handlanger von „Regierungen“ dazu ermächtigt, Gewalt zusätzlich in allen anderen Situationen anzuwenden, dann legitimiert das „Gesetz“ schlechte Gewalt. Die „Autorität“ entspricht demnach der Erlaubnis, Schlechtes zu tun. Sie darf Dinge tun, die dann als unmoralisch und ungerechtfertigt gelten, wenn irgendjemand anderes als die „Autorität“ und ihre Handlanger sie tun.
Diese Zusammenhänge verstehen nur wenige. Auch nicht der engagierte Wähler, der stolz ein Wahlplakat in seinem Garten aufstellt oder der gutmeinende Bürger, der „sich für ein politisches Amt zur Wahl stellt“. Wenn sie sie verstehen würden, wäre ihnen klar, dass „Demokratie“ unmoralische Gewalt ist, die von einer Mehrheit gebilligt wird. Unmoralische Gewalt kann keine gesellschaftlichen Probleme lösen. Sie kann auch nicht zu Freiheit oder Gerechtigkeit führen.
In einer „Demokratie“ sei die Wahlstimme die Stimme eines Menschen und das Wahlrecht gebe den Menschen Freiheit – so der weit verbreitete Glaube. „Demokratie“ ist aber einfach nur die Legitimation von Aggression und ungerechtfertigter Gewalt. Das ist so einfach und offensichtlich, dass ein riesiger Haufen Propaganda notwendig ist, um es erfolgreich vor den Menschen zu verbergen. Wenn jeder das Recht hätte, rechtmäßige Gewalt anzuwenden und es den Handlangern der „Regierung“ gestattet ist, Gewalt zusätzlich in anderen Situationen anzuwenden, dann liegt es in der Natur der Sache, dass der „Staat“ unmoralische Gewalt anwendet.
Unmoralische Gewalt verwandelt sich in der Wahrnehmung der meisten Menschen unter zwei Voraussetzungen in „rechtmäßige Durchsetzung der Gesetze“: Wenn die Gewalt „legal“ ist und wenn sie durch die „Autorität“ und ihre Handlanger angewendet wird. Das ist das Grundprinzip jeder „Regierung“. Es impliziert, dass menschliche moralische Verhaltensstandards nicht für die Handlanger der „Regierung“ gelten. Das Ding namens „Regierung“ muss also etwas Übermenschliches sein.
Als rechtmäßig angesehen wird Gewalt dann, wenn sie sich auf die Verteidigung beschränkt. Dafür ist kein „Gesetz“ und keine spezielle „Autorität“ nötig. „Gesetze“ und „Regierungen“ werden nur dann benötigt, wenn unmoralische Gewalt auf dem Weg einer „Legitimierung“ zu moralischer Gewalt umdefiniert werden soll. Das ist der Beitrag einer „Regierung“ zu einer Gesellschaft – der einzige Beitrag. Niemand, der diese einfachen Zusammenhänge versteht, würde jemals behaupten, dass die „Regierung“ für die menschliche Zivilisation notwendig sei.
Der Glaube, dass ein von Menschenhand geschaffene „Gesetz“ die üblichen Regeln zivilisierten Verhaltens aushebeln kann, hat schreckliche Konsequenzen. Der Glaube an die „Autorität“ beinhaltet die Annahme, dass die „Regierung“ nicht durch ein eine einfache menschliche Moral begrenzt ist. Aber welche Standards oder Prinzipien begrenzen die „Regierung“ dann? Wenn 30 Prozent „Besteuerung“ in Ordnung ist, warum sollen dann 100 Prozent „Besteuerung“ nicht in Ordnung sein? Wenn „legaler“ Diebstahl rechtmäßig und gerecht ist, warum sollten dann „legale“ Folter und „legaler“ Mord nicht legitim und gerecht sein? Wenn irgendein „Gemeinwohl“ eine Institution voraussetzt, die von der Moral ausgenommen ist, warum sollte diese dann irgendwelchen Grenzen unterliegen? Wenn die Ausrottung einer ganzen Ethnie oder einer Glaubensgemeinschaft oder die gewaltsame Versklavung von Millionen von Menschen für das „Gemeinwohl“ für notwendig befunden wird, über welche moralischen Verfehlungen kann sich jemand beschweren, der zuvor akzeptiert hat, dass es eine „Autorität“ gibt?
Jeder Glaube an den „Staat“ beruht auf der Vorstellung, dass das „Gemeinwohl“ die „gesetzliche“ Initiierung von Gewalt gegen Unschuldige rechtfertigt. Und wenn diese Linie überschritten ist, gibt es keinen objektiven moralischen Standard, um dem Verhalten des „Staates“ Grenzen zu setzen. Die Geschichte hat das klar und deutlich gezeigt.
Die meisten denken, dass menschliche Wesen nicht vertrauenswürdig, moralisch und weise genug sind, um in Frieden ohne einen „Staat“, der sie ständig in Schach hält, leben zu können. Das gilt auch für die meisten, die meinen, dass es in einer idealen Gesellschaft keine Herrscher geben sollte. Die Menschheit sei für so eine Gesellschaft noch nicht „bereit“. Das beruht oft auf einem grundsätzlichen Missverständnis. Die Vorstellung von einer „Regierung“ als „notwendiges Übel“ (wie es Patrick Henry beschrieb) impliziert, dass die „Regierung“ der gewalttätigen aggressiven Natur menschlicher Wesen Grenzen setzt. Tatsächlich aber geschieht das genaue Gegenteil: Der Glaube an die „Autorität“ legitimiert und „legalisiert“ aggressive Gewalt. Die Menschen sind also angeblich nicht für eine staatenlose Gesellschaft „bereit“. Man könne ihnen nicht „vertrauen“, zusammenzuleben, wenn sie sich keiner „Autorität“ unterwerfen. Das bedeutet, dass friedliche Zivilisation angeblich nur dann möglich ist, wenn es eine riesige Machtmaschine gibt, die unmoralische Gewalt in ungeheurem Ausmaß in eine Gesellschaft bringt. Dabei spielt es keine Rolle, wie einfältig oder weise die Menschen sind oder wie bösartig oder anständig sie sind.
Die Gewalt der „Autorität“ wird von den Staatsgläubigen natürlich nicht als unmoralisch angesehen. Schließlich sind die Anwender der Gewalt keine gewöhnlichen Sterblichen, sondern Repräsentanten des Gottes namens „Staat“. Und Götter haben schließlich Rechte, die Normalsterbliche nicht haben. Wie absurd das ist, wird deutlich, wenn dieser nahezu überall verbreitete Glaube als das beschrieben wird, was er ist: Es ist notwendig, unmoralische Gewalt in eine Gesellschaft einzuführen, um Menschen daran zu hindern, unmoralische Gewalt auszuüben. Jeder, der an eine „Regierung“ glaubt, glaubt genau das. Der Glaube ist kein Ergebnis logischer und rationaler Überlegungen. Er wird akzeptiert, weil er Teil einer Doktrin der Religion namens „Staat“ und „Regierung“ ist, die nicht hinterfragt werden darf.
Wer gab ihnen das Recht?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Widersprüchlichkeit und Irrationalität der „Regierung“ offenzulegen. Eine der einfachsten Methoden ist, zu fragen: Woher kommt das Recht, jemanden anderen zu beherrschen? In alten Sagen heißt es, dass bestimmte Menschen von Gott oder einer Gruppe von Göttern gesandt wurden, um über die anderen herrschen. Viele Legenden sprechen von übernatürlichen Erscheinungen, wie die Herrin vom See oder das Schwert aus dem Stein aus der Artussage. Diese Erscheinungen haben bestimmt, wer das Recht hat, über andere zu herrschen. Zum Glück fällt die Menschheit größtenteils nicht mehr auf solche Geschichten herein. Leider wurden sie aber durch neue Geschichten ersetzt, die noch absurder sind als die alten.
In den alten Legenden haben mysteriöse „höheren Mächte“ die Aufgabe bestimmte Individuen zu Herrschern über andere zu machen. Zumindest theoretisch ist das eine Fähigkeit, für die nur göttliche Wesen in Frage kommen. In den neueren Begründungen für die „Autorität“ wird das gleiche behauptet, aber ohne Bezug zu etwas Übernatürlichem. Trotz der komplizierten Rituale und wirren Erklärungen bleibt es aber dabei, dass jeder moderne Glaube an den „Staat“ aus der Vorstellung resultiert, dass gewöhnliche Sterbliche durch bestimmte politische Prozeduren Rechte bekommen, die keiner der Menschen ursprünglich hatte. Wie irrsinnig das ist, sollte offensichtlich sein. Es gibt kein Ritual oder Dokument, durch das irgendeine Gruppe von Menschen anderen ein Recht übertragen kann, das keines der Gruppenmitglieder hat. Und diese offensichtliche Tatsache entzieht schon für sich gesehen jeder „Regierung“ die Rechtmäßigkeit.
Der Durchschnittsmensch glaubt, dass der „Staat“ Rechte hat, die der Einzelne nicht hat. Die Frage ist, wie und von wem die Menschen, die die „Regierung“ darstellen, diese Rechte bekommen haben. Nehmen wir als Beispiel die „Besteuerung“. Wie sollen die Mitglieder der „Regierung“ das Recht erhalten haben, anderen gewaltsam ihr Eigentum wegzunehmen, das sie zuvor erarbeitet haben? Kein Wähler hat so ein Recht. Also wie ist es möglich, dass Wähler so ein Recht an die Politiker übertragen haben?
Die gesamte Staatsgläubigkeit ist vollständig auf der Annahme aufgebaut, dass die Menschen Rechte delegieren können, die sie nicht haben. Auch die US-Verfassung räumt dem „Kongress“ das Recht auf „Besteuerung“ und „Regulierung“ ein, obwohl die Autoren diese Rechte selbst gar nicht hatten und sie deshalb auch nicht irgendwem anderes hätten geben können.
Jeder Mensch hat das Recht dazu, sich selbst zu „beherrschen“ – auch wenn das erst einmal schizophren klingt. Dieses Recht kann er auch, zumindest theoretisch, jemand anderen übertragen. Aber ein Recht, einen anderen Menschen zu beherrschen, hat er nicht. Dementsprechend kann er so ein nicht existierendes Recht auch nicht an andere übertragen. Wenn der „Staat“ nun ausschließlich jene beherrschen würde, die ihr Recht, selbst über sich zu herrschen an ihn abgeben, dann wäre er kein „Staat“.
Die Anzahl der beteiligten Menschen hat keinen Einfluss auf diese logische Schlussfolgerung. Zu behaupten, dass eine Mehrheit ein Recht, das kein einziges Mitglied dieser Mehrheit hat, auf irgendjemand anderen übertragen kann, ist irrational. Wenn von drei Leuten keiner ein Auto hat, dann kann auch keiner jemand anderem ein Auto geben. Man kann jemandem nicht etwas geben, was man selbst gar nicht hat.
Diese einfache Tatsache schließt alleine schon aus, dass es eine „Regierung“ geben kann. Wenn die „Regierung“ nur die Rechte hat, die ihnen von den Wählern übertragen wurden, dann verliert die „Regierung“ das einzige, was sie zu einer „Regierung“ macht: das Recht, über andere zu herrschen, also die „Autorität“. Wenn sie die gleichen Rechte wie jeder andere hat, dann gibt es keinen Grund, sie „Regierung“ zu nennen. Wenn die Politiker nicht mehr Rechte haben alle anderen, dann sind alle ihre Forderungen und Befehle, ihre gesamten politischen Rituale, „Gesetze“, Gerichte usw. nichts weiter als die Symptome einer tiefgehenden wahnhaften Psychose. Nichts von dem, was sie tun, kann rechtmäßiger sein als das, was auch alle anderen in eigener Verantwortung tun können. Zumindest solange Politiker nicht irgendwelche Rechte erworben haben, die andere nicht haben. Und das ist unmöglich, weil kein Mensch auf dieser Welt und auch keine Gruppe von Menschen ihnen übermenschliche Rechte geben kann.
Kein politisches Ritual kann Moral verändern. Keine Wahl kann aus einer falschen Handlung eine richtige Handlung machen. Wenn eine Handlung für einen Menschen unmoralisch ist, so ist sie ebenfalls unmoralisch, wenn sie von einer „Regierung“ ausgeführt wird. Wenn die moralischen Prinzipien, die für normale Menschen gelten, auch für Menschen gelten, die die „Regierung“ bilden, dann kann die „Regierung“ nicht etwas anderes sein als normale Menschen. Würde man die Mitglieder einer „Regierung“ mit dem gleichen Maßstab messen wie alle anderen Menschen, dann wären sie nichts anderes als eine Gruppe von Verbrechern, Terroristen und Mördern. Ihre Handlungen hätten keinerlei Rechtmäßigkeit, Gültigkeit und „Autorität“. Sie wären nur eine Verbrecherbande, die behauptet, dass ihnen ein paar Dokumente und Rituale das Recht gegeben haben, Verbrechen zu begehen. Traurigerweise glauben ihnen das die meisten ihrer Opfer.
Verwandlung moralischer Prinzipien
Wie die „Autorität“ wahrgenommen wird, hängt von der Einschätzung ab, ob etwas richtig oder falsch ist, also von der Moral. „Autorität“ bedeutet mehr als nur die Fähigkeit, andere Menschen gewaltsam zu beherrschen. Verbrecher, Diebe und Gangs haben zwar diese Fähigkeit, werden aber nicht als „Autorität“ bezeichnet. „Autorität“ bedeutet, zusätzlich zur Fähigkeit auch das Recht dazu zu haben, andere Menschen zu beherrschen.
Aus diesem Recht folgt eine moralische Verpflichtung der Beherrschten, zu gehorchen. Nicht nur, um eine Bestrafung zu vermeiden, sondern auch, weil Gehorsam und „Gesetzestreue“ als moralisch gut angesehen werden und Ungehorsam, also „das Gesetz zu brechen“, als moralisch schlecht. Die „Autorität“ setzt voraus, dass es so etwas wie richtig und falsch gibt.
(Wie nun richtig und falsch definiert werden oder was die Quelle von Moral ist, ist im Einzelnen nicht weiter relevant für die weitere Diskussion. Verwenden Sie Ihre eigenen Definitionen; die logischen Konsequenzen bleiben unverändert.)
Die Voraussetzung für die „Autorität“ ist die Existenz von richtig und falsch. Gleichzeitig wird die „Autorität“ ausschließlich von der Existenz von richtig und falsch gesteuert. Eine einfache Analogie veranschaulicht dieses scheinbar seltsame Phänomen:
Die mathematischen Gesetze sind ein objektiver und unveränderbarer Teil der Realität. Zwei Äpfel plus zwei Äpfel ergeben vier Äpfel. Menschen, die sich näher mit Mathematik beschäftigen, versuchen mehr über die Realität herauszufinden. Sie wollen das lernen, was bereits Realität ist. Wenn jemand versuchen würde, die mathematischen Gesetze verändern, würde man ihn vollkommen zu Recht für verrückt erklären. Irgendeinen Mathematikprofessor, der offiziell erklärt, das zwei plus zwei fünf ergibt, würde niemand ernstnehmen. Der gleiche Schwachsinn passiert jedes Mal, wenn Politiker „Gesetze“ erlassen.
Jeder Einzelne ist bemüht, die Welt zu beobachten und sein Bestes zu geben, um herauszufinden, was moralisch richtig und was falsch ist. Politiker behaupten dagegen, die Moral zu verändern, indem sie irgendein neues Dekret erlassen. Genauso wie der verrückte Mathematikprofessor, der glaubt, dass er einfach nur durch Proklamation festlegen kann, dass zwei plus zwei fünf ist. Die Politiker reden und handeln so, als seien sie die Quelle der Moral, als hätten sie die Macht, (per „Gesetz“) festzulegen, was richtig und was falsch ist. Eine Handlung wird einfach nur dadurch, dass sie sie für „illegal“ erklären, zur moralisch falschen Handlung erklärt.
Herauszufinden, was wahr ist und der Versuch zu diktieren, was wahr ist, sind zwei grundverschiedene Dinge. Das gilt für die Mathematik, die Moral und alles andere. Die Suche nach Wahrheit ist nützlich, aber das gewaltsame Festlegen von Wahrheit, wie es die „Regierung“ ständig versucht, ist Irrsinn. Jeder hat zwar das Recht zu sagen, dass er diese Handlungen gut und jene Handlungen schlecht findet. Niemand würde aber solche Meinungsäußerungen als „Gesetze“ bezeichnen. In ihren „Gesetzen“ äußern die Politiker demnach nicht einfach nur ihre Vorstellungen über universelle moralische Standards, nach denen sich das Verhalten von Menschen richten soll. Sie machen das eine zu etwas Gutem und sie machen das andere zu etwas Schlechtem. Jeder „Gesetzgeber“ leidet unter einem tiefgehenden wahnhaften Gott-Komplex, der ihn in den Glauben versetzt, dass er tatsächlich gemeinsam mit seinen „Gesetzgeber“-Kollegen die Macht hat, durch ein bloßes Dekret zu verändern, was moralisch richtig und was falsch ist.
Normalsterbliche können die Moral genauso wenig verändern wie sie die Gesetze der Mathematik verändern können. Ihr Verständnis von etwas mag sich verändern, aber sie können nicht per Dekret die Natur des Universums verändern. Niemand würde das normalerweise versuchen. Trotzdem stellt jedes neue „Gesetz“, das durch die Politiker erlassen wird, eine Veränderung dessen dar, was moralisches Verhalten definiert. Diese Vorstellung ist zwar ausgesprochen idiotisch, aber gleichzeitig ein unverzichtbarer Teil des Glaubens an eine „Regierung“. Sie führt dazu, dass die Massen sich moralisch dazu verpflichtet fühlen, den „Gesetzgebern“ zu gehorchen. Sie erzeugt das Gefühl, dass Ungehorsam durch den „Verstoß gegen das Gesetz“ moralisch falsch ist. Nicht weil die Befehle der Politiker zufällig mit den tatsächlichen moralischen Prinzipien übereinstimmen, sondern weil ihre Befehle diktieren und bestimmen, was moralisch ist und was nicht.
Gewöhnliche Sterbliche können nicht willkürlich Gutes zu Schlechtem oder Schlechtes zu Gutem umdefinieren. Wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, bricht die „Regierung“ in sich zusammen. Wer diese einfache Wahrheit verstanden hat, kann nicht weiter an den „Staat“ glauben. Wenn den Politikern keine übernatürliche Macht zugestanden wird und ihre Befehle den Anschein der Rechtmäßigkeit verlieren, ist es vorbei mit der „Autorität“ der Politiker. Wenn richtig und falsch als Willkür der Politiker-Götter gesehen werden, fühlt sich niemand mehr moralisch dazu verpflichtet, die Befehle der Politiker zu respektieren oder ihnen zu gehorchen. Ihre „Gesetze“ werden als ungültig betrachtet und ignoriert.
Wenn es überhaupt so etwas wie richtig und falsch gibt, egal wie man diese Begriffe auch definieren mag, dann sind die „Gesetze“ der „Regierung“ immer unrechtmäßig und wertlos. Jeder Mensch ist per Definition moralisch dazu verpflichtet, das zu tun, was er für richtig hält. Wenn ihm ein „Gesetz“ vorschreibt, etwas anderes zu tun, dann ist dieses „Gesetz“ von Natur aus unrechtmäßig und sollte ignoriert werden. Und wenn ein „Gesetz“ zufällig mit dem, was richtig ist, übereinstimmt, dann ist dieses „Gesetz“ überflüssig.
Es ist beispielsweise falsch, jemanden zu ermorden, weil Mord an sich moralisch falsch ist. Am moralischen Aspekt von Mord ändert sich nichts, auch wenn irgendwelche Politiker per „Gesetz“ festgelegt haben, dass Mord falsch ist und auch wenn sie Mord für „ungesetzlich“ erklärt haben. „Gesetze“ sind unabhängig von ihren Inhalten niemals der Grund dafür, dass etwas gut oder schlecht ist. Im Ergebnis sind sogar „Gesetze“, die schlechte Handlungen wie Überfälle, Mord und Diebstähle untersagen, nicht rechtmäßig. Die Menschen sollten von solchen Taten Abstand nehmen, weil die Taten für sich gesehen schlecht sind und nicht, weil in irgendwelchen menschgemachten „Gesetzen“ steht, dass sie falsch sind. Wenn es keine Verpflichtung gibt, den „Gesetzen“ der Politiker zu gehorchen, dann haben diese per Definition keine „Autorität“.
Zurück zur Analogie mit dem Mathematikprofessor: Wenn der Professor proklamiert, dass zwei plus zwei fünf ergibt, würde jeder geistig gesunde Mensch sagen, dass das falsch und irrsinnig ist. Wenn der Professor erklärt, dass er festlegt, dass zwei plus zwei vier ergibt, dann wäre eine solche Festlegung dumm und überflüssig, obwohl zwei plus zwei tatsächlich vier ergibt. Die Erklärung des Professors ist nicht der Grund dafür, dass das Ergebnis vier ist. Unabhängig davon würde und sollte es keine Auswirkung auf die Fähigkeit der Menschen haben, zwei und zwei zusammenzuzählen. Das gleiche gilt für die „Gesetze“ der Politiker: Unabhängig davon ob sie tatsächlich mit dem übereinstimmen, was richtig und was falsch ist, haben sie niemals die „Autorität“, weil sie niemals die Quelle für das sind, was richtig und was falsch ist. Sie erschaffen niemals eine Pflicht für irgendwen, sich in einer bestimmten Art und Weise zu verhalten und sollten keinen Einfluss darauf haben, was der Einzelne als moralisch oder unmoralisch ansieht.
Nehmen wir zum Beispiel die Drogen-„Gesetze“. Nach diesen ist es schlecht, Gewalt gegen jemanden anzuwenden, der ein Bier trinkt. Das ist schließlich „legal“. Gleichzeitig ist es aber gut, wenn die „Gesetzesvollstrecker“ Gewalt gegen jemanden anwenden, der Marihuana raucht. Weil das „illegal“ ist. Dahinter steckt logischerweise die Annahme, dass die Politiker die Fähigkeit haben, zu verändern, was moralisch ist. Bei zwei weitgehend identischen Verhaltensweisen erklären sie eine der beiden zu einer unmoralischen Handlung, die sogar eine gewaltsame Reaktion rechtfertigt.
Wenn jemand annimmt, dass die „Gesetze“, also die Befehle der Politiker moralisch seien, dann müsste er auch damit einverstanden sein, dass der Alkoholkonsum heute moralisch ist und morgen wieder unmoralisch ist. Das passierte am Tag des Inkrafttretens der „Prohibition“. Nur wenige Jahre später war der Alkoholkonsum heute unmoralisch und morgen wieder moralisch, und zwar an dem Tag, an dem die „Prohibition“ aufgehoben wurde. Nicht einmal die Götter der meisten Religionen erheben den Anspruch, ständig ihre Gebote zu ergänzen und zu überarbeiten und dadurch ständig zu verändern, was gut und was schlecht ist. Nur Politiker beanspruchen so eine Macht. Jede „Gesetzgebung“ beinhaltet so einen Irrsinn. An einem Tag soll eine Handlung erlaubt sein und am nächsten Tag gilt sie plötzlich als „ungesetzlich“ und unmoralisch.
Die Unvermeidbarkeit der Wertung
Sich an die „Gesetze“ zu halten, also den Befehlen der Regierung zu gehorchen, gilt als Schlüssel für eine zivilisierte Gesellschaft. Nur Menschen, die „sich an die Regeln halten“, sind gute Menschen. So wird es einem ständig eingeimpft. Tatsächlich aber sind Moral und Gehorsam meist direkte Gegensätze. Irgendeiner „Autorität“ blind zu gehorchen ist der größte Verrat an der Menschheit, den es geben kann. Der freie Wille und die Wertmaßstäbe des Einzelnen sind es, was uns zu Menschen macht und uns die Fähigkeit verleiht, zu beurteilen, was moralisch ist. Blinder Gehorsam reduziert den Menschen dagegen auf einen unverantwortlichen Roboter. Der religiöse Glaube an die „Autorität“ führt zur Vorstellung, dass das Individuum dazu verpflichtet sei, seine eigenen Wertungen und Entscheidungsfindungen zu ignorieren und den Gehorsam über alles andere zu stellen. Das ist in sich widersprüchlich und absurd. Dieser Wahnsinn kann wie folgt auf den Punkt gebracht werden:
„Ich glaube, dass es gut ist, dem Gesetz zu gehorchen. Ich sollte mich so verhalten, wie es mir der Gesetzgeber befiehlt. Anstatt selbst zu entscheiden, was ich tue, sollte ich mich der Regierung unterwerfen. Ich sollte keine eigenen Entscheidungen treffen. Es ist besser, wenn mir alles was ich tun soll von Menschen in Machtpositionen diktiert wird. Es ist richtig für mich, den Entscheidungen anderer zu folgen und es ist falsch für mich, meinen eigenen Entscheidungen zu folgen. Ich entscheide, dass ich nicht entscheiden sollte.“
Immer wenn das eigene Gewissen dem widerspricht, was das „Gesetz“ anordnet, gibt es zwei Wahlmöglichkeiten: Entweder folgt die betreffende Person dem eigenen Gewissen und ignoriert das sogenannte „Gesetz“, oder sie fühlt sich dazu verpflichtet, sich an das „Gesetz“ zu halten, auch wenn dieses als falsch angesehen wird. Es ist schizophrener Irrsinn, wenn ein Mensch glaubt, dass es gut für ihn sei, das zu tun, was er für schlecht hält. Ob das individuelle Urteil falsch ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Wenn klar ist, dass jeder Einzelne dazu verpflichtet ist, immer und überall das zu tun, was auch immer er für richtig hält, dann kann er keinerlei moralische Verpflichtung haben, irgendeiner außenstehenden „Autorität“ zu gehorchen.
Nochmal: Wenn ein „Gesetz“ mit dem individuellen Urteil übereinstimmt, dann ist das „Gesetz“ irrelevant. Wenn das „Gesetz“ dagegen dem individuellen Urteil widerspricht, dann ist das „Gesetz“ nicht rechtmäßig, sondern Unrecht. In beiden Fällen hat das „Gesetz“ keine „Autorität“.
(Eine Pflicht, einer „Autorität“ zu gehorchen ist nicht das gleiche wie Menschen, die freiwillig ihr Verhalten ändern, um friedlich zusammenzuleben. Beispiel: Wenn jemand zwar denkt, dass er das Recht dazu hat, laute Musik in seinem eigenen Garten zu spielen, er es aber trotzdem auf Bitten seines Nachbarn nicht tut. Oder jemand kleidet sich anders, redet und verhält sich anders, wenn er eine fremde Kultur besucht oder wenn er sich in einem Umfeld befindet, in dem sein gewöhnliches Verhalten andere beleidigt. Es gibt viele Faktoren, die beeinflussen, was wann und wo als angemessen gilt und was nicht. Den religiösen Glauben an die „Autorität“ als solchen zu erkennen, ist nicht das gleiche, wie einfach nicht zu beachten, was andere denken. Sich an Traditionen und andere Verhaltensnormen zu halten, um Konflikte zu vermeiden, ist meist sehr rational und nützlich. Es ist allerdings nicht vernünftig, sich moralisch zu etwas verpflichtet zu fühlen, was man selbst unter den gegebenen Umständen als falsch bewertet.)
Verantwortung entsteht aus der Tatsache, dass der Mensch ein denkfähiges Wesen ist. Der religiöse Glaube an die „Autorität“ dient Menschen, die vor dieser Verantwortung davonlaufen wollen, als geistige Prothese. Sich auf den Glauben an die „Autorität“ zu berufen, ist der Versuch, die Verantwortung für Entscheidungen an jene zu übertragen, die behaupten, die „Autorität“ zu sein. Die typische Ausrede lautet: „Ich mache die Gesetze nicht.“ Auf diese Weise vor der eigenen Verantwortung davonzulaufen, ist widersprüchlich, weil die Voraussetzung dafür ist, sich dafür entschieden zu haben, zu tun, was einem gesagt wird. Sogar das, was als blinder Gehorsam erscheint, ist nur das Ergebnis der persönlichen Entscheidung zu gehorchen. Sich nicht für irgendetwas zu entscheiden ist nicht möglich. Oder wie es im Song „Free Will“ von Rush heißt: „Wenn du dich entscheidest, dich nicht zu entscheiden, hast du dich trotzdem entschieden.“
Die Ausrede „ich halte mich nur an die Gesetze“ lenkt geschickt von der Tatsache ab, dass man sich dazu entschieden hat, der „Autorität“ zu gehorchen. Auch wenn eine „Autorität“ festlegt: „Du musst mir gehorchen“, so wie es unzählige „Autoritäten“ verlangt haben, die untereinander im Konflikt standen, muss sich der Einzelne immer noch, für eine entscheiden. Dass die meisten Menschen kaum einen Gedanken an solche Dinge verschwenden, ändert nichts daran, dass sie die Wahl hatten, nicht zu gehorchen und dass sie deshalb voll verantwortlich für ihre Handlungen sind. Konkret sind sie dafür verantwortlich, dass sie sich durch eine „Autorität“ entlasten. Es ist unmöglich, nicht selbst zu urteilen und keine Entscheidung zu treffen. Zu behaupten, dass irgendwer oder irgendwas stellvertretend die Entscheidungen trifft und dass man vollkommen unbeteiligt ist und deswegen keinerlei Verantwortung für die Konsequenzen hat, ist vollkommen irrsinnig. Loyaler Gehorsam gegenüber einer „Autorität“ ist in Wirklichkeit nichts anderes als ein krankhafter Versuch, vor der Verantwortung, ein Mensch zu sein, davonzulaufen und sich selbst auf eine stupide, moralfreie, programmierbare Maschine zu reduzieren.
Jeder Einzelne trifft jederzeit seine eigenen Entscheidungen, für die er persönlich verantwortlich ist. Auch die Autoritätsgläubigen entscheiden sich, an die „Autorität“ zu glauben und sie sind dafür verantwortlich, dieses zu tun. Die „Autorität“ ist eine reine Wahnvorstellung, von der die Menschen glauben, dass sie sie von der Verantwortung befreit, indem sie einfach nur das tun, was ihnen gesagt wird. Etwas persönlicher ausgedrückt:
Deine Handlungen unterliegen vollständig deinen eigenen Werturteilen und deinen eigenen Entscheidungen. Irgendeinen externen Faktor, zum Beispiel die „Autorität“, für dein Verhalten verantwortlich zu machen, ist feige und unehrlich. Du hast die Entscheidung getroffen und du bist verantwortlich. Auch wenn du blind irgendeiner selbsternannten „Autorität“ gehorchst, tust du das aus deiner eigenen Entscheidung. Die Behauptung, dass es etwas außerhalb von dir selbst gibt, das dir deine Entscheidungen abnimmt – die Behauptung, dass du keine andere Wahl hättest als der „Autorität“ zu gehorchen – ist eine feige Lüge.
Auf dem Weg zu Wahrheit und Moral gibt es keine Abkürzung. Glaubenssysteme bedeuten nur: „Um herauszufinden, was wahr ist, muss ich nur meine unfehlbare ‚Autorität‘ fragen. Und ich weiß, dass meine ‚Autorität‘ immer recht hat, weil sie mir erzählt, dass sie immer recht hat.“ Es gibt unzählige konkurrierende, widersprüchliche „Autoritäten“ und jede einzelne von ihnen hält sich selbst für die Quelle der Wahrheit. Deshalb ist es nicht nur irgendein guter Gedanke, selbst für sich zu entscheiden, was gut und was schlecht ist. Es ist schlicht und einfach unvermeidbar. Nur das Individuum kann entscheiden, woran es glaubt. Wer sich für anständig hält, weil er ein politisches, religiöses oder sonstiges Wertesystem hat, das auf dem Glauben an die „Autorität“ aufbaut, realisiert das nicht. Das Individuum ist immer die letzte Entscheidungsinstanz. Es greift immer auf sein eigenes Urteil zurück, um zu entscheiden, woran es glaubt und was es zu tun hat.
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