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4. Die Theologie des Kirchengründers Paulus

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Ich will euch einen kurzen Überblick über die Lehre des Paulus geben, soweit ich sie feststellen konnte. Dabei will ich aber nur das Wesentliche sagen und es in einen inneren Zusammenhang bringen; eine Menge von Dingen muß ich bewußt übergehen.

Paulus also begründete seine Lehre mit dem Gefühl grenzenloser Minderwertigkeit des Menschen¹; alle Menschen sind unter der Sünde² – wie er nicht oft genug wiederholen konnte³; denn alle leben in der Erbsünde, die vom ersten Menschen her auf alle anderen übergegangen ist⁴. Er bestimmte den Menschen als Gesamtwesen, mit Körper und Seele und allen körperlichen und geistigen Kräften, als „Fleisch“ , das dem „Geist“ (Heiliger Geist = Bibelgeist) als dem Göttlichen gegenübersteht: das Wesen des „Fleisches“, d.h. des gesamten Menschen, ist Abkehr von Gott (Jahweh), Feindschaft gegen Gott (Jahweh)⁵; und dieser Feindschaft gegen Gott (Jahweh) entspringt alle sittliche Bosheit, alles wurzelhaft Böse des natürlichen Menschen⁶. Das Fleisch, also der natürliche Mensch, ist unlösbar mit der Sünde verbunden, ist die Sünde selbst⁷; deshalb ist das Ende des „Fleisches“ der Tod, der grundsätzliche Ausschluß von der höheren himmlischen Welt⁸ – und deshalb ist der ganze natürliche Mensch, auch nach seiner seelischen Seite⁹, dem Fluch Gottes (Jahweh) verfallen, ist durchaus nichtig und wertlos¹⁰ – und zwar von Uranfang an¹¹, nicht erst durch besondere Verfehlung des ersten Menschen¹², durch welche allerdings die Verworfenheit noch gesteigert wurde. Mit dem Menschen ist nun auch die ganze gegenwärtige Welt schlecht, gottfeindlich und unter Gottes Zorn¹³; sie ist das Reich des Satans, der ihr Gott ist¹⁴, sodaß der Mensch sie restlos ablehnen muß¹⁵; die Weltweisheit ist nur Torheit und von Gott (Jahweh) verworfen¹⁶, und vor allem ist jedes Vertrauen auf eigene Kraft von Gott (Jahweh) verabscheut¹⁷. Paulus verkündete folgerichtig auch den Teufelsglauben¹⁸; dessen Eigenart ist es in unseren Tagen, daß er aus den Unterschichten des Volkes nach oben dringt, selbst im Schrifttum sich durchsetzt und ernsthafte Beachtung findet – und dadurch die Menschen, die sich in einer trostlosen Vereinsamung fühlen und zwischen den Trümmern ihrer alten Welt herumirren, vor Furcht krankwerden läßt¹⁹. Nach der Lehre des Paulus erzeugt der Satan Krankheit²⁰, Unmäßigkeit²¹, Unzucht²², Unfriede²³, allerlei Unbequemlichkeiten²⁴, sogar den Tod²⁵; der Satan tritt auf als Ankläger des Menschen vor Gott²⁶, aber auch als Verführer in Gestalt eines Lichtengels²⁷; jedes Verderben geht von ihm aus²⁸; er versucht den Abfall der Menschen von der Paulusgemeinde²⁹, er ist der Böse schlechthin³⁰ und wird einst sogar seinen eigenen Vertreter in die Welt schicken³¹; vor allem hat er es auf die Frauen abgesehen³², die nur durch die Zauberwirkung eines Schleiers sich gegen seine Macht sichern können³³; die Götter der Nichtjuden gehören alle in die Reihe dieser Teufel³⁴. Neben dem Teufel verdient bei Paulus noch der Begriff „Welt“ besondere Beachtung: sie wird im Sinne der jüdischen Endzeitlehre als gottverlassen und teufelsbeherrscht in schroffsten Gegensatz zum Göttlichen gestellt³⁵ – während sie im griechischen Sinn des Wortes „Kosmos“ als Inbegriff der leuchtenden Ordnung gedacht ist; den Juden fehlt ja der Begriff vom Weltall völlig, und sie haben keine Vorstellung von der geordneten Welt – aber bei Paulus ist der „Kosmos“ gerade die Welt, die nicht in Ordnung ist und erst erlöst werden muß³⁶. So wird zwar das griechische Wort ruhig weiter verwendet, aber sein Sinn ganz unter der Hand genau umgekehrt; solche Umwandlung aber von der Einheitlichen zur Gespaltenheit im Weltbegriff ist nur möglich, wo vom Orient her aus dem Abstandsgefühl gegenüber der Gottheit die Zweiweltenlehre (Dualismus) einbricht³⁷. – Dieser schlechten Welt nun mit ihrem Teufelsherrn und dem sündhaften Menschen steht bei Paulus der Zorn Gottes (Jahwehs) gegenüber³⁸ – für den man zwar nicht den geringsten Grund sieht, da dieser Gott doch die Menschen so schuf, wie sie sind; der aber ganz und gar den jüdischen Rachegott Jahweh widerspiegelt. Dieser Gott (Jahweh) ist zornig und bleibt zornig³⁹, und wenn der Mensch von ihm eine „Gerechtigkeit“ erhält, so bedeutet das nur, daß er äußerlich von Gott (Jahweh) als ein Gerechter erklärt wird, innerlich aber genau so minderwertig bleibt wie bisher⁴⁰: Gott (Jahweh) tut also nur so, „als ob“ der Mensch „gerecht“ sei. Eine wirkliche Neuwerdung des Menschen tritt erst ein, wenn dieser den „Geist“ erhält: denn der Pneumatiker (Geistträger), der die Tiefen der Gottheit erkannt hat, lebt in einer völlig anderen Welt und läßt die Menschenwelt tief unter seinen Füßen⁴¹, sprengt kühn alle lästigen geschichtlichen Zusammenhänge⁴². Zu solcher Erhebung des Menschen aber führt keinerlei eigene Anstrengung und Leistung⁴³; sie ist durchaus Sache der göttlichen „Gnade“⁴⁴ und des Wunders⁴⁵ – beide Menscharten des Fleischlichen und des Geistträgers stehen einander schroff und abgeschlossen gegenüber⁴⁶; soll der „geistliche“ Mensch entstehen, so muß der natürliche Mensch in seiner Ganzheit sterben⁴⁷; und das ist keine menschliche Tat, keine sittliche Leistung, sondern bloß Hinnahme einer Gnade, die im Sakrament der Taufe⁴⁸ zauberhaft gegeben wird⁴⁹. Der „Geist“ ist also schlechthin übernatürlich und dem Menschen gänzlich unerreichbar; und das Beste im Menschen ist – nach Paulus – ein Fremdes, von außen Herangebrachtes, bloß aus Gnade gegebenes Zierstück⁵⁰, und zwar den von Gott (Jahweh) aus Willkürlaune „Auserwählten“ geschenkt⁵¹, während er die anderen ebenso willkürlich zur Hölle verdammt⁵²

– ganz das Bild des orientalischen Willkürherrn⁵³. Paulus mahnte zwar auch: „Jede Seele ordne sich den übergeordneten Gewalten unter“⁵⁴ – aber dabei verwendete er ein Wort (exusia), das im jüdischen Sprachgebrauch „Engel“ bezeichnet⁵⁵, nicht nur die guten, sondern auch die bösen Engel⁵⁶, sodaß der irdische Staat – hinter dem die Engelmächte stehen und der grundsätzlich von Gott gewollt ist – der Feind Gottes und der Kirche sein kann⁵⁷.

Wegen ihrer Grundhaltung zur Welt sind die Christianer im Staat nur „Fremdlinge und Ausländer“⁸⁹, haben auf Erden keinen „bleibenden Staat“⁹⁰, suchen ein besseres, nämlich ein himmlisches Vaterland⁹¹ unter Verzicht auf ihr irdisches⁹². Und noch eines dürfen wir nicht übersehen: was es nämlich bedeutet, daß diese neue Kirche sich einen „Herrn“ als Haupt wählt, der von der rechtmäßigen Staatsbehörde mit Recht als Verbrecher hingerichtet wurde⁹³; das Haupt dieser Kirche ist einer amtlichen politischen Anklage unterlegen⁹⁴, die Jesus selbst – wenigstens nach der Überlieferung seiner Anhänger – als richtig anerkannte⁹⁵; und die Urteilsbegründung über dem Kreuz war in den Augen seiner Jünger eine tiefe Wahrheit⁹⁶. Ja, noch mehr: Paulus erteilte ihm in seiner ganzen Predigt den Beinamen „Kyrios“ (Herr) – und das war der Amtstitel der römischen Kaiser⁹⁷: dieser von Pilatus hingerichtete König der Juden also soll der Herr der Welt sein, sein Anspruch auf die Welt genau so sachlich begründet wie der des römischen Kaisers, nur in anderem Licht gesehen⁹⁸. Dem Kaiser Roms gegenüber berufen sich die Christianer auf ihren König⁹⁹, für den seit Paulus¹⁰⁰ das Kaisertum beansprucht wurde¹⁰¹ als für den Kaiser aus dem Jenseits, der zugleich eine geschichtlich greifbare Gestalt ist¹⁰². Und wenn Paulus auch in seinen Formeln immer das eigentlich Jüdische wegließ: die Worte vom Davidssohn, Menschensohn, Messias – sodaß er „Christus“ schon zum Eigennamen machte¹⁰³: so hat er trotzdem die jüdische Hoffnung auf Weltherrschaft nicht gemindert: im Kaisertitel „Kyrios“, auf seinen Meister Jesus angewendet, hat er alles Entscheidende unzweideutig gesagt. Paulus hat das durch weitere Ausdrücke unterstrichen: er nennt die jüdischen Bücher „heilige Schriften“ und nimmt dadurch den amtlichen Ausdruck für Kaiserbriefe und Kaisererlasse in Anspruch¹⁰⁴; was er verkündet, tritt als „Evangelium“ auf, worunter man allgemein „gute Nachricht“ vom Kaiser versteht¹⁰⁵; die Gemeinde sowohl am Einzelort wie als Gesamtheit aller Christianer bekommt den Namen „Ekklesia“, als „politische Bürgerversammlung“¹⁰⁶; von der Wiederkehr des Jesus aus dem Jenseits spricht er als von der „Parusia“, womit allgemein die Ankunft des Kaisers mit Beginn einer neuen Jahreszählung in einer Provinz bezeichnet wird¹⁰⁷, oder als von der „Epiphanie“¹⁰⁸, die allgemein bei uns die Sichtbarkeit des Göttlichen im Kaiser bedeutet¹⁰⁹. – Ihr könnt wohl leicht sehen meine Freunde, daß diese Vorstellung des Paulus von einer Weltreligion, die ganz und gar im Rahmen der jüdischen Vorstellungen von einer kommenden Gottesherrschaft bleibt, wirklich die weitreichendsten Eroberungspläne aller politischen Machthaber weit übertrifft¹¹⁰: denn wenn er ausnahmslos alle Menschen „unter die Sünde“ stellt¹¹¹, ausnahmslos alle für „erlösungsbedürftig“ erklärt¹¹² und zugleich diese Erlösung nur auf einem Wege erreichbar sein läßt¹¹³, nämlich durch die Anerkennung seines Meisters Jesus als „Kaiser der Welt“¹¹⁴ – dann ist das in Wahrheit ja Weltherrschaftsstreben (Imperialismus), und der römische Papst sieht sich, als Stellvertreter Jesu, als „Kaiser der Welt“ an. Nach jüdischer und christlicher (und auch mohammedanischer) Lehre ist der Sinn der Weltgeschichte der Kampf des Reiches Gottes (Jahwehs), gegen das Reich der Welt, (Satans). Des „Lichtes“ gegen die „Finsternis“. Die Welt soll unter der Herrschaft Gottes gestellt werden, die WELTHERRSCHAFT MUSS von den „WELTreligionen“ angestrebt werden. Das „Licht“ muss über die „Finsternis“ siegen.


Fußnoten (Numerierung wie im Original):

¹ Röm 7, 18. ² Röm 3, 9. ³ Gal 3, 22; Röm 3, 23. ⁴ Röm 5, 16ff. ⁵ Röm 8, 7. ⁶ Bousset, Wilhelm: Kyrios Christos, 4. Auflage, Göttingen 1935, S. 121. ⁷ Röm 8, 3. ⁸ 1. Kor 15, 50. ⁹ 1. Kor 2, 14. ¹⁰ Bousset, W.: Kyrios Christos, wie oben S. 122. ¹¹ 1. Kor. 15, 45. ¹² Bousset, W.: Kyrios Christos, wie oben, S. 125. ¹³ Bultmann, Rudolf: Paulus; in: RGG IV 1019-1045, S. 1032. ¹⁴ 2. Kor 4, 4. ¹⁵ Gal 6, 16. ¹⁶ 1. Kor 1, 20ff.; 3, 19 ¹⁷ Röm 4, 2ff.; 9, 12. ¹⁸ Deissmann, Adolf: Paulus; 2. Auflage, Tübingen 1925, S. 57. ¹⁹ Harnack, Adolf von: Die Mission und Ausbreitung des Christentums, 4. Auflage, 2 Bände, Leipzig 1924, Band 1, S. 154. ² ⁰ 2. Kor 12, 7. ²¹ 1. Kor 7, 5. ²² 2. Kor 11, 3. ²³ Röm 16, 20. ² ⁴ 1. Thess 3, 5. ²⁵ 1. Kor 5, 5. ²⁶ 2. Kor 2, 11. ²⁷ 2. Kor 11, 4. ²⁸ 1. Kor 10, 10. ²⁹ 1. Thess 3, 5. ³⁰ 2. Thess 3, 3. ³¹ 2. Thess 2, 9f. ³² 1. Kor 11, 10. ³³ Dibelius, Martin: Die Geisterwelt im Glauben des Paulus, Göttingen 1909, S. 20. ³⁴ 1. Kor 10, 20. ³⁵ Pfleiderer, Otto: Die Entwicklung des Christentums, München 1907, S. 13. ³⁶ Kittel, Gerhard: Die Religionsgeschichte und das Urchristentum, Gütersloh 1932, S. 88f. ³⁷ Kittel, G.: Die Religionsgeschichte und das Urchristentum, Gütersloh 1932, S. 91. ³⁸ Röm 1, 18; 4, 15. ³⁹ Bultmann, Rudolf: Paulus; in: RGG IV 1019-1045, S. 1040. ⁴⁰ Bultmann, R.: Paulus; wie oben S. 1037f. ⁴¹ 1. Kor 2, 10ff.; 3, 1ff. ⁴² Bousset, Wilhelm: Die Religion des Spätjudentums im neutestamentlichen Zeitalter, Berlin 1903, S. 118. ⁴³ Kittel, Gerhard: Die Religionsgeschichte und das Urchristentum, Gütersloh 1932, S. 121. ⁴⁴ Bultmann, R.: Paulus; wie oben S. 1038. ⁴⁵ Bousset, W.: Kyrios Christos, wie oben S. 122. ⁴⁶ Bousset, W.: Kyrios Christos, wie oben S. 125. ⁴⁷ Bousset, W.: Kyrios Christos, wie oben S. 126. ⁴⁸ Röm 6, 3ff. ⁴⁹ Bousset, W.: Kyrios Christos, wie oben S. 128. ⁵⁰ Bousset, W.: Kyrios Christos, wie oben S. 129. ⁵¹ 1. Kor 1, 2; Röm 1, 6f.; 8, 28ff. ⁵² Röm 9, 15ff. ⁵³ Meyer, Eduard: Ursprung und Anfänge des Christentums, 3 Bände, Berlin 1921, Band 3, S. 409f.). ⁵⁴ Röm 13, 1. ⁵⁵ Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit; in: Theologische Aufsätze Karl Barth zum 50. Geburtstag herausgegeben von Ernst Wolf, S. 90-109, München 1936. S. 100ff. ⁵⁶ 2. Kor 12, 7. Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit, wie oben S. 101. ⁵⁷ Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit, wie oben S. 108. ⁸⁹ 1. Petr 1, 1. 17; 2, 11. ⁹⁰ Hebr 13, 12. 14. ⁹¹ Hebr 11, 16. ⁹² Hebr 11, 14f. ⁹³ Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit, wie oben S. 92f. ⁹⁴ Luk 23, 2; Joh 19, 12; vgl. Apg 17, 7. ⁹⁵ Mark 15, 2. ⁹⁶ Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit, wie oben S. 91. ⁹⁷ Deissmann, Adolf: Licht vom Osten, 4. Auflage, Tübingen 1923, S. 298-303. ⁹⁸ Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit, wie oben S. 91. ⁹⁹ Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit, wie oben S. 92. ¹⁰⁰ 1. Kor 12, 3; Röm 10, 9; Phil 2, 6-10. ¹⁰¹ Weinel, Heinrich: Die Stellung des Urchristentums zum Staat, Tübingen 1908, S. 19. ¹⁰² Dehn, Günther: Engel und Obrigkeit, wie oben S. 91. ¹⁰³ Deissmann, Adolf: Paulus, 2. Auflage, Tübingen 1925, S. 148. ¹⁰⁴ Deissmann, Adolf: Licht vom Osten, wie oben S. 321f. ¹⁰⁵ Deissmann, Adolf: Licht vom Osten, wie oben S. 313. ¹⁰⁶ Bauer, Walter: Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testamentes, 2. Auflage von E. Preuschens Handwörterbuch, Giessen 1928, S. 374. ¹⁰⁷ Deissmann, Adolf: Licht vom Osten, wie oben S. 314ff. ¹⁰⁸ Pastoralbriefe. ¹⁰⁹ Bousset, Wilhelm: Kyrios Christos, 4. Auflage, Göttingen 1935, S. 244f. ¹¹⁰ Guttmann, Michael: Das Judentum und seine Umwelt, 1. Band, Berlin 1927, S. 255. ¹¹¹ Röm 3, 9. ¹¹² Röm 3, 23f. ¹¹³ Phil 2, 10f.; Apg 4, 12. ¹¹⁴ Phil 2, 11. (Quelle: Dr. Friedrich Murawski „Der Kaiser aus dem Jenseits“, Theodor-Fritsch-Verlag, 1939.)

5. Krieg des „Lichtes“ gegen die „Finsternis“?

Was sagt der Jesuit Gatterer zum 1. Weltkrieg?


„Millionen junger Krieger sind vorzeitig vom Tode weggerafft worden und Hunderttausende ihrer Angehörigen sind aus Hunger und Gram, in Krankheit und Elend ihnen gefolgt. Entsetzlich sagen wir Menschen. Was aber sagt Gott? — Was ist der Tod der Gotteskinder, das heißt, der im Gnadenstand lebenden Menschen, vom Standpunkt Gottes aus? — Der Tod ist das Tor von der Zeit in die Ewigkeit, von der Fremde in die Heimat. Jung sterben heißt, vor Gott, somit in Wahrheit nach kurzem Aufenthalt in der harten Fremde in die selige Heimat kommen. Wenn also jetzt im Krieg vom himmlischen Vater viel mehr Gotteskinder nach kurzer Mühe und Arbeit heimgerufen werden als in Friedenszeiten, ist denn das ein Unglück? — Unter diesen Millionen sind viele Tausende, die in Friedenszeiten die ewige Heimat sicher nicht erreicht hätten, sondern zur Hölle gefahren wären. Woher ich das weiß? Aus ihrem früheren Leben … War also der Krieg für diese Tausende nicht ein großes Glück? — Unter den Millionen Gefallenen sind andere Tausende, welche in großer Gefahr schwebten, verloren zu gehen, durch den Krieg aber gerettet wurden.“5)

6. Papst Pius XI. als Kriegstreiber?

Im Jahr 1930 mußte Erich Ludendorff in seiner „Ludendorffs Volkswarte“ einen Leitartikel über „Pius XI. als Kriegstreiber“6) schreiben:

„Die Kreuzzugshetze, die augenblicklich der römische Papst Pius XI. betreibt, steht nicht vereinzelt da. Römische Päpste waren nur zu oft Kriegstreiber. Die Geschichte der Kreuzzüge, die deutsche Geschichte und nicht minder die französische und italienische zeigen dies furchtbare Wirken von Päpsten … Immer haben Päpste ihr geistliches Amt und ihr religiöses Ansehen römisch-gläubigen Fürsten und Ministern gegenüber dazu gebraucht. Der Krieg 1870 war das Werk Pius IX., und Papst Pius X. hat zum Weltkrieg getrieben. Was seine erste Kundgebung im Dezember 1904 sagte, hat er gehalten: ,Wir sind auch in hohem Grade abgeschreckt worden durch die höchst verhängnisvollen Zustände in der bürgerlichen Gesellschaft. Denn mehr als je in der Vergangenheit leidet dieselbe gegenwärtig an einer inneren sehr schweren Krankheit, die von Tag zu Tag sich verschlimmert und sie dem Untergang immer näher bringt. Ihr wißt es, ehrwürdige Brüder, was für eine Krankheit wir meinen, den Abfall von Gott, der sicher zum Verderben führt, nach jenem Wort des Propheten: Denn siehe, die sich von Dir entfernen, werden zu Grunde gehen (Ps. 73, 27). Einem solchen Übel glauben Wir in dem hohen Amte, das man Uns übertrug, entgegenarbeiten zu müssen, nach dem Befehl Gottes: Siehe, ich setze Dich über die Völker und Reiche, daß Du ausreißt und niederreißt, aufbaust und pflanzt (Jerem. 1, 10), aber Unserer Unzulänglichkeit Uns bewußt, fürchten wir Uns, diese Aufgabe, deren Ausführung voll von Schwierigkeiten ist, Uns zu unterziehen.‘

Klar geht aus diesen Worten des römischen Papstes sein Wille hervor, die ,bürgerliche Gesellschaft‘, d.h. die Völker unter das Priesterjoch zu beugen, natürlich unter Anrufung von Gott und Bibel. Es muß alles seinen frommen und ,gesetzmäßigen‘ Schein haben. Es grauste scheinbar dem heiligmäßigen Papst Pius X, vor der furchtbaren Aufgabe ,auszureißen und niederzureißen‘, vor dem Zerstören von Völkern und Reichen. Leider überwand Papst Pius alle ,Schwierigkeiten‘, und der Weltkrieg kam und riß nieder. Der Weltkrieg und die Millionen und aber Millionen Toter und das Elend der Völker, in dem sie heute leben, liegen mit auf seinem Schuldkonto!“ („Ludendorffs Volkswarte“ vom 25.05.1930)


5) Gatterer SJ in „Sendbote des göttl. Herzens“, 8/1916.
6) Am 21. 12. 1930: „Verbrechen der Päpste am Deutschen Volk“ und am 10. 5. 1931: „Der weltliche Arm der Braut Christi“.

7. Christentum und Kirche

In seiner 5. Rede: „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern.“ verficht der Theologe Friedrich Schleiermacher die These, Jesus Christus habe nie behauptet, der einzige Mittler zu sein und das Christentum verschmähe den Despotismus der Alleinherrschaft. Schon ein einziges Bibelwort: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“7) (Joh. 14, 6) kennzeichnet die objektive Unwahrheit solcher Aussprüche. Sie wird ferner durch ungezählte ähnlich lautende Stellen (Matth. 28, 19; Markus 16, 15/16; Lukas 19, 27; Joh. 3, 18; Joh. 3, 36; Römer 5, 18 usw.) bewiesen, die alle eindeutig den unbedingten Anspruch des Christentums auf absolute Alleinherrschaft zum Ausdruck bringen. Die Kirche hat in der Wahl ihrer oft grausamen, für Deutsche Begriffe unsittlichen Bekehrungsmethoden, denen Ströme Blutes durch Hinrichtungen, Inquisitionen, Folterungen, Verbrennungen, Kreuzzüge usw. geopfert wurden, nur folgerichtig christlich gehandelt. Was heißt „christliche Nächstenliebe“? Sie galt ausschließlich dem Glaubensgenossen, dem Bruder in Christus, einerlei ob er solcher Liebe würdig war oder nicht. Sie führte zu jenen Gemeinschaften, die man mit Fug und Recht als Urvorbild einer kommunistischen Gesellschaftsordnung anzusehen genötigt ist. Denn: „Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemein.“ (Apostelgeschichte 4, 32) Dem nichtchristlichen Volksgenossen jedoch wie auch jedem andersgläubigen „Heiden“ gegenüber verwandelte sich diese „über“-menschliche („über“-natürliche), d. h. widernatürliche wahllose Nächstenliebe in einen ebenso unmenschlichen wie abgrundtiefen Hass, in einen todbringenden Vernichtungswillen. Wer aus innerster Überzeugung der Gemeinschaft der „Heiligen“ nicht beizutreten vermochte, durfte nicht Achtung einer in Ehren vertretenen Gesinnung erwarten, denn „Der Herr schilt die Heiden und bringt die Gottlosen um; ihren Namen vertilgt er immer und ewiglich“. (Psalm 9, 6) Für sie war nicht der Frieden gesandt, sondern das Schwert. (Matth. 10, 34) Kein ritterlicher Kampf entschied, sondern zur höheren Ehre Gottes war jedes Mittel recht. Über die Ethik des Christuswortes: „Und jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte, bringt her und erschlagt (erwürgt) sie vor mir“ (Lukas 19, 27) kann es für einen freien Deutschen keine Zweifel geben. Die natürliche Ordnung der Volksgemeinschaft wurde so durch unerbittlichen Glaubenskampf zerstört, denn: „Du hast uns, o Herr, mit deinem Blute herauserlöst aus aller Art von Stamm, Sprache, Volk und Nation und aus uns das Reich Gottes gemacht.“ (Offenbarung Joh. 5, 9-10) Der natürlichen Blutsverbundenheit der Familie zog fanatischer Glaubenseifer eine „höhere“ christliche Bindung vor, die ebensosehr die natürlichen Familienbande zerriß, wie sie die natürliche Gemeinschaft des Volkes zerstörte. „Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eignen Hausgenossen sein.“ (Matth. 10, 35-36).8) Schärfer in seinen Forderungen, unerbittlicher in seinen Methoden, folgerichtiger in seinen Auswirkungen konnte kein Totalitätsanspruch einer Idee erhoben und durchgeführt werden als es in blutiger und grausamer Weise das Christentum tat. Wenn trotzdem ein Mann wie Schleiermacher das gerade Gegenteil behauptete, so wollen wir weder den


7) Man spricht ja auch im „Vaterunser“: „Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme …“ (Lukas 11, 2). Der Bibelgott Jahweh wird also von den Gläubigen als „Vater“ betrachtet, der dem leiblichen physischen Vater vorgesetzt ist. Daher auch der Bibelspruch „Man soll Gott Jahweh mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5, 29). Wenn die Gläubigen beten „Dein Reich komme“ so sollten sie sich bewußt sein, daß sie die Priesterherrschaft (Klerokratie) und daraus folgerichtig die Gottesherrschaft (Theokratie) erflehen, in dem hauptsächlich der Bibelgeist gilt und zum obersten Gesetz erhoben wird, alles Weltliche verdrängend. Wird da nicht die Alleinherrschaft (Imperialismus) angestrebt? Folgt daraus nicht Despotismus? Die Priester und Prediger aller Konfessionen bis auf den heutigen Tag setzen ihre Ansichten und Ansprüche ohne weiteres dem „Willen Gottes (Jahwehs)“ gleich, bezeichnen sie als „Offenbarung“ und behaupten deshalb deren Vorrang vor jedem Anspruch der naturgegebenen Gemeinschaft; sie haben aber noch niemals bewiesen, dass die göttlichen Urgesetze des Lebens plötzlich aufgehoben seien und den jüdischen Anschauungen weichen müssten. 8) Paulus sagt dazu im 1. Korinther 15, 46-50: „Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche (Natur=Esau), danach das Geistige (Bibelgeist=Jakob-Israel). Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub (Natur=Esau); der zweite Mensch vom Himmel. Wie der von Staub ist, so sind auch die, welche von Staub sind (Esau, Heiden, Ungläubige); und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen (Israeliten, Gläubige). Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen. Dies aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können, auch die Verwesung nicht die Unverweslichkeit erbt.“ Siehe auch das Buch von Matthias Köpke „Das offene Tor – Meine Klage vor den Kirchen- und Rabbinergerichten“ über den „ESAUSEGEN“. Link: https://archive.org/details/koepke-matthias-das-offene-tor-und-meine-klage-v or-den-kirchen-und-rabbinergerichten/mode/2up

Universitätsprofessor der Unkenntnis, noch den Ehrenmann der Lüge zeihen. Aus ihm sprach — der Deutsche, — nicht der Christ, den er äußerlich vertrat. In ihm lebte jener deutsche „Ketzergeist“, der in edler Duldung eine entgegengesetzte ehrliche Meinung würdigte, achtete und ehrte. Er war noch nicht Christ genug, um den christlichen Schwarzafrikaner höher zu schätzen als den Deutschen Nichtchristen. Er war noch nicht entwurzelt genug, um jenen seinen Bruder zu nennen und diesen totzuschlagen, wie es „Gottes Wort“ verlangt (s.o. Luk. 19, 27). Man weiß in der Tat nicht, wen man mehr beneiden soll, die christlichen Kirchen um den Überzeugungsgrad ihrer Anhänger oder die Anhänger um die sittliche Eignung ihrer missdeuteten Religion. Wer hat das Recht, sich „Deutsch“ zu nennen, wenn er den Grundbegriff des natürlichen Volkes verwirft? Müsste derjenige sich nicht eher als einen „Israeliten“ oder als „Christen“ bezeichnen? Wer aber hat das Recht, sich „Christ“ zu nennen, wenn er oder sie den persönlichen Gottesbegriff der Dreieinigkeit, die Lehre von der übernatürlichen Offenbarung, der Erbsünde, von der „unbefleckten“ Empfängnis, von der Erlösung oder andere christliche Grundbegriffe ablehnt? Wer auch maßt sich an, wenn er an dieses oder jenes nicht glaubt oder alle Grundbegriffe verneint, weil sein natürliches Empfinden sich dagegen empört, das sittliche Handeln des Menschen schlechthin als „christlich“ zu bezeichnen? Sittlicher als Europas „Christenvölker“ leben oder lebten viele „Naturvölker“. Wenn den Kindern nicht immer aufs Neue Fremdgeist eingeimpft wäre, hätte jener „faustische Drang“, der in Zwiespalt und Zweifel die werdenden Seelen zerriss, schon beizeiten ein vorschnelles Ende gefunden. Der Begriff „Heidentum“ ist im christlichen Weltbild jener Keil, der jede, aber auch schlechthin jede, Volksgemeinschaft aufspalten und in sich als Todfeinde gegenüberstehende Lager zerreißen muß. Aber nicht nur das. Da die nichtchristliche, heidnische Volksgemeinschaft in der von uns geschilderten Art vollkommen verteufelt wird, da andererseits dem Volk Israel, als dem auserwählten Volk, eine „höhere Stufe des Seins“ zuerkannt wird, so steht der christliche Deutsche dem jüdischen Volk näher als seinem eigenen Volkstum: — denn Heil und Rettung kommt ihm ja nur von den Juden. Vom Deutschen Volkstum kann ihm kein Heil und keine Rettung kommen; — von hier drohen ihm nur die Gefahren des Satanischen Weltreiches. Gegen diese Gefahren gilt es gewappnet zu sein: — die beste Waffe aber ist der biblische Glaube, die jüdische Wertordnung. So wird die Bibel zur Waffe des Jüdischen Volkstums zur Zertrümmerung der nichtjüdischen Volkstümer! Was viele Christen nicht einsehen wollen, das weiß der Jude schon seit zwei Jahrtausenden, das spricht auch der Zionist Dubnow in seiner „Weltgeschichte des Jüdischen Volkes“ Bd. 2, S. 350 ganz klar aus:

„Daß die Bibel wie ein Keil in die antike heidnische Welt eingedrungen sei und nach und nach die altüberkommenen heidnischen Begriffe und die mit ihnen zusammenhängenden Lebensformen zertrümmert habe.“

Abbildung rechts:

Die jüdischen Konfessionen, Priester des Islam (Mohammedanismus), des katholischen und lutherischen reformierten Christentums werden von dem Rabbiner auf die Bibel vereidigt. (Stich aus einer alten freimaurerischen Geheimschrift.) (Quelle: Erich und Mathilde Ludendorff: „Die Judenmacht – Ihr Wesen und Ende“, 1939. (www.archive.org) Die Lehre von Gott (Theologie) ist bei den drei „großen“ Weltreligionen ganz ähnlich. Die Mutterreligion (der Ursprung) ist das Judentum; Christentum und Islam sind deren Tochterreligionen. Siehe dazu das Buch „Wer oder was ist eigentlich Gott“ von Matthias Köpke. Abraham steht im Mittelpunkt der Weltgeschichte; er ist der Anfänger des Heils der „Menschheitsgeschichte“ und gewissermaßen der Gründer des Reiches Gottes. Abraham wird in den nebenstehenden Religionen jeweils als Stammvater angesehen, weshalb man auch vom Judentum, Christentum und Mohammedanismus (Islam) auch von den „abrahamitischen“ Religionen spricht.