Quetzalcoatl
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Hintergrund
Quetzalcoatl ist ein aztekischer Himmel und Schöpfergott. Der Name ist eine Kombination aus Quetzalli, einem bunten mesoamerikanischen Vogel, und Coatl, was Schlange bedeutet.
Quetzalcoatl wird oft als Gefiederte Schlange bezeichnet und war mit dem Planeten Venus verbunden. Er war auch der Schutzgott des aztekischen Priestertums, des Lernens und des Wissens.
In Teotihuacan sind die verschiedenen monumentalen Strukturen mit Bildern einer gefiederten Schlange geschmückt (besonders die sogenannte „Zitadelle und Tempel des Quetzalcoatl“ [2]). Solche Bilder sind auch in solchen Orten wie Chichén Itza und Tula prominent. Dies hat Gelehrte zu dem Schluss geführt, dass die Gottheit Quetzalcoatl in der Nahuatl-Sprache zu den wichtigsten Gottheiten Mesoamerikas gehörte.
Die Gefiederte Schlangengottheit war in Kunst und Religion in den meisten Teilen Mesoamerikas fast 2000 Jahre lang von der Vorklassik bis zur Eroberung durch die Spanier wichtig. Zivilisationen, die die gefiederte Schlange anbeteten, schlossen die Mixteken, Tolteken, Azteken ein, die sie von den Bewohnern von Teotihuacan und den Maya annahmen.
In Xochicalco (700-900 AD) begann die politische Klasse zu behaupten, dass sie im Namen von Quetzalcoatl regierten, und Darstellungen des Gottes wurden menschlicher. Sie beeinflussten die Tolteken und die Toltekenherrscher begannen den Namen Quetzalcoatl zu verwenden. Die Tolteken repräsentierten Quetzalcoatl als Mann mit gottähnlichen Attributen, und diese Attribute wurden auch mit ihren Herrschern in Verbindung gebracht.
Die Verehrung von Quetzalcoatl beinhaltete manchmal Tieropfer, und in den meisten Traditionen wurde Quetzalcoatl geglaubt, dass er sich dem Menschenopfer entgegenstellt.
Quetzalcoatl galt oft als der Gott des Morgensterns, und sein Zwillingsbruder Xolotl war der Abendstern (Venus). Als Morgenstern war er unter dem Titel Tlahuizcalpantecuhtli bekannt, was „Herr des Sterns der Morgendämmerung“ bedeutet. Er war bekannt als der Erfinder der Bücher und des Kalenders, der der Menschheit Mais schenkte und manchmal als Symbol für Tod und Auferstehung. Quetzalcoatl war auch der Patron der Priester und der Titel des aztekischen Hohepriesters.
Quetzalcouatls Weggang
Quetzalcouatls Weggang (Teil I – Teil IV)
Man sagt daß eine weiße Weihe von einem Speer durchbohrt über den Tolteken dahinflog; da sie nicht fern von ihnen über der Erde schwebte konnten sie sehen wie sie durch die Luft flog. Es heißt weiter daß ein Berg der ‚Grasberg‘ brannte. Bei Nacht sah man von ferne wie er brannte; denn die Flamme leuchtete weithin.
Als die Tolteken das sahen wurden sie unruhig. Sie redeten die Arme zum Himmel empor und allgemeines Geschrei erhob sich; es gab keine Ruhe kein friedliches Leben mehr. Und da sie sahen daß sich hier unheimliche unheilverkündende Dinge begaben sprachen sie:
‚Tolteken! Jetzt ist es aus mit uns jetzt gehen wir dahin! Dahin sind Glanz und Macht der Tolteken! Durch unsere Läßigkeit haben wir das Unheil über uns kommen laßen. Was hilft’s? Wohin in aller Welt sollen wir gehen? Oh wir Unglücklichen! Laßt uns alle unseren Mut zusammennehmen!‘
Man erzählt weiter daß ein Steinregen über die Tolteken niederging; nachdem es Steine geregnet hatte kam vom Himmel ein großer Opferstein herab. An einem Ort hinter Chapultepec fiel er nieder. Da verkaufte eine alte Frau die dort wohnte Opferfahnen. Sie sprach:
‚Nehmt sie hin das sind eure Fahnen.‘ Und die die sterben wollten sagten:
‚Kauft mir eine.‘ Dann gingen sie dahin wo der Opferstein sich befand und ließen sich opfern.
Da war niemand der fragte:
‚Was tun wir eigentlich?‘ Es war als ob sie alle den Verstand verloren hätten. Der Mais soll damals bitter geworden sein so daß die Tolteken ihn nicht mehr in den Mund nehmen geschweige denn eßen konnten. Und eine alte Frau – es heißt es sei der Dämon gewesen der nun die Gestalt einer alten Frau angenommen hatte – ließ sich im Blumenfeld nieder und röstete den Mais. Und der Mais den sie röstete stank über die ganze Welt über alle Menschen: der üble Geruch legte sich auf die ganze Erde.
Als aber die Tolteken den gerösteten Mais rochen dünkte sie der Geruch sehr gut und sie kamen eilends auf kürzesten Wegen herbei – es heißt Ja daß sich die Tolteken aus Entfernungen nichts machten. Als viele beisammen waren tötete der Dämon sie allesamt; keiner sah die Heimat wieder. Fürwahr ein arges Spiel trieb der Dämon mit den Tolteken!
Noch viele andere unheimliche und schreckliche Dinge begegneten den Tolteken so daß Tollan ganz und gar zugrunde ging. Und Quetzalcouatl der darüber höchst beunruhigt und bekümmert war faßte den Entschluß seine Stadt Tollan zu verlaßen.
Er machte sich bereit. Es heißt daß er sein goldenes und rotes Muschelhaus verbrannte; den übrigen Toltekenschatz die Kostbarkeiten vergrub und verbarg er an schwer zugänglichen Orten im Innern der Berge oder in Felßchluchten. Die Kakaobäume verwandelte er in Dornakazien und was es von Schmuckvögeln gab von roten Löffelreihern sandte er voraus; sie flogen vor ihm her nach dem Küstenland.
Als alles soweit war brach er auf. Er wanderte und kam an einen Ort Quauhtitlan wo ein sehr dicker und hoher Baum stand neben den er trat. Darauf besah er sich im Spiegel und sprach:
‚Ich bin alt.‘ Und er nannte den Ort Alt-Quauhtitlan. Dann bewarf er den Baum mit Steinen und die Steine drangen in die Rinde ein sie blieben darin haften. Das kann man noch heute an dem Baum sehen; unten fängt es an und reicht bis zum Wipfel.
Während er weiterwanderte bliesen seine Begleiter die Flöten für ihn. Als er einmal an einem Platze ausruhte setzte er sich auf einen Stein und stützte dabei seine Hände auf. Dann blickte er gen Tollan und weinte und schluchzte; Hagelschauern gleich strömten seine Tränen über sein Gesicht rannen sie und wo sie hinabtropften durchlöcherten sie den Stein. Und als er sich mit den Händen auf den Stein stützte drang seine Handfläche in diesen ein wie wenn er Töpferton sei. Auch sein Gesäß drückte sich wo es auf dem Stein ruhte in ihn ein. Das kann man noch heute an den Vertiefungen sehen; darum nannte er den Platz Temacpaleo ‚wo sich der Handabdruck im Felsen befindet‘.
Danach brach er auf und kam nach dem Ort den man Tepanouayan nennt. Ein Waßer ist dort das sehr breit ist. Er legte einen Stein hin machte eine Brücke und ging auf dieser über den Fluß; danach nannte er den Ort Tepanouayan ‚wo man auf einer Steinbrücke über das Waßer geht‘.
Und wieder brach er auf und gelangte an eine Stätte die man Cozcaapan nennt. Dort wollten ihn die Dämonen zur Umkehr bewegen und am Weiterwandern hindern. Sie sprachen zu ihm:
‚Wohin gehst du? Warum hast du deine Stadt verlaßen? Wer soll dort jetzt dem Gotte dienen?‘
Da erwiderte Quetzalcouatl:
‚Es kann nicht anders sein; ich ziehe auf jeden Fall von dannen.‘
Und die Dämonen fragten ihn:
‚Wohin wirst du gehen?‘
Quetzalcouatl erwiderte:
‚Nach Tlapallan um dort mein Schicksal zu erfahren.‘
Sie fragten ihn weiter:
‚Was wirst du dort tun?‘
Quetzalcouatl antwortete:
‚Ich bin dorthin gerufen worden; die Sonne rief mich.‘
Da sprachen die Dämonen zu ihm:
‚Es ist gut; aber laß doch wenigstens die toltekische Kunst zurück.‘ Quetzalcouatl gab die ganze toltekische Kunst preis: die Goldschmiedekunst die Edelsteinschleiferei die Holzschnitzerei die Steinmetzkunst die Malerei die Anfertigung von Federschmuck. Alles ließen sie ihn auf den Boden werfen alles nahmen sie ihm fort. Darauf warf Quetzalcouatl alle seine Geschmeide ins Waßer und sie wurden vom Waßer fortgeschwemmt. Darum nannte er den Ort Cozeaapan ‚am Fluß des Geschmeides‘.
Quetzalcouatl zog weiter und kam an einen Ort der Cochtocan genannt wird. Dort begegnete ihm ein Dämon und fragte ihn:
‚Wohin des Weges?‘
Quetzaleouatl antwortete:
‚Nach Tlapallan um dort mein Schicksal zu erfahren.‘
Und der Dämon sprach:
‚Gut. Trinke hier den Wein den ich mitgebracht habe.‘
Quetzalcouatl entgegnete:
‚Das ist nicht möglich. Ich darf ihn nicht einmal kosten.‘
Der Dämon drang in ihn:
‚Das darf nicht sein daß du ihn weder trinkst noch davon kosten willst. Denn ich laße niemand von mir gehen dem ich nicht Wein vorsetze den ich nicht trinken laße den ich nicht trunken mache. Also hier ist er vorwärts trink!‘
Da trank Quetzalcouatl den Wein mit einem Saugrohr und als er ihn getrunken fiel er auf dem Wege in Schlaf. Er schnarchte so laut daß man es weithin hörte. Und als er aufgewacht war blickte er nach der einen und der anderen Seite besah sich und glättete sein Haar. Danach nannte er den Ort Cochtocan ‚wo man im Schlafe daliegt‘.
Quetzalcouatl brach auf und erstieg die Paßhöhe zwischen dem Popocatepetl und dem Iztactepetl und es fiel Schnee über die die er bei sich hatte die Zwerge und Buckligen seine Haußklaven; sie starben daselbst vor Kälte. Quetzalcouatl sprach sich Mut zu; er weinte sang und seufzte. Und in der Ferne erblickte er nun bereits den anderen Schneeberg den Poyauhtecatl.
Wiederum brach er auf zog durch alle Lande und berührte alle Städte und man sagt daß er viele Zeichen als Andenken hinterließ. An einer Stelle soll er sich damit belustigt haben daß er einen Berghang querte und so auf den Boden herunterkam von wo er wieder auf einer Strickleiter aus Agavefasern hinaufstieg. An einer anderen Stelle legte er einen Ballspielplatz ganz aus Steinen an. Die Linie die sich in der Mitte des Platzes befindet war in den Boden gegraben und reichte tief hinab. An einer anderen Stelle schoß er einen Pfeil in eine Ceiba und der Pfeil den er schoß war ebenfalls eine Ceiba; er drang von Seite zu Seite hindurch.
An einer anderen Stelle baute Quetzalcouatl ein Haus in der Erde an einer Stätte die man Mictlan nennt. Noch viele andere Dinge tat er allerorten. Man sagt daß er auch allen Bergen Namen gab überhaupt hier auf Erden allen Dingen erst die Namen verlieh. Und nachdem er dann an das Ufer des Meeres gekommen war baute er ein Schlangenfloß. Als es fertig geworden war setzte er sich darauf und es diente ihm als Schiff. So fuhr er von dannen und wurde auf dem Waßer entrückt. Niemand weilt wie er nach Tlapallan gelangte.
Andere sagen daß Quetzalcouatl im Jahre ‚Eins Rohr‘ am Ufer des Himmelswaßers anlangte weinte seinen ganzen Schmuck ablegte und sich danach selbst verbrannte. Und man sagt daß seine Asche emporstieg nachdem er sich verbrannt hatte und daß dann alle möglichen Vögel mit kostbarem Gefieder erschienen die man in die Höhe zum Himmel fliegen sah: Löffelreiher und Kotingas Tzinitzcan und Ayoquan Papageien Araras und Loros und alle sonstigen Arten von Schmuckvögeln. Nachdem die Asche ganz verflogen war stieg das Herz Quetzalcouatls vor aller Augen empor. Es ging zum Himmel und in den Himmel ein.
Die Alten erzählen das Herz Quetzalcouatls habe sich in einen Stern verwandelt der in der Morgendämmerung erscheint und zum erstenmal sichtbar wurde als Quetzalcouatl starb. Man nannte ihn nunmehr den ‚Herrn der Dämmerung‘. Nachdem Quetzalcouatl gestorben war war er zuerst vier Tage lang unsichtbar; es heißt daß er damals in der Unterwelt weilte. Weitere vier Tage lang war er Knochen; erst nach acht Tagen erschien der große Stern den man Quetzalcouatl nennt. Und man sagt daß dann erst Quetzalcouatl zum Gott wurde.
Bevor Quetzalcouatl auf seinem Weggang ans Meer kam soll er zwanzig Jahre in Cholula gelebt haben und beim Verlaßen dieser Stadt vier vornehme tugendhafte Jünglinge mit sich genommen haben.
Als er mit ihnen in die Provinz Coatzacoalco kam sandte er sie wieder zurück und trug ihnen neben etlichen guten Lehren die er ihnen gab auf den Bewohnern von Cholula zu verkünden daß in zukünftigen Zeiten über das Meer aus dem Osten weiße Männer kommen würden mit langen Bärten gleich ihm selbst. Diese würden Herren der Länder von Mexiko werden.
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