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Ishtars Fahrt in die Unterwelt

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Ishtars Fahrt in die Unterwelt (Teil I)
Einst begab sich Ishtar die Göttin der Fruchtbarkeit in die Unterwelt hinab.
Düster war die Wohnstatt der Toten das Land ohne Rückkehr dessen Bewohner sich von Lehm nähren müssen und auf dessen Türen und Riegeln dicker Staub liegt; wahrlich ein finsterer trostloser Ort.
Dorthin gelangte Ishtar und als sie an das Tor kam rief sie dem Pförtner zu:
‚He! öffne dein Tor damit ich eintreten kann! öffnest du nicht so zerschmettere ich die Tür und hebe sie aus den Angeln daß alle Toten herauskommen und die Lebenden quälen!‘
Der Pförtner antwortete ihr:
‚Halt ein Herrin! Zerschmettere die Tür nicht! Ich will hingehen und meine Herrin die Göttin Ereschkigal benachrichtigen und ihr dein Kommen ankündigen!‘
Er trat vor Eresdlkigal und überbrachte seine Nachricht mit den Worten:
‚Deine Schwester Ishtar steht am Tore sie die die großen Freudenfeste feiert und die Fluten des Meeres aufwühlt.‘
Als Eresdlkigal dies hörte ward sie bleich und sprach:
‚Was will sie hier? Hier trinke ich Wasser mit den Geistern der Unterwelt Lehm dient uns zur Nahrung und um alle trauere ich die hierhergekommen sind. Hier gibt es nichts was ein Herz begehren könnte. Doch gut laß sie herein öffne ihr das Tor und behandle sie nach den alten Gesetzen die hier gelten!‘
So öffnete der Pförtner das Tor der Unterwelt und sprach zu Ishtar:
‚Tritt ein Herrin die Unterwelt wird sich über dein Kommen freuen!‘
Damit band er ihr das Kopftuch ab und Ishtar fragte verwundert:
‚Warum bindest du mir mein Kopftuch ab?‘ Sie erhielt aber nur zur Antwort:
‚Tritt ein Herrin denn also lautet das Gebot der Herrscherin des Totenreiches!‘
Am zweiten Tor wurden Ishtar die Ohrgehänge abgenommen am dritten der Halsschmuck am vierten die Schmuckstücke an ihrer Brust am fünften der Gürtel mit den magischen Steinen die die Geburten erleichtern helfen am sechsten die Spangen an ihren Armen und Füßen und am siebenten und letzten Tor schließlich ihr Lendentuch.
Immer wieder fragte Ishtar den Pförtner warum er dies tue und an jedem Tor erhielt sie dieselbe Antwort daß es so der Wille der Herrscherin des Totenreiches sei.
Es war nämlich ein Gebot daß man das Reich der Toten nur nackt betreten dürfe doch Ishtar wußte dies nicht.
Endlich stand Ishtar vor Ereschkigal doch kaum hatte sie die ersten Worte gesprochen da fuhr diese auf sie los und befahl Namtar ihrem Boten ihre göttliche Schwester einzuschließen und sie mit sechzig Qualen zu quälen: Krankheit der Augen Lähmung an Händen und Füßen Krankheit des Herzens Kopfwunden . . . kurz: Qualen über den ganzen Leib.
Nun war Ishtar gefangen bei Ereschkigal in der Unterwelt.
Inzwischen hatte Ishtars Verschwinden auf der Erde üble Folgen gehabt. Alle Fruchtbarkeit jede Liebe war versiegt als sie die Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit hinwegging. Jegliches Leben stockte kein Kind ward mehr geboren kein junges Tier. Die Götter waren darum sehr besorgt und Papsukkal ihr himmlischer Bote wandelte in Trauergewändern einher. Er begab sich zu Nannar dem Gott des Mondes und zu Ea dem Weisen unter den Göttern und klagte:
‚Seit Ishtar in die Unterwelt hinabstieg ist auf der Erde alles Leben und Werden erstarrt. Was soll geschehen?‘
Da erschuf Ea einen Spielmann namens Asuschu-Namir und befahl ihm in die Unterwelt hinunterzusteigen und Ereschkigal durch magisches Spiel zu erheitern bis sie den großen Göttern schwöre ihm einen Krug mit Lebenswasser zu geben.
In seinem Trauergewand stieg Asuschu-Namir hinab spielte vor Ereschkigal und begehrte dann von ihr einen Krug Lebenswasser. Ereschkigal wurde sehr zornig und fuhr Asuschu-Namir an:
‚Du begehrst was man nicht begehren darf. So sei verflucht! Was in den Gossen der Stadt ist sei deine Speise; die Abwässer seien dein Trank! Dein Schlafplatz sei der Schatten der Stadtmauern und du sollst auf den Schwellen der Häuser sitzen wie ein Bettler!‘
So verfluchte Ereschkigal den Spielmann Asuschu-Namir.
Asuschu-Namir begab sich zu den Göttern zurück ohne daß es ihm also gelungen war Ishtar zu befreien. Da entsandten die Götter Tammuz den Geliebten der Ishtar hinab zu Ereschkigal Dessen Weisen waren nicht erheiternd keineswegs Tammuz klagte um Ishtar und sehnsuchtsschwer waren seine Weisen. Dies ergriff Ereschkigal und sie sprach zu ihm:
‚Mein Bruder laß ab von deinem Spiel ehe dein Leid mein Herz sprengt. Was du wünschst es sei dir gewährt!‘
Jetzt ließ Ereschkigal Ishtar von Namtar herbeiholen und mit dem Wasser des Lebens besprengen und sogleich flohen Tod und Siechtum von Ishtar.
Nun wurde Ishtar mit Tammuz durch die sieben Tore zurückgeführt und an jedem Tor erhielt sie Kleidung und Schmuck von Namtar zurück. Als sie aber mit Tammuz durch das siebente Tor trat erblickte sie den Himmel und das Licht und fortan nahm alles Leben und Werden auf Erden wieder seinen geordneten Lauf.
Ischtar war der Welt wiedergegeben und Liebe und Fruchtbarkeit kehrten zurück.