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Die große Flut

Die große Flut (Teil I)
Einstmals planten die Götter eine große Sturmflut um die Stadt Schuripak von der Erde hinwegzufegen und zu vernichten.
Große Götter waren es die diesen Plan faßten. Anu und Enlil und auch Ea waren unter ihnen. In Schuripak wohnte damals Utnapischtim in seiner Rohrhütte und Ea war Utnapischtim wohl gesonnen. So beschloß Ea Utnapischtim vor der grollen Flut zu retten die über die Stadt und alles Land kommen sollte.
Was im Rate der Götter beschlossen wurde durfte keinem Sterblichen gesagt werden darum durfte auch Ea dem Utnapischtim nichts von der kommenden Flut sagen. Aber der weise Gott Ea fand einen Ausweg Utnapischtim zu warnen. Er begab sich zu Utnapischtims Rohrhütte und sprach zu dieser: ‚Rohrhütte Wand höre! Höre! Utnapischtim der Mann aus Schuripak baue ein Schiff lasse Hab und Gut und allen seinen Reichtum fahren und rette sein Leben!‘ Dann nannte der weise Ea die Maße und die Form des Schiffes und befahl allerlei lebende Wesen mithineinzunehmen.
Utnapischtim schlief unterdessen in seiner Rohrhütte vernahm im Traum was Ea zur Rohrhütte sprach und begriff den Sinn der Worte. Aber er wußte nicht was er zu den Menschen sagen sollte wenn sie ihn fragen würden wozu er ein solch großes Schiff baue. Darauf sprach Ea weiter zur Rohrhütte Utnapischtim solle sagen der Gott Enlil zürne ihm und wolle nichts mehr von ihm wissen deshalb könne er Utnapischtim nicht länger in dieser Stadt bleiben die Enlil gehöre. Er solle weiter sagen er wolle zu den Wassern der Unterwelt hinabfahren um dort bei Ea zu wohnen.
Utnapischtim erwachte und begann alsbald mit dem Bau des Schiffes. Sieben Stockwerke hatte das Schiff und jedes der Stockwerke war neunfach geteilt so daß die Arche dreiundsechzig Räume hatte. Neunzig Meter war sie lang und ihr Inhalt betrug siebenhundertneunundzwanzig Kubikmeter. Sie hatte eine Tür und war mit Teer verpicht. Als der Bau vollendet war wurde die Arche mit vieler Mühe ins Wasser geschleppt und Utnapischtim gab den Bewohnern von Schuripak ein großes Fest. Dann belud er die Arche; all sein Gold und Silber nahm er mit dazu seine ganze Familie sein Vieh und seine Handwerker die ihm beim Bau der Arche geholfen hatten.
Eines Abends begann ein furchtbarer Regen in Strömen herabzustürzen.
Utnapischtim bestieg die Arche und verschloß die Tür hinter sich. Ein entsetzliches Unwetter brach nun über die Stadt Schuripak und alles Land ringsum herein. Alle Menschen versuchten in wilder Angst sich zu retten. Am Horizont ballte sich schweres schwarzes Gewölk und der Donnergott ließ gewaltige Schläge am Himmel dahinrollen furchtbare Blitze ließ er herniederzucken. Der Südsturm brauste heran und peitschte die Wogen vor sich her so daß alles Land um Schuripak überflutet ward. Keine Rettung bot sich den allerorts fliehenden Menschen und das Entsetzen war so groß daß selbst die Götter die Flucht ergriffen zitternd zur höchsten Höhe des Himmels emporstiegen und sich dort niederkauerten.
Ischtar die Göttin der Geburt schrie gewaltig wie ein Weib in Geburtsnöten und klagte:
‚Wie konnte ich nur in der Versammlung der Götter diesem gräulichen Plane zustimmen? Wie konnte ich mithelfen meine Kinder so grausam zu vernichten denen ich selbst zur Geburt ins Dasein verholfen habe?‘ Auch die anderen Götter jammerten indes die Sturmgötter hoch droben in den Lüften ihr furchtbares Werk vollendeten. Sechs Tage und sieben Nächte lang wütete ununterbrochen das Unwetter erst am siebenten Tage ließ der Sturm nach und das Meer begann sich wieder zu beruhigen.
Da öffnete Utnapischtim der mit den Seinen in seiner Arche auf der Flut sicher und wohlbehütet geschwommen war eine Luke im Dach der Arche und sah nach dem Wetter. Er erschrak über die tödliche Stille die ringsum herrschte und gewahrte daß die ganze Menschheit ertrunken und zu Lehm geworden war. Er kniete nieder und Tränen rannen über sein Antlitz. Am zwölften Tage tauchte der Gipfel eines Berges aus den Fluten auf. Die Arche saß bald fest auf diesem Berge und blieb sieben Tage hängen. Dann ließ Utnapischtim eine Taube aufsteigen doch sie kam zurück. Daraus schloß er daß die Erde noch nicht trocken sei. Danach sandte er eine Schwalbe aus und auch diese kehrte wieder.
Endlich ließ er einen Raben hinaus der kam nicht zurück und Utnapischtim wußte jetzt daß die Erde wieder trocken sei.