Die Vernichtung der Menschen
Als der Gott Re alt und schwach wurde begannen die Menschen böse Anschläge gegen ihn auszuhecken und ihm lasterhafte Dinge nachzusagen.
Und als Re dieses Böse das man ihm nachsagte zu Ohren kam sprach er zu seinem Gefolge:
‚Ruft mir doch mein Auge herbei und auch die anderen Götter die der Luft der Erde und des Himmels die bei mir waren als ich mich noch im Urwasser aus dein alles entstanden ist befand; aber sorgt dafür daß die Menschen es nicht merken und keinen Argwohn schöpfen. Kommt mit ihnen in den Palast wir wollen ihnen unsere Pläne darlegen.‘
Da traten die Götter ihm zu Seiten und verneigten sich vor seiner Herrlichkeit daß ihre Stirnen den Boden berührten und der Schöpfer der Menschen Nun sprach sein Wort zu Re dem Vater der Götter und die übrigen Götter sagten:
‚Sprich zu uns wir werden hören.‘
Da sagte Re zu Nun:
‚O du erstgeborener Gott aus dem auch ich hervorgegangen bin und ihr Älteste der Götter gebt acht was die Menschen treiben; denn sie die aus meinem Auge geboren sind erheben Klage gegen mich. Sagt mir eure Meinung in dieser Sache überlegt mit mir und ersinnt einen Plan denn ich will sie nicht bestrafen ehe ich nicht euer Urteil gehört habe.‘
Darauf sprach Nun:
‚Mein Sohn Re der du größer bist als der der dich geschaffen hat du bist der Herrscher über jene die zugleich mit dir erschaffen worden sind; bleibe ruhig auf deinem Thron sitzen; denn groß ist die Furcht vor dir schon dann wenn du nur dein Auge auf die richtest die dich verlästern.‘
Re antwortete:
‚Die Menschen sind ins Gebirge geflohen denn die Angst ist über sie gekommen wegen der bösen Worte die sie gesprochen haben.‘
Da gaben die Götter Re den Rat sein Auge in der Gestalt der Göttin Hathor auszuschicken um die Menschen die Böses von ihm gesprochen hatten zu töten.
Hathor begab sich zur Erde und streckte Männer und Frauen im Gebirge nieder und als sie zurückkam sagte Re: ‚Sei mir willkommen Hathor du hast dein Werk gut getan!‘ Hathor antwortete daß es erquickend für ihr Herz gewesen sei die Menschen zu vernichten
Offenbar waren jedoch noch nicht alle Menschen getötet worden denn Re befahl Boten herbeizuholen die so schnell waren wie der Wind. Und als diese vor ihm erschienen schickte er sie nach Elefantine mit dem Befehl eine große Menge Mennige zu holen. Diese Boten kamen mit vieler Mennige zurück Re ließ sie feinstampfen Sklavinnen brauten Bier aus Gerste und man mischte die Mennige darunter so daß es wie Menschenblut aussah. Darauf füllte man das Bier in siebentausend Krüge. Re betrachtete das blutrote Bier und sprach:
‚Dadurch werde ich die Menschen schützen.‘ Er wollte nämlich nicht daß alle Menschen von Hathor umgebracht würden und so gebot er:
‚Tragt das Bier an den Ort an dem Hathor die Menschen umbringen will!‘
Und Re ließ in der Nacht das Bier ausgießen so daß es vier Fuß hoch den Boden bedeckte. Als Hathor mit Anbruch des Morgens an jene Stelle kam fand sie das ganze Land mit Bier überströmt und sie trank davon bis sie trunken ward und nicht mehr an die Menschen dachte die sie vernichten wollte.
Da sprach Re:
‚Ich bin müde und traurig und bin nicht willens länger unter den Menschen zu wohnen.‘
Und obgleich ihn sein Gefolge daran erinnerte daß seine Macht doch groß genug sei um alles auszurichten was er nur wolle blieb Re bei seinem Entschluß die Erde zu verlassen.
Der Urgott Nun wollte ihm dazu verhelfen fortan im Himmel zu wohnen und befahl seinem Sohne Schu der zwischen Himmel und Erde wohnt und jeden Morgen die Himmelsgöttin Nuth emporhebt damit es hell werde die Himmelsgöttin Nuth aufzuheben und Re auf ihren Rücken zu setzen.
Die Himmelsgöttin verwandelte sich in eine Kuh und Re setzte sich auf ihren Rücken. Er begab sich in seinen himmlischen Palast und blieb dort mit den Göttern die ihm gefolgt waren. So war Re der Erde fern daß es dunkel wurde. Aber die Himmelskuh wurde in der Höhe schwindlig und sagte zu Re:
‚Ich brauche Träger die mich stützen.‘ So entstanden die Götterträger. Re befahl nun Schu sich unter Nuth zu stellen und die Götterträger zu bewachen.
Da nun Re seitdem im Himmel wohnte übertrug er die Herrschaft über die Erde fortan dem Erdgott Geb insbesondere die Bewachung der Schlangen im Wasser und auf dem Lande.
Er ließ den Mondgott Thot rufen und befahl ihm:
‚Du sollst an meiner Stelle am Himmel stehen solange ich in der Unterwelt mein Licht über den Toten leuchten lasse.‘
Wenn Re abends im Westen untergeht dann reist er jedesmal durch die Unterwelt und die Erde ist dunkel; darum stellt er nachts Thot an seine Stelle.
Thot ist der Gott der Weisheit und er muß alles aufschreiben was er sieht und die Übeltäter bestrafen.
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