{\rtf1\ansi\ansicpg1252\deff0\deflang1033{\fonttbl{\f0\froman Times New Roman;}{\f1\froman\fcharset0 Times New Roman;}{\f2\fswiss\fcharset0 Arial;}} {\*\generator Msftedit 5.41.15.1507;}\viewkind4\uc1\pard\f0\fs20 \par \par \par \pard\qc\b Johann Gottlieb Fichte\b0\par \pard\par \par \pard\qc\b Die Bestimmung des Menschen\b0\par \pard\par \pard\qc\b Vorrede\b0\par \pard\par \f1 Was ausser der Schule brauchbar ist von der neueren Philosophie, sollte den Inhalt dieser Schrift ausmachen, vorgetragen in derjenigen Ordnung, in der es sich dem kunstlosen Nachdenken entwickeln m\'fcsste: Die tieferen Zur\'fcstungen, welche gegen Einw\'fcrfe und Ausschweifungen des verk\'fcnstelten Verstandes gemacht werden, das, war nur Grundlage f\'fcr andere positive Wissenschaften ist, endlich, was bloss f\'fcr die P\'e4dagogik im weitesten Sinne, d. h. f\'fcr die bedachte und willk\'fcrliche Erziehung des Menschengeschlechtes geh\'f6rt, sollte aus dem Umfange derselben ausgeschlossen bleiben. Jene Einw\'fcrfe macht der nat\'fcrliche Verstand nicht; die positive Wissenschaft aber \'fcberl\'e4sst er seinen Gelehrten, und die Erziehung des Menschengeschlechtes, inwiefern sie vom Menschen abh\'e4ngt, seinen Volkslehrern und Staatsbeamten.\f0\par \f1 Das Buch ist sonach nicht f\'fcr Philosophen von Profession bestimmt, und diese werden nichts in demselben finden, was nicht schon in anderen Schriften desselben Verfassers vorgetragen w\'e4re. Es sollte verst\'e4ndlich seyn f\'fcr alle Leser, die \'fcberhaupt ein Buch zu vorstehen verm\'f6chten. Von denjenigen, die nur schon ehemals auswendiggelernte Redensarten in einer etwas ver\'e4nderten Ordnung wiederholen wollen, und dieses Gesch\'e4ft des Ged\'e4chtnisses f\'fcr das Verstehen halten, wird es ohne Zweifel unverst\'e4ndlich b\f0 efunden werden.\par \f1 Es sollte anziehen und erw\'e4rmen, und den Leser kr\'e4ftig von der Sinnlichkeit zum Uebersinnlichen fortreissen; wenigstens ist der Verfasser sich bewusst, nicht ohne Begeisterung an die Arbeit gegangen zu seyn. Oft verschwindet w\'e4hrend der M\'fche der Ausf\'fchrung das Feuer, mit welchem man den Zweck ergriff; ebenso ist man im Gegentheil unmittelbar nach der Arbeit in Gefahr, \'fcber diesen Punct sich selbst Unrecht zu thun. Kurz, ob diese Absicht gelungen sey, oder nicht, kann nur aus der Wirkung entschieden werden, welche die Schrift auf die Leser machen wird, denen sie bestimmt ist, und der Autor hat hier\'fcber keine Stimme.\f0\par \f1 Noch habe ich \endash f\'fcr wenige zwar, zu erinnern, dass der Ich, welcher im Buche redet, keinesweges der Verfasser ist, sondern dass dieser w\'fcnscht, sein Leser m\'f6ge es werden; \endash dieser m\'f6ge nicht bloss historisch fassen, was hier gesagt wird, sondern wirklich und in der That w\'e4hrend des Lesens mit sich selbst reden, hin und her \'fcberlegen, Resultate ziehen, Entschliessungen fassen, wie sein Repr\'e4sentant im Buche, und durch eigene Arbeit und Nachdenken, rein aus sich selbst, diejenige Denkart entwickeln, u\f0 nd sie in sich aufbauen, deren blosses Bild ihm im Buche vorgelegt wird.\par \par \pard\qc\b Erstes Buch\b0\par \pard\par \pard\qc\b Zweifel\b0\par \pard\par \f1 So wohl glaube ich nunmehr einen guten Theil der Welt, die mich umgiebt, zu kennen; und ich habe in der That M\'fche und Sorgfalt genug darauf verwendet. Nur der \'fcbereinstimmenden Aussage meiner Sinne, nur der best\'e4ndigen Erfahrung, habe ich Glauben zugestellt; ich habe betastet, was ich erblickt, ich habe zerlegt, was ich betastet hatte; ich habe meine Beobachtungen wiederholt, und mehrmals wiederholt; ich habe die verschiedenen Erscheinungen unter einander verglichen; und nur, nachdem ich ihren genauen Zusammenhang einsah, nachdem ich eine aus der anderen erkl\'e4ren und ableiten, und den Erfolg im Voraus berechnen konnte, und die Wahrnehmung des Erfolges meiner Berechnung entsprach, habe ich mich beruhigt. Daf\'fcr bin ich nun auch der Richtigkeit dieses Theiles meiner Erkenntnisse so sicher, als meines eigenen Daseyns, schreite mit festem Tritte in der mir bekannten Sph\'e4re meiner Welt einher, und wage in jedem Augenblicke Daseyn und Wohlseyn auf die Untr\'fcglichkeit meiner Ueberzeugungen.\f0\par \f1 Aber, \endash was bin ich selbst, und was ist meine Bestimmung?\f0\par \f1 Ueberfl\'fcssige Frage! Es ist schon lange her, dass meine Belehrung \'fcber diesen Gegenstand geschlossen ist, und es w\'fcrde Zeit erfordern, um alles das, was ich hier\'fcber ausf\'fchrlich geh\'f6rt, gelernt, geglaubt habe, mir zu wiederholen.\f0\par \f1 Und auf welchem Wege bin ich denn zu diesen Kenntnissen gelangt, welche zu besitzen ich mich dunkel erinnere? Habe ich, getrieben durch eine brennende Wissbegier, mich hindurchgearbeitet durch Ungewissheit, durch Zweifel und Widerspr\'fcche? Habe ich so wie etwas Glaubliches sich mir darbot, meinen Beifall aufgehalten, das Wahrscheinliche gepr\'fcft, und wieder gepr\'fcft, und gel\'e4utert und verglichen, \endash bis eine innere Stimme unverkennbar und unwiderstehlich mir zurief: So, nur so ists, so wahr du lebest und bist? \endash Nein, ich er innere mich keines solchen Zustandes. Jene Belehrungen wurden mir entgegengebracht, ehe ich ihrer begehrte; es wurde mir geantwortet, ehe ich die Frage aufgeworfen hatte. Ich h\'f6rte zu, weil ich es nicht vermeiden konnte; es blieb in meinem Ged\'e4chtnisse h\'e4ngen, soviel als der Zufall f\'fcgte; ohne Pr\'fcfung und ohne Theilnahme liess ich alles an seinen Ort gestellt seyn.\f0\par \f1 Wie k\'f6nnte ich sonach mich \'fcberreden, dass ich in der That Erkenntnisse \'fcber diesen Gegenstand des Nachdenkens besitze? Wenn ich nur dasjenige weiss, und von ihm \'fcberzeugt bin, was ich selbst gefunden, \endash nur dasjenige wirklich kenne, was ich selbst erfahren habe, so kann ich in der That nicht sagen, dass ich \'fcber meine Bestimmung das geringste wisse; ich weiss bloss, was andere dar\'fcber zu wissen behaupten; und das einzige, was ich hierin wirklich versichern kann, ist dies, dass ich so oder so \'fcber diese Gegenst\'e4nde sprechen geh\'f6rt.\f0\par \f1 Ich habe sonach bisher, indess ich mit genauer Sorgfalt das minderwichtige selbst untersuchte, in Ansehung des wichtigsten auf die Treue und die Sorgfalt Fremder mich verlassen. Ich habe anderen eine Theilnahme f\'fcr die h\'f6chsten Angelegenheiten der Menschheit, einen Ernst, eine Genauigkeit zugetraut, die ich in mir selbst keinesweges gefunden hatte. Ich habe sie unbeschreiblich h\'f6her geachtet, als mich selbst.\f0\par \f1 Was sie etwa wahres wissen, woher k\'f6nnen sie es wissen, ausser durch eigenes. Nachdenken? Und warum sollte ich durch dasselbe Nachdenken nicht dieselbe Wahrheit finden, da ich ebensoviel bin als sie? Wie sehr habe ich bisher mich selbst herabgesetzt und verachtet!\f0\par \f1 Ich will, dass es nicht l\'e4nger so sey! Mit diesem Augenblicke will ich in meine Rechte eintreten, und Besitz nehmen von der mir geb\'fchrenden W\'fcrde. Alles Fremde sey aufgegeben. Ich will \i\f0 selbst\i0\f1 untersuchen. Sey es, dass geheime W\'fcnsche, wie die Untersuchung endigen m\'f6ge, dass eine vorliebende Neigung f\'fcr gewisse Behauptungen in mir sich rege; ich vergesse und verl\'e4ugne sie, und ich werde ihr keinen Einfluss auf die Richtung meiner Gedanken verstatten. Ich will \i\f0 mit Strenge und Sorgfalt\i0\f1 zu Werke gehen, ich will mir alles aufrichtig bekennen \endash Was ich als Wahrheit finde, wie es auch immer laute, soll mir willkommen seyn. Ich will \i\f0 wissen\i0\f1 . Mit derselben Sicherheit, mit welcher ich darauf rechne, dass dieser Boden mich tragen wird, wenn ich darauf trete, dass dieses Feuer mich verbrennen w\'fcrde, wenn ich mich ihm n\'e4herte, will ich darauf rechnen k\'f6nnen, was ich selbst bin, und was ich seyn werde. Und sollte man etwa dies nicht k\'f6nnen, so will ich wenigstens das wissen, dass man es nicht kann. Und selbst diesem Ausgange der Untersuchung will ich mich unterwerfen, wenn er sich mir als Wahrheit entdeckt. \endash Ich eile meine Aufgabe zu l\'f6sen.\f0\par \par \f1 Ich ergreife die forteilende Natur in ihrem Fluge, und halte de einen Augenblick an, fasse den gegenw\'e4rtigen Moment fest ins Auge, und denke nach \'fcber ihn! \endash \'fcber diese Natur, an welcher bisher meine Denkkraft entwickelt und f\'fcr die Schl\'fcsse, die auf ihrem Gebiete gelten, gebildet wurde. \endash\f0\par \f1 Ich bin von Gegenst\'e4nden umgeben, die ich als f\'fcr sich bestehende, und gegenseitig, von einander geschiedene Ganze anzusehen mich gen\'f6thigt f\'fchle: ich erblicke Pflanzen, B\'e4ume, Thiere. Ich schreibe jedem Einzelnen Eigenschaften und Merkmale zu, woran ich sie von einander unterscheide, dieser Pflanze eine solche Form, der anderen eine andere, diesem Baume solche, dem anderen anders gestaltete Bl\'e4tter.\f0\par Jeder Gegenstand hat \i seine bestimmte Anzahl\i0\f1 von Eigenschaften, keine dar\'fcber, noch darunter. Auf jede Frage, ob er dieses sey, und jenes, ist f\'fcr den, der ihn durchaus kennt, ein entscheidendes Ja m\'f6glich, oder ein entscheidendes Nein, das allem Schwanken zwischen Seyn und Nichtseyn ein Ende macht, Alles; was da ist! ist etwas, oder es \i\f0 ist\i0 dieses etwas \i nicht\i0\f1 ; ist gef\'e4rbt oder nicht gef\'e4rbt; hat eine gewisse Farbe, oder hat diese Farbe nicht, ist schmackhaft oder nicht schmackhaft; ist f\'fchlbar oder nicht f\'fchlbar, und so in das unbestimmte fort.\f0\par Jeder Gegenstand besitzt jede dieser Eigenschaften\i in einem bestimmten Grade\i0\f1 . Giebt es einen Maassstab f\'fcr eine gewisse Eigenschaft, und vermag ich ihn anzulegen, so findet sich ein bestimmtes Maass derselben, welches sie nicht um das mindeste \'fcberschreitet, noch unter ihm zur\'fcckbleibt. \endash Messe ich die H\'f6he dieses Baumes; sie ist bestimmt, und er ist um keine Linie h\'f6her oder niedriger, als er ist. Betrachte ich das Gr\'fcn seiner Bl\'e4tter; es ist ein bestimmtes Gr\'fcn, nicht um das mindeste dunkler oder heller; frischer oder verblichener, als es ist; ob es mir gleich am Maassstabe und am Worte f\'fcr diese Bestimmung fehlt. Werfe ich meinen Blick auf diese Pflanze: sie steht auf einer bestimmten Stufe zwischen ihrem Entkeimen und ihrer Reife; beiden nicht um das mindeste n\'e4her oder entfernter, als sie es ist. \endash \i Alles was da ist, ist durchg\'e4ngig bestimmt; es ist was es ist, und schlechthin nichts anderes\i0\f0 .\par \f1 Nicht etwa, dass ich \'fcberhaupt nichts zwischen widersprechenden Bestimmungen in der Mitte schwebendes zu denken verm\'f6chte. Ich denke allerdings unbestimmte Gegenst\'e4nde, und mehr als die H\'e4lfte meines Denkens besteht aus dergleichen Gedanken. Ich denke einen Baum \'fcberhaupt. Hat dieser Baum \'fcberhaupt, Fr\'fcchte oder nicht, Bl\'e4tter oder nicht, und falls er welche hat, welches ist ihre Anzahl? Zu welcher Gattung von B\'e4umen geh\'f6rt er? Wie gross ist er? und so weiter. Alle diese Fragen bleiben unbeantwortet, und mein Denken ist hier\'fcber unbestimmt, so gewiss ich nicht einen besonderen Baum, sondern den Baum \'fcberhaupt zu denken mir vornahm. Nur spreche ich diesem Baume \'fcberhaupt \endash das wirkliche Daseyn ab, eben darum, weil er unbestimmt ist. Alles wirkliche hat seine bestimmte Anzahl von allen m\'f6glichen Eigenschaften des wirklichen \'fcberhaupt, und hat jede derselben in einem bestimmten Maasse, so gewiss es wirklich ist; ob ich mich gleich bescheide, vielleicht nicht Eines Gegenstandes Eigenschaften durchaus ersch\'f6pfen, und den Maassstab an dieselben anlegen zu k\'f6nnen. \endash\f0\par \par \f1 Aber die Natur eilt fort in ihrer st\'e4ten Verwandlung: und indess ich noch rede \'fcber den aufgefassten Moment, ist er entflohen, und alles hat sich ver\'e4ndert; und ehe ich ihn auffasste, war gleichfalls alles anders. Wie es war, und wie ich es auffasste, war es nicht immer gewesen, es war so geworden.\f0\par Warum nun und aus welchem Grunde war es gerade so Geworden, wie es geworden war; warum hatte die Natur unter den unendlich mannigfaltigen Bestimmungen, die sie annehmen kann, in diesem Momente gerade diese angenommen, die sie wirklich angenommen hatte, und keine andere?\par \f1 Deswegen, weil ihnen gerade diejenigen vorhergingen, die ihnen vorhergingen, und keine m\'f6glichen anderen; und weil die gegenw\'e4rtigen gerade ihnen, und kehlen m\'f6glichen anderen folgten. W\'e4re im vorhergehenden Momente irgend etwas um das mindeste anders gewesen, als es war, so w\'fcrde auch im gegenw\'e4rtigen irgend etwas anders seyn, als es ist. \endash Und aus welchem Grunde war im vorhergehenden Momente alles so, wie es war? Deswegen, weil es in dem, der diesem vorherging, so war, wie es in ihm war. Und diese\f0 r hing wieder ab von dem, der \i ihm\i0 vorherging; dieser letzte abermals von \i seinem\i0\f1 vorhergehenden; \endash und so aufw\'e4rts ins unbestimmte fort. Ebenso wird in dem zun\'e4chstfolgenden Momente die Natur bestimmt seyn, wie sie es seyn wird, deswegen, weil sie im gegenw\'e4rtigen so bestimmt ist, wie sie es ist; und es w\'fcrde nothwendig in diesem zun\'e4chstfolgenden Momente irgend etwas anders seyn, als es seyn wird, wenn im gegenw\'e4rtigen nur das mindeste anders w\'e4re, als es ist. Und in dem Momente, der diesem folgen wird, wird alles so seyn, wie es seyn wird, deswegen, weil in dem zun\'e4chstfolgenden \f0 Momente alles so seyn wird, wie es seyn wird; und so wird sein nachfolgender wieder \i von ihm\i0\f1 abh\'e4ngen, wie \i\f0 er\i0\f1 von seinem vorhergehenden abh\'e4ngen wird; und so abw\'e4rts in das unbestimmte fort.\f0\par \f1 Die Natur schreitet durch die unendliche Reihe ihrer m\'f6g- lichen Bestimmungen ohne Anhalten hindurch; und der Wechsel dieser Bestimmungen ist nicht gesetzlos, sondern streng gesetzlich. Was da ist in der Natur, ist nothwendig so, wie es ist, und es ist schlechthin unm\'f6glich, dass es anders sey. Ich trete ein in eine geschlossene Kette der Erscheinungen, \endash da jedes Glied durch sein vorhergehendes bestimmt wird und sein nachfolgendes bestimmt; in einen festen Zusammenhang, \endash da ich aus jedem gegebenen Momente alle m\'f6gliche Zust\'e4nde des Universums durch blosses Nachdenken w\'fcrde finden k\'f6nnen, aufw\'e4rts, wenn ich den gegebenen Moment \i erkl\'e4rte\i0 , abw\'e4rts, wenn ich aus ihm \i\f0 ableitete\i0\f1 ; wenn ich aufw\'e4rts die Ursachen, durch welche allein er wirklich werden konnte, abw\'e4rts die Folgen, die er nothwendig haben muss, aufsuchte. Ich empfange in jedem Theile das Ganze, weil jeder Theil nur durch das Ganze ist, was er ist, durch dieses aber nothwendig das ist.\f0\par \par \f1 Was ist es denn also eigentlich, das ich soeben gefunden habe? Wenn ich meine Behauptungen im Ganzen \'fcbersehe, so finde ich dies als den Geist derselben: Jedem Werden ein Seyn vorauszusetzen, woraus und wodurch es geworden ist, jedem Zustaude einen anderen Zustand, jedem Seyn ein anderes Seyn vorauszudenken, und schlechthin nichts aus dem Nichts entstehen zu lassen.\f0\par \f1 Verweile ich hierbei l\'e4nger, entwickle und mache mir vollkommen klar, was darin liegt! \endash Denn es k\'f6nnte leicht seyn, dass von meiner klaren Einsicht in diesen Punct meines Nachdenkens das ganze Gl\'fcck meiner ferneren Untersuchung abhinge.\f0\par \f1 Warum, und aus welchem Grunde sind denn nun die Bestimmungen der Gegenst\'e4nde in diesem Momente gerade diejenigen, die sie sind, \endash hub ich an zu fragen. Ich setzte sonach ohne weiteren Beweis, und ohne die mindeste Untersuchung, als ein an sich bekanntes, unmittelbar wahres und schlechthin gewisses voraus, \endash wie es denn auch ist, und wie ich es noch jetzt finde, und stets finden werde \endash ich setzte; sage ich, voraus, dass sie einen Grund h\'e4tten; \endash dass sie nicht durch sich selbst, sondern durch etwas ausser ihnen liegendes, Daseyn und Wirklichkeit h\'e4tten. Ich fand ihr Daseyn f\'fcr ihr eigenes Daseyn nicht hinl\'e4nglich, und f\'fchlte mich gen\'f6thigt, um ihrer selbst willen noch ein anderes Daseyn ausser ihnen anzunehmen. Warum nun wohl fand ich das Daseyn jener Beschaffenheiten oder Bestimmungen nicht hinl\'e4nglich, warum fand ich es als ein unvollst\'e4ndiges Daseyn? Was mag es seyn in ihnen, das mir einen Mangel verr\'e4th? Dies ohne Zweifel ist es; zuvorderst sind jene Beschaffenheiten gar nichts an und f\'fcr sich\f0 , sie sind nur etwas \i an\i0\f1 einem anderen; Beschaffenheiten eines Beschaffenen, Formen eines Geformten, und ein solches die Beschaffenheit annehmende und tragende, \endash ein \i\f0 Substrat\i0\f1 derselben, nach dem Ausdrucke der Schule, \endash wird f\'fcr die Denkbarkeit derselben immer vorausgesetzt. Ferner, dass ein solches Substrat eine bestimmte Beschaffenheit habe, dr\'fcckt einen Zustand der Ruhe, und des Stillestehens seiner Verwandlungen, ein Anhalten seines Werdens aus. Versetze ich es in Ver\'e4nderung, so ist in ihm keine Bestimmtheit mehr sondern ein Uebergeben aus einem Zustande in den entgegengesetzten anderen durch Unbestimmtheit hindurch. Der Zustand der Bestimmtheit des Dinges ist sonach Zustand und Ausdruck eines blossen Leidens, und ein blosses Leiden ist ein unvollst\'e4ndiges Daseyn. Es bedarf einer Th\'e4tigkeit, die diesem Leiden entspreche, aus welcher sich dasselbe erkl\'e4ren durch, und vermittelst welcher es sich erst denken lasse; oder, wie man sich gew\'f6hnlich ausdr\'fcckt, \i\f0 die den Grund dieses Leidens enthalte\i0 .\par \f1 Was ich dachte und zu denken gen\'f6thigt war, war daher keinesweges dies, dass die verschiedenen auf einander folgenden Bestimmungen der Natur, als solche, einander bewirken, \endash dass die gegenw\'e4rtige Beschaffenheit sich selbst vernichte, und in dem k\'fcnftigen Momente, da sie selbst nicht mehr ist, eine andere, die nicht sie selbst ist, und die in ihr nicht liegt, an ihrer Stelle hervorbringe, welches v\'f6llig undenkbar ist. Die Beschaffenheit bringt weder sieh selbst, noch etwas anderes ausser ihr hervor.\f0\par \f1 Eine th\'e4tige, dem Gegenstande eigenth\'fcmliche und sein eigentliches Wesen ausmachende Kraft ist es, welche ich dachte und denken musste, um die allm\'e4hlige Entstehung und den Wechsel jener Bestimmungen zu begreifen.\f0\par \f1 Und wie denke ich mir diese Kraft, welches ist ihr Wesen und die Art ihrer Aeusserung? Keine andere, als die, dass sie unter diesen bestimmten Umst\'e4nden, durch sich selbst, und um ihrer selbst willen diese bestimmte Wirkung, \endash und schlechthin keine andere \endash diese aber auch ganz sicher und unfehlbar, hervorbringe.\f0\par \f1 Das Princip der Th\'e4tigkeit, des Entstehens und Werdens \i an und f\'fcr sich\i0\f0 , ist rein in ihr selbst, so gewiss sie Kraft ist, und in nichts ausser ihr; die Kraft wird nicht getrieben oder in Bewegung gesetzt, sie setzt sich selbst in Bewegung. Der Grund davon, \i dass sie gerade auf diese bestimmte Weise sich entwickelt\i0\f1 , liegt theils, in ihr selbst, weil sie diese Kraft ist und keine andere, theils ausser ihr selbst, in den Umst\'e4nden, unter denen sie sich entwickelt. Beides, die innere Bestimmung der Kraft durch sich selbst, und ihre \'e4ussere, durch die Umst\'e4nde, muss sich vereinigen, um eine Ver\'e4nderung hervorzubringen. Was das erste anbelangt: die Umst\'e4nde, das ruhende Seyn und Bestehen der Dinge, bringen kein Werden hervor, denn in ihnen selbst liegt das Gegentheil alles Werdens, das ruhige Bestehen. Was das zweite betrifft: jene Kraft ist, so gewiss sie denkbar seyn soll, eine durchg\'e4ngig bestimmte; aber ihre Bestimmtheit wird vollendet durch die Umst\'e4nde, unter denen sie sich entwickelt. \endash Eine Kraft denke ich nur; eine Kraft ist f\'fcr mich nur inwiefern ich eine Wirkung wahrnehme; eine unwirksame Kraft, die doch eine Kraft seyn sollte und kein ruhendes Ding, ist v\'f6llig undenkbar. Jede Wirkung aber ist bestimmt, und da die Wirkung nur der Abdruck, nur eine andere Ansicht des Wirkens selbst ist, \endash die wirkende Kraft ist im Wirken bestimmt, und der Grund dieser ihrer Bestimmtheit liegt theils in ihr selbst, weil sie ausserdem gar nicht als ein besonderes und f\'fcr sich bestehendes gedacht w\'fcrde, theils ausser ihr, weil ihre eigene Bestimmtheit nur als eine bedingte gedacht werden kann.\f0\par \f1 Es ist hier eine Blume dem Boden entwachsen, und ich schliesse daraus auf eine bildende Kraft in der Natur. Eine solche bildende Kraft ist f\'fcr mich \'fcberhaupt da lediglich, inwiefern es f\'fcr mich diese Blume und andere, und Pflanzen \'fcberhaupt, und Thiere giebt; ich kann diese Kraft nur durch ihre Wirkung beschreiben, und sie ist f\'fcr mich schlechthin nichts weiter, als \endash das \endash eine solche Wirkung Hervorbringende; das \endash Blumen und Pflanzen und Thiere, und \'fcberhaupt organische Gestalten Erzeugende. Ich werde ferner behaupten, es habe an diesem Platze eine Blume, und diese bestimmte Blume entspriessen k\'f6nnen, lediglich inwiefern alle Umst\'e4nde sich vereinigten, um dieselbe m\'f6glich zu machen. Durch diese Vereinigung, aller Umst\'e4nde f\'fcr ihre M\'f6glichkeit aber ist mir die Wirklichkeit der Blume noch keinesweges erkl\'e4rt; und ich bin gen\'f6thigt, noch eine besondere, durch sich selbst wirkende, urspr\'fcngliche Naturkraft anzunehmen: und zwar bestimmt eine Blumen hervorbringende; denn eine andere Naturkraft w\'fcrde vielleicht unter denselben Umst\'e4nden ganz etwas anderes hervorgebracht haben. Ich erhalte sonach folgende Ansicht des Universums.\f0\par \f1 Es ist, wenn ich die s\'e4mmtlichen Dinge als Eins, als Eine Natur ansehe, Eine Kraft; es sind, wenn ich sie als Einzelne betrachte, mehrere Kr\'e4fte, \endash die nach ihren inneren Gesetzen sich entwickeln, und durch alle m\'f6glichen Gestalten; deren sie f\'e4hig sind, hindurchgehen; und alle Gegenst\'e4nde in der Natur sind nichts anderes, als jene Kr\'e4fte selbst in einer gewissen Bestimmung. Die Aeusserung jeder einzelnen Naturkraft wird bestimmt, \endash wird zu derjenigen, die sie ist, \endash theils durch ihr inneres Wesen, theils durch ihre eigenen bisherigen Aeusserungen, theils durch die Aeusserungen aller \'fcbrigen Naturkr\'e4fte, mit denen sie in Verbindung steht; aber sie steht, da die Natur ein zusammenh\'e4ngendes Ganzes ist, mit allen in Verbindung. \endash Sie wird durch dieses alles unwiderstehlich bestimmt. Nachdem sie nun einmal ihrem inneren Wesen nach diejenige ist, die sie ist, und unter diesen Umst\'e4nden sich \'e4ussert, f\'e4llt ihre Aeusserung nothwendig so aus, wie sie ausf\'e4llt, und es ist schlechterdings unm\'f6glich, dass si\f0 e um das mindeste anders sey, als sie ist.\par \f1 In jedem Momente ihrer Dauer ist die Natur ein zusammenh\'e4ngendes Ganze; in jedem Momente muss\i\f0 jeder einzelne Theil\i0 derselben so seyn, wie er ist, weil \i\f1 alle \'fcbrigen\i0 sind, wie sie sind; und du k\'f6nntest kein Sandk\'f6rnchen von seiner Stelle verr\'fccken, ohne dadurch, vielleicht unsichtbar f\'fcr deine Augen, durch alle Theile des unermesslichen Ganzen hindurch etwas zu ver\'e4ndern. Aber \i\f0 jeder Moment dieser Dauer\i0 ist bestimmt durch \i alle abgelaufenen Momente\i0 , und wird bestimmen alle \i\f1 k\'fcnftigen Momente\i0 ; und du kannst in dem gegenw\'e4rtigen keines Sandkornes Lage anders denken, als sie ist, ohne dass du gen\'f6thigt w\'fcrdest, die ganze Vergangenheit ins unbestimmte hinauf, und die ganze Zukunft ins unbestimmte herab dir anders zu denken. Mache, wenn du willst, den Versuch mit diesem K\'f6rnchen Flugsandes, das du erblickst. Denke es dir um einige Schritte weiter landeinw\'e4rts liegend. Dann m\'fcsste der Sturmwind, der es vom Meere hertrieb, st\'e4rker gewesen seyn, als er wirklich war. Dann m\'fcsste aber auch die vorhe\f0 rgehende Witterung, durch welche dieser Sturmwind und der Grad desselben bestimmt wurde, anders gewesen seyn, als sie war, und die \i ihr\i0 vorhergehende, durch die \i sie\i0\f1 bestimmt wurde; und du erh\'e4ltst in das unbestimmte und unbegrenzte hinauf eine ganz andere Temperatur der Luft, als wirklich stattgefunden hat, und eine ganz andere Beschaffenheit der K\'f6rper, welche auf diese Temperatur Einfluss haben, und auf welche sie Einfluss hat. \endash Auf Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit der L\'e4nder, vermittelst dieser und selbst unmittelbar auf die Fortdauer der Menschen, bat sie unstreitig den entscheidendsten Einfluss. Wie kannst du wissen, \endash denn da es uns nicht verg\'f6nnt ist, in das Innere der Natur einzudringen, so reicht es hier hin M\'f6glichkeiten aufzuzeigen, \endash wie kannst du wissen, ob nicht bei derjenigen Witterung des Universums, deren es bedurft h\'e4tte, um dieses Sandk\'f6rnchen weiter landeinw\'e4rts zu treiben, irgend einer deiner Vorv\'e4ter vor Hunger oder Frost oder Hitze w\'fcrde umgekommen seyn, ehe er den Sohn erzeugt hatte, von welchem du abstammest?\f0\par \f1 \endash dass du sonach nicht seyn w\'fcrdest, und alles, was du in der Gegenwart und f\'fcr die Zukunft zu wirken w\'e4hnest, nicht seyn w\'fcrde, weil \endash ein Sandk\'f6rnchen an einer anderen Stelle liegt.\f0\par \par \f1 Ich selbst mit allem, was ich mein nenne, bin ein Glied in dieser Kette der strengen Naturnothwendigkeit. Es war eine Zeit, \endash so sagen, mir andere, die in dieser Zeit lebten, und ich selbst bin durch Folgerungen gen\'f6thigt, eine solche Zeit, deren ich nicht unmittelbar mir bewusst bin, anzunehmen \endash es war eine Zeit, in der ich noch nicht war, und ein Moment, in welchem ich entstand. Ich war nur f\'fcr andere, noch nicht f\'fcr mich. Seitdem hat allm\'e4hlig mein Selbstbewusstseyn sich entwickelt, und ich habe in mir gewisse F\'e4higkeiten und Anlagen, Bed\'fcrfnisse und nat\'fcrliche Begierden gefunden. \endash Ich bin ein bestimmtes Wesen, das zu irgend einer Zeit entstanden ist.\f0\par \f1 Ich bin nicht durch mich selbst entstanden. Es w\'e4re die h\'f6chste Ungereimtheit anzunehmen, dass ich gewesen sey, ehe ich war, um mich selbst zum Daseyn zu bringen. Ich bin durch eine andere Kraft ausser mir wirklich worden. Und durch welche wohl, als durch die allgemeine Naturkraft, da ich ja ein Theil der Natur bin? Die Zeit meines Entstehens, und die Eigenschaften, mit denen ich entstand, waren durch diese allgemeine Naturkraft bestimmt; und alle die Gestalten, unter denen sich diese mir angeborenen Grundeigenschaften seitdem ge\'e4ussert haben, und \'e4ussern werden, so lange ich seyn werde, sind durch dieselbe Naturkraft bestimmt. Es war unm\'f6glich, dass statt meiner ein anderer entst\'e4nde; es ist unm\'f6glich, dass dieser nunmehr Entstandene in irgend einem Momente seines Daseyns anders sey, als er ist und seyn wird.\f0\par \f1 Dass meine Zust\'e4nde nun eben von Bewusstseyn begleitet werden, und einige derselben, \endash Gedanken, Entschliessungen und dergleichen \endash sogar nichts anderes zu seyn scheinen, als Bestimmungen eines blossen Bewusstseyns: darf mich in meinen Folgerungen nicht irre machen. Es ist die Naturbestimmung der Pflanze, sich regelm\'e4ssig auszubilden, die des Thieres, sich zweckm\'e4ssig zu bewegen, die des Menschen, zu denken. Warum sollte ich Anstand nehmen, das letzte ebenso f\'fcr die Aeusserung einer urspr\'fcnglichen Naturkraft anzuerkennen, als das erste und zweite? Nichts, als das Erstaunen, k\'f6nnte mich daran verhindern; indem das Denken allerdings eine weit h\'f6here und k\'fcnstlichere Naturwirkung ist, als die Bildung der Pflanzen, oder die eigenth\'fcmliche Bewegung der Thiere; aber wie k\'f6nnte ich jenem Affecte Einfluss verstatten auf eine ruhige Untersuchung? Erkl\'e4ren kann ich freilich nicht, wie die Naturkraft den Gedanken hervorbringe; aber kann ich denn besser erkl\'e4ren, wie sie die Bildung einer Pflanze, die Bewegung eines Thieres hervorbringe? Aus blosser Zusammensetzung der Materie das Denken abzuleiten, \endash auf dieses verkehrte Unternehmen werde ich freilich nicht verfallen; k\'f6nnte ich denn daraus auch nur die Bildung des einfachsten Mooses erkl\'e4ren? \endash Jene urspr\'fcnglichen Naturkr\'e4fte sollen \'fcberhaupt nicht erkl\'e4rt werden, noch k\'f6nnen sie erkl\'e4rt werden; denn sie selbst sind es, aus denen alles Erkl\'e4rbare zu erkl\'e4ren ist. Das Denken ist nun einmal, es ist schlechthin, so wie die Bildungskraft der Natur nun einmal ist, und schlechthin ist. Es ist in der Natur; denn das Denkende entsteht und entwickelt sich nach Naturgesetzen: es ist sonach durch die Natur. Es giebt eine urspr\'fcngliche Denkkraft in der Natur, wie es eine urspr\'fcngliche Bildungskraft giebt.\f0\par \f1 Diese urspr\'fcngliche Denkkraft des Universums schreitet fort, und entwickelt sich in allen m\'f6glichen Bestimmungen, deren sie f\'e4hig ist, so wie die \'fcbrigen urspr\'fcnglichen Naturkr\'e4fte fortschreiten, und alle m\'f6gliche Gestalten annehmen. Ich bin eine besondere Bestimmung der bildenden Kraft, wie die Pflanze; eine besondere Bestimmung der eigenth\'fcmlichen Bewegungskraft, wie das Thier; und \'fcberdies noch eine Bestimmung der Denkkraft: und die Vereinigung dieser drei Grundkr\'e4fte zu Einer Kraft, zu Einer har\f0 monischen Entwickelung, macht das unterscheidende Kennzeichen meiner Gattung aus; so wie es die Unterscheidung der Pflanzengattung ausmacht, lediglich Bestimmung der bildenden Kraft zu seyn.\par \f1 Gestalt, eigenth\'fcmliche Bewegung, Gedanke in mir h\'e4ngen nicht etwa voneinander ab, und folgen auseinander: so dass ich meine, und mit ihr die mich umgebenden Gestalten und Bewegungen so d\'e4chte, weil sie so sind; oder dass umgekehrt sie so w\'fcrden, weil ich sie so d\'e4chte, sondern sie sind allzumal und unmittelbar die harmonirenden Entwickelungen einer und ebenderselben Kraft, deren Aeusserung nothwendig zu einem mit sich innig zusammenstimmenden Wesen meiner Gattung wird, und die man menschenbildende Kraft nennen k\'f6nnte. Es entsteht in mir ein Gedanke schlechthin, und ebenso schlechthin die ihm entsprechende Gestalt, und ebenso schlechthin die beiden entsprechende Bewegung. Ich bin nicht, was ich bin, weil ich es denke oder will; noch denke oder will ich es, weil ich es bin, sondern ich bin und denke, \endash beides schlechthin; beides aber stimmt aus einem h\'f6heren Grunde zusammen.\f0\par \f1 So gewiss jene urspr\'fcnglichen Naturkr\'e4fte etwas f\'fcr sich sind, und ihre eigenen inneren Gesetze und Zwecke haben, so gewiss m\'fcssen die einmal zur Wirklichkeit gekommenen Aeusserungen derselben, falls nur die Kraft sich selbst \'fcberlassen bleibt, und nicht durch eine fremde ihr \'fcberlegene unterdr\'fcckt wird, eine Zeitlang dauern, und einen gewissen Umfang von Verwandlungen beschreiben. Was in demselben Augenblicke verschwindet, da es entstand, ist gewiss nicht Aeusserung einer Grundkraft, sondern nur Folge von der Zusammenwirkung mehrerer. Kr\'e4fte. Die Pflanze, eine besondere Bestimmung der bildenden Naturkraft, geht sich selbst \'fcberlassen von ihrem ersten Entkeimen bis zur Reife des Saamens. Der Mensch, eine besondere Bestimmung aller Naturkr\'e4fte in ihrer Vereinigung, geht sich selbst \'fcberlassen von der Geburt fort zum Tode vor Alter. Daher die Lebensdauer der Pflanze, wie des Menschen, und die verschiedenen Bestimmungen dieses ihres Lebens.\f0\par \f1 Diese Gestalt, diese eigenth\'fcmliche Bewegung, dieses Denken, in Harmonie mit einander, \endash diese Fortdauer aller jener wesentlichen Eigenschaften unter mancherlei ausserwesentlichen Verwandlungen, kommen mir zu, inwiefern ich ein Wesen meiner Gattung bin. \endash Aber die menschenbildende Naturkraft hat sich schon dargestellt, ehe ich entstand, unter mancherlei \'e4usseren Bedingungen und Umst\'e4nden. Diese \'e4usseren Umst\'e4nde sind es, welche die besondere Weise ihrer gegenw\'e4rtigen Wirksamkeit bestimmen, in denen sonach der Grund liegt, dass gerade ein solches Individuum meiner Gattung wirklich wird. Dieselben Umst\'e4nde k\'f6nnen nie zur\'fcckkehren, weil dann das Natur-Ganze selbst zur\'fcckkehren, und zwei Naturen statt Einer entstehen w\'fcrden: es k\'f6nnen daher diejenigen Individuen nie wieder wirklich werden, die es Schon einmal waren. \endash Ferner, die menschenbildende Naturkraft stellt sich dar in derselben Zeit, da auch ich bin, unter allen in dieser Zeit m\'f6glichen Umst\'e4nden. Keine Vereinigung solcher Umst\'e4nde ist derjeni\f0 gen vollkommen gleich, durch welche \i ich\i0\f1 wirklich wurde, wenn nicht das Ganze sich in zwei vollkommen gleiche, und untereinander nicht zusammenh\'e4ngende Welten theilen soll. Es k\'f6nnen zu derselben Zeit nicht zwei vollkommen gleiche Individuell wirklich seyn. Dadurch ist denn bestimmt, was ich, \i\f0 ich, diese bestimmte Person\i0\f1 , seyn musste; und das Gesetz, nach welchem ich der wurde, der ich bin, ist im Allgemeinen gefunden. Ich bin dasjenige, was die menschenbildende Kraft, \endash nachdem sie gewesen ist, was sie war \endash nachdem sie noch ausser mir ist, was sie ist, \endash nachdem sie in diesem bestimmten Verh\'e4ltnisse zu anderen ihr wider streitenden Naturkr\'e4ften sich befindet \endash werden \i\f0 konnte\i0\f1 ; und, weil in ihr selbst kein Grund liegen kann, sich zu beschr\'e4nken, da sie es konnte, nothwendig werden \i\f0 musste\i0\f1 . Ich bin, der ich bin, weil in diesem Zusammenhange des Naturganzen nur ein solcher und schlechthin kein anderer m\'f6glich war; und ein Geist, der das Innere der Natur vollkommen \'fcbers\'e4he, w\'fcrde aus der Erkenntniss eines einzigen Menschen bestimmt angeben k\'f6nnen, welche Menschen von jeher gewesen, und welche zu jeder Zeit seyn w\'fcrden; in Einer Person w\'fcrde er \i\f0 alle\i0\f1 wirkliche Personen erkennen. Dieser mein Zusammenhang mit dem Naturganzen ist es denn, der da bestimmt, alles was ich war, was ich bin, und was ich seyn werde: und derselbe Geist w\'fcrde aus jedem m\'f6glichen Momente meines Daseyns unfehlbar folgern k\'f6nnen, was ich vor demselben gewesen sey, und was ich nach demselben seyn werde. Alles was ich je bin und werde, bin ich und werde ich schlechthin nothwendig, und es ist unm\'f6glich, dass ich etwas anderes sey.\f0\par \par \f1 Zwar bin ich meiner selbst, als eines selbstst\'e4ndigen und in mehreren Begebenheiten meines Lebens freien Wesens, mir innigst bewusst; aber dieses Bewusstseyn l\'e4sst aus den aufgestellten Grunds\'e4tzen sich sehr wohl erkl\'e4ren, und mit den soeben gezogenen Folgerungen sich vollkommen vereinigen. Mein unmittelbares Bewusstseyn, die eigentliche Wahrnehmung, geht nicht \i\'fcber mich selbst\i0 und meine Bestimmungen hinaus, ich weiss unmittelbar nur von mir selbst; was ich dar\'fcber hinaus zu wissen vermag, weiss ich nur durch \i\f0 Folgerung\i0\f1 , \endash auf die Weise, wie ich soeben auf urspr\'fcngliche Naturkr\'e4fte geschlossen habe, die doch keinesweges in den Umkreis meiner Wahrnehmungen fallen. \i\f0 Ich\i0 aber, das, was ich mein Ich, meine Person nenne, bin nicht die menschenbildende Naturkraft selbst, sondern nur eine ihrer Aeusserungen: und nur dieser Aeusserung bin ich mir, \i als meines Selbst\i0\f1 , bewusst, nicht jener Kraft, auf welche ich nur durch die Nothwendigkeit mich selbst zu erkl\'e4ren schliesse. Diese Aeusserung, aber ist, ihrem wirklichen Seyn nach allerdings etwas aus einer urspr\'fcnglichen und selbstst\'e4ndigen Kraft hervorgehendes, und muss im Bewusstseyn als solches gefunden werden. Deswegen finde ich mich \'fcberhaupt als ein\i selbstst\'e4ndiges\i0 Wesen. \endash Aus eben diesem Grunde erscheine ich mir als frei in einzelnen Begebenheiten meines Lebens, wenn diese Begebenheiten Aeusserungen der selbstst\'e4ndigen Kraft sind, die mir f\'fcr mein Individuum zu Theil geworden; als \i zur\'fcckgehalten und eingeschr\'e4nkt\i0 , wenn durch eine Verkettung \'e4usserer Umst\'e4nde, die in der Zeit entstehen, nicht aber in der urspr\'fcnglichen Beschr\'e4nkung meines Individuums liegen, ich nicht einmal das kann, was ich meiner individuellen Kraft nach wohl k\'f6nnte; als \i\f0 gezwungen\i0\f1 , wenn diese individuelle Kraft durch die Uebermacht anderer ihr entgegengesetzten, sogar ihrem eigenen Gesetze zuwider, sich zu \'e4ussern gen\'f6thigt wird.\f0\par \f1 Gieb einem Baume Bewusstseyn, und lass ihn ungehindert wachsen, sehe Zweige verbreiten, die seiner Gattung eigenth\'fcmlichen Bl\'e4tter, Knospen, Bl\'fcthen, Fr\'fcchte hervorbringen. Er wird sich wahrhaftig nicht dadurch beschr\'e4nkt finden, dass er nun gerade ein Baum ist, und gerade von dieser Gattung, und gerade dieser Einzelne in dieser Gattung; er wird sich frei finden, weil er in allen jenen Aeusserungen nichts thut, als was seine Natur fordert; er wird nichts anderes thun wollen, weil er nur wollen kann, was diese fordert. Aber lass sein Wachsthum durch ung\'fcnstige Witterung, durch Mangel an Nahrung, oder durch andere Ursachen zur\'fcckgehalten werden: er wird sich begrenzt und gehindert f\'fchlen, weil ein Trieb, der wirklich in seiner Natur liegt, nicht befriedigt wird. Binde seine frei umherstrebenden Aeste an ein Gel\'e4nder, n\'f6thige ihm durch Einpfropfung fremde Zweige auf: er wird sich zu einem Handeln gezwungen f\'fchlen; seine Aeste wachsen allerdings fort, aber nicht nach der Richtung, die die sich selbst \'fcberlassene Kraft genommen haben w\'fcrde; er bringt allerdings Fr\'fcchte, aber nicht die, die seine urspr\'fcngliche Natur forderte. \endash Im \i\f0 unmittelbaren Selbstbewusstseyn\i0 erscheine ich mir als frei; durch \i Nachdenken\i0\f1 \'fcber die ganze Natur finde ich, dass Freiheit schlechterdings unm\'f6glich ist: das erstere muss dem letzteren untergeordnet werden, denn es ist selbst durch das letztere sogar zu erkl\'e4ren.\f0\par \par \f1 Welche hohe Befriedigung gew\'e4hrt dieses Lehrgeb\'e4ude meinem Verstande! Welche Ordnung, welcher feste Zusammenhang, welche leichte Uebersicht kommt dadurch in das Ganze meiner Erkenntnisse! Das Bewusstseyn ist hier nicht mehr jener Fremdling in der Natur, dessen Zusammenhang mit einem Seyn so unbegreiflich ist; es ist einheimisch in derselben, und selbst eine ihrer nothwendigen Bestimmungen. Die Natur erhebt sich allm\'e4hlig in der bestimmten Stufenfolge ihrer Erzeugungen. In der rohen Materie ist sie ein einfaches Seyn; in der organisirten geht sie in sich selbst zur\'fcck, um auf sich innerlich zu wirken, in der Pflanze, sich zu gestalten, im Thiere, sich zu bewegen; im Menschen, als ihrem h\'f6chsten Meisterst\'fccke, kehrt sie in sich zur\'fcck, um sich selbst anzuschauen und zu betrachten: sie verdoppelt sich gleichsam in ihm und wird aus einem blossen Seyn, Seyn und Bewusstseyn in Vereinigung.\f0\par Wie ich \i von meinem eigenen Seyn\i0\f1 , und den Bestimmungen desselben wissen m\'fcsse, ist in diesem Zusammenhange leicht zu erkl\'e4ren. Mein Seyn und mein Wissen hat denselben gemeinschaftlichen Grund: meine Natur \'fcberhaupt. Es ist kein Seyn in mir, das nicht eben darum, weil es \i\f0 mein\i0\f1 Seyn ist, zugleich von sich wisse. \endash Ebenso begreiflich wird das Bewusstseyn \i der k\'f6rperlichen Gegenst\'e4nde ausser mir\i0 . Die Kr\'e4fte, aus deren Aeusserung meine Pers\'f6nlichkeit besteht, die bildende, die sich selbst bewegende, die denkende Kraft in mir, sind nicht diese Kr\'e4fte in der Natur \'fcberhaupt, sondern nur ein bestimmter Theil derselben; und dass sie nur dieser Theil sind, kommt daher, weil ausser mir noch so und so viel anderes Seyn stattfindet. Aus dem ersten l\'e4sst sich das letztere \i\f0 berechnen\i0\f1 , aus der Beschr\'e4nkung das Beschr\'e4nkende. Weil ich dieses oder jenes, das doch in den Zusammenhang des gesammten Seyns geh\'f6rt, nicht bin, darum muss dasselbe ausser mir seyn; so folgert und berechnet die denkende Natur in mir. Meiner Beschr\'e4nkung bin ich mir unmittelbar bewusst, weil sie ja zu mir selbst geh\'f6rt, und nur durch sie ich \'fcberhaupt da bin; das Bewusstseyn des Beschr\'e4nkenden, dessen, was ich nicht selbst bin, ist durch das erstere vermittelt, und fliesst aus ihm. \endash\f0\par \f1 Weg also mit jenen vorgegebenen Einfl\'fcssen und Einwirkungen der \'e4usseren Dinge auf mich, durch die sie mir eine Erkenntniss von sich einstr\'f6men sollen, die in ihnen selbst nicht ist, und von ihnen nicht ausstr\'f6men kann. Der Grund, warum ich etwas ausser mir annehme, liegt nicht ausser mir, sondern in mir selbst, in der Beschr\'e4nktheit meiner eigenen Person; vermittelst dieser Beschr\'e4nktheit geht die denkende Natur in mir \endash heraus aus sich selbst, und erh\'e4lt eine Uebersicht ihrer selbst im Ganzen; jedoch in jedem Individuum aus einem eigenen Gesichtspunkte. \endash\f0\par Auf dieselbe Weise entsteht mir der Begriff \i von denkenden Wesen meines Gleichen\i0\f1 . Ich, oder die denkende Natur in mir, denkt Gedanken, die aus ihr selbst, als individueller Naturbestimmung, sich entwickelt haben sollen, andere, die sich nicht aus ihr selbst entwickelt haben sollen. Und so ist es dann in der That. Die ersteren sind allerdings mein eigenth\'fcmlicher, individueller Beitrag zu dem Umfange des allgemeinen Denkens in der Natur; die letzteren sind aus den ersteren nur gefolgert, als solche, welche in diesem Umfange allerdings auch stattfinden m\'fcssen, aber da sie nur gefolge\f0 rt sind, nicht in mir, sondern in anderen denkenden Wesen: und von hieraus \i schliesse\i0\f1 ich erst auf denkende Wesen ausser mir. \endash Kurz: die Natur wird in mir ihrer selbst im Ganzen sich bewusst; aber nur so, dass sie von dem individuellen Bewusstseyn meiner anhebe, und von ihm aus fortgehe zum Bewusstseyn des allgemeinen Seyns, durch Erkl\'e4rung nach dem Salze des Grundes: das heisst, dass sie die Bedingungen denke, unter denen allein eine solche Gestalt, solche Bewegung, ein solches Denken, aus welchen meine Person besteht, m\'f6glich wurde. Der Satz des Grundes ist der Punct des Ueberganges von dem Besonderen, das sie selbst ist, zu dem Allgemeinen, das ausser ihr ist; das unterscheidende Kennzeichen beider Arten der Erkenntniss ist dies, dass die erste \endash unmittelbare Anschauung, die letzte \endash Folgerung ist.\f0\par In jedem Individuum erblickt die Natur sich selbst aus einem besonderen Gesichtspuncte. Ich nenne mich \i ich\i0 , und dich \i du\i0 ; du nennest \i dich\i0 ich, und \i mich\i0\f1 du; ich liege f\'fcr dich ausser dir, wie du f\'fcr mich ausser mir liegst. Ich begreife ausser mir zuerst, was mich zun\'e4chst begrenzt; du was dich zun\'e4chst begrenzt: von diesem Puncte aus gehen wir durch seine n\'e4chsten Glieder hindurch weiter, \endash aber wir beschreiben sehr verschiedene Reihen, die sich wohl hier und da durchschneiden, aber nirgends nach derselben Richtung neben einander fortlaufen. \endash Es werden alle m\'f6glichen Individuen, sonach auch alle m\'f6glichen Gesichtspuncte des Bewusstseyns wirklich. Dies\f0 es Bewusstseyn aller Individuen zusammengenommen macht das vollendete Bewusstseyn des Universums von sich selbst aus: und es giebt kein anderes, denn nur im Individuum ist vollendete Bestimmtheit und Wirklichkeit.\par \f1 Die Aussage des Bewusstseyns eines jeden Individuums ist untr\'fcglich, wenn es nur wirklich das bis jetzt beschriebene Bewusstseyn ist; denn dieses Bewusstseyn entwickelt sich aus dem ganzen gesetzm\'e4ssigen Laufe der Natur; aber die Natur kann nicht sich selbst widersprechen. Ist irgendwo irgend eine Vorstellung, so muss es wohl auch ein derselben entsprechendes Seyn geben, denn die Vorstellungen werden nur mit der Erzeugung des ihnen entsprechenden Seyns zugleich erzeugt. \endash Jedem Individuum ist sein b\f0 esonderes Bewusstseyn durchaus bestimmt, denn dasselbe geht aus seiner Natur hervor: keiner kann andere Erkenntnisse, und einen anderen Grad ihrer Lebhaftigkeit haben, als er wirklich hat. Der \i Inhalt\i0 seiner Erkenntnisse wird bestimmt durch den Standpunct, welchen er im Universum einnimmt; die \i Deutlichkeit und Lebhaftigkeit\i0\f1 derselben durch die h\'f6here oder geringere Wirksamkeit, welche die Kraft der Menschheit in seiner Person zu \'e4ussern vermag. Gieb der Natur eine einzige Bestimmung einer Person, scheine sie so geringf\'fcgig als sie wolle, sey es der Lauf eines einzigen Muskels, die Biegung eines Haares, und sie sagt dir, wenn sie ein allgemeines Bewusstseyn h\'e4tte, und dir antworten k\'f6nnte alle Gedanken, welche diese Person, die ganze Zeit ihres Bewusstseyns hindurch denken wird.\f0\par \f1 Ebenso begreiflich wird in diesem Lehrgeb\'e4ude die bekannte Erscheinung in unserem Bewusstseyn, die wir \i\f0 Willen\i0\f1 nennen. Ein Wollen ist das unmittelbare Bewusstseyn der Wirksamkeit einer unserer inneren Naturkr\'e4fte. Das unmittelbare Bewusstseyn eines Strebens dieser Kr\'e4fte, das noch nicht Wirksamkeit ist, weil es durch gegenstrebende Kr\'e4fte gehemmt wird, ist im Bewusstseyn Neigung, oder Begierde; der Kampf der streitenden Kr\'e4fte, Unentschlossenheit; der Sieg der einen, Willens-Entschluss. Ist die strebende Kraft bloss diejenige, die uns mit der Pflanze, oder dem Thiere gemein ist; so ist in unserem inneren Wesen schon eine Trennung und Herabsetzung erfolgt, das Begehren ist unserem Range in der Reihe der Dinge nicht gem\'e4ss, sondern unter demselben, und kann nach einem gewissen Sprachgebrauche sehr wohl ein niederes genannt werden. Ist jenes Strebende die ganze ungetheilte Kraft der Menschheit; so ist das Begehren unserer Natur gem\'e4ss, und kann ein h\'f6heres genannt werden. Das Streben der letzteren \'fcberhaupt gedacht, l\'e4sst sich f\'fcglich ein \i\f0 sittliches\i0\f1 Gesetz nennen. Eine Wirksamkeit der letzteren ist ein tugendhafter Wille, und die daraus erfolgende Handlung Tugend. Ein Sieg der ersteren ohne Harmonie mit der letzteren ist Untugend; ein Sieg derselben \'fcber die letztere und gegen ihren Widerstreit ist Laster.\f0\par \f1 Die Kraft, welche jedesmal siegt, siegt nothwendig; ihr Uebergewicht ist durch den Zusammenhang des Universums bestimmt; sonach ist durch denselben Zusammenhang auch die Tugend, die Untugend und das Laster jedes Individuums unwiderruflich bestimmt. Gieb der Natur nochmals den Lauf eines Muskels, die Biegung eines Haares an einem bestimmten Individuum, und sie wird dir, wenn sie im Ganzen denken und dir antworten k\'f6nnte, daraus alle gute Thaten und alle Unthaten seines Lebens von Anbeginn bis an sein Ende angeben. Aber darum h\'f6rt die Tugend nicht auf Tugend, und das Laster Laster zu seyn. Der Tugendhafte ist eine edle, der Lasterhafte eine unedle und verwerfliche, jedoch aus dem Zusammenhange des Universums nothwendig erfolgende Natur.\f0\par Es giebt \i Reue\i0\f1 , und sie ist das Bewusstseyn des fortdauernden Strebens der Menschheit in mir, auch nachdem dasselbe besiegt worden, verbunden mit dem unangenehmen Gef\'fchle, dass es besiegt worden: ein beunruhigendes, aber doch k\'f6stliches Unterpfand unserer edleren Natur. Aus diesem Bewusstseyn unseres Grundtriebes entsteht auch das \i\f0 Gewissen\i0\f1 , und die gr\'f6ssere oder geringere Sch\'e4rfe und Reizbarkeit bis zu dem absoluten Mangel desselben bei verschiedenen Individuen. Der Unedlere ist der Reue nicht f\'e4hig, weil die Menschheit in ihm auch nicht einmal soviel Kraft hat, um niedere Triebe zu bestreiten. Belohnung und Strafe sind die nat\'fcrlichen Folgen der Tugend und des Lasters zur Hervorbringung neuer Tugend und neuen Lasters. Durch h\'e4ufige bedeutende Siege nemlich wird unsere eigenth\'fcmliche Kraft ausgebreitet und verst\'e4rkt; durch Mangel an aller Wirksamkeit oder durch h\'e4ufige Niederlagen wird sie immer schw\'e4cher. \endash Nur die Begriffe: Verschuldung und Zurechnung haben keinen Sinn, ausser den f\'fcr das \'e4ussere Recht. Verschuldet hat sich derjenige, und ihm wird sein Vergehen zugerechnet, der die Gesellschaft n\'f6thigt, k\'fcnstliche \'e4ussere Kr\'e4fte anzuwenden, um die Wirksamkeit seiner der allgemeinen Sicherheit nachtheiligen Triebe zu verhindern.\f0\par \par \f1 Heine Untersuchung ist geschlossen, und meine Wissbegier befriedigt. Ich weiss, was ich \'fcberhaupt bin, und worin das Wesen meiner Gattung bestellt. Ich bin eine durch das Universum bestimmte Aeusserung einer durch sich selbst bestimmten Naturkraft. Meine besonderen pers\'f6nlichen Bestimmungen \i vermittelst ihrer Gr\'fcnde\i0 einzusehen, ist unm\'f6glich, denn ich kann in das Innere der Natur nicht eindringen. Aber ich werde mir derselben \i\f0 unmittelbar\i0\f1 bewusst. Ich weiss ja wohl, was ich in dem gegenw\'e4rtigen Momente bin, ich kann mich gr\'f6sstentheils erinnern, was ich ehemals war, und ich werde ja erfahren, was ich seyn werde, dann, wenn ich es seyn werde.\f0\par \f1 Von dieser Entdeckung Gebrauch f\'fcr mein Handeln zu machen, kann mir nicht einfallen, denn ich handle ja \'fcberhaupt nicht, sondern in mir handelt die Natur; mich zu etwas anderem zu machen, als wozu ich durch die Natur bestimmt bin, dies kann ich mir nicht vornehmen wollen, denn ich mache mich gar nicht, sondern die Natur macht mich selbst und alles was ich werde. Ich kann bereuen, und mich freuen, und gute Vors\'e4tze fassen; \endash ohnerachtet ich der Strenge nach auch dies nicht einmal kann, sondern alles mir von selbst kommt, wenn es mir zu kommen bestimmt ist; \endash aber ich kann ganz sicher durch alle Reue, und durch alle Vors\'e4tze nicht das geringste an dem \'e4ndern, was ich nun einmal werden muss. Ich stehe unter der unerbittlichen Gewalt der strengen Nothwendigkeit; bestimmt sie mich zu einem Thoren und Lasterhaften, so werde ich ohne Zweifel ein Thor und ein Lasterhafter werden; bestimmt sie mich zu einem Weisen und Guten, so werde ich ohne Zweifel ein Weiser und Guter werden. Es ist nicht ihre Schuld noch Verdienst, noch das meinige. Sie steht unter ihren eigenen Gesetzen, ich unter den ihrigen: es wird, nachdem ich dies einsehe, das Beruhigendste seyn, auch meine W\'fcnsche ihr zu unterwerfen da ja mein Seyn ihr v\'f6llig unterworfen ist.\f0\par \par \f1 O, diese widerstrebenden W\'fcnsche! Denn warum sollte ich mir l\'e4nger die Wehmuth, den Abscheu, das Entsetzen verhehlen, welche, so wie ich einsah, wie die Untersuchung endigen werde, mein Inneres ergriffen? Ich hatte es mir heilig versprochen, dass die Neigung keinen Einfluss auf die Richtung meines Nachdenkens haben sollte; und ich habe ihr in der That mit Bewusstseyn keinen verstattet. Aber darf ich es mir darum am Ende nicht gestehen, dass dieser Ausgang meinen tiefsten innersten Ahndungen, W\'fcnschen, Forderungen widerspreche? Und wie kann ich, trotz der Richtigkeit und der schneidenden Sch\'e4rfe der Beweise, die mir in dieser Ueberlegung zu seyn scheint, an eine Erkl\'e4rung meines Daseyns glauben, die der innigsten Wurzel meines Daseyns, die dem Zwecke, um dessen willen ich allein seyn mag, und ohne welchen ich mein Daseyn verw\'fcnsche, so entscheidend widerstreitet?\f0\par \f1 Warum muss mein Herz trauern und zerrissen werden von dem, was meinen Verstand so vollkommen beruhigt? Da nichts in der Natur sich widerspricht, ist nur der Mensch ein widersprechendes Wesen? \endash Oder, vielleicht nicht der Mensch, sondern nur ich und diejenigen, welche mir gleichen! H\'e4tte ich vielleicht hingehen sollen in dem freundlichen Wahne, der mich umgab, mich in dem Umfange des unmittelbaren Bewusstseyns meines Seyns erhalten, und die Frage nach den Gr\'fcnden desselben, deren Beantwortung mich je\f0 tzt elend macht, nie erheben sollen, Aber wenn diese Beantwortung recht hat, so \i musste\i0\f1 ich jene Frage erheben; ich erhob sie nicht, sondern die denkende Natur in mir erhob sie. \endash Ich war zum Elende bestimmt, und ich beweine vergebens die verlorene Unschuld meines Geistes, welche nie zur\'fcckkehren kann.\f0\par \par \f1 Aber Muth gefasst! Verlasse mich alles andere, wenn nur dieser mich nicht verl\'e4sst. \endash \i\f0 Um der blossen Neigung willen\i0\f1 , und liege sie noch so tief in meinem Inneren, und erscheine sie noch so heilig, kann ich freilich nicht aufgeben, was aus unwidersprechlichen Gr\'fcnden folgt; aber vielleicht habe ich \i\f0 in der Untersuchung\i0\f1 geirrt, vielleicht habe ich die Quellen, aus denen sie gef\'fchrt werden musste, nur halb aufgefasst und einseitig angesehen. Ich sollte die Untersuchung von dem entgegengesetzten Ende aus wiederholen; damit ich nur einen Anfangspunct f\'fcr sie habe. \endash Was ist es denn doch, das in jener Entscheidung mich so gewaltig zur\'fcckst\'f6sst und beleidigt? Was ist es, das ich statt derselben gefunden zu haben w\'fcnschte? Mache ich mir nur vor allen Dingen jene Neigung recht klar, auf welche ich mich berufe!\f0\par \f1 Dass ich bestimmt seyn sollte, ein Weiser und Guter, oder ein Thor und Lasterhafter, zu seyn, dass ich an dieser Bestimmung nichts \'e4ndern, von dem ersteren kein Verdienst, und an dem letzteren keine Schuld haben sollte, \endash dies war es, was mich mit Abscheu und Entsetzen erf\'fcllte. Jener Grund meines Seyns, und der Bestimmungen meines Seyns \i\f0 ausser mir selbst\i0\f1 , dessen Aeusserung wiederum durch andere Gr\'fcnde \i\f0 ausser ihm\i0\f1 bestimmt wurde, \endash er war es, der mich so heftig zur\'fcckstiess. Jene Freiheit, die gar nicht \i\f0 meine eigene\i0 , sondern die \i einer fremden Kraft\i0 ausser mir, und selbst an dieser nur eine \i bedingte\i0\f1 , nur eine halbe Freiheit war, \endash sie war es, die mir nicht gen\'fcgte. \i\f0 Ich selbst\i0\f1 , dasjenige, dessen ich mir als meiner selbst, als meiner Person bewusst bin, und welches in jenem Lehrgeb\'e4ude als blosse Aeusserung eines h\'f6heren erscheint, \endash ich selbst will selbstst\'e4ndig, \endash nicht an einem anderen, und durch ein anderes, sondern f\'fcr mich selbst Etwas seyn; und will, als solches, selbst der letzte Grund meiner Bestimmungen seyn. Den Rang, welchen in jenem Lehrgeb\'e4ude jede urspr\'fcngliche Naturkraft einnimmt, will ich selbst einnehmen; nur mit dem Unterschiede, dass die Weise meiner Aeusserungen nicht durch fremde Kr\'e4fte bestimmt sey. Ich will eine innere eigenth\'fcmliche Kraft haben, mich auf unendlich mannigfaltige Weise zu \'e4ussern, ebenso wie jene Naturkr\'e4fte: und die sich nun gerade so \'e4ussere, wie sie sich \'e4ussert, schlechthin aus keinem anderen Grunde, als weil sie sich so \'e4ussert; nicht aber, wie jene Naturkr\'e4fte, weil es gerade unter diesen \'e4usseren Bedingungen geschieht.\f0\par \f1 Welches soll nun diesem meinem Wunsche zufolge der eigentliche Sitz und Mittelpunct jener eigenth\'fcmlichen Kraft des Ich seyn? Offenbar nicht mein K\'f6rper: den ich, wenigstens seinem Seyn nach, wenn auch nicht nach seinen weiteren Bestimmungen, f\'fcr eine Aeusserung der Naturkr\'e4fte gern gelten lasse; auch nicht meine sinnlichen Neigungen, die ich f\'fcr eine Beziehung dieser Kr\'e4fte auf mein Bewusstseyn halte: \endash sonach mein Denken und Wollen. Ich will nach einem frei entworfenen Zweckbegriffe mit Freiheit wollen, und dieser Wille, als schlechthin letzter, durch keinen m\'f6glichen h\'f6heren bestimmter Grund soll zun\'e4chst meinen K\'f6rper, und vermittelst desselben die mich umgebende Welt bewegen und bilden. Meine th\'e4tige Naturkraft soll nur unter der Botm\'e4ssigkeit des Willens stehen, und schlechthin durch nichts anderes in Bewegung zu setzen seyn, ausser durch ihn. \endash So soll es sich verhalten: \endash es soll ein Bestes geben nach geistigen Gesetzen; dieses mit Freiheit zu suchen, bis ich es finde, es daf\'fcr zu erkennen, wenn ich es gefunden habe, soll ich das Verm\'f6gen haben, und es soll meine Schuld seyn, wenn ich es nicht gefunden. Dieses Beste soll ich wollen k\'f6nnen schlechthin weil ich es will; und wenn ich statt desselben etwas Anderes will, soll ich die Schuld haben. Aus diesem Willen soll meine Handlung erfolgen, und ohne ihn soll \'dcberhaupt durch mich keine Handlung erfolgen, indem es gar keine m\'f6gliche andere Kraft meiner Handlungen geben soll, als meinen Willen. Erst jetzt soll meine durch den Willen bestimmte, und in seiner Botm\'e4ssigkeit stehende Kraft in die Natur eingreifen. Ich will der Herr der Natur seyn, und sie soll mein Diener seyn; ich will einen meiner Kraft gem\'e4ssen Einfluss auf sie haben, sie aber soll keinen haben auf mich.\f0\par \par \f1 Dies ist der Inhalt meiner W\'fcnsche und Forderungen. V\'f6llig gegen diese hat eine Untersuchung gesprochen, die meinen Verstand befriedigt. Wenn ich der ersten zufolge unabh\'e4ngig seyn soll von der Natur, und \'fcberhaupt von irgend einem Gesetze, das ich mir nicht selbst gebe, so bin ich nach der zweiten ein durchaus bestimmtes Glied in der Kette der Natur. Ob nun eine solche Freiheit, wie ich sie w\'fcnsche, auch nur denkbar ist, und wenn sie es seyn sollte, ob nicht in einem durchgef\'fchrten und vollst\'e4ndigen Nachdenken selbst Gr\'fcnde liegen, die mich n\'f6thigen, dieselbe als \i\f0 wirklich\i0\f1 anzunehmen, und mir sie zuzuschreiben, \endash wodurch sonach der Ausgang der vorigen Untersuchung widerlegt w\'fcrde, davon ist die Frage.\f0\par \f1 Ich will frei seyn, auf die angegebene Weise, heisst: ich selbst will mich machen zu dem, was ich seyn werde. Ich m\'fcsste sonach, \endash dies ist das h\'f6chstbefremdende, und dem ersten Anscheine nach v\'f6llig widersinnige, was in diesem Begriffe liegt, \endash ich m\'fcsste, was ich werden soll, in gewisser R\'fccksicht schon seyn, ehe ich es bin, um mich dazu auch nur machen zu k\'f6nnen; ich m\'fcsste eine doppelte Art des Seyns haben, von denen das erste den Grund einer Bestimmung des zweiten enthielte. Beobachte ich nun hier\'fcber mein unmittelbares Selbstbewusstseyn im Wollen, so finde ich folgendes. Ich habe die Kenntniss mannigfaltiger Handelsm\'f6glichkeiten, unter denen allen, wie es mir scheint, ich ausw\'e4hlen kann, welche ich will. Ich durchlaufe den Umkreis derselben, erweitere ihn, kl\'e4re mir das einzelne auf, vergleiche es gegeneinander, und w\'e4ge ab. Ich w\'e4hle endlich eins unter allen, bestimme darnach meinen Willen, und es erfolgt aus dem Willensentschlusse eine demselben gem\'e4sse Handlung. Hier bin ich nun allerding\f0 s im blossen Denken meines Zweckes \i vorher\i0 , was ich hernach, und zufolge dieses Denkens, durch Wollen und Handeln \i wirklich\i0\f1 bin; ich bin vorher als Denkendes, was ich kraft des Denkens sp\'e4terhin als Handelndes bin. Ich mache mich selbst: mein Seyn durch mein Denken; mein Denken schlechthin durch das Denken. \endash Man kann auch dem bestimmten Zustande einer Aeusserung der blossen Naturkraft, als etwa einer Pflanze, einen Zustand der Unbestimmtheit vorausdenken, in welchem ein reichhaltiges Mannigfaltiges von Bestimmungen gegeben ist, die sie, sich selbst \'fcberlassen, annehmen k\'f6nnte. Dieses mannigfaltige M\'f6gliche ist nun allerdin\f0 gs \i in ihr\i0\f1 , in ihrer eigenth\'fcmlichen Kraft gegr\'fcndet; aber es nicht \i f\'fcr sie\i0 , weil sie der Begriffe nicht f\'e4hig ist, sie kann nicht w\'e4hlen, sie kann nicht durch sich selbst der Unbestimmtheit ein Ende machen; \'e4ussere Bestimmungs- Gr\'fcnde m\'fcssen es seyn, welche sie auf das Eine von allen m\'f6glichen einschr\'e4nken, worauf sie selbst sich nicht einschr\'e4nken kann. In ihr kann ihre Bestimmung nicht vor ihrer Bestimmung vorher stattfinden, denn sie hat nur Eine Weise bestimmt zu seyn, \endash die ihrem wirklichen Seyn nach. Daher kam es auch wohl, dass ich mich oben gen\'f6thigt fand, zu behaupten, dass die Aeusserung jeder Kraft ihre vollendete Bestimmung von aussen erhalten m\'fcsse. Ich dachte ohne Zweifel nur an solche Kr\'e4fte, die sich lediglich durch ein Seyn \'e4ussern, aber des Bewusstseyns unf\'e4hig sind. Von ihnen gilt denn auch die obige Behauptung ohne die mindeste Einschr\'e4nkung; bei Intelligenzen findet der Grund dieser Behauptung nicht statt, und es scheint sonach \'fcbereilt, auch \'fcber diese sie auszudehnen.\f0\par \f1 Freiheit, wie sie oben gefordert wurde, ist nur in Intelligenzen denkbar, in ihnen aber ist sie es ohne Zweifel. Auch unter dieser Voraussetzung, ist der Mensch sowohl, als die Natur vollkommen begreiflich. Mein Leib; und mein Verm\'f6gen in der Sinnen- Welt zu wirken, ist ebenso, wie in dem obigen Systeme, Aeusserung beschr\'e4nkter Naturkr\'e4fte; und meine nat\'fcrlichen Neigungen sind die Beziehungen dieser Aeusserung auf mein Bewusstseyn. Die blosse Erkenntniss dessen, was ohne mein Zuthun da ist, entsteht unter dieser Voraussetzung einer Freiheit gerade so, wie in jenem Systeme; und bis auf diesen Punct kommen beide \'fcberein. Nach jenem aber, \endash und hier hebt der Widerstreit beider Lehrgeb\'e4ude an \endash nach jenem bleibt das Verm\'f6gen meiner sinnlichen Wirksamkeit unter der Botm\'e4ssigkeit der Natur, wird fortdauernd durch dieselbe Kraft in Bewegung gesetzt, die es auch hervorbrachte, und der Gedanke hat dabei \'fcberall nur das Zusehen; nach dem gegenw\'e4rtigen f\'e4llt dieses Verm\'f6gen, nachdem es nur einmal vorhanden ist, unter die Botm\'e4ssigkeit einer \'fcber alle Natur erhabenen, und von den Gesetzen derselben g\'e4nzlich befreiten Kraft, der Kraft der Zweckbegriffe, und des Willens. Der Gedanke hat nicht mehr bloss das Zusehen, sondern von ihm geht die Wirkung selbst aus. Dort sind es \'e4ussere, mir unsichtbare Kr\'e4fte, die meiner Unentschlossenheit ein Ende machen, und meine Wirksamkeit, so wie das unmittelbare Bewusstseyn derselben, meinen Willen, auf Einen Punct beschr\'e4nken: ebenso wie die durch sich selbst unbestimmte Wirksamkeit der Pflanze beschr\'e4nkt wird: hier bin Ich es selbst, unabh\'e4ngig und frei vom Einflusse aller \'e4usseren Kr\'e4fte, der seiner Unentschlossenheit ein Ende macht, und durch die frei in sich hervorgebrachte Erkenntniss des Besten sich bestimmt.\f0\par \par \f1 Welche von beiden Meinungen soll ich ergreifen? Bin ich frei und selbstst\'e4ndig, oder bin ich nichts an mir selbst, und lediglich Erscheinung einer fremden Kraft? Es ist mir soeben klar geworden, dass keine von beiden Behauptungen hinl\'e4nglich begr\'fcndet ist. F\'fcr die erste spricht nichts als ihre blosse Denkbarkeit; f\'fcr die letzte dehne ich einen an sich und in seinem Gebiete ganz wahren Satz weiter aus, als sein eigentlicher Grund reicht. Ist die Intelligenz blosse Natur-Aeusserung, so thue ich ganz Recht daran, jenen Satz auch \'fcber sie auszudehnen; aber, ob sie es sey, davon ist eben die Frage; und diese soll durch Folgerung aus anderen S\'e4tzen beantwortet, nicht aber eine einseitige Antwort schon beim Anfange der Untersuchung vorausgesetzt, und aus dieser wieder abgeleitet werden, was ich selbst erst in sie hineinlegte. Kurz, aus Gr\'fcnden zu erweisen, ist keine von den beiden Meinungen.\f0\par \f1 Ebensowenig entscheidet in dieser Sache das unmittelbare Bewusstseyn. Weder der \'e4usseren Kr\'e4fte, die in dem Systeme der allgemeinen Nothwendigkeit mich bestimmen, noch meiner eigenen Kraft, durch welche in dem der Freiheit ich mich selbst bestimme, kann ich mir je bewusst werden. Welche von beiden Meinungen ich sonach ergreifen m\'f6ge, ergreife ich sie immer schlechthin darum, weil ich sie nun einmal ergreife.\f0\par \f1 Das System der Freiheit befriedigt, das entgegengesetzte t\'f6dtet und vernichtet mein Herz. Kalt und todt dastehen, und dem Wechsel der Begebenheiten nur zusehen, ein tr\'e4ger Spiegel der vor\'fcberfliehenden Gestalten \endash dieses Daseyn ist mir unertr\'e4glich, ich verschm\'e4he und verw\'fcnsche es. Ich will lieben, ich will mich in Theilnahme verlieren, mich freuen und mich betr\'fcben. Der h\'f6chste Gegenstand dieser Theilnahme f\'fcr mich bin ich selbst; und das einzige an mir, womit ich dieselbe fortdauernd ausf\'fcllen kann, ist mein Handeln. Ich will alles aufs beste machen; will mich meiner freuen, wenn ich recht gethan habe; will mich \'fcber mich betr\'fcben, wenn ich unrecht that; und sogar diese Betr\'fcbniss soll mir s\'fcss seyn; denn es ist Theilnahme an mir selbst, und Unterpfand der k\'fcnftigen Besserung. \endash In der Liebe nur ist das Leben, ohne sie ist Tod und Vernichtung.\f0\par \f1 Aber kalt und frech tritt das entgegengesetzte System hin, und sp\'f6ttelt dieser Liebe. Ich bin nicht und ich handle nicht, wenn ich dasselbe h\'f6re. Der Gegenstand meiner innigsten Zuneigung ist ein Hirngespinnst, eine greiflich nachzuweisende grobe T\'e4uschung. Statt meiner ist und handelt eine fremde mir ganz unbekannte Kraft; und es wird mir v\'f6llig gleichg\'fcltig, wie diese sich entwickle. Besch\'e4mt stehe ich da mit meiner herzlichen Neigung, und mit meinem guten Willen; und err\'f6the vor dem, was ich f\'fcr das Beste an mir erkenne, und um wessen willen ich allein seyn mag, als vor einer l\'e4cherlichen Thorheit. Nein Heiligstes ist dem Spotte preisgegeben.\f0\par \f1 Ohne Zweifel war es die Liebe dieser Liebe, das Interesse f\'fcr dieses Interesse, welches mich ohne mein Bewusstseyn trieb, ehemals, ehe ich die Untersuchung erhob, die mich jetzt verwirrt und zur Verzweiflung f\'fchrt, ohne weiteres mich f\'fcr frei und f\'fcr selbstst\'e4ndig zu halten: ohne Zweifel war es dieses Interesse, wodurch ich eine Meinung, die nichts f\'fcr sich hat, als ihre eigene Denkbarkeit und die Unerweislichkeit ihres Gegentheils, bis zur Ueberzeugung erg\'e4nzte; war es dieses Interesse, wodurch ich bis jetzt vor dem Unternehmen bewahrt wurde, mich selbst und mein Verm\'f6gen weiter erkl\'e4ren zu wollen.\f0\par \f1 Das entgegengesetzte System, trocken und herzlos, aber unersch\'f6pflich im Erkl\'e4ren, erkl\'e4rt selbst dieses mein Interesse f\'fcr Freiheit, diesen meinen Abscheu gegen die widerstreitende Meinung. Es erkl\'e4rt alles, was ich aus meinem Bewusstseyn gegen dasselbe anf\'fchre, und so oft ich sage, dass es so und so sich verhalte, antwortet es mir immer gleich trocken und unbefangen; dasselbe sage ich auch, und ich sage dir noch \'fcberdies die Gr\'fcnde, wodurch es nothwendig so wird. Du stehst, wird es mir auf alle meine Klagen antworten, indem du von deinem Herzen, deiner Liebe, deinem Interesse sprichst im Standpuncte des unmittelbaren Bewusstseyns deines Selbst; und du gestehst dies, indem du sagst, dass du selbst der h\'f6chste Gegenstand deines Interesse seyest. Und hier\'fcber ist denn bekannt, und schon oben auseinandergesetzt, dass dieses Du, wof\'fcr du dich so lebhaft interessirst, inwiefern es nicht Wirksamkeit, denn doch wenigstens \i\f0 Trieb\i0\f1 deiner eigenth\'fcmlichen inneren Natur ist; es ist bekannt, dass jeder Trieb, so gewiss er dies ist, in sich selbst zur\'fcckkehrt, und sich zur Wirksamkeit antreibt; und es ist sonach begreiflich, wie dieser Trieb sich im Bewusstseyn als Liebe und Interesse f\'fcr ein freies, und eigenth\'fcmliches Wirken nothwendig \'e4ussern m\'fcsse. Versetzest du dich aus diesem engen Gesichtspuncte des Selbstbewusstseyns, in den h\'f6heren Standpunct der Uebersicht des Universums, den du einzunehmen dir ja versprochen hast, so wird dir klar, dass, was du deine Liebe nanntest, nicht deine Liebe ist, sondern eine fremde Liebe: \endash das Interesse der urspr\'fcnglichen Naturkraft in dir, sich selbst als eine solche zu erhalten. \endash Und so berufe dich denn nicht weiter auf deine Liebe; denn wenn dieselbe auch ausserdem etwas beweisen k\'f6nnte, so ist hier sogar die Voraussetzung derselben unrichtig. \i\f0 Du liebst\i0 dich nicht, denn du \i bist\i0\f1 \'fcberhaupt nicht; es ist \i\f0 die Natur in dir\i0\f1 , die f\'fcr ihre eigene Erhaltung sich interessirt. Dass, ohnerachtet in der Pflanze ein eigenth\'fcmlicher Trieb ist, zu wachsen und sich zu bilden, die bestimmte Wirksamkeit dieses Triebes dennoch von ausser ihr liegenden Kr\'e4ften abh\'e4nge, giebst du ohne Widerstreit zu. Leihe dieser Pflanze auf einen Augenblick Bewusstseyn, so wird sie ihren Trieb zu wachsen mit Interesse und Liebe in sich f\'fchlen. Ueberzeuge sie durch Vernunftgr\'fcnde, dass dieser Trieb f\'fcr sich nicht das geringste auszurichten vermag, sondern dass ihm das Maass seiner Aeusserung immer durch etwas ausser ihm bestimmt wird; sie wird vielleicht gerade so reden! als du eben geredet hast; sie wird sich geberden, wie es einer Pflanze zu verzeihen ist, dir aber, als einem h\'f6heren, das Ganze der Natur denkenden Naturproducte, keinesweges ansteht.\f0\par \f1 Was kann ich gegen diese Vorstellung einwenden? Begebe ich mich auf ihren Grund und Boden, auf den so ger\'fchmten Standpunct einer Uebersicht des Universums, so muss ich ohne Zweifel mit Err\'f6then verstummen. Es ist also die Frage, ob ich \'fcberhaupt auf diesen Standpunct mich stellen, oder in dem Umfange des unmittelbaren Selbst-Bewusstseyns mich halten; ob der Erkenntniss die Liebe, oder der Liebe die Erkenntniss untergeordnet werden solle. Das letztere steht in \'fcblem Rufe bei verst\'e4ndigen Leuten, das erstere macht mich unbeschreiblich elend, indem es mich selbst aus mir selbst vertilgt. Ich kann das letztere nicht thun, ohne mir selbst als un\'fcberlegt und th\'f6richt zu erscheinen; ich kann das erstere nicht, ohne mich selbst zu vernichten.\f0\par \f1 Unentschieden kann ich nicht bleiben: an der Beantwortung dieser Frage h\'e4ngt meine ganze Ruhe, und meine ganze W\'fcrde. Ebenso unm\'f6glich ist es mir, mich zu entscheiden; ich habe schlechthin keinen Entscheidungs-Grund, weder f\'fcr das Eine noch f\'fcr das Andere.\f0\par \f1 Unertr\'e4glicher Zustand der Ungewissheit und der Unentschlossenheit! Durch den besten und den muthigsten Entschluss meines Lebens musste ich in dich gerathen! Welche Macht kann mich von dir, welche Macht kann mich von mir selbst retten?\f0\par \par \pard\qc\b Zweites Buch\b0\par \pard\par \pard\qc\b Wissen\b0\par \pard\par \f1 Unmuth und Angst nagte an meinem Innern. Ich verw\'fcnschte die Erscheinung des Tages, der mich zu einem Leben rief, dessen Wahrheit und Bedeutung mir zweifelhaft worden war. Ich erwachte die N\'e4chte aus beunruhigenden Tr\'e4umen. Ich suchte \'e4ngstlich nach einem Lichtschimmer, um aus diesen Irrg\'e4ngen des Zweifels zu entkommen. Ich suchte, und fiel stets tiefer in das Labyrinth.\f0\par \f1 Einst um die Stunde der Mitternacht schien eine wunderbare Gestalt vor mir vor\'fcberzugehen, und mich anzureden: Armer Sterblicher, h\'f6rte ich sagen: du h\'e4ufest Fehlschl\'fcsse auf Fehlschl\'fcsse, und d\'fcnkest dich weise.\f0\par \f1 Du erbebst vor Schreckbildern die du dir selbst erst mit M\'fche geschaffen hast. Erk\'fchne dich wahrhaft weise zu werden. \endash Ich bringe dir keine neuen Offenbarungen. Was ich dich lehren kann, das weisst du l\'e4ngst und du sollst dich jetzt desselben nur erinnern. Ich kann dich nicht t\'e4uschen: denn du selbst wirst mir in allem Recht geben und w\'fcrdest du doch get\'e4uscht, so w\'fcrdest du es durch dich. Ermanne dich; h\'f6re mich, beantworte meine Fragen. \endash \endash\f0\par \f1 Ich fasste Muth. \endash Er beruft sich auf meinen eigenen Verstand. Ich will es darauf wagen. Er kann nichts in mich hineindenken; was ich denken soll, das muss ich selbst denken, eine Ueberzeugung, die ich fassen soll, muss ich selbst in mir erzeugen. \endash Rede, rief ich, was du auch seyst, wunderbarer Geist, ich will h\'f6ren: frage, ich will antworten.\f0\par \i Der Geist\i0\f1 . Du nimmst doch an, dass diese Gegenst\'e4nde da, und jene dort, wirklich ausser dir vorhanden sind!\f0\par \i Ich.\i0 Allerdings nehme ich das an.\par \i D. G.\i0 Und woher weisst du, dass sie vorhanden sind?\par \i Ich.\i0\f1 Ich sehe sie, ich werde sie f\'fchlen, wenn ich sie betaste, ich kann ihren Ton h\'f6ren; sie offenbaren sich mir durch alle meine Sinne.\f0\par \i D. G.\i0\f1 So! \endash Du wirst vielleicht weiterhin die Behauptung, dass du die Gegenst\'e4nde sehest und f\'fchlest und h\'f6rest, zur\'fccknehmen. Jetzt will ich reden, so wie du redest, als ob du wirklich vermittelst deines Sehens, F\'fchlens u.s.w. Gegenst\'e4nde wahrnehmest \endash aber auch nur \i\f0 vermittelst\i0\f1 deines Sehens, F\'fchlens, und deiner \'fcbrigen \'e4usseren Sinne. Oder ist es nicht so: nimmst du anders wahr, ausser durch die Sinne; und giebt es f\'fcr dich irgend einen Gegenstand ausser dadurch, dass du ihn siehest oder f\'fchlest u.s.w.?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges.\par \i D. G.\i0\f1 Also, es sind wahrnehmbare Gegenst\'e4nde f\'fcr dich vorhanden, lediglich zufolge einer Bestimmung deines \'e4usseren Sinnes: du weisst von ihnen lediglich vermittelst deines Wissens von dieser Bestimmung deines Sehens, F\'fchlens u.s.f. Deine Aussage: es sind Gegenst\'e4nde ausser mir, st\'fctzt sich auf die, ich sehe, h\'f6re, f\'fchle u.s.f.\f0\par \i Ich.\i0 Dies ist meine Meinung.\par \i D. G.\i0\f1 Nun, und wie weisst du denn wieder, dass du siehst, h\'f6rst f\'fchlst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich verstehe dich nicht. \endash Deine Frage scheint mir sogar sonderbar.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Ich will das Verst\'e4ndniss derselben erleichtern. \endash Siehst du etwa wieder dein Sehen, und f\'fchlst dein F\'fchlen; oder auch, hast du etwa noch einen besonderen h\'f6heren Sinn, durch den du deine \'e4usseren Sinne, und die Bestimmungen derselben wahrnimmst!\f0\par \i Ich.\i0\f1 Keinesweges. Dass ich sehe und f\'fchle, und was ich sehe und f\'fchle, weiss ich unmittelbar und schlechthin; ich weiss es, indem es ist, und dadurch, dass es ist, ohne Vermittelung und Durchgang durch einen anderen Sinn. \endash Darum kam mir eben deine Frage sonderbar vor, weil sie diese Unmittelbarkeit des Bewusstseyns in Zweifel zu setzen schien.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Dies war nicht ihre Absicht; sie sollte dich nur veranlassen, dir selbst diese Unmittelbarkeit recht klar zu machen. Also du hast ein unmittelbares Bewusstseyn deines Sehens und F\'fchlens?\f0\par \i Ich.\i0 Ja.\par \i D. G. Deines\i0\f1 Sehens und F\'fchlens, sagte ich. Du bist dir sonach das Sehende im Sehen, das F\'fchlende im F\'fchlen; und indem du des Sehens dir bewusst bist, bist du dir einer Bestimmung oder Modification \i\f0 deiner selbst\i0 bewusst?\par \i Ich.\i0 Ohne Zweifel.\par \i D. G.\i0\f1 Du hast ein Bewusstseyn deines Sehens, F\'fchlens u.s.w. und dadurch nimmst du den Gegenstand wahr. K\'f6nntest du ihn nicht wahrnehmen auch ohne dieses Bewusstseyn? K\'f6nntest du nicht etwa einen Gegenstand erkennen durch das Gesicht, oder durch das Geh\'f6r, ohne zu wissen, dass du s\'e4hest oder h\'f6rest?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges.\par \i D. G.\i0\f1 Sonach w\'e4re das unmittelbare Bewusstseyn deiner selbst und deiner Bestimmungen die ausschliessende Bedingung alles anderen Bewusstseyns, und du weisst etwas, nur inwiefern du weisst \endash dass du dieses etwas weisst: \endash es kann in dem letzteren nichts vorkommen was nicht in dem ersteren liegt.\f0\par \i Ich.\i0 So meine ich es.\par \i D. G.\i0\f1 Also, dass Gegenst\'e4nde sind, weisst du nur dadurch, dass du sie siehst, f\'fchlst u.s.w., und dass du siehst oder f\'fchlst, weisst du nur dadurch, dass du es eben weisst, dass du es unmittelbar weisst. Was du nicht unmittelbar wahrnimmst, das nimmst du \'fcberhaupt nicht wahr?\f0\par \i Ich.\i0 Ich sehe das ein.\par \i D. G.\i0\f1 In aller Wahrnehmung nimmst du zun\'e4chst nur dich selbst, und deinen eigenen Zustand wahr; und was nicht in dieser Wahrnehmung liegt, wird \'fcberhaupt nicht wahrgenommen?\f0\par \i Ich.\i0 Du wiederholst, was ich dir schon zugegeben habe.\par \i D. G.\i0\f1 Und ich w\'fcrde nicht m\'fcde werden, es in allen Wendungen zu wiederholen, wenn ich bef\'fcrchten m\'fcsste, dass du es noch nicht begriffen, dir noch nicht unvertilgbar eingepr\'e4gt h\'e4ttest. \endash Kannst du sagen: ich bin mir \'e4usserer Gegenst\'e4nde bewusst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Keinesweges, wenn ich es genau nehme: denn das Sehen und F\'fchlen u.s.w., womit ich die Dinge umfasse, ist nicht das Bewusstseyn selbst, sondern nur dasjenige, dessen ich mir am ersten und unmittelbarsten bewusst bin. Der Strenge nach k\'f6nnte ich nur sagen: ich bin mir \i meines Sehens oder F\'fchlens der Dinge\i0\f0 bewusst.\par \i D. G.\i0 Nun, so vergiss denn nie wieder, was du jetzt klar eingesehen hast. \i In aller Wahrnehmung nimmst du lediglich deinen eigenen Zustand wahr\i0\f1 . Aber ich will deine Sprache fortreden, weil sie die gew\'f6hnliche ist. Du siehst, f\'fchlst, h\'f6rst die Dinge, sagtest du. \i\f0 Wie\i0\f1 , das heisst, mit welchen Eigenschaften siehst oder f\'fchlst du dieselben?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich sehe jenen Gegenstand roth, diesen blau; ich werde, wenn ich sie betaste, diesen glatt, jenen rauh, diesen kalt, jenen warm f\'fchlen.\f0\par \i D. G.\i0 Du weisst sonach, was das ist: roth, blau, glatt, rauh, kalt, warm?\par \i Ich.\i0 Ohne Zweifel weiss ich es.\par \i D. G.\i0 Willst du mir es nicht beschreiben?\par \i Ich.\i0\f1 Das l\'e4sst sich nicht beschreiben. \endash Siehe, richte dein Auge nach diesem Gegenstande; was du durch das Gesicht empfinden wirst, indem du ihn siehst, dies nenne ich roth. Betaste die Fl\'e4che dieses anderen Gegenstandes; was du dann f\'fchlen wirst, dies nenne ich glatt. Auf dieselbe Weise bin ich zu dieser Kenntniss gelangt, und es giebt keine andere! sie zu erwerben.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Aber kann man denn nicht wenigstens aus einigen schon durch die unmittelbare Empfindung bekannten Eigenschaften andere von ihnen verschiedene durch Schl\'fcsse finden? Wenn z.B. jemand zwar die rothe, gr\'fcne, gelbe, aber nie die blaue Farbe gesehen, zwar das Saure, S\'fcsse, Salzige, aber nie das Bittere geschmeckt h\'e4tte, w\'fcrde dieser nicht durch blosses Nachdenken und Vergleichung erkennen k\'f6nnen, was blau oder bitter sey, ohne etwas der Art zu sehen oder zu schmecken?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Keinesweges. Was Sache der Empfindung ist; l\'e4sst sich nur empfinden, nicht denken; es ist kein abgeleitetes, sondern ein schlechthin unmittelbares.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Sonderbar: du r\'fchmst dich einer Erkenntniss, von welcher du mir nicht angeben kannst, wie du zu ihr gelangt seyst. Denn siehe, du behauptest dieses am Gegenstande zu sehen, ein anderes zu f\'fchlen, ein drittes zu h\'f6ren; du musst sonach das Sehen vom F\'fchlen, und beides vom H\'f6ren zu unterscheiden verm\'f6gen?\f0\par \i Ich.\i0 Ohne Zweifel.\par \i D. G.\i0\f1 Du behauptest ferner diesen Gegenstand roth, jenen blau zu sehen, diesen glatt, jenen rauh zu f\'fchlen. Du musst sonach roth von blau, glatt von rauh unterscheiden k\'f6nnen?\f0\par \i Ich.\i0 Ohne Zweifel.\par \i D. G.\i0 Nun hast du diesen Unterschied nicht durch Nachdenken und Vergleichung dieser Empfindungen in dir selbst gelernt, wie du soeben versichert. Aber vielleicht hast du in Vergleichung \i\f1 der Gegenst\'e4nde ausser dir\i0 durch ihre rothe oder blaue Farbe, durch ihre glatte oder rauhe Oberfl\'e4che, gelernt, was du \i\f0 in dir selbst\i0 als roth oder blau, als glatt oder rauh zu empfinden habest?\par \i Ich.\i0\f1 Dies ist unm\'f6glich; denn die Wahrnehmung der Gegenst\'e4nde geht von der Wahrnehmung meines eigenen Zustandes aus, und wird durch diese bedingt, nicht aber umgekehrt. Gegenst\'e4nde unterscheide ich erst dadurch, dass ich meine eigenen Zust\'e4nde unterscheide. Dass diese bestimmte Empfindung, mit dem v\'f6llig willk\'fcrlichen Zeichen roth, und jene mit dem Zeichen blau, glatt, rauh, bezeichnet werde, kann ich lernen; nicht aber, dass und wie sie als Empfindungen unterschieden seyen. \i\f0 Dass\i0\f1 sie verschieden sind, weiss ich schlecht- hin dadurch, dass ich von mir selbst weiss, dass ich mich f\'fchle, und dass ich in beiden mich anders f\'fchle. \i\f0 Wie\i0\f1 sie verschieden sind, kann ich nicht beschreiben; aber ich weiss es, sie sind so verschieden, wie mein Selbstgef\'fchl in beiden verschieden ist; und diese Unterscheidung der Gef\'fchle ist eine unmittelbare, keinesweges eine erlernte und abgeleitete Unterscheidung.\f0\par \i D. G.\i0\f1 \endash Die du unabh\'e4ngig von aller Erkenntniss der Dinge machen kannst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Die ich unabh\'e4ngig von ihr machen \i\f0 muss\i0\f1 , denn diese Erkenntniss ist selbst von jener Unterscheidung unabh\'e4ngig.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Die dir sonach unmittelbar durch das blosse Selbstgef\'fchl gegeben ist?\f0\par \i Ich.\i0 Nicht anders.\par \i D. G.\i0\f1 Aber dann solltest du dich begn\'fcgen, zu sagen: ich f\'fchle mich afficirt auf diejenige Weise, die ich roth, blau, glatt, rauh, nenne; du solltest diese Empfindungen lediglich in dich selbst versetzen: nicht aber sie auf einen g\'e4nzlich ausser dir liegenden Gegenstand \'fcbertragen, und f\'fcr Eigenschaften dieses Gegenstandes ausgeben, was doch nur deine eigene Modification ist.\f0\par \f1 Oder sage mir: nimmst du, wenn du den Gegenstand roth zu sehen, glatt zu f\'fchlen glaubst, mehr und etwas anderes wahr, als dass du auf eine gewisse Weise afficirt bist?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich habe im Vorhergehenden klar eingesehen, dass ich in der That nicht mehr wahrnehme, als du sagst; und jene Uebertragung dessen, was nur in mir ist, auf etwas ausser mir, deren ich mich doch nicht enthalten kann, scheint jetzt mir selbst h\'f6chst sonderbar.\f0\par Ich empfinde in mir selbst, nicht im Gegenstande, denn ich bin ich selbst, und nicht der Gegenstand; ich empfinde sonach nur mich selbst, und meinen Zustand, nicht aber den Zustand des Gegenstandes. Wenn es ein Bewusstseyn des Gegenstandes giebt, so ist dasselbe wenigstens nicht Empfindung, oder Wahrnehmung; so viel ist klar.\par \i D. G.\i0\f1 Du folgerst rasch. Lass uns die Sache von allen Seiten \'fcberlegen, damit ich mich sicher setze, dass du nicht einst das jetzt freigebig Zugestandene wieder zur\'fccknehmest.\f0\par \f1 Giebt es denn an dem Gegenstande, wie du dir ihn gew\'f6hnlich denkst, noch etwas anderes, ausser seiner rothen Farbe, seiner glatten Fl\'e4che und dergleichen, kurz, noch etwas, ausser den Merkmalen die du durch die unmittelbare Empfindung erh\'e4ltst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich glaube ja: ausser diesen Eigenschaften ist noch das Ding, welches dieselben an sich hat: der Tr\'e4ger der Eigenschaften.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Diesen Tr\'e4ger der Eigenschaften, durch welchen Sinn magst du ihn wohl wahrnehmen? Siehst du ihn, oder f\'fchlst du ihn, h\'f6rst ihn u.s.w., oder giebt es etwa f\'fcr ihn noch einen besonderen Sinn?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Nein \endash , ich denke, ich sehe ihn und f\'fchle ihn.\f0\par \i D. G.\i0\f1 In der That? Dies lass uns doch n\'e4her untersuchen! Bist du jemals deines Sehens \'fcberhaupt dir bewusst, oder immer nur eines bestimmten Sehens?\f0\par \i Ich.\i0 Ich habe allemal eine bestimmte Gesichtsempfindung.\par \i D. G.\i0 Und welches war diese bestimmte Gesichtsempfindung in Hinsicht des Gegenstandes da?\par \i Ich.\i0 Die der rothen Farbe.\par \i D. G.\i0 Und dieses Roth ist etwas positives, eine einfache Empfindung, ein bestimmter Zustand deiner selbst?\par \i Ich.\i0 Dies habe ich begriffen.\par \i D. G.\i0 Du solltest sonach das Rothe schlechtweg als einfaches sehen, als mathematischen Punct, und siehst es auch wohl nur als solchen. In \i dir\i0\f1 wenigstens, als deine Affection, ist es doch offenbar ein einfacher bestimmter Zustand, ohne alle Zusammensetzung, den man als mathematischen Punct bilden m\'fcsste. Oder findest du es anders?\f0\par \i Ich.\i0 Ich muss dir Recht geben.\par \i D. G.\i0\f1 Nun aber verbreitest du dieses einfache Roth \'fcber eine breite Fl\'e4che, die du ohne Zweifel \i\f0 nicht siehst\i0 , da du ja nur \i roth schlechtweg\i0\f1 siehst. Wie magst du zu dieser Fl\'e4che kommen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Es ist allerdings sonderbar. \endash Doch, ich glaube die Erkl\'e4rung gefunden zu haben Ich sehe die Fl\'e4che freilich nicht, aber ich \i f\'fchle\i0 sie, indem ich mit meiner Hand \'fcber sie hinweggleite. Meine Empfindung durch das Gesicht bleibt w\'e4hrend dieses F\'fchlens fortdauernd dieselbe; und darum dehne ich die rothe Farbe \'fcber die ganze Fl\'e4che aus, welche ich \i f\'fchle\i0\f0 , indess ich immer \i dasselbe Roth sehe.\i0\par \i D. G.\i0\f1 So k\'f6nnte es sich verhalten, wenn du nur die Fl\'e4che f\'fchltest. Aber lass uns sehen, ob dies m\'f6glich ist. Du f\'fchlst doch nie \'fcberhaupt, f\'fchlst dein F\'fchlen, und bist nun desselben dir bewusst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Keinesweges. Jede Empfindung, ist eine bestimmte. Es wird nie nur bloss gesehen, oder gef\'fchlt, oder geh\'f6rt, sondern immer etwas Bestimmtes, die rothe, gr\'fcne, blaue Farbe, das Kalte, Warme, Glatte, Rauhe, der Schall der Violine, die Stimme des Menschen, und dergleichen, gesehen, gef\'fchlt, geh\'f6rt. \endash Lass das unter uns abgemacht seyn.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Gern. \endash Du f\'fchlst sonach, indem du die Fl\'e4che zu f\'fchlen vorgiebst, unmittelbar doch nur \endash glatt, oder rauh oder des etwas?\f0\par \i Ich.\i0 Allerdings.\par \i D. G.\i0\f1 Dieses Glatte oder Rauhe ist nun doch wohl eben so, wie die rothe Farbe, ein Einfaches, ein Punct in dir, dem Empfindenden? \endash Und ich frage mit demselben Rechte, warum du das Einfache eines F\'fchlens \'fcber eine Fl\'e4che verbreitest, mit welchem ich fragte, warum du mit einem Einfachen des Gesichts so verfuhrest?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Aber diese glatte Fl\'e4che ist vielleicht nicht in allen Puncten gleich glatt, sondern in jedem in einem anderen Grade glatt, nur dass es mir an Fertigkeit, diese Grade bestimmt von einander zu unterscheiden, und an Wortzeichen gebricht, sie zu behalten und anzugeben. Doch unterscheide ich etwa, mir selbst unbewusst, setze dieses Unterschiedene neben einander, und so entsteht mir die Fl\'e4che.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Kannst du in demselben ungetheilten Momente auf entgegengesetzte Art empfinden \endash auf eine sich gegenseitig aufhebende Weise afficirt seyn?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges.\par \i D. G.\i0\f1 Jene verschiedenen Grade der Gl\'e4tte, die du annehmen willst, um zu erkl\'e4ren, was du nicht erkl\'e4ren kannst, sind doch wohl, inwiefern sie verschieden sind, entgegengesetzte Empfindungen, die in dir auf einander folgen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich kann dies nicht l\'e4ugnen.\f0\par \i D. G.\i0 Du solltest sie sonach, wie du sie wirklich empfindest, als \i nacheinander folgende\i0\f1 Ver\'e4nderungen \i\f0 desselben mathematischen Punctes\i0\f1 setzen, wie du auch bei anderen Gelegenheiten wirklich verf\'fchrst; keinesweges aber \i\f0 nebeneinander\i0\f1 , als gleichzeitige Eigenschaften mehrerer Puncte in einer Fl\'e4che.\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich sehe dies ein, und finde, dass durch meine Voraussetzung nichts erkl\'e4rt ist. \endash Aber \endash meine Hand, mit der ich den Gegenstand ber\'fchre und ihn bedecke, ist ja selbst eine Fl\'e4che, und dadurch nehme ich den Gegenstand als Fl\'e4che wahr; und als gr\'f6ssere Fl\'e4che, denn meine Hand, indem ich diese mehrmals \'fcber ihn verbreiten kann.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Deine Hand ist eine Fl\'e4che? Wie weisst du denn das? Wie kommst du \'fcberhaupt zum Bewusstseyn deiner Hand ? Giebt es eine andere Weise als die, dass du entweder \i\f0 durch sie\i0\f1 etwas anderes f\'fchlest, dass sie Werkzeug ist, oder dass du \i\f0 sie selbst\i0\f1 vermittelst eines anderen Theiles deines Leibes f\'fchlest, dass sie Gegenstand ist?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Nein, es giebt keine andere. Ich f\'fchle \i\f0 durch\i0\f1 meine Hand etwas Bestimmtes, oder ich f\'fchle \i\f0 sie\i0\f1 durch einen anderen Theil meines Leibes. Ein unmittelbares absolutes Gef\'fchl meiner Hand \'fcberhaupt habe ich nicht, ebensowenig als meines Sehens oder F\'fchlens \'fcberhaupt.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Bleiben wir gegenw\'e4rtig bei dem Falle stehen, da deine Hand Werkzeug ist, indem dieser auch f\'fcr den zweiten mit entscheidet! \endash In der unmittelbaren Wahrnehmung derselben kann in diesem Falle nichts weiter liegen, als was zum F\'fchlen geh\'f6rt, was dich und hier insbesondere deine Hand, als das Betastende im Betasten, das F\'fchlende im F\'fchlen vorstellt. Nun f\'fchlst du entweder einerlei; so sehe ich nicht, warum du diese einfache Empfindung \'fcber eine \i f\'fchlende\i0\f0 \i\f1 Fl\'e4che\i0 verbreitest, und nicht an einem f\'fchlenden Puncte dich begn\'fcgest; oder du f\'fchlst verschiedenes, so f\'fchlst du dasselbe doch \i\f0 nacheinander\i0\f1 , und ich sehe abermals nicht ein, warum du diese Gef\'fchle nicht in einem und ebendemselben Puncte einander folgen l\'e4sst. \endash Dass dir deine Hand als Fl\'e4che erscheint, ist ebenso unerkl\'e4rlich, als dass dir \'fcberhaupt eine Fl\'e4che ausser dir erscheint. Bediene dich sonach nicht des ersten zur Erkl\'e4rung, des zweiten, ehe du nicht das erste selbst erkl\'e4rt hast. \endash Der zweite Fall, da deine Hand, oder welches Glied deines K\'f6rpers du willst, selbst Gegenstand eines Gef\'fchls ist, ist aus dem ersten leicht zu beurtheilen. Du f\'fchlst dieses Glied vermittelst eines anderen welches dann das f\'fchlende ist. Ich erhebe \'fcber dieses letztere dieselben Fragen, welche ich soeben \'fcber deine Hand erhol, und du wirst sie mir ebensowenig beantworten k\'f6nnen, als du diese beantworten konntest.\f0\par \f1 So verh\'e4lt es sich mit der Fl\'e4che deiner Augen, und mit jeder Fl\'e4che an deinem Leibe. Es mag wohl seyn, dass das Bewusstseyn einer Ausdehnung ausser dir von dem Bewusstseyn deiner eigenen Ausdehnung, als materiellen Leibes, ausgeht, und dadurch bedingt ist. Aber dann hast du nur zun\'e4chst diese Ausdehnung deines materiellen Leibes zu erkl\'e4ren.\f0\par \i Ich.\i0\f1 Es ist genug. Ich sehe scholl kl\'e4rlich ein, dass ich die Fl\'e4chen-Ausdehnung der Eigenschaften an den K\'f6rpern weder sehe, noch f\'fchle, noch durch irgend einen anderen Sinn fasse: ich sehe ein, dass es mein best\'e4ndiges Verfahren ist, zu \i\f0 verbreiten\i0 , was doch eigentlich in der Empfindung nur ein Punct ist; \i nebeneinander\i0 zu stellen, was ich doch eigentlich \i nacheinander\i0\f1 setzen sollte, indem in der blossen Empfindung schlechthin kein nebeneinander, sondern nur ein nacheinander stattfindet. Ich entdecke, dass ich in der That ebenso verfahre, wie der Geometer mich seine Figuren construiren l\'e4sst, und den Punct zur Linie, die Linie zur Fl\'e4che ausdehne. Es nimmt mich Wunder, wie ich dazu komme.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Du thust noch mehr und noch wunderbareres. Diese Oberfl\'e4che, die du am K\'f6rper annimmst, kannst du freilich weder sehen, noch f\'fchlen, noch durch irgend einen Sinn wahrnehmen; aber man kann doch in einem gewissen Zusammenhange sagen, dass du \i\f0 auf ihr\i0\f1 die rothe Farbe erblickst, oder die Gl\'e4tte f\'fchlst. Aber du f\'fchrst nun selbst diese Oberfl\'e4che fort, und dehnst sie aus zum mathematischen K\'f6rper; wie du eben zugestanden hast, dass du die Linie zur Fl\'e4che ausdehnst. Du nimmst noch ein daseyendes Inwendiges des K\'f6rpers hinter seiner Oberfl\'e4che an. Sage mir, kannst du denn hinter dieser Oberfl\'e4che etwas sehen, oder f\'fchlen, oder durch irgend einen Sinn wahrnehmen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Keinesweges; der Raum hinter der Oberfl\'e4che ist mir undurchsichtig, und undurchgreifbar, und f\'e4llt in keinen meiner Sinne.\f0\par \i D. G.\i0 Und doch nimmst du ein solches Inwendiges an, das du schlechthin nicht wahrnimmst.\par \i Ich.\i0 Ich gestehe es, und meine Verwunderung vermehrt sich.\par \i D. G.\i0\f1 Was ist denn nun das, was du hinter der Oberfl\'e4che denkst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Nun, \endash ich denke etwas der Oberfl\'e4che Aehnliches; etwas Empfindbares.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Wir m\'fcssen dies bestimmt wissen. \endash Kannst du die Masse, aus welcher dir nun der K\'f6rper besteht, theilen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich kann sie, versteht sich nicht mit Instrumenten, sondern in Gedanken, ins Unendliche theilen. Kein m\'f6glicher Theil ist der kleinste, so dass er nicht wieder getheilt werden k\'f6nnte.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Kommst du in dieser Theilung auf irgend einen Theil, von dem du d\'e4chtest, dass er an sich nicht mehr wahrnehmbar, nicht sichtbar, nicht f\'fchlbar u.s.w. sey \endash an sich, sage ich, wenn er es auch etwa f\'fcr deine Sinnenwerkzeuge seyn sollte?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges.\par \i D. G.\i0\f1 Sichtbar, f\'fchlbar \'fcberhaupt? \endash oder mit einer bestimmten Eigenschaft, Farbe, Gl\'e4tte, oder Rauhheit oder dergleichen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Auf die letzte Weise. Es giebt nichts Sichtbares oder F\'fchlbares \'fcberhaupt, weil es kein Sehen oder F\'fchlen \'fcberhaupt giebt.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Du verbreitest sonach die Empfindbarkeit, und zwar deine eigene, die dir bekannte Empfindbarkeit, die Sichtbarkeit als gef\'e4rbt, die F\'fchlbarkeit als rauh oder glatt u.s.w. durch die ganze Masse hindurch; und diese selbst ist \'fcberall nichts Anderes, als das Empfindbare selbst. Oder findest du es anders?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges; was du sagst, folgt aus dem, was ich soeben eingesehen und dir zugestanden habe.\par \i D. G.\i0\f1 Und doch empfindest du wirklich hinter der Oberfl\'e4che nichts, und hast hinter ihr nichts empfunden?\f0\par \i Ich.\i0 Wenn ich sie durchbreche, werde ich empfinden.\par \i D. G.\i0\f1 Das weisst du sonach im voraus. \endash Und die Theilung ins Unendliche, in welcher du nie auf ein schlechthin Unempfindbares stossen zu k\'f6nnen behauptest, hast du doch nie ausgef\'fchret, noch kannst du sie ausf\'fchren?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich kann sie nicht ausf\'fchren.\f0\par \i D. G.\i0 Du denkst sonach zu einer Empfindung, die du wirklich gehabt, eine andere hinzu, die du nicht gehabt!\par \i Ich.\i0\f1 \endash Ich empfinde nur, was ich auf die Oberfl\'e4che setze; ich empfinde nicht, was hinter derselben liegt, und nehme doch auch da ein Empfindbares an. \endash Ja ich muss dir Recht geben.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Die wirkliche Empfindung kommt zum Theil mit dem, was du \'fcber sie vor ihr voraus vorhersagtest, \'fcberein?\f0\par \i Ich.\i0\f1 \endash Wenn ich die Oberfl\'e4che des K\'f6rpers durchbreche, finde ich hinter derselben in der That ein Empfindbares, wie ich es vorhersagte. \endash Ja ich muss dir auch hierin Recht geben.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Zum Theil aber sagst du etwas \'fcber die Empfindung aus, was in gar keiner wirklichen Wahrnehmung vorkommen kann.\f0\par \i Ich.\i0\f1 \endash Ich sage aus, dass ich bei einer Theilung der k\'f6rperlichen blasse ins Unendliche doch nie auf einen Theil stossen w\'fcrde, der an sich unempfindbar sey, da ich doch mich bescheide, die Masse nicht ins Unendliche theilen zu k\'f6nnen. \endash Ja ich muss dir auch hierin Recht geben.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Also, es bleibt nichts an deinem Gegenstande \'fcbrig, als das Empfindbare \endash das was Eigenschaft ist; dieses Empfindbare nun verbreitest du durch einen zusammenh\'e4ngenden ins Unendliche theilbaren Raum, und der wahre Tr\'e4ger der Eigenschaften des Dinges, den du suchtest, w\'e4re sonach der Raum, den es einnimmt?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ohnerachtet ich mich nicht dabei beruhigen kann, sondern innerlich f\'fchle, dass ich ausser diesem Empfindbaren und diesem Raume noch etwas Anderes am Gegenstande denken muss, so kann ich dieses Andere dir doch nicht aufzeigen, und muss dir daher zugestehen, dass ich bis jetzt als Tr\'e4ger nichts finde, denn den Raum selbst.\f0\par \i D. G.\i0\f1 \endash Gestehe immer, was du eben jetzt einsiehst. Die noch vorhandenen Dunkelheiten werden sich allm\'e4hlig aufkl\'e4ren, und das Unbekannte wird bekannt werden. \endash Der Raum selbst aber wird nicht wahrgenommen, und du begreifst nicht, wie du zu demselben gelangst, und wie du dazu kommst, ein Empfindbares durch ihn auszubreiten?\f0\par \i Ich.\i0 So ists.\par \i D. G.\i0\f1 Ebensowenig begreifst du, wie du \'fcberhaupt zur Annahme eines Empfindbaren ausser dir gelangst, da du doch nur deine eigene Empfindung in dir, nicht als Eigenschaft eines Dinges, sondern als Affection deiner selbst wahrnimmst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 So ists. Ich sehe klar ein, dass ich nur mich selbst meinen eigenen Zustand schlechthin, aber nicht den Gegenstand wahrnehme; dass ich diesen nicht sehe, nicht f\'fchle, nicht h\'f6re u.s.w., sondern dass vielmehr gerade da, wo der Gegenstand seyn soll, alles Sehen, F\'fchlen u.s.w. ein Ende hat.\f0\par Aber ich habe eine Ahnung. Empfindungen, als Affectionen meiner selbst, sind schlechthin nichts Ausgedehntes, sondern ein Einfaches; und verschiedene sind nicht \i neben\i0 einander im Raume, sondern sie folgen \i nach\i0\f1 einander in der Zeit. Nun aber verbreite ich dennoch dieselben durch einen Raum. Wie w\'e4re es, wenn gerade durch diese Verbreitung, und unmittelbar mit ihr, das, was eigentlich nur Empfindung ist, sich mir in ein Empfind\i\f0 bares\i0\f1 verwandelte, und wenn es gerade dieser Punct w\'e4re, von welchem aus ein Bewusstseyn des Gegenstandes ausser mir entst\'e4nde?\f0\par \i D. G.\i0\f1 Deine Ahnung d\'fcrfte sich bew\'e4hren. \endash Aber wir w\'fcrden, wenn wir auch unmittelbar sie zur Ueberzeugung zu erheben verm\'f6chten, dadurch noch immer keine vollst\'e4ndige Einsicht erhalten, denn es w\'fcrde stets die noch h\'f6here Frage zu beantworten \'fcbrig bleiben: wie kommst du denn nun erst dazu, die Empfindung durch einen Raum zu verbreiten? Fassen wir daher gleich diese Frage; und fassen wir sie \endash ich habe meine Gr\'fcnde dazu \endash gleich allgemeiner auf folgende Weise: wie magst du \'fcberhaupt dazu kommen, mit deinem \f0 Bewusstseyn, das doch unmittelbar nur Bewusstseyn deiner selbst ist, aus dir herauszugehen, und zu der Empfindung, die du wahrnimmst, ein Empfundenes und Empfindbares hinzuzusetzen, das du nicht wahrnimmst?\par \par \i Ich.\i0\f1 S\'fcss, oder bitter; ebenso \'fcbel- oder wohlriechend, ebenso rauh oder glatt, kalt oder warm am Dinge bedeutet, was einen solchen Geschmack und Geruch, und ein solches Gef\'fchl in mir erregt. Ebenso ist es mit den T\'f6nen. Immer wird eine Beziehung auf mich bezeichnet, und es f\'e4llt mir nicht ein, dass der s\'fcsse oder bittere Geschmack, der Wohlgeruch oder der \'fcble u.s.w. in dem Dinge sey; er ist in mir, und wird meiner Ansicht nach durch das Ding nur erregt. Zwar scheint es mit den Empfindungen durchs Gesicht, mit den Farben, welche nicht reine Empfindung, sondern ein Mittelding seyn m\'f6gen, sich anders zu verhalten; wenn ich es aber genau \'fcberlege, so bedeutet roth und dergleichen doch gleichfalls dasjenige, was eine gewisse bestimmte Gesichtsempfindung in mir hervorbringt. Und dies leitet mich zur Einsicht, wie ich \'fcberhaupt zu einem Dinge ausser mir kommen m\'f6ge. Ich bin afficirt, dies weiss ich schlechthin: diese meine Affection muss einen Grund haben: in mir liegt dieser Grund nicht, sonach ausser mir. So\f0 schliesse ich schnell, und mir unbewusst; und setze einen solchen Grund, \i den Gegenstand\i0\f1 . Dieser Grund muss ein solcher seyn, aus dem sich gerade diese bestimmte Affection erkl\'e4ren lasse; ich bin auf die Weise afficirt, welche ich den s\'fcssen Geschmack nenne; der Gegenstand muss sonach von der Art seyn, dass er s\'fcssen Geschmack errege, oder mit einer Redeverk\'fcrzung, er muss selbst s\'fcss seyn. Dadurch erhalte ich die \i\f0 Bestimmung\i0 des Gegenstandes:\par \i D. G.\i0\f1 Es d\'fcrfte an dem, was du sagst, einiges Wahre seyn, ohnerachtet es nicht alles Wahre ist, was dar\'fcber zu sagen w\'e4re. Wie es sich hiermit verhalte, werden wir ohne Zweifel zu seiner Zeit finden. Da du jedoch in anderen F\'e4llen ganz unstreitig zufolge des Satzes vom Grunde \endash ich will die Behauptung, die du soeben machtest, dass etwas, hier deine Affection, einen Grund haben m\'fcsse, den Satz vom Grunde nennen, \endash da du, sage ich, in anderen F\'e4llen unstreitig zufolge dieses Satzes dir etwas erdenkst, so kann es nicht \'fcberfl\'fcssig seyn, dieses Verfahren genau kennen zu lernen, und uns v\'f6llig klar zu machen, was du eigentlich thust, indem du es anwendest. Setzen wir vorl\'e4ufig voraus, dass deine Erkl\'e4rung vollkommen richtig sey, und dass du durch einen unvermerkten Schluss vom Begr\'fcndeten auf den Grund \'fcberhaupt erst zur Annahme eines Dinges kommest \endash was war es \endash dessen du dir als deiner Wahrnehmung bewusst warest ?\f0\par \i Ich.\i0 Dass ich auf eine bestimmte Weise afficirt sey.\par \i D. G.\i0 Aber eines dich afficirenden Dinges warest du, wenigstens als einer Wahrnehmung, dir nicht bewusst?\par \i Ich.\i0 Keinesweges, ich habe dir dies schon zugestanden.\par \i D. G.\i0 Du setzest sonach, vermittelst des Satzes vom Grunde, zu einem Wissen das du hast, ein anderes, das du nicht hast?\par \i Ich.\i0\f1 Du dr\'fcckst dich sonderbar aus.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Vielleicht gelingt es mir, diese Sonderbarkeit zu heben. Uebrigens lass du meine Ausdr\'fccke dir seyn, was sie dir seyn k\'f6nnen. Sie sollen dich nur leiten, dass du denselben Gedanken innerlich in dir erzeugst, den ich selbst in mir erzeugt habe, nicht aber dir zur Vorschrift dienen, wie du zu reden habest. Hast du den Gedanken einmal fest und klar ergriffen, dann dr\'fccke ihn selbst aus, wie du willst, und so mannigfaltig, als du willst, du bist sicher dass du ihn immer gut ausdr\'fccken wirst.\f0\par Wie und wodurch weisst du von der Affection deiner selbst?\par \i Ich.\i0\f1 Es wird mir schwer, meine Antwort in Worte zu fassen: \endash Weil mein Bewusstseyn als subjectives, als Bestimmung meiner, inwiefern ich \'fcberhaupt Intelligenz bin, unmittelbar auf diese Affection, als ihr\i\f0 Bewusstes\i0\f1 geht, und damit unzertrennlich vereinigt ist; weil ich \'fcberhaupt Bewusstseyn nur habe, inwiefern ich von einer solchen Affection weiss; von \i\f0 ihr\i0\f1 weiss, so wie ich von mir \'fcberhaupt weiss.\f0\par \i D. G.\i0 Du hast sonach gleichsam ein Organ, das Bewusstseyn selbst, womit du deine Affection fassest?\par \i Ich.\i0 Ja.\par \i D. G.\i0 Aber ein Organ, mit welchem du den Gegenstand fassest, hast du nicht?\par \i Ich.\i0\f1 Seitdem du mich \'fcberzeugt hast, dass ich den Gegenstand weder sehe noch f\'fchle, noch durch irgend einen \'e4usseren Sinn fasse, finde ich mich gen\'f6thigt, zu gestehen, dass ich kein solches Organ habe.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Bedenke dich hierbei wohl. Es k\'f6nnte dir ver\'fcbelt werden, dass du mir dies zugestehst. \endash Was ist denn dein \'e4usserer Sinn \'fcberhaupt, und wie kannst du ihn einen \'e4usseren nennen, wenn er sich nicht auf \'e4ussere Gegenst\'e4nde bezieht, und das Organ f\'fcr dieselben ist?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich will Wahrheit, und k\'fcmmere mich wenig darum, was man mir ver\'fcbeln werde. \endash Ich \i\f0 unterscheide\i0\f1 schlechthin, weil ich es unterscheide, gr\'fcn, s\'fcss, roth, glatt, bitter, Wohlgeruch, rauh. Violinenschall, Uebelgeruch, Klang der Trompete. Unter diesen Empfindungen setze ich nun einige in gewisser R\'fccksicht ebenso schlechthin \i\f0 gleich\i0\f1 , wie ich sie in anderer R\'fccksicht schlechthin unterscheide; so empfinde ich gr\'fcn und roth unter sich, s\'fcss und bitter unter sich, glatt und rauh unter sich u.s.w. als gleich, und diese Gleichheit empfinde ich als sehen, schmecken, f\'fchlen u.s.w. Sehen, Schmecken u. s. w sind ja nicht selbst wirkliche Empfindungen, denn ich sehe oder schmecke nie schlechtweg, wie du schon vorhin bemerkt hast, sondern sehe immer roth oder gr\'fcn u.s.w., schmecke immer s\'fcss oder bitter u.s.w. Sehen, Schmecken und dergleichen\f0 , sind nur \i\f1 h\'f6here Bestimmungen wirklicher Empfindungen\i0 , sind Klassen, denen ich die letzteren, jedoch nicht willk\'fcrlich, sondern durch die unmittelbare Empfindung selbst geleitet, unterordne. Ich sehe sonach in ihnen \'fcberall keine \i\'e4usseren Sinne\i0\f0 , sondern nur \i besondere Bestimmungen des Objects, des inneren Sinnes\i0\f1 , meiner Affectionen. Wie sie mir zu \'e4usseren Sinnen werden, oder genauer, wie ich darauf komme, sie daf\'fcr zu halten, und so zu nennen, davon ist jetzt eben die Frage. \endash Ich nehme mein Gest\'e4ndniss, dass ich kein Organ f\'fcr den Gegenstand habe, nicht zur\'fcck.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Nun redest du doch von Gegenst\'e4nden, als oh du wirklich von ihnen w\'fcsstest, und ein Organ des Wissens f\'fcr sie h\'e4ttest?\f0\par \i Ich.\i0 Ja.\par \i D. G.\i0 Und dies thust du, deiner obigen Voraussetzung nach, \i zufolge des Wissens, das du wirklich hast\i0\f1 , und wof\'fcr du ein Organ hast, und um dieses Wissens willen.\f0\par \i Ich.\i0 So ists.\par \i D. G.\i0\f1 Dein wirkliches Wissen, \endash das von deinen Affectionen, \endash ist dir gleichsam ein unvollst\'e4ndiges Wissen, das, deiner Behauptung nach, durch ein anderes erg\'e4nzt werden muss. Dieses andere neue denkst du dir, beschreibst du dir, nicht als ein solches, das du hast, denn du hast es keinesweges, sondern als ein solches, das du eigentlich noch \'fcber dein wirkliches haben solltest, und haben w\'fcrdest, wenn du ein Organ daf\'fcr h\'e4ttest. Du scheinst gleichsam zu sagen: von den Dingen weiss ich freilich nichts; aber es m\'fcssen doch Dinge seyn, und \endash wenn ich sie nur finden k\'f6nnte, so w\'fcrden sie sich finden. Du denkst dir ein anderes Organ, welches freilich das Deinige nicht ist, und dieses beziehst du auf sie, damit fassest du sie auf, \endash immer nur in Gedanken, wie sich vorsteht. Du hast der Strenge nach kein \i\f0 Bewusstseyn\i0 \i der Dinge\i0 , sondern nur \i ein\i0 (eben durch das Herausgehen aus deinem wirklichen Bewusstseyn vermittelst des Satzes vom Grunde erzeugtes) \i Bewusstseyn von einem\i0 (seynsollenden und an sich nothwendigen, wenngleich dir nicht zukommenden) \i Bewusstseyn der Dinge\i0\f1 : und jetzt wirst du einsehen, dass du deiner Voraussetzung nach allerdings zu einem Wissen das du hast, ein anderes hinzuf\'fcgst, das du nicht hast.\f0\par \i Ich.\i0 Ich muss es zugeben.\par \i D. G.\i0 Nennen wir von nun an dieses zweite, zufolge eines anderen angenommene Wissen ein \i vermitteltes\i0 , und das erste das \i unmittelbare\i0\f1 Wissen \endash Eine gewisse Schule nennt das soeben beschriebene Verfahren, inwiefern wir es nemlich beschrieben haben, eine Synthesis; wobei du dir wenigstens hier nur kein \i Verkn\'fcpfen\i0 zweier schon vor dem Verkn\'fcpfen vorher vorhandenen Glieder, sondern ein \i Ankn\'fcpfen\i0 und Hinzuthun eines ganz neuen, erst durch das Ankn\'fcpfen entstehenden Gliedes, an ein anderes, unabh\'e4ngig von demselben vorhandenes, zu denken hast.\f0\par \par Also das erste Bewusstseyn findest du fertig, so wie du dich selbst findest, und du findest dich nicht ohne dasselbe; das zweite erzeugst du erst zufolge des ersten.\par \i Ich.\i0 Nur nicht in der Zeit \i nach\i0 dem ersten; denn ich bin mir des Dinges in demselben ungetheilten Momente bewusst, da ich mir meiner selbst bewusst werde.\par \i D. G.\i0\f1 Von einer solchen Folge rede ich keinesweges, sondern, meine ich, wenn du hinterher \'fcber jenes ungetheilte Bewusstseyn deiner selbst und des Dinges nachdenkst, beide unterscheidest, und nach ihrem Zusammenhange fragst, so findest du, dass das letztere durch das erstere bedingt, \endash nur unter Voraussetzung des ersteren als m\'f6glich zu denken sey, nicht aber umgekehrt?\f0\par \i Ich.\i0 So finde ichs; und wenn du nur das sagen wolltest, so gebe ich dir deine Behauptung zu, und habe sie dir schon zugegeben.\par \i D. G.\i0 Du \i erzeugst\i0 , sage ich, das zweite Bewusstseyn: du bringst es durch einen wirklichen Act deines Geistes hervor. Oder findest du es anders?\par \i Ich.\i0\f1 Ich habe, dir freilich mittelbar auch schon dies zugegeben. Ich setze zu dem Bewusstseyn, das ich finde, so wie ich mich selbst finde, ein anderes hinzu, das ich keinesweges in mir finde; ich erg\'e4nze und verdopple gleichsam mein wirkliches Bewusstseyn, und dies ist denn allerdings ein Act. Aber ich gerathe in Versuchung entweder mein Gest\'e4ndniss, oder meine ganze Voraussetzung zur\'fcckzunehmen. Der Acte meines Geistes nemlich bin ich als solcher mir sehr wohl bewusst: ich weiss es, wenn ich einen allgemeinen Begriff bilde, oder in zweifelhaften F\'e4llen eine von den m\'f6glichen Handelsweisen, die vor mir liegen, w\'e4hle; des Acts aber, durch welchen ich deiner Behauptung nach die Vorstellung eines Gegenstandes ausser mir hervorbringen soll, bin ich mir auf keine Weise bewusst.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Lass dich dadurch nicht irre machen. Der Acte deines Geistes wirst du dir nur bewusst, inwiefern du durch einen Zustand der Unbestimmtheit und Unentschlossenheit hindurchgehest, dessen du dir gleichfalls bewusst wirst, und welchem jene Acte ein Ende machen. Eine solche Unentschiedenheit findet in unserem Falle nicht statt: der Geist braucht nicht erst zu berathschlagen, welchen Gegenstand er zu seiner bestimmten Empfindung hinzuzusetzen habe, es kommt ihm von selbst. Man hat auch daf\'fcr eine Unterscheid\f0 ung in der philosophischen Sprache. Ein Act des Geistes, dessen wir uns als eines solchen bewusst werden, heisst \i Freiheit\i0 . Ein Act, ohne Bewusstseyn des Handelns, blosse \i\f1 Spontaneit\'e4t\i0 . Bemerke wohl, dass ich dir ein unmittelbares Bewusstseyn des Actes, als eines solchen, keinesweges anmuthe, sondern nur dies, dass, wenn du hinterher dar\'fcber nachdenkst, du findest, es m\'fcsse ein Act seyn. \endash Die h\'f6here Frage, was es sey, das eine solche Unentschlossenheit und das Bewusstseyn unseres Handelns nicht aufkommen lasse, wird sich ohne Zweifel tiefer unten von selbst l\'f6sen.\f0\par Man nennt diesen Act deines Geistes \i denken\i0\f1 , welches Wortes ich mich auch bisher, mit deiner Beistimmung, bedient habe; und man sagt, dass das Denken mit Spontaneit\'e4t geschehe, zum Unterschiede von der Empfindung, welche blosse Receptivit\'e4t sey. \i\f0 Wie\i0 kommst du nun in deiner obigen Voraussetzung dazu, zu der Empfindung, die du allerdings hast, noch einen Gegenstand hinzuzudenken, von welchem du nichts weisst?\par \i Ich.\i0 Meine Empfindung muss einen Grund haben: setze ich voraus, und folgere nun weiter.\par \i D. G.\i0\f1 Willst du mir nicht zuv\'f6rderst sagen, was dies heisse, ein Grund?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich finde etwas so oder so bestimmt. Ich kann mich nicht damit begn\'fcgen, zu wissen, dass es so \i\f0 ist\i0 : und nehme an, es sey so \i geworden\i0 , und zwar nicht durch sich selbst sondern durch eine fremde Kraft. Diese fremde Kraft, die es so machte, \i\f1 enth\'e4lt\i0\f0 den Grund und die Aeusserung, durch welche sie es so machte, \i ist\i0 der Grund dieser Bestimmung des Dinges. Meine Empfindung hat einen Grund, heisst, sie ist durch eine fremde Kraft in mir hervorgebracht.\par \i D. G.\i0\f1 Diese fremde Kraft denkst du nun zu deiner Empfindung, der du dir unmittelbar bewusst bist, hinzu, und so soll dir die Vorstellung eines Gegenstandes entstehen? \endash Es sey.\f0\par Nun bemerke wohl: \i wenn\i0\f1 die Empfindung einen Grund haben muss so gebe ich dir die Richtigkeit deines Schlusses zu, und sehe ein, mit welchem vollkommenen Rechte du Gegenst\'e4nde ausser dir annimmst, ohnerachtet du von ihnen nichts weisst, noch wissen kannst. Aber wie weisst du denn, und wie denkst du mir denn zu erweisen, \i\f0 dass\i0\f1 sie einen Grund haben m\'fcssen? Oder in der Allgemeinheit, in der du den Satz oben aufstelltest: warum kannst du dich denn nicht damit begn\'fcgen, zu wissen dass etwas so ist; warum nimmst du denn an, dass es so \i\f0 geworden\i0\f1 sey; oder, wenn ich dir das \'fcbersehen wollte, dass es\i\f0 durch eine fremde Kraft\i0 so geworden sey? Ich bemerke, dass du dies immer nur voraussetzest.\par \i Ich.\i0\f1 Ich bekenne es. Aber ich kann in der That nicht anders, als so denken. \endash Es scheint ich weiss es unmittelbar.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Was diese Antwort, du wissest es unmittelbar, bedeuten k\'f6nne, wollen wir sehen, wenn wir auf dieselbe, als die einzig m\'f6gliche, zur\'fcckgebracht werden sollten. Jetzt wollen wir erst alle andere m\'f6gliche Wege versuchen, um jene Behauptung, dass etwas einen Grund haben m\'fcsse, abzuleiten.\f0\par Weisst du es etwa durch unmittelbare Wahrnehmung?\par \i Ich.\i0\f1 Wie k\'f6nnte ich, da in der Wahrnehmung immer nur liegt, dass in mir etwas \i\f0 sey\i0 , eigentlich wie ich bestimmt sey: nie aber dass es \i geworden\i0 sey, noch viel weniger, dass es durch eine fremde, ausser aller Wahrnehmung liegende Kraft geworden sey?\par \i D. G.\i0 Oder ist es ein Satz, den du durch Beobachtung der Dinge ausser dir, deren Grund du stets ausser ihnen selbst findest, dir gebildet und zur Allgemeinheit erhoben hast, und jetzt nun auch auf dich selbst und deinen Zustand anwendest?\par \i Ich.\i0\f1 Behandle mich nicht wie ein Kind, und muthe mir nicht greifliche Absurdit\'e4ten an. Ich gelange durch den Satz des Grundes erst zu Dingen ausser mir; wie kann ich denn hinwiederum erst durch sie, diese Dinge ausser mir, zu diesem Satze gelangt seyn? Ruht die Erde auf dem grossen Elephanten, und der grosse Elephant \endash wiederum auf der Erde?\f0\par \i D. G.\i0 Oder ist etwa jener Satz Folgesatz ans einer anderen allgemeinen Wahrheit?\par \i Ich.\i0\f1 \endash Welche hinwiederum weder in der unmittelbaren Wahrnehmung, noch in der Beobachtung der \'e4usseren Dinge begr\'fcndet seyn k\'f6nnte, und nach deren Ursprung du abermals Frage erheben w\'fcrdest? Ich k\'f6nnte diese vorausgesetzte Grund-Wahrheit doch auch nur unmittelbar wissen Besser, ich sage sogleich dasselbe von dem Satze des Grundes, und bleibe \'fcber deine Muthmaassung unentschieden.\f0\par \i D. G.\i0 Es sey: wir erhielten sonach, ausser dem ersten unmittelbaren Wissen durch Empfindung unseres Zustandes, noch ein zweites unmittelbares Wissen, das auf allgemeine Wahrheiten geht.\par \i Ich.\i0 So scheint es.\par \i D. G.\i0\f1 Das besondere Wissen, von welchem hier die Rede ist: dass deine Affectionen einen Grund haben m\'fcssen; ist v\'f6llig unabh\'e4ngig von der Erkenntniss der Dinge?\f0\par \i Ich.\i0 Freilich; diese wird ja selbst erst durch jenes vermittelt.\par \i D. G.\i0 Und du hast es schlechthin in dir selbst?\par \i Ich.\i0 Schlechthin: denn erst vermittelst desselben gehe ich aus mir selbst heraus.\par \i D. G.\i0 Du schreibst sonach aus dir selbst und durch dich selbst? und durch dein unmittelbares Wissen dem Seyn und dem Zusammenhange desselben Gesetze vor?\par \i Ich.\i0\f1 Wenn ich es recht bedenke, so schreibe ich nur meinen Vorstellungen \'fcber das Seyn und seinen Zusammenhang Gesetze vor, und es wird vorsichtiger seyn, diesen Ausdruck zu w\'e4hlen.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Es sey. \endash Wirst du dir nun wohl dieses Gesetzes auf eine andere Weise bewusst, als indem du darnach verf\'e4hrst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 \endash Mein Bewusstseyn hebt an mit der Empfindung meines Zustandes; unmittelbar damit verkn\'fcpfe ich die Vorstellung eines Gegenstandes nach dem Gesetze des Grundes; beides, das Bewusstseyn meines Zustandes, und die Vorstellung eines Gegenstandes, sind unzertrennlich vereint, es f\'e4llt \i\f0 zwischen sie\i0\f1 kein Bewusstseyn, es f\'e4llt \i\f0 vor\i0\f1 diesem Einen untheilbaren Bewusstseyn kein anderes Bewusstseyn. \endash Nein, es ist unm\'f6glich, dass ich dieses Gesetzes eher und anders mir bewusst werde, als indem ich darnach verfahre.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Also du verf\'e4hrst darnach, ohne dir desselben besonders bewusst zu seyn; du verf\'e4hrst unmittelbar und schlechthin darnach. \endash Soeben aber warst du dir desselben bewusst, und dr\'fccktest es als allgemeinen Satz aus. Wie magst du zu diesem besonderen Bewusstseyn gelangen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ohne Zweifel so: ich beobachte mich sp\'e4terhin, und werde inne, dass ich so verfahre, und fasse dieses Gemeinsame meines Verfahrens in einen allgemeinen Satz.\f0\par \i D. G.\i0 Du kannst dir also deines Verfahrens bewusst werden?\par \i Ich.\i0\f1 Ohne Zweifel. \endash Ich errathe die Absicht deiner Fragen; \endash hier liegt die oben erw\'e4hnte zweite Art des unmittelbaren Bewusstseyns, das \i\f0 meines Thuns\i0 , so wie die Empfindung die erste Art ist, das Bewusstseyn \i meines Leidens\i0 .\par \i D. G.\i0\f1 Richtig. \endash Du \i\f0 kannst\i0\f1 , sagte ich, deines Verfahrens dir bewusst werden hinterher, durch freie Beobachtung deiner selbst, und Reflexionen \'fcber dich selbst; aber du musst dir dessen nicht bewusst werden: \endash du wirst dir dessen nicht unmittelbar bewusst, so wie du nur innerlich handelst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich muss mir desselben doch urspr\'fcnglich bewusst werden, denn ich bin mir ja der Vorstellung des Gegenstandes unmittelbar mit der Empfindung zugleich bewusst. \endash \endash Ich habe die Aufl\'f6sung gefunden: Ich werde mir meines Thuns unmittelbar bewusst; nur nicht als \i\f0 eines solchen\i0 , sondern es schwebt mir vor als \i ein gegebenes\i0 . Dieses Bewusstseyn ist Bewusstseyn des Gegenstandes. Hinterher, durch freie Reflexion kann ich mir desselben auch als eines Thuns bewusst werden.\par Mein unmittelbares Bewusstseyn ist zusammengesetzt aus zwei Bestandtheilen, dem Bewusstseyn meines, Leidens, der Empfindung; und dem meines Thuns, in Erzeugung eines Gegenstandes nach dem Satze des Grundes; welches letztere an die erstere sich unmittelbar anschliesst. Das Bewusstseyn \i des Gegenstandes\i0\f1 ist nur ein nicht daf\'fcr erkanntes \i\f0 Bewusstseyn meiner Erzeugung einer Vorstellung\i0 vom \i Gegenstande\i0 . Um diese Erzeugung weiss ich schlechthin dadurch, dass ich es selbst bin, der da erzeugt. Und so ist alles Bewusstseyn nur ein unmittelbares, ein Bewusstseyn meiner selbst, und ist nunmehr vollkommen begreiflich. Folgere ich dir so recht?\par \i D. G.\i0\f1 Unvergleichlich. Aber woher die Nothwendigkeit und Allgemeinheit, mit der du deine S\'e4tze, so wie hier den Satz vom Grunde, aussagst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Aus dem unmittelbaren Gef\'fchle, dass ich nicht anders verfahren kann, so gewiss ich Vernunft habe, und kein vern\'fcnftiges Wesen ausser mir anders verfahren kann, so gewiss es ein vern\'fcnftiges Wesen ist. Alles Zuf\'e4llige, dergleichen hier meine Affection war, \i\f0 hat\i0 einen Grund, heisst: \i\f1 ich habe von jeher einen Grund hinzugedacht, und jeder, der nur denken wird, wird gleichfalls gen\'f6tigt seyn, einen Grund hinzuzudenken\i0\f0 .\par \i D. G.\i0\f1 Du siehst, sonach ein, dass alles Wissen lediglich ein Wissen von dir selbst ist, dass dein Bewusstseyn nie \'fcber dich selbst hinausgeht, und dass dasjenige, was du f\'fcr ein Bewusstseyn des Gegenstandes h\'e4ltst, nichts ist als ein Bewusstseyn deines\i\f0 Setzens eines Gegenstandes\i0 , welches du nach einem inneren Gesetze deines Denkens mit der Empfindung zugleich nothwendig vollziehst?\par \par \i Ich.\i0\f1 Folgere nur muthig fort: ich habe dich nicht st\'f6ren wollen, und habe sogar selbst geholfen, die beabsichtigten Schl\'fcsse zu entwickeln. \endash Jetzt aber ernsthaft: ich nehme meine ganze Voraussetzung, dass ich vermittelst des Satzes vom Grunde auf Dinge ausser mir komme, zur\'fcck; und habe sie innerlich zur\'fcckgenommen, sobald wir dadurch auf eine greifliche Unrichtigkeit gestossen waren.\f0\par \f1 Nemlich auf diese Weise w\'fcrde ich mir auch nur einer blossen \i\f0 Kraft\i0 ausser mir, und dieser als eines nur \i Gedachten\i0\f1 bewusst werden; so wie ich etwa zur Erkl\'e4rung der magnetischen Erscheinungen eine magnetische, zur Erkl\'e4rung der elektrischen Erscheinungen eine elektrische Kraft in der Natur denke.\f0\par Als ein solcher blosser Gedanke, und Gedanke einer blossen Kraft, erscheint mir nun meine Welt nicht. Sie ist etwas Ausgedehntes; etwas durch und durch, nicht wie die Kraft nur durch ihre Aeusserung, sondern an sich, Empfindbares; sie bringt nicht, wie diese, hervor, sondern sie \i hat\i0 Eigenschaften; ich bin mir ihres Auffassens innerlich ganz anders bewusst, als ich eines blossen Denkens mir bewusst werde, \i es erscheint mir als Wahrnehmung\i0\f1 , unerachtet bewiesen ist, dass es keine sey, und es mir schwer fallen d\'fcrfte, diese Art des Bewusstseyns zu beschreiben, und von den anderen Arten zu sondern.\f0\par \i D. G.\i0 Du musst denn doch eine solche Beschreibung versuchen; ausserdem verstehe ich dich nicht, und wir kommen nie ins Klare.\par \i Ich.\i0\f1 Ich will versuchen, mir einen Weg zu derselben zu bahnen. \endash Ich bitte dich, Geist, wenn dein Organ dem meinigen gleich ist, so hefte dein Auge auf den rothen Gegenstand da vor uns, gieb dich unbefangen dem Eindrucke hin, und vergiss indessen deine Schl\'fcsse; und nun sage mir aufrichtig, was in dir vorgeht.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Ich kann mich in die Weise deines Organes v\'f6llig hineinversetzen; und es ist nicht meine Sache, irgend einen nur wirklich vorhandenen Eindruck abzul\'e4ugnen. Sage mir nur, was in mir vorgehen soll.\f0\par \i Ich.\i0\f1 Uebersiehst und fassest du nicht die Fl\'e4che, ich sage, die \i Fl\'e4che\i0 , unmittelbar mit einem Blicke; steht sie nicht auf einmal ganz vor dir da? Bist du nur auf die entfernteste, dunkelste Weise dir dieses Ausdehnens eines einfachen rothen Punctes zu einer Linie, und dieser Linie zu einer Fl\'e4che bewusst, wovon du oben redetest? Hinterher erst theilst du diese Fl\'e4che, und denkst dir auf ihr Puncte und Linien. W\'fcrdest du nicht, und w\'fcrde nicht jeder, der sich nur unbefangen beobachtet, unabh\'e4ngig von deinen obigen Schl\'fcssen, behaupten und darauf bestehen, dass er wirklich eine Fl\'e4che, eine so und so gef\'e4rbte Fl\'e4che, \i\f0 sehe\i0 ?\par \i D. G.\i0 Ich gebe dir alles zu; und finde mich in der Selbstbeobachtung gerade so, wie du es beschreibst.\par \f1 Aber zuv\'f6rderst hast du doch nicht vergessen, dass es nicht unsere Absicht ist, einander zu erz\'e4hlen, was im Bewusstseyn vorkommt, wie in einer Zeitung des menschlichen Geistes; sondern die verschiedenen Begebenheiten desselben im Zusammenhange zu denken, und eine durch die andere zu erkl\'e4ren und aus der anderen abzuleiten: dass sonach keine deiner Beobachtungen, die freilich nicht gel\'e4ugnet, sondern erkl\'e4rt werden m\'fcssen, keinen meiner richtigen Schl\'fcsse umstossen k\'f6nnen?\f0\par \i Ich.\i0 Ich werde dies nie aus den Augen lassen.\par \i D. G.\i0\f1 Dann \'fcbersiehe nicht \'fcber der merklichen Aehnlichkeit dieses Bewusstseyns der K\'f6rper ausser dir, welches du noch nicht benennen kannst, mit der wirklichen Wahrnehmung, die grosse Verschiedenheit, die denn doch auch zwischen beiden stattfindet.\f0\par \i Ich.\i0 Ich war soeben im Begriffe, die Verschiedenheit anzugeben. Beides erscheint allerdings als ein unmittelbares, nicht erlerntes oder erzeugtes Bewusstseyn. Aber die Empfindung ist Bewusstseyn \i meines Zustandes\i0\f1 . Nicht so das Bewusstseyn des Dinges, in welchem zun\'e4chst schlechthin keine Beziehung auf mich liegt. Ich weiss, dass es \i\f0 ist\i0\f1 , und damit gut; mich geht es nicht an. Wenn ich in der ersten mir erscheine als ein weicher Thon, der bald so bald so geformt, und gedr\'fcckt! und gepresst wird; erscheine ich mir in zweiten als ein Spiegel, vor welchem die Gegenst\'e4nde bloss vor\'fcbergehen, ohne dass er selbst im mindesten dadurch ver\'e4ndert wird.\f0\par \f1 Aber dieser Unterschied spricht f\'fcr mich. Ich scheine um so mehr ein besonderes, von der Empfindung meines Zustandes v\'f6llig unabh\'e4ngiges Bewusstseyn von einem Seyn, \endash ich sage von einem \i\f0 Seyn\i0\f1 , \endash ausser mir wirklich zu haben, da dieses letztere sich von dem ersteren auch der Art nach verschieden findet.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Du beobachtest gut; \'fcbereile dich nur nicht im Schliessen.\f0\par \f1 Wenn das, wor\'fcber wir oben uns einverstanden haben, wahr bleibt, \endash und du unmittelbar nur deiner selbst dir bewusst seyn kannst; wenn das Bewusstseyn, von welchem hier die Rede ist, ein Bewusstseyn deines Leidens nicht ist, ein Bewusstseyn deines Thuns nicht seyn soll, k\'f6nnte es denn nicht etwa ein nur nicht daf\'fcr erkanntes Bewusstseyn deines eigenen \i\f0 Seyns\i0\f1 seyn? \endash Deines Seyns inwiefern du \i\f0 wissend\i0 , oder Intelligenz bist?\par \i Ich.\i0\f1 Ich verstehe dich nicht, aber hilf mir nach, denn ich w\'fcnschte dich zu verstehen.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Ich muss deine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, denn ich bin gen\'f6thigt, hier tiefer zu gehen als je, und weit auszuholen.\f0\par Was bist du?\par \i Ich.\i0 Um dir deine Frage auf das allgemeinste zu beantworten: ich bin Ich, ich selbst.\par \i D. G.\i0\f1 Ich bin mit dieser Antwort sehr wohl zufrieden. \endash Was bedeutet das, wenn du sagst Ich: was liegt in diesem Begriffe, und wie bringst du ihn zu Stande?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich kann mich hier\'fcber nur durch Entgegensetzung deutlich machen. \endash \i\f0 Das Ding\i0 soll etwas seyn ausser mir, dem Wissenden. \i Ich\i0\f1 bin das Wissende selbst, Eins mit dem Wissenden. \endash Es entsteht \'fcber das Bewusstseyn des ersteren die Frage: wie kann, da das Ding nicht von sich weiss, ein Wissen vom Dinge entstehen; wie kann, da ich nicht selbst das Ding bin, noch irgend eine seiner Bestimmungen, da alle diese Bestimmungen desselben lediglich in den Umkreis seines eigenen Seyns fallen, keinesweges aber in den des meinigen, ein Bewusstseyn des Dinges \i\f0 in mir\i0 entstehen? Wie kommt das Ding herein in mich? Welches ist das Band zwischen dem Subjecte, mir, und dem Objecte meines Wissens, dem Dinge! Diese Frage findet hl Absicht \i meiner\i0 nicht statt. Ich habe das Wissen in mir selbst, denn ich bin Intelligenz. Was ich bin, davon \i weiss\i0\f1 ich, weil ich es bin, und wovon ich unmittelbar dadurch weiss, dass ich \'fcberhaupt nur bin, das bin \i\f0 ich\i0\f1 , weil ich unmittelbar davon weiss. Es bedarf hier keines Bandes zwischen Subject und Object; mein eigenes Wesen ist dieses Band. Ich bin Subject und Object: und diese Subject-Objectivit\'e4t, dieses Zur\'fcckkehren des Wissens in sich selbst, ist es, die ich durch den Begriff \i\f0 Ich\i0\f1 bezeichne, wenn ich dabei \'fcberhaupt etwas bestimmtes denke.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Also, Identit\'e4t beider, des Subjects und Objects, w\'e4re dein Wesen, als Intelligenz?\f0\par \i Ich.\i0 Ja.\par \i D. G.\i0\f1 Kannst du nun diese, die Identit\'e4t, das, was weder Subject, noch Object ist, sondern beiden zum Grunde liegt, aus dem erst beides wird, \endash kannst du es fassen, desselben dir bewusst werden?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges. Es ist Bedingung, alles meines Bewusstseyns, dass das \i Bewusstseyende\i0 und das \i Bewusste\i0 als zweierlei erscheine. Ein anderes Bewusstseyn kann ich mir nicht einmal denken. Wie ich mich finde, finde ich mich als Subject \i und\i0 Object, welche beide aber unmittelbar verbunden sind.\par \i D. G.\i0 Kannst du des Momentes, da das unbegreifliche Eine sich in diese beide trennt, bewusst werden?\par \i Ich.\i0\f1 Wie k\'f6nnte ich, da ja mein Bewusstseyn erst mit, und durch ihre Trennung m\'f6glich wird; da mein Bewusstseyn selbst es eigentlich ist, welches sie trennt? Aber \'fcber das Bewusstseyn hinaus giebt es kein Bewusstseyn.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Diese Getrenntheit sonach w\'e4re dasjenige, was du nothwendig in dir findest, so wie du deiner dir bewusst wirst? \i\f0 Sie\i0\f1 w\'e4re dein eigentliches urspr\'fcngliches Seyn?\f0\par \i Ich.\i0 So ists.\par \i D. G.\i0\f1 Und worin w\'e4re dieselbe gegr\'fcndet?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich bin Intelligenz, und habe das Bewusstseyn in mir selbst. Jene Getrenntheit ist Bedingung, sie ist Resultat des Bewusstseyns \'fcberhaupt. Sie ist sonach in mir selbst gegr\'fcndet, wie dieses.\f0\par \i D. G.\i0 Du bist Intelligenz, sagtest du, wenigstens ist hier allein davon die Rede; und du wirst dir als solche Object. Dein Wissen sonach als objectives stellt sich vor dich selbst, vor dein Wissen als subjectives hin, und schwebt demselben vor; freilich, ohne dass du dieses Hinstellens dir bewusst werden kannst?\par \i Ich.\i0 So ists.\par \i D. G.\i0 Kannst du nicht etwas zur genaueren Charakteristik des Subjectiven und des Objectiven, nemlich so wie dasselbe im Bewusstseyn erscheint, beibringen?\par \i Ich.\i0 Das Subjective erscheint, als in sich selbst enthaltend den Grund eines Bewusstseyns der \i Form\i0\f1 nach, keinesweges aber in R\'fccksicht des bestimmten Inhalts. Dass ein Bewusstseyn, ein inneres Schauen und Bilden da ist, davon liegt der Grund in ihm selbst; dass \i\f0 gerade dies\i0\f1 geschaut wird, darin h\'e4ngt es von dem Objectiven ab, darauf es geheftet ist, und durch welches es gleichsam fortgerissen wird. Das Objective im Gegentheil enth\'e4lt den Grund seines Seyns in sich selbst, es ist an und f\'fcr sich, ist, wie es ist, weil es nun einmal so ist. \endash Das Subjective erscheint als der leidende und stillhaltende Spiegel des Objectiven; das letztere schwebt dem ersten vor. \endash Dass das erstere abspiegelt, davon liegt der Grund in ihm selbst. Dass gerade dies und nichts anderes in ihm abg\f0 espiegelt wird, davon liegt der Grund im letzteren.\par \i D. G.\i0 Das \i\f1 Subjective \'fcberhaupt\i0 , seiner inneren Natur nach, w\'e4re sonach gerade so beschaffen, wie du oben insbesondere das Bewusstseyn eines Seyns ausser dir beschriebst?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Es ist wahr: und diese Uebereinstimmung ist merkw\'fcrdig. Ich fange an zur H\'e4lfte glaublich zu finden, dass aus den inneren Gesetzen meines Bewusstseyns selbst die Vorstellung von einem ohne mein Zuthun ausser mir stattfindenden Seyn hervorgehen, und diese Vorstellung doch im Grunde nichts anderes seyn k\'f6nne, als die Vorstellung dieser Gesetze selbst.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Warum nur zur H\'e4lfte?\f0\par \i Ich.\i0 Weil ich noch nicht einsehe, warum es gerade zu einer \i solchen\i0\f1 Vorstellung ihrem Inhalte nach, zu einer Vorstellung von einer durch den zusammenh\'e4ngenden Raum ausgedehnten Masse, ausfalle.\f0\par \i D. G.\i0 Dass es denn doch nur deine Empfindung sey, die du durch den Raum verbreitest, hast du schon oben eingesehen; dass diese in ein Empfind\i bares\i0\f1 gerade durch ihre Ausdehnung in dem Raume sich verwandeln m\'f6ge, hast du geahnet. Wir h\'e4tten es sonach vor der Hand lediglich mit dem Raume selbst zu thun, und nur dessen Entstehung aus dem blossen Bewusstseyn begreiflich zu machen.\f0\par \i Ich.\i0 So ist es.\par \i D. G.\i0\f1 So lass uns den Versuch anstellen. Ich weiss, dass du dir deiner intelligenten Th\'e4tigkeit nicht als solcher bewusst werden kannst, inwiefern sie \i urspr\'fcnglich und unver\'e4nderlich auf Eins geheftet bleibt\i0\f0 ; in diesem Zustande, der mit ihrem Seyn anhebt, und der nicht vertilgt werden kann, ohne dass ihr Seyn mit vertilgt werde, und ein solches Bewusstwerden werde ich dir sonach nicht anmuthen. Aber du kannst dir ihrer bewusst werden, inwiefern sie \i\f1 von einem ver\'e4nderlichen Zustande\i0 innerhalb des unver\'e4nderlichen fortschwebt zu \i einem anderen ver\'e4nderlichen.\i0 Wenn du sie nun in dieser Verrichtung vor dich hinstellst; wie erscheint sie dir \endash diese innere Agilit\'e4t deines Geistes?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Mein geistiges Verm\'f6gen scheint sich innerlich hin und her zu bewegen, schnell von einem auf das andere zu fahren; kurz, es erscheint mir als ein \i\f0 Linienziehen\i0\f1 . \endash Ein bestimmtes Denken macht einen Punct in dieser Linie.\f0\par \i D. G.\i0 Warum nun gerade als ein Linienziehen?\par \i Ich.\i0\f1 Soll ich Gr\'fcnde angeben f\'fcr dasjenige, aus dessen Umkreise ich nicht herausgehen kann, ohne aus meinem eigenen Daseyn herauszugehen? \endash Es ist schlechthin so.\f0\par \i D. G.\i0 So demnach erscheint dir ein \i besonderer\i0 Act deines Bewusstseyns. Wie wird dir nun dein, \i nicht hervorgebrachtes, sondern angestammtes Wissen\i0\f1 \'fcberhaupt, von welchem alles besondere Denken nur die Erneuerung und weitere Bestimmung ist \endash wie wird es dir im Bilde erscheinen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Offenbar als ein solches, in welchem man nach allen Richtungen hin Linien ziehen, und Puncte machen kann: also als \endash \i\f0 Raum\i0 .\par \i D. G.\i0\f1 Und nun wird dir vollkommen klar seyn, wie etwas, das doch aus dir selbst hervorgeht, dir als ein Seyn ausser dir erscheinen k\'f6nne, ja nothwendig erscheinen m\'fcsse.\f0\par \f1 Du bist zur wahren Quelle der Vorstellungen von Dingen ausser dir hindurchgedrungen. Diese Vorstellung ist nicht Wahrnehmung, du nimmst nur dich selbst wahr; sie ist ebensowenig Gedanke; die Dinge erscheinen dir nicht, als ein bloss gedachtes. Sie ist wirklich, und in der That absolut unmittelbares Bewusstseyn eines Seyns ausser dir, ebenso wie die Wahrnehmung unmittelbares Bewusstseyn deines Zustandes ist. \endash Lass dich nicht durch Sophisten und Halbphilosophen \'fcbert\'e4uben: die Dinge erscheinen dir nicht durch einen Repr\'e4sentanten; des Dinges, das da ist und seyn kann, wirst du dir unmittelbar bewusst; und es giebt kein anderes Ding, als das, dessen du dir bewusst wirst. Du selbst bist dieses Ding; du selbst bist durch den innersten Grund deines Wesens, deine Endlichkeit, vor dich selbst hingestellt, und aus dir selbst herausgeworfen; und alles, was du ausser dir erblickst, bist immer du selbst. Man hat dieses Bewusstseyn sehr passend \i\f0 Anschauung\i0\f1 genannt. In allem Bewusstseyn schaue ich mich selbst an; denn ich bin Ich: f\'fcr das Subjective, das Bewusst\i\f0 seyende\i0 , ist es \i An\i0\f1 schauung. Und das Objective, das Angeschaute und Bewusste, bin abermals ich selbst, dasselbe Ich, welches auch das anschauende ist, \endash nur eben objectiv, vorschwebend dem Subjectiven. In dieser R\'fccksicht ist dieses Bewusstseyn \endash ein th\'e4tiges\i\f0 Hin\i0\f1 schauen, dessen, was ich anschaue; ein Herausschauen meiner selbst aus mir selbst: Heraustragen meiner selbst aus mir selbst durch die einige Weise des Handelns, die mir zukommt, durch das Schauen. Ich bin ein lebendiges Sehen. Ich sehe \endash Bewusstseyn \endash sehe mein Sehen \endash bewusstes.\f0\par \f1 Darum ist auch dieses Ding dem Auge deines Geistes durchaus durchsichtig, weil es dein Geist selbst ist. Du theilst, du begrenzest, du bestimmst die m\'f6glichen Formen der Dinge, und die Verh\'e4ltnisse dieser Formen von aller Wahrnehmung vorher. Kein Wunder; du begrenzest und bestimmst dadurch immer nur dein Wissen selbst, wovon du ohne Zweifel weisst. Darum wird ein Wissen vom Dinge m\'f6glich. Es ist nicht im Dinge, und str\'f6mt nicht von ihm aus. Es str\'f6mt von dir aus, indem es ist, und dessen eigenes Wes\f0 en es ist.\par \f1 Es giebt keinen \'e4usseren Sinn, denn es giebt keine \'e4ussere Wahrnehmung. Wohl aber giebt es eine \'e4ussere Anschauung \endash nicht des \i\f0 Dinges\i0\f1 \endash sondern diese \'e4ussere Anschauung \endash dieses, ausserhalb des subjectiven und ihm als vorschwebend erscheinende, \i\f0 Wissen\i0\f1 \endash ist selbst das Ding, und es giebt kein anderes. Durch diese \'e4ussere Anschauung hindurch wird nun auch selbst die Wahrnehmung als eine \'e4ussere, und die Sinne, als \'e4ussere, erblickt. Es bleibt ewig wahr, denn es ist erwiesen: Ich sehe oder f\'fchle immer die Fl\'e4che: wohl aber schaue ich an mein Sehen, oder F\'fchlen, als Sehen oder F\'fchlen einer Fl\'e4che. Der erleuchtete, durchsichtige, durchgreifbare und durchdringliche Raum, das reinste Bild meines Wissens, wird nicht gesehen, sondern angeschaut, und in \i\f0 ihm\i0 wird \i mein Sehen selbst\i0\f1 angeschaut. Das Licht ist nicht ausser mir, sondern in mir, und ich selbst bin das Licht. Du antwortetest oben auf meine Frage: wie du von deinem Sehen, F\'fchlen u.s.w., \'fcberhaupt von deinem Empfinden wissest: du wissest unmittelbar davon. Jetzt wirst du mir vielleicht dieses unmittelbare Bewusstseyn deines Empfindens n\'e4her bestimmen k\'f6nnen.\f0\par \i Ich.\i0 Es muss ein doppeltes seyn. Die Empfindung ist selbst ein unmittelbares Bewusstseyn; ich \i empfinde\i0 mein Empfinden. Dadurch entsteht mir nun keinesweges irgend eine Erkenntniss eines Seyns, sondern nur \i\f1 das Gef\'fchl meines eigenen Zustandes\i0 . Aber ich bin urspr\'fcnglich nicht bloss empfindend, sondern auch anschauend; denn ich bin nicht bloss ein praktisches Wesen, sondern auch Intelligenz. Ich \i\f0 schaue\i0 mein Empfinden auch an; und so entsteht mir aus mir selbst und meinem Wesen \i die Erkenntniss eines Seyns.\i0 Die \i Empfindung\i0 verwandelt sich in ein \i Empfindbares\i0 ; meine Affection, Roth, Glatt und dergleichen, in ein \i Rothes, Glattes\i0\f1 u.s.w. ausser mir: welches \endash und dessen Empfindung, ich im Raume anschaue, weil mein Anschauen selbst der Raum ist. So wird auch klar, warum ich Fl\'e4chen zu sehen oder zu f\'fchlen glaube, die ich doch in der That weder sehe noch f\'fchle. Ich schaue nur an mein Sehen oder F\'fchlen, als Sehen oder F\'fchlen einer Fl\'e4che.\f0\par \i D. G.\i0 Du hast mich, oder eigentlicher dich selbst, wohl verstanden.\par \par \i Ich.\i0 Aber dann entsteht mir das Ding gar nicht, weder bemerkt noch unbemerkt durch einen Schluss vermittelst des Satzes vom Grunde; sondern es schwebt mir unmittelbar vor, und steht schlechthin vor meinem Bewusstseyn, ohne irgend eine Folgerung. Ich kann nicht, wie ich soeben that, sagen, dass die Empfindung sich in ein Empfindbares verwandle. Das Empfindbare, als solches, ist im Bewusstseyn das erste. Nicht von einer Affection, die da roth, glatt und dergleichen, sondern von einem Rothen, Glatten u.s.w. ausser mir, hebt das Bewusstseyn an.\par \i D. G.\i0\f1 Wenn du mir nun aber erkl\'e4ren sollst, was das sey, Roth, Glatt und dergleichen; wirst du mir anders antworten k\'f6nnen, als, es sey, was dich auf eine gewisse Weise afficire, die du roth, glatt und dergleichen nennest?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Wohl \endash wenn du mich fragst, und ich auf deine Frage, und auf das Erkl\'e4ren \'fcberhaupt mich einlasse. Urspr\'fcnglich aber fragt mich Niemand, und ich selbst frage mich nicht. \endash Ich vergesse mich selbst g\'e4nzlich, und verliere mich in der Anschauung; werde mir meines Zustandes gar nicht, sondern nur eines Seyns ausser mir, bewusst. Das Rothe, Gr\'fcne und dergleichen ist eine Eigenschaft des Dinges, es ist eben roth oder gr\'fcn, und damit gut. Es wird nicht weiter erkl\'e4rt; ebensowenig, als, unserer obigen Ueberein\f0 kunft nach,\lang1031\f1 \lang1033 dasselbe als Affection weiter erkl\'e4rt werden kann. \endash Bei der Gesichtsempfindung ist dies am auffallendsten. Die Farbe erscheint ausser mir, und der sich selbst \'fcberlassene, nicht weiter \'fcber sich nachdenkende Menschenverstand m\'f6chte wohl schwerlich darauf gerathen, Roth oder Gr\'fcn zu erkl\'e4ren, als dasjenige; was eine bestimmte Affection in ihm errege.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Ohne Zweifel aber auch s\'fcss oder sauer? \endash Es geh\'f6rt nicht hierher zu untersuchen, ob der Eindruck durchs Gesicht \'fcberhaupt reine Empfindung, \endash ob er nicht vielmehr ein Mittelding zwischen Empfindung und Anschauung, und das Verbindungsmittel beider in unserem Geiste sey. \endash Aber ich gebe dir deine Bemerkung vollkommen zu, und sie ist mir h\'f6chst willkommen. Du kannst allerdings dir selbst in der Anschauung verschwinden; und ohne eine besondere Aufmerksamkeit auf dich selbst, oder ohne Interesse f\'fcr irgend ein \'e4usseres Handeln, verschwindest du dir sogar nat\'fcrlich und nothwendig. \endash Dies ist die Bemerkung, auf welche die Vertheidiger eines vorgeblichen Bewusstseyns an sich ausser uns vorhandener Dinge sich berufen, wenn man ihnen zeigt, dass der Satz des Grundes, durch welchen auf sie geschlossen werden k\'f6nnte, doch nur in uns sey; sie l\'e4ugnen dann, dass \'fcberhaupt ein Schluss gemacht werde; und dies muss man ihnen, inwiefern sie von dem wirklichen Bewusstseyn in gewissen Fallen reden, ja nicht abstreiten wollen: \endash dieselben Vertheidiger, welche, wenn man ihnen nun die Natur der Anschauung aus den eigenen Gesetzen der Intelligenz erkl\'e4rt, selbst wiederum den Schluss machen; und nicht m\'fcde werden zu wiederholen, dass denn doch etwas ausser uns seyn m\'fcsse, welches uns n\'f6thige, gerade so vorzustellen.\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ereifere dich jetzt nicht \'fcber diese, sondern belehre mich. Ich habe keine vorgefasste Meinung, sondern will die wahre Meinung erst suchen.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Dennoch geht die Anschauung nothwendig aus von der Wahrnehmung deines eigenen Zustandes, nur dass du dieser Wahrnehmung dir nicht immer deutlich bewusst wirst, wie du oben durch Schl\'fcsse eingesehen hast. Auch ist sogar in demjenigen Bewusstseyn, da du im Objecte dich selbst verlierst, stets etwas, das nur durch ein unvermerktes Denken an dich selbst, und genaues Beobachten deines eigenen Zustandes, m\'f6glich ist.\f0\par \i Ich.\i0\f1 \endash Dass sonach stets, und allgegenw\'e4rtig das Bewusstseyn des Seyns ausser mir von dem, nur nicht bemerkten, Bewusstseyn meiner selbst begleitet w\'fcrde?\f0\par \i D. G.\i0 Nicht anders.\par \i Ich.\i0\f1 \endash Das erstere durch das letztere bestimmt w\'fcrde; \endash so w\'fcrde, wie es ist?\f0\par \i D. G.\i0 So meine ichs.\par \i Ich.\i0\f1 Zeige mir dies, so gen\'fcgt mir.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Setzest du die Dinge \'fcberhaupt nur im Raume, oder setzest du jedes als ausf\'fcllend einen bestimmten Theil des Raumes!\f0\par \i Ich.\i0\f1 Das letztere, jedes Ding hat seine bestimmte Gr\'f6sse.\f0\par \i D. G.\i0 Und die verschiedenen Dinge, fallen sie dir in dieselben Theile des Raumes?\par \i Ich.\i0\f1 Keinesweges; sie schliessen einander aus. Sie sind neben, \'fcber und unter, hinter und vor einander; mir n\'e4her, oder von mir entfernter.\f0\par \i D. G.\i0 Und wie kommst du zu diesem Messen und Ordnen derselben im Raume? Ist es Empfindung?\par \i Ich.\i0\f1 Wie k\'f6nnte es, da der Raum selbst keine Empfindung ist.\f0\par \i D. G.\i0 Oder Anschauung?\par \i Ich.\i0\f1 Dies kann nicht seyn. Die Anschauung ist unmittelbar und untr\'fcglich. Was in ihr liegt, erscheint nicht als hervorgebracht, und kann nicht t\'e4uschen. Aber \'fcber dem nach Gutd\'fcnken Sch\'e4tzen und Ermessen und Ueberlegen der Gr\'f6sse eines Gegenstandes, seiner Entfernung, seiner Lage zu anderen Gegenst\'e4nden, betreffe ich mich sogar; und es ist eine jedem Anf\'e4nger bekannte Bemerkung, dass wir urspr\'fcnglich die Gegenst\'e4nde alle in derselben Linie nebeneinander erblicken, dass wir erst lernen m\'fcssen, ihre gr\'f6ssere Entfernung oder N\'e4he zu sch\'e4tzen, dass das Kind nach dem entfernten Gegenstande greift, als ob derselbe unmittelbar vor seinen Augen liege, und dass der Blindgeborene, der pl\'f6tzlich das Gesicht erhielte, dasselbe thun w\'fcrde. Jene Vorstellung ist sonach ein Urtheil; keine Anschauung, sondern ein Ordnen meiner mannigfaltigen Anschauungen durch den Verstand. \endash Auch kann ich in dieser Sch\'e4tzung der Gr\'f6sse, Entfernung u.s.w. irren; und die sogenannten Gesichtst\'e4uschungen scheinen gar nicht T\'e4uschungen durch das Gesicht, sondern irrige Urtheile zu seyn \'fcber die Gr\'f6sse des Gegenstandes, \'fcber die Gr\'f6sse seiner Theile im Verh\'e4ltniss gegeneinander, und was daraus folgt, \'fcber seine wahre Figur, \'fcber seine Entfernung von mir und anderen Gegenst\'e4nden. Im Raume \'fcberhaupt, indem ich ihn anschaue, ist er wirklich, und die Farbe, die ich an ihm sehe, sehe ich gleichfalls wirklich; und hierin befindet sich keine T\'e4uschung.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Und welches mag wohl das Princip dieser Beurtheilung \endash dass ich den bestimmtesten und leichtesten Fall setze, \endash der Beurtheilung der N\'e4he oder Entfernung der Gegenst\'e4nde von dir seyn? wonach magst du sie sch\'e4tzen, diese Entfernung?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ohne Zweifel nach der gr\'f6sseren St\'e4rke oder Schw\'e4che \'fcbrigens gleichartiger Eindr\'fccke. \endash Ich erblicke vor mir zwei Gegenst\'e4nde von demselben Roth. Der, dessen Farbe ich deutlicher sehe, ist mir n\'e4her; der dessen Farbe ich schw\'e4cher erblicke, entfernter, und um soviel entfernter, als ich sie schw\'e4cher erblicke.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Also nach dem Maasse der St\'e4rke oder Schw\'e4che beurtheilst du die Entfernung: und diese St\'e4rke oder Schw\'e4che selbst beurtheilst du? \endash\f0\par \i Ich.\i0\f1 Offenbar nur; inwiefern ich auf meine Affectionen als solche merke, und noch dazu auf einen sehr feinen Unterschied in denselben merke. \endash Du hast mich besiegt. Alles Bewusstseyn des Gegenstandes ausser mir ist durch das klare, genaue Bewusstseyn meines eigenen Zustandes bestimmt, und es wird in demselben immer ein Schluss vom Begr\'fcndeten in mir auf einen Grund ausser mir gemacht.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Du giebst dich bald besiegt, und ich muss nun selbst statt deiner den Streit gegen mich fortf\'fchren. \endash Mein Beweis kann doch nur gelten f\'fcr diejenigen F\'e4lle, da ein eigentliches Erw\'e4gen und Ueberlegen der Gr\'f6sse, der Entfernung, der Lage des Gegenstandes stattfindet, und du dir dessen bewusst wirst. Du wirst aber gestehen, dass dies das Gew\'f6hnliche nicht ist, dass du vielmehr meistentheils unmittelbar in demselben ungetheilten Momente, da du dir des Gegenstandes bewusst wirst, dir zugleich seiner Gr\'f6sse\f0 , Entfernung u.s.w. bewusst wirst.\par \i Ich.\i0\f1 Wenn einmal die Entfernung des Gegenstandes nur nach der St\'e4rke des Eindruckes beurtheilt wird, so ist dieses schnelle Urtheil lediglich die Folge des ehemaligen Erw\'e4gens. Ich habe durch lebensl\'e4ngliche Uebung gelernt, schnell die St\'e4rke des Eindruckes zu bemerken, und die Entfernung darnach zu beurtheilen. Es ist ein schon ehemals durch Arbeit Zusammengesetztes aus Empfindung, Anschauung und ehemaligem Urtheil, \endash von welchem meine gegenw\'e4rtige Vorstellung ausgeht; welcher letzteren allein ich mir bewusst werde. Ich fasse nicht mehr \'fcberhaupt das Roth, Gr\'fcn und dergleichen ausser mir, sondern ein Roth oder Gr\'fcn, \i\f0 von dieser, und dieser, und dieser Entfernung\i0 auf; dieser letzte Zusatz aber ist \i blosse Erneuerung eines schon ehemals durch Ueberlegung zu Stande gebrachten Urtheils.\i0\par \i D. G.\i0 Ist dir nun nicht zugleich klar geworden, ob du das Ding ausser dir anschauest, oder ob du es denkest, oder ob du beides thust, und inwiefern jedes von beiden?\par \i Ich.\i0\f1 Vollkommen; und ich glaube jetzt die vollst\'e4ndigste Einsicht in die Entstehung der Vorstellung von einem Gegenstande ausser mir erlangt zu haben.\f0\par 1) Ich bin schlechthin, weil Ich Ich bin, meiner selbst mir bewusst, und zwar theils als eines praktischen Wesens, theils als einer Intelligenz. Das erste Bewusstseyn ist \i Empfindung\i0 , das zweite die \i Anschauung\i0 , der unbegrenzte Raum.\par \f1 2) Unbegrenztes kann ich nicht fassen, denn ich bin endlich. Ich begrenze daher durch Denken einen gewissen Raum im allgemeinen Raume, und setze den ersten zum letzten in ein gewisses Verh\'e4ltniss.\f0\par \f1 3) Der Maassstab dieses begrenzten Raumes ist das Maass meiner eigenen Empfindung; nach einem Satze, den man sich etwa denken und so ausdr\'fccken k\'f6nnte: was mich in dem und dem Maasse afficirt, ist im Raume in dem und dem Verh\'e4ltnisse zu dem \'fcbrigen mich Afficirenden zu setzen.\f0\par Die \i Eigenschaft\i0 des Dinges stammt aus der Empfindung meines eigenen Zustandes; der \i Raum\i0\f1 , den es erf\'fcllt, aus der Anschauung. Durch Denken wird beides verkn\'fcpft, die erstere auf den letzteren \'fcbertragen. Es ist allerdings so, wie wir oben sagten: dadurch, dass es in den Raum gesetzt wird, wird mir Eigenschaft des Dinges, was eigentlich nur mein Zustand ist; aber es wird in dem Raum gesetzt nicht durch Anschauen, sondern durch Denken, durch \i\f0 messendes\i0 und \i ordnendes\i0\f1 Denken. Ein Erdenken, Erschaffen durch Denken, liegt jedoch in diesem Acte nicht, sondern lediglich ein Bestimmen des durch Empfindung und Anschauung, unabh\'e4ngig vom Denken, Gegebenen.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Was mich in dem und dem Maasse afficirt, ist in dem und dem Verh\'e4ltnisse zu setzen; folgerst du beim Begrenzen und Ordnen der Gegenst\'e4nde im Raume. Liegt nun der Behauptung, dass dich etwas in einem gewissen Maasse afficire, nicht die Voraussetzung zum Grunde, dass es dich \'dcberhaupt afficire?\f0\par \i Ich.\i0 Ohne Zweifel.\par \i D. G.\i0\f1 Und ist irgend eine Vorstellung eines \'e4usseren Gegenstandes m\'f6glich, der nicht auf diese Weise im Raume begrenzt und geordnet werde?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Nein; kein Gegenstand ist \'fcberhaupt im Raume, sondern jeder ist in einem bestimmten Raume.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Sonach wird in der That, ob du dir nun dessen bewusst werdest, oder nicht, jeder \'e4ussere Gegenstand vorgestellt, als dich afficirend; so gewiss er vorgestellt wird, als einen bestimmten Raum einnehmend.\f0\par \i Ich.\i0 Das folgt allerdings.\par \i D. G.\i0 Und welche Art von Vorstellung ist die von einem dich afficirenden?\par \i Ich.\i0\f1 Offenbar ein Denken; und zwar ein Denken nach dem oben er\'f6rterten Satze des Grundes. \endash Ich sehe jetzt noch bestimmter ein, dass das Bewusstseyn des Gegenstandes auf zweierlei Art an mein Selbstbewusstseyn gleichsam angeheftet ist, theils durch die Anschauung, theils durch das Denken nach dem Satze des Grundes. Der Gegenstand ist, so sonderbar dies scheine, beides: unmittelbares Object meines Bewusstseyns, und erschlossen.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Beides wohl in verschiedener R\'fccksicht und Ansicht. \endash Du musst dieses Denkens des Gegenstandes dir doch bewusst werden k\'f6nnen?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ohne Zweifel; unerachtet ich desselben gew\'f6hnlich nicht bewusst werde.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Du erdenkst dir sodann zu dem Leiden in dir, deiner Affection, eine Th\'e4tigkeit ausser dir hinzu, so wie du oben das Denken nach dem Satze des Grundes beschriebest?\f0\par \i Ich.\i0 Ja.\par \i D. G.\i0\f1 Und mit derselben Bedeutung und G\'fcltigkeit, als du es oben beschriebest. Du denkst nun einmal so, und musst so denken, du kannst es nicht \'e4ndern, und kannst weiter nichts wissen, als dass du so denkest?\f0\par \i Ich.\i0 Nicht anders. Wir haben alles dies im Allgemeinen schon auseinandergesetzt.\par \i D. G.\i0 Du erdenkst dir den Gegenstand, sagte ich: inwiefern er das Gedachte ist, ist er Product lediglich deines Denkens?\par \i Ich.\i0 Allerdings; denn so folgt es aus dem Obigen.\par \i D. G.\i0 Und was ist nun dieser gedachte, dieser nach dem Satze des Grundes erschlossene Gegenstand?\par \i Ich.\i0 Eine \i Kraft\i0 ausser mir.\par \i D. G.\i0 Die weder du empfindest, noch anschauest?\par \i Ich.\i0\f1 Keinesweges. Ich bleibe mir immer sehr wohl bewusst, dass ich sie schlechthin nicht unmittelbar, sondern nur vermittelst ihrer Aeusserungen fasse; ungeachtet ich ihr ein Daseyn unabh\'e4ngig von mir zuschreibe. Ich werde afficirt, denke ich; es muss sonach doch etwas geben, das mich afficirt.\f0\par \i D. G.\i0 Sonach sind allerdings das angeschaute Ding, und das gedachte Ding, zwei sehr verschiedene Dinge. Das dir wirklich unmittelbar vorschwebende, und durch den Raum verbreitete, ist das \i angeschaute\i0 ; die innere Kraft in demselben, die dir gar nicht vorschwebt, sondern deren Daseyn du nur durch einen Schluss behauptest, ist das \i gedachte\i0 Ding.\par \i Ich.\i0\f1 Die innere Kraft in demselben, sagtest du; und ich bedenke mir eben, dass du Recht hast. Ich setze diese Kraft selbst auch in den Raum, trage sie auf die denselben ausf\'fcllende angeschaute Masse \'fcber.\f0\par \i D. G.\i0 Wie sollen denn, deiner nothwendigen Ansicht nach, diese Kraft und diese Masse sich gegen einander selbst verhalten?\par \i Ich.\i0\f1 So: Die Masse mit ihren Eigenschaften ist selbst Wirkung und Aeusserung der inneren Kraft. Diese Kraft hat zwei Wirkungen; eine, wodurch sie sich selbst erh\'e4lt, und sich diese bestimmte Gestalt giebt, in der sie erscheint; eine andere auf mich, da sie mich auf eine bestimmte Weise afficirt.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Du suchtest vorhin noch einen anderen Tr\'e4ger der Eigenschaften, als den Raum, in welchem sie sich befinden; noch ein anderes dauerndes in dem Wechsel der Ver\'e4nderungen, als ihn, diesen Raum?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Wohl, und dieses dauernde ist gefunden. Es ist die Kraft selbst. Sie bleibt bei allem Wechsel ewig dieselbe, und sie ists, welche Eigenschaften annimmt und tr\'e4gt.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Jetzt einen Blick auf alles bis jetzt Gefundene. Du f\'fchlst dich in einem gewissen Zustande, den du roth, glatt, s\'fcss u.s.w. nennest. Du weisst dar\'fcber nichts, als dass du dich eben f\'fchlst, und dich so f\'fchlst, oder weisst du mehr? \endash Liegt im blossen Gef\'fchle noch etwas anderes, als \endash das blosse Gef\'fchl?\f0\par \i Ich.\i0 Nein.\par \i D. G.\i0\f1 Es ist ferner die Bestimmung deiner selbst als Intelligenz, dass dir ein Raum vorschwebt. Oder weisst du hier\'fcber mehr?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges.\par \i D. G.\i0\f1 Zwischen jenem gef\'fchlten Zustande, und diesem dir vorschwebenden Raume ist nun nicht der geringste Zusammenhang; ausser, dass nun einmal beides in deinem Bewusstseyn vorkommt. Oder siehst du etwa noch einen anderen Zusammenhang?\f0\par \i Ich.\i0 Ich sehe keinen.\par \i D. G.\i0\f1 Nun aber bist du auch denkend, ebenso schlechthin, wie du f\'fchlend und anschauend bist; und du weisst dar\'fcber nichts weiter, als, dass du es eben bist. Du f\'fchlst deinen Zustand nicht bloss, sondern du denkst ihn auch; aber er giebt dir keinen vollst\'e4ndigen Gedanken; du bist gen\'f6thigt, im Denken noch etwas anderes zu ihm hinzusetzen, einen Grund desselben ausser dir, eine fremde Kraft. Weisst du nun hier\'fcber mehr, als \endash dass du eben so denkst, und eben gen\'f6thigt bist, so zu denken?\f0\par \i Ich.\i0\f1 Ich kann dar\'fcber nicht mehr wissen. Ich kann mir nichts ausser meinem Denken denken; denn dadurch, dass ich es denke, wird es ja mein Denken, und fallt unter die unvermeidlichen Gesetze desselben.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Durch dieses Denken entsteht dir nun erst ein Zusammenhang zwischen deinem Zustande, den du f\'fchlst, und dem Raume, den du anschauest, du denkst in den letzteren den Grund des ersteren hinein. Oder ist es nicht so?\f0\par \i Ich.\i0 Es ist so. Dass ich den Zusammenhang beider in meinem Bewusstseyn nur durch mein Denken hervorbringe, und dass dieser Zusammenhang weder \i\f1 gef\'fchlt\i0\f0 , noch \i angeschaut\i0\f1 wird, hast du kl\'e4rlich nachgewiesen. Von einem Zusammenhange \i\f0 ausser meinem Bewusstseyn\i0\f1 aber kann ich nicht reden, einen solchen kann ich auf keine Weise darstellen; denn eben, indem ich davon rede, weiss ich ja davon, und, da dieses Bewusstseyn nur ein Denken seyn kann, denke ich ihn ja; und es ist ganz derselbe Zusammenhang, der in meinem gemeinen nat\'fcrlichen Bewusstseyn vorkommt, und kein anderer. Ich bin \'fcber dieses Bewusstseyn um Keines Haares Breite hinausgekommen; ebensowenig, als ich je \'fcber mich selbst hinwegspringen kann. Alle Versuche, einen solchen Zusammenhang an sich, ein Ding an sich, das mit dem Ich an sich zusammenh\'e4ngt, zu denken, sind lediglich ein Ignoriren unseres eigenen Denkens, ein sonderbares Vergessen, dass wir keinen Gedanken haben k\'f6nnen, ohne ihn \endash eben zu denken. Jenes Ding an sich ist ein Gedanke; der \endash ein stattlicher Gedanke seyn soll, und welchen doch niemand gedacht haben will.\f0\par \i D. G.\i0 Von \i dir\i0\f1 also habe ich keine Einwendungen zu f\'fcrchten gegen die entschlossene Aufstellung des Satzes, \i dass das Bewusstseyn eines Dinges ausser uns absolut nichts weiter ist, als das Product unseres eigenen Vorstellungsverm\'f6gens\i0 , und dass wir \'fcber das Ding nichts weiter wissen, als was wir dar\'fcber \endash eben wissen, durch unser Bewusstseyn setzen, \endash dadurch, dass wir \'fcberhaupt Bewusstseyn, und ein so bestimmtes, unter solchen Gesetzen stehendes Bewusstseyn haben, hervorbringen?\f0\par \i Ich.\i0 Ich kann nichts dagegen einwenden; es ist so.\par \i D. G.\i0\f1 \endash Keine Einwendungen gegen den k\'fchnern Ausdruck desselben Satzes: dass wir bei dem, was wir Erkenntniss und Betrachtung der Dinge nennen, immer und ewig nur uns selbst erkennen und betrachten und in allem unserem Bewusstseyn schlechterdings von nichts wissen, als von uns selbst, und unseren eigenen Bestimmungen?\f0\par \f1 Ich sage: auch dagegen wirst du nichts einwenden k\'f6nnen; denn wenn einmal \i das Ausseruns \'fcberhaupt\i0\f0 uns nur durch unser Bewusstseyn selbst entsteht, so kann ohne Zweifel auch das \i Besondere und Mannigfaltige\i0 dieser Aussenwelt auf keinem anderen Wege entstehen; und wenn der Zusammenhang dieses Ausseruns \i mit uns selbst\i0 nur ein Zusammenhang in unseren Gedanken ist, so ist der Zusammenhang der \i mannigfaltigen Dinge unter einander selbst\i0\f1 ohne Zweifel kein anderer. Ich k\'f6nnte die Gesetze, nach denen dir ein Mannigfaltiges von Gegenst\'e4nden entsteht, die doch unter sich zusammenh\'e4ngen, mit eiserner Nothwendigkeit einander gegenseitig bestimmen, und auf diese Weise ein Weltsystem bilden, wie du es dir selbst sehr wohl beschrieben hast \endash ich k\'f6nnte diese Gesetze dir eben so klar in deinem eigenen Denken nachweisen, als ich jetzt die Entstehung eines Gegenstandes \'fcberhaupt und seines Zusammenhanges mit dir selbst dir darin nachgewiesen habe; und ich \'fcberhebe mich dieses Gesch\'e4ftes lediglich darum, weil ich finde, dass du mir das Resultat, worauf allein es mir ankommt, ohne dies zugeben musst.\f0\par \i Ich.\i0 Ich sehe alles ein, und muss dir alles zugeben.\par \i D. G.\i0\f1 Und mit dieser Einsicht, Sterblicher, sey frei, und auf ewig erl\'f6set von der Furcht, die dich erniedrigte und qu\'e4lte. Du wirst nun nicht l\'e4nger vor einer Nothwendigkeit zittern, die nur in deinem Denken ist, nicht l\'e4nger f\'fcrchten von Dingen unterdr\'fcckt zu werden, die deine eigenen Producte sind, nicht l\'e4nger dich, das Denkende, mit dem aus dir selbst hervorgehenden Gedachten in Eine Klasse stellen. So lange du glauben konntest, dass ein solches System der Dinge, wie du es dir beschrieben, unabh\'e4ngig von dir ausser dir wirklich existire, und dass du selbst ein Glied in der Kette dieses Systems seyn m\'f6chtest, war diese Furcht gegr\'fcndet. Jetzt nachdem du eingesehen hast, dass alles dies nur in dir selbst und durch dich selbst ist, wirst du ohne Zweifel nicht vor dem dich f\'fcrchten, was du f\'fcr dein eigenes Gesch\'f6pf erkannt hast.\f0\par \f1 Von dieser Furcht nur wollte ich dich befreien. Jetzt bist du von ihr erl\'f6st, und ich \'fcberlasse dich dir selbst.\f0\par \par \i Ich.\i0\f1 Halt, betr\'fcglicher Geist. Ist dies die Weisheit ganz, zu der du mir Hoffnung gemacht hast, und r\'fchmst du, dass du so mich befreiest? \endash Du befreiest mich, es ist wahr: du sprichst mich von aller Abh\'e4ngigkeit los; indem du mich selbst in Nichts, und alles um mich herum, wovon ich abh\'e4ngen k\'f6nnte, in Nichts verwandelst. Du hebst die Nothwendigkeit auf, dadurch, dass du alles Seyn aufhebst und rein vertilgst.\f0\par \i D. G.\i0 Sollte die Gefahr so gross seyn?\par \i Ich.\i0\f1 Du kannst noch spotten? \endash Nach deinem Systeme? \endash\f0\par \i D. G.\i0\f1 Meinem Systeme? Wor\'fcber wir \'fcbereingekommen sind, haben wir gemeinschaftlich mit einander erzeugt: wir haben beide daran gearbeitet, und du hast alles so wohl eingesehen, als ich selbst, meine wahre vollst\'e4ndige Denkart aber errathen zu wollen, m\'f6chte vor der Hand noch dir schwerlich anstehen.\f0\par \i Ich.\i0\f1 Nenne deine Gedanken, wie du willst; kurz, nach allem bisherigen ist nichts, absolut nichts als Vorstellungen, Bestimmungen eines Bewusstseyns, als blossen Bewusstseyns. Die Vorstellung aber ist mir nur Bild, nur Schatten einer Realit\'e4t; sie kann mir an sich selbst nicht gen\'fcgen, und ist an sich selbst nicht von dem geringsten Werthe. Ich k\'f6nnte mir gefallen lassen, dass diese K\'f6rperwelt ausser mir in eine blosse Vorstellung verschw\'e4nde, und in Schatten sich aufl\'f6sete; an ihr h\'e4ngt mein Sinn nicht; aber nach allem Bisherigen verschwinde ich selbst nicht minder denn sie; gehe ich selbst \'fcber in ein blosses Vorstellen ohne Bedeutung und ohne Zweck. Oder sage mir selbst, ist es anders?\f0\par \i D. G.\i0 Ich sage gar nichts in meinem Namen. Untersuche selbst, hilf dir selbst.\par \i Ich.\i0\f1 Ich schwebe mir selbst vor als K\'f6rper im Raume, mit Sinnenwerkzeugen, Handelswerkzeugen, als physische Kraft, bestimmbar durch einen Willen. Du wirst von allem diesem sagen, was du oben \'fcberhaupt von Gegenst\'e4nden ausser mir, dem Denkenden, sagtest, dass es ein zusammengesetztes Product aus meinem Empfinden, Anschauen, Denken sey.\f0\par \i D. G.\i0 Ohne Zweifel werde ich das. Ich werde dir sogar, wenn du es verlangst, Schritt vor Schritt die Gesetze aufzeigen, nach denen du dir in deinem Bewusstseyn zu einem organischen Leibe, mit solchen Sinnen, zu einer physischen Kraft u.s.w. wirst, und du wirst gezwungen werden, mir in allem Recht zu geben.\par \i Ich.\i0\f1 Das sehe ich voraus. Wie ich zugeben musste, dass das S\'fcsse, Rothe, Harte und dergleichen nichts sey, als mein eigener innerer Zustand, und dass es nur durch die Anschauung und das Denken aus mir heraus in den Raum versetzt, und als Eigenschaft eines unabh\'e4ngig von mir existirenden Dinges betrachtet werde; ebenso werde ich zugeben m\'fcssen, dass dieser Leib mit seinen Werkzeugen nichts ist, als eine Versinnlichung meiner selbst, des innerlich Denkenden, zu einer bestimmten Raumerf\'fcllung; werde zugeben m\'fcssen, dass Ich, das Geistige, die reine Intelligenz, und Ich, dieser Leib in der K\'f6rperwelt, ganz und gar Eins sind und ebendasselbe; \endash nur angesehen von zwei Seiten, \endash nur aufgefasst durch zwei verschiedene Verm\'f6gen, die erste durch das reine Denken, der zweite durch die \'e4ussere Anschauung.\f0\par \i D. G.\i0\f1 So w\'fcrde das Resultat einer angestellten Untersuchung allerdings ausfallen.\f0\par \i Ich.\i0\f1 Und jenes denkende, geistige Wesen, jene Intelligenz, die durch die Anschauung in einen irdischen Leib verwandelt wird, was kann sie selbst nach diesen Grunds\'e4tzen seyn, als ein Product meines Denkens, etwas bloss und lediglich \endash Erdachtes, weil ich nun einmal, nach einem mir unbegreiflichen, von nichts ausgehenden, \endash und zu nichts hingehenden Gesetze \endash gerade so erdichten muss.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Wohl m\'f6glich.\f0\par \i Ich.\i0\f1 Du wirst kleinlaut und einsylbig. Es ist nicht nur m\'f6glich: es ist nach diesen Grunds\'e4tzen nothwendig.\f0\par \f1 Jenes vorstellende, denkende, wollende, intelligente Wesen, oder wie du es nennen magst, welches das Verm\'f6gen vorzustellen, zu denken u.s.w. hat, in welchem dieses Verm\'f6gen ruht, oder wie du etwa diesen Gedanken fassen willst \endash wie gelange ich denn dazu? Werde ich desselben mir unmittelbar bewusst? Wie k\'f6nnte ich? Nur des \i\f0 wirklichen bestimmten\i0\f1 Vorstellens, Denkens, Wollens, als einer bestimmten Begebenheit, in mir, werde ich mir unmittelbar bewusst, keinesweges aber des Verm\'f6gens dazu, und noch weniger eines Wesens, in dem dieses Verm\'f6gen ruhen soll. Ich schaue unmittelbar an \i\f0 dieses\i0\f1 bestimmte Denken, das ich im gegenw\'e4rtigen Momente vornehme, und \i\f0 dieses\i0 und \i dieses\i0\f1 in anderen Momenten; und hierbei hat diese innere intellectuelle Anschauung, dieses unmittelbare Bewusstseyn sein Ende. Dieses innerlich angeschaute Denken denke ich nun selbst wieder; aber dasselbe ist nach den Gesetzen, unter denen nun einmal mein Denken steht, ein Halbes und Unvollst\'e4ndiges f\'fcr mein Denken; eben so wie oben das Denken meines blossen Zustandes in der Empfindung nur ein halber Gedanke war. Wie ich oben zu dem Leiden unvermerkt eine Th\'e4tigkeit hinzudachte, so denke ich hier zu dem \i\f0 bestimmten\i0 (meinem wirklichen Denken oder Wollen) ein \i bestimmbares\i0\f1 (ein unendlich mannigfaltiges m\'f6gliches Denken oder Wollen) hinzu: weil ich muss, und aus demselben Grunde, ohne meines Hinzudenkens, als eines solchen, mir bewusst zu werden. Dieses m\'f6gliche Denken fasse ich weiter als ein bestimmtes Ganze auf; abermals weil ich muss, da ich nichts Unbestimmtes fassen kann, und so wird es mir ein \i endliches Verm\'f6gen\i0 zu denken; und sogar, da durch dieses Denken mir etwas unabh\'e4ngig von dem Denken Vorhandenes vorgestellt wird, ein \i\f0 Seyn und Wesen\i0\f1 , das dieses Verm\'f6gen hat.\f0\par \f1 Doch: es l\'e4sst sich aus h\'f6heren Principien noch anschaulicher machen, wie dieses denkende Wesen bloss durch sein eigenes Denken sich erzeugt. \endash Mein Denken ist \'fcberhaupt genetisch: \endash eine \i\f0 Erzeugung\i0 des \i unmittelbar Gegebenen\i0\f1 voraussetzend, und dieselbe beschreibend. Die Anschauung liefert das nackte Factum, und nichts weiter. Das Denken erkl\'e4rt dieses Factum, und kn\'fcpft es an ein anderes, in der Anschauung keinesweges liegendes, sondern rein durch das Denken selbst erzeugtes, \i\f0 aus welchem es\i0 (dieses Factum) \i hervorgehe\i0\f1 . So hier. Ich bin mir eines bestimmten Denkens bewusst; so weit und nicht weiter das anschauende Bewusstseyn. Ich denke dieses bestimmte Denken; das heisst, ich lasse es aus einer, jedoch bestimmbaren, Unbestimmtheit hervorgehen. \endash So verfahre ich mit jedem Bestimmten, das im unmittelbaren Bewusstseyn vorkommt, und daher entstehen mir alle diese Reihen von Verm\'f6gen und von Wesen, die diese Verm\'f6gen besitzen, welche ich annehme.\f0\par \i D. G.\i0 Du bist dir sonach, auch in Absicht deiner selbst, nur bewusst, dass du diesen oder jenen bestimmten Zustand empfindest, so bestimmt anschauest, so bestimmt denkest?\par \i Ich.\i0 Dass \i Ich\i0 empfinde, \i Ich\i0 anschaue, \i Ich\i0\f1 denke? \endash als Realgrund das Empfinden, Anschauen, Denken hervorbringe? \endash Keinesweges. Auch nicht so viel lassen mir deine Grunds\'e4tze \'fcbrig.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Auch wohl m\'f6glich!\f0\par \i Ich.\i0\f1 Auch nothwendig, denn siehe nur selbst: Alles, was ich weiss, ist mein Bewusstseyn selbst. Jedes Bewusstseyn ist entweder ein unmittelbares, oder ein vermitteltes. Das erstere ist Selbstbewusstseyn, das zweite, Bewusstseyn dessen, was nicht ich selbst ist. Was ich Ich nenne, ist sonach schlechthin nichts Anderes, als eine gewisse Modification des Bewusstseyns, welche Modification Ich heisst, eben weil sie ein unmittelbares, ein in sich zur\'fcckgehendes, und nicht nach aussen gerichtetes Bewusstseyn ist. \endash Da alles Bewusstseyn nur unter Bedingung des unmittelbaren Bewusstseyns m\'f6glich ist, so versteht sich, dass das Bewusstseyn Ich alle meine Vorstellungen begleitet, in ihnen, wenn auch nicht immer von mir deutlich bemerkt, nothwendig liegt, und ich in jedem Momente meines Bewusstseyns sage: Ich, Ich, Ich, und immer Ich \endash nemlich Ich, und \i\f0 nicht das bestimmte in diesem Momente gedachte Ding ausser mir\i0\f1 . \endash Auf diese Weise w\'fcrde mir das Ich in jedem Momente verschwinden und wieder neu werden; zu jeder neuen Vorstellung w\'fcrde ein neues Ich entstehen; und Ich w\'fcrde nie etwas Anderes bedeuten, als \i\f0 Nichtding.\i0\par \f1 Dieses zerstreute Selbstbewusstseyn wird nun durch das Denken, durch das blosse Denken, sage ich, in der Einheit des \endash erdichteten Verm\'f6gens vorzustellen, zusammengefasst. Alle Vorstellungen, die von dem unmittelbaren Bewusstseyn meines Vorstellens begleitet werden, sollen, zufolge dieser Erdichtung, aus Einem und demselben Verm\'f6gen, das in Einem und demselben Wesen ruht, hervorgehen; und so erst entsteht mir der Gedanke von Identit\'e4t und Pers\'f6nlichkeit meines Ich und von einer wirkenden und reellen Kraft dieser Person; nothwendig eine blosse Erdichtung, da jenes Verm\'f6gen und jenes Wesen selbst nur erdichtet ist.\f0\par \i D. G.\i0 Du folgerst richtig.\par \i Ich.\i0\f1 Und du hast deine Freude daran? \endash Ich kann sonach wohl sagen: \i\f0 es wird gedacht\i0\f1 \endash doch: kaum kann ich auch dies sagen \endash also, vorsichtiger, \i\f0 es erscheint der Gedanke\i0 : \i dass\i0 ich empfinde, anschaue, denke; keinesweges aber: \i ich empfinde, schaue an, denke\i0 . Nur das erstere ist Factum; das zweite ist hinzu erdichtet.\par \i D. G.\i0\f1 Wohl ausgedr\'fcckt!\f0\par \i Ich.\i0\f1 Es giebt \'fcberall kein Dauerndes, weder ausser mir, noch in mir, sondern nur einen unaufh\'f6rlichen Wechsel. Ich weiss \'fcberall von keinem Seyn, und auch nicht von meinem eigenen. Es ist kein Seyn. \endash\i\f0 Ich selbst\i0\f1 weiss \'fcberhaupt nicht, und bin nicht. \i\f0 Bilder\i0\f1 sind: sie sind das Einzige, was da ist, und sie wissen von sich, nach Weise der Bilder: \endash Bilder, die vor\'fcberschweben, ohne dass etwas sey, dem sie vor\'fcberschweben; die durch Bilder von den Bildern zusammenh\'e4ngen, Bilder, ohne etwas in ihnen Abgebildetes, ohne Bedeutung und Zweck. Ich selbst bin eins dieser Bilder; ja, ich bin selbst dies nicht, sondern nur ein verworrenes Bild von den Bildern. \endash Alle Realit\'e4t verwandelt sich in einen wunderbaren Traum, ohne ein Leben, von welchem getr\'e4umt wird, und ohne einen Geist, dem da tr\'e4umt; in einen Traum, der in einem Traume von sich selbst zusammenh\'e4ngt. Das\i\f0 Anschauen\i0 ist der Traum; das \i Denken\i0\f1 , \endash die Quelle alles Seyns und aller Realit\'e4t, die ich mir einbilde,\i\f0 meines\i0\f1 Seyns, meiner Kraft, meiner Zwecke, \endash ist der Traum von jenem Traume.\f0\par \i D. G.\i0\f1 Du hast alles sehr gut gefasst. Bediene dich immer der schneidendsten Ausdr\'fccke und Wendungen, um dieses Resultat verhasst zu machen, wenn du dich ihm nur unterwerfen m\'fcsst. Und dies musst du. Du hast klar eingesehen, dass es nun einmal nicht anders ist. Oder \endash m\'f6chtest du etwa dein Gest\'e4ndniss zur\'fccknehmen, und diese Zur\'fccknahme mit Gr\'fcnden rechtfertigen?\f0\par \i Ich.\i0 Keinesweges. Ich habe eingesehen, und sehe klar ein, dass es so ist; ich kann es nur nicht \i glauben\i0 .\par \i D. G.\i0 Du siehst es ein; und kannst es nur nicht glauben? Das ist ein anderes.\par \i Ich.\i0 Du bist ein ruchloser Geist: deine Erkenntniss selbst ist Ruchlosigkeit und stammt aus Ruchlosigkeit, und ich kann es dir nicht danken, dass du mich auf diesen Weg gebracht hast.\par \i D. G.\i0\f1 Kurzsichtiger! Das nennen deines Gleichen Ruchlosigkeit, wenn man sich getraut, zu sehen, was da ist, und so weit sieht, als sie selbst; und dann auch noch weiter. \endash Ich habe dich nach Wohlgefallen die Resultate unserer Untersuchung ziehen, auseinandersetzen, in geh\'e4ssige Ausdr\'fccke fassen lassen. Glaubtest du denn, dass diese Resultate mir weniger bekannt w\'e4ren, und dass ich nicht so wohl begriffe, als du, wie durch jene Grunds\'e4tze alle Realit\'e4t durchaus vernichtet, und in einen Traum verwandelt w\'fcrde? Hast du mich denn f\'fcr einen blinden Verehrer und Lobredner dieses Systems, als vollst\'e4ndigen Systems des menschlichen Geistes, gehalten?\f0\par \f1 Du wolltest wissen, und hattest daf\'fcr einen sehr falschen Weg eingeschlagen; du suchtest das Wissen da, wohin kein Wissen reicht, und hattest dich schon \'fcberredet, etwas einzusehen, das gegen das innere Wesen aller Einsicht streitet. Ich fand dich in diesem Zustande. Ich wollte dich von deinem falschen Wissen befreien; keinesweges aber dir das wahre beibringen.\f0\par \f1 Du wolltest wissen von deinem Wissen. Wunderst du dich, dass du auf diesem Wege auch nichts weiter erfuhrst, als \endash wovon du wissen wolltest, von deinem Wissen selbst; und m\'f6chtest du, dass es anders sey? Was durch das Wissen, und aus dem Wissen entsteht, ist nur ein Wissen Alles Wissen aber ist nur Abbildung, und es wird in ihm immer etwas gefordert, das dem Bilde entspreche. Diese Forderung kann durch kein Wissen befriedigt werden; und ein System des Wissens ist nothwendig ein System blosser Bilder, ohne alle Realit\'e4t, Bedeutung und Zweck. Hast du etwas Anderes erwartet? Willst du das innere Wesen deines Geistes \'e4ndern, und deinem Wissen anmuthen mehr zu seyn, denn ein Wissen?\f0\par \f1 Die Realit\'e4t, die du schon erblickt zu haben glaubtest, eine unabh\'e4ngig von dir vorhandene Sinnenwelt, deren Sklav du zu werden f\'fcrchtetest, ist dir verschwunden; denn diese ganze Sinnenwelt entsteht nur durch das Wissen, und ist selbst unser Wissen; aber Wissen ist nicht Realit\'e4t, eben darum, weil es Wissen ist. Du hast die T\'e4uschung eingesehen, und kannst, ohne deine bessere Einsicht zu verl\'e4ugnen, dich nie derselben wieder hingeben. Und dies ist denn das einige Verdienst, das ich an dem Systeme, das wir soeben mit einander gefunden, r\'fchme: es zerst\'f6rt und vernichtet den Irrthum. Wahrheit geben kann es nicht; denn es ist in sich selbst absolut leer. Nun suchst du denn doch etwas, ausser dem blossen Bilde liegendes Reelles \endash mit deinem guten Rechte, wie ich wohl weiss \endash und eine andere Realit\'e4t, als die soeben vernichtete, wie ich gleichfalls weiss. Aber du w\'fcrdest dich vergebens bem\'fchen, sie durch dein Wissen, und aus deinem Wissen zu erschaffen, und mit deiner Erkenntniss zu umfassen. Hast du k\f0 ein anderes Organ, sie zu ergreifen, so wirst du sie nimmer finden.\par \f1 Aber du hast ein solches Organ. Belebe es nur, und erw\'e4rme es; und du wirst zur vollkommensten Ruhe gelangen. Ich lasse dich mit dir selbst allein.\f0\par \par \pard\qc\b Drittes Buch\b0\par \pard\par \pard\qc\b Glaube\b0\par \pard\par \f1 Deine Unterredung hat mich niedergeschmettert, furchtbarer Geist. Aber du verweisest mich an mich selbst. Und was w\'e4re ich auch, wenn irgend etwas ausser mir mich unwiederbringlich niederschlagen k\'f6nnte? Ich werde, o ich werde sicher deinem Rathe folgen.\f0\par \f1 Was suchest du doch, mein klagendes Herz? Was ist es, das dich gegen ein Lehrgeb\'e4ude emp\'f6rt, dem mein Verstand nicht die geringste Einrede entgegensetzen kann?\f0\par \f1 Dies ist es: Ich verlange etwas ausser der blossen Vorstellung Liegendes, das da ist, und war, und seyn wird, wenn auch die Vorstellung nicht w\'e4re; und welchem die Vorstellung lediglich zusieht, ohne es hervorzubringen, oder daran das Geringste zu \'e4ndern. Eine blosse Vorstellung sehe ich f\'fcr ein tr\'fcgendes Bild an; meine Vorstellungen sollen etwas bedeuten, und wenn meinem gesammten Wissen nichts ausser dem Wissen entspricht, so finde ich mich um mein ganzes Leben betrogen. \endash Es ist \'fcberall nichts ausser meiner Vorstellung \endash ist dem nat\'fcrlichen Sinne ein l\'e4cherlicher th\'f6richter Gedanke, den kein Mensch in vollem Ernste \'e4ussern k\'f6nne, und der keine Widerlegung bed\'fcrfe Er ist dem unterrichteten Urtheile, welches die liefen, durch blosses Raisonnement unwiderlegbaren Gr\'fcnde desselben kennt, ein niederschlagender und vernichtender Gedanke.\f0\par \f1 Und welches ist denn dieses ausser der Vorstellung Liegende, das ich mit meinem heissesten Sehnen umfasse? Welches die Gewalt, mit der es sich mir aufdringt? Welches ist der Mittelpunct in meiner Seele, an welchen es sich h\'e4ngt und anheftet \endash nur zugleich mit ihr selbst vertilgbar?\f0\par Nicht blosses Wissen, sondern nach deinem Wissen \i Thun\i0\f1 ist deine Bestimmung: so ert\'f6nt es laut im Innersten meiner Seele, sobald ich nur einen Augenblick mich sammle und auf mich selbst merke. Nicht zum m\'fcssigen Beschauen und Betrachten deiner selbst, oder zum Br\'fcten \'fcber and\'e4chtigen Empfindungen, \endash nein, zum Handeln bist du da; dein Handeln und allein dein Handeln bestimmt deinen Werth.\f0\par \f1 Diese Stimme f\'fchret mich ja aus der Vorstellung, aus dem blossen Wissen heraus auf etwas ausser demselben Liegendes und ihm v\'f6llig Entgegengesetztes; auf etwas, das da mehr und h\'f6her ist, denn alles Wissen, und den Endzweck des Wissens selbst in sich enth\'e4lt. Wenn ich handeln werde, so werde ich ohne Zweifel wissen, dass ich handle, und wie ich handle; aber dieses Wissen wird nicht das Handeln selbst seyn, sondern ihm nur zusehen. \endash Diese Stimme also k\'fcndigt mir gerade das an, was ich suchte; ein ausser dem Wissen Liegendes, und seinem Seyn nach von ihm v\'f6llig Unabh\'e4ngiges.\f0\par So ist es, ich weiss es unmittelbar. Aber ich habe mit der Speculation mich einmal eingelassen; die Zweifel, welche sie in mir erregt hat, werden insgeheim fortdauern, und mich beunruhigen. Nachdem ich nun in diese Lage mich gesetzt habe, kann ich keine vollkommene Befriedigung erhalten, ehe nicht alles, was ich annehme, selbst vor dem Richterstuhle der Speculation gerechtfertigt ist. Ich habe mich sonach zu fragen: wie wird es so? Woher entsteht jene Stimme in meinem Innern, welche mich aus der Vorstellung herausweist?\par \f1 Es ist in mir ein Trieb zu absoluter, unabh\'e4ngiger Selbstth\'e4tigkeit. Nichts ist mir unausstehlicher, als nur an einem anderen, f\'fcr ein anderes, und durch ein anderes zu seyn: ich will f\'fcr und durch mich selbst etwas seyn und werden. Diesen Trieb f\'fchle ich, sowie ich nur mich selbst wahrnehme; er ist unzertrennlich vereinigt mit dem Bewusstseyn meiner selbst.\f0\par \f1 Ich mache mir das Gef\'fchl desselben durch das Denken deutlich, und setze gleichsam dem an sich blinden Triebe Augen ein, durch den Begriff. Ich soll, zufolge dieses Triebes, als ein schlechthin selbstst\'e4ndiges Wesen handeln; so fasse und \'fcbersetze ich jenen Trieb. \i\f0 Ich\i0\f1 soll selbstst\'e4ndig seyn. \endash Wer bin Ich? Subject und Object in Einem, das allgegenw\'e4rtig Bewusstseyende und Bewusste, Anschauende und Angeschaute, Denkende und Gedachte zugleich. Als beides soll ich durch mich selbst seyn, was ich bin, schlechthin durch mich selbst Begriffe entwerfen, schlechthin durch mich selbst einen ausser dem Begriffe liegenden Zustand hervorbringen. Aber wie ist das letztere m\'f6glich? Schlechthin an Nichts kann ich kein Seyn ankn\'fcpfen; aus Nichts wird nimmer Etwas; mein objectives \f0 Denken ist nothwendig vermittelnd. Ein Seyn aber, das an ein anderes Seyn \i\f1 angekn\'fcpft\i0\f0 wird, wird eben dadurch durch dieses andere Seyn \i\f1 begr\'fcndet\i0 , und ist kein erstes urspr\'fcngliches und die Reihe anhebendes, sondern ein abgeleitetes Seyn. \i Ankn\'fcpfen\i0\f0 muss ich; an \i ein Seyn\i0\f1 kann ich nicht ankn\'fcpfen.\f0\par \f1 Nun aber ist mein Denken und Entwerfen eines Zweckbegriffes seiner Natur nach absolut frei \endash und etwas aus dem Nichts hervorbringend. An ein solches Denken m\'fcsste ich mein Handeln ankn\'fcpfen, wenn es als frei und als schlechthin aus mir selbst hervorgehend soll betrachtet werden k\'f6nnen.\f0\par \f1 Auf folgende Weise also denke ich meine Selbstst\'e4ndigkeit als Ich. Ich schreibe mir das Verm\'f6gen zu, schlechthin einen Begriff zu entwerfen, weil ich ihn entwerfe, \i\f0 diesen\i0\f1 Begriff zu entwerfen, weil ich diesen entwerfe, aus absoluter Machtvollkommenheit meiner selbst als Intelligenz. Ich schreibe mir ferner das Verm\'f6gen zu, diesen Begriff durch ein reelles handeln ausser dem Begriffe darzustellen; schreibe mir zu eine reelle, wirksame, ein Seyn hervorbringende Kraft, die ganz etwas Anderes ist, als das blosse Verm\'f6gen der Begriffe. Jene Begriffe, Zweckbegriffe genannt, sollen nicht wie die Erkenntnissbegriffe,\i\f0 Nach\i0 bilder eines Gegebenen, sondern vielmehr\i Vor\i0\f1 bilder eines hervorzubringenden seyn; die reelle Kraft soll ausser ihnen liegen, und als solche f\'fcr sich bestehen; sie soll von ihnen nur ihre Bestimmung erhalten, und die Erkenntniss soll ihr zusehen. Eine solche Selbstst\'e4ndigkeit muthe ich mir, zufolge jenes Triebes, wirklich an.\f0\par \f1 Hier, scheint es, liegt der Punct, an welchen das Bewusstseyn aller Realit\'e4t sich ankn\'fcpft; die reelle Wirksamkeit meines Begriffes, und die reelle Thatkraft, die ich mir zufolge jener zuzuschreiben gen\'f6thigt bin, ist dieser Punct. Verhalte es sich indess mit der Realit\'e4t einer Sinnenwelt ausser mir wie es wolle: Realit\'e4t habe ich, und fasse ich: sie liegt in mir, und ist in mir selbst einheimisch.\f0\par Ich denke diese meine reelle Thatkraft, aber ich \i erdenke\i0\f1 sie nicht. Es liegt diesem Gedanken das unmittelbare Gef\'fchl meines Triebes zur Selbstth\'e4tigkeit zu Grunde; der Gedanke thut nichts als dieses Gef\'fchl abbilden, und es aufnehmen in seine eigene Form, die Form des Denkens. Dieses Verfahren scheint vor dem Richterstuhle der Speculation bestehen zu k\'f6nnen.\f0\par \par \f1 Wie? will ich abermals wissentlich und absichtlich mich selbst t\'e4uschen? Dieses Verfahren kann vor jenem strengen Gerichte schlechterdings nicht bestehen.\f0\par \f1 Ich f\'fchle in mir ein Treiben und Streben weiter hinaus; dieses scheint wahr zu seyn, und das einzige Wahre, was an der Sache ist. Da Ich es bin, der dieses Treiben f\'fchlt, und da ich \'fcber mich selbst, weder mit meinem ganzen Bewusst; seyn, noch insbesondere mit meinem Gef\'fchle hinaus kann, da dieses \endash Ich selbst das letzte bin, wo ich jenes Treiben erfasse, so erscheint es mir freilich als ein in mir selbst gegr\'fcndetes Treiben zu einer in mir selbst gegr\'fcndeten Th\'e4tigkeit. K\'f6nnte es nicht aber doch, nur von mir unbemerkt, das Treiben einer mir unsichtbaren fremden Kraft, und jene Meinung von Selbstst\'e4ndigkeit lediglich T\'e4uschung meines auf mich selbst eingeschr\'e4nkten Gesichtskreises seyn? Ich habe keinen Grund dies anzunehmen; aber ebensowenig einen Grund, es zu l\'e4ugnen. Ich muss mir bekennen, dass ich dar\'fcber schlechthin nichts weiss, noch wissen kann.\f0\par \f1 F\'fchle ich denn etwa auch jene reelle Thatkraft, die ich mit \endash wunderbar genug \endash anmuthe, ohne etwas von ihr zu wissen? Keinesweges; sie ist das nach dem wohlbekannten Gesetze des Denkens, wodurch alle Verm\'f6gen und alle Kr\'e4fte zu Stande kommen, zu dem \i\f0 Bestimmten\i0 , der gleichfalls erdichteten reellen Handlung, hinzu erdichtete \i Bestimmbare\i0 .\par \f1 Ist jenes Herausverweisen aus dem blossen Begriffe auf eine vermeinte Realisirung desselben etwas Anderes, als das gew\'f6hnliche und wohlbekannte Verfahren alles objectiven Denkens, da es kein blosses Denken seyn, sondern noch etwas ausser dem Denken bedeuten will, Durch welche Unredlichkeit soll dieses Verfahren hier mehr gelten, als anderw\'e4rts; \endash soll es bedeutender seyn, wenn zu dem Gedanken eines Denkens noch eine Wirklichkeit dieses Denkens hinzugesetzt wird, als wenn zu dem Gedanken dieses Tisches noch ein wirklicher Tisch hinzugesetzt w\'fcrde? \endash \'bbDer Zweckbegriff, eine besondere Bestimmung der Begebenheiten in mir, erscheint doppelt, theils als ein Subjectives, ein Denken, theils als ein Objectives, ein Handeln,\'ab \endash welche Vernunftgr\'fcnde k\'f6nnte ich aufbringen gegen diese Erkl\'e4rung, die ohne Zweifel auch einer genetischen Deduction nicht ermangeln w\'fcrde?\f0\par \f1 Ich f\'fchle nun einmal jenes Treiben, sage ich: das sage ich denn doch wohl selbst, und denke es, indem ich es sage? F\'fchle ich denn nun auch wirklich, oder denke ich etwa nur zu f\'fchlen: ist nicht etwa alles, was ich Gef\'fchl nenne, lediglich durch mein objectivirendes Denken vor mich hingestellt, und etwa der eigentliche erste Durchgangspunct alles Objectivirens? Und denke ich denn auch wirklich oder denke ich nur zu denken? Und denke ich wirklich zu denken, oder denke ich etwa nur ein Denken des Denkens? Was kann die Speculation verhindern, so zu fragen, und so fortzufragen ins Unendliche? Was kann ich ihr antworten, und wo ist ein Punct, da ich ihren Fragen Stillestand gebieten k\'f6nnte? \endash Ich weiss allerdings, und muss der Speculation gestehen, dass man auf jede Bestimmung des Bewusstseyns wieder reflectiren, und ein neues Bewusstseyn des ersten Bewusstseyns erzeugen k\'f6nne, dass man dadurch das unmittelbare Bewusstseyn stets um eine Stufe h\'f6her r\'fcckt, und das erste verdunkelt und zweifelhaft macht, und dass diese Leiter keine h\'f6chste Stufe bat. Ich weiss, dass alle Skepsis auf dieses Verfahren, ich weiss, dass jenes Lehrgeb\'e4ude, das mich so gewaltig ersch\'fcttert hat, auf die Durchf\'fchrung und auf das deutliche Bewusstseyn dieses Verfahrens sich gr\'fcndet.\f0\par \f1 Ich weiss, dass, wenn ich mit diesem Lehrgeb\'e4ude nicht bloss eine Andere verwirrendes Spiel treiben, sondern nach demselben wirklich verfahren will, ich jener Stimme in meinem Innern den Gehorsam versagen muss. Ich kann nicht bandeln wollen, denn ich kann nach jenem Lehrgeb\'e4ude nicht wissen, ob ich handeln kann; ich kann nie glauben, dass ich wirklich handle; das, was mir als meine Handlung erscheint, muss mir v\'f6llig unbedeutend und als ein bloss tr\'fcgliches Bild vorkommen. Aller Ernst und alles Interesse ist dann rein aus meinem Leben vertilgt, und dasselbe verwandelt sich, eben so wie mein Denken, in ein blosses Spiel, das von nichts ausgeht und auf nichts hinausl\'e4uft.\f0\par \f1 Soll ich jener inneren Stimme den Gehorsam versagen? \endash Ich will es nicht thun. Ich will jene Bestimmung mir freiwillig geben, die der Trieb mir anmuthet; und will in diesem Entschlusse zugleich den Gedanken an seine Realit\'e4t und Wahrhaftigkeit, und an die Realit\'e4t alles dessen, was er voraussetzt, ergreifen. Ich will in dem Standpuncte des nat\'fcrlichen Denkens mich halten, auf welchen dieser Trieb mich versetzt, und aller jener Gr\'fcbeleien und Kl\'fcgeleien mich entschlagen, welche nur seine Wahrhaftigkeit mir zweifelhaft machen k\'f6nnten.\f0\par \f1 Ich verstehe dich jetzt, erhabener Geist. Ich habe das Organ gefunden, mit welchem ich diese Realit\'e4t, und mit dieser zugleich wahrscheinlich alle andere Realit\'e4t ergreife. Nicht das Wissen ist dieses Organ; kein Wissen kann sich selbst begr\'fcnden und beweisen; jedes Wissen setzt ein noch H\'f6heres voraus, als seinen Grund, und dieses Aufsteigen hat kein Ende. Der Glaube ist es; dieses freiwillige Beruhen bei der sich uns nat\'fcrlich darbietenden Ansicht, weil wir nur bei dieser Ansicht unsere Bestimmung erf\'fcllen k\'f6nnen; er ist es, der dem Wissen erst Beifall giebt, und das, was ohne ihn blosse T\'e4uschung seyn k\'f6nnte, zur Gewissheit und Ueberzeugung erhebt. Er ist kein Wissen, sondern ein Entschluss des Willens, das Wissen gelten zu lassen.\f0\par \f1 So halte ich denn auf immer an diesem Ausdrucke fest, was keine blosse Unterscheidung in den Ausdr\'fccken, sondern eine wahre, tiefgegr\'fcndete Unterscheidung ist, von der wichtigsten Folge f\'fcr meine ganze Gesinnung. Alle meine Ueberzeugung ist nur Glaube, und sie kommt aus der Gesinnung, nicht aus dem Verstande. Nachdem ich dies weiss, werde ich mich auf Disputiren nicht einlassen, indem ich voraussehe, dass damit nichts gewonnen werden kann; ich werde mich durch dasselbe nicht irre machen lassen, weil die Quelle meiner Ueberzeugung h\'f6her liegt, als aller Disp\'fct: ich werde mir nicht einfallen lassen, einem anderen diese Ueberzeugung durch Vernunftgr\'fcnde aufdringen zu wollen, und nicht betreten werden, wenn ein solches Unternehmen mislingt. Ich habe meine Denkart zun\'e4chst f\'fcr mich selbst angenommen, nicht f\'fcr andere, und will sie auch nur vor mir selbst recht fertigen. Wer meine Gesinnung hat, den redlichen guten Willen, der wird auch meine Ueberzeugung erhalten: ohne jenen aber ist diese auf keine Weise hervorzubringen. \endash Nachdem ich dieses weiss, weiss ich, von welchem Puncte alle Bildung meiner selbst und anderer ausgehen m\'fcsse: von dem Willen, nicht von dem Verstande. Ist nur der erstere unverr\'fcckt und redlich auf das Gute gerichtet, so wird der letztere von selbst das Wahre fassen. Wird lediglich der letztere ge\'fcbt, indess der erstere vernachl\'e4ssigt bleibt, so entsteht nichts weiter, als eine Fertigkeit, ins unbedingt Leere hinaus zu gr\'fcbeln und zu kl\'fcgeln. \endash Ich vermag, nachdem ich dieses weiss, alles falsche Wissen, das sich gegen meinen Glauben erheben k\'f6nnte, niederzuschlagen. Ich weiss, dass jede vorgebliche Wahrheit, die durch das blosse Denken herausgebracht, nicht aber auf den Glauben gegr\'fcndet seyn soll, sicherlich falsch und erschlichen ist, indem das durchaus durchgef\'fchrte, blosse und reine Wissen lediglich zu der Erkenntniss f\'fchrt, dass wir nichts wissen k\'f6nnen; weiss, dass ein solches falsches Wissen nie etwas Anderes findet, als was es erst durch den Glauben in Seine Vorders\'e4tze gelegt hat, aus welcher es vielleicht weiter hin unrichtig schliesst. \endash Ich besitze, nachdem ich dieses weiss, den Pr\'fcfstein aller Wahrheit und aller Ueberzeugung. Aus dem Gewissen allein stammt die Wahrheit: was diesem, und der M\'f6glichkeit und dem Entschlusse, ihm Folge zu leisten, widerspricht, ist sicher falsch, und es ist keine Ueberzeugung davon m\'f6glich; wenn ich auch etwa die Trugschl\'fcsse, durch die es zu Stande gebracht ist, nicht entdecken k\'f6nnte.\f0\par \f1 Nicht anders verh\'e4lt es sich mit allen Menschen, welche je das Licht der Welt erblickt haben. Auch ohne sich dessen bewusst zu seyn, fassen sie alle Realit\'e4t, welche f\'fcr sie da ist, lediglich durch den Glauben; und dieser Glaube dringt sich ihnen auf mit ihrem Daseyn zugleich, ihnen insgesammt angeboren. Wie k\'f6nnte es auch anders seyn? Liegt im blossen Wissen, im blossen Hinschauen und Hindenken, einmal kein Grund, unsere Vorstellungen f\'fcr mehr zu halten, als f\'fcr blosse, jedoch mit Nothwendigkeit sich aufdringende, Bilder, warum halten wir sie denn alle f\'fcr mehr, und legen ihnen etwas unabh\'e4ngig von aller Vorstellung Vorhandenes zu Grunde? Haben wir alle das Verm\'f6gen und den Trieb, \'fcber unsere erste nat\'fcrliche Ansicht hinauszugehen, warum gehen denn so wenige dar\'fcber hinaus, und wehren sich sogar mit einer Art von Erbitterung, wenn man sie dazu zu veranlassen sucht? Was h\'e4lt sie doch in jener ersten nat\'fcrlichen Ansicht befangen! Vernunftgr\'fcnde sind es nicht, denn es giebt keine dieser Art; das \i\f0 Interesse\i0\f1 f\'fcr eine Realit\'e4t ists, die sie hervor bringen wollen; \endash der Gute, schlechthin um sie hervorzubringen, der Gemeine und Sinnliche, um sie zu geniessen. Von diesem Interesse kann keiner scheiden, der da lebt; und ebensowenig von dem Glauben, den dasselbe mit sich f\'fchrt. Wir werden alle im Glauben geboren; wer da blind ist, folgt blind dem geheimen und unwiderstehlichen Zuge; wer da sieht, folgt sehend; und glaubt, weil er glauben will.\f0\par \par \f1 Welche Einheit und Vollendung in sich selbst, welche W\'fcrde der menschlichen Natur! Unser Denken ist nicht in sich selbst, unabh\'e4ngig von unseren Trieben und Neigungen, gegr\'fcndet; der Mensch besteht nicht aus zwei nebeneinander fortlaufenden St\'fccken, er ist absolut Eins. Unser gesammtes Denken ist durch unseren Trieb selbst begr\'fcndet; und wie des Einzelnen Neigungen sind, so ist seine Erkenntniss. Dieser Trieb n\'f6thigt uns eine gewisse Denkart auf, nur so lange als wir den Zwang nicht erblicken; aber \f0 der Zwang verschwindet, so bald er gesehen wird; und es ist nun nicht mehr der Trieb, der durch sich, sondern wir selbst sind es, die zufolge des Triebes unsere Denkart bilden.\par \f1 Aber ich soll die Augen er\'f6ffnen; soll mich selbst durchaus kennen lernen; ich soll jenen Zwang erblicken; dies ist meine Bestimmung. Ich soll sonach, und werde unter jener Voraussetzung nothwendig mir meine Denkart selbst bilden. Absolut selbstst\'e4ndig, und durch mich selbst vollendet und fertig stehe ich dann da. Die Urquelle alles meines \'fcbrigen Denkens und meines Lebens, dasjenige, aus dem alles, was in mir, und f\'fcr mich und durch mich seyn kann, herfliesst, der innerste Geist meines Geistes, ist nicht ein fremder Geist, sondern er ist schlechthin durch mich selbst im eigentlichsten Sinne hervorgebracht. Ich bin durchaus mein eigenes Gesch\'f6pf. Ich h\'e4tte blind dem Zuge meiner geistigen Natur folgen k\'f6nnen. Ich wollte nicht Natur, sondern mein eigenes Werk seyn; und ich bin es geworden, dadurch dass ich es wollte. Ich h\'e4tte durch unbegrenzte Kl\'fcgelei die nat\'fcrliche Ansicht meines Geistes zweifelhaft machen und verdunkeln k\'f6nnen. Ich habe mich ihr mit Freiheit hingegeben, weil ich mich ihr hingeben wollte Die Denkart, welche ich habe, habe ich mit Bedacht und Absicht und Ueberlegung aus anderen m\'f6glichen Denkarten ausgew\'e4hlt, weil ich sie f\'fcr die einzige meiner W\'fcrde und meiner Bestimmung angemessene erkannt habe. Ich habe mit Freiheit und Bewusstseyn mich selbst in den Standpunct zur\'fcckversetzt, auf welchem auch meine Natur mich verlassen hatte. Ich nehme dasselbe an, was auch sie aussagt; aber ich nehme es nicht an, weil ich muss, sondern ich glaube es, weil ich will.\f0\par \f1 Mit Ehrfurcht erf\'fcllt mich die erhabene Bestimmung meines Verstandes. Er ist nicht mehr jener spielende und leere Bildner von Nichts, und zu Nichts: er ist mir zu einem grossen Zweck verliehen. Seine Bildung f\'fcr diesen Zweck ist mir anvertraut; sie steht in meiner Hand, und wird von meiner Hand gefordert werden. \endash Sie steht in meiner Hand. Ich weiss unmittelbar, und mein Glaube beruht bei dieser Aussage meines Bewusstseyns ohne weitere Kl\'fcgelei; \endash ich weiss, dass ich nicht gen\'f6thigt bin, meine Gedanken blind und zwecklos herumflattern zu lassen, sondern dass ich meine Aufmerksamkeit willk\'fcrlich zu erwecken und zu richten, sie von diesem Gegenstande wegzuwenden, und auf einen anderen zu heften vermag; weiss, dass es nur bei mir steht, von der Erforschung dieses Gegenstandes nicht abzulassen, bis ich ihn ganz durchdrungen habe, und bis die vollendetste Ueberzeugung aus ihm mir entgegenstrahlt; weiss, dass es weder eine blinde Nothwendigkeit ist, die mir ein gewisses System des Denkens aufdringt, noch ein leeres Ohngef\'e4hr, das mit meinem Denken spielt, sondern dass Ich es bin, der da denkt, und dass ich bedenken kann, was ich bedenken will. So eben durch Nachdenken habe ich noch mehr gefunden; habe gefunden, dass lediglich ich selbst durch mich selbst meine ganze Denkweise und die bestimmte Ansicht, die ich von Wahrheit \'fcberhaupt habe, hervorbringe; indem es bei mir steht, durch Gr\'fcbelei mich alles Sinnes f\'fcr Wahrheit zu berauben, oder durch gl\'e4ubigen Gehorsam mich derselben hinzugeben. Meine ganze Denkweise und die Bildung, welche mein Verstand erh\'e4lt, sowohl, als die Gegenst\'e4nde, auf welche ich ihn richte, h\'e4ngen ganz von mir ab. Richtige Einsicht ist Verdienst; Verbildung meines Erkenntnissverm\'f6gens, Gedankenlosigkeit; Verfinsterung, Irrthum und Unglaube ist Verschuldung.\f0\par \f1 Es giebt nur Einen Punct, auf welchen ich unabl\'e4ssig alles mein Nachdenken zu richten habe: was ich thun solle, und wie ich dieses Gebotene am zweckm\'e4ssigsten ausf\'fchren k\'f6nne. Auf mein Thun muss alles mein Denken sich beziehen, muss sich als, wenn auch entferntes, Mittel f\'fcr diesen Zweck betrachten lassen; ausserdem ist es ein leeres zweckloses Spiel, ist es Kraft und Zeitverschwendung und Verbildung eines edlen Verm\'f6gens, das mir zu einer ganz anderen Absicht gegeben ist.\f0\par \f1 Ich darf hoffen, ich darf mir sicher versprechen, ein solches Nachdenken mit Erfolg zu treiben. Die Natur, in welcher ich zu handeln habe, ist nicht ein fremdes, ohne R\'fccksicht auf mich zu Stande gebrachtes Wesen, in welches ich nie eindringen k\'f6nnte. Sie ist durch meine eigenen Denkgesetze gebildet, und muss wohl mit denselben \'fcbereinstimmen; sie muss wohl mir \'fcberall durchaus durchsichtig, und erkennbar, und durchdringbar seyn bis in ihr Inneres. Sie dr\'fcckt \'fcberall nichts aus als Verh\'e4ltnisse und \f0 Beziehungen meiner selbst zu mir selbst und so gewiss ich hoffen kann, mich selbst zu erkennen, so gewiss darf ich mir versprechen, sie zu erforschen. Suche ich nur, was ich zu suchen habe: ich werde finden; frage ich nur, wonach ich zu fragen habe: ich werde Antwort erhalten.\par \par \par \pard\qc\b I.\b0\par \pard\par \f1 Jene Stimme in meinem Innern, der ich glaube, und um deren willen ich alles Andere glaube, was ich glaube, gebietet mir nicht \'fcberhaupt nur zu thun. Dieses ist unm\'f6glich; alle diese allgemeinen S\'e4tze werden nur durch meine willk\'fcrliche Aufmerksamkeit und Nachdenken \'fcber mehrere Thatsachen gebildet, dr\'fccken aber nie selbst eine Thatsache aus. Sie, diese Stimme meines Gewissens, gebietet mir in jeder besonderen Lage meines Daseyns, was ich bestimmt in dieser Lage zu thun, was ich in ihr zu meiden habe: sie begleitet mich, wenn ich nur aufmerksam auf sie h\'f6re, durch alle Begebenheiten meines Lebens, und sie versagt mir nie ihre Belohnung, wo ich zu handeln habe. Sie begr\'fcndet unmittelbar Ueberzeugung, und reisst unwiderstehlich meinen Beifall hin: es ist mir unm\'f6glich, gegen sie zu streiten.\f0\par \f1 Auf sie zu h\'f6ren, ihr redlich und unbefangen ohne Furcht und Kl\'fcgelei zu gehorchen, dies ist meine einzige Bestimmung, dies der ganze Zweck meines Daseyns. \endash Mein Leben h\'f6rt auf ein leeres Spiel ohne Wahrheit und Bedeutung zu seyn. Es soll schlechthin etwas geschehen, weil es nun einmal geschehen soll: dasjenige, was das Gewissen nun eben von mir, von mir, der ich in diese Lage komme, fordert; dass es geschehe, dazu, lediglich dazu bin ich da; um es zu erkennen, habe ich Verstand; um es zu vollbring\f0 en, Kraft.\par \f1 Durch diese Gebote des Gewissens allein kommt Wahrheit und Realit\'e4t in meine Vorstellungen. Ich kann jenen die Aufmerksamkeit und den Gehorsam nicht verweigern, ohne meine Bestimmung aufzugeben.\f0\par \f1 Ich kann daher der Realit\'e4t, die sie herbeif\'fchren, den Glauben nicht versagen, ohne gleichfalls meine Bestimmung zu verl\'e4ugnen. Es ist schlechthin wahr, ohne weitere Pr\'fcfung und Begr\'fcndung, es ist das erste Wahre, und der Grund aller anderen Wahrheit und Gewissheit, dass ich jener Stimme gehorchen soll: es wird mir sonach in dieser Denkweise alles wahr und gewiss, was durch die M\'f6glichkeit eines solchen Gehorsams als wahr und gewiss vorausgesetzt wird.\f0\par \f1 Es schweben mir vor Erscheinungen im Raume, auf welche ich den Begriff meiner selbst \'fcbertrage: ich denke sie mir als Wesen meines Gleichen. Eine durchgef\'fchrte Speculation hat mich ja belehrt, oder wird mich belehren, dass diese vermeinten Vernunftwesen ausser mir nichts sind, als Producte meines eigenen Vorstellens, dass ich nun einmal, nach aufzuweisenden Gesetzen meines Denkens, gen\'f6thigt bin, den Begriff meiner selbst ausser mir selbst darzustellen, und dass, nach denselben Gesetzen, dieser Begriff nur auf gewisse bestimmte Anschauungen \'fcbertragen werden kann. Aber die Stimme meines Gewissens ruft mir zu: was diese Wesen auch an und f\'fcr sich seyen, du sollst sie behandeln, als f\'fcr sich bestehende, freie, selbstst\'e4ndige, von dir ganz und gar unabh\'e4ngige Wesen. Setze als bekannt voraus, dass sie ganz unabh\'e4ngig von dir und lediglich durch sich selbst sich Zwecke setzen k\'f6nnen, st\'f6re die Ausf\'fchrung dieser Zwecke nie, sondern bef\'f6rdere sie vielmehr nach allem deinem Verm\'f6gen. Ehre ihre Freiheit: ergreife mit Liebe ihre Zwecke, gleich den deinigen. \endash So soll ich handeln; auf dieses Handeln \i\f0 soll\i0\f1 , \endash auf dieses Handeln \i\f0 wird\i0 und \i muss\i0\f1 nothwendig, wenn ich auch nur den Vorsatz gefasst habe, der Stimme meines Gewissens zu gehorchen, \endash alles mein Denken gerichtet seyn. Ich werde sonach jene Wesen stets als f\'fcr sich bestehende unabh\'e4ngig von mir vorhandene, Zwecke fassende und ausf\'fchrende Wesen betrachten; ich werde sie in diesem Standpuncte nicht anders betrachten k\'f6nnen, und jene Speculation wird wie ein leerer Traum vor meinen Augen verschwinden. \endash Ich \i\f0 denke\i0\f1 sie als Wesen meines Gleichen, sagte ich soeben; aber der Strenge nach ist es nicht der Gedanke, durch welchen sie mir zuerst als solche dargestellt werden. Die Stimme des Gewissens ist es, das Gebot: hier beschr\'e4nke deine Freiheit, hier vermuthe und ehre fremde Zwecke \endash dieses ist es, das erst in den Gedanken: hier ist gewiss und wahrhaftig, und f\'fcr sich bestehend ein Wesen meines Gleichen, \'fcbersetzt wird. Um sie anders anzusehen, muss ich erst die Stimme meines Gewissens \endash im Leben \endash verl\'e4ugnen \endash in der Speculation \endash von ihr wegsehen.\f0\par \f1 Es schweben mir vor andere Erscheinungen, die ich nicht f\'fcr Wesen meines Gleichen halte, sondern f\'fcr vernunftlose Sachen. Es macht der Speculation keine Schwierigkeit, nachzuweisen, wie die Vorstellung solcher Sachen sich lediglich aus meinem Vorstellungsverm\'f6gen und dessen nothwendigen Handlungsweisen entwickle. Aber ich umfasse dieselben Dinge auch durch Bed\'fcrfniss und Begierde und Genuss. Nicht durch den Begriff, nein durch Hunger und Durst und S\'e4ttigung, wird mir etwas zu Speise und Trank. Ich werde wohl gen\'f6thigt an die Realit\'e4t dessen zu glauben, das meine sinnliche Existenz bedroht, oder allein sie zu erhalten vermag. Das Gewissen tritt hinzu, indem es diesen Naturtrieb zugleich heiliget und beschr\'e4nket. Du sollst dich selbst und deine sinnliche Kraft erhalten, \'fcben, st\'e4rken, denn es ist im Plane der Vernunft auf diese Kraft mitgerechnet. Aber du kannst sie nur erhalten durch zweckm\'e4ssigen, durch einen den eigenen inneren Gesetzen dieser Sachen angemessenen Gebrauch. Und ausser dir sind noch mehrere deines Gleichen, auf deren Kraft gerechnet ist, wie auf die deinige, und die lediglich auf die gleiche Weise, wie die deinige, erhalten werden kann. Verstatte ihnen denselben Gebrauch an ihrem Theile, der dir an dem deinigen geboten ist. Ehre, was ihnen zukommt, als ihr Eigenthum; behandle, was dir zukommt, zweckm\'e4ssig als das deinige. \endash\f0\par \f1 So soll ich handeln; diesem Handeln gem\'e4ss muss ich denken. Ich werde sonach gen\'f6thigt, diese Dinge zu betrachten, als stehend unter ihren eigenen, von mir unabh\'e4ngigen, obwohl durch mich zu erkennenden Naturgesetzen; ihnen sonach allerdings ein von mir unabh\'e4ngiges Daseyn zuzuschreiben. Ich werde gen\'f6thigt, an solche Gesetze zu glauben, es wird mir Aufgabe, sie zu erforschen, und jene leere Speculation verschwindet, gleichwie der Nebel, sobald die erw\'e4rmende Sonne erscheint.\f0\par \f1 Kurz, es giebt \'fcberhaupt kein blosses reines Seyn f\'fcr mich, das mich nicht anginge, und welches ich anschaute, lediglich um des Anschauens willen; nur durch seine Beziehung auf mich ist, was \'fcberhaupt f\'fcr mich da ist. Aber es ist \'fcberall nur Eine Beziehung auf mich m\'f6glich, und alle andere sind nur Unterarten von dieser: meine Bestimmung, sittlich zu handeln. Meine Welt ist \endash Object und Sph\'e4re meiner Pflichten, und absolut nichts Anderes; eine andere Welt, oder andere Eigenschaften meiner Welt giebt es f\'fcr mich nicht; mein gesammtes Verm\'f6gen und alles Verm\'f6gen der Endlichkeit reicht nicht hin, eine andere Welt zu fassen. Alles was f\'fcr mich da ist, dringt nur durch diese Beziehung seine Existenz und Realit\'e4t mir auf, und nur durch diese Beziehung fasse ich es \endash und f\'fcr eine andere Existenz fehlt es mir g\'e4nzlich am Organ.\f0\par \f1 Auf die Frage: ob denn nun in der That eine solche Welt vorhanden sey, wie ich sie mir vorstelle, kann ich nichts Gr\'fcndliches, nichts \'fcber alle Zweifel Erhabenes antworten als dies: ich habe gewiss und wahrhaftig diese bestimmten Pflichten, welche sich mir als Pflichten \i\f0 gegen\i0 solche und \i in\i0\f1 solchen Objecten darstellen; diese bestimmten Pflichten, die ich mir nicht anders vorzustellen, und sie nicht anders auszuf\'fchren vermag, als innerhalb einer solchen Welt, wie ich mir eine vorstelle. \endash Selbst demjenigen, der seine eigene sittliche Bestimmung sich nie gedacht h\'e4tte, wenn es einen solchen geben k\'f6nnte \endash oder der, wenn er sie sich \'fcberhaupt gedacht h\'e4tte, nicht den leisesten Vorsatz hegte, sie irgend einmal in einer unbestimmten Zukunft zu erf\'fcllen \endash selbst ihm entsteht seine Sinnenwelt und sein Glaube an die Realit\'e4t derselben auf keinem anderen Wege, als aus seinem Begriffe von einer moralischen Welt. Umfasst er dieselbe auch nicht durch den Gedanken seiner \i\f0 Pflichten\i0 , so thut er es doch sicher durch die Forderung seiner \i Rechte\i0\f1 . Was er sich selbst vielleicht nie anmuthet, muthet er doch gewiss anderen gegen sich an: \endash dass sie ihn mit Besonnenheit und Ueberlegung und Zweckm\'e4ssigkeit, nicht als ein vernunftloses Ding, sondern als ein freies und selbstst\'e4ndiges Wesen behandeln; und so wird er allerdings, damit sie nur diese Anforderung erf\'fcllen k\'f6nnen, gen\'f6thigt, auch sie, als besonnen, und frei, und selbstst\'e4ndig, und unabh\'e4ngig von blosser Naturgewalt zu denken. Setzt er sich auch etwa beim Gebrauche und Genusse der ihn umgebenden Objecte nie einen anderen Zweck, als den, sie zu geniessen, so fordert er doch wenigstens diesen Genuss, als ein Recht, in dessen Besitze andere ihn ungest\'f6rt lassen m\'fcssen; und umfasst sonach auch die vernunftlose Sinnenwelt durch einen sittlichen Begriff. Diesen Anspr\'fcchen auf Achtung f\'fcr seine Vern\'fcnftigkeit und Selbstst\'e4ndigkeit und Erhaltung kann keiner entsagen, der mit Bewusstseyn lebt; und an diese Anspr\'fcche wenigstens kn\'fcpft sich in seiner Seele Ernsthaftigkeit und Verl\'e4ugnung des Zweifels, und Glauben an eine Realit\'e4t, wenn sie sich nicht an die Anerkennung eines sittlichen Gesetzes in seinem Innern ankn\'fcpft. \endash Greife nur den, der seine eigene sittliche Bestimmung, und deine Existenz, und die Existenz einer K\'f6rperwelt anders, als zum blossen Versuche, was die Speculation verm\'f6ge, abl\'e4ugnet \endash greife ihn nur th\'e4tlich an; f\'fchre nur seine Grunds\'e4tze ins Leben ein, und handle, als ob er entweder gar nicht vorhanden, oder ein St\'fcck rohe Masse sey, \endash er wird bald des Scherzes vergessen, und ernsthaft unwillig \'fcber dich werden; es dir ernsthaft verweisen, dass du ihn so behandelst; behaupten, dass du dies gegen ihn nicht sollest, noch d\'fcrfest: dir sonach durch die That zugestehen, dass du allerdings auf ihn zu handeln verm\'f6gest, dass \i\f0 er\i0 sey, und \i du\i0 seyst, und \i ein Medium deiner Einwirkung auf ihn\i0 sey, und dass \i du\i0 wenigstens Pflichten gegen ihn habest.\par \f1 Also nicht die Einwirkung vermeinter Dinge ausser uns, welche ja f\'fcr uns, und f\'fcr welche ja wir nur insofern sind, inwiefern wir schon von ihnen wissen; ebensowenig ein leeres Bilden durch unsere Einbildungskraft und unser Denken, deren Producte ja wirklich als solche Producte, als leere Bilder, erscheinen w\'fcrden, \endash nicht diese sind es, sondern der nothwendige Glaube an unsere Freiheit und Kraft, an unser wirkliches Handeln, und an bestimmte Gesetze des menschlichen Handelns ist es, welcher alles Bewusstseyn einer ausser uns vorhandenen Realit\'e4t begr\'fcndet \endash ein Bewusstseyn, das selbst nur ein Glaube ist, da es auf einen Glauben sich gr\'fcndet, aber ein aus jenem nothwendig erfolgender Glaube. Wir sind gen\'f6thigt anzunehmen, dass wir \'fcberhaupt handeln, und dass wir auf eine gewisse Weise handeln sollen; wir sind gen\'f6thigt, eine gewisse Sph\'e4re dieses Handelns anzunehmen: diese Sph\'e4re ist die wirklich und in der That vorhandene Welt, so wie wir sie antreffen; und umgekehrt \endash diese Welt ist absolut nichts Anderes, als jene Sph\'e4re, und erstreckt auf keine Weise sich \'fcber sie hinaus. Von jenem Bed\'fcrfnisse des Handelns gebt das Bewusstseyn der wirklichen Welt aus, nicht umgekehrt vom Bewusstseyn der Welt das Bed\'fcrfniss des Handelns; dieses ist das erste, nicht jenes, jenes ist das abgeleitete. Wir handeln nicht, weil wir erkennen, sondern wir erkennen, weil wir zu handeln bestimmt sind; die praktische Vernunft ist die Wurzel aller Vernunft. Die Handelsgesetze f\'fcr vern\'fcnftige Wesen sind \i\f0 unmittelbar\i0 gewiss: ihre Welt ist gewiss nur \i dadurch, dass jene gewiss sind\i0\f1 . Wir k\'f6nnen den ersteren nicht absagen, ohne dass uns die Welt, und mit ihr wir selbst in das absolute Nichts versinken; wir erheben uns aus diesem Nichts, und erhalten uns \'fcber diesem Nichts lediglich durch unsere Moralit\'e4t.\f0\par \par \par \pard\qc\par \b II.\b0\par \pard\par \f1 Ich soll schlechthin Etwas thun, damit es geschehe, etwas unterlassen, damit es unterbleibe. \endash Aber kann ich handeln, ohne einen Zweck ausser dem Handeln im Auge zu haben; ohne auf Etwas, das durch mein Handeln, und allein dadurch, erst m\'f6glich werden kann und soll, meine Absicht zu richten! Kann ich wollen, ohne Etwas zu wollen? Nimmermehr! dies widerspr\'e4che g\'e4nzlich der Natur meines Geistes. An jede \i\f0 Handlung\i0\f1 kn\'fcpft in meinem Denken unmittelbar und nach den blossen Gesetzen des Denkens sich an, ein in der Zukunft liegendes \i\f0 Seyn\i0\f1 , ein Zustand, zu dem das Handeln sich verh\'e4lt wie das Wirkende zu dem Bewirkten. Nur soll dieser Zweck meines Handelns nicht f\'fcr sich, etwa durch das Naturbed\'fcrfniss, mir gesetzt seyn, und nach diesem Zwecke hinterher erst die Handelsweise bestimmt werden: ich soll nicht einen Zweck haben, weil ich ihn nun einmal habe, und erst nachher suchen, wie ich handeln m\'fcsse, um diesen Zweck zu erreichen; meine Handlung soll nicht vom Zwecke abh\'e4ngen: sondern ich soll schlechthin auf eine gewisse Weise handeln, weil ich es einmal soll; dies ist das erste. Aus dieser Handelsweise erfolgt Etwas, sagt mir die Stimme in meinem Innern. Dieses Etwas wird mir nun nothwendig Zweck, weil ich die Handlung vollziehen soll, die dazu, und nur dazu das Mittel ist. Ich will, dass Etwas wirklich werde, weil ich handeln soll, dass es wirklich werde; \endash gleichwie ich nicht hungere weil Speise f\'fcr mich vorhanden ist, sondern etwas mir zur Speise wird, weil ich hungere; ebenso handle ich nicht so, wie ich handle, weil mir Etwas Zw\f0 eck ist, sondern es wird mir Etwas Zweck, weil ich so handeln soll. Ich habe den Punct, nach welchem hin ich meine Linie ziehen will, nicht schon vorher im Auge, und lasse nun durch seine Lage die Richtung der Linie, und den Winkel, welchen sie machen wird, bestimmen; sondern ich ziehe meine Linie schlechthin in einen rechten Winkel, und dadurch werden die Puncte bestimmt, in welche meine Linie treffen muss. Der Zweck bestimmt nicht den Inhalt des Gebotes, sondern umgekehrt, der unmittelbar gegebene Inhalt des Gebotes bestimmt den Zweck.\par \f1 Ich sage, das Gebot des Handelns selbst ist es, welches durch sich selbst mir einen Zweck setzt: dasselbe in mir, was mich n\'f6thigt; zu denken, dass ich so bandeln solle, n\'f6thigt mich, zu glauben, dass aus diesem Handeln Etwas erfolgen werde; es er\'f6ffnet dem Auge meines Geistes die Aussicht auf eine andere Welt; die da allerdings \i\f0 Welt\i0 ist, ein \i Zustand\i0 ist, und kein \i Handeln\i0 , aber eine \i andere und bessere\i0\f1 Welt, als die f\'fcr mein sinnliches Auge vorhandene; es macht, dass ich diese bessere Welt begehre, sie mit allen meinen Trieben umfasse und ersehne, nur in ihr lebe, und nur an ihr mich befriedige. Jenes Gebot b\'fcrgt mir durch sich selbst f\'fcr die sichere Erreichung dieses Zweckes. Dieselbe Gesinnung, mit der ich mein ganzes Denken und Leben auf dieses Gebot richte und hefte, und nichts sehe ausser ihm, f\'fchrt zugleich die unersch\'fctterliche Ueberzeugung bei sich, dass die Verheissung desselben wahr und gewiss sey, und hebt die M\'f6glichkeit auf, das Gegentheil auch nur zu denken. Wie ich im Gehorsam lebe, lebe ich zugleich in der Anschauung seines Zweckes; lebe ich in der besseren Welt, die er mir verheisset.\f0\par \par \f1 Auch schon in der blossen Betrachtung der Welt, wie sie ist, abgesehen vom Gebote, \'e4ussert sich in meinem Innern der Wunsch, das Sehnen, \endash nein, kein blosses Sehnen, \endash die absolute Forderung einer besseren Welt. Ich werfe einen Blick auf das gegenw\'e4rtige Verh\'e4ltniss der Menschen gegen einander selbst, und gegen die Natur; auf die Schw\'e4che ihrer Kraft, auf die Starke ihrer Begierden und Leidenschaften. Es ert\'f6nt unwiderstehlich in meinem Innern: So kann es unm\'f6glich bleiben sollen; es muss, o es muss\f0 alles anders und besser werden.\par \f1 Ich kann mir die gegenw\'e4rtige Lage der Menschheit schlechthin nicht denken als diejenige, bei der es nun bleiben k\'f6nne; schlechthin nicht denken als ihre ganze und letzte Bestimmung. Dann w\'e4re alles Traum und T\'e4uschung; und es w\'e4re nicht der M\'fche werth, gelebt, und dieses stets wiederkehrende, auf nichts ausgehende, und nichts bedeutende Spiel mit getrieben zu haben. Nur inwiefern ich diesen Zustand betrachten darf, als Mittel eines besseren, als Durchgangspunct zu einem h\'f6heren und vollkommneren, erh\'e4lt er Werth f\'fcr mich; nicht um sein selbst sondern um des Besseren willen, das er vorbereitet, kann ich ihn tragen, ihn achten, und in ihm freudig das Meinige vollbringen. In dem Gegenw\'e4rtigen kann mein Gem\'fcth nicht Platz fassen, noch einen Augenblick ruhen; unwiderstehlich wird es von ihm zur\'fcckgestossen; nach dem K\'fcnftigen und Besseren str\'f6mt unaufhaltsam hin mein ganzes Leben.\f0\par \f1 Ich \'e4sse nur und tr\'e4nke, damit ich wiederum hungern und d\'fcrsten, und essen und trinken k\'f6nnte, solange, bis das unter meinen F\'fcssen er\'f6ffnete Grab mich verschl\'e4nge, und ich selbst als Speise dem Boden entkeimte? Ich zeugte Wesen meines Gleichen, damit auch sie essen und trinken, und sterben, und Wesen ihres Gleichen hinterlassen k\'f6nnten, die dasselbe thun werden, was ich schon that? Wozu dieser unabl\'e4ssig in sich selbst zur\'fcckkehrende Cirkel, dieses immer von neuem auf dieselbe Weise wieder angehende Spiel, in welchem alles wird, um zu vergehen, und vergeht, um nur wieder werden zu k\'f6nnen, wie es schon war; dieses Ungeheuer, unaufh\'f6rlich sich selbst verschlingend, damit es sich wiederum geb\'e4ren k\'f6nne, sich geb\'e4rend, damit es sich wiederum verschlingen k\'f6nne?\f0\par Nimmermehr kann dies die Bestimmung seyn meines Seyns, und alles Seyns. Es muss etwas geben, das da \i ist\i0 , weil es geworden ist; und nun \i bleibt\i0\f1 , und nimmer wieder werden kann, nachdem es einmal geworden ist; und dieses Bleibende muss im Wechsel des Verg\'e4nglichen sich erzeugen, und in ihm fortdauern, und unversehrt fortgetragen werden auf den Wogen der Zeit.\f0\par \f1 Noch erringet mit M\'fche unser Geschlecht seinen Unterhalt und seine Fortdauer von der widerstrebenden Natur. Noch ist die gr\'f6ssere H\'e4lfte der Menschen ihr Leben hindurch unter harte Arbeit gebeugt, um sich und der kleinen H\'e4lfte, die f\'fcr sie denkt, Nahrung zu verschaffen; sind unsterbliche Geister gen\'f6thigt, alles ihr Dichten und Trachten, und ihre ganze Anstrengung auf den Boden zu heften, der ihre Nahrung tr\'e4gt. Noch ereignet es sich oft, dass, wenn nun der Arbeiter vollendet hat, und f\'fcr seine M\'fche sich seine und seiner M\'fche Fortdauer verspricht, eine feindselige. Witterung in einem Augenblicke zerst\'f6rt, was er Jahrelang langsam und wohlbed\'e4chtig verbreitete, und den fleissigen und sorgf\'e4ltigen Mann, unverschuldet, dem Hunger und dem Elende Preis giebt; noch immer oft genug, dass Wasserfluthen, Sturmwinde, Vulkane, ganze L\'e4nder verheeren, und Werke, die das Gepr\'e4ge eines vern\'fcnftigen Geistes tragen, mit ihren Werkmeistern zugleich dem wilden Chaos des Todes und der Zerst\'f6rung vermischen. Noch raffen Krankheiten die Menschen ins unzeitige Grab, M\'e4nner in der Bl\'fcthe ihrer Kr\'e4fte, und Kinder, deren Daseyn ohne Frucht und Folge vor\'fcbergeht; noch ziehen Seuchen durch bl\'fchende Staaten, lassen die wenigen, die ihnen entgehen, verwaist und des gewohnten Beistandes ihrer Genossen beraubt, einsam dastehen, und thun alles, was an ihnen ist, um das Land der Wildniss zur\'fcckzugeben, welches der Fleiss der Menschen sich schon zum Eigenthume errungen hatte. \endash So ist es: so kann es nicht immerdar bleiben sollen. Kein Werk, das das Gepr\'e4ge der Vernunft tr\'e4gt, und unternommen wurde, um die Macht der Vernunft zu erweitern, kann rein verloren seyn im Fortgange der Zeiten. Die Opfer, welche die unregelm\'e4ssige Gewaltth\'e4tigkeit der Natur von der Vernunft zieht, m\'fcssen jene Gewaltth\'e4tigkeit wenigstens erm\'fcden, ausf\'fcllen, und vers\'f6hnen. Die Kraft, welche ausser der Regel geschadet hat, kann es auf diese Weise nicht mehr sollen, sie kann nicht bestimmt seyn, sich zu erneuern, sie muss durch Einen Ausbruch von nun an auf ewig verbraucht seyn. Alle jene Ausbr\'fcche der rohen Gewalt, vor welchen die menschliche Macht in Nichts verschwindet, jene verw\'fcstenden Orkane, jene Erdbeben, jene Vulkane k\'f6nnen nichts Anderes seyn, denn das letzte Str\'e4uben der wilden Masse gegen den gesetzm\'e4ssig fortschreitenden, belebenden und zweckm\'e4ssigen Gang, zu welchem sie ihrem eigenen Triebe zuwider gezwungen wird \endash nichts, denn die letzten ersch\'fctternden Striche der sich erst vollendenden Ausbildung unseres Erdballes. Jener Widerstand muss allm\'e4hlig schw\'e4cher, und endlich ersch\'f6pft werden, da in dem gesetzm\'e4ssigen Gange nichts liegen kann, das seine Kraft erneuere; jene Ausbildung muss endlich vollendet, und das uns bestimmte Wohnhaus fertig werden. Die Natur muss allm\'e4hlig in die Lage eintreten dass sich auf ihren gleichm\'e4ssigen Schritt sicher rechnen und z\'e4hlen lasse, und dass ihre Kraft unverr\'fcckt ein bestimmtes Verh\'e4ltniss mit der Macht halte, die bestimmt ist, sie zu beherrschen, \endash mit der menschlichen. \endash Inwiefern dieses Verh\'e4ltniss schon ist, und die zweckm\'e4ssige Ausbildung der Natur schon festen Fuss gewonnen hat, soll das Menschenwerk selbst, durch sein blosses Daseyn, und durch seine, von der Absicht seines Wertmeisters unabh\'e4ngigen Wirkungen wiederum in die Natur eingreifen, und ein neues belebendes Princip in ihr darstellen. Angebaute L\'e4nder sollen den tr\'e4gen und feindseligen Dunstkreis der ewigen W\'e4lder, der W\'fcsteneien, der S\'fcmpfe beleben und mildern; geordneter und mannigfaltiger Anbau soll rund um sich her neuen Lebens- und Befruchtungs-Trieb in die L\'fcfte verbreiten, und die Sonne soll ihre belebendsten Strahlen in diejenige Atmosph\'e4re ausstr\'f6men, in welcher ein gesundes, arbeitsames und kunstreiches Volk athmet. \endash Im Andrange der Noth zuerst geweckt, soll sp\'e4terhin besonnener und ruhig die Wissenschaft eindringen in die unverr\'fcckbaren Gesetze der Natur, die ganze Gewalt dieser Natur \'fcbersehen, und ihre m\'f6glichen Entwicklungen berechnen lernen soll eine neue Natur im Begriffe sich bilden, und an die lebendige und th\'e4tige eng sich anschmiegen, und auf dem Fusse ihr folgen. Und jede Erkenntniss, welche die Vernunft der Natur abgerungen, soll aufbehalten werden im Laufe der Zeiten, und Grundlage neuer Erkenntniss werden f\'fcr den gemeinsamen Verstand unseres Geschlechts. So soll uns die Natur immer durchschaubarer, und durchsichtiger werden bis in ihr geheimstes Innere, und die erleuchtete und durch ihre Erfindungen bewaffnete menschliche Kraft soll ohne M\'fche dieselbe beherrschen, und die einmal gemachte Eroberung friedlich behaupten. Es soll allm\'e4hlig keines gr\'f6sseren Aufwandes an mechanischer Arbeit bed\'fcrfen, als ihrer der menschliche K\'f6rper bedarf zu seiner Entwicklung, Ausbildung und Gesundheit, und diese Arbeit soll aufh\'f6ren Last zu seyn; \endash denn das vern\'fcnftige Wesen ist nicht zum Lasttr\'e4ger bestimmt.\f0\par \f1 Aber es ist nicht die Natur, es ist die Freiheit selbst, die die meisten und die f\'fcrchterlichsten Unordnungen unter unserem Geschlechte verursacht, des Menschen grausamster Feind ist der Mensch. Noch durchirren gesetzlose Horden von Wilden ungeheure W\'fcsteneien; sie begegnen sich in der W\'fcste, und werden einander zur festlichen Speise; oder, wo die Cultur die wilden Haufen endlich unter das Gesetz zu V\'f6lkern vereinigte, greifen die V\'f6lker einander an mit der Macht, die ihnen die Vereinigung gab und das Gesetz. Den M\'fchseligkeiten und dem Mangel trotzend, durchziehen die Heere friedlich Wald und Feld; sie erblicken einander, und der Anblick von ihres Gleichen ist des Mordes Losung. Mit dem H\'f6chsten, was der menschliche Verstand ersonnen, ausger\'fcstet, durchschneiden die Kriegsflotten den Ocean; durch Sturm und Wellen hindurch dr\'e4ngen sich Menschen, um auf der einsamen unwirthbaren Fl\'e4che Menschen zu suchen; sie finden sie, und trotzen der Wuth der Elemente, um mit eigener Hand sie zu vertilgen. Im Innern der Staaten selbst, wo die Menschen zur Gleichheit unter dem Gesetze vereinigt zu seyn scheinen, ist es grossen Theils noch immer Gewalt und List, was unter dem ehrw\'fcrdigen Namen des Gesetzes herrscht; hier wird der Krieg um so sch\'e4ndlicher gef\'fchrt, weil er sich nicht als Krieg ank\'fcndigt, und dem Befehdeten sogar den Vorsatz raubt, sich gegen ungerechte Gewalt zu vertheidigen. Kleinere Verbindungen freuen sich laut der Unwissenheit, der Thorheit, des Lasters und des Elendes, in welche die gr\'f6sseren Haufen ihrer Mitbr\'fcder versunken sind, machen es sich laut zum angelegensten Zwecke, sie darin zu erhalten, und sie tiefer hineinzust\'fcrzen, damit sie dieselben ewig zu Sklaven behalten; \endash und jeden zu verderben, der es wagen sollte, sie zu erleuchten und zu verbessern. Noch kann \'fcberall kein Vorsatz irgend einer Verbesserung gefasst werden, der nicht ein Heer der mannigfaltigsten, selbsts\'fcchtigen Zwecke aus ihrer Ruhe aufrege, und zum Kriege reize; der nicht die verschiedensten und einander widersprechendsten Denkarten zum einm\'fcthigen Kampfe gegen sich verbinde. Das Gute ist immer das schw\'e4chere, denn es ist einfach, und kann nur um sein selbst willen geliebt werden; das B\'f6se lockt jeden Einzelnen mit der Versprechung, die f\'fcr ihn die verf\'fchrendste ist, und die Verkehrten, unter sich selbst im ewigen Kampfe, schliessen Waffenstillstand, sobald das Gute sich blicken l\'e4sst, um diesem mit der vereinigten Kraft ihres Verderbens entgegenzugehen. Jedoch, kaum bedarf es ihres Widerstandes; denn noch immer bek\'e4mpfen aus Misverstand und Irrthum, aus Mistrauen, aus geheimer Eigenliebe die Guten einander selbst, \endash oft um so heftiger, je ernstlicher jeder von seiner Seite, was er f\'fcrs Beste erkennt, durchzusetzen strebt; und reiben eine Kraft, die vereinigt kaum dem B\'f6sen die Wage halten w\'fcrde, im Streite gegeneinander selbst auf: Da tadelt einer den anderen, dass er mit st\'fcrmischer Ungeduld alles \'fcbereile, und nicht erwarten k\'f6nne, bis der gute Erfolg geh\'f6rig vorbereitet sey; w\'e4hrend der andere diesen beschuldigt, dass er aus Zaghaftigkeit und Feigheit nichts ausf\'fchren, gegen seine bessere Ueberzeugung alles lassen wolle, wie es ist, und dass f\'fcr ihn die Stunde des Handelns wohl nie anbrechen werde: und nur der Allwissende k\'f6nnte sagen, ob einer, und welcher von beiden in diesem Streite Recht habe. Da h\'e4lt fast jeder das Gesch\'e4ft, dessen Nothwendigkeit \i\f0 ihm\i0\f1 gerade am meisten einleuchtet, und zu dessen Ausf\'fchrung er sich die meiste Fertigkeit erworben, f\'fcr das wichtigste und angelegenste f\'fcr den Punct, von welchem alle andere Verbesserung ausgehen m\'fcsse; fordert alte Guten auf, ihre Kr\'e4fte mit ihm zu vereinigen und sie ihm f\'fcr die Ausf\'fchrung seines Zweckes zu unterordnen, und h\'e4lt es f\'fcr Verrath an der guten Sache, wenn sie sich dessen weigern; indess die anderen von ihrer Seite dieselben Anspr\'fcche an ihn machen, und ihn desselben Verrathes beschuldigen, wenn Er sich weigert. So scheinen alle guten Vors\'e4tze unter den Menschen in leere Bestrebungen zu verschwinden, die keine Spur ihres Daseyns hinter sich lassen; indessen alles so gut oder so schlecht geht, als es ohne diese Bestrebungen durch den blinden Naturmechanismus gehen kann, und ewig fortgehen wird.\f0\par \par \f1 Ewig fortgehen wird? Nimmermehr; wenn nicht das ganze menschliche Daseyn ein zweckloses und nichts bedeutendes Spiel ist. \endash Jene wilden St\'e4mme k\'f6nnen nicht immer wild bleiben sollen: es kann kein Geschlecht erzeugt seyn mit allen Anlagen zur vollkommenen Menschheit, das da bestimmt w\'e4re, diese Anlagen nie zu entwickeln, und nie mehr zu werden, als das, wozu die Natur eines k\'fcnstlicheren Thieres v\'f6llig hinreichte. Jene Wilden sind bestimmt, die Stammv\'e4ter kr\'e4ftiger, gebildeter und w\'fcrdiger Generationen zu seyn; ausserdem liesse sich kein Zweck ihres Daseyns denken, noch die M\'f6glichkeit dieses Daseyns in einer vern\'fcnftig eingerichteten Welt begreifen. Wilde St\'e4mme k\'f6nnen cultivirt werden, denn sie sind es schon geworden, und die cultivirtesten V\'f6lker der neuen Welt stammen selbst von Wilden ab. Ob nun die Bildung unmittelbar aus der menschlichen Gesellschaft sich nat\'fcrlich entwickle, oder ob sie immer durch Unterricht und Beispiel von aussen kommen m\'fcsse; und die erste Quelle aller menschlichen Cultur in einem \'fcbermenschlichen Unterrichte zu suchen sey: \endash auf demselben Wege, auf welchem die ehemaligen Wilden nunmehr zur Cultur gelangt sind, werden allm\'e4hlig auch die gegenw\'e4rtigen sie erhalten. Sie werden allerdings durch dieselben Gefahren und Verderbnisse der ersten bloss sinnlichen Cultur hindurchgehen, von welchen gegenw\'e4rtig die gebildeten V\'f6lker gedr\'fcckt sind; aber sie werden dadurch denn doch in Vereinigung mit dem grossen Ganzen der Menschheit treten, und f\'e4hig werden, an den weiteren Fortschritten desselben Antheil zu nehmen. \endash\f0\par \f1 Es ist die Bestimmung unseres Geschlechtes, sich zu einem einigen, in allen seinen Theilen durchg\'e4ngig mit sich selbst bekannten, und allenthalben auf die gleiche Weise ausgebildeten K\'f6rper zu vereinigen. Die Natur, und selbst die Leidenschaften und Laster der Menschen haben von Anfang an gegen dieses Ziel hingetrieben; es ist schon ein grosser Theil des Weges zu ihm zur\'fcckgelegt, und es l\'e4sst sich sicher darauf rechnen, dass dasselbe, die Bedingung der weiteren gemeinschaftlichen Fortschritte, zu seiner Zeit erreicht seyn werde. Befrage man doch die Geschichte nicht, ob die Menschen im Ganzen rein sittlicher geworden! Zu ausgedehnter, umfassender, gewaltiger Willk\'fcr sind sie herangewachsen; aber beinahe wurde es nothwendig durch ihre Lage, dass sie diese Willk\'fcr fast nur zum B\'f6sen anwendeten. Befrage man sie ebensowenig, ob die auf einige wenige Puncte zusammengedr\'e4ngte \'e4sthetische Bildung und Verstandes-Cultur der Vorwelt nicht die der neueren Welt dem Grade nach \'fcbertroffen haben m\'f6chte! Es k\'f6nnte kommen, dass man eine besch\'e4mende Antwort erhielte, und dass in dieser R\'fccksicht das Menschengeschlecht durch sein Alter nicht vorger\'fcckt, sondern zur\'fcckgekommen zu seyn schiene. Aber befrage man sie, diese Geschichte, in welchem Zeitpuncte die vorhandene Bildung am weitesten ausgebreitet, und unter die mehrsten Einzelnen vertheilt gewesen; und man wird ohne Zweifel finden, dass vom Anfange der Geschichte an bis auf unsere Tage die wenigen lichten Puncte der Cultur sich von ihrem Mittelpuncte aus erweitert, und einen Einzelnen nach dem anderen, und ein Volk nach dem anderen ergriffen haben, und dass diese weitere Verbreitung der Bildung unter unseren Augen fortdauere. \endash Und dies war das erste Ziel der Menschheit auf ihrer unendlichen Bahn. Bis dieses erreicht, bis die vorhandene Bildung jedes Zeitalters \'fcber den ganzen bewohnten Erdball vertheilt, und unser Geschlecht der uneingeschr\'e4nktesten Mittheilung mit sich selbst f\'e4hig ist, muss eine Nation die andere, ein Welttheil den anderen auf der gemeinschaftlichen Bahn erwarten, und jeder dem allgemeinen Bunde, um dessen willen allein sie selbst da sind, seine Jahrhunderte des scheinbaren Stillstandes, oder R\'fcckganges zum Opfer bringen. Nachdem jenes erste Ziel erreicht seyn wird, nachdem alles N\'fctzliche, was an einem Ende der Erde gefunden worden, sogleich Allen bekannt und mitgetheilt werden wird, dann wird ununterbrochen, ohne Stillstand und R\'fcckgang, mit gemeinschaftlicher Kraft, und mit Einem Schritte die Menschheit zu einer Bildung sich erheben, f\'fcr welche es uns an Begriffen mangelt.\f0\par \f1 Im Innern jener sonderbaren Verbindungen, die das vernunftlose Ohngef\'e4hr zusammengebracht, und welche man Staaten nennt, erh\'e4lt; nachdem sie nur eine Zeitlang ruhig bestanden haben, der gegen die noch neue Unterdr\'fcckung gereizte Widerstand erschlafft ist, und die G\'e4hrung der verschiedenen Kr\'e4fte sich gesetzt hat, \endash der Misbrauch durch seine Fortdauer, und durch die allgemeine Duldung eine Art von fester Form, und die herrschenden St\'e4nde, im unbestrittenen Genusse ihrer errungenen Vorrechte, haben nichts mehr zu thun, als dieselben zu erweitern, und auch der Erweiterung dieselbe feste Form zu geben. Durch ihre Uners\'e4ttlichkeit getrieben, werden sie dieselben von Geschlecht zu Geschlecht erweitern, und nimmer sagen: Hier ists genug; bis endlich die Unterdr\'fcckung das h\'f6chste Maass erreicht hat, und v\'f6llig unertr\'e4glich geworden ist, und die Unterdr\'fcckten von der Verzweiflung die Kraft zur\'fcckerhalten werden, die ihnen ihr schon seit Jahrhunderten ausgetilgter Muth nicht geben konnte. Sie werden dann nicht l\'e4nger irgend einen unter sich dulden, der sich nicht begn\'fcgt, allen gleich zu seyn und zu bleiben. Um vor gegenseitiger Gewaltth\'e4tigkeit untereinander selbst, und vor neuer Unterdr\'fcckung sich zu sch\'fctzen, werden sie alle unter einander sich die gleichen Verbindlichkeiten auflegen. Ihre Verabredungen, in welchen jeder \'fcber sich selbst beschliesst, was er beschliesst, und nicht \'fcber einen Untergebenen, dessen Leiden ihm selbst nie weh thun, und dessen Schicksal ihn selbst nie treffen wird: diese Vera\f0 bredungen, nach denen keiner hoffen kann, dass Er es seyn werde, der die verstattete Ungerechtigkeit\i\f1 aus\'fcben\i0 , sondern jeder bef\'fcrchten muss, dass er sie\i\f0 erdulden\i0\f1 werde, \endash diese Verabredungen, welche allein den Namen einer Gesetzgebung verdienen, die ganz etwas Anderes ist, als jene Verordnungen der verb\'fcndeten Herren an die zahllosen Heerden ihrer Sklaven, diese Verabredungen werden nothwendig gerecht seyn, und einen wahren Staat begr\'fcnden, in welchem jeder Einzelne durch die Sorge f\'fcr seine eigene Sicherheit unwiderstehlich gezwungen wird, die Sicherheit aller Anderen ohne Ausnahme zu schonen, da, zufolge der getroffenen Einrichtung, jede Besch\'e4digung, die er dem anderen zuf\'fcgen will, nicht den anderen trifft, sondern unfehlbar auf ihn selbst zur\'fcckf\'e4llt.\f0\par \f1 Durch die Errichtung dieses einigen wahren Staates, diese feste Begr\'fcndung des innerlichen Friedens, ist zugleich der ausw\'e4rtige Krieg, wenigstens mit wahren Staaten, seiner M\'f6glichkeit nach abgeschnitten. Schon um seines eigenen Vortheils willen, schon um in seinem eigenen B\'fcrger keinen Gedanken an Unrecht, Raub und Gewaltth\'e4tigkeit aufkommen, und ihm keine M\'f6glichkeit des Gewinnes \'fcbrig zu lassen, ausser durch Fleiss und Arbeitsamkeit in der vom Gesetze angewiesenen Sph\'e4re, muss jeder Staat die Verletzung eines B\'fcrgers des benachbarten Staates ebenso streng verbieten, so sorgf\'e4ltig verhindern, so genau ersetzen lassen, und so hart bestrafen, als ob sie an dem eigenen Mitb\'fcrger ausge\'fcbt w\'e4re. Dieses Gesetz \'fcber die Sicherheit der Nachbaren ist nothwendiges Gesetz jedes Staates, der kein R\'e4uberstaat ist. Und hierdurch ist dann die M\'f6glichkeit jeder gerechten Klage eines Staates gegen den anderen, und jeder Fall der Nothwehr unter den V\'f6lkern v\'f6llig aufgehoben. Es giebt nicht nothwendig und fortdauernd unmittelbare Verh\'e4ltnisse der Staaten, als solcher, zu einander, \'fcber die sie in Streit gerathen k\'f6nnten; es giebt in der Regel nur Beziehungen der einzelnen Mitb\'fcrger eines Staates auf die einzelnen Mitb\'fcrger des anderen; nur in der Person eines seiner B\'fcrger k\'f6nnte ein Staat verletzt werden; aber diese Verletzung wird auf der Stelle ersetzt, und so der beleidigte Staat befriedigt. \endash Es giebt zwischen solchen Staaten keinen Rang, der da beleidigt, keinen Ehrgeiz, der da verletzt werden k\'f6nnte; zur Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines fremden Staates ist kein Beamter bevollm\'e4chtigt, noch kann er dazu versucht werden, indem ihm f\'fcr seine Person nicht der geringste Vortheil aus einem solchen Einflusse entstehen k\'f6nnte. Dass eine ganze Nation beschliessen solle, des Raubes halber ein benachbartes Land mit Kriege zu \'fcberziehen, ist unm\'f6glich, indem in einem Staate, in welchem alle gleich sind, der Raub nicht die Beute einiger Wenigen werden, sondern unter alle sich gleich vertheilen m\'fcsste, dieser Antheil des Einzelnen aber ihm nimmermehr die M\'fche des Krieges lohnen w\'fcrde. Nur da, wo der Vortheil den wenigen Unterdr\'fcckern zu Theil wird, der Nachtheil aber, die M\'fche, die Kosten, auf das zahllose Heer der Sklaven f\'e4llt, ist ein Raubkrieg m\'f6glich und begreiflich. \endash Nicht von Staaten ihres Gleichen k\'f6nnten diese Staaten Krieg Zu bef\'fcrchten haben; lediglich von Wilden oder Barbaren, die die Ungeschicklichkeit, durch Arbeit sich zu bereichern, zum Raube reizte, oder von Sklavenv\'f6lkern, die durch ihre Herren auf einen Raub ausgetrieben w\'fcrden, von welchem sie selbst nie etwas geniessen werden. Gegen die ersteren ist ohne Zweifel schon jeder einzelne Staat durch die K\'fcnste der Kultur der st\'e4rkere; gegen die letzteren durch Verbindung sich zu st\'e4rken, heischt der gemeinsame Vortheil aller. Kein freier Staat kann Verfassungen, deren Oberherren Vortheile davon haben, wenn sie benachbarte V\'f6lker unterjochen, und die daher durch ihr blosses Daseyn die Ruhe der Nachbaren unaufh\'f6rlich bedrohen, vern\'fcnftigerweise neben sich dulden; die Sorge f\'fcr ihre eigene Sicherheit n\'f6thigt alle freie Staaten, alles um sich herum gleichfalls in freie Staaten umzuschaffen, und so um ihres eigenen Wohles willen das Reich der Cultur \'fcber die Wilden, das der Freiheit \'fcber die Sklavenv\'f6lker rund um sich her zu verbreiten. Bald werden die durch sie gebildeten oder befreiten V\'f6lker mit ihren noch barbarischen oder sklavischen Nachbaren in dieselbe Lage gerathen, in welcher die fr\'fcher freien vor Kurzem noch mit ihnen selbst waren, und gen\'f6thigt seyn, dasselbe f\'fcr diese zu thun, was soeben f\'fcr sie geschah: und so wird denn, nachdem nur einige wahrhaft freie Staaten entstanden, nothwendig das Gebiet der Cultur und der Freiheit, und mit ihm des allgemeinen Friedens, allm\'e4hlig den ganzen Erdball umschlingen.\f0\par \f1 So erfolgt nothwendig aus der Errichtung einer rechtlichen Verfassung im Innern, und aus der Befestigung des Friedens zwischen den Einzelnen Rechtlichkeit im \'e4usseren Verh\'e4ltnisse der V\'f6lker gegen einander, und allgemeiner Friede der Staaten. Jene Errichtung einer rechtlichen Verfassung im Innern aber, und die Befreiung des ersten Volkes, das da wahrhaftig frei wird, erfolgt nothwendig aus dem stets wachsenden Drucke der herrschenden St\'e4nde auf die beherrschten, so lange, bis er unleidlich wird; \endash ein Fortschritt, welchen man den Leidenschaften und der Verblendung jener St\'e4nde, auch wenn sie gewarnt werden, sehr ruhig \'fcberlassen kann.\f0\par \f1 In diesem einzig wahren Staate wird \'fcberhaupt alle Versuchung zum B\'f6sen, ja sogar die M\'f6glichkeit, vern\'fcnftigerweise eine b\'f6se Handlung zu beschliessen, rein abgeschnitten seyn, und es wird dem Menschen so nahe gelegt werden, als es ihm gelegt werden kann, seinen Willen auf das Gute zu richten.\f0\par \f1 Es ist kein Mensch, der das B\'f6se liebe, weil es b\'f6se ist; er liebt in ihm nur die Vortheile und Gen\'fcsse, die es ihm verheisset, und die es ihm in der gegenw\'e4rtigen Lage der Menschheit mehrentheils wirklich gew\'e4hrt. So lange diese Lage fortdauert, so lange ein Preis auf das Laster gesetzt ist, ist eine gr\'fcndliche Vorbesserung der Menschen im Ganzen kaum zu hoffen. Aber in einer b\'fcrgerlichen Verfassung, wie sie seyn soll, wie sie durch die Vernunft gefordert wird, wie der Denker leicht sie beschreibt, ohnerachtet er bis jetzt sie nirgends findet, und wie sie sich unter dem ersten Volke, das sich wahrhaftig befreit, nothwendig bilden wird \endash in einer solchen Verfassung zeigt das B\'f6se keine Vortheile, sondern vielmehr die sichersten Nachtheile, und durch die blosse Selbstliebe wird die Ausschweifung der Selbstliebe in ungerechte Handlungen unterdr\'fcckt. Nach der untr\'fcglichen Einrichtung in einem solchen Staate ist jede Bevortheilung und Unterdr\'fcckung des anderen, jede Vergr\'f6sserung auf desselben Kosten nicht nur sicher vergeblich, und alle M\'fche dabei verloren, sondern sie kehrt sich sogar gegen ihren Urheber; und ihn selbst trifft unausbleiblich das Uebel, das er dem anderen zuf\'fcgen wollte. \i\f0 In\i0 seinem Staate, \i ausser\i0\f1 seinem Staate, auf dem ganzen Erdboden trifft er keinen, den er ungestraft beleidigen k\'f6nne. Aber es ist nicht zu erwarten, dass jemand B\'f6ses beschliessen werde, bloss um B\'f6ses zu beschliessen, ohnerachtet er es nie ausf\'fchren kann, und nichts daraus erfolgt, als sein eigener Schade. Der Gebrauch der Freiheit zum B\'f6sen ist aufgehoben; der Mensch muss sich entschliessen, diese seine Freiheit entweder g\'e4nzlich aufzugeben, und geduldig ein leidendes Rad in der grossen Maschine des Ganzen zu werden, oder dieselbe auf das Gute zu wenden. Und so wird dem auf dem so vorbereiteten Boden leicht das Gute gedeihen. Nachdem keine selbsts\'fcchtige Absichten mehr die Menschen zu theilen, und ihre Kr\'e4fte im Kampfe untereinander selbst aufzureiben verm\'f6gen, bleibt ihnen nichts \'fcbrig, als ihre vereinigte Macht gegen den einigen gemeinschaftlichen Gegner zu richten, der ihnen noch \'fcbrig ist, die widerstrebende, ungebildete Natur; nicht mehr getrennt durch Privatzwecke, verbinden sie sich nothwendig zu dem einigen, gemeinsamen Zwecke, und es entsteht ein K\'f6rper, den allenthalben derselbe Geist und dieselbe Liebe belebt.. Jeder Nachtheil des Einzelnen ist nun, da er nicht mehr Vortheil f\'fcr irgend einen anderen seyn kann, Nachtheil f\'fcr das Ganze, und f\'fcr jedes einzelne Glied desselben, und wird in jedem Gliede mit demselben Schmerze empfunden, und mit derselben Th\'e4tigkeit ersetzt; jeden Fortschritt, den ein Mensch gemacht hat, hat die ganze menschliche Natur gemacht. Hier wo das kleine, enge Selbst der Personen schon durch die Verfassung vernichtet ist, liebt jeder jeden anderen wahrhaft als sich selbst, als Bestandtheil jenes grossen Selbst, das allein f\'fcr seine Liebe \'fcbrig bleibt, und von dem auch er nichts mehr ist, als ein blosser Bestandtheil, der nur mit dem Ganzen zugleich gewinnen oder verlieren kann. Hier ist der Widerstreit des B\'f6sen gegen das Gute aufgehoben, denn es kann kein B\'f6ses mehr aufkommen. Der Streit der Guten untereinander, selbst \'fcber das Gute, verschwindet, nun es ihnen erleichtert ist, das Gute wahrhaft um sein selbst, nicht um ihrer selbst willen, als der Urheber davon, zu lieben; nun es ihnen nur noch darum zu thun seyn kann, dass es geschehe, dass die Wahrheit gefunden, dass die n\'fctzliche That ausgef\'fchrt werde, nicht aber, durch Wen es geschehe. Hier ist jeder immer in Bereitschaft, seine Kraft an die Kraft des anderen anzuschliessen, und sie der des anderen unterzuordnen; wer nach dem Urtheile aller das Beste am besten ausf\'fchren wird, den werden alle unterst\'fctzen, und des Gelingens mit glei\f0 cher Freude geniessen.\par \par \f1 Dieses ist der Zweck unseres irdischen Lebens, den uns die Vernunft aufstellt, und f\'fcr dessen unfehlbare Erreichung sie b\'fcrgt. Es ist dies kein Ziel, nach dem wir nur zu streben h\'e4tten, um unsere Kr\'e4fte an etwas Grossem zu \'fcben, dessen Wirklichkeit aber wir etwa aufgeben m\'fcssten: es soll, es muss wirklich werden, es muss in irgend einer Zeit erreicht seyn sollen dieses Ziel; so gewiss eine Sinnenwelt ist, und ein vern\'fcnftiges Geschlecht in der Zeit, bei welchem ausser jenem Zwecke sich Bar nichts Ernsthaftes und Vern\'fcnftiges denken l\'e4sst, und dessen Daseyn allein durch jenen Zweck begreiflich wird. Soll nicht das ganze menschliche Leben sich verwandeln in ein Schauspiel f\'fcr einen b\'f6sartigen Geist, der den Armen dieses unaustilgbare Streben nach dem Unverg\'e4nglichen einpflanzte, bloss um sich an ihrem unaufh\'f6rlichen Ringen nach dem, was sie unaufh\'f6rlich flieht, an ihrem jedesmal wiederholten Haschen nach dem, was ihnen abermals entschl\'fcpfen wird, an ihrem rastlosen Herumtreiben im stets wiederkehrenden Kreise zu belustigen, und ihres Ernstes beim abgeschmackten Possenspiel zu lachen; soll nicht der Weise, der dieses Spiel bald durchschauen, und den es verdriessen wird, seine Rolle in demselben fortzuf\'fchren, das Leben von sich werfen, und der Augenblick des Erwachens zur Vernunft der Augenblick des irdischen Todes werden: \endash so muss jener Zweck erreicht werden sollen. O, er ist erreichbar \i\f0 im Leben\i0 und \i durch das Leben\i0 , denn die Vernunft gebietet mir \i zu leben\i0\f1 ; er ist erreichbar, denn \endash ich bin.\f0\par \par \par \pard\qc\b III.\b0\par \pard\par \f1 Aber wenn er nun erreicht seyn, und die Menschheit am Ziele stehen wird, was wird sie dann thun? Es giebt \'fcber jenen Zustand keinen h\'f6heren auf Erden; das Geschlecht, das ihn zuerst erreichte, kann nichts weiter thun, als in demselben verharren, und ihn kr\'e4ftigst behaupten, sterben und Nachkommen hinterlassen, die dasselbe thun werden, was sie schon thaten, und die abermals Nachkommen hinterlassen werden, welche dasselbe thun. Die Menschheit st\'fcnde dann still auf ihrer Bahn; darum kann ihr irdisches Ziel nicht ihr h\'f6chstes Ziel seyn. Dieses irdische Ziel ist begreiflich, und erreichbar und endlich. Denken wir immer die vorhergehenden Generationen, als Mittel f\'fcr die letzte vollendete; wir entgehen dadurch nicht der Frage der ernsten Vernunft, wozu denn nun wiederum diese letzte sey. Nachdem einmal ein Menschengeschlecht auf der Erde da ist, soll es freilich kein vernunftwidriges, sondern ein vern\'fcnftiges Daseyn haben, und zu allem werden, wozu es auf der Erde werden kann; aber warum sollte es denn \'fcberhaupt da seyn, dieses Menschengeschlecht, und warum blieb es nicht ebensowohl im Schoosse des Nichts? Die Vernunft ist nicht um des Daseyns, sondern das Daseyn ist um der Vernunft willen. Ein Daseyn, das nicht durch sich selbst die Vernunft befriedigt, und alle ihre Fragen l\'f6set, ist unm\'f6glich das wahre Seyn.\f0\par \f1 Und dann, sind denn auch wirklich die durch die Stimme des Gewissens, durch diese Stimme, \'fcber deren Aussage ich nicht kl\'fcgeln darf, sondern ihr stumm gehorchen muss \endash sind die durch sie gebotenen Handlungen auch wirklich die Mittel, und die einigen Mittel, den irdischen Zweck der Menschheit herbeizuf\'fchren? Dass ich nicht anders kann, als sie auf diesen Zweck beziehen, und keine andere Absicht mit ihnen haben darf, als diese, ist unstreitig; aber wird denn diese meine Absicht immer erreicht? Bedarf es nichts weiter, als das Beste zu wollen, damit es geschehe? O, die meisten guten Entschliessungen gehen f\'fcr diese Welt v\'f6llig verloren, und andere scheinen sogar dem Zwecke entgegenzuwirken, den man sich bei ihnen vorsetzte. Dagegen f\'fchren sehr oft die ver\'e4chtlichsten Leidenschaften der Menschen, ihre Laster und ihre Unthaten, das Bessere sicherer herbei, als die Bem\'fchungen des Rechtschaffenen, der nie B\'f6ses thun will, damit Gutes daraus erfolge; und es scheint, dass das Welt-Beste, ganz unabh\'e4ngig von allen menschlichen Tugenden oder Lastern, nach seinem eigenen Gesetze, durch eine unsichtbare und unbekannte Kraft, wachse und gedeihe, ebenso wie die Himmels-K\'f6rper, unabh\'e4ngig von allen menschlichen Bem\'fchungen, ihre angewiesene Bahn durchlaufen; und dass diese Kraft alle menschliche Absichten, gute und b\'f6se, in ihren eigenen h\'f6heren Plan mit fortreisse, und, was f\'fcr andere Zwecke unternommen wurde, \'fcberm\'e4chtig f\'fcr ihren eigenen Zweck gebrauche.\f0\par \f1 Wenn also auch die Erreichung jenes irdischen Zieles die Absicht unseres Daseyns seyn k\'f6nnte, und der Vernunft dabei keine Fragen \'fcbriggelassen w\'fcrden, so w\'e4re dieser Zweck wenigstens nicht der unserige, sondern der jener unbekannten Kraft. Wir wissen keinen Augenblick, was diesen Zweck bef\'f6rdert; uns bliebe nichts \'fcbrig, als jener Kraft durch unsere Handlungen irgend einen Stoff, ganz gleich welchen, hinzugeben, und es ihr zu \'fcberlassen, dass sie denselben ihrem Ziele gem\'e4ss bearbeite. Es w\'fcrde zur h\'f6chsten Weisheit, uns nicht um Dinge zu bem\'fchen, die uns nicht angehen; zu leben, wie es uns jedesmal anwandelte, und den Erfolg ruhig jener Kraft zu \'fcberlassen. Das Sittengesetz in unserem Innern w\'fcrde leer und \'fcberfl\'fcssig, und passte schlechthin nicht in ein Wesen, das nicht mehr verm\'f6chte, und zu nichts H\'f6herem bestimmt w\'e4re. Um mit uns selbst einig zu werden, m\'fcssten wir der Stimme desselben den Gehorsam versagen, und sie, als eine verkehrte und th\'f6richte Schw\'e4rmerei in uns, unterdr\'fccken.\f0\par \par \f1 Nein, ich will ihr den Gehorsam nicht versagen, so wahr ich lebe und bin, ich will ihr gehorchen, schlechthin weil sie gebietet. Dieser Entschluss sey das Erste und H\'f6chste in meinem Geiste, dasjenige, wonach alles Andere sich richte, der aber sich selbst nach keinem anderen richte, noch von ihm abh\'e4nge; er sey das innerste Princip meines geistigen Lebens.\f0\par \f1 Aber schlechthin f\'fcr nichts und um nichts kann ich als vern\'fcnftiges Wesen, dem durch seinen blossen Entschluss schon ein Zweck hingestellt wird, nicht handeln. Soll ich jenen Gehorsam f\'fcr vern\'fcnftig anzuerkennen verm\'f6gen, soll es wirklich die mein Wesen bildende Vernunft, nicht eine selbst erdichtete, oder eine irgend woher angeworfene Schw\'e4rmerei seyn, welche mir den Gehorsam gebietet, so muss dieser Gehorsam doch irgend einen Erfolg haben, und zu irgend etwas dienen. Er dient offenbar nicht f\'fcr den Zweck der irdischen Welt; es muss sonach eine \'fcberirdische Welt geben, f\'fcr deren Zweck er diene.\f0\par \par \f1 Der Nebel der Verblendung f\'e4llt von Meinem Auge; ich erhalte ein neues Organ, und eine neue Welt geht in demselben mir auf. Sie geht mir auf, lediglich durch das Vernunftgebot, und schliesst nur an dieses in meinem Geiste sich an. Ich umfasse diese Welt \endash ich muss wohl, durch meine sinnliche Ansicht beschr\'e4nkt, das Unnennbare so benennen \endash ich umfasse diese Welt lediglich in dem Zwecke und unter dem Zwecke, den mein Gehorsam haben muss; sie ist ganz und gar nichts Anderes, als dieser nothwendige Zweck selbst, den meine Vernunft dem Gebote hinzuf\'fcgt.\f0\par \f1 Wie k\'f6nnte ich auch, alles \'fcbrige abgerechnet, glauben, dass dieses Gesetz f\'fcr die Sinnenwelt berechnet sey, und der ganze Zweck des Gehorsams, den dasselbe fordert, in ihr liege; da dasjenige, worauf es bei diesem Gehorsam allein ankommt, in ihr \'fcberhaupt zu nichts dient, nie Ursache werden, noch Folgen haben kann. In der Sinnenwelt, die an der Kette der materiellen Ursachen und Wirkungen fortl\'e4uft; in welcher das, was erfolgt, von dem abh\'e4ngt, was vorher geschahe, kommt es nie darauf an, \i\f0 wie, mit welchen Absichten und Gesinnungen\i0\f1 eine That unternommen w\'fcrde, sondern \i\f0 nur, welches diese That sey\i0 .\par \f1 W\'e4re das die ganze Absicht unseres Daseyns, einen irdischen Zustand unseres Geschlechtes hervorzubringen, so bed\'fcrfte es lediglich eines unfehlbaren Mechanismus, der unser \'e4usseres Handeln bestimmte, und wir brauchten nichts mehr zu seyn, als der ganzen Maschine wohleingepasste R\'e4der. Die Freiheit w\'e4re dann nicht bloss vergebens, sondern sogar zweckwidrig; der gute Wille vollkommen \'fcberfl\'fcssig. Die Welt w\'e4re h\'f6chst ungeschickt eingerichtet, und ginge mit Verschwendung und durch Umwege zu ihrem Ziele. H\'e4ttest du, m\'e4chtiger Weltgeist, diese Freiheit, die du nur mit M\'fche und durch eine andere Veranstaltung deinen Planen anpassen musst, uns lieber genommen, und uns geradezu gen\'f6thigt zu handeln, wie wir f\'fcr deine Plane handeln sollten! du k\'e4mst dann auf dem k\'fcrzesten Wege zum Ziele, wie der geringste der Bewohner deiner Welten dir sagen kann. \endash Aber ich bin frei; und darum kann ein solcher Zusammenhang der Ursachen und Wirkungen, in welchem die Freiheit absolut \'fcberfl\'fcssig und zwecklos ist, meine ganze Bestimmung nicht ersch\'f6pfen. Ich soll frei seyn; denn nicht die mechanisch hervorgebrachte That, sondern die freie Bestimmung der Freiheit lediglich um des Gebotes, und schlechthin um keines anderen Zweckes willen \endash so sagt uns die innere Stimme des Gewissens \endash diese allein macht unseren wahren Werth aus. Das Band, mit welchem das Gesetz mich bindet, ist ein Band f\'fcr lebendige Geister: es verschm\'e4ht, \'fcber den todten Mechanismus zu herrschen, und wendet sich allein an das Lebendige und Selbstth\'e4tige. Diesen Gehorsam verlangt es; dieser Gehorsam kann nicht \'fcberfl\'fcssig seyn.\f0\par \par Und hiermit geht die ewige Welt heller vor mir auf, und das Grundgesetz ihrer Ordnung steht klar vor dem Auge meines Geistes. In ihr ist rein und bloss\i der Wille\i0\f1 , wie er im geheimen Dunkel meines Gem\'fcths vor allen sterblichen Augen verschlossen liegt, erstes Glied einer Kette von Folgen, die durch das ganze unsichtbare Reich der Geister hindurchl\'e4uft; so wie in der irdischen Welt \i\f0 die That\i0\f1 , eine gewisse Bewegung der Materie, erstes Glied einer materiellen Kette wird, die das ganze System der Materie durchfliesset. Der Wille ist das Wirkende und Lebendige der Vernunftwelt, so wie die Bewegung das Wirkende und Lebendige der Sinnenwelt ist. Ich stehe im Mittelpuncte zweier gerade entgegengesetzter Welten, einer sichtbaren, in der die That, einer unsichtbaren und schlechthin unbegreiflichen, in der der Wille entscheidet; ich bin eine der Urkr\'e4fte f\'fcr beide Welten. Mein Wille ist es, der beide umfasst. Dieser Wille ist schon an und f\'fcr sich selbst Bestandtheil der \'fcbersinnlichen Welt; so wie ich ihn durch irgend einen Entschluss bewege, bewege und ver\'e4ndere ich etwas in dieser Welt, und meine Wirksamkeit fliesst fort \'fcber das Ganze, und bringt Neues, ewig Dauerndes hervor, das da nun ist, und nicht mehr gemacht zu werden bedarf. Dieser Wille bricht aus in eine materielle That, und diese That geh\'f6rt der Sinnenwelt an, und wirkt in derselben, was sie wirken kann.\f0\par \f1 Nicht erst, nachdem ich aus dem Zusammenhange der irdischen Welt gerissen seyn werde, werde ich den Eintritt in die \'fcberirdische erhalten; ich bin und lebe schon jetzt in ihr, weit wahrer, als in der irdischen; schon jetzt ist sie mein einziger fester Standpunct, und das ewige Leben, das ich schon l\'e4ngst in Besitz genommen, ist der einige Grund, warum ich das irdische noch fortf\'fchren mag. Das, was sie Himmel nennen, liegt nicht jenseits des Grabes; es ist schon hier um unsere Natur verbreitet, und sein Licht geht in jedem reinen Herzen auf. Mein Wille ist mein, und er ist das einige, das ganz mein ist, und vollkommen von mir selbst abh\'e4ngt, und durch ihn bin ich schon jetzt ein Mitb\'fcrger des Reiches der Freiheit und der Vernunftth\'e4tigkeit durch sich selbst. Welche Bestimmung meines Willens \endash des einzigen, wodurch ich vom Staube herauf in dieses Reich eingreife, \endash in die Ordnung desselben passe, sagt mir in jedem Augenblicke mein Gewissen, das Band, an welchem jene Welt unabl\'e4ssig mich h\'e4lt und mit sich verkn\'fcpft; und es h\'e4ngt ganz von mir selbst ab, mir die gebotene Bestimmung zu geben. Ich bearbeite dann mich selbst f\'fcr diese Welt, arbeite sonach in ihr, und f\'fcr sie, indem ich eines ihrer Glieder bearbeite; verfolge in ihr, und nur in ihr, ohne Wanken und Zweifel nach einer festen Regel meinen Zweck, \endash des Erfolges sicher, indem da keine fremdartige Macht meinem Willen entgegensteht \endash Dass in der Sinnenwelt mein Willen sofern er nur wirklich Wille ist, wie er soll, auch noch zur That wird, ist lediglich das Gesetz dieser sinnlichen Welt. Ich wollte nicht so die That, wie den Willen; nur der letztere war ganz und rein mein Werk, und er war auch alles, was rein aus mir selbst hervorging. Es bedurfte nicht noch eines besonderen Actes von meiner Seite, um an ihn die That anzukn\'fcpfen: sie kn\'fcpfte sich selbst an ihn an, nach dem Gesetze der zweiten Welt, mit welcher ich durch meinen Willen zusammenh\'e4nge, und in welcher dieser Wille gleichfalls Urkraft ist, wie in der ersten. \endash Ich bin freilich, wenn ich den durch das Gewissen mir gebotenen Willen, als That, und als wirkende Ursache in der Sinnenwelt ansehe, gen\'f6thigt, ihn auf jenen irdischen Zweck der Menschheit als Mittel zu beziehen: nicht, als ob ich dann den Weltplan erst \'fcbersehen, und nach dieser Einsicht berechnen m\'fcsste, was ich zu thun h\'e4tte; sondern das unmittelbar durch das Gewissen mir gebotene bestimmte Handeln stellt sich mir ohne weiteres dar, als dasjenige, wodurch allein in meiner Lage ich zur Erreichung jenes Zwecks beitragen k\'f6nne. Ob es mir nun nach der That scheine, als ob durch sie der Zweck nicht bef\'f6rdert, ja, als ob er sogar gehindert worden w\'e4re; reuen kann mich die That darum nicht, an mir selbst dar\'fcber irre werden kann ich nicht, so wahr ich nur meinem Gewissen gehorchte, indem ich sie vollzog; welche Folgen sie auch f\'fcr diese Welt haben m\'f6ge, f\'fcr die andere Welt kann nichts Anderes, denn Gutes aus ihr folgen. Und selbst f\'fcr diese Welt gebietet mir nun, eben, weil die That f\'fcr ihren Zweck verloren zu sein scheint, mein Gewissen, dieselbe zweckm\'e4ssiger zu wiederholen, oder, weil sie denselben gehindert zu haben scheint, das Nachtheilige aufzuheben, und das dem Erfolge Widerstrebende zu vernichten. Ich will, wie ich soll; und die neue That erfolgt. Es kann geschehen, dass die Folgen dieser neuen That in der Sinnenwelt mir nicht erspriesslicher erscheinen, als die der ersteren; aber ich bleibe ebenso ruhig \'fcber sie in R\'fccksicht der anderen Welt, und f\'fcr die gegenw\'e4rtige ist es mir nun aufgelegt, durch neues Wirken das Vorhergehende zu verbessern. Und so m\'f6chte es immer scheinen, dass ich durch mein ganzes irdisches Leben das Gute in dieser Welt nicht um eines Haares Breite weiter bringe, auf geben darf ich es doch nicht; nach jedem mislungenen Schritte muss ich glauben, dass doch der n\'e4chste gelingen k\'f6nne; f\'fcr jene Welt aber ist kein Schritt verloren. \endash Kurz, den irdischen Zweck bef\'f6rdere ich nicht lediglich um sein selbst willen, und als letzten Endzweck; sondern darum, weil mein wahrer letzter Zweck, Gehorsam gegen das Gesetz, in der gegenw\'e4rtigen Welt sich mir nicht anders darstellt, denn als Bef\'f6rderung jenes Zweckes. Ihn d\'fcrfte ich aufgeben, wenn ich nur jemals dem Gesetze den Gehorsam verweigern d\'fcrfte, oder, wenn sich dasselbe mir in diesem Leben jemals anders darstellen k\'f6nnte, denn als ein Gebot, diesen Zweck in meiner Lage zu bef\'f6rdern; ihn werde ich wirklich aufgegeben haben in einem anderen Leben, in welchem das Gebot mir einen anderen hienieder v\'f6llig unbegreiflichen Zweck setzen wird. In diesem Leben muss ich ihn bef\'f6rdern\i\f0 wollen\i0\f1 , weil ich gehorchen muss; ob er durch die That, die aus diesem gesetzm\'e4ssigen Wollen erfolgt,\i wirklich bef\'f6rdert\i0 werde, ist nicht meine Sorge; ich bin nur f\'fcr den \i\f0 Willen\i0\f1 , der hienieden freilich nur auf den irdischen Zweck gehen kann, nicht aber f\'fcr den Erfolg verantwortlich. Vor der That kann ich diesen Zweck nie aufgeben; die That aber kann ich, nachdem sie vollbracht ist, wohl aufgeben, und sie wiederholen, oder verbessern. Ich lebe und wirke sonach scholl hier, meinem eigentlichsten Wesen und meinem n\'e4chsten Zwecke nach, nur f\'fcr die andere Welt, und die Wirksamkeit f\'fcr dieselbe ist die einzige, der ich ganz sicher bin; f\'fcr die Sinnenwelt wirke ich nur um der anderen willen, und darum, weil ich f\'fcr die andere gar nicht wirken kann, ohne f\'fcr diese wenigstens wirken zu \i\f0 wollen\i0 .\par \par \f1 Ich will mich festsetzen, ich will mich einheimisch machen in dieser mir ganz neuen Ansicht meiner Bestimmung. \endash Das gegenw\'e4rtige Leben l\'e4sst sich vern\'fcnftigerweise nicht als die ganze Absicht meines Daseyns, und des Daseyns eines Menschengeschlechts \'fcberhaupt denken; es ist in mir Etwas, und es wird von mir Etwas gefordert, das in diesem ganzen Leben keine Anwendung findet, und f\'fcr das H\'f6chste, was auf der Erde hervorgebracht werden kann, v\'f6llig zwecklos und \'fcberfl\'fcssig ist. Der Mensch muss sonach einen \'fcber dieses Leben hinausliegenden Zweck haben Soll aber das gegenw\'e4rtige Leben, welches ihm dennoch aufgelegt wird, und das lediglich zur Entwickelung der Vernunft bestimmt seyn kann, indem ja die schon erwachte Vernunft uns gebietet, dasselbe zu erhalten, und den h\'f6chsten Zweck desselben aus allen Kr\'e4ften zu bef\'f6rdern \endash soll dieses Leben nicht v\'f6llig vergebens und unn\'fctz seyn in der Reihe unseres Daseyns, so muss es sich zu einem k\'fcnftigen Leben wenigstens verhalten, wie Mittel zum Zwecke. Nun giebt es in diesem gegenw\'e4rtigen Leben nichts, dessen letzte Folgen nicht auf der Erde blieben, nichts, wodurch es mit einem k\'fcnftigen Leben zusammenh\'e4ngen k\'f6nnte, ausser dem guten Willen; welcher hinwiederum in dieser Welt, zufolge des Grundgesetzes derselben, an sich nichts fruchtet. Der gute Wille nur kann es seyn, er muss es seyn, durch den wir f\'fcr ein anderes Leben, und f\'fcr das erst dort uns aufzustellende n\'e4chste Ziel desselben arbeiten; die uns unsichtbaren Folgen dieses guten Willens sind es, durch die wir in jenem Leben erst einen festen Standpunct, von welchem aus wir dann weiter in ihm fortr\'fccken k\'f6nnen, uns erwerben.\f0\par \par \i Dass\i0\f1 unser guter Wille an und f\'fcr und durch sich selbst Folgen haben m\'fcsse, wissen wir schon in diesem Leben, denn die Vernunft kann nichts Zweckloses gebieten; \i\f0 welches\i0\f1 aber diese Folgen seyen, ja wie es nur m\'f6glich sey, dass ein blosser Wille etwas wirken k\'f6nne, dar\'fcber k\'f6nnen wir auch nicht einmal etwas denken, so lange wir noch in dieser materiellen Welt befangen sind, und es ist Weisheit, eine Erforschung, von der wir schon vorher wissen k\'f6nnen, dass sie uns mislingen werde, gar nicht zu unternehmen. In R\'fccksicht der Beschaffenheit dieser Folgen ist also das gegenw\'e4rtige Leben in Beziehung auf ein k\'fcnftiges ein Leben \i\f0 im Glauben\i0\f1 . Im k\'fcnftigen Leben werden wir diese Folgen besitzen, denn wir werden mit unserer Wirksamkeit von ihnen ausgehen, und auf sie fortbauen; dieses andere Leben wird sonach in Beziehung auf die Folgen unseres guten Willens im gegenw\'e4rtigen ein Leben des \i\f0 Schauens\i0\f1 seyn. Wir werden auch in diesem andern Leben ein n\'e4chstes Ziel f\'fcr dasselbe aufgestellt erhalten, wie wir es im gegenw\'e4rtigen hatten; denn wir m\'fcssen fort th\'e4tig seyn. Aber wir bleiben endliche Wesen \endash und f\'fcr endliche Wesen ist jede Th\'e4tigkeit eine bestimmte; und bestimmte That bat ein bestimmtes Ziel. Wie im gegenw\'e4rtigen Leben zum Ziele desselben sich verh\'e4lt die vorhanden gefundene Welt, die zweckm\'e4ssige Einrichtung dieser Welt f\'fcr die uns gebotene Arbeit, die schon erreichte Cultur und G\'fcte unter den Menschen, und unsere eigenen sinnlichen Kr\'e4fte: so worden im k\'fcnftigen Leben zum Ziele desselben sich verhalten die Folgen unseres guten Willens im gegenw\'e4rtigen. Das gegenw\'e4rtige ist der Anfang unserer Existenz; es wird uns eine Ausstattung f\'fcr dasselbe und ein fester Boden in ihm frei geschenkt: das k\'fcnftige ist die Fortsetzung dieser Existenz; f\'fcr dasselbe m\'fcssen wir einen Anfang, und einen bestimmten Standpunct uns selbst erwerben.\f0\par \f1 Und nun erscheint das gegenw\'e4rtige Leben nicht mehr als unn\'fctz und vergeblich; dazu, und nur allein dazu, um diesen festen Grund in einem k\'fcnftigen Leben zu gewinnen, ist es uns gegeben, und allein vermittelst dieses Grundes h\'e4ngt es mit unserem ganzen ewigen Daseyn zusammen. \endash Es ist sehr m\'f6glich, dass auch dieses zweiten Lebens n\'e4chstes Ziel durch endliche Kr\'e4fte mit Sicherheit und nach einer Regel eben so unerreichbar sey, als das Ziel des gegenw\'e4rtigen Lebens es ist; und dass auch dort der gute Wille als \'fcberfl\'fcssig und zwecklos erscheine. Aber verloren kann er dort ebensowenig seyn, als er es hier seyn kann, denn es ist das nothwendig fortdauernde, und von ihr unabtrennliche Gebot der Vernunft. Seine nothwendige Wirksamkeit w\'fcrde sonach in diesem Falle uns auf ein drittes Leben hinweisen, in welchem die Folgen des guten Willens aus dem zweiten sich zeigen w\'fcrden, und welches folgende Leben in diesem zweiten auch nur \i\f0 geglaubt\i0\f1 w\'fcrde; zwar mit festerer und unersch\'fctterlicher Zuversicht, nachdem wir die Wahrhaftigkeit der Vernunft schon durch die That erfahren, und die Fr\'fcchte eines reinen Herzens in einem schon vollendeten Leben treu aufbewahrt wiedergefunden h\'e4tten.\f0\par \f1 Wie in dem gegenw\'e4rtigen Leben allein aus dem Gebote einer bestimmten Handlung unser Begriff eines bestimmten Zieles, und aus diesem die ganze Anschauung der uns gegebenen Sinnenwelt entsteht, eben so wird im k\'fcnftigen auf ein \'e4hnliches, jetzt f\'fcr uns v\'f6llig undenkbares Gebot der Begriff eines n\'e4chsten Ziels f\'fcr dieses Leben, und auf dieses die Anschauung einer Welt, in der uns die Folgen unseres guten Willens im gegenw\'e4rtigen Leben vorausgegeben sind, sich gr\'fcnden. Die gegenw\'e4rtige Welt ist \'fcberhaupt nur durch das Pflichtgebot f\'fcr uns da; die andere wird uns gleichfalls nur durch ein anderes Pflichtgebot entstehen: denn auf eine andere Weise giebt es f\'fcr kein vern\'fcnftiges Wesen eine Welt.\f0\par \par \f1 Dies sonach ist meine ganze erhabene Bestimmung, mein wahres Wesen. Ich bin Glied zweier Ordnungen; einer rein geistigen, in der ich durch den blossen reinen Willen herrsche, und einer sinnlichen, in der ich durch meine That wirke Der ganze Endzweck der Vernunft ist reine Th\'e4tigkeit derselben, schlechthin durch sich selbst und ohne eines Werkzeuges ausser sich zu bed\'fcrfen, \endash Unabh\'e4ngigkeit von allem, das nicht selbst Vernunft ist, absolute Unbedingtheit. Der Wille ist das lebendige Princip der Vernunft, ist selbst die Vernunft, wenn sie rein und unabh\'e4ngig aufgefasst wird; die Vernunft ist durch sich selbst th\'e4tig, heisst: der reine Wille, bloss als solcher, wirkt und herrscht. Unmittelbar und lediglich in dieser rein geistigen Ordnung lebt nur die unendliche Vernunft. Der Endliche, der nicht die Vernunftwelt selbst, sondern nur ein einzelnes unter mehreren Gliedern derselben ist, lebt nothwendig zugleich in einer sinnlichen Ordnung, das heisst, in einer solchen, die ihm noch ein anderes Ziel, ausser der reinen Vernunftth\'e4tigkeit, darstellt: einen materiellen Zweck, \endash zu bef\'f6rdern durch Werkzeuge und Kr\'e4fte, die zwar unter der unmittelbaren Botm\'e4ssigkeit des Willens stehen, deren Wirksamkeit aber auch noch durch ihre eigenen Naturgesetze bedingt ist. Doch muss, so gewiss die Vernunft Vernunft ist, der Wille schlechthin durch sich selbst, unabh\'e4ngig von den Naturgesetzen, durch welche die That bestimmt wird, wirken; und darum deutet jedes sinnliche Leben des Endlichen auf ein h\'f6heres, in das ihn der Wille bloss durch sich selbst einf\'fchre, und ihm in demselben Besitz verschaffe \endash ein Besitz, der sich uns freilich wieder sinnlich darstellen wird, als ein \i\f0 Zustand\i0 , keinesweges als ein blosser Wille.\par \f1 Diese zwei Ordnungen, die rein geistige und die sinnliche, welche letztere aus einer un\'fcbersehbaren Reihe von besonderen Leben bestehen mag, sind von dem ersten Augenblicke der Entwickelung einer th\'e4tigen Vernunft an in mir, und laufen neben einander fort. Die letztere Ordnung ist nur eine Erscheinung f\'fcr mich selbst, und f\'fcr diejenigen, die mit mir in dem gleichen Leben sich befinden; die erstere allein giebt dem letzteren Bedeutung, Zweckm\'e4ssigkeit und Werth. Ich bin unsterblich, unverg\'e4nglich, ew\f0 ig, sobald ich den Entschluss fasse, dem Vernunftgesetze zu gehorchen; ich soll es nicht erst \i werden\i0\f1 . Die \'fcbersinnliche Welt ist keine zuk\'fcnftige Welt; sie ist gegenw\'e4rtig; sie kann in keinem Puncte des endlichen Daseyns gegenw\'e4rtiger seyn, als in dem andern; nach einem Daseyn von Myriaden Lebensl\'e4ngen nicht gegenw\'e4rtiger seyn, als in diesem Augenblicke. Andere Bestimmungen meiner \i\f0 sinnlichen\i0\f1 Existenz sind zuk\'fcnftig; aber diese sind ebensowenig das wahre Leben, als die gegenw\'e4rtige Bestimmung es ist. Ich ergreife durch jenen Entschluss die Ewigkeit, und streife das Leben im Staube und alle andere sinnliche Leben, die mir noch bevorstehen k\'f6nnen, ab, und versetze mich hoch \'fcber sie. Ich werde mir selbst zur einigen Quelle alles meines Seyns und meiner Erscheinungen; und habe von nun an, unbedingt durch etwas ausser mir, das Leben in mir selbst. Mein Wille, den ich selbst, und kein Fremder, in die Ordnung jener Welt f\'fcge, ist diese Quelle des wahren Lebens und der Ewigkeit.\f0\par \f1 Aber auch nur mein Wille ist diese Quelle; nur dadurch, dass ich diesen Willen f\'fcr den eigentlichen Sitz der sittlichen G\'fcte erkenne, und zu dieser G\'fcte ihn wirklich erhebe, erhalte ich die Gewissheit und den Besitz jener \'fcbersinnlichen Welt.\f0\par \f1 Ohne Aussicht auf irgend einen begreiflichen und sichtbaren Zweck, ohne Untersuchung, ob aus meinem Willen irgend etwas Anderes erfolge; als das Wollen selbst, soll ich gesetzm\'e4ssig wollen. Mehl Wille steht allein da, abgesondert von allem, was er nicht selbst ist, bloss durch sich, und f\'fcr sich selbst seine Welt; nicht bloss, dass er absolut \i\f0 Erstes\i0 sey, und dass es \i vor\i0 ihm kein anderes Glied gebe, das in ihn eingreife, und ihn bestimme; sondern auch, dass aus ihm kein denkbares und begreifliches \i Zweites\i0\f1 folge, und dadurch seine Wirksamkeit unter ein fremdes Gesetz falle. Ginge aus ihm ein Zweites, aus diesem ein Drittes u.s.f. hervor in einer uns denkbaren, der geistigen Welt entgegengesetzten Sinnenwelt: so w\'fcrde durch den Widerstand der in Bewegung zu setzenden selbstst\'e4ndigen Glieder einer solchen Welt seine Kraft gebrochen; die Art der Wirksamkeit entspr\'e4che nicht mehr ganz dem durch das Wollen ausgedr\'fcckten Zweckbegriffe, und der Wille bliebe nicht frei, sondern er w\'fcrde zum Theil durch die eigenth\'fcmlichen Gesetze seiner heterogenen Wirkungssph\'e4re beschr\'e4nkt. \endash So muss ich auch wirklich in der gegenw\'e4rtigen, mir allein bekannten sinnlichen Welt den Willen ansehen. Ich bin freilich gen\'f6thigt, zu glauben, das heisst, zu handeln, als ob ich d\'e4chte \endash dass durch mein Wollen meine Zunge, meine Hand, mein Fuss in Bewegung gesetzt werden k\'f6nnten; wie aber ein blosser Hauch, ein Druck der Intelligenz auf sich selbst, wie der Wille es ist, Princip einer Bewegung in der schweren irdischen Masse seyn k\'f6nne, dar\'fcber kann ich nicht nur nichts denken, sondern selbst die blosse Behauptung ist vor dem Richterstuhle des betrachtenden Verstandes reiner baarer Unverstand; und auf diesem Gebiete muss die Bewegung der Materie sogar in mir selbst, rein aus inneren Kr\'e4ften der blossen Materie erkl\'e4rt werden.\f0\par \f1 Eine Ansicht von meinem Willen, wie die beschriebene, aber erhalte ich nur dadurch, dass ich in mir selbst innewerde, derselbe sey nicht etwa bloss h\'f6chstes th\'e4tiges Princip f\'fcr diese Welt, welches er allerdings ohne alle eigentliche Freiheit durch den blossen Einfluss des gesammten Weltsystems werden k\'f6nnte, ohngef\'e4hr so, wie wir uns die bildende Kraft in der Natur denken m\'fcssen: sondern er verschm\'e4he schlechthin alle irdische, und \'fcberhaupt alle ausser ihm liegende Zwecke, und stelle sich selbst um sein selbst willen als letzten Zweck hin. Aber lediglich durch eine solche Ansicht von meinem Willen werde ich in eine \'fcbersinnliche Ordnung hin\'fcber gewiesen, in welcher der Wille rein durch sich selbst, ohne alles ausser ihm liegende Werkzeug, in einer ihm gleichen, rein geistigen, von ihm durchaus durchdringbaren Sph\'e4re, Ursache werde. \endash Dass das gesetzm\'e4ssige Wollen schlechthin um sein selbst willen gefordert werde \endash eine Kenntniss, die ich nur als Thatsache in meinem Innern finden, und welche auf keinem anderen Wege an mich gelangen kann \endash dies war das erste Glied meines Denkens. Dass diese Forderung vernunftm\'e4ssig, und die Quelle und Richtschnur alles, anderen Vernunftm\'e4ssigen sey, dass sie nach nichts sich richte, alles Andere aber nach ihr sich richten und von ihr abh\'e4ngig werden m\'fcsse \endash eine Ueberzeugung, zu welcher ich abermals nicht von aussen, sondern nur innerlich gelangen kann, durch den unersch\'fctterlichen Beifall, den ich, mit Freiheit, jener Forderung gebe \endash dies war das zweite Glied meines Denkens. Und erst von diesen Gliedern aus kam ich zum Glauben an eine \'fcbersinnliche, ewige Welt. Hebe ich die ersteren auf, so kann vom letzteren nicht weiter die Rede seyn. Eben, wenn es sich so verhielte, wie Viele sagen, und es ohne weiteren Beweis als von selbst sich verstehend voraussetzen, und es als den h\'f6chsten Gipfel der Lebensweisheit anpreisen, dass alle menschliche Tugend stets nur einen bestimmten \'e4usseren Zweck vor sich haben, und dass sie der Erreichbarkeit dieses Zweckes erst sicher seyn m\'fcsse, ehe sie handeln k\'f6nne, und ehe sie Tugend sey \endash dass sonach die Vernunft gar nicht in sich selbst ein Princip und eine Richtschnur ihrer Th\'e4tigkeit enthielte, sondern diese Richtschnur erst von aussen her durch die Betrachtung der ihr fremden Welt erhalten m\'fcsste \endash wenn es so sich verhielte, dann w\'e4re hienieden der Endzweck unseres Daseyns; die menschliche Natur w\'e4re durch unsere irdische Bestimmung vollkommen ersch\'f6pft und durchaus erkl\'e4rbar, und es g\'e4be keinen vern\'fcnftigen Grund, mit unseren Gedanken \'fcber das gegenw\'e4rtige Leben hinauszugehen.\f0\par \par \f1 Aber, wie ich soeben mit mir selbst gesprochen, kann jeder Denker; der jene ersten Glieder irgendwoher historisch, etwa aus Sucht nach dem Neuen und Ungew\'f6hnlichen, angenommen, und nun von ihnen aus nur richtig weiter fort folgern kann, reden und lehren. Er tr\'e4gt uns dann die Denkart eines fremden Lebens vor, nicht die seines eigenen; alles schwebt ihm leer und bedeutungslos vor\'fcber, weil es ihm am Sinne mangelt, wodurch man die Realit\'e4t desselben ergreift; er ist ein Blinder, der auf einige historisch gelernte wahre S\'e4tze von den Farben eine durchaus richtige Theorie derselben gebaut hat, ohnerachtet es f\'fcr ihn gar keine Farbe giebt; er kann sagen, wie es unter gewissen Bedingungen \i seyn m\'fcsse\i0\f0 ; aber ihm \i ist\i0\f1 es nicht so, weil er unter diesen Bedingungen nicht steht. Den Sinn, mit welchen man das ewige Leben ergreift, erh\'e4lt man nur dadurch, dass man das Sinnliche und die Zwecke desselben wirklich aufgiebt und aufopfert f\'fcr das Gesetz, das lediglich unseren Willen in Anspruch nimmt, und nicht unsere Thaten; es aufgiebt, mit der festen Ueberzeugung, dass dieses Verfahren vernunftm\'e4ssig, und das einzige Vernunftm\'e4ssige sey. Erst durch diese Verzichtleistung auf das Irdische tritt der Glaube an das Ewige hervor in unserer Seele, und wird isolirt hingestellt, als die einige St\'fctze, an die wir uns noch halten k\'f6nnen, nachdem wir alles Andere aufgegeben, \endash als das einige belebende Princip, das unseren Busen noch hebt und unser Leben noch begeistert. Wohl muss man, nach den Bildern einer heiligen Lehre, der Welt erst absterben und wiedergeboren werden, um in das Reich Gottes eingehen zu k\'f6nnen.\f0\par \f1 Ich sehe, o ich sehe nun klar vor mir liegen den Grund meiner ehemaligen Achtlosigkeit und Blindheit \'fcber geistliche Dinge. Von irdischen Zwecken angef\'fcllt, und in sie mit allem Dichten und Trachten verloren, nur durch den Begriff eines Erfolges, der ausser uns wirklich werden soll, durch die Begier darnach, und das Wohlgefallen daran, in Bewegung gesetzt und getrieben, unempfindlich und todt f\'fcr den reinen Antrieb der durch sich selbst gesetzgebenden Vernunft, die uns einen rein geistigen Zweck aufstellt, bleibt die unsterbliche Psyche angeheftet an den Boden, und ihre Fittige gebunden. Unsere Philosophie wird die Geschichte unseres eigenen Herzens und Lebens, und wie wir uns selbst finden, denken wir den Menschen \'fcberhaupt und seine Bestimmung. Nie anders als durch die Begierde nach dem; was in dieser Welt wirklich werden kann, getrieben, giebt es f\'fcr uns keine wahre Freiheit, \endash keine Freiheit, die den Grund ihrer Bestimmung absolut und durchaus in sich selbst h\'e4tte. Unsere Freiheit ist h\'f6chstens die der sich selbst bildenden Pflanze; nicht ihrem Wesen nach h\'f6her, nur im Erfolge k\'fcnstlicher, nur nicht eine Materie hervorbringend mit Wurzeln, Bl\'e4ttern, Bl\'fcthen, sondern ein Gem\'fcth mit Trieben, Gedanken, Handlungen. Von der wahren Freiheit verm\'f6gen wir schlechterdings nichts zu vernehmen, weil wir nicht im Besitze derselben sind; wir ziehen, wenn von ihr geredet wird, die Worte zu unserer Bedeutung herab, oder schelten die Rede kurz und gut f\'fcr Unsinn. Mit der Erkenntniss der Freiheit geht uns zugleich der Sinn f\'fcr eine andere Welt verloren. Alles von dieser Art schwebt vor uns vor\'fcber, wie Worte, die an uns gar nicht gerichtet sind, wie ein aschgrauer Schatten, ohne Farbe und Bedeutung, den wir an keinem Ende anzufassen und festzuhalten verm\'f6gen. Wir lassen, ohne die geringste Theilnahme alles an seinen Ort gestellt. Oder treibt uns ein r\'fcstigerer Eifer, dasselbe jemals ernstlich zu betrachten, so sehen wir klar ein und k\'f6nnen beweisen, dass alle jene Ideen unhaltbare und gehaltlose Schw\'e4rmereien sind, die der verst\'e4ndige Mann wegwirft; und wir haben nach den Voraussetzungen, von denen wir ausgehen, und die aus unserer eigenen innersten Erfahrung gesch\'f6pft sind vollkommen Recht, und sind unwiderlegbar und unbelehrbar, so lange wir diejenigen bleiben, die wir sind. Die mitten unter unserem Volke mit einer besonderen Autorit\'e4t versehenen vortrefflichen Lehren \'fcber Freiheit, Pflicht und ewiges Leben verwandeln sich f\'fcr uns in abenteuerliche Fabeln, \'e4hnlich denen vom Tartarus und den elys\'e4ischen Feldern, ohne dass wir gerade unsere wahre Herzensmeinung entdecken, indem wir es gerathen finden, durch diese Bilder den P\'f6bel bei der \'e4usseren Ehrbarkeit zu erhalten; oder sind wir weniger nachdenkend und selbst noch durch die Bande der Autorit\'e4t gefesselt, so sinken wir selbst zum wahren P\'f6bel herab, indem wir glauben, was \i\f0 so verstanden\i0\f1 nur l\'e4ppische Fabel w\'e4re, und in jenen rein geistigen Hindeutungen das Versprechen finden, dasselbe erb\'e4rmliche Wesen, das wir hienieden treiben, in alle Ewigkeit fortzusetzen.\f0\par \f1 Um mir Alles in Einem zu sagen: \endash nur durch die gr\'fcndliche Verbesserung meines Willens geht ein neues Licht \'fcber mein Daseyn und meine Bestimmung mir auf; ohne sie ist, so viel ich auch nachdenken, und mit so vorz\'fcglichen Geistesgaben ich auch ausgestattet seyn mag, eitel Finsterniss in mir und um mich. Nur die Verbesserung des Herzens f\'fchrt zur wahren Weisheit. Nun so str\'f6me denn unaufhaltsam mein ganzes Leben auf diesen Einen Zweck hin!\f0\par \par \par \pard\qc\b IV.\b0\par \pard\par \f1 Mein gesetzm\'e4ssiger Wille, bloss als solcher, an und durch sich selbst, soll Folgen haben, sicher und ohne Ausnahme; jede pflichtm\'e4ssige Bestimmung meines Willens, ob aus ihr auch keine That erfolgte, soll wirken in einer mir unbegreiflichen anderen Welt, und ausser dieser pflichtm\'e4ssigen Willensbestimmung soll in ihr nichts wirken. \endash Was denke ich doch, indem ich dies denke, was setze ich voraus?\f0\par Offenbar ein \i Gesetz\i0\f1 , eine schlechthin ohne Ausnahme geltende Regel, nach welcher der pflichtm\'e4ssige Wille Folgen haben muss; eben so, wie ich in der irdischen Welt, die mich umgiebt, ein Gesetz annehme, nach welchem diese Kugel, wenn sie durch meine Hand mit dieser bestimmten Kraft in dieser bestimmten Richtung angestossen wird, nothwendig in einer solchen Richtung mit einem bestimmten Maasse von Schnelligkeit sich fortbewegt, etwa eine andere Kugel mit diesem Maasse von Kraft anst\'f6sst, welche nun selbst mit einer bestimmten Schnelligkeit sich fortbewegt, \endash und so weiter ins Unbestimmte. Wie ich hier schon in der blossen Richtung und Bewegung meiner Hand alle auf sie folgenden Richtungen und Bewegungen erkenne und umfasse, mit derselben Sicherheit, als ob sie schon gegenw\'e4rtig vorhanden und von mir wahrgenommen w\'e4ren: ebenso umfasse ich in meinem pflichtm\'e4ssigen Willen eine Reihe von nothwendigen und unausbleiblichen Folgen in der geistigen Welt, als ob sie schon gegenw\'e4rtig w\'e4ren; nur dass ich sie nicht wie die Folgen in der materiellen Welt bestimmen kann, \endash das heisst, dass ich lediglich weiss, \i\f0 dass\i0 , nicht aber \i wie\i0\f1 sie seyn werden; \endash und eben, indem ich dieses thue, denke ich ein \i\f0 Gesetz\i0\f1 der geistigen Welt, in welcher mein reiner Wille eine der bewegenden Kr\'e4fte ist, gleichwie meine Hand eine der bewegenden Kr\'e4fte in der materiellen Welt ist. Jene Festigkeit meiner Zuversicht, und der Gedanke dieses Gesetzes einer geistigen Welt sind ganz Eins und ebendasselbe; nicht zwei Gedanken, deren einer durch den andern vermittelt wurde, sondern ganz derselbe Gedanke; eben so, wie die Sicherheit, mit welcher ich auf eine gewisse Bewegung rechne, und der Gedanke eines mechanischen Naturgesetzes dasselbe sind. \endash Der Begriff: \i\f0 Gesetz\i0\f1 , dr\'fcckt \'fcberhaupt nichts Anderes aus, als das feste unersch\'fctterliche Beruhen der Vernunft auf einem Satze, und die absolute Unm\'f6glichkeit, das Gegentheil anzunehmen.\f0\par \f1 Ich nehme an ein solches Gesetz einer geistigen Welt, das nicht mein Wille giebt, noch der Wille irgend eines endlichen Wesens, noch der Wille aller endlichen Wesen zusammengenommen, sondern, unter dem mein Wille, und der Wille aller endlichen Wesen selbst steht. Weder ich, noch irgend ein endliches, und eben darum auf irgend eine Weise sinnliches Wesen vermag, auch nur zu begreifen, wie ein blosser reiner Wille Folgen haben, und wie diese Folgen beschaffen seyn k\'f6nnen, indem darin eben das Wesentliche ihrer Endlichkeit besteht, dass sie das zu begreifen nicht verm\'f6gen; \endash zwar den blossen Willen als solchen rein in ihrer Gewalt haben, die Folgen desselben aber durch ihre Sinnlichkeit nothwendig als Zust\'e4nde erblichen; \endash wie k\'f6nnte denn also ich, oder irgend ein endliches Wesen dasjenige, was wir alle schlechthin nicht denken noch begreifen k\'f6nnen, sich als Zweckbegriff setzen, und es dadurch wirklich machen? \endash Ich kann nicht sagen, dass in der materiellen Welt meine Hand, oder irgend ein K\'f6rper, der in dieser Welt mit begriffen und durch das allgemeine Grundgesetz der Schwere bestimmt ist, das Naturgesetz der Bewegung gebe; dieser K\'f6rper steht selbst unter diesem Naturgesetze, und vermag einen anderen K\'f6rper zu bewegen, lediglich diesem Gesetze gem\'e4ss, und inwiefern er zufolge desselben an der allgemeinen bewegenden Kraft in der Natur Theil hat. Ebensowenig giebt ein endlicher Wille der \'fcbersinnlichen Welt, die kein endlicher Geist umfasst, das Gesetz; sondern alle endliche Willen stehen unter dem Gesetze derselben, und k\'f6nnen in dieser Welt etwas hervorbringen, nur inwiefern dieses Gesetz schon vorhanden ist und sie selbst, nach dem Grundgesetze derselben f\'fcr endliche Willen, durch Pflichtm\'e4ssigkeit unter die Bedingung desselben sich f\'fcgen, und in die Sph\'e4re seiner Wirksamkeit eintreten; durch Pflichtm\'e4ssigkeit, sage ich, das einige Band, das sie an diese Welt bindet, der einige Nerv, der aus ihr zu ihnen herabgeht, und das einige Organ, durch welches sie in dieselbe zur\'fcckzuwirken verm\'f6gen. Wie die allgemeine Anziehungskraft alle K\'f6rper h\'e4lt, und mit sich und dadurch untereinander vereinigt, und nur unter ihrer Voraussetzung Bewegung des Einzelnen m\'f6glich ist, so vereinigt und h\'e4lt in sich, und ordnet unter sich jenes \'fcbersinnliche Gesetz alle endliche Vernunftwesen. \endash \endash Mein Wille, und der Wille aller endlichen Wesen kann angesehen werden aus einem doppelten Gesichtspuncte: theils als blosses \i\f0 Wollen\i0 , ein innerer Act auf sich selbst; und insofern ist der Wille in sich selbst vollendet, und durch den blossen Act geschlossen; theils als \i Etwas\i0 , ein \i Factum\i0\f1 . Das letztere wird er zun\'e4chst f\'fcr mich, inwiefern ich ihn als vollendet ansehe; aber er soll es auch werden ausser mir; in der \i\f0 Sinnenwelt\i0 , bewegendes Princip etwa meiner Hand, aus deren Bewegung wieder andere Bewegungen erfolgen; in der \i\f1\'fcbersinnlichen Welt\i0 , Princip einer Reihe von geistigen Folgen, von denen ich keinen Begriff habe. In der ersteren Ansicht, als blosser Act, steht er ganz in meiner Gewalt; dass er das letztere \'fcberhaupt wird, und es als erstes Princip wird, h\'e4ngt nicht von mir ab, sondern von einem Gesetze, unter welchem ich selbst stehe, dem Naturgesetze in der Sinnenwelt, einem \'fcbersinnlichen Gesetze in der \'fcbersinnlichen Welt.\f0\par \f1 Was ist denn nun dies f\'fcr ein Gesetz der geistigen Welt, das ich denke? \endash Ich will mir nemlich diesen Begriff, der nun da steht, fest und gebildet, und welchem ich nichts hinzuthun kann oder darf, nur erkl\'e4ren und auseinandersetzen. \endash Offenbar kein solches, wie in meiner, oder in irgend einer m\'f6glichen Sinnenwelt, dem etwas Anderes, als ein blosser Wille, dem ein \i\f0 bestehendes, ruhendes Seyn\i0\f1 , aus welchem sich etwa durch den Anstoss eines Willens eine innere Kraft loswickelte, vorausgesetzt w\'fcrde. Denn \endash dies ist ja der Inhalt meines Glaubens \endash mein Wille soll schlechthin durch sich selbst, ohne alles seinen Ausdruck schw\'e4chende Werkzeug, in einer ihm v\'f6llig gleichartigen Sph\'e4re, als Vernunft auf Vernunft, als Geistiges auf Geistiges, wirken; \endash in einer Sph\'e4re, der er jedoch das Gesetz des Lebens, der Th\'e4tigkeit, des Fortlaufens nicht gebe, sondern, die es in sich selbst habe; also auf \i selbstth\'e4tige\i0 Vernunft. Aber selbstth\'e4tige Vernunft ist Wille. Das Gesetz der \'fcbersinnlichen Welt w\'e4re sonach \i\f0 ein Wille\i0 .\par Ein Wille, der rein und bloss als Wille wirkt, durch sich selbst, schlechthin ohne alles Wertzeug, oder sinnlichen Stoff seiner Einwirkung, der absolut durch sich selbst zugleich \i That\i0 ist und \i Product\i0\f1 , dessen Wollen Geschehen, dessen Gebieten Hinstellen ist; in welchem sonach die Forderung der Vernunft, absolut frei und selbstth\'e4tig zu seyn, dargestellt ist. Ein Wille, der in sich selbst Gesetz ist, der nicht nach Launen und Einf\'e4llen, nach vorherigem Ueberlegen, Wanken und Schwanken sich bestimmt, sondern der ewig und unver\'e4nderlich bestimmt ist, und auf den man sicher und unfehlbar rechnen kann, so wie der Sterbliche sicher auf die Gesetze seiner Welt rechnet. Ein Wille, in welchem der gesetzm\'e4ssige Wille endlicher Wesen unausbleibliche Folgen hat; aber auch nur dieser ihr Wille; indem er f\'fcr alles Andere unbeweglich, und alles Andere f\'fcr ihn so gut als gar nicht vorhanden ist.\f0\par \f1 Jener erhabene Wille geht sonach nicht abgesondert von der \'fcbrigen Vernunftwelt seinen Weg f\'fcr sich. Es ist zwischen ihm und allen endlichen vern\'fcnftigen Wesen ein geistiges Band, und er selbst ist dieses geistige Band der Vernunftwelt. \endash Ich will rein und entschieden meine Pflicht, und Er will sodann, dass es mir, in der geistigen Welt wenigstens, gelinge. Jeder gesetzm\'e4ssige Willensentschluss des Endlichen geht ein in ihn, und \endash bewegt und bestimmt ihn, nach unserer Weise zu reden, \endash nicht zufolge eines augenblicklichen Wohlgefallens, sondern zufolge des ewigen Gesetzes seines Wesens. Mit \'fcberraschender Klarheit tritt er jetzt vor meine Seele, der Gedanke, der mir bisher noch mit Dunkelheit umringt war, der Gedanke: dass mein Wille, bloss als solcher, und durch sich selbst Folgen habe. Er hat Folgen, indem er durch einen anderen ihm verwandten Willen, der selbst That, und das einige Lebens-Princip der geistigen Welt ist, unfehlbar und unmittelbar vernommen wird; \i\f0 in ihm\i0 hat er seine erste Folge, und erst \i durch\i0\f1 ihn auf die \'fcbrige Geisterwelt, welche \'fcberall nichts ist, als ein Product jenes unendlichen Willens.\f0\par \f1 So fliesse Ich, \endash der Sterbliche muss sich der Worte aus seiner Sprache bedienen \endash so fliesse Ich ein auf jenen Willen; und die Stimme des Gewissens in meinem Innern, die in jeder Lage meines Lebens mich unterrichtet, was ich in ihr zu thun habe, ist es, durch welche Er hinwiederum auf mich einfliesst. Jene Stimme ist das \endash nur durch meine Umgebung versinnlichte, und durch mein Vernehmen in meine Sprache \'fcbersetzte Orakel aus der ewigen Welt, das mir verk\'fcndiget, wie ich an meinem Theile in die Ordnung der geistigen Welt, oder in den unendlichen Willen, der ja selbst die Ordnung dieser geistigen Welt ist, mich zu f\'fcgen habe. Ich \'fcberschaue und durchschaue jene geistige Ordnung nicht, und ich bedarf dessen nicht; ich bin nur ein Glied in ihrer Kette, und kann \'fcber das Ganze ebensowenig urtheilen, als ein einzelner Ton im Gesange \'fcber die Harmonie des Ganzen urtheilen k\'f6nnte. Aber was ich selbst seyn solle in dieser Harmonie der Geister, muss ich wissen; denn nur ich selbst kann mich dazu machen, und es wird mir unmittelbar offenbaret durch eine Stimme, die aus jener Welt zu mir her\'fcbert\'f6nt. So stehe ich mit dem Einen, \i\f0 das da ist\i0\f1 , in Verbindung, und nehme Theil an seinem Seyn. Es ist nichts wahrhaft Reelles, Dauerndes, Unverg\'e4ngliches all mir, als diese beiden St\'fccke: die Stimme meines Gewissens und mein freier Gehorsam. Durch die erste neigt die geistige Welt sich zu mir herab, und umfasst mich, als eins ihrer Glieder; durch den zweiten erhebe ich mich selbst in diese Welt, ergreife sie und wirke in ihr. Jener unendliche Wille aber ist der Vermittler zwischen ihr und, mir; denn er selbst ist der Urquell von ihr und von mir. \endash Dies ist das einzige Wahre und Unverg\'e4ngliche, nach welchem hin meine Seele aus ihrer innersten Tiefe sich bewegt; alles Andere ist blosse Erscheinung, und schwindet, und kehrt in einem neuen Scheine zur\'fcck.\f0\par \par Dieser Wille verbindet mich mit sich selbst; derselbe verbindet mich mit allen endlichen Wesen meines Gleichen, und ist der allgemeine Vermittler zwischen uns allen. Das ist das grosse Geheimniss der unsichtbaren Welt, und ihr Grundgesetz, inwiefern sie \i Welt\i0 oder \i\f1 System von mehreren einzelnen Willen ist: jene Vereinigung und unmittelbare Wechselwirkung mehrerer selbstst\'e4ndiger und unabh\'e4ngiger Willen miteinander\i0 ; ein Geheimniss, das schon im gegenw\'e4rtigen Leben klar vor aller Augen liegt, ohne dass es eben jemand bemerke, oder es seiner Verwunderung w\'fcrdige. \endash Die Stimme des Gewissens, die jedem seine besondere Pflicht auflegt, ist der Strahl, an welchem wir aus dem Unendlichen ausgehen, und als einzelne, und besondere Wesen hingestellt werden; sie zieht die Grenzen unserer Pers\'f6nlichkeit; sie also ist unser wahrer Urbestandtheil, der Grund und der Stoff alles Lebens, welches wir leben. Die absolute Freiheit des Willens, die wir gleichfalls aus dem Unendlichen mit herabnehmen in die Welt der Zeit, ist das Princip dieses unseres Lebens. \endash Ich handle. Die sinnliche Anschauung, durch welche allein ich zu einer pers\'f6nlichen Intelligenz werde, vorausgesetzt, \endash l\'e4sst sich sehr wohl begreifen, wie ich von diesem meinem Handeln nothwendig wissen m\'fcsse; ich weiss es, weil ich selbst es bin, der da handelt; \endash es l\'e4sst sich begreifen, wie vermittelst dieser sinnlichen Anschauung mein geistiges \i\f0 Handeln\i0 mir erscheine als \i That in einer Sinnenwelt\i0 , und wie umgekehrt, durch dieselbe Versinnlichung, das an sich rein geistige Pflichtgebot mir erscheine, als \i Gebot einer solchen That\i0\f1 ; \endash es l\'e4sst sich begreifen, wie eine vorliegende Welt, als Bedingung dieser That, und zum Theil, als Folge und Product derselben, mir erscheine. Ich bleibe hierbei immer nur \i\f0 in mir selbst\i0\f1 , und auf meinem eigenen Gebiete; alles, was f\'fcr mich da ist, entwickelt sich rein und lediglich aus mir selbst; ich schaue \'fcberall nur mich selbst an, und kein fremdes wahres seyn ausser mir. \endash \endash Aber in dieser meiner Welt nehme ich zugleich an: Wirkungen anderer Wesen, die von mir unabh\'e4ngig und selbstst\'e4ndig seyn sollen, ebenso, wie ich selbst es bin. Wie diese Wesen f\'fcr sich selbst von den Wirkungen, die aus ihnen selbst hervorgehen, wissen k\'f6nnen, l\'e4sst sich begreifen; sie wissen davon auf dieselbe\f0 Weise, wie ich von den meinigen weiss. Aber wie \i ich\i0\f1 davon wissen k\'f6nne, ist schlechthin unbegreiflich, ebenso, wie es unbegreiflich ist, wie \i\f0 sie\i0\f1 von meiner Existenz und von meinen Aeusserungen wissen k\'f6nnen, welches ich ihnen ja doch anmuthe. Wie fallen sie in meine Welt, und ich in die ihrige? \endash da ja das Princip, nach welchem das Bewusstseyn unseres Selbst, und unserer Wirkungen, und der sinnlichen Bedingungen derselben sich aus uns entwickelt \endash dass nemlich jede Intelligenz unstreitig wissen m\'fcsse, was sie thue \endash da dieses Princip hier schlechterdings nicht anwendbar ist? Wie haben freie Geister Kunde von freien Geistern? \endash nachdem wir wissen, dass freie Geister das einige Reelle sind, und an eine selbstst\'e4ndige Sinnenwelt, durch welche sie aufeinander einwirkten, gar nicht mehr zu denken ist. Oder willst du mir doch sagen: ich nehme die vern\'fcnftigen Wesen meines Gleichen wahr durch die Ver\'e4nderungen: die sie in der Sinnenwelt hervorbringen; so frage ich dich hinwiederum, wie du denn diese Ver\'e4nderungen selbst wahrzunehmen vermagst? Ich begreife sehr wohl, wie du Ver\'e4nderungen wahrnimmst, die durch den blossen Naturmechanismus bewirkt werden; denn das Gesetz dieses Mechanismus ist nichts Anderes, als dein eigenes Denkgesetz, nach welchem du die mit einem Male gesetzte Welt dir weiter entwickelst. Aber die Ver\'e4nderungen, von denen wir hier reden, sollen ja nicht durch den Naturmechanismus, sondern durch einen \'fcber alle Natur erhabenen freien Willen bewirkt seyn, und lediglich, inwiefern du sie daf\'fcr ansiehst, schliessest du von ihnen aus auf freie Wesen deines Gleichen. Welches w\'e4re denn nun das Gesetz in dir, nach dem du die Bestimmungen anderer von dir absolut unabh\'e4ngiger Willen dir entwickeln k\'f6nntest? \endash Kurz, diese gegenseitige Erkenntniss und Wechselwirkung freier Wesen schon in dieser Welt ist nach Natur- und Denkgesetzen v\'f6llig unbegreiflich, und l\'e4sst sich erkl\'e4ren lediglich durch das Eine, in dem sie zusammenh\'e4ngen, nach dem sie f\'fcr sich getrennt sind, durch den unendlichen Willen, der alle in seiner Sph\'e4re h\'e4lt und tr\'e4gt. Nicht unmittelbar von dir zu mir, und von mir zu dir str\'f6mt die Erkenntniss, die wir von einander haben; wir f\'fcr uns sind durch eine un\'fcbersteigliche Grenzscheidung abgesondert. Nur durch unsere gemeinschaftliche geistige Quelle wissen wir von einander; nur in ihr erkennen wir einander, und wirken wir auf einander. \endash Hier achte das Bild der Freiheit auf der Erde, hier ein Werk, das derselben Gepr\'e4ge tr\'e4gt: ruft innerlich die Stimme jenes Willens mir zu, die mit mir redet, nur inwiefern sie mir Pflichten auflegt; und dies allein ist das Princip, durch welches hindurch ich dich und dein Werk anerkenne, indem\f0 das Gewissen mir gebietet, dasselbe zu achten.\par \f1 Dann, woher denn unsere Gef\'fchle, unsere sinnliche Anschauung, unsere discursiven Denkgesetze, \endash auf welches alles sich die Sinnenwelt gr\'fcndet, die wir erblichen, und in der wir auf einander einzufliessen glauben? In Absicht der beiden letzteren, der Anschauung und der Denkgesetze, antworten: es seyen dies die Gesetze der Vernunft an und f\'fcr sich, \endash hiesse keine befriedigende Antwort geben. F\'fcr uns freilich, die wir auf das Gebiet derselben gebannt sind, ist es sogar unm\'f6glich, andere zu denken, oder eine Vernunft, welche unter anderen steht. Aber das eigentliche Gesetz der Vernunft an sich ist nur das praktische Gesetz, das Gesetz der \'fcbersinnlichen Welt, oder jener erhabene Wille. \endash Und wenn man dieses einen Augenblick uner\'f6rtert lassen wollte, woher denn unser aller Uebereinstimmung \'fcber \i Gef\'fchle\i0 , die doch etwas Positives, Unmittelbares, Unerkl\'e4rbares sind? Von dieser Uebereinstimmung \'fcber Gef\'fchl, Anschauung und Denkgesetze aber h\'e4ngt es ab, dass wir alle dieselbe Sinnenwelt erblicken.\f0\par \f1 Es ist dies eine \'fcbereinstimmende unbegreifliche Beschr\'e4nkung der endlichen Vernunftwesen unserer Gattung, und eben dadurch, dass diese \'fcbereinstimmend beschr\'e4nkt sind, werden sie zu Einer Gattung, \endash antwortet die Philosophie des blossen reinen Wissens, und muss dabei; als bei ihrem H\'f6chsten, stehen bleiben. Aber, was k\'f6nnte die Vernunft beschr\'e4nken, ausser, \i\f0 was selbst Vernunft ist\i0\f1 ; \endash und alle endliche Vernunft beschr\'e4nken, ausser der unendlichen? Diese Uebereinstimmung unser aller \'fcber die zum Grunde zu legende, gleichsam vorausgegebene Sinnenwelt, als Sph\'e4re unserer Pflicht, welche, die Sache genau angesehen, ebenso unbegreiflich ist, als unsere Uebereinstimmung \'fcber die Producte unserer gegenseitigen Freiheit, \endash diese Uebereinstimmung ist Resultat des Einen, ewigen unendlichen Willens. Unser Glaube an sie, den ich oben betrachtete, als Glauben an unsere Pflicht, ist eigentlich Glauben an Ihn, an Seine Vernunft und an Seine Treue. \endash Was ist denn nun doch das eigentlich und rein Wahre, das wir in der Sinnenwelt annehmen, und an welches wir glauben! Nichts anderes, als dass aus unserer treuen und unbefangenen Vollbringung der Pflicht in dieser Welt ein unsere Freiheit und Sittlichkeit f\'f6rderndes Leben in alle Ewigkeit sich entwickeln werde. Findet dies statt, dann hat unsere Welt Wahrheit, und die einzige f\'fcr endliche Wesen m\'f6gliche; es muss stattfinden, denn diese Welt ist Res\f0 ultat des ewigen Willens in uns; aber dieser Wille kann zufolge der Gesetze seines Wesens keinen anderen Endzweck mit Endlichen haben, als den angegebenen.\par \f1 Jener ewige Wille ist also allerdings Weltsch\'f6pfer, so wie er es allein seyn kann, und wie es allein einer Sch\'f6pfung bedarf; \i\f0 in der endlichen Vernunft\i0\f1 . Diejenigen, welche ihn aus einer ewigen tr\'e4gen Materie eine Welt bauen lassen, die dann auch nur tr\'e4ge und leblos seyn k\'f6nnte, wie durch menschliche H\'e4nde verfertigte Ger\'e4the \endash und kein ewiger Fortgang, einer Entwickelung aus sich selbst, oder die es sich anmuthen, das Hervorgehen eines materiellen Etwas aus dem Nichts zu denken, kennen weder die Welt, noch Ihn. Es ist \'fcberall Nichts, wenn nur die Materie Etwas seyn soll, und es bleibt \'fcberall und in alle Ewigkeit Nichts. Nur die Vernunft ist; die unendliche an sich, die endliche in ihr und durch sie. Nur in unseren Gem\'fcthern erschafft er eine Welt, wenigstens das, \i\f0 voraus\i0 wir sie entwickeln, und das, \i wodurch\i0\f1 wir sie entwickeln: \endash den Ruf zur Pflicht; und \'fcbereinstimmende Gef\'fchle, Anschauung und Denkgesetze. Es ist\i\f0 sein\i0\f1 Licht, durch welches wir das Licht, und alles was in diesem Lichte uns erscheint, erblicken. In unseren Gem\'fcthern \i\f0 bildet er fort\i0\f1 diese Welt, und greift ein in dieselbe, indem er in unsere Gem\'fcther durch den Ruf der Pflicht eingreift, sobald ein anderes freies Wesen etwas in derselben ver\'e4ndert. In unseren Gem\'fcthern\i erh\'e4lt\i0 er diese Welt, und dadurch unsere endliche Existenz, deren allein wir f\'e4hig sind; indem er fortdauernd aus unseren Zust\'e4nden andere Zust\'e4nde entstehen l\'e4sst. Nachdem er seinem h\'f6heren Zwecke gem\'e4ss uns sattsam f\'fcr unsere n\'e4chste Bestimmung gepr\'fcft, und wir f\'fcr dieselbe uns gebildet haben werden, wird er durch das, was wir Tod nennen dieselbe f\'fcr uns vernichten, und uns in eine neue, das Product unseres pflichtm\'e4ssigen Handelns in dieser, einf\'fchren. Alles unser Leben ist Sein Leben. Wir sind in seiner H\f0 and, und bleiben in derselben, und niemand kann uns daraus reissen. Wir sind ewig, weil Er es ist.\par \f1 Erhabener lebendiger Wille, den kein Name nennt, und kein Begriff umfasst, wohl darf ich mein Gem\'fcth zu dir erheben; denn du und ich sind nicht getrennt. Deine Stimme ert\'f6nt in mir, die meinige t\'f6nt in dir wieder; und alle meine Gedanken, wenn sie nur wahr und gut sind, sind in dir gedacht. \endash In dir, dem Unbegreiflichen, werde ich mir selbst, und wird mir die Welt vollkommen begreiflich, alle R\'e4thsel meines Daseyns werden gel\'f6st, und die vollendetste Harmonie entsteht in meinem Geiste.\f0\par \f1 Am besten fasset dich die kindliche, dir ergebene Einfalt. Du bist ihr der Herzensk\'fcndiger, der ihr Inneres durchschaut, der allgegenw\'e4rtige treue Zeuge ihrer Gesinnungen, der allein weiss, dass sie es redlich meint, und der allein sie kennt, ob sie auch von aller Welt miskannt w\'fcrde. Du bist ihr der Vater, der es immer gut mit ihr meint, und der alles zu ihrem Besten wenden wird. In deine g\'fctigen Beschl\'fcsse giebt sie sich ganz mit Leib und Seele. Thue mit mir, wie du willst, sagt sie, ich weiss, da\f0 ss es gut seyn wird, so gewiss \i Du\i0\f1 es bist, der es thut. Der gr\'fcbelnde Verstand, der nur von dir geh\'f6rt, nie aber dich gesehen hat, will uns dein Wesen an sich kennen lehren, und stellt ein widersprechendes Misgesch\'f6pf hin, das er f\'fcr dein Bild ausgiebt, l\'e4cherlich dem bloss Verst\'e4ndigen, verhasst und abscheulich dem Weisen und Guten.\f0\par \f1 Ich verh\'fclle vor dir mein Angesicht, und lege die Hand auf den Mund. Wie du f\'fcr dich selbst bist, und dir selbst erscheinest, kann ich nie einsehen, so gewiss ich nie du selbst werden kann. Nach tausendmal tausend durchlebten Geisterleben werde ich dich noch ebensowenig begreifen als jetzt, in dieser H\'fctte von Erde. \endash Was ich begreife, wird durch mein blosses Begreifen zum Endlichen; und dieses l\'e4sst auch durch unendliche Steigerung und Erh\'f6hung sich nie ins Unendliche umwandeln. Du bist vom Endlichen nicht dem Grade, sondern der Art nach verschieden. Sie machen dich durch jene Steigerung nur zu einem gr\'f6sseren Menschen, und immer zu einem gr\'f6sseren; nie aber zum Gotte, zum Unendlichen, der keines Maasses f\'e4hig ist. \endash Ich habe nur dieses discursiv fortschreitende Bewusstseyn, und kann kein anderes mir denken. Wie d\'fcrfte ich dieses dir zuschreiben? In dem Begriffe der Pers\'f6nlichkeit liegen Schranken. Wie k\'f6nnte ich jenen auf dich \'fcbertragen, ohne diese?\f0\par \f1 Ich will nicht versuchen, was mir durch das Wesen der Endlichkeit versagt ist, und was mir zu nichts n\'fctzen w\'fcrde; wie du an dir selbst bist, will ich nicht wissen. Aber deine Beziehungen und Verh\'e4ltnisse zu mir, dem Endlichen, und zu allen Endlichen, liegen offen vor meinem Auge: werde ich was ich seyn soll! \endash und sie umgeben mich in hellerer Klarheit, als das Bewusstseyn meines eigenen Daseyns. Du \i\f0 wirkest\i0\f1 in mir die Erkenntniss von meiner Pflicht, von meiner Bestimmung in der Reihe der vern\'fcnftigen Wesen;\i\f0 wie\i0 , das weiss ich nicht, noch bedarf ich es zu wissen. Du \i weisst und erkennst\i0 , was ich denke und will; \i wie\i0\f1 du wissen kannst; \endash durch welchen Act \i\f0 du\i0\f1 dieses Bewusstseyn zu Stande bringst, dar\'fcber verstehe ich nichts; ja ich weiss sogar sehr wohl, dass der Begriff eines Actes, und eines besonderen Actes des Bewusstseyns nur von mir gilt, nicht aber von dir, dem Unendlichen. Du \i\f0 willst\i0\f1 , denn du willst, dass mein freier Gehorsam Folgen habe in alle Ewigkeit; den Act deines Willens begreife ich nicht, und weiss nur soviel, dass er nicht \'e4hnlich ist dem meinigen. Du \i\f0 thust\i0 , und dein Wille selbst ist That; aber deine Wirkungsweise ist der, die ich allein zu denken vermag, geradezu entgegengesetzt. Du \i lebest und bist\i0\f1 , denn du weisst, willst und wirkest, allgegenw\'e4rtig der endlichen Vernunft; aber \i\f0 du\i0\f1 bist nicht, wie ich alle Ewigkeiten hindurch allein ein Seyn werde denken k\'f6nnen.\f0\par \par \f1 In der Anschauung dieser deiner Beziehungen zu mir, dem Endlieben, will ich ruhig und selig seyn. Ich weiss unmittelbar nur, was ich soll. Dieses will ich unbefangen, freudig und ohne Kl\'fcgelei thun; denn es ist deine Stimme, die es mir befiehlt, die Verordnung des geistigen Weltplans an mich; und die Kraft, mit der ich es ausrichte, ist deine Kraft. Was durch jene mir geboten, was durch diese ausgerichtet wird, ist in jenem Plane gewiss und wahrhaftig gut. Ich bin ruhig bei allen Ereignissen in der Welt, \endash denn sie sind in\i\f0 deiner\i0\f1 Welt. Nichts kann mich irren oder befremden, oder zaghaft machen, so gewiss du lebst, und ich dein Leben schaue. Denn in dir, und durch dich hindurch, o Unendlicher, erblicke ich selbst meine gegenw\'e4rtige Welt in einem anderen Lichte. Natur und Naturerfolg in den Schicksalen und Wirkungen freier Wesen, wird dir gegen\'fcber zu einem leeren, nichts bedeutenden Worte. Es ist keine Natur mehr; du, nur du bist. \endash Es erscheint mir nicht mehr, als Endzweck der gegenw\'e4rtigen Welt, dass nur jener Zustand des allgemeinen Friedens unter den Menschen und ihrer unbedingten Herrschaft \'fcber den Natur Mechanismus hervorgebracht werde, bloss damit er sey, sondern, dass er durch die Menschen selbst hervorgebracht werde; und da er auf alle berechnet ist dass er durch alle, als Eine grosse, freie, moralische Gemeine hervorgebracht werde. Nichts Neues und Besseres f\'fcr einen Einzelnen, ausser durch seinen pflichtm\'e4ssigen Willen; nichts Neues und Besseres f\'fcr die Gemeine, ausser durch den gemeinschaftlichen pflichtm\'e4ssigen Willen: ist Grundgesetz des grossen, sittlichen Reiches, wovon das gegenw\'e4rtige Leben ein Theil ist. Darum ist der gute Wille des Einzelnen f\'fcr diese Welt so oft verloren, weil er nur noch der des Einzelnen ist, und der Wille der Mehrheit mit ihm nicht zusammenstimmt; und seine Folgen fallen bloss in eine zuk\'fcnftige Welt. Darum scheinen sogar die Leidenschaften und Laster der Menschen zur Erreichung des Besseren mitzuwirken; \endash \i nicht an und f\'fcr sich\i0 ; in diesem Sinne kann aus dem B\'f6sen nie Gutes hervorgehen, sondern, indem sie den entgegengesetzten Lastern das Gleichgewicht halten, und endlich durch ihr Uebermaass diese, und mit ihnen zugleich sich selbst vernichten. Die Unterdr\'fcckung h\'e4tte nie die Oberhand gewinnen k\'f6nnen, wenn nicht Feigheit, Niedertr\'e4chtigkeit und gegenseitiges Mistrauen der Menschen untereinander ihr den Weg geebnet h\'e4tten. Sie wird so lange steigen, bis sie die Feigheit und den Sklavensinn ausrottet, und Verzweiflung den verlorenen Muth wieder weckt. Dann werden die beiden entgegengesetzten Laster einander vernichtet haben, und das Edelste in allen menschlichen Verh\'e4ltnissen, dauernde Freiheit, wird aus ihnen hervorgegangen seyn.\f0\par \f1 Die Handlungen freier Wesen haben der Strenge nach nur auf andere freie Wesen Folgen: denn in diesen und f\'fcr diese allein ist eine Welt; und dasjenige, wor\'fcber alle \'fcbereinstimmen, ist eben die Welt. Aber sie haben Folgen in ihnen nur durch den unendlichen, alle Einzelne vermittelnden Willen. Aber ein Ruf, eine Bekanntmachung dieses Willens an uns ist stets eine Aufforderung zu einer bestimmten Pflicht. Also \endash sogar das in der Welt, was wir b\'f6se nennen, die Folge des Misbrauchs der Freiheit, ist nur\f0 durch \i ihn\i0\f1 : und sie ist f\'fcr alle, f\'fcr die sie ist, nur, indem ihnen dadurch Pflichten aufgelegt werden. W\'e4re es nicht in dem ewigen Plane unserer sittlichen Bildung, und der Bildung unseres ranzen Geschlechts, dass gerade diese Pflichten uns aufgelegt werden sollten, so wurden sie uns nicht aufgelegt und dasjenige, wodurch sie uns aufgelegt werden, und was wir das B\'f6se nennen, w\'e4re gar nicht erfolgt. Insofern ist alles gut, was da \i\f0 geschieht\i0\f1 , und absolut zweckm\'e4ssig. Es ist nur Eine Welt m\'f6glich, eine durchaus gute. Alles, was in dieser Wett sich ereignet, dient zur Verbesserung und Bildung der Menschen, und vermittelst dieser zur Herbeif\'fchrung ihres irdischen Zieles. Dieser h\'f6here Weltplan ist es, was wir Natur nennen, wenn wir sagen: die Natur f\'fchret den Menschen durch Mangel zum Fleisse, durch die Uebel der allgemeinen Unordnung zu einer rechtlichen Verfassung, durch die Drangsale ihrer unaufh\'f6rlichen Kriege zum endlichen ewigen Frieden. Dein Wille, Unendlicher, deine Vorsehung allein ist diese h\'f6here Natur. \endash Am besten fasset auch dieses die kunstlose Einfalt, wenn sie dieses Leben f\'fcr eine Pr\'fcfungs- und Bildungs-Anstalt, f\'fcr eine Schule zur Ewigkeit anerkennt; wenn sie in allen Schicksalen, von denen sie betroffen wird, den geringf\'fcgigsten, wie den wichtigsten, deine F\'fcgungen erblickt, die sie zum Guten f\'fchren sollen; wenn sie fest glaubt, dass denen, die ihre Pflicht lieben, und dich kennen, alle Dinge zum Besten dienen m\'fcssen.\f0\par \par \f1 O, wohl habe ich die vergangenen Tage meines Lebens mich im Finstern befunden; wohl habe ich Irrth\'fcmer auf Irrth\'fcmer aufgebaut, und mich f\'fcr weise gehalten. Jetzt erst verstehe ich ganz die Lehre, welche mich so sehr befremdete, aus deinem Munde, wunderbarer Geist, ohnerachtet mein Verstand ihr nichts entgegenzusetzen hatte; denn erst jetzt \'fcbersehe ich sie in ihrem ganzen Umfange, in ihrem tiefsten Grunde, und nach allen ihren Folgen.\f0\par \f1 Der Mensch ist nicht Erzeugniss der Sinnenwelt; und der Endzweck seines Daseyns kann in derselben nicht erreicht werden. Seine Bestimmung geht \'fcber Zeit und Raum, und alles Sinnliche hinaus. Was er ist, und wozu er sich machen soll, davon muss er wissen; wie seine Bestimmung erhaben ist, so muss auch sein Gedanke schlechthin \'fcber alle Schranken der Sinnlichkeit sich erheben k\'f6nnen. Er muss es sollen; wo sein Seyn einheimisch ist, da ist es nothwendig auch sein Gedanke; und die wahrhaft menschlichste, ihm allein anst\'e4ndige Ansicht, die, wodurch seine ganze Denk-Kraft dargestellt wird, ist diejenige, wodurch er sich \'fcber jede Schranken erhebt, und wodurch alles Sinnliche sich ihm rein in Nichts verwandelt, in einen blossen Wiederschein des allein bestehenden Unsinnlichen in sterbliche Augen.\f0\par \f1 Viele sind ohne k\'fcnstliches Denken, lediglich durch ihr grosses Herz und durch ihren rein sittlichen Instinct zu dieser Ansicht erhoben worden, weil sie \'fcberhaupt vorz\'fcglich nur mit dem Herzen und in der Gesinnung lebten. Sie verl\'e4ugneten durch ihr Verfahren die Wirksamkeit und Realit\'e4t der Sinnenwelt, und liessen in Bestimmung ihrer Entschliessungen und Maassregeln sie f\'fcr Nichts gelten, wovon sie sich freilich durch Denken nicht deutlich gemacht hatten, dass es selbst f\'fcr die Denkkraft Nichts sey. Diejenigen, die da sagen durften: Unser B\'fcrgerrecht ist im Himmel, wir haben hier keine bleibende St\'e4tte, sondern die zuk\'fcnftige suchen wir; diejenigen, deren Hauptgrundsatz es war; der Welt abzusterben, von neuem geboren zu werden, und schon hier in ein anderes Leben einzugehen, \endash setzten ohne Zweifel in alles Sinnliche nicht den mindesten Werth, und waren, um des Ausdruckes der Schule mich zu bedienen, praktisch transcendentale Idealisten.\f0\par \f1 Andere, welche ausser der uns allen angeborenen sinnlichen Handlungsweise auch noch durch ihr Denken in der Sinnlichkeit sich best\'e4rkt und in sie verwickelt haben, und mit ihr gleichsam zusammengewachsen sind, k\'f6nnen nur durch fortgef\'fchrtes und bis zu Ende gebrachtes Denken sich dauerhaft und vollkommen \'fcber sie erheben; ausserdem w\'fcrden sie selbst bei der reinsten sittlichen Gesinnung immer wieder durch ihren Verstand herabgezogen werden, und ihr ganzes Wesen w\'fcrde ein stets fortgesetzter unaufl\'f6slicher Widerspruch bleiben. F\'fcr diese wird jene Philosophie, die ich erst jetzt durchaus verstehe, die erste Kraft, welche Psychen die Raupenh\'fclle abstreife, und ihre Fl\'fcgel entfalte, auf denen sie zun\'e4chst \'fcber sich selbst schwebt, und noch einen Blick auf die verlassene H\'fclle wirft, um sodann in h\'f6heren Sph\'e4ren zu leben und zu walten.\f0\par \par \f1 Gesegnet sey mir die Stunde, da ich zum Nachdenken \'fcber mich selbst und meine Bestimmung mich entschloss. Alle meine Fragen sind gel\'f6st; ich weiss, was ich wissen kann, und ich bin ohne Sorge \'fcber das, was ich nicht wissen kann. Ich bin befriedigt; es ist vollkommene Uebereinstimmung und Klarheit in meinem Geiste, und eine neue herrlichere Existenz desselben beginnt.\f0\par \f1 Meine ganze vollst\'e4ndige Bestimmung begreife ich nicht; was ich werden soll, und was ich seyn werde, \'fcbersteigt alles mein Denken. Ein Theil dieser Bestimmung ist mir selbst verborgen \endash nur einem, dem Vater der Geister, sichtbar, dem sie anvertraut ist. Ich weiss nur, dass sie mir sicher, und dass sie ewig und herrlich ist, wie er selbst. Denjenigen Theil derselben aber, der mir selbst anvertrauet ist, kenne ich, kenne ich durchaus, und er ist die Wurzel aller meiner \'fcbrigen Erkenntnisse. Ich weiss in jedem Augenblicke meines Lebens sicher, was ich in ihm thun soll: und dies ist meine ganze Bestimmung, inwiefern dieselbe von mir abh\'e4ngt. Hiervon, da mein Wissen nicht dar\'fcber hinausreicht, soll ich nicht abgehen; ich soll dar\'fcber hinaus nichts wissen wollen; ich soll in diesem einigen Mittelpuncte feststehen, und darin einwurzeln. Auf ihn soll alles mein Dichten und Trachten, und mein ganzes Verm\'f6gen gerichtet seyn, er soll mein ganzes Daseyn in sich verweben.\f0\par \f1 Ich soll meinen Verstand ausbilden und mir Kenntnisse erwerben, so viel ich irgend vermag; aber in dem einigen Vorsatze, um dadurch der Pflicht in mir einen gr\'f6sseren Umfang und eine weitere Wirkungssph\'e4re zu bereiten; ich soll Vieles haben wollen, damit viel von mir gefordert werden k\'f6nne. Ich soll meine Kraft und Geschicklichkeit in jeder R\'fccksicht \'fcben, aber lediglich, um an mir der Pflicht ein tauglicheres und geschickteres Werkzeug zu verschaffen; denn so lange, bis das Gebot aus meiner ganzen Person heraus in die \'e4ussere Welt eintritt, bin ich meinem Gewissen daf\'fcr verantwortlich. Ich soll in mir die Menschheit in ihrer ganzen F\'fclle darstellen, so weit als ich es vermag, aber nicht um der Menschheit selbst willen; diese Ist an sich nicht von dem geringsten Werthe, sondern, um hinwiederum in der Menschheit die Tugend, welche allein Werth an sich hat, in ihrer h\'f6chsten Vollkommenheit darzustellen. Ich soll mit Leib und Seele, und allem, was an und in mir ist, mich nur betrachten, als Mittel f\'fcr die Pflicht, und soll nur daf\'fcr sorgen, dass ich diese vollbringe, und dass ich sie vollbringen \i k\'f6nne\i0 , so viel es an mir liegt. Sobald aber das Gebot, \endash wenn es nur wirklich das Gebot ist dem ich gehorcht habe, und wenn ich nur wirklich der einigen reinen Absicht, ihm zu gehorchen mir bewusst bin \endash sobald das Gebot aus meiner Person heraus in die Welt eintritt, habe ich nicht mehr zu sorgen, dem, es tritt von da an ein in die Hand des ewigen Willens. Von nun an weiter zu sorgen, w\'e4re vergebliche Qual, die ich mir selbst zuf\'fcgte; w\'e4re Unglaube und Mistrauen gegen jenen Willen. Es soll mir nie einfallen, statt Seiner die Welt regieren zu wollen, die Stimme meiner beschr\'e4nkten Klugheit statt seiner Stimme in meinem Gewissen zu h\'f6ren, und den einseitigen Plan eines kurzsichtigen Einzelnen an die Stelle seines Planes, der \'fcber das Ganze sich erstreckt, zu setzen. Ich weiss, dass ich dadurch nothwendig aus seiner Ordnung, und aus der Ordnung aller geistigen Wesen herausfallen w\'fcrde.\f0\par \f1 So wie ich diese h\'f6here F\'fcgung durch Ruhe und Ergebung ehre, ebenso soll ich die Freiheit anderer Wesen ausser mir in meinem Handeln ehren. Es ist nicht davon die Frage: was \i\f0 sie\i0 nach meinen Begriffen thun sollen, sondern davon, was \i ich\i0\f1 thun darf, um sie zu bewegen, dass sie es thun. Aber ich kann unmittelbar nur auf ihre Ueberzeugung und auf ihren Willen wirken wollen, soweit die Ordnung der Gesellschaft und ihre eigene Einwilligung es verstattet; keinesweges aber ohne ihre Ueberzeugung und ohne ihren Willen auf ihre Kr\'e4fte und Verh\'e4ltnisse. Sie thun auf ihre eigene Verantwortung, was sie thun, wo ich es nicht \'e4ndern kann, oder nicht darf, und der ewige Wille wird alles zum Besten lenken. Mir ist mehr daran gelegen, dass ich ihre Freiheit ehre, als, dass ich verhindern oder aufhebe, was mir beim Gebrauche derselben b\'f6se scheint.\f0\par \par \f1 Ich erhebe mich in diesen Standpunct, und bin ein neues Gesch\'f6pf, und mein ganzes Verh\'e4ltniss zur vorhandenen Welt ist verwandelt. Die F\'e4den, durch welche bisher mein Gem\'fcth an diese Welt angekn\'fcpft war, und durch deren geheimen Zug es allen Bewegaugen in ihr folgte, sind auf ewig zerschnitten, und ich stehe frei, und selbst meine eigene Welt, ruhig und unbewegt da. Nicht mehr durch das Herz, nur durch das Auge ergreife ich die Gegenst\'e4nde, und h\'e4nge zusammen mit ihnen, und dieses Auge selbst verkl\'e4rt sich in der Freiheit, und blickt hindurch durch den Irrthum und die Misgestalt bis zum Wahren und Sch\'f6nen, so wie auf der unbewegten Wasserfl\'e4che die Formen rein und in einem milderen Lichte sich abspiegeln.\f0\par \f1 Mein Geist ist auf ewig verschlossen f\'fcr die Verlegenheit und Verwirrung, f\'fcr die Ungewissheit, den Zweifel und die Aengstlichkeit; mein Herz f\'fcr die Trauer, f\'fcr die Reue, f\'fcr die Begier. Nur Eins ist, das ich wissen mag: was ich thun soll, und dies weiss ich stets unfehlbar. Ueber alles Andere weiss ich nichts, und weiss es, dass ich dar\'fcber nichts weiss, und wurzle fest ein in dieser meiner Unwissenheit, und enthalte mich, zu meinen, zu muthmaassen, mit mir selbst mich zu entzweien \'fcber das, wovon ich nichts weiss. Kein Ereigniss in der Welt kann durch Freude, keins durch Betr\'fcbniss mich in Bewegung setzen; kalt und unger\'fchrt sehe ich auf alle herab, denn ich weiss, dass ich kein einziges zu deuten, noch seinen Zusammenhang mit dem, woran allein mir gelegen ist, einzusehen vermag. Alles, was geschieht, geh\'f6rt in den Plan der ewigen Welt, und \i\f0 ist\i0\f1 gut in ihm, soviel weiss ich; was in diesem Plane reiner Gewinn, oder was nur Mittel sey, nm ein vorhandenes Uebel hinwegzuschaffen, was daher mich mehr oder weniger erfreuen solle, weiss ich nicht. In seiner Welt gedeihet Alles; dieses gen\'fcgt mir, und in diesem Glauben steh' ich fest, wie ein Fels; was aber in seiner Welt nur Keim, was Bl\'fcthe, was die Frucht selbst ist, weiss ich nicht.\f0\par \f1 Das Einige, woran mir gelegen seyn kann, ist der Fortgang der Vernunft und Sittlichkeit im Reiche der vern\'fcnftigen Wesen; und zwar lediglich um sein selbst, um des Fortganges willen. Ob \i\f0 ich\i0 das Werkzeug dazu bin, oder \i ein anderer\i0\f1 ; ob es Meine That ist, die da gelingt, oder gehindert wird, oder, ob die eines anderen, gilt mir ganz gleich. Ich betrachte mich \'fcberall nur als eins der Werkzeuge des Vernunftzweckes, und achte und liebe mich, und nehme Antheil an mir nur als solches, und w\'fcnsche das Gelingen meiner That nur, inwiefern sie auf diesen Zweck gellt. Ich betrachte daher alle Weltbegebenheiten ganz auf die gleiche Weise nur in R\'fccksicht auf diesen einigen Zweck; ob sie nun von mir ausgehen, oder von anderen, unmittelbar auf mich sich beziehen, oder auf andere. F\'fcr Verdruss \'fcber pers\'f6nliche Beleidigungen und Kr\'e4nkungen, f\'fcr Erhebung auf pers\'f6nliches Verdienst ist meine Brust verschlossen; denn meine gesammte Pers\'f6nlichkeit ist mir schon l\'e4ngst in der Anschauung des Zieles verschwunden und untergegangen.\f0\par \f1 Mag es immer scheinen, als ob nun die Wahrheit v\'f6llig zum Schweigen gebracht, und die Tugend ausgetilgt werden sollte, als ob die Unvernunft und das Laster diesmal alle Kr\'e4fte aufgeboten h\'e4tten, und sich schlechthin nicht davon w\'fcrden abbringen lassen, f\'fcr Vernunft und wabre Weisheit zu gelten; mag es gerade, indem alle Guten hofften, dass es besser mit dem Menschengeschlechte werden sollte, so schlimm mit ihm werden, als nie; mag das wohl und gl\'fccklich angehobene Werk, worauf mit fr\'f6hlicher Hoffnung das Auge des Gutgesinnten ruhte, pl\'f6tzlich und unversehens in das sch\'e4ndlichste sich umwandeln: das soll mich ebensowenig aus der Fassung bringen, als ein andermal der Anschein, dass nun auf einmal die Erleuchtung wachse und gedeihe, dass Freiheit und Selbstst\'e4ndigkeit sich m\'e4chtig verbreiten, dass mildere Sitten, Friedlichkeit, Nachgiebigkeit, allgemeine Billigkeit unter den Menschen zunehmen, \endash mich tr\'e4ge und nachl\'e4ssig und sicher machen soll, als ob nun alles gelungen w\'e4re. \endash So erscheint es mir; o\f0 der auch es \i ist\i0\f1 so, es ist wirklich so, f\'fcr mich; und ich weiss in beiden F\'e4llen, wie \'fcberhaupt in allen m\'f6glichen F\'e4llen, was ich nun weiter zu thun habe. Ueber alles Uebrige bleibe ich in der vollkommensten Ruhe, denn ich weiss nichts \'fcber alles Uebrige. Jene mir so traurigen Ereignisse k\'f6nnen in dem Plane des Ewigen das n\'e4chste Mittel seyn f\'fcr einen sehr guten Erfolg; jener Kampf des B\'f6sen gegen das Gute kann der letzte bedeutende Kampf desselben seyn sollen, und es kann ihm diesmal verg\'f6nnt seyn, alle seine Kr\'e4fte zu versammeln, um sie zu verlieren, und in seiner ganzen Ohnmacht sich in das Licht zu stellen. Jene mir erfreulichen Erscheinungen k\'f6nnen auf sehr verd\'e4chtigen Gr\'fcnden beruhen; es kann vielleicht nur Vern\'fcnftelei und Abneigung gegen alle Ideen seyn, was ich f\'fcr Erleuchtung; L\'fcsternheit und Z\'fcgellosigkeit, was ich f\'fcr Selbstst\'e4ndigkeit; Ermattung und Schlaffheit, was ich f\'fcr Milde und Friedlichkeit gehalten habe. Ich weiss dies zwar nicht, aber so k\'f6nnte es seyn, und ich h\'e4tte dann ebensowenig Grund \'fcber das erstere mich zu betr\'fcben, als des letzteren mich zu erfreuen. Das aber weiss ich, dass ich in der Welt der h\'f6chsten Weisheit und G\'fcte mich befinde, die ihren Plan ganz durchschaut, und ihn unfehlbar ausf\'fchrt; und in dieser Ueberzeugung ruhe ich und bin selig.\f0\par \f1 Dass es freie, zur Vernunft und Sittlichkeit bestimmte Wesen sind, welche gegen die Vernunft streiten, und ihre Kr\'e4fte zur Bef\'f6rderung der Unvernunft und des Lasters aufbieten, kann mich ebensowenig aus meiner Fassung bringen, und der Gewalt des Unwillens und der Entr\'fcstung mich hingeben. Die Verkehrtheit, dass sie das Gute hassten, weil es gut ist, und das B\'f6se bef\'f6rderten, aus reiner Liebe zum B\'f6sen, als solchem, welche allein meinen gerechten Zorn reizen k\'f6nnte, \endash diese Verkehrtheit schreibe ich keinem zu, der menschliches Angesicht tr\'e4gt; denn ich weiss, dass dieselbe nicht in der menschlichen Natur liegt. Ich weiss, dass es f\'fcr alle, die so handeln, inwiefern sie so handeln, \'fcberhaupt kein B\'f6ses oder Gutes, sondern lediglich ein Angenehmes oder Unangenehmes giebt; dass sie \'fcberhaupt nicht unter ihrer eigenen Botm\'e4ssigkeit, sondern unter der Gewalt der Natur stehen, und dass nicht sie selbst es sind, sondern diese Natur in ihnen, die das erstere mit aller ihrer Macht sucht, und das letztere flieht, ohne R\'fccksicht, ob es \'fcbrigens gut oder b\'f6se sey. Ich weiss, dass sie, nachdem sie nun einmal sind, was sie sind, nicht um das Mindeste anders handeln k\'f6nnen, als sie handeln; und ich bin weit entfernt, gegen die Nothwendigkeit mich zu entr\'fcsten, oder mit der blinden und willenlosen Natur zu z\'fcrnen. Allerdings liegt darin eben ihre Schuld und ihre Unw\'fcrde, dass sie sind, was sie sind, und dass sie, anstatt frei, und etwas f\'fcr sich zu seyn, sich dem Strome der blinden Natur hingeben.\f0\par \f1 Dies allein k\'f6nnte es seyn, das meinen Unwillen erregte; aber ich falle hier mitten in das absolut Unbegreifliche hinein. Ich kann ihnen ihren Mangel an Freiheit nicht zurechnen, ohne sie schon vorauszusetzen als frei, um sich frei zu machen. Ich will mich \'fcber sie erz\'fcrnen, und finde keinen Gegenstand f\'fcr meinen Zorn. Was sie wirklich sind, verdient diesen Zorn nicht; was ihn verdiente, sind sie nicht, und sie w\'fcrden ihn abermals nicht verdienen, wenn sie es w\'e4ren. Mein Unwille tr\'e4fe ein offenbares Nichts. \endash Zwar muss ich sie stets behandeln und mit ihnen reden, als ob sie w\'e4ren, wovon ich sehr wohl weiss, dass sie es nicht sind; ich muss ihnen gegen\'fcber stets voraussetzen, wodurch allein ich ihnen gegen\'fcber zu stehen kommen, und mit ihnen zu handeln haben kann. Die Pflicht gebietet mir einen Begriff von ihnen f\'fcr das Handeln, dessen Gegentheil mir durch die Betrachtung gegeben wird. Und so kann es allerdings geschehen, dass ich mit einer edlen Entr\'fcstung, als ob sie frei w\'e4ren, gegen sie mich kehre, um sie selbst mit dieser Entr\'fcstung gegen sich selbst zu entz\'fcnden; eine Entr\'fcstung, die ich selbst in meinem Innern vern\'fcnftigerweise nie empfinden kann. Nur der handelnde Mensch der Gesellschaft in mir ist es, der der Unvernunft und dem Laster z\'fcrnt, nicht der auf sich selbst ruhende und in sich selbst vollendete, betrachtende Mensch.\f0\par \f1 K\'f6rperliche Leiden. Schmerz und Krankheit, wenn sie mich treffen sollten, werde ich nicht vermeiden k\'f6nnen zu \i f\'fchlen\i0\f0 , denn sie sind Ereignisse meiner Natur, und ich bin und bleibe hienieden Natur; aber sie sollen mich nicht \i\f1 betr\'fcben\i0 . Sie treffen auch nur die Natur, mit der ich auf eine wunderbare Weise zusammenh\'e4nge, nicht Mich selbst, das \'fcber alle Natur erhabene Wesen. Das sichere Ende alles Schmerzes und alle Empf\'e4nglichkeit f\'fcr den Schmerz ist der Tod; und unter allem, was der nat\'fcrliche Mensch f\'fcr ein Uebel zu halten pflegt, ist es mir dieser am wenigsten. Ich werde \'fcberhaupt nicht f\'fcr mich sterben, sondern nur f\'fcr \i\f0 andere\i0\f1 \endash f\'fcr die Zur\'fcckbleibenden, aus deren Verbindung ich gerissen werde; f\'fcr mich selbst ist die Todesstunde Stunde der Geburt zu einem neuen herrlicheren Leben.\f0\par \f1 Nachdem so mein Herz aller Begier nach dem Irdischen verschlossen ist, nachdem ich in der That f\'fcr das Verg\'e4ngliche gar kein Herz mehr habe, erscheint meinem Auge das Universum in einer verkl\'e4rten Gestalt. Die todte lastende Masse, die nur den Raum ausstopfte, ist verschwunden, und an ihrer Stelle fliesst und woget und rauscht der ewige Strom von Leben und Kraft und That \endash vom urspr\'fcnglichen Leben; von Deinem Leben, Unendlicher: denn alles Leben ist Dein Leben, und nur das religi\'f6se Auge dringt ein in das Reich der wahren Sch\'f6nheit.\f0\par \f1 Ich bin dir verwandt, und was ich rund um mich herum erblicke, ist Mir verwandt; es ist alles belebt und beseelt, und blickt aus hellen Geister-Augen mich an, und redet mit Geister-T\'f6nen an mein Herz. Auf das mannigfaltigste zertheilt und getrennt schaue in allen Gestatten ausser mir ich selbst mich wieder, und strahle mir aus ihnen entgegen, wie die Morgensonne in tausend Thautropfen mannigfaltig gebrochen sich selbst entgegengl\'e4nzt.\f0\par \f1 Dein Leben, wie es der Endliche zu fassen vermag, ist sich selbst schlechthin durch sich selbst bildendes und darstellendes Wollen; dieses Leben fliesst, \endash im Auge des Sterblichen mannigfach versinnlicht, \endash durch mich hindurch herab in die ganze unermessliche Natur. Hier str\'f6mt es als sich selbst schaffende und bildende Materie durch meine Adern und Muskeln hindurch, und setzt ausser mir seine F\'fclle ab im Baume, in der Pflanze, im Grase. \i\f0 Ein\i0\f1 zusammenh\'e4ngender Strom, Tropfen an Tropfen, fliesst das bildende Leben in allen Gestalten, und allenthalben, wohin ihm mein Auge zu folgen vermag; und blickt mich an, \endash aus jedem Puncte des Universums anders, \endash als dieselbe Kraft, durch die es in geheimem Dunkel meinen eigenen K\'f6rper bildet. Dort woget es frei, und h\'fcpft und tanzet als sich selbst bildende Bewegung im Thiere, und stellt in jedem neuen K\'f6rper sich dar, als eine andere eigene f\'fcr sich bestehende Welt: dieselbe Kraft, welche, mir unsichtbar, in meinen eigenen Gliedmaassen sich reget und bewegt. Alles was sich regt folgt diesem allgemeinen Zuge, diesem einigen Princip aller Bewegung, das von einem Ende des Universums zum anderen die harmonische Ersch\'fctterung fortleitet: das Thier ohne Freiheit; ich, von welchem in der sichtbaren Welt die Bewegung ausgeht, ohne dass sie darum in mir gegr\'fcndet sey, mit Freiheit.\f0\par \f1 Aber rein und heilig, und deinem eigenen Wesen so nahe, als im Auge des Sterblichen etwas ihm seyn kann, fliesset dieses dein Leben hin als Band, das Geister mit Geistern in Eins verschlingt, als Luft und Aether der Einen Vernunftwelt; undenkbar und unbegreiflich, und doch offenbar da liegend vor dem geistigen Auge. In diesem Lichtstrome fortgeleitet schwebt der Gedanke, unaufgehalten und derselbe bleibend von Seele zu Seele, und kommt reiner und verkl\'e4rt zur\'fcck aus der verwandten Brust. Durch dieses Geheimniss findet der Einzelne sich selbst, und versteht und liebt sich selbst nur in einem anderen; und jeder Geist wickelt sich los nur von anderen Geistern, und es giebt keinen Menschen, sondern nur eine Menschheit, kein einzelnes Denken und Lieben und Hassen, sondern nur ein Denken und Lieben und Hassen in und durch einander. Durch dieses Geheimniss str\'f6mt die Verwandtschaft der Geister in der unsichtbaren Welt fort bis in ihre k\'f6rperliche Natur, und stellt sich dar in zwei Geschlechtern, die, wenn auch jedes geistige Band zerreissen k\'f6nnte, schon als Naturwesen gen\'f6thigt sind, sich zu lieben; fliesst aus in die Z\'e4rtlichkeit der Eltern und Kinder und Geschwister, gleich als ob die Seelen ebenso aus Einem Blute entsprossen w\'e4ren, wie die Leiber, und die Gem\'fcther Zweige und Bl\'fcthen desselben Stammes w\'e4ren; und umfasset von da aus in engeren oder weiteren Kreisen die ganze empfindende Welt. Selbst ihrem Hasse liegt der Durst nach Liebe zum Grunde, und es entsteht keine Feindschaft, ausser aus versa\f0 gter Freundschaft.\par \f1 Dieses ewige Leben und Regen in allen Adern der sinnlichen und geistigen Natur erblickt mein Auge durch das, was Anderen todte Masse scheint, hindurch; und siehet dieses Leben stets steigen und wachsen, und zum geistigeren Ausdrucke seiner selbst sich verkl\'e4ren. Das Universum ist mir nicht mehr jener in sich selbst zur\'fccklaufende Cirkel, jenes unaufh\'f6rlich sich wiederholende Spiel, jenes Ungeheuer, das sich selbst verschlingt, um sich wieder zu geb\'e4ren, wie es schon war; es ist vor meinem Blicke vergeistiget, und tr\'e4gt das eigene Gepr\'e4ge des Geistes: stetes Fortschreiten zum Vollkommeneren in einer geraden Linie, die in die Unendlichkeit geht.\f0\par \f1 Die Sonne gehet auf und gebet unter, und die Sterne versinken und kommen wieder, und alle Sph\'e4ren halten ihren Cirkeltanz; aber sie kommen nie so wieder, wie sie verschwanden, und in den feuchtenden Quellen des Lebens ist selbst Leben und Fortbilden. Jede Stunde, von ihnen herbeigef\'fchrt, jeder Morgen und jeder Abend sinkt mit neuem Gedeihen herab auf die Welt; neues Leben und neue Liebe enttr\'e4ufelt den Sph\'e4ren, wie die Thautropfen der Wolke, und umf\'e4ngt die Natur, wie die k\'fchle Nacht die Erde.\f0\par \f1 Aller Tod in der Natur ist Geburt, und gerade im Sterben erscheint sichtbar die Erh\'f6hung des Lebens. Es ist kein t\'f6dtendes Princip in der Natur, denn die Natur ist durchaus lauter Leben; nicht der Tod t\'f6dtet, sondern das lebendigere Leben, welches, hinter dem alten verborgen, beginnt und sich entwickelt. Tod und Geburt ist bloss das Ringen des Lebens mit sich selbst, um sich stets verkl\'e4rter und ihm selbst \'e4hnlicher darzustellen. Und \i\f0 mein\i0\f1 Tod k\'f6nnte etwas Anderes seyn \endash meiner, der ich \'fcberhaupt nicht eine blosse Darstellung und Abbildung des Lebens bin, sondern das urspr\'fcngliche, allein wabre und wesentliche Leben in mir selbst trage? \endash Es ist gar kein m\'f6glicher Gedanke, dass die Natur ein Leben vernichten solle, das aus ihr nicht stammt; die Natur, um deren willen nicht ich, sondern die selbst nur um meinetwillen lebt.\f0\par \f1 Aber selbst mein nat\'fcrliches Leben, selbst diese blosse Darstellung des inneren unsichtbaren Lebens vor dem Blicke des Endlichen, kann sie Dicht vernichten, weil sie sonst sich selbst m\'fcsste vernichten k\'f6nnen; sie, die bloss f\'fcr mich, und um meinetwillen da ist, und nicht ist, wenn ich nicht bin. Gerade darum weil sie mich t\'f6dtet, muss sie mich neu beleben; es kann nur mein in ihr sich entwickelndes h\'f6heres Leben seyn, vor welchem mein gegenw\'e4rtiges verschwindet; und das, was der Sterbliche Tod nennt, ist die sichtbare Erscheinung einer zweiten Belebung. St\'fcrbe kein vern\'fcnftiges Wesen auf der Erde, das da nun einmal ihr Licht erblickt h\'e4tte, so w\'e4re kein Grund da, eines neuen Himmels und einer neuen Erde zu harren: die einzig m\'f6gliche Absicht dieser Natur, Vernunft darzustellen und zu erhalten, w\'e4re schon hienieden erf\'fcllt, und ihr Umkreis w\'e4re geschlossen. Aber der Act, durch den sie ein freies selbstst\'e4ndiges Wesen t\'f6dtet, ist ihr feierliches, aller Vernunft kundbares Hin\'fcberschreiten \'fcber diesen Act, und \'fcber die ganze Sph\'e4re, die sie dadurch beschliesst; die Erscheinung des Todes ist der Leiter, an welchem mein geistiges Auge zu dem neuen Leben meiner selbst, und einer Natur f\'fcr mich hin\'fcbergleitet.\f0\par \f1 Jeder meines Gleichen, der aus der irdischen Verbindung heraustritt, und der meinem Geiste nicht f\'fcr vernichtet gelten kann \endash denn er ist meines Gleichen \endash zieht meinen Gedanken mit sich hin\'fcber; er \i\f0 ist\i0\f1 noch, und ihm geb\'fchrt eine St\'e4tte. Indess wir hienieden um ihn trauern, so wie Trauer seyn w\'fcrde, wenn sie k\'f6nnte im dumpfen Reiche der Bewusstlosigkeit, wenn sich ihm ein Mensch zum Lichte der Erdensonne entreisst, ist dr\'fcben Freude, dass der Mensch zu ihrer Welt geboren wurde, so wie wir Erdenb\'fcrger die unserigen mit Freude empfangen. Wenn ich einst ihnen folgen werde, wird f\'fcr mich nur Freude seyn; denn die Trauer bleibt in der Sph\'e4re zur\'fcck, die ich verlasse.\f0\par \f1 Es verschwindet vor meinem Blicke und versinkt die Welt, die ich noch soeben bewunderte. In aller F\'fclle des Lebens; der Ordnung und des Gedeihens, welche ich in ihr schaue, ist sie doch nur der Vorhang, durch die eine unendlich vollkommenere mir verdeckt wird, und der Keim, aus dem diese sich entwickeln soll. Mein Glaube tritt hinter diesen Vorhang, und erw\'e4rmt und belebt diesen Keim. Er sieht nichts Bestimmtes, aber er erwartet mehr, als er hienieden fassen kann, und je in der Zeit wird fassen k\'f6nn\f0 en.\par \par \f1 So lebe und so bin ich, und so bin ich unver\'e4nderlich, fest und vollendet f\'fcr alle Ewigkeit; denn dieses Seyn ist kein von aussen angenommenes, es ist mein eigenes, einiges wahres Seyn und Wesen.\f0\par \i\par \par [Fichte: Die Bestimmung des Menschen. Quellen Philosophie: Deutscher Idealismus, S. 10444\par (vgl. Fichte-W Bd. 2, S. 165 ff.)]\i0 \par \f2\par }